Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Betriebssysteme und Lizenzbedingungen


von Steffen (Gast)


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Guten Tag!

Ich programmiere jetzt schon seit längerem hobbymäßig. Bisher habe ich 
kleinere Projekte immer ohne OS umgesetzt. Also direkt in C mit der 
jeweiligen Hersteller IDE.

Um mich mal wieder ein bisschen weiterzuentwickeln wollte möchte ich mit 
embedded Betriebssystemen (FreeRTOS oder Embedded Linux) starten.

Was würdet Ihr mir da empfehlen? Da ich noch kein spezielles Projekt vor 
Augen habe wäre es am besten wenn es möglichst vielseitig ist. 
Echtzeitanwendungen sehe ich bei mir aktuell noch nicht so wirklich.

Aktuell tendiere ich zu Linux und wollte damit starten mit "Linux from 
Scratch" mein "eigenes" Linux aufzusetzten. Ich denke so bekommt man 
einen guten Einstieg zur Funktionsweise.

Da ich mir zumindest die Option eines späteren Vertriebs offenhalten 
möchte wollte ich mich aber schon frühzeitig mit den Lizenzbedingungen 
auseinandersetzen.

Ich habe auch schon ein bisschen recherchiert, aber ich konnte keine 
Quellen finden die z.B. die GPL Lizenzbedingungen mal ein bisschen 
verständlich ausdröseln. Wo kann man sich da ein bisschen einlesen? Am 
besten wäre eine Art Leitfaden. So könnte ich mir mal einen Überblick 
verschaffen.

Vielen Dank!

Steffen

von Stefan F. (Gast)


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FreeRTOS und Embedded Linux haben ungefähr so viel gemeinsam wie ein 
Bagger mit einem Linienbus.

Was ich damit sagen will: Es kommt sehr darauf an, was du machen willst.

Deine Idee, ein eigenes Linux from Scratch aufzusetzen halte ich für 
sehr fragwürdig. Bis du dir bewusst, was du dir da vorgenommen hast? Das 
ist absolut nichts für Einsteiger.

Außerdem brauchst du einen zu Linux kompatiblen Rechner. Wie es der 
Zufall will, werden diese bereits mit einer fertigen Linux Distribution 
verkauft. Und genau die solltest du nutzen. In zehn Jahren, wenn du jede 
Datei persönlich kennst, kannst du dich mal daran versuchen, ein eigene 
Linux "from Scratch" aufzusetzen.

Eine kommentierte deutsche Übersetzung der GPL findest du dort: 
https://www.gnu.de/documents/index.de.html

Aber auch das verstehen normal-sterbliche kaum. Konsultiere einen 
Juristen, der Dir das erklärt. Das Grundprinzip der GPL ist: Wenn du 
etwas verkaufst, dass von GPL Produkten abhängt, dann musst du deines 
ebenfalls unter GPL stellen und die Quelltexte samt Build-Scripte 
kostenlos veröffentlichen.

von Steffen (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> FreeRTOS und Embedded Linux haben ungefähr so viel gemeinsam wie ein
> Bagger mit einem Linienbus.

Haha :D ... okay. Wo liegt denn der wesentliche Unterschied?

> Was ich damit sagen will: Es kommt sehr darauf an, was du machen willst.

Eben das weiß ich noch nicht ganz genau. Deswegen möchte ich mich mit 
etwas möglichst vielseitigem auseinandersetzen. Bisher habe ich halt 
einfach nur Controller in C programmiert und jetzt möchte ich mich ganz 
gerne ein bisschen weiterentwickeln. Was würdest du denn für den 
nächsten Schritt empfehlen?

Stefan ⛄ F. schrieb:
> Deine Idee, ein eigenes Linux from Scratch aufzusetzen halte ich für
> sehr fragwürdig. Bis du dir bewusst, was du dir da vorgenommen hast? Das
> ist absolut nichts für Einsteiger.

Ne bin ich mir nicht :D.

http://www.linuxfromscratch.org/lfs/

Die Beschreibung im Link hörte sich für mich ganz gut an.

Stefan ⛄ F. schrieb:
> Aber auch das verstehen normal-sterbliche kaum. Konsultiere einen
> Juristen, der Dir das erklärt. Das Grundprinzip der GPL ist: Wenn du
> etwas verkaufst, dass von GPL Produkten abhängt, dann musst du deines
> ebenfalls unter GPL stellen und die Quelltexte samt Build-Scripte
> kostenlos veröffentlichen.

Die GPL habe ich mir auch schon angeschaut und es auch grob verstanden. 
Es geht mir aber mehr um die ganz konkreten Bedingungen die man beachten 
muss wenn man das Produkt eventuell mal verkaufen möchte. Z.B. mit der 
Verlinkung und co. Einen Juristen möchte ich da gerade noch nicht 
beauftragen, da ich ja nichtmal eine konkrete Idee für ein Produkt habe. 
Ich habe gehofft das es da vielleicht gute Literatur bzw. Leitfäden 
gibt. Mit dieser Problematik müssen sich alle kleinen Entwickler ja 
irgendwann mal auseinandersetzen.

Vielen Dank!

Steffen

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Steffen schrieb:
> Ne bin ich mir nicht :D.
>
> http://www.linuxfromscratch.org/lfs/
>
> Die Beschreibung im Link hörte sich für mich ganz gut an.

Ja, die ist auch "ganz gut". Jetzt in erster Linie nicht direkt, um 
schwerpunktmaessig embedded Linux zu verstehen, aber doch um zu 
verstehen, wie so ein GNU/Linux tickt, wie das mit (cross)compilerbau so 
laeuft, etc.
Also solide Grundlagen.
Ich wuerd' nur empfehlen, das zum ersten Mal nicht auf einem 
Produktivrechner zu machen, man schiesst sich da am Anfang mal gerne aus 
Versehen in den Fuss ;-)
Nur hat LFS/BLFS selbst auch nix mit den Lizenzen zu tun. Das muss man 
dann halt woanders lesen, bzw. sich irgendwo aufschlauen - nur hab' ich 
da Zweifel, dass das irgendwo im www so richtig rechtssicher moeglich 
ist.

Gruss
WK

von Steffen (Gast)


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Wichtig wäre auch wann überhaupt eine kommerzielle Nutzung von Software 
vorliegt.

Wenn ich zum Beispiel eigene Raspberry Pi ähnliche Hardware mit nem 
Debian Betriebssystem und meiner eigenen Software verkaufen will ist das 
dann sofort eine kommerzielle Nutzung von Debian oder hängt es dann 
davon ab wie ich mein Porgramm mit dem Betriebssystem verknüpfe.

Wie sieht das überhaupt hinsichtlich Hardware aus. Ich erinnere mich 
daran das unser Prof in einer Vorlesung mal meinte das Schaltungen zum 
Beispiel gar nicht Patentfähig sind. Kann man dann sich dann z.B. beim 
Raspberry einfach die Schaltung abgucken.

Versteht mich nicht falsch ich will nicht alles klauen und abgucken aber 
es interessiert mich einfach. Gibt es vielleicht auch irgendwelche 
Modelle um die jeweiligen Hersteller später am Erlös zu beteiligen oder 
ähnliches?

Ich habe da wirklich 1000 fragen und würde mich halt ganz gerne ohne 
Anwalt mit der Thematik auseinandersetzen.

Danke!

von S. R. (svenska)


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Steffen schrieb:
> Was würdet Ihr mir da empfehlen? Da ich noch kein
> spezielles Projekt vor Augen habe wäre es am besten
> wenn es möglichst vielseitig ist.

Das Universalbetriebssystem gibt es nicht.

FreeRTOS passt für "klein bis mittel" (RAM zweistellig KB bis MB),
Linux für "mittel bis riesig" (RAM zweistellig MB bis TB),
es gibt auch Systeme für "winzig".
Der Funktionsumfang variiert entsprechend.

Du musst dich also zumindest auf eine Größenklasse festlegen.

Echtzeit mit Linux ist möglich, aber nicht ganz einfach.

> Aktuell tendiere ich zu Linux und wollte damit starten mit "Linux from
> Scratch" mein "eigenes" Linux aufzusetzten. Ich denke so bekommt man
> einen guten Einstieg zur Funktionsweise.

Das kann man machen, ist aber nicht die beste Variante. Ein System auf 
Basis der vollständigen GNU-Tools ist zwar schick und kompatibel, aber 
sehr aufwändig. Distributionen patchen diverse Pakete, aus guten 
Gründen.

Schau dir lieber mal Systeme wie buildroot an. Da fällt hinten ein 
bootbares Image auf Basis von BusyBox (auch anschauen) raus.

> Da ich mir zumindest die Option eines späteren Vertriebs
> offenhalten möchte wollte ich mich aber schon frühzeitig
> mit den Lizenzbedingungen auseinandersetzen.

Da du mit verschiedenen Lizenzen hantierst, ist das schwierig.

Was die GPL betrifft, so musst du sämtliche Quelltexte (und eigene 
Patches) auf Anfrage bereitstellen können. Nutzt du ein Projekt wie 
buildroot als Basis, dann reicht es aus, wenn du die genaue Version und 
Konfiguration von buildroot bereitstellst.

Für GPLv3 und LGPLv3 gilt, dass ein Dritter den Code bauen und auf der 
Zielhardware auch ausführen können muss. Ob das legal geht, hängt von 
deinem Hausjuristen ab - bei uns geht das nicht, daher ist (L)GPLv3 bei 
meinem Arbeitgeber schlicht verboten.

Dein persönlicher Aufwand hängt am Ende eigentlich nur davon ab, wieviel 
Arschloch du sein willst. Am Ende besteht dein System aus vielen 
Opensource-Komponenten und ein paar Eigenentwicklungen. Wenn du letztere 
sinnvoll in dein Basissystem integrierst, dann hindert dich niemand 
daran, das Basissystem auf Github zu kippen und deine eigenen Pakete 
lokal zu pflegen.

Willst du stattdessen unter allen Umständen verhindern, dass auch nur 
eine Zeile deines eigenen Codes veröffentlicht wird oder Fremdcode auf 
deiner Hardware ausgeführt wird, dann wird das natürlich schwieriger.

Aus einem Kackehaufen die entsprechenden Tarballs zu extrahieren, um sie 
dann getrennt auf einem geschützten FTP-Server zu lagern, dessen 
Zugangsdaten nur auf Anfrage kurzzeitig bereitgestellt werden... ja, 
geht auch. Ist aber Orschlach.

> Ich habe auch schon ein bisschen recherchiert, aber ich konnte keine
> Quellen finden die z.B. die GPL Lizenzbedingungen mal ein bisschen
> verständlich ausdröseln.

Frag einen Juristen. Der kann dir eine kompetente Antwort geben. Frag 
zwei weitere Juristen und du bekommst mindestens eine dazu 
widersprüchliche Antwort. Vergleiche mit einem Leitfaden und du bekommst 
weitere Widersprüche.

Steffen schrieb:
> Wenn ich zum Beispiel eigene Raspberry Pi ähnliche Hardware
> mit nem Debian Betriebssystem und meiner eigenen Software
> verkaufen will ist das dann sofort eine kommerzielle Nutzung

Wenn du damit Geld verdienst, wird grundsätzlich kommerzielle Nutzung 
angenommen. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber die musst du erstmal 
nachweisen. Würde ich nicht drauf bauen.

: Bearbeitet durch User
von Steffen (Gast)


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Dergute W. schrieb:
> Ja, die ist auch "ganz gut". Jetzt in erster Linie nicht direkt, um
> schwerpunktmaessig embedded Linux zu verstehen, aber doch um zu
> verstehen, wie so ein GNU/Linux tickt, wie das mit (cross)compilerbau so
> laeuft, etc.
> Also solide Grundlagen.

So hatte ich das auf der Seite nämlich auch verstanden. Da Linux ja vor 
allem im Bezug auf IOT immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Dergute W. schrieb:
> Ich wuerd' nur empfehlen, das zum ersten Mal nicht auf einem
> Produktivrechner zu machen, man schiesst sich da am Anfang mal gerne aus
> Versehen in den Fuss ;-)

Das ist klar :). Würde ich wenn auf einem RPi machen.

Dergute W. schrieb:
> Nur hat LFS/BLFS selbst auch nix mit den Lizenzen zu tun.

Dessen bin ich mir auch bewusst.

> Das muss man dann halt woanders lesen, bzw. sich irgendwo aufschlauen - nur hab' 
ich
> da Zweifel, dass das irgendwo im www so richtig rechtssicher moeglich
> ist.

Es muss auch nicht zu 1000% rechtssicher sein. Es geht mir nur darum 
überhaupt einen groben Überblick zu bekommen. Dafür reicht das einfache 
lesen der Lizenz-Texte halt nicht aus :D.

Danke

von Stefan F. (Gast)


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Steffen schrieb:
> Wo liegt denn der wesentliche Unterschied?

Überall. Frage eher, wo die Gemeinsamkeiten liegen: Man kann mehrere 
Tasks parallel ausführen. Das kann man aber auch ohne RTOS und ohne 
Linux.

> Was würdest du denn für den nächsten Schritt empfehlen?

Erstmal keine Brötchen backen. Zum Beispiel die Grundlagen mit einem 
Arduino Set erforschen oder damit anfangen: 
http://stefanfrings.de/mikrocontroller_buch/index.html

> Mit dieser (GPL) Problematik müssen sich alle kleinen Entwickler ja
> irgendwann mal auseinandersetzen.

Nein, das machen die Juristen der Firmen.

von Stefan F. (Gast)


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Steffen schrieb:
> Es muss auch nicht zu 1000% rechtssicher sein.

Selbst 90% Rechtssicherheit ist bei der kommerziellen Nutzung von 
Open-Source schwierig zu erreichen. Eben weil die Rechtslage nicht so 
eindeutig ist, wie die Mathematik.

Mir wurde mal vorgeworfen, etwas kommerziell zu nutzen, weil ich auf 
meiner Homepage einen einzigen Werbebanner hatte. Für mich der 
einfachere Weg, auf die Werbung (und das bisschen Geld) zu verzichten, 
als mich auf einen Rechtsstreit einzulassen.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Steffen schrieb:
> Kann man dann sich dann z.B. beim
> Raspberry einfach die Schaltung abgucken.

Da wuerd' ich mir sie eh' nicht abgucken. Eher aus den 
Originaldatenblaettern der Chiphersteller. Und die werden dich kaum 
verklagen, wenn du damit ihre Chips kaufst.

Steffen schrieb:
> Es geht mir nur darum
> überhaupt einen groben Überblick zu bekommen.

OK - der ganz grobe Ueberblick:
1.) Link' nix Geheimes gegen was, was unter der GPL steht.
2.) Link' nix Geheimes statisch gegen was, was unter der LGPL steht.

Gruss
WK

von Stefan F. (Gast)


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Dergute W. schrieb:

> OK - der ganz grobe Ueberblick:
> 1.) Link' nix Geheimes gegen was, was unter der GPL steht.
> 2.) Link' nix Geheimes statisch gegen was, was unter der LGPL steht.

Was "liken" genau heißt, darüber darf man sich im Zweifelsfall vor 
Gericht streiten. Programme die von GPL Produkten abhängig sind, gelten 
nämlich auch als angeleitete Werke, selbst wenn sie sich unabhängig 
compilieren und vielleicht sogar starten lassen.

von eldorado (Gast)


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Aus meiner Sicht ist Suse Linux , z.B. 13.1 immer eine Empfehlung.

Für commerzielle Anwendung eher zugelassene OS verwenden.( mit Lizens )

von Stefan F. (Gast)


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eldorado schrieb:
> Aus meiner Sicht ist Suse Linux , z.B. 13.1 immer eine Empfehlung.
> Für commerzielle Anwendung eher zugelassene OS verwenden.( mit Lizens )

Auch SuSE Linux besteht zu mehr als 90% aus GPL Software.

von Steffen (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Erstmal keine Brötchen backen. Zum Beispiel die Grundlagen mit einem
> Arduino Set erforschen

Bin kein Profi aber ich habe halt mittlerweile schon ein paar Sachen 
gemacht. Größtes Projekt war die Umsetzung eines BMS. Ein bisschen 
Erfahrung hab ich also schon :). Ich habe Erfahrungen mit Controllern 
von Atmel, Microchip und ST.

Stefan ⛄ F. schrieb:
> Was "liken" genau heißt, darüber darf man sich im Zweifelsfall vor
> Gericht streiten. Programme die von GPL Produkten abhängig sind, gelten
> nämlich auch als angeleitete Werke, selbst wenn sie sich unabhängig
> compilieren und vielleicht sogar starten lassen.

Ich frage mich auch schon die ganze Zeit wie weit der Begriff linken 
auszulegen ist :D.

Im Bezug auf Linux und GPL steht bei Wikipedia zumindest folgendes:

"Jedoch muss Software, welche als Anwendungsprogramm unter einem 
GPL-lizenzierten Betriebssystem wie GNU/Linux läuft, nicht zwangsweise 
unter GPL oder quelloffen vertrieben werden. Die Lizenzierung ist dann 
nur von den verwendeten Bibliotheken und Software-Teilen abhängig (nicht 
von der unterliegenden Plattform)."

Aber das ist natürlich auch keine gute Quelle :D. Allerdings wird hier 
auf folgendes Werk verwiesen:

https://www.ifross.org/Druckfassung/Die_GPL_kommentiert_und_erklaert.pdf#page=75&zoom=100,0,520

eldorado schrieb:
> Für commerzielle Anwendung eher zugelassene OS verwenden.( mit Lizens )

Hast du da ein paar Beispiele?

Danke!

von S. R. (svenska)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Mir wurde mal vorgeworfen, etwas kommerziell zu nutzen,
> weil ich auf meiner Homepage einen einzigen Werbebanner hatte.

Das betrachte ich unbesehen weniger als "da gibt es eine problematische 
Rechtsauffassung", sondern als "dir ans Bein pissen wollen". Solche 
Menschen gibt es (leider), und du bist hier im Forum bekannt.

Stefan ⛄ F. schrieb:
> Programme die von GPL Produkten abhängig sind, gelten
> nämlich auch als angeleitete Werke, selbst wenn sie sich
> unabhängig compilieren und vielleicht sogar starten lassen.

Das hätte ich gerne mal genauer erklärt. In der von dir beschriebenen 
Allgemeinheit ist das nämlich schlicht falsch.

Hättest du Recht, dann wäre jede Linux-spezifische Anwendung 
prinzipiell ein von der GPL abgeleitetes Werk und das ist offensichtlich 
nicht der Fall. Gegenbeweis: Android (funktioniert nicht ohne 
Linux-Kernel).

Dergute W. schrieb:
> OK - der ganz grobe Ueberblick:
> 1.) Link' nix Geheimes gegen was, was unter der GPL steht.
> 2.) Link' nix Geheimes statisch gegen was, was unter der LGPL steht.

Eventuell noch:
3.) Meide (L)GPLv3, wenn deine Hardware abgesichert sein muss/soll.
4.) Wähle bei dual-lizenzierter Software (BSD/GPL, "GPLv2 oder neuer", 
etc.) bewusst eine der Optionen aus und halte dich daran.

von Dirk (Gast)


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>Embedded Linux

Wenn Du damit Professionel anfangen willst, dann führt kein Weg vorbei 
an Openembedded Yocto Linux, dazu reicht erstmal ein RPI als Hardware.

Wenn Du verstehst, wie Du Dir dein eigenes Image und Rezepte vergehen 
schon ein paar Tage.

von Til S. (Firma: SEGGER) (til_s)


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Steffen schrieb:
> Um mich mal wieder ein bisschen weiterzuentwickeln wollte möchte ich mit
> embedded Betriebssystemen (FreeRTOS oder Embedded Linux) starten.
>
> Was würdet Ihr mir da empfehlen?

Als Alternative zu FreeRTOS kann ich dir embOS empfehlen. Kannst du für 
nicht kommerzielle Projekte kostenlos einsetzen und wenn es kommerziell 
wird sind die Lizenzfragen auch schnell geklärt. Nachteil ist das es 
dann natürlich Geld kostet. Vorteil ist das es out of the box läuft und 
ich Support geben kann falls du Fragen hast.
https://www.segger.com/products/rtos/embos/
https://www.segger.com/downloads/embos/UM01001

Portierungen gibt es für so ziemlich alles. Ich würde dir empfehlen mit 
irgendeinem günstigen STM32 Nucleo oder Discovery Board zu starten. Dann 
die beiden folgenden Sachen downloaden und einfach damit rumspielen:
https://www.segger.com/downloads/embos/embOS_CortexM_EmbeddedStudio_Trial
https://www.segger.com/downloads/embedded-studio

VG,
Til

von PCB (Gast)


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Wenn es ein Embedded Linux werden soll, beschäftige Dich besser mit 
einem Linux Buildsystemen. Glaube Yocto wurde weiter oben schon genannt.

https://www.yoctoproject.org/
https://www.openembedded.org/wiki/Main_Page

von PCB (Gast)


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Hardware abhängige Dateien bekommst für die Buildsysteme beim jeweiligen 
Hersteller.

von TR.OLL (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> FreeRTOS und Embedded Linux haben ungefähr so viel gemeinsam wie ein
> Bagger mit einem Linienbus.
>

Vorwärts kommt man mit beiden.

von Steffen (Gast)


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S. R. schrieb:
> Hättest du Recht, dann wäre jede Linux-spezifische Anwendung
> prinzipiell ein von der GPL abgeleitetes Werk und das ist offensichtlich
> nicht der Fall. Gegenbeweis: Android (funktioniert nicht ohne
> Linux-Kernel).

In dem Buch aus meinem Link (s.S. 64 ff.) wird darauf genauer 
eingegangen. Eine klare Abgrenzung ist da wirklich schwierig. Dem Buch 
ist auch zu entnehmen das es kaum Rechtssprechungen gibt (zumindest zum 
Zeitpunkt der Erstellung des Buches).

Dirk schrieb:
> Wenn Du damit Professionel anfangen willst, dann führt kein Weg vorbei
> an Openembedded Yocto Linux, dazu reicht erstmal ein RPI als Hardware.

Schaue ich mir mal an :). Danke!

Dirk schrieb:
> Wenn Du verstehst, wie Du Dir dein eigenes Image und Rezepte vergehen
> schon ein paar Tage.

Das ist ja kein Problem. Aktuell hat man ja viel Zeit.

Til S. schrieb:
> Als Alternative zu FreeRTOS kann ich dir embOS empfehlen. Kannst du für
> nicht kommerzielle Projekte kostenlos einsetzen und wenn es kommerziell
> wird sind die Lizenzfragen auch schnell geklärt. Nachteil ist das es
> dann natürlich Geld kostet. Vorteil ist das es out of the box läuft und
> ich Support geben kann falls du Fragen hast.

Schaue ich mir auch mal an. Sehe ich bei dem ganzen Open Source Lizenz 
spaß gar nicht mal so als Nachteil :D.

Auf der Seite steht:
"CPU licenses and buyouts are available upon request. "

Ist damit gemeint das man auch Lizenzen für einzelne Controller kaufen 
kann? Das ich zum Beispiel 5 Produkte verkaufe und nur für die 5 dann 
jeweils eine kleine Gebühr bezahle oder verstehe ich das falsch.

Ich möchte große Investitionen natürlich am Anfang vermeiden.

Ich hab aber auch noch eine Frage zur Haftung.

Angenommen ich verkaufe BMS-Systeme an Privatkunden und der Akku brennt 
wegen einem Fehler im BMS ab ... (natürlich nicht mein Ziel) :D. Bin ich 
da mit einer einfachen Haftungsbeschränkung fein raus oder muss man sich 
als Entwickler auch darüber Gedanken machen. Natürlich nur an 
Privatpersonen. Große Unternehmen werden so eine Haftungsbeschränkung 
vermutlich nicht akzeptieren :D.

Vielen Dank für eure Beiträge!!!!!

Steffen

von Ntldr -. (ntldr)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Wenn du
> etwas verkaufst, dass von GPL Produkten abhängt, dann musst du deines
> ebenfalls unter GPL stellen und die Quelltexte samt Build-Scripte
> kostenlos veröffentlichen.

Veröffentlichen musst du tatsächlich nichts. Es reicht völlig aus, 
deinen Käufern den Quellcode bereitzustellen. Die Käufer können dann 
aber natürlich deinen Quellcode veröffentlichen (steht ja unter GPL).

Steffen schrieb:
> Ich frage mich auch schon die ganze Zeit wie weit der Begriff linken
> auszulegen ist :D.

Das ist leider so eine Problematik mit open source Lizenzen. In den 
meisten Fällen gibt es niemanden der klagt, auch wenn die Lizenz ganz 
offensichtlich gebrochen wird. Das lohnt sich in den meisten Fällen 
einfach nicht - insbesondere wenn man wie z.B. in den USA den Anwalt 
auch dann noch selbst zaht, wenn man gewinnt.

Dementsprechend gibt es nur sehr wenige Urteile insgesamt und - für uns 
wichtiger - kaum Urteile nach deutschem Recht. Insbesondere bei 
komplexeren und sehr US-zentrischen Lizenzen ist in Deutschland Chaos 
vorprogrammiert.

Auch ist linken als Begriff eher unklar, da viele moderenere 
Programmiersprachen gar kein klassisches linken mehr kennen. Wenn dann 
noch dynamisch zwischen zwei API-kompatiblen Bibliotheken (eine GPL eine 
nicht-GPL) umgeschaltet werden kann, ist auch eher unklar, ob das 
Gesamtprogramm noch von der GPL abhängt.

Ich selbst halte es da recht einfach. In privaten Projekte ohne 
Veröffentlichung sind mir Lizenzen komplett egal und werden ignoriert. 
Kein Kläger - Kein Richter. Wenn ich das ganze irgendwann als open 
source veröffentlichen will schau ich grob drüber (die meisten Lizenzen 
sind mir grob bekannt), was die Lizenzen verlangen. Im Zweifel ist da 
die Schadenssumme aber eher begrenzt.

@Work haben wir eine Liste generell erlaubter Lizenzen (z.B. MIT), eine 
Liste mit generell verbotenen Lizenzen (z.B. AGPL) und eine Liste mit 
Lizenzen bei denen die Juristen und/oder Projektleiter vorab entscheiden 
müssen (z.B. GPL). Für jedes Projekt werden dann noch die verwendeten 
Subprojekte (und deren Abhängigkeiten) notiert, damit man zeitnah 
herausfinden kann unter welchen Lizenzen das Projekt letztendlich stehen 
kann. Extern zugekaufte Software wird dann genauso behandelt, da gibt es 
dann nur einen "Lizenzeintrag" pro Software.

von Til S. (Firma: SEGGER) (til_s)


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Steffen schrieb:
> Auf der Seite steht:
> "CPU licenses and buyouts are available upon request. "
>
> Ist damit gemeint das man auch Lizenzen für einzelne Controller kaufen
> kann? Das ich zum Beispiel 5 Produkte verkaufe und nur für die 5 dann
> jeweils eine kleine Gebühr bezahle oder verstehe ich das falsch.

Wir bieten verschiedene Lizenzmodelle an und die CPU und Buyout Lizenz 
sind die größten und teuersten Lizenzen, die auch sehr individuell sind. 
Deswegen findest du für diese beiden im Gegensatz zu allen anderen 
Lizenzen keine Preise auf unserer Webseite.

Für dich in Frage kommt aber eher eine Single Developer Lizenz wenn du 
alleine entwickelst. Dann bezahlst du einmal und kannst damit so viele 
Produkte entwickeln, wie du möchtest. Auch Stückzahlen interessieren uns 
nicht. Solche Lizenzen können natürlich nicht immer alles abdecken. 
Deswegen kann man mit den Sales Kollegen reden und findet eigentlich 
immer eine Lösung, die für beide Seiten passt. Eine Single Developer 
Object Code Lizenz liegt bei 2500,- Euro.

Hier findest du die Preise:
https://www.segger.com/purchase/pricing/embos/

von Stefan F. (Gast)


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S. R. schrieb:
> Das hätte ich gerne mal genauer erklärt... Hättest du Recht,

Siehst du, ich hatte das wie gesagt erwartet. Es macht aber keinen Sinn, 
hier über irgendeine fiktive Sache zu diskutieren und außerdem bin 
zumindest ich kein Jurist. Deswegen belasse ich es mal bei der Aussage, 
dass es sich um eine Grauzone handelt.

Was dein Android angeht: Das ist Open-Source und doch wurde dessen GPL 
Konformität lange Zeit von Juristen bezweifelt. Auch SuSE hatte mit 
seiner Linux Distribution Probleme, weil Teile (z.B. Yast) anfangs nicht 
Open-Source waren.

von Lothar (Gast)


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von S. R. (svenska)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Was dein Android angeht: Das ist Open-Source und doch wurde
> dessen GPL Konformität lange Zeit von Juristen bezweifelt.

Das ist eine andere Frage, da "Open Source" noch lange nicht heißt, dass 
die Lizenzen auch kompatibel sind; z.B. ist GPL-Code (sowie einige 
andere) in den BSD-Betriebssystemen aus lizenzrechtlichen Gründen 
verboten.

Android stand nie unter der GPL und Google arbeitet systematisch daran, 
sämtlichen GPL-Code aus Android zu entfernen (z.B. Busybox -> Toybox). 
Effektiv bleibt nur noch der Linux-Kernel als wesentlicher 
Android-Bestandteil.

Steffen schrieb:
> Angenommen ich verkaufe BMS-Systeme an Privatkunden und der Akku brennt
> wegen einem Fehler im BMS ab ... (natürlich nicht mein Ziel) :D.
> Bin ich da mit einer einfachen Haftungsbeschränkung fein raus oder
> muss man sich als Entwickler auch darüber Gedanken machen.

Faustregel: Du kannst nicht ein Gerät verkaufen und "keine Garantie, 
Pech gehabt" ranschreiben und dich so aus der Haftung stehlen. Verkaufen 
heißt kommerziell (wird zumindest angenommen) und damit bist du 
grundsätzlich in der Haftung.

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