Forum: Haus & Smart Home Wie sicher sind elektronische Schließzylinder?


von Jemin K. (jkam)


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Ich frage mich, ob ich bei uns mal einen elektronischen Schließzylinder 
einbaue. Wenn ich mir die Dinger aber anschaue, beschleichen mich 
Zweifel in ihrer Sicherheit: die Elektronik scheint außen zu sitzen. Was 
hindert denn einen Dieb daran, das Ding abzuschlagen und das Ding 
aufzubohren? Weiß jemand wie sicher die Dinger gegen mechanische 
Attacken oder dümmste elektronische sind? Teilweise reicht es ja, zwei 
Kabel zu verbinden um diese Nummerpads die in USA beliebt sind zu 
überlisten. Komplizierte elektronische Attacken sind irrelevant, das 
machen ein paar Meth-Junkies nicht. Aber seitdem das Haus der 
Schwiegereltern gründlichst geplündert wurde, stellt man sich schon 
solche Fragen...

von Flip B. (frickelfreak)


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Simons Voss hat von aussen gesehen eine gehärtete stahlplatte die 
konisch ist. Die ist sehr schwer zu durchdringen.

von Unerwünschter (Gast)


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Bei denen liegt auch die Elektronik innen, sofern man das "aktiv" System 
nutzt und keinen ".CO" Zylinder nimmt.

von Jemin K. (jkam)


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Naja, Simons und Voss ist so eine Sache. Die Batterie ist auf der selben 
Seite wie die Elektronik. Man kann sich also raussuchen: Ausgesperrt bei 
Batterie-leer oder Elektronikfehler oder aber Elektronik draußen. Ich 
habe aus einem größeren Objekt Erfahrung mit einem System von denen, das 
ist nicht schön. Man braucht überall die Transmitter, die Reichweite der 
Schlüssel schwankt, die Transponder lösen sich nach einigen Monaten am 
TPU auf und zerbröseln, wodurch der Schalter drinnen versifft und 
irgendwann aussteigt, manche Schlösser haben einen hohen Stromverbrauch 
und sind regelmäßig leer, gelgentlich drückt man ewig bis es mal 
reagiert etc. Alles in allem nicht sonderlich beeindruckend.
Lässt man da zur Sicherheit dann die Elektronik draußen, hat man das 
Problem, dass das völlig unsicher bei denen zu sein scheint, da sie- 
wenn ich das richtig sehe - einfach eine Magnetspule mit Strom 
versorgen, die die Drehfunktion aktiviert. Dafür sind zwei kleine Pads 
auf der Drehknauf-Platine (Abb 2a, die zwei kleinen Pads am dünnen Ende 
der Platine):

https://eprint.iacr.org/2013/598.pdf


Ließe sich also möglicherweise billigst mit zwei Blechstreifen 
überlisten. Wie resistent sowas gegen Magnetangriffe ist, bliebe auch 
abzuwarten.
Was mir aber hauptsächlich Sorgen macht: dumme Kriminelle wollen schnell 
rein. Daher: Brachialgewalt sprich Bohrmaschine. Das Gehäuse in dem die 
Spule sitzt, und welches freiliegt, wenn der Knauf ab ist, sieht extrem 
spirrelig aus (Abb. 2):
http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.392.7845&rep=rep1&type=pdf

Genau deshalb frage ich mich, ob diese ganzen Elektronikschlösser nicht 
vielleicht alle ein Downgrade sind, wenn eine der Top-Marken schon auf 
so einem Niveau operiert. Die Preise für diese Systeme sind ja fix im 
hunderte Euro pro Tür Bereich. Da bekommt man mechanische Lösungen mit 
extremer Sicherheit - nur eben leider nicht mit frei konfigurierbarem 
Zugang und Schlüssel-Vergess-Sicherung durch Apps etc.

von Sven L. (sven_rvbg)


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Ich bin Fan von in die Tür fest eingebauten Motorschlössern,
diese lassen sich elektronisch ansteuern, und für den Fall der Fälle 
kann man noch einen Zylinder einbauen.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Wenn ich wirklich irgendwo rein will, sind sie nicht sicherer als die 
Tür und die Tür ist nicht sicherer als die Fenster.

von Jemin K. (jkam)


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Tür: sichere, schwere Eingangstür (leider mit kleinen Glasfenstern was 
mich bei manuellen Knäufen auf der Innenseite etwas vorsichtig sein 
lässt)
Fenster: einbruchshemmend, mit Rolläden

Das ist aber nicht die Dskussion. Wenn ich ein Schloss in 2 Minuten mit 
zwei Blechstreifen knacken kann, oder es mit einem Akkudremel in noch 
kürzerer Zeit aufgefräst bekomme, ist das wertlos. Es sollte zumindest 
den häufigsten verbleibenden Angriffsformen widerstehen, nämlich 
Aufbohren und Kernziehen.

von sid (Gast)


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nachdem ich dem "lockpickinglawyer" auf yt ne Weile zugesehen habe,
wie er diverse elektronische Schlösser hinrichtet ohne sie auch nur 
wirklich anzufassen,
bleib ich bei mechanischen!

einfach weil ICH 15min brauche mein Mechanisches zu knacken,
und dennoch schaffte das "ach so sichere" Elektronische meines Schwagers
(dank besagter Videos) in unter 3 zu öffnen.
-er hat sich danach n Neues gekauft übrigens-

Und klar, fingerfertigere Picker knacken mein Schloss in unter einer 
Minute;
aber ich denke elektronisch Begabtere tun ähnliches mit Elektronischen.

Die Frage vor wem man mehr Angst hat,
der aussterbenden Zunft der handwerklich begabten Missetäter,
oder der wachsenden Gruppe der aushilfs Tunichtgute mit 
Internetanschluss...

ich hab da mein Häkchen gesetzt

mit pfennigen werfend
'sid

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Jemin K. schrieb:
> Ich frage mich, ob ich bei uns mal einen elektronischen Schließzylinder
> einbaue. ..

Was ist das für ein Gebäude?
Wie viele Zutrittsberechtigte und wieviel Zutritte hast du bei euch?
Welche Art von Zutrittsberechtigungen müssen verwaltet werden 
(gestaffelt, zeitlich begrenzt,....)
Welche Widerstandsklasse der Gebäudehülle soll erreicht werden?
oder ist das doch nur ein Einfamilienhaus?

: Bearbeitet durch User
von Jens M. (schuchkleisser)


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Du hast bei diesen Elektronischen Schlössern das Verwendungsgebiet 
falsch angekreuzt:
[x] Sicherung des Eigentums
[ ] Sicherung des Zugangs unter kontrollierten Bedingungen

Das sind einfache Zugangskontrollen für Türen, bei denen man nur 
schlecht elektromechanische Türöffner einbauen kann und wo Schlüssel zu 
unbequem sind, z.B. aufgrund des Verlustproblems.
Also gibt's einen funkbetätigten magnetkuppelnden Drehknauf und ein 
funkendes  Tastenfeld (oder einen Transponderleser) und man kann "den 
Müller" aus der Zugangsberechtigung nehmen, wenn er die Abteilung 
wechselt oder gekündigt hat/wurde in dem man seinen Transpondercode 
löscht.
Natürlich könnte er dann einfach die Tür eintreten, aber die Kollegen 
auf dem Flur hören das dann und kucken aus ihren Büros, also traut er 
sich nicht.

Niemand denkt ernst dran, so ein Schloss einzusetzen um die Haustür 
zuzuhalten...
Dazu muss es ein motorisches Schlosssystem sein, das in die Tür 
eingebaut wird, und dummerweise muss wie überall eine zweite Möglichkeit 
vorgesehen sein, damit man im Fehlerfall noch reinkommt. Das gilt 
allerdings auch für normale Schlösser...
Und da muss man dann drauf achten, das die alternativen Wege nicht 
schwächer sind...

von TestX .. (xaos)


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eCLIQ oder VERSO/CLIQ werden oft für Rechenzentren etc eingesetzt - auch 
für den äußeren Perimeter.

Das Problem ist bei den Dingern allerdings, dass die Schlösser sehr 
teuer sind und es sich für Privatleute oft nicht lohnt da der normale 
Einbrecher beim Anblick eines "vernünftigen" Zylinders direkt den Weg 
über ein Fenster etc. geht...

von Reinhard S. (rezz)


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TestX .. schrieb:
> eCLIQ oder VERSO/CLIQ werden oft für Rechenzentren etc eingesetzt - auch
> für den äußeren Perimeter.

Kann ich bestätigen, hab ich bisher bei Telekom und Stadtwerke München 
gesehen, jeweils im großen Stil.

> Das Problem ist bei den Dingern allerdings, dass die Schlösser sehr
> teuer sind und es sich für Privatleute oft nicht lohnt da der normale
> Einbrecher beim Anblick eines "vernünftigen" Zylinders direkt den Weg
> über ein Fenster etc. geht...

Dann muss man das Fenster auch auf den gleichen Level bringen :)

von Sebastian L. (sebastian_l72)


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Reinhard S. schrieb:
> TestX .. schrieb:
>> eCLIQ oder VERSO/CLIQ werden oft für Rechenzentren etc eingesetzt - auch
>> für den äußeren Perimeter.
> Kann ich bestätigen, hab ich bisher bei Telekom und Stadtwerke München
> gesehen, jeweils im großen Stil.
Der Vorteil der Dinger ist das Remote Management. Wenn Peter seinen 
Schlüssel nicht abgibt kann ich von zu Hause aus seinen Schlüssel 
ungültig machen.
Ausserdem kann man so Nette Sachen machen wie:
Klaus erhält nur Zutritt wenn Sabine drin ist - oder Christiane erhält 
keinen Zutritt wenn Claudia drin ist.
Schlüssel funktioniert nur Montags von 7:00 bis 8:30.
etc pp.

>> Das Problem ist bei den Dingern allerdings, dass die Schlösser sehr
>> teuer
Das sind keine Schlösser sondern nur Schliesszylinder. Wenn man das in 
einen Schlosskasten mit nur einer Falle und sonst nix setzt, dann ist 
die mechanische Widerstandsklasse gering.

Die Verwaltung von Schliessanlagen ist ein Puzzlespiel. Remote 
Management ist fantasistisch.
Einmal nicht vergebens vorgefahren - schon ist der Break even erreicht.

>> normale
>> Einbrecher beim Anblick eines "vernünftigen" Zylinders
Ein noch so doller Zylinder hilft nix, wenn das Schliessblech nur im 
Turrahmen aus Gammelholz verankert ist. Ein Tritt ...

> Dann muss man das Fenster auch auf den gleichen Level bringen :)
Nicht nur die - die gesamte Gebäudehülle.

von Michi (Gast)


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Sebastian L. schrieb:
> Nicht nur die - die gesamte Gebäudehülle.

Der einfachste Weg in mein Haus ist durch die Wand. Mit dem 
Teppichmesser durch die Armierung des Außenputz, der Rest geht 
"notfalls" per Hand: 50cm Hohlziegel zerbröselt man Schicht für Schicht 
und macht nicht mal allzu großen Lärm dabei.

von Jemin K. (jkam)


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Naja, durch die Hülle kommt man nicht so leicht. Dicke Klinker plus 
richtig dicke KS Wand. Das vielversprechendste was ich bisher gefunden 
habe sind die hier:
https://www.siko-shop.de/Elektr-Schliesszylinder/AirKey-EVVA-Onlineloesung/EVVA-AirKey-HYBRID-Doppelzylinder-mit-einseitigem-RFID-Leser::10396.html

von Phil J. (exloermond)


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Bei uns wurde hierauf umgerüstet:

https://www.winkhaus.com/de-de/zutrittsorganisation/elektronische-zutrittsorganisation/elektronische-schliesssysteme/bluechip

Teurer Spaß. Nicht nur für Büros, auch Server und Zwischentüren.

von Jemin K. (jkam)


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Das ist leider nix für mich, da es ja wieder Schlüssel braucht und nicht 
zB das Handy verwendet werden kann.

von Reinhard S. (rezz)


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Jemin K. schrieb:
> Das ist leider nix für mich, da es ja wieder Schlüssel braucht und nicht
> zB das Handy verwendet werden kann.

Kann man als Vorteil sehen :) Ob man nun einen Dongle, Schlüssel, Karte 
oder das Handy braucht macht ja wenig Unterschied. Nen Schlüssel oder 
Dongle hab ich jedenfalls schneller bei der Hand als mein Handy.

von Heinz B. (Firma: Privat) (hbrill)


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Oder vielleicht was mit Fingerprint :

https://www.pearl.de/a-NX6409-3103.shtml

Die haben da noch mehrere Sorten.

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