Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Rauschen - zwei Fragen


von Max (Gast)


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Hallo

Mir stellen sich zum Thema Rauschen zwei Fragen:

1) Rauschen in einem Operationsverstärker: Wie kommt es zustande, dass 
wenn Rauschen gemessen wird, (Eingänge auf Masse für Spannungsrauschen) 
das Rauschen frequenzabhängig ist ? Von wo kommen diese frequenzanteile, 
nur von verunreinigungen und keiner 100% sauberen Produktion des 
Silizium etc ?

2) Johnson Nyquist Rauschen: u^2 = 4*kB*R*T*df

Das Rauschen am Widerstand ist also von der angelegten Frequenz 
abhängig. Kann ich das also so sehen dass das Thermische Rauschen nur 
eine reine DC Spannung bildet ?

Würde mich über einen kleinen Austausch freuen

Danke
lG

von Samson (Gast)


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Max schrieb:
> Rauschen frequenzabhängig

Induktivitäten der Bonddrähnte und Pins, dazu Kapazitäten der Pins 
untereinander.

Max schrieb:
> 100% sauberen Produktion

eher nicht, IC Silizium ist schon ziemlich nahe an der Perfektion...

Max schrieb:
> Thermische Rauschen nur
> eine reine DC Spannung bildet ?

Nein, eine reine DC Spannung hätte gar kein Rauschen, Rauschen ist AC.

LG

von Sven D. (Gast)


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Max schrieb:
> 2) Johnson Nyquist Rauschen: u^2 = 4*kB*R*T*df
>
> Das Rauschen am Widerstand ist also von der angelegten Frequenz
> abhängig.

Nein, delta f ist die Bandbreite mit der gemessen wird.

Samson schrieb:
> Nein, eine reine DC Spannung hätte gar kein Rauschen, Rauschen ist AC.

Nein. Da Rauschen durch die Bewegung der Ladungsträger entsteht, 
entsteht es auch wenn Gleichstrom fliesst.

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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1. Bei niedrigen Frequenzen Funkelrauschen: Am besten in 
https://de.wikipedia.org/wiki/Funkelrauschen erklärt. Bei höheren 
Frequenzen bedingt durch (Basis-?) Bahnwiderstände, also 
Widerstandsrauschen.

2. Nicht "von der angelegten Frequenz abhängig". a) Man "legt keine 
Frequenz an" und b) df bedeutet Bandbreite. Es ist von der gemessenen 
Bandbreite abhängig. Und das hat nichts mit DC zu tun.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Zu 2. Das Rauschen ist eine Funktion ueber die Zeit. Dabei gibt es 
frequenzanteile. DC ist nur eine Frequenzkomponente, bei 0.


Bei einem Widerstand hat das Rauschen sicher keinen DC Anteil.

Das Rauschen : u^2 = 4*kB*R*T*df ist ein Rauschdichte Funktion, also 
muss man ueber die Bandbreite df integrieren. Ueber Null integriert gibt 
eben immer noch nichts.

bei R=50 Ohm liegt man bei einer Rauschspannung etwas unterhalb von 1nV

von Udo K. (Gast)


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Samson schrieb:
> Max schrieb:
>> Rauschen frequenzabhängig
>
> Induktivitäten der Bonddrähnte und Pins, dazu Kapazitäten der Pins
> untereinander.

Schamlose Behauptung, oder nachgerechnet / gemessen?

>
> Max schrieb:
>> 100% sauberen Produktion
>
> eher nicht, IC Silizium ist schon ziemlich nahe an der Perfektion...

Ah hah, hast du das auch Nachgemessen, oder auch mal jemanden
aus einer Chip Fab gefragt?

>
> Max schrieb:
>> Thermische Rauschen nur
>> eine reine DC Spannung bildet ?
>
> Nein, eine reine DC Spannung hätte gar kein Rauschen, Rauschen ist AC.

Eine DC Spannung gibt es nicht...
Flicker Noise sagt dir was?

von Wolfgang (Gast)


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Max schrieb:
> 1) Rauschen in einem Operationsverstärker:

Der Application Report SLOD006A von Texas Instruments gibt zum Thema 
Rausch, speziell bei OpAmps einen Überblick:
"Noise Analysis in Operational Amplifier Circuits"
https://www.ti.com/lit/an/slva043b/slva043b.pdf

von ZF (Gast)


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Moin Max,

1) es gibt eine Reihe von Rauschquellen unterschiedlicher Ursachen mit 
unterschiedlichem Frequenzspektrum, die sich überlagern. Der Link von 
Wolfgang gibt einen Einstieg.

2) Widerstände rauschen mit einem Breitbandspektrum. Es geht nicht darum 
welche Frequenz Du anlegst, der Widerstand rauscht auch ohne externes 
Signal, sondern für welche Rauschbandbreite das Rauschen des 
Widerstandes für Dich relevant ist.

von Samson (Gast)


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Udo K. schrieb:
> Schamlose Behauptung, oder nachgerechnet / gemessen?

tja, dumm wenn man noch nie etwas mit HF gemacht hat.
Warum glaubst du sind HF-ICs größtenteils QFN und nicht TQFP, jeder mm 
Draht hat eine Induktivität, bei Schaltungen >30Ghz absolut tödlich.
Das ist seit Jahrzehnten bekannt......

Udo K. schrieb:
> Ah hah, hast du das auch Nachgemessen, oder auch mal jemanden
> aus einer Chip Fab gefragt?

Das ist auch logisch, sonst bräuchte/könnte man nicht dotieren.
Die Reinheit wird hier, mit 99.9999999% angegeben....
https://sus.ziti.uni-heidelberg.de/Lehre/WS1617_VLSI/VLSI_Fischer_09_Manufacturing.pptx.pdf

Udo K. schrieb:
> Eine DC Spannung gibt es nicht...
> Flicker Noise sagt dir was?

tja, darum habe ich auch rein geschrieben, es gibt auch keinen 
unendlichen Widerstand, trotzdem kann man OPVs damit gut erklären.
Eine ideale DC Spannung hätte keinen AC Anteil.

von Klaus R. (klara)


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Max schrieb:
> Kann ich das also so sehen dass das Thermische Rauschen nur
> eine reine DC Spannung bildet ?

Das wäre eine Sensation!
mfg Klaus

von Max (Gast)


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Ok Danke an alle,
ich muss das mal sacken lassen und drüber nachdenken.

von Lurchi (Gast)


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Es gibt verschiedene Rauschquellen - das Widerstandsrauschen ist dabei 
noch einer der einfachsten Beiträge.
Halbleiterschaltungen haben oft 1/f rauschen - vielfach werde dafür 
defekte / Verunreinigungen verantwortlich gemacht, auch wenn das 
Material schon recht sauber ist. Neuere Chips sind oft besser, aber 
immer noch nicht perfekt.

Das mit dem DC rauschen gab es mal vor etwa 30 Jahren und 3 Tagen als 
Bauanleitung in der Elektor - hat aber irgendwie nie so richtig 
funktioniert.

Der Zahn der Zeit schrieb:
> 1. Bei niedrigen Frequenzen Funkelrauschen: Am besten in
> https://de.wikipedia.org/wiki/Funkelrauschen erklärt. Bei höheren
> Frequenzen bedingt durch (Basis-?) Bahnwiderstände, also
> Widerstandsrauschen.
Der verlinkte deutsche Wikipedia Artikel zum Funkel-rauschen ist recht 
schlecht und eher falsch als hilfreich.

von Udo K. (Gast)


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Eine der besseren Erklärungen über Rauschen findest du im
Art of Electronics.
Leider nur auf Englisch und leider mehr als 1-2 Din A4 Seiten -
aber sehr lesenswert, wenn du wirklich daran interessiert bist.

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