Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Russische Ölpapierkondensatoren, PCB?


von Jan (Gast)


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Hallo,

für kleines Geld konnte ich ein Russisches Röhrenprüfgerät erwerben, ein 
L3-3:

http://www.jogis-roehrenbude.de/Roehren-Geschichtliches/Roe-Pruefer/L3-3/L3_3.htm

Das (Röhrenbestückte) Gerät hat einen Fehler in einem Spannungsregler 
weshalb ich es öffnen musste, beim zerlegen vielen verlöteten 
Kondensatoren auf. Die Bauform entspricht diesen Teilen:

https://www.etsy.com/de/listing/562684528/mbgo-30uf-160v-papier-ol-hermetischen

Elektrisch sind die natürlich OK, ich vermute es sind MPs oder sogar 
Ölpapiertypen. Das Gerät stammt aus den 70er Jahren und ich habe keine 
Ahnung wie genau man es in Russland mit der Gesundheit nahm. Wenn es 
Ölpapier wäre würde ich diese zu meiner Sicherheit austauschen wollen 
wegen PCB Verdacht, das Gerät steht immerhin in einem Wohnraum.

Meine Frage ist, sind das Ölpapierkondensatoren oder vielleicht 
Vorgänger von normalen Folienkondensatoren? Wie sieht es bei Elkos aus, 
ist deren Füllung bedenklicher als das was in Deutschland verwendet 
wurde?

Danke!

von pegel (Gast)


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Bei solchen Bedenken, würde ich das Gerät wieder verkaufen.

von Restmüllverwerter (Gast)


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pegel schrieb:
> Bei solchen Bedenken, würde ich das Gerät wieder verkaufen.

Ja, genau so macht man das.
Genau genommen: teuer verkaufen, weil seltene & besondere 
Substanzen...

Habe hier gerade eine Baugruppe aus einem Messgerät von HP, welche 
Berylliumoxyd enthält. Sende ich Dir gerne zu damit Du diese auch 
verkaufen kannst.

von Bürovorsteher (Gast)


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> Wenn es Ölpapier wäre würde ich diese zu meiner Sicherheit austauschen
> wollen wegen PCB Verdacht, das Gerät steht immerhin in einem Wohnraum.

Diese Kondensatoren werden bis zum heutigen Tage im Nowosibirsker 
Kondensatorenwerk hergestellt und sind selbstheilende einlagige 
MP-Kondensatoren.
Herstellerangabe: getränkt. Womit ist nicht angegeben.
Ich würde auf Paranoia tippen. Die Teile sind hermetisch verlötet. Was 
soll da wohl passieren?

von Sven D. (Gast)


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Jan schrieb:
> Meine Frage ist, sind das Ölpapierkondensatoren oder vielleicht
> Vorgänger von normalen Folienkondensatoren?

Woher sollen wir das wissen, wenn du keine Bilder zeigst?

von pegel (Gast)


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@Restmüllverwerter

Verstehe jetzt deine Meinung nicht.
Es geht nicht um den Preis, aber wenn er Angst vor dem Gerät hat .....

von Sven D. (Gast)


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Jan schrieb:
> Das Gerät stammt aus den 70er Jahren und ich habe keine
> Ahnung wie genau man es in Russland mit der Gesundheit nahm.

Jan schrieb:
> Wie sieht es bei Elkos aus,
> ist deren Füllung bedenklicher als das was in Deutschland verwendet
> wurde?

BTW: Auch Frako hat PCB haltige Kondensatoren gebaut, ebenso Siemens.

von pegel (Gast)


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von Werner H. (werner45)


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Du kannst auch einen Kondensator aufbohren/zerlegen und einen Tropfen Öl 
mit der einfach auszuführenden und hochempfindlichen Beilsteinprobe auf 
Halogene testen. Wenn positiv, enthält es PCB, wenn negativ keines.

von Volker S. (sjv)


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Hallo,

das sind MP-(Metallpapier) Kondensatoren, die enthalten weder Öl noch 
PCB.

 Mir würden eher die asbesthaltigen Distanzscheiben, mit denen die 
Drahtwiderstände montiert sind, Sorgen machen.

von Jan (Gast)


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Ich habe keine Angst vor dem Gerät, wie kommt Ihr darauf?
Es ist sehr unwahrscheinlich das diese Bauteile auslaufen, die Bauteile 
aus dem Westen Europas (Frako z.B.) wurden aber auch manchmal undicht 
trotz verlötetem Becher. Wollt ihr sowas in der Wohnung, im Keller oder 
ähnliches haben?

Die Distanzscheiben sind aus faserigem Material, das könnte wirklich 
Asbest sein. Die Tausche ich auch aus.

Gruß

von Werner H. (werner45)


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Asbest kann man durch Verkleben der Fasern unschädlich machen. Wenn 
keine Fasern mehr in die Luft freigesetzt werden können, ist er ja 
unschädlich.
Am besten mit Wasserglaslösung (Wiki) einpinseln, das trocknet ein und 
ist auch temperaturfest.
In geschlossenen Geräten ist auch unbehandelter Asbest unbedenklich, 
wenn kein Wind durchpfeift.

Gruß - Werner

von Maik .. (basteling)


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Ich kann auslaufendes PCB aus Kondensatoren meterweit erschnuppern.
Ob auf Amateurfunkmärkten oder in Industriebrachen - ich kann sofort 
sagen: um die nächste Ecke kommt was - die zerpflückte 
Kompensationskodensatoranlage oder es liegt dann 5 Meter weiter eine 
Leuchtstoffräöhrenlampe mit siffendem Ölpapierkondensator. Oder ein 
auslaufendes US - Flugfunkgerät unterm Ausstellertisch der Hamradio.
Übel ist das bei hermetisch dichten Gerätegehäusen - bei denen man 
soetwas nicht gleich merkt. Mittlerweile kommt mir sowas nicht mehr ins 
Haus - sndern nur noch raus.

Das Zeug ist übel und gefährlich. Ich habe bei einem historischen 
Collins Empfänger der in meinem Bastelbüro steht auch schon schweren 
Herzens die Dinger entfernt.

Einmal vor vielen Jahren in einem anderen Gerät so ein auslaufendes 
Exemplar gehabt zu haben - hat mir gereicht.

--> Im Zweifel würde ich die Dinger ausbauen. Du kannst sie ja in einem 
Einmachglas verplombt und korrekt beschriftet einlagern. Bei sicherem 
PCB Gehalt gibt es aber nur eine Lösung: korrekt entsorgen. Nicht 
weitergeben oder gar verkaufen.



Anderen steht freilich frei: sich beliebigen Giftstoffe (fahrlässig) 
auszusetzen - oder auch zu rauchen wie ein Schlot.
Die Rechnung wird immer zum Schluss aufgemacht. Dazu muss man sich ja 
nicht vorsätzlich die Gesundheit ruinieren.



P.S. für Westeuropa gibt es im Internet verfügbare Listen des ZVEI und 
auch aus der Schweiz - die vielel viele Hersteller und 
Modellbezeichnungen mit PCB Füllung auflisten.

Bosch wiederum hat vor einigen Jahren in einer Extra - Schrift 
mitgeteilt - dass desren MP-Kondensatoren (in der von Dir verlinkten 
Bauform) PCB Frei sind. Somit konnte ich mit gutem Gewissen meine alten 
Maihak Studioverstärker so lassen wie sie sind ;)

Bei den russischen wäre ich aber auch Vorsichtig - und würde diese 
entfernen...


...so - und nun beschmeißt mich mit Minussen...



P.P.S. wenn Coronabedingt die Wertstoffhöfe wieder aufmachen kommt dort 
ein wunderschöner Motorola KW Transceiver hin. Darin läuft der 
Kaffeepfundgroße Hochspannungskondensator am Verschraubungsbolzen 
langsam aus - und hat wohl über Jahre schon den internen Kabelbaum mit 
nach PCB stinkendem Öl getränkt. Leider hatte ich das erst nach dem 
Flohmarkt-Kauf bemerkt - und dann sogleich in Quarantäne verfrachtet.

: Bearbeitet durch User
von Restmüllverwerter (Gast)


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> @Restmüllverwerter
> Verstehe jetzt deine Meinung nicht.
> Es geht nicht um den Preis, aber wenn er Angst vor dem Gerät hat .....

Meine Meinung wurde von Anderen sehr wohl verstanden.

Maik .. schrieb:
> nur eine Lösung: korrekt entsorgen. Nicht
> weitergeben oder gar verkaufen.

@Pegel:
Hier bekomsst ein Bausatz Ironietags als Treuegeschenk, extra passend zu 
meinem obigen Beitrag
<<>>/eeiiiinnoorr

von Maik .. (basteling)


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Hi Restmüllverwerter:

kurze Frage zum Berylliumoxid - wo bei HP ham se denn das verwendet?
Bei Leistungsabschwächern aus allen Ecken der Welt selbst neuerer 
Bauart,dicken HF-Transistoren kenn ich das ja, aber wo lauert es 
womöglich auch in meiner HP Mesgerätewand? Die Subtrate sind dort ja 
meines Wissenstands oft ungefährliche oder Saphir
(BTW: Weinschel hat wohl auch gern BeO Subtrate verwendet)

vg

Maik

von Werner H. (werner45)


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Bei Berylliumoxid ist nur der Staub giftig, kein kompaktes Material.
Wenn also kein Abrieb entsteht oder entstehen kann, ist das völlig 
ungefährlich.
Man kann sogar eine Keramik-Senderöhre abschlecken, ohne daß was 
passiert - aber wer macht das schon. Man sollte sie aber NICHT 
aufflexen, das staubt.
(Das Kupfer aufsägen geht)

: Bearbeitet durch User
von Hp M. (nachtmix)


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Jan schrieb:
> vermute es sind MPs oder sogar
> Ölpapiertypen.

Wenn sie dicht sind, d.h. äußerlich trocken, kein verklebter Staub, ist 
es egal, was drin ist.
Wenn sie feucht sind, würde ich davon ausgehen, dass sie mit einem 
Gefahrstoff wie PCB gefüllt sind. Dann sollte man sie austauschen, denn 
ein Leck bedeutet auch, dass Luftfeuchtigkeit eindringt. Dann sind ihre 
Tage sowieso gezählt.

von Jan (Gast)


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>Am besten mit Wasserglaslösung (Wiki) einpinseln, das trocknet ein und
>ist auch temperaturfest.
>In geschlossenen Geräten ist auch unbehandelter Asbest unbedenklich,
>wenn kein Wind durchpfeift.

Danke für den Tipp! Da ich bisher keine andere Lösung die Scheiben zu 
ersetzten gefunden habe werde ich das so machen. Ich dachte es gäbe 
Isolierscheiben aus Keramik die passen, konnte aber nichts finden.

>Ob auf Amateurfunkmärkten oder in Industriebrachen - ich kann sofort
>sagen: um die nächste Ecke kommt was - die zerpflückte
>Kompensationskodensatoranlage oder es liegt dann 5 Meter weiter eine
>Leuchtstoffräöhrenlampe mit siffendem Ölpapierkondensator.

Im Ernst, kommt das so oft vor? Ich hätte gedacht das ist ein 6er im 
Lotto einen zu finden der ausläuft, zumindest wenn mechanisch nicht 
beschädigt.
Wie riechen PCBs, ich meine fruchtig gelesen zu haben? Aufsägen möchte 
ich so ein Bauteil dann doch besser nicht. :-)

>P.S. für Westeuropa gibt es im Internet verfügbare Listen des ZVEI und
>auch aus der Schweiz - die vielel viele Hersteller und
>Modellbezeichnungen mit PCB Füllung auflisten.

Fast alle aus der DDR sollen PCB enthalten, ich glaube eher die haben 
(wenn die ehemaligen Hersteller keine Informationen geben konnten) 
angenommen das eine PCB Belastung vorliegt. Für meine Kondensatoren 
finde ich da jedenfalls keinen Eintrag, mag auch an der kyrillischen 
Beschriftung liegen.

>P.P.S. wenn Coronabedingt die Wertstoffhöfe wieder aufmachen kommt dort
>ein wunderschöner Motorola KW Transceiver hin. Darin läuft der
>Kaffeepfundgroße Hochspannungskondensator am Verschraubungsbolzen
>langsam aus - und hat wohl über Jahre schon den internen Kabelbaum mit
>nach PCB stinkendem Öl getränkt. Leider hatte ich das erst nach dem
>Flohmarkt-Kauf bemerkt - und dann sogleich in Quarantäne verfrachtet.

Mein Beileid!
Ich habe eine Kollektion alter SABA Röhrenradios mit Motorischem 
Sendersuchlauf, die verbauten Motor Kondensatoren enthalten PCB. Hatte 
bisher keinen der ausgelaufen ist, zum glück. Im Zuge der Instandsetzung 
fliegen die immer raus.

>Bei Berylliumoxid ist nur der Staub giftig, kein kompaktes Material.
>Wenn also kein Abrieb entsteht oder entstehen kann, ist das völlig
>ungefährlich.

Die Firma Focal hat Kopfhörer und Lautsprecher im Programm mit 
Berylliummembranen, klingen fantastisch. Das Beryllium liegt dort sogar 
offen, würde mir keine Gedanken machen.

>Wenn sie dicht sind, d.h. äußerlich trocken, kein verklebter Staub, ist
>es egal, was drin ist.
>Wenn sie feucht sind, würde ich davon ausgehen, dass sie mit einem
>Gefahrstoff wie PCB gefüllt sind. Dann sollte man sie austauschen, denn
>ein Leck bedeutet auch, dass Luftfeuchtigkeit eindringt. Dann sind ihre
>Tage sowieso gezählt.

Das Problem ist das man dann den Rest vom Gerät auch gleich entsorgen 
kann.

Gruß,
Jan

von Maik .. (basteling)


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> Im Ernst, kommt das so oft vor? Ich hätte gedacht das ist ein 6er im
> Lotto einen zu finden der ausläuft, zumindest wenn mechanisch nicht
> beschädigt.
> Wie riechen PCBs, ich meine fruchtig gelesen zu haben? Aufsägen möchte
> ich so ein Bauteil dann doch besser nicht. :-)

Also - die Dinger werden öfters leck- als man aufgrund des Aufbaus 
gemeinhin glaubt. Meist wohl durch schlechte Behandlung. Aber wer weiß, 
welcher Berndbierbauch bei einem mittlerweile 40 bis 80 jahre alten 
Elektrogerät da schon dran herumgefuhrwerkt, oder in der Fertigung die 
Befestigungsbolzen zu stark angezogen hat.

Das mit dem riechbaren Leuchtstoffröhren Kompensationskonsensator, war 
in einer alten stillgelegten Hotelküche aus den 60ger Jahren. Das ging 
wirklich "um die Ecke".


Den Geruch erkennt man - es riecht - etwas bissig nach alter Elektronik. 
Ähnlich penetrant wie Pertinax/Phenolharz, aber doch anders.

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