Forum: Platinen Platine und Stromstärke


von Martin B. (Firma: BINE Automatentechnik ◔) (pac-man)


Lesenswert?

Hallo,

ich bastle grad mit einem MOSFET im To220 rum. Das Ding kann Ströme über 
100A ab, aber wie kriege ich solche Ströme über eine Platine?

Nein, ich belaste ihn nicht so hoch, nur interessenshalber.

Gruß, Martin

von Peter E. (Firma: S&P) (eosangel)


Lesenswert?

Warum sollte man das?

Da er auch gut gekühlt werden sollte man den schon mechanisch anders 
verbauen.

von xyz (Gast)


Lesenswert?

Mit möglichst breiten Leiterbahnen und mindestens vier Lagen mit 70µm 
Kupfer.

von Dussel (Gast)


Lesenswert?

Oder mit Stromschienen. Es gibt auch Leiterplatten, in die Kupferblech 
als Leiterbahn eingesetzt wird.

Zusätzlich muss man bedenken, dass die Leiterbahn nicht bis zum Pin so 
breit sein muss. Natürlich könnte man TO-220-Pins nicht mit 5mm breiten 
Leiterbahnen kontaktieren. Da hätte man nur noch eine große Fläche. Man 
kann die Breite kurz vor den Pins verringern, so dass sie sich gut 
kontaktieren lassen. 100 A sind aber eine ganz andere Hausnummer.

von Martin B. (Firma: BINE Automatentechnik ◔) (pac-man)


Lesenswert?

xyz schrieb:
> Mit möglichst breiten Leiterbahnen und mindestens vier Lagen mit 70µm
> Kupfer.

Breite ist ja ok aber an der Stelle wo das TO220 eingelötet wird ist ja 
der Platz sehr eingeschränkt.

von Martin B. (Firma: BINE Automatentechnik ◔) (pac-man)


Lesenswert?

Dussel schrieb:
> Man
> kann die Breite kurz vor den Pins verringern,

Genau die Stelle meine ich auch.

von Y. Z. (r4pt0r)


Lesenswert?

Dickkupfer in Leiterplatten. 210µm oder 420µm sind ohne Probleme 
machbar, das auf mehreren Lagen und gut durchkontaktiert.

Ansonsten gibt es noch Wirelaid von Jumatech.

von xyz (Gast)


Lesenswert?

Martin B. schrieb:
> Breite ist ja ok aber an der Stelle wo das TO220 eingelötet wird ist ja
> der Platz sehr eingeschränkt.

Stimmt, ab bei 100A ist es problemlos machbar.

Dussel schrieb:
> Es gibt auch Leiterplatten, in die Kupferblech
> als Leiterbahn eingesetzt wird.

... und es gibt Firmen, die mittels Wasserstrahl beliebige Konturen aus 
Kupferblechen schneiden, die auf Standardplatinen gesetzt werden können. 
Das ist preislich durchaus erschwinglich.

von Martin B. (Firma: BINE Automatentechnik ◔) (pac-man)


Lesenswert?

xyz schrieb:
>> Breite ist ja ok aber an der Stelle wo das TO220 eingelötet wird ist ja
>> der Platz sehr eingeschränkt.
>
> Stimmt, ab bei 100A ist es problemlos machbar.

Du meinst diese drei kleinen Pads schaffen 100A?

von Sebastian S. (amateur)


Lesenswert?

>... und es gibt Firmen, die mittels Wasserstrahl beliebige Konturen aus
>Kupferblechen schneiden, die auf Standardplatinen gesetzt werden können.
>Das ist preislich durchaus erschwinglich.
... und fürs Blechlöten gibt es auch – schon seit Jahrzehnten - prima 
Lötkolben.

von was (Gast)


Lesenswert?

Martin B. schrieb:
> Du meinst diese drei kleinen Pads schaffen 100A?

Nur eins der Pads (z.B. Source) muss die 100A schaffen, das liegt 
sinnvollerweise nicht in der Mitte und kann somit von >180° herum 
angebunden werden.

Drain läuft dann über die Fahne, das ist sowieso kein Problem.

Beitrag #6254004 wurde vom Autor gelöscht.
von Wühlhase (Gast)


Lesenswert?

Martin B. schrieb:
> Du meinst diese drei kleinen Pads schaffen 100A?

Das muß kein Problem sein. Wenn du z.B. eine sechslagige Platine hast, 
dann kannst du jedes Beinchen an sechs Pads anbinden.

Und selbst wenn nicht: Du kannst einen Leiter kontrolliert ohne Probleme 
sehr stark verjüngen. Sofern die verjüngte Strecke nur kurz, und links 
und rechts wieder genug Leiter zur Verfügung steht um auch die 
entstehende Abwärme rasch abzuführen.

Wenn du links und rechts von den drei kleinen Pads mit einer großen 
Fläche rauskommst, schaffen die kleinen Pads das durchaus.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


Lesenswert?

Statt jeden Pin in z.B. allen sechs Lagen anzubinden, ist es ggf. 
sinnvoller, drei Lagen für Drain und drei für Source und entsprechend 
große Polygone zu verwenden. Wie schon von anderen Teilnehmern erwähnt, 
gibt es ja auch die Möglichkeit, Dickkupfer zu verwenden. Auch 
gefräste/wasserstrahlgeschnittene Kupferbleche lassen sich in 
Leiterplatten integrieren. Das ist zwar nicht gerade billig, aber die 
Kanten sind wesentlich steiler als bei geätzten und aufgekupferten 
Strukturen.

Ein erhebliches Problem stellt dann aber das Löten dar. Nachträglich 
geht da nix mehr, d.h. selbst bei Vorwärmen der Leiterplatte. Deswegen 
müssen alle Bauelemente einschließlich Anschlussleitungen in einem 
Rutsch in der Dampfphase gelötet werden. Wenn man nämlich das letzte 
bisschen an Stromtragfähigkeit herauskitzeln muss, sollte man auch auf 
Hochstromsteckverbinder und Schraubklemmen verzichten. Dann schafft man 
es auch, 500 A und mehr Dauerstrom auf einer handlichen Baugruppe zu 
handhaben.

Eines der wichtigsten Werkzeuge für solche Projekte ist aber eine gute 
Wärmebildkamera.

von georg (Gast)


Lesenswert?

Andreas S. schrieb:
> Ein erhebliches Problem stellt dann aber das Löten dar

Das Einlöten geht meistens noch (Dachrinnenlötkolben), aber Auslöten im 
Reparaturfall ist unmöglich ohne Beschädigung.

Georg

von Joachim B. (jar)


Lesenswert?

Martin B. schrieb:
> Das Ding kann Ströme über
> 100A ab, aber wie kriege ich solche Ströme über eine Platine?

bei einem Netzteil welches wir bestellten 2V 1000A 1HE für eine 
Aufdampfanlage waren 30mm breite Kupferbänder in mehreren Lagen zum 
Ausgangsport geführt.
Es geht also und wenn dann konstruktiv.

von Crazy Harry (crazy_h)


Lesenswert?

Da frag ich mich manchmal, wie die Anschlussdrähte des FET das aushalten 
sollen?

von georg (Gast)


Lesenswert?

Crazy H. schrieb:
> Da frag ich mich manchmal, wie die Anschlussdrähte des FET das aushalten
> sollen?

"Aushalten" ist eine Frage der Temperatur, aber die Anschlüsse sind 
i.d.R. so kurz dass sie die Wärme abführen z.B. an die Pads auf der 
Leiterplatte. Dünner und kritischer sind die internen Bonddrähte, aber 
dafür muss ja der Hersteller geradestehen, wenn er 100A 
(Dauerbelastung?) angibt. Bei vielen Leistungshalbleitern werden mehrere 
Bonddrähte parallel verwendet. Bei Autoelektrik habe ich schon Dies 
gesehen mit 10 oder mehr Bonddrähten nebeneinander.

Georg

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


Lesenswert?

Hallo Martin.

Martin B. schrieb:

> ich bastle grad mit einem MOSFET im To220 rum. Das Ding kann Ströme über
> 100A ab, aber wie kriege ich solche Ströme über eine Platine?

Für 100A z.B. eine doppelseitige Platine mit jeweils 250um 
Kupferauftrag. Die Leiterbahnen sind flächig ausgelegt, mindestens 
Daumenbreit, und die große Fläche gibt gute Kühlung. An Engstellen 
kühlen die großen Flächen die Engstellen mit. Siehe auch meine 
Vorschreiber oben. Sowas ist dann für 100A schon recht entspannt, wenn 
Du auch noch Luft darüberblässt.

Trozdem wäre das für die meistem TO220 Anschlüsse etwas knapp auf 
Dauer....
Was aber hier noch nicht erwähnt wurde ist, dass es meistens dabei 
auch nicht um Dauerströme handelt, sondern um Spitzenströme , die nur 
einen ganz kurzen Moment fliessen, z.B. bei einem Schaltregler.

Im Datenblatt steht dann im allgemeinen was von "peak", und meistens 
steht auch noch etwas von seiner Dauer dabei, und ob es ein einzelnes 
Ereignis ist, oder ob er sich wiederholt.

Das Datenblatt ist also genau mit paranoider Attitüde zu lesen. Speziell 
auch die Fußnoten.

Ich erinnere mich an einen Fall, wo so ein kleiner DCDC-Converter öfter 
durchbrannte, obwohl er kurzschlussfest sein sollte, Es stellte sich 
dann heraus, dass hinter "Kurzschlussfest" auf eine Fussnote verwiesen 
wurde, und in der Stand "für 1 Sekunde". ;O)


Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Martin B. (Firma: BINE Automatentechnik ◔) (pac-man)


Lesenswert?

Bernd W. schrieb:
> Was aber hier noch nicht erwähnt wurde ist, dass es meistens dabei
> auch nicht um Dauerströme handelt, sondern um Spitzenströme

Continuous drain current*)   C=25°C,  V GS=-10V    -120 A
                             C=100°C, V GS=-10V**) -114 A
Pulsed drain current**)      T C=25°C              -480 A

*) Current is limited by bondwire; with an R thJC = 1.1K/W the chip is 
able to carry -171 A at 25°C.

**) Defined by design. Not subject to production test.


Laut Datenblatt. Ein IPP120P04P4L-03.

Wie gesagt, ist nur Interessehalber. Diese jämmerlich dünnen Beinchen 
und diese winzigen Lötpads... Dabei bin ich davon überzeugt dass das 
noch nicht Ende der Fahnenstange ist.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


Lesenswert?

Hallo Martin.

Martin B. schrieb:

>> Was aber hier noch nicht erwähnt wurde ist, dass es meistens dabei
>> auch nicht um Dauerströme handelt, sondern um Spitzenströme
>
> Continuous drain current*)   C=25°C,  V GS=-10V    -120 A
>                              C=100°C, V GS=-10V**) -114 A
> Pulsed drain current**)      T C=25°C              -480 A
>
> *) Current is limited by bondwire; with an R thJC = 1.1K/W the chip is
> able to carry -171 A at 25°C.

D.h. Du musst es schaffen, unter diesen Umständem das Gehäuse auf 25°C 
zu halten. :O) Das wird mindestens aufwändig.
In der Praxis bin ich froh sein, wenn ich es schaffe unter 50-70°C 
Gehäusetemperatur zu bleiben, bei Zimmertermperatur der Umgebung 
(18-30°C, je nach Wetter).

> **) Defined by design. Not subject to production test.

D. h. auch hier sollte man vorsichtig sein. Es ist ja nicht nur eine 
thermische Belastung. Auch die Magnetkräfte werden vermutlich bei den 
kleinen Abmessungen eines Dies auch nicht unerheblich sein, und "pulsed" 
bedeutet dann "rütteln".

> Laut Datenblatt. Ein IPP120P04P4L-03.

Danke für den Lesetipp.

> Wie gesagt, ist nur Interessehalber. Diese jämmerlich dünnen Beinchen
> und diese winzigen Lötpads... Dabei bin ich davon überzeugt dass das
> noch nicht Ende der Fahnenstange ist.

Das habe ich schon damals vor 25-30 Jahren im Studium gehört, dass 
Halbleitermaterialien je nach Dotierung und anderen Umständen schlechter 
Leiten als Quarz oder auch besser als Silber. ;O)

Hängt natürlich am Anwendungsfall, ob man diesen dafür nötigen geringen 
Widerstand unbedingt für hohe Ströme braucht oder für geringe Verluste.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.