Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik AVR Spielewürfel:Stromversorgung über Akku


von Stefan (Gast)


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Hallo liebe Foren-Mitglieder,

Ich bin der Stefan, 28 Jahre und hab eine Ausbildung als Elektiker.
Momentan arbeite ich im Service in der Industrie, nehm Industrieanlagen 
in Betrieb und programmiere S7 Steuerungen in AWL.
Wie ihr seht bin ich mit der Elektronik nicht ganz so bewandert und habt 
bitte ein wenig Rücksicht mit mir.

Auf Grund der aktuellen Corona Lage kann ich nicht zum arbeiten und ich 
hab mal wieder mein AVR Entwicklungsboard raus gesucht :-)
Ich kenn mein defizit im Bereich der Elektronik und möchte jetzt dagegen 
was tun!

Zu meinem Vorhaben:
Als Projekt hab ich mir ein Spielwürfel (12x12cm) für meinen Sohn 
vorgestellt.
Der Würfel selbst wird von mir im 3D Drucker erstellt.
Es befinden sich dabei einige Taster und Schalter auf der Seite und ein 
2x16 LCD Display auf der Oberseite.
Das Programm und die Schaltung für den Controller hab ich glaub soweit 
fertig.
Der Verbrauch der Schaltung müsste zwischen 150 - 200mA liegen und auf 
Grund des LCD sollten 5V anliegen.

Mein Problem ist jetzt die Versorgung dieser kompletten Steuerung.
Ich hab mir vorgestellt im inneren des Würfels einen Akku zu plazieren 
und diesen über ein externes 12V DC Netzteil zu laden.
Dieses Netzteil verwenden wir momentan für eine Musik Box und möchten 
eigentlich kein weiteres herum liegen haben.
Ich hab mich im Forum umgesehen und konnte einige Lösungsansätze finden.
Als Akku hätte ich eine LiIon Zelle gewählt.
Und nun zu meinem Problem, ich kenn mich mit Akkus nicht aus und bin mir 
nicht sicher ob meine Vorstellung richtig ist.

Ich würde nach der Ladebuchse einen Step-Down Converter auf 5V einsetzen 
der wieder mit einem Lademodul (für Lithium Akkus) verbunden ist.
Am Akku einen Step-Up Converter auf 5V Ausgang um die restliche 
Schaltung zu versorgen.
Dann fehlt noch ein PMIC zum Schutz der Zelle auf Tiefent- und 
Überladung oder?

Es gibt im Internet sehr viele fertige Platinen und Schaltungen.
Ich könnte natürlich auf solche fertigen Schaltung zurück greifen, 
möchte aber dennoch die Schaltungen dahinter verstehen und den Grund 
warum man speziell diese verwenden sollte.

Ich hoffe ich nerv euch mit dem langen Beitrag nicht und ihr könnt mir 
ein wenig helfen.
Leider hab ich keinen im Bekanntenkreis der mir solche Fragen 
beantworten und unter die Arme greifen könnte.

Könnt ihr mir noch vielleicht noch einen Experimentierkasten für 
Elektronik empfehlen?
Ich möchte mich in das Thema einfach besser einarbeiten.
Folgendes hätte ich bei Pollin gefunden:
https://www.pollin.de/p/lernpaket-elektronische-schaltungen-selbst-entwickeln-und-aufbauen-880167

Viele Grüße Stefan

von Michael B. (laberkopp)


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Stefan schrieb:
> Ich hab mir vorgestellt im inneren des Würfels einen Akku zu plazieren
> und diesen über ein externes 12V DC Netzteil zu laden.

12x12x12cm sind ja viel Platz.

Kaufe dir eine USB PowerBank Akkubox, da ist alles mit dabei, 
Steckernetzteil, Ladeschaltnug, Akkus, Spannungswandler auf 5V, und bau 
dir ein, ggf. vorher aus ihrem Gehäuse pellen.


So was in der Art https://www.pearl.de/a-NX4808-1420.shtml

von Stefan F. (Gast)


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Der Klassiker wären 4 NiMh Zellen, die man zum Aufladen heraus nimmt. Da 
entfällt der Spannungsregler.

AVR Mikrocontroller kann man sehr gut direkt an Litium Zellen hängen. 
Die sind mit billigen Fertigmodulen auch einfach zu laden.

Dein Display wird sehr wahrscheinlich auch direkt am Akku funktionieren, 
wenn du an den Kontrasteinang eine negative Spannung anlegst. Diese 
kannst du mit einem Timer vom AVR erzeugen, siehe 
http://stefanfrings.de/mikrocontroller_buch/Einstieg%20in%20die%20Elektronik%20mit%20Mikrocontrollern%20-%20Band%203.pdf 
Kapitel 11.7.

Du musst nur darauf achten, dass dein LCD entweder ohne Beleuchtung 
auskommt oder mit einer LED bestückt ist, die nicht mehr als 3 Volt 
benötigt. Weiss und Blau kommen daher vohl nicht in Farge, aber rot und 
gelb gehen.

> Könnt ihr mir noch vielleicht noch einen Experimentierkasten
> für Elektronik empfehlen?

Leider nicht. Ich habe mir drei Stück von Franzis angesehen. Einer davon 
hatte unpassende Bauteile, so dass die Experimente zur Hälfte (!) nicht 
funktionierten. Bei allen dreien fehlten Erklärung, wie die Schaltungen 
funktionieren. Aber gut bebildert waren sie alle - immerhin.

Stelle Dir selbst einen Experimentierkasten zusammen. Auf der Seite 
http://stefanfrings.de/mikrocontroller_buch findest du alle drei PDF der 
Reihe. Am Ende vom ersten und dritten Band sind Listen von Bauteilen, 
die kannst du kaufen. Dann hast du deinen Experimentierkasten.

Außerdem gibt es bei Amazon/Aliexpress sehr preiswerte Starter Kits für 
Experimente mit Arduino. Die sind auch nicht schlecht - aber völlig 
undokumentiert. Da musst du selbst herausfinden, wie die Teile 
funktionieren. Was kein Problem ist, weil da ganz normale Sachen drin 
sind, zu denen es reichlich Doku im Internet gibt.

von Horst (Gast)


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Stefan schrieb:
> Es gibt im Internet sehr viele fertige Platinen und Schaltungen.
> Ich könnte natürlich auf solche fertigen Schaltung zurück greifen,
> möchte aber dennoch die Schaltungen dahinter verstehen und den Grund
> warum man speziell diese verwenden sollte.

Nimm das Innenleben einer Powerbank. Da ist alles drin, was Du suchst, 
Ladeelektronik, StepUp, Tiefentladeschutz und es gibt welche mit 
12V-Eingang zum Laden.
Wenn Du Dir die Platine ansiehst und die IC-Bezeichnungen bei Google 
einwirfst, bekommst Du Datenblätter und kannst die Funktion verstehen.

von Michael U. (amiga)


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von Peter D. (peda)


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Stefan schrieb:
> 2x16 LCD Display auf der Oberseite.

Wozu soll das gut sein, um sich die Augen zu verderben?
Ein Würfel hat typisch 7 LEDs. Beim Drücken der Taste erwacht er aus 
Power-Down. Bei Loslassen wird durch die Drückzeit eine echte 
Zufallszahl erzeugt und der Würfel rollt langsam aus, bis diese Zahl 
erscheint. Nach einiger Zeit geht er wieder in Power-Down. Da dann <1µA 
fließen, halten 2* alkalische AA praktisch ewig. Akkus sind ungünstig, 
die entladen sich zu schnell selber.
Ich hatte das mal mit einem AT89C2051 aufgebaut und in C programmiert.

von Peter D. (peda)


Angehängte Dateien:

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Ich habs sogar noch gefunden.

von Paul (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Ein Würfel hat typisch 7 LEDs.

Sieh Dich mal um, es gibt Spele bei denen werden auch 4,8,10,20 und 
sogar 100 seitige Würfel verwendet. Da reichen die 7 LEDs mal grade bei 
binärer Zählung.

von Stefan (Gast)


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Vielen Dank für die vielen hilfreichen Antworten!

Auf die Powerbank hätte ich auch kommen können...
Man verrennt sich gern in komplizierte Lösungen.
Danke auch für die direkten Links, da kann ich mich gleich mal bei der 
Bestellung daran orientieren.

Sehe ich richtig, dass der Lösungsansatz von mir gestern gar nicht so 
falsch war?
Würdet ihr bei eigenen Projekten auch auf die fertigen Platinen 
zurückgreifen oder sie eher selbst aufbauen?
Die Preise sind ja in den meisten Fällen sehr kostengünstig.

@Stefan: Vielen Dank für den Link und den Tipp mit dem 
Experimentierkasten!
Das Buch sieht nach dem ersten überfliegen genau danach aus, was ich 
zurzeit benötige!
Hast du diese Handbücher selbst erstellt?

Zu dem Spielwürfel,
es geht nicht darum nur zufällig eine Zahl für ein Würfelspiel 
anzuzeigen.
Ich hab den verschiedenen Tasten unterschiedliche Funktionen gegeben.
Es Leuchten zum Beispiel LEDs über den Tasten auf in einer Reihenfolge 
die gedrückt werden müssen.
Ist die Kombination richtig blinken alle LEDs auf, ist es falsch ertönt 
der Summer.
So versuche ich auf den 4 Seiten unterschiedliche Spiele zu erstellen.
Diese Seiten können dann bei Bedarf ausgetauscht werden wenn es ihm zu 
langweilig sind.

von Stefan F. (Gast)


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Stefan schrieb:
> Würdet ihr bei eigenen Projekten auch auf die fertigen Platinen
> zurückgreifen

Immer, alleine schon weil sie leichter und schneller zu bekommen sind 
und billiger sind. Ich würde einfach eine Powerbank von KIK, Tedi oder 
einem Handytürken um die Ecke nehmen.

von Frederic S. (frederics)


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Stefan schrieb:
> Ich würde nach der Ladebuchse einen Step-Down Converter auf 5V einsetzen
> der wieder mit einem Lademodul (für Lithium Akkus) verbunden ist.
> Am Akku einen Step-Up Converter auf 5V Ausgang um die restliche
> Schaltung zu versorgen.
> Dann fehlt noch ein PMIC zum Schutz der Zelle auf Tiefent- und
> Überladung oder?

Grundsätzlich ist der Ansatz richtig, Es gibt auch Laderegler ICs die 
einen Schaltregler integriert haben. Die Beschaltung des ICs ist 
natürlich etwas aufwändiger da mindestens eine Induktivität noch 
benötigt wird, je nach Leistung und IC auch ein externer Mosfet, eine 
Diode, Kondensatoren... In den Datenblätterns sind häufig 
Beispielschaltungen und die passenden Formeln zur Auslegung der Bauteile 
angegeben. Diese Schaltungen nachzubauen, das Verhalten der Schaltung zu 
beobachten und dann Dinge zu variieren ist eine gute Möglichkeit etwas 
zu lernen.

Die Zellen müssen vor Tiefentladung und Überladung geschützt werden.

Dies kann, muss aber nicht, durch ein PMIC geschehen. Wenn das Ladegerät 
korrekt funktioniert regelt es die Spannung, sodass die 
Ladeschlusspannung nicht überschritten wird. Eine zweite unabhänige 
Schaltung die Überladung (und damit schlimmstenfalls ein Feuer) 
verhindet ist, verbessert die Sicherheit natürlich deutlich. Der 
Tiefentladeschutz könnte auch durch die Unterspannungsabschaltung des 
nachgeschalteten Spannungsreglers sichergestellt werden, sofern keine 
verbraucher direkt an den Akku angeschlossen sind. (Man sollte sich die 
Genauigkeit der  Unterspannungsabschaltung und den Eingansstrom des 
Spannungsreglers im ausgeschalteten Zustand anschauen).

Besteht der Akku aus mehreren in Reihe geschalteten Zellen sollte nicht 
die Gesamtspannung des Packs sondern jede Zellspannung überprüft werden. 
Da die Kapazität der Zellen einer gewissen Produktionsstreuung 
unterliegen würden sonst Zellen geringer Kapazität überladen, während 
Zellen mit hoher Kapazität noch nicht voll sind. Beim Entladen würden 
sonst die Zellen geringerer Kapazität tiefentladen, während die Zellen 
mit hoher Kapazität noch weiter entladen werden könnten.

Damit nicht die Zelle mit der geringsten Kapazität die Leistung des 
gesamten Akkupacks bestimmt verwendet man Balancer. Der Balancer kann im 
Akkupack oder im Ladegerät verbaut sein. Man unterscheidet aktives und 
passives Balancing. Beim passiven Balancing wird überschüssige Energie 
durch einen zur Zelle parallel geschalteten Mosfet und Wiederstand 
"verheitzt". Beim aktiven Balancing wird die einer Zelle entzogene 
Energie wieder dem Batteriestack zugeführt. Das ist energieeffizienter 
und verringert die Verlustleistung, ist dafür aber sehr viel 
aufwändiger.

Ob ich Schaltungen selber aufbauen oder fertige Platinen kaufen würde 
hängt im Wesentlichen davon ab:
- wie viel KnowHow (bzw. Bereitschaft und Zeit sich das anzueignen) da 
ist - ob es bei dem Projekt ums Ergebnis oder den Lerneffekt geht
- ob die Schaltung Sicherheitkritisch ist, Sicherheitskritische 
Schaltungen würde ich nur aus seriöser Quelle kaufen oder selber 
aufbauen und Bauteile selber berechnen (wenn ich genug KnowHow dafür 
habe).

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


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Stefan schrieb:
> Der Verbrauch der Schaltung müsste zwischen 150 - 200mA liegen

Die Frage bleibt natürlich, warum man dauerhaft so hohe Ströme braucht.
Ich würde lieber die Stromsparoptionen des AVR ausnutzen und dafür 
billige Primärzellen ohne riesen Lade- und Schutzgedöns verwenden.

Schaltregler und Balancer sind nicht gerade Anfängerprojekte.

von Stefan (Gast)


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Vielen Dank für eure Hilfe und danke für eure ausführlichen Antworten.
Ich hab mir jetzt eine Powerbank und einen Stepdown Regler bestellt.
Die nächsten Tagen geht es erst nochmal um die Konstruktion des Würfels.
Ich melde mich sobald es einen neuen Stand gibt.
Grüße Stefan

von Stefan F. (Gast)


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Stefan schrieb:
> Ich hab mir jetzt eine Powerbank und einen Stepdown Regler bestellt.

Wozu der Step-Down Regler?

von Stefan (Gast)


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Hallo Stefan,

Sorry, für die späte Antwort.
Ich hab ihn bestellt um von den 12V DC an der Ladestation auf die 5V für 
die Powerbank zu kommen.

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