Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Sinus zu CMOS


von Klaus (Gast)


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Liebe Experten,

ich bekomme von einem externen Gerät einen DC-Sinus mit im Vorfeld 
unbekannter Amplitude (0V-0.2V low und 1V-3V high) und Frequenz 
(50-120MHz). Zur Laufzeit ist die Frequenz allerdings bekannt und 
konstant, ebenso ist die Amplitude zur Laufzeit konstant (eventuell bis 
auf einen langsamen Drift mit +- 50mV). Ich möchte aus dieses Signal auf 
3.3V CMOS wandeln, um einen FPGA damit zu synchronisieren bzw. eine der 
Clocks damit zu treiben. Dafür benötige ich also ein Verhältnis von high 
zu low von etwa 50%. Da ich von analoger Elektronik bisher nicht viel 
Ahnung habe, würde mich über ein paar Lese-Tips und Anregungen freuen, 
wie sowas prinzipiell gemacht werden könnte.

von Jens G. (jensig)


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Also mit einem kleinen Kondensator trennst Du schonmal den DC-Anteil ab. 
Dann evtl. noch verstärken, dann an einen Komparator.
Bei 50-120MHz müssen das aber dann schon ziemlich schnelle 
Verstärker/Komparatoren sein.

von Rübezahl (Gast)


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Jens G. schrieb:
> dann an einen Komparator.

Für den MHz-Bereich genügt eine einfache niederohmige Emitterschaltung.

von Jens G. (jensig)


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Rübezahl (Gast) schrieb:

>Jens G. schrieb:
>> dann an einen Komparator.

>Für den MHz-Bereich genügt eine einfache niederohmige Emitterschaltung.

Ja, klar - eine einfache - die gut durchdacht sein will. Mit irgendeinem 
BCxxx in Standardschaltung wirste nicht weit kommen.

von Rübezahl (Gast)


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Jens G. schrieb:
> Mit irgendeinem BCxxx in Standardschaltung wirste nicht weit kommen.

Es genügen zwei Widerstände (Basis- und Arbeitswiderstand) und ein 
2N2222 Transistor. Trennkondensatoren werden nicht benötigt.

Klaus schrieb:
> 0V-0.2V low und 1V-3V high

von Jens G. (jensig)


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Aha. Und mit dem kannste also ohne weiteres eine Amplitude von 0...0,2V 
detektieren? Und auch gleich noch 1...3V? Ist ja echt simpel ...
Und mit seinen fast 100ns Rise+Fall deckt der bestimmt auch den 
UKW-Bereich mit ab.

: Bearbeitet durch User
von Rübezahl (Gast)


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Jens G. schrieb:
> Und mit dem kannste also ohne weiteres eine Amplitude von 0...0,2V
> detektieren? Und auch gleich noch 1...3V? Ist ja echt simpel ...

Genau.

von HildeK (Gast)


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Rübezahl schrieb:
> Es genügen zwei Widerstände (Basis- und Arbeitswiderstand) und ein
> 2N2222 Transistor. Trennkondensatoren werden nicht benötigt.

Es geht um 120 MHz, nicht um 120 kHz!

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Für eine ähnliche Anwendung habe ich erst kürzlich einen SY89876L von 
Microchip (ehemals Micrel) eingesetzt. Die Bausteine dieser Familie 
haben einen Eingangsspannungsbereich, der auch zu Deinen Anforderungen 
passen sollte.

Micrel gibt leider nicht an, inwiefern auch ein "asymmetrisches" 
Eingangssignal verwendet werden kann. Daher habe ich noch einen Balun 
vorgeschaltet (Johanson 1720BL15A), der allerdings für Deinen 
Frequenzbereich nicht passt. Aber es gibt natürlich auch entsprechende 
Produkte für 50-120 MHz, z.B. von Mini-Circuits.

Es ist in Hinblick auf Jitter und Signalintegrität grundsätzlich einen 
gute Idee, externe Takte differentiell auszulegen. Je nach I/O-Bank des 
FPGA bieten sich dafür Standards wie z.B. LVDS an. Allerdings muss man 
ganz genau hinschauen, ob bei der jeweiligen Bank-Versorgung ein 
FPGA-interner Leitungsabschluss aktiviert werden kann oder ob man einen 
externen Widerstand (natürlich möglichst dicht an den Pins) verwenden 
muss.

Ich empfehle sehr dringend, bei solchen Dingen zuerst ein entsprechendes 
Top-Level-Design des FPGAs mit Pin-Constraints und Verdrahtung der Takte 
anzulegen und zu synthetisieren, um zu sehen, ob die konkreten Pins 
wirklich die gewünschten I/O-Standards unterstützen. Ansonsten hockt man 
(wie ich in einem früheren Projekt...) pro Musterleiterplatte vier 
Stunden mit Skalpell und Fädeldraht am Mikroskop, um ca. dreißig Signale 
umzuverdrahten. :-/

Hier die Übersichten bei Microchip über möglicherweise geeignete 
Takttreiber oder Taktteiler:

https://www.microchip.com/ParamChartSearch/chart.aspx?branchID=9988716

https://www.microchip.com/ParamChartSearch/Chart.aspx?branchID=9988719

Noch ein wichtiger Hinweis:
Solche Bausteine sind genau das Gegenteil von steckbretttauglich, 
sondern setzen natürlich ein sehr sauberes Layout voraus.

: Bearbeitet durch User
von TomA (Gast)


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Hallo Klaus.

Ich denke du brauchst keinen Pegelwandler, das kann der FPGA von sich 
aus. Er ist ein CMOS Baustein und hat damit die Schaltschwelle zwischen 
HIGH und LOW auf halber Betriebsspannung (Bei 3,3V Versorgung / 2 = 
1,65V). Die angegebenen  Pegel für CMOS sind reine Definitionssache um 
einen Störspannungsabstand zu erhalten. Wie die tatsächlichen 
Verhältnisse an deinem FPGA sind findest du in dessen Datenblatt.

Falls du trotzdem mit den Pegeln nicht hinkommst, kannst du den Eingang 
über Spannungsteiler auf eine geeignete Vorspannung bringen und das 
Sinussignal über einen Entkoppelkondensator (hält Gleichspannung zurück) 
zuführen.

Falls dir das nicht gefällt, kannst du immer noch einen Single-Gate CMOS 
Baustein Typ 74xx1Gyy oder ähnlich, mit geeigneter Spannung und 
Geschwindigkeit, vorschalten.

Auf keinen Fall solltest du den Eingang ohne Schutzschaltung auslegen, 
da du die Potenzialdifferenzen zwischen der Sinusquelle und deiner FPGA 
nicht kennst.

Gruss. Tom

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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TomA schrieb:
> Ich denke du brauchst keinen Pegelwandler, das kann der FPGA von sich
> aus. Er ist ein CMOS Baustein und hat damit die Schaltschwelle zwischen
> HIGH und LOW auf halber Betriebsspannung (Bei 3,3V Versorgung / 2 =
> 1,65V).

Ähh, kann es sein, dass Du so gar keine Ahnung von aktuellen FPGAs hast? 
Leider hat der TE keine Informationen über sein FPGA verraten, aber die 
Annahme, dass jede I/O-Bank fest auf die o.a. Schwelle eingestellt ist, 
ist eine sehr gewagte Hypothese.

Hast Du Dir z.B. für die halbwegs aktuellen FPGA von Xilinx (7 Series) 
mal die Beschreibung der unterstützten Pegel angeschaut? Außerdem muss 
auch noch deutlich zwischen den entsprechenden Banktypen unterschieden 
werden, z.B. HR, HP oder MGT.

Hier das relevante Dokument:

https://www.xilinx.com/support/documentation/user_guides/ug471_7Series_SelectIO.pdf

Bei Intel/Altera wird es sicherlich ähnlich aussehen.

Und wie schon geschrieben, ist die saubere Taktzuführung sehr wichtig. 
Aus Gründen der Signalintegrität empfehle ich auf jeden Fall ein 
differentielles Signal. Oder eben ein Singled-Ended-Signal, aber mit 
großer Amplitude, kleinem Serienwiderstand und kurzer Leiterbahn.

Und für die Wandlung von Sinussignalen variabler Amplitude zu sauberen 
digitalen Taktsignalen verwendet man heutzutage auch nicht irgendwelche 
CMOS-Gatter, sondern eben Takttreiber. Deren Eingangsstufen sind 
keineswegs immer in CMOS realisiert, sondern großenteils als bipolare 
Differenzverstärker, so wie z.B. auch in den obigen Datenblättern von 
Microchip/Micrel dargestellt.

Auch Texas Instruments hat etliche sehr interessante 
Applikationsschriften zur Pegelkonvertierung schneller Signale verfasst. 
Bevor Du hier also irgendwelche halbgaren Basteltipps gibst, solltest Du 
auch diese gelesen und verstanden haben. Denn dann wäre Dir klar, dass 
die Welt nicht nur aus einfachen CMOS-Pegeln/Gattern besteht, sondern 
dass hinter jedem Signalstandard umfangreiche Überlegungen stecken.

: Bearbeitet durch User
von TomA (Gast)


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Sorry, da hätte wohl besser ich einen Blick ins Datenblatt werfen 
sollen. :(

Gruss Tom

von Klaus (Gast)


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Jens G. schrieb:
> Aha. Und mit dem kannste also ohne weiteres eine Amplitude von 0...0,2V
> detektieren? Und auch gleich noch 1...3V? Ist ja echt simpel ...
> Und mit seinen fast 100ns Rise+Fall deckt der bestimmt auch den
> UKW-Bereich mit ab.

Ich glaube ich habe mich nicht klar genug ausgedrückt, entschuldige. Das 
Signal oszilliert zwischen einem Minumum von 0...0,2V und einem Maximum 
von 1...3V, also eine Amplitude von etwa 0,5...1.5V.

Andreas S. schrieb:
> Für eine ähnliche Anwendung habe ich erst kürzlich einen SY89876L von
> Microchip (ehemals Micrel) eingesetzt. Die Bausteine dieser Familie
> haben einen Eingangsspannungsbereich, der auch zu Deinen Anforderungen
> passen sollte.
>
> Micrel gibt leider nicht an, inwiefern auch ein "asymmetrisches"
> Eingangssignal verwendet werden kann. Daher habe ich noch einen Balun
> vorgeschaltet (Johanson 1720BL15A), der allerdings für Deinen
> Frequenzbereich nicht passt. Aber es gibt natürlich auch entsprechende
> Produkte für 50-120 MHz, z.B. von Mini-Circuits.

Vielen Dank für die ausführliche Antwort(en) =)
Ich verstehe leider noch nicht ganz. Der SY89876L wandelt ja ein 
differenzielles Eingangssignal in ein differenzielles Ausgangssignal. Da 
das externe Signal nicht differenziell ist (was natürlich so viel besser 
wäre), weiß ich nicht wie das zusammenpasst.

von karadur (Gast)


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Dafür ist der

Klaus schrieb:
>> Micrel gibt leider nicht an, inwiefern auch ein "asymmetrisches"
>> Eingangssignal verwendet werden kann. Daher habe ich noch einen Balun
>> vorgeschaltet (Johanson 1720BL15A), der allerdings für Deinen
>> Frequenzbereich nicht passt. Aber es gibt natürlich auch entsprechende
>> Produkte für 50-120 MHz, z.B. von Mini-Circuits.

gedacht.

Ist ein Trafo asym. rein. Ausgang mit Mittelanzapfung sym. raus.

von Klaus (Gast)


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karadur schrieb:
> Dafür ist der
> [...]
> gedacht.
>
> Ist ein Trafo asym. rein. Ausgang mit Mittelanzapfung sym. raus.

Ahh, verstehe! Danke!

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Klaus schrieb:
>> Ist ein Trafo asym. rein. Ausgang mit Mittelanzapfung sym. raus.
>
> Ahh, verstehe! Danke!

Unter solch einem Trafo sollte man sich aber nicht einen fetten 
Eisenblock mit Befestigungswinkel und Schraubklemmen vorstellen, sondern 
diese kleinen Baluns sind auch recht winzige SMD-Bauelemente.

Möglicherweise(!) geeignet wäre z.B. ein:

https://www.minicircuits.com/WebStore/dashboard.html?model=ADT2-1T%2B

Für Deine Anwendung ist es sinnvoll, einen Balun mit galvanisch 
getrennter Primär- und Sekundärseite zu verwenden, um eine automatische 
Anpassung an die jeweiligen Gleichspannungsverhältnisse zu erreichen. Es 
gibt nämlich auch sog. Strom-Baluns, die auf den ersten Blick aussehen 
wie Netzfilter und in der Tat auch ähnlich funktionieren.

Das ganze hängt natürlich auch von der Impedanz der Signalquelle und 
Leitungsführung ab. Hier die Übersicht:

https://www.minicircuits.com/WebStore/Transformers.html

: Bearbeitet durch User
von m.n. (Gast)


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Angesichts der abenteuerlichen Antworten, die hier zu lesen sind, frage 
ich mich, ob ich den TO richtig verstanden habe.

Mein Vorschlag wäre entweder ein hinreichend schneller Komparator oder 
einfach 1 x 74AUP1G(U)04. Der Inverter arbeitet als AC-Verstärker mit 1 
nF am Eingang und 1 MOhm als Gegenkopplung. Ein 2. Inverter ...04 kann 
bei Bedarf die Verstärkung erhöhen bzw. die Flanken verbessern.

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