Forum: Offtopic Getriebeuntersetzung, wann blockiert ein Getriebe bis zur Zerstörung?


von IncreasingVoltage .. (increasingvoltage)


Lesenswert?

Hi,

bei Schneckengetrieben kennt man ja die Bremswirkung, wenn der Antrieb 
weg fällt. Dann blockiert das Getriebe so stark, bis es sich durch den 
Schwung in angetriebenem Element selbst zerstört (wenn die Schwungmasse 
groß genug ist bzw. die gespeicherte Energie groß genug ist).

Wie verhält sich das z.B. bei Planetengetrieben mit sehr großer 
Untersetzung?

Z.B. Ein schwingendes Fahrgeschäft (Huss Frisbee): Das Teil schwingt mit 
ca. 0,3Hz. Der Motor dreht wohl mit 1500-3000U/min (geschätzt, keine 
Ahnung was da real stattfindet).

Das ist ja schon eine enorme Untersetzung.

Würde das (vermutlich Planeten-) Getriebe nicht enorme Kräfte abfangen 
müssen, wenn der Motorantrieb weg fällt (Stromausfall/ Störung/Not-aus)?

Wie wird so was realisiert, damit es den möglichen Szenarien standhält, 
aber immer noch leicht genug ist? Die Motoren und Getriebe sitzen ja oft 
oben, aber wirklich groß scheinen die ja nicht zu sein.

Oder sind Getriebe so reibungsarm, dass auch der "Rückwärtsbetrieb" kein 
Problem darstellt?

Bei Autos ist das Untersetzungsverhältnis nicht annähernd so groß und 
funktioniert problemfrei. Es ist auch kein Planetengetriebe (bis auf die 
3 Gang Automatiken aus alten Amis und VWs), aber ob es bei dem oben 
genannten Exemplar ein Planetengetriebe ist- keine Ahnung.

Würde mich mal interessieren, wieso das ganze so gut funktioniert.
Hier gibt es sicherlich auch ein paar kundige Maschinenbauer, die sich 
da auskennen.

: Verschoben durch Admin
von Matthias S. (dachs)


Lesenswert?

IncreasingVoltage .. schrieb:
> Bei Autos ist das Untersetzungsverhältnis nicht annähernd so groß und
> funktioniert problemfrei. Es ist auch kein Planetengetriebe (bis auf die
> 3 Gang Automatiken aus alten Amis und VWs)

Das ist nicht richtig, praktisch alle Automatikgetriebe mit Wandler sind 
Planetengetriebe.

Matthias

von IncreasingVoltage .. (increasingvoltage)


Lesenswert?

Matthias S. schrieb:
> Das ist nicht richtig, praktisch alle Automatikgetriebe mit Wandler sind
> Planetengetriebe.

Ah stimmt, die neueren DSG oder automatisierten Schaltgetriebe waren da 
anders.

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Ich hab ein Jahr lang mit einem Breakdance zu tun gehabt. Der Antrieb 
der Scheibe hat etwa 60kW, der Motor dreht über einen Riemen ein 
Getriebe (das übrigens für den kernigen Sound des Scheibenantriebes 
verantwortlich ist, den Motor selber hört man nicht) und dieses treibt 
über ein Zahnrad die Scheibe an. Die Scheibe lässt sich recht leicht von 
Hand bewegen, obwohl man dabei alles inklusive Getriebe und Motor 
mitdreht. Im Betrieb wird die Scheibe auch aktiv über den Motor 
gebremst, das macht das Getriebe auch mit.

Neuere Dancer sind (leider) nicht mehr so laut, die haben einen anderen 
Antrieb bekommen. Muß sich aber genau so leicht drehen lassen weil die 
Scheibe sonst das Getriebe zerlegen würde wenn das beim Auslaufen 
sperrt.

von IncreasingVoltage .. (increasingvoltage)


Lesenswert?

Klingt interessant. Vor allem das Anschieben per Hand.

Und ich habe mal gehört, dass es 2 Arten von Getriebe beim BreakDancer 
gibt, die "lauten" und die "leisen". Der Antrieb scheint wohl 
gleich/ähnlich zu sein, da man wohl gerne zwischen den Antrieben 
wechselt, vor allem gerne von neu auf "alt". Wieso erklärt sich wohl 
selber.

Aber Du kennst Dich da wohl besser aus, als ich.

: Bearbeitet durch User
von Matthias X. (current_user)


Lesenswert?

IncreasingVoltage .. schrieb:
> Z.B. Ein schwingendes Fahrgeschäft (Huss Frisbee): Das Teil schwingt mit
> ca. 0,3Hz. Der Motor dreht wohl mit 1500-3000U/min (geschätzt, keine
> Ahnung was da real stattfindet).

2000U/min zu 20U/min. Das sind 1:100. Das sind drei Getriebestufen 1:5.
Hört sich langweilig an.

von Matthias X. (current_user)


Lesenswert?

Viele Schwingende Fahrgeschäfte werden mit einem Autoreifen angetrieben. 
Der reifen hat nur kurz Kontakt zu dem schwingenden Objekt wenn sich 
dieses unten befindet. Das ist ähnlich wie wenn ein Mensch eine Schaukel 
anschiebt. Der Reifen beschleuningt, bremst und ändert die Richtung wenn 
gerade kein mechanischer Kontakt da ist. Selbst wenn es einen Fehler 
gibt und der Reifen still steht wird nichts passieren außer das es nach 
Gummi riecht.

Foto z.B.
http://tikoblog.de/?p=11316

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Die Antriebe beim Dancer variieren wegen der langen Betriebszeit dieser 
Fahrgeschäfte so stark. Die ersten hatten noch Gleichstrommaschinen als 
Antriebe für Scheibe und Gondelkreuze, dann kamen 
Drehstrom-Asynchronmotoren noch mit dem alten (lauten) Getriebe. Der 
Vorteil an diesen alten Antrieben ist, daß "jeder Dorfschmied" sie 
reparieren kann. Man kann jedes Getriebe, was von Abmessungen, Drehzahl 
und Drehmoment auch nur halbwegs passt, einbauen und ggf. mit den 
Durchmessern der Riemenscheiben weiter anpassen.

Bei den neueren leisen Antrieben ist ein Drehstrom-Asynchronmotor direkt 
an ein Schneckenradgetriebe angeflanscht, da sitzt auch das 
Antriebsritzel für den Zahnkranz der Scheibe direkt drauf. Hat starke 
Ähnlichkeit zu einer Aufzugswinde. Ich vermute stark, daß die gar nicht 
auf leise gebaut sind (der Sound gehört für viele Gäste zu diesem 
Fahrgeschäft dazu), sie sind nur einfach nicht so laut.

Die Steuerung der Antriebstechnik ist ebenfalls sehr rudimentär. Kein 
Computer, man hat am Steuerpult die direkte Kontrolle über die Antriebe. 
Allerdings macht das die Fahrten auch sehr flexibel, man kann die 
Intensität und Länge beliebig an Fahrgäste und Fahrgastaufkommen 
anpassen. Am Nachmittag und frühen Abend kann man ruhig noch Vollgas 
fahren oder mal 'ne Minute länger, am späten Abend sind evtl. 10..15% 
weniger Drehzahl oder Zeit sinnvoll. Die Fahrgäste wollen zwar alle 
Vollgas, aber wenn man das macht, schleudert man nur den zuvor 
konsumierten Alkohol wieder raus.

Schade, daß viele davon so langsam in die Jahre kommen. 2020 wird wohl 
kaum eines davon irgendwo aufgebaut werden, das könnte wieder einige 
ganz verschwinden lassen. Die spiegeln irgendwie "die alte Zeit" wieder, 
wären heute gar nicht mehr zulassungsfähig, z.B. wegen der vieleckigen 
Scheibe. Wenn man da in voller Fahrt mit dem Fuß drankommt, sieht das 
hinterher aus wie ein Hähnchenflügel vom Imbiss-Stand nachdem man damit 
fertig ist. Bei einer völlig runden Scheibe ist das vielleicht nicht 
ganz so schlimm.

Nochmal speziell zum Thema: Aufzugswinden sind weitere gute Beispiele. 
Das sind alles Schneckenradgetriebe (mit Ausnahme der Direktantriebe bei 
schnellfahrenden Aufzügen). Bei großem Ungleichgewicht zwischen Kabine 
und Ausgleichsgewicht (z.B. komplett gefüllte oder leere Kabine) bewegt 
sich der Aufzug auch von alleine ohne elektrischen Antrieb wenn man die 
Bremse löst.

von Frank D. (Firma: Spezialeinheit) (feuerstein7)


Lesenswert?

Da muss ich gleich an das Getriebe in der Ausstellung denken, ein Haufen 
Zahnräder, eine gigantische Untersetzung und das letzte Zahnrad ist 
einbetoniert. Wirkt irgendwie Bizarr wenn man davor steht.
https://www.youtube.com/watch?v=0z_fAuXgnok

von Pandur S. (jetztnicht)


Lesenswert?

Da ist nichts mit ploetzlich. Jedes Material hat ein Verformungs-Last 
Kurve. Der erste steile Teil ist der elastische Bereich, danach kommt 
der Plastische. Je nach Werkstoff kann der plastische Bereich kurz, oder 
lang sein. Ganz kurz nennt sich sproede, laenger nennt sich zaeh. Danach 
kommt der Bruch. Nun sollte man mechanische Komponenten passend 
auslegen, mit den richtigen Materialeigenschaften.
Wie mir von einem Getriebehersteller versichert wurde, ist der erste 
Gang eines Autos fuer eine Lebensdauer von vielleicht 30km ausgelegt, 
mehr braucht's nicht. Dann wuerden die Zaehne rund, resp werden 
abgeschert.

Man kann kann mechanische Komponenten immer nicht dem Design 
entsprechend belasten und zerstoeren.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Diese "Unendlichkeitsmaschinen" sind eigentlich geschummelt, ab und an 
wird die Drehrichtung umgekehrt und damit das Spiel und elastische 
Verformbarkeit des Getriebes ausgenutzt.

Also ein lustiger Effekt anzusehen, aber wenn man das Ding lange genug 
in eine Richtung laufen lässt, blockiert es auch oder irgendwas bricht. 
Unendlich ist da nichts.

von Matthias X. (current_user)


Lesenswert?

Joggel E. schrieb:
> Wie mir von einem Getriebehersteller versichert wurde, ist der erste
> Gang eines Autos fuer eine Lebensdauer von vielleicht 30km ausgelegt,
> mehr braucht's nicht.

30km Volllast vielleicht. Bei normalem Anfahren kann das nicht stimmen. 
Anfahren im ersten Gang sind vielleicht 15m. Das wäre 2000 mal anfahren. 
Wenn ich auf Arbeit fahre, dann fahre ich vielleicht 50 mal an. Dann ist 
mein Getriebe nach einem Monat kaputt?

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Ben B. schrieb:

> Die Antriebe beim Dancer variieren wegen der langen Betriebszeit dieser
> Fahrgeschäfte so stark.

Bei uns stand regelmäßig eine sog. "Jaguarbahn". Diese war gefühlt
mindestens 30 Jahre äusserlich unverändert. Wurden solche Bahnen
eigentlich irgendwann mal elektrisch auf den neuesten Stand gebracht
oder gibts da immer noch diese Anlasswiderstände die angeblich früher
aus einem Eimer mit Salzwasser und einer reingehängten Metallplatte
bestanden?

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Die gibts bei alten Anlagen immer noch. Wieso sollte man das auch 
ändern?

Wenn man so ein Fahrgeschäft auf einen neuen Antrieb umrüstet und sowas 
z.B. durch einen Frequenzumrichter ersetzt, muß das alles neu abgenommen 
werden. Mit etwas Pech müssen dann auch neuere Vorschriften eingehalten 
werden, die mit alten Fahrgeschäften evtl. schwierig zu erreichen sind 
(z.B. Zeit bis zum Stillstand bei Notstopp).

von Cyblord -. (cyblord)


Lesenswert?

Ben B. schrieb:
> Diese "Unendlichkeitsmaschinen" sind eigentlich geschummelt, ab und an
> wird die Drehrichtung umgekehrt

Quelle? Beweis?

> Also ein lustiger Effekt anzusehen, aber wenn man das Ding lange genug
> in eine Richtung laufen lässt, blockiert es auch oder irgendwas bricht.
> Unendlich ist da nichts.

Das ist grade der Witz daran, natürlich passiert das irgendwann aber 
halt erst nach X Jahren/Jahrzehnten/Jahrhunderten.
Deshalb wundert es mich schon wenn die jetzt alle Betrug sein sollen.

: Bearbeitet durch User
von Richard H. (richard_h27)


Lesenswert?

Cyblord -. schrieb:
> Deshalb wundert es mich schon wenn die jetzt alle Betrug sein sollen.

Das hat er mit den Leuten von der freien Energie verwechselt.

von Cyblord -. (cyblord)


Lesenswert?

Richard H. schrieb:
> Cyblord -. schrieb:
>> Deshalb wundert es mich schon wenn die jetzt alle Betrug sein sollen.
>
> Das hat er mit den Leuten von der freien Energie verwechselt.

Muss wohl so sein. Auf Wikipedia konnte ich diesbezüglich auch nichts 
finden. Fast jedes Technikmuseum hat so eine Maschine. Ich warte noch 
auf einen Hinweis von ihm, der seine These etwas unterfüttert.

von Matthias S. (da_user)


Lesenswert?

Ben B. schrieb:
> Die Steuerung der Antriebstechnik ist ebenfalls sehr rudimentär. Kein
> Computer, man hat am Steuerpult die direkte Kontrolle über die Antriebe.

Ist das auch bei aktuellen Fahrgeschäften so?

Ben B. schrieb:
> Wenn man so ein Fahrgeschäft auf einen neuen Antrieb umrüstet und sowas
> z.B. durch einen Frequenzumrichter ersetzt, muß das alles neu abgenommen
> werden. Mit etwas Pech müssen dann auch neuere Vorschriften eingehalten
> werden, die mit alten Fahrgeschäften evtl. schwierig zu erreichen sind
> (z.B. Zeit bis zum Stillstand bei Notstopp).

Da Frage ich mich in der Tat auch immer, wie da so manches realisiert 
wird, insbesondere z.B. bei Fahrgeschäften die Überkopf fahren.
Wenn ich da einen harten NotStop reinschmeiß, dann bleibt doch das 
Dingens u.U. auch Überkopf stehen, was nicht unbedingt gesund ist.
Müsste es da nicht auch einen Notfallknopf geben, der das Fahrgeschäft 
(stattdessen= in eine sichere Postion bringt, ggf. sogar 
Ausstiegsposition?

Wenn dann würde sowas aber wohl auch nur in Computergesteuerten Anlagen 
funktionieren...

Ich arbeite da übrigens mit einer Firma aus Bremen zusammen, die die 
inoffizielle Nachfolgefirma einer Firma ist, die mal zusätzlich 
Fahrgeschäfte produzieren wollte und sich dabei überhoben hat... Muss 
irgendwann in den '90er gewesen sein.
Ich glaub die in Kleinserie gefertigten Dinger stehen immer noch auf 
irgendeinem Schrottplatz

von Cyblord -. (cyblord)


Lesenswert?

Matthias S. schrieb:
> Da Frage ich mich in der Tat auch immer, wie da so manches realisiert
> wird, insbesondere z.B. bei Fahrgeschäften die Überkopf fahren.
> Wenn ich da einen harten NotStop reinschmeiß, dann bleibt doch das
> Dingens u.U. auch Überkopf stehen, was nicht unbedingt gesund ist.
> Müsste es da nicht auch einen Notfallknopf geben, der das Fahrgeschäft
> (stattdessen= in eine sichere Postion bringt, ggf. sogar
> Ausstiegsposition?
>
> Wenn dann würde sowas aber wohl auch nur in Computergesteuerten Anlagen
> funktionieren...

Natürlich gibt es das. Vergleiche mal mit Achterbahnen, die kannst du 
gar nicht jederzeit stoppen. Nur an den Blockbremsen.
Für einfache Fahrgeschäfte macht das aber meist keinen Sinn. Wenn man 
das Ding in die Aussiegsposition fahren kann, braucht man auch kein 
Notaus. Das macht man einfach.
Wenn man Notaus braucht, halten die einfach an. Überkopf sind schon 
manche Fahrgäste stecken geblieben. Das macht gar nichts.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Fahr doch hin und schau selber nach. Tatsache ist nunmal, daß unendlich 
in einer endlichen Maschine nicht funktioniert. Wenn Du eine unendlich 
hohe Anzahl Zahnräder hättest - dann würde es funktionieren.

Oder man könnte das auch umdrehen. Wenn es unendlich funktionieren 
würde, könnte man diese Maschine auch "vorspannen" und dadurch Energie 
aus nichts gewinnen, indem man sie rückwärts betreibt. Funktioniert auch 
nicht, bzw. irgendwann wäre jede noch so starke Vorspannung erschöpft 
und die Maschine würde zum Stillstand kommen.

von Cyblord -. (cyblord)


Lesenswert?

Ben B. schrieb:
> Fahr doch hin und schau selber nach.

Wozu? DU behauptest etwas. Also ist es nur fair nach Belegen zu fragen. 
Aber mir ist klar, du hast einfach nur keine Ahnung und hast Unsinn 
gequatscht. Typischer Schwaller. Nix dahinter.

> Tatsache ist nunmal, daß unendlich
> in einer endlichen Maschine nicht funktioniert. Wenn Du eine unendlich
> hohe Anzahl Zahnräder hättest - dann würde es funktionieren.

Nochmal für dich: Es ist nicht unendlich, nur sehr lange. Aber 1000 
Jahre sind unendlich genug für so eine Maschine.

Trotzdem muss niemand heimlich die Drehrichtung umkehren, so wie du das 
behauptet hast.

von Johannes O. (jojo_2)


Lesenswert?

Auch eine beliebte Methode sind Rutschkupplungen. Wenn das Drehmoment zu 
groß wird, so dass Getriebeschädigung droht, dann wird die Verbindung 
zwischen Getriebe und Motor temporär getrennt. Das funktioniert rein 
mechanisch oder Logik, Elektronik etc.
Das ist besonders dann wichtig, wenn der Motor selbst eine mechanische 
Bremse besitzt, die beispielsweise geschlossen wird bei Stromausfall. 
Das kann man sich grob so vorstellen, dass die Bremsbacken per 
Elektromagnet vom Rotor weggezogen werden.

Selbst beobachtet habe ich das schon bei einem etwas älteren 
Aufzugsantrieb: Im Falle einer mechanischen Notbremsung (=der Korb wird 
im Schacht gebremst) kommt dieser fast sofort zum Stillstand, der Motor 
dreht aber noch durch seine Trägheit kurzzeitig weiter, was durch die 
Rutschkupplung erlaubt wird. Schön sieht das nicht aus, gut hört es sich 
auch nicht an.

Auch bei größeren Maschinen gibt es das. Meines Wissens nach kommt auch 
bei so manchen größeren Bodenstationen (25m Schüsseldurchmesser etc.) so 
etwas zum Einsatz. Im Falle eines Fehlers oder einer Abschaltung würde 
ansonsten die Masse der ganzen Anlage Getriebe und Motor zerstören.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

> Ist das auch bei aktuellen Fahrgeschäften so?
Ich glaube beim Dancer ja. Aber viele andere Fahrgeschäfte fahren 
inzwischen computergesteuert um die Fahrt genau steuern zu können oder 
bei manchen Anlagen punktgenau zu halten.

Beim Notstopp gibts halt mehrere Ansätze je nach Fahrgeschäft. 
Achterbahnzüge z.B. können gar nicht sofort gestoppt werden, sondern 
erst in der nächsten Bremse. Die Bremsen werden daher bei Anlagen mit 
mehreren Zügen automatisch gesteuert und erst freigegeben wenn ein Zug 
den vorausliegenden Abschnitt verlassen hat.

Es ist immer die Frage wie ein erstmal sicherer Betriebszustand 
aussieht. Beim Dancer (oder Riesenrädern) ist das ein möglichst 
schneller Stopp aller Bewegungen, sprich Scheibe und Gondelkreuze werden 
gestoppt.

Wenn bei einem Fahrgeschäft (z.B. Schaukelschiff) eine Überkopf-Phase 
möglich ist, kommt es drauf an wie die Fahrgäste gesichert sind. 
Entweder ist ein Stopp überkopf unmöglich, so daß physikalisch niemand 
herausfallen kann oder die Fahrgäste sind so gesichert, daß sie überkopf 
nicht herausfallen können. Wenn die Anlage dann in diesem Zustand 
stoppt, ist das extrem unangenehm, aber es stirbt erstmal niemand. 
Meistens wird bei solchen Anlagen probiert, sie zu bremsen und dann 
langsam in die Ausgangsposition zurückzufahren, das kann auch manuell 
passieren indem man von Hand z.B. Hydraulik-Ablassventile öffnen muß 
oder mit Handrädern an den Antrieben. Hängt auch davon ab was für ein 
Problem aufgetreten ist, ob sich Personen im Gefahrenbereich aufhalten 
oder so. Wenn ja kann man die Anlage nur stillsetzen und muß dann 
erstmal diese Personen wegholen bevor man in die Ruhestellung 
zurückfährt oder so.

Manche Fahrgeschäfte mit "nicht so leicht erreichbaren Fahrgästern" wie 
z.B. große Riesenräder haben auch mehrere Antriebsmotoren oder 
Notantriebe. Wenn einer ausfällt, kann das Rad trotzdem noch langsam 
gedreht werden und alle Fahrgäste können problemlos aussteigen.

Das wichtigste ist, daß die Fahrgäste erstmal nicht direkt zu Schaden 
kommen. Zur Not muß sich halt die Feuerwehr 'nen Kopf machen, wie sie 
die Leute da wieder raus bekommen.

> Aber 1000 Jahre sind unendlich genug für so eine Maschine.
Für Dich. Für mich noch lange nicht!

: Bearbeitet durch User
von Jörg K. (joergk)


Lesenswert?

Matthias S. schrieb:

>
> Ich arbeite da übrigens mit einer Firma aus Bremen zusammen, die die
> inoffizielle Nachfolgefirma einer Firma ist, die mal zusätzlich
> Fahrgeschäfte produzieren wollte und sich dabei überhoben hat... Muss
> irgendwann in den '90er gewesen sein.
> Ich glaub die in Kleinserie gefertigten Dinger stehen immer noch auf
> irgendeinem Schrottplatz

Hallo Matthias,

Könnte es sein, daß der Vorgänger des inoffiziellen Nachfolgers auch im 
Kranbau tätig war?

Jörg

von IncreasingVoltage .. (increasingvoltage)


Lesenswert?

Matthias X. schrieb:
> Viele Schwingende Fahrgeschäfte werden mit einem Autoreifen angetrieben.

Aber eben nicht alle, deswegen hatte ich die frage gestellt. Aber 
anscheinend ist das für die Antriebe im Lager oben kein großes Problem, 
wenn mal "Strom aus" ist.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Lagerung und Antrieb sind oft verschiedene Dinge. Beim Dancer z.B. oder 
bei Riesenrädern sind die Räder "passiv" gelagert und die Antriebe 
greifen über Zahnkränze oder die schon erwähnten Gummiräder ein. Diese 
Lager sind auch so ausgelegt, daß sie ein Vielfaches der zu erwartenden 
Kräfte aushalten (auch im Falle eines Nothalts über starke Bremsen). 
Meistens sind sie auch schwer zu wechseln, aber man sieht am Beispiel 
des alten Riesenrades in Berlin-Plänterwald wie lange sowas selbst ohne 
Pflege hält. Dieses Rad ist 45 Meter hoch, wurde 1989 gebaut und steht 
seit 2001 still, wird aber manchmal vom Wind gedreht - also ist das 
Lager nach 19 Jahren ohne Nutzung noch in ziemlich gutem Zustand.

: Bearbeitet durch User
von IncreasingVoltage .. (increasingvoltage)


Lesenswert?

Ben B. schrieb:
> steht
> seit 2001 still, wird aber manchmal vom Wind gedreht

Stimmt, habe da mal ein Video auf Youtube gesehen. Schade, dass da wohl 
nichts mehr passieren wird, auch wenn es vor 1-2 Jahren noch Pläne gab.

Mal hoffen, dass die derzeitige Situation nicht zu viele weiter Parks in 
die Pleite treibt. Wäre echt schade drum. Aber Sicherheit und Gesundheit 
ist natürlich Prio A+++++++

Hier gibts noch ein interessantes Video zum BreakDancer, allerdings in 
Kinolänge mit doppelter Überlänge...

https://youtu.be/o9hm6TVRyKA?t=4650

Für die, die es evtl. interessiert.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Naja das passiert halt wenn man solche Unternehmen in private Hände gibt 
und die Unternehmer den Hals nicht voll kriegen können und sich 
hinterher noch in Drogengeschäfte verwickeln lassen. Wen das 
interessiert, der kann mal danach googeln, das passt hier nicht in den 
Thread.

Das Gelände wurde inzwischen von der Stadt zurückgekauft, aber die 
gegenwärtige Situation macht es in naher Zukunft sehr unwahrscheinlich, 
daß dort irgendwas passiert. Der Park ist auch extrem verfallen, viele 
Attraktionen sind abgebaut worden, es gab einen großen Brand und was 
noch übrig ist, wurde durch Vandale beschädigt. Da ist nichts mehr, was 
man nicht mit großem finanziellen Aufwand wieder instandsetzen oder 
ersetzen muss.

Der Spreepark ist auch nicht das einzige, dem Blub-Spaßbad in Britz oder 
dem Sport- und Erholungszentrum (SEZ) aus DDR-Zeiten ging es auch nicht 
besser. Das Blub ist ebenfalls abgebrannt, kann man nicht mehr retten... 
nur noch die Reste zusammenschieben.

Schade, aber entweder ist der Betrieb solcher Anlagen in Berlin wirklich 
nicht wirtschaftlich oder einer vermeintlichen Weltstadt liegt nicht 
viel an sowas.

von IncreasingVoltage .. (increasingvoltage)


Lesenswert?

Die Freizeitmöglichkeiten werden leider immer weniger.

Jede größere Stadt muss wie ein monotoner, minimalistischer und 
emotionsloser Haufen irgendwas gestaltet werden, damit man dem 
"Zeitgeist" entspricht. Absolut langweilig.
Und wenn man mal etwas machen will, muss man sehr weit reisen. 100km+ 
sind da keine Ausnahme. Wirklich schade.

Aber ich treibe den thread zu tief in den OT.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

> Aber ich treibe den thread zu tief in den OT.
Ich glaube das geht schon in Ordnung, ist ja sowieso der 
Offtopic-Bereich wo der Thread gelistet ist und die Hauptfrage scheint 
beantwortet.

Ich hab mir mal das Video oben angeschaut, sowieso derzeit nichts 
besseres zu tun. Ist ja quasi Breakdance-P*rno, er hat zwar nicht so 
viel Ahnung von der Elektrik, aber sie haben das Fahrgeschäft wirklich 
gut erklärt. Ist zwar ein No2, ich mag den No1 lieber (hat mehr Bumms, 
den No2 finde ich träge), aber prinzipieller Aufbau, die Steuerung und 
Probleme von dem Ding sind die gleichen wie beim No1... wie 
beispielsweise die schlechte Sicht und ausfallende Scheinwerfer, alte 
Motorkohlen und dumme/besoffene Fahrgäste.

Da kommen direkt alte Erinnerungen auf... Vielleicht bei der Gelegenheit 
ein guter Tip an den coolen Typen - du müsstest inzwischen so Ende 30 
sein - den ich dir damals nicht geben konnte. Wenn man schon entgegen 
aller Vernunft und trotz aller rot markierten Gefahrenbereiche auf die 
auslaufende Scheibe hüpft, dann in Fahrtrichtung und nicht dagegen.

Eine Sache ist mir in dem Video aufgefallen:
Bei 1:13:32 Steuerung bzw. Antriebe Ein ohne Schlüssel? oO
Wenn das mal keinen Ärger gibt wenn's der Onkel vom TÜV sieht.

von Matthias S. (da_user)


Lesenswert?

Ben B. schrieb:
> Ich glaube beim Dancer ja. Aber viele andere Fahrgeschäfte fahren
> [...]

Danke für die ausführlichen Antworten und den Einblick in diese Welt. 
Finde ich sehr interessant.

IncreasingVoltage .. schrieb:
> Hier gibts noch ein interessantes Video zum BreakDancer, allerdings in
> Kinolänge mit doppelter Überlänge...
>
> Youtube-Video "Break Dancer No.2 Dreher & Vespermann Reportage |
> Funfairblog #87 [HD]"

Puhh.. ganz schön lang. Aber mal auf die Merkliste geschmissen...

Jörg K. schrieb:
> Könnte es sein, daß der Vorgänger des inoffiziellen Nachfolgers auch im
> Kranbau tätig war?

Hmm... ne, Kranbau m.W. nicht. Aber es gab da in der Gegend noch eine 
weitere Firma die in Sachen Karussellbau aktiv war. War wohl u.A. auch 
einer der Gründe für die Pleite...
Allerdings kenne ich die Geschichte natürlich auch nur aus zweiter Hand, 
ist ja auch schon länger her...

Ben B. schrieb:
> Wenn man schon entgegen
> aller Vernunft und trotz aller rot markierten Gefahrenbereiche auf die
> auslaufende Scheibe hüpft, dann in Fahrtrichtung und nicht dagegen.

Der Zu- und Abgang ist bis 0,3m/s erlaubt. Bei entsprechender Eignung, 
Einweisung und Probung auch bei höheren Geschwindigkeiten.
Ich bin mir aber nicht sicher, ob diese Vorschrift auf bei 
Fahrgeschäften Anwendung findet... ;-)

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Matthias S. schrieb:

> Der Zu- und Abgang ist bis 0,3m/s erlaubt. Bei entsprechender Eignung,
> Einweisung und Probung auch bei höheren Geschwindigkeiten.

"Geeignete" wären z.B. Hupfdohlen"? Übrigens springe ich auch
dauernd auf sich bewegende Rolltreppen. :-)

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Also normalerweise eben weißes Licht an damit alle was sehen, man sagt 
auch immer an bitte warten bis die Scheibe zum Stillstand gekommen 
ist... das wäre jedenfalls der Plan gewesen. Hatte den Satz noch nicht 
ganz zuende, hüpft der Wahnsinnige auf die Scheibe, dort hat es ihm 
sprichwörtlich die Schuhe ausgezogen und er ist in ganzer Länge wie 'ne 
Dachlatte Front voran auf die Scheibe aufgeklatscht. Kriegt man schon 
'nen Schreck und denkt so Kacke, hoffentlich ist dem nichts ernstes 
passiert und er bekommt nicht noch 'ne Gondel gegen den Kopf oder so. 
Zwei Kassierer haben den dann von der Scheibe abgekratzt, da sah er für 
den Knall recht gut aus, konnte laufen keine riesen Blutlachen oder so, 
aber mußte sich trotzdem einer drum kümmern so mit Sanitöter rufen damit 
man die Verantwortung los ist. Könnte mir denken, daß das am nächsten 
Tag schlimme Kopfschmerzen (nicht nur vom Alkohol) waren und er sich die 
Mitfahrt evtl. anders vorgestellt hat.

von Matthias S. (da_user)


Lesenswert?

Harald W. schrieb:
> "Geeignete" wären z.B. Hupfdohlen"?

Ach... Hupfdohlen sind definitiv geeignet. Da brauchst eigentlich nicht 
mal ausführlich probieren.

Ben B. schrieb:
> Also normalerweise eben weißes Licht an damit alle was sehen, man sagt
> [...]

Bei mir hat sich mal der Achsrechner von unserem umlaufenden Ring 
gedacht "da stimmt was nicht, ich will nicht mehr", und dann lässt dir 
bei 0,6m/s die Bremsen zuklatschen.
Da hat es nicht nur alles was drauf stand ordentlich dahergebrezelt, 
sondern auch die mitfahrende Dame. Passiert ist zum Glück auch in diesem 
Fall nix.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Bei welchem Fahrgeschäft?

Beim Breakdance kann das mit der Überdrehzahl bei den Gondelkreuzen 
gelegentlich passieren (was im Video glaube ich auch erwähnt wurde), vor 
allem wenn eines stark asymmetrisch beladen wird, angenommen ein 
Fleischball in einer Gondel und die anderen drei leer, oder zwei Gondeln 
nebeneinander besetzt und die anderen beiden leer. Die Kassierer sollen 
eigentlich drauf achten, daß das vermieden wird, aber geht halt nicht 
immer. Manchmal sieht man's noch beim Anfahren, dann hat man die Wahl 
Kreuze nur 80% und allen die Fahrt versauen weil man nicht Vollgas gibt 
oder riskieren, meistens gehts gut. Bei der Scheibe habe ichs nie 
erlebt.

von Matthias S. (da_user)


Lesenswert?

Kein Fahrgeschäft.
Mitfahrt nur für eingewiesenes Personal, SIL3 Steuerung, max. 1,2m/s am 
Umfang.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Okay... dann habe ich keinen blassen Schimmer, was Du da betreibst. :D

von Nicht W. (nichtsowichtig)


Lesenswert?

Ich habe mal mit einem Legomotor in Zeitlupe 130kg gehoben. Das war 
Untersetzung.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Nicht W. schrieb:

> Ich habe mal mit einem Legomotor in Zeitlupe 130kg gehoben.

Du solltest abnehmen, dann wird der Legomotor nicht so stark 
beansprucht.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.