Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schaltregler - Einsatz bei variierender Stromentnahme Induktivität?


von Induktor (Gast)


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Hallo alle,

ich habe da mal eine Frage.
Auf einer Platine habe ich einen Schaltregler dessen Bauteile auf 
Grundlage der maximal zu erwartenden Last dimensioniert sind.

Im "Normalbetrieb" bleibt ein Ripple von ca 8-9mVpp.
Allerdings werden im Standby-Modus auch Komponenten (z.B. ein Funkmodul) 
abgeschaltet. Dann sinkt die Stromaufnahme der Einheit von ca. 350mA auf 
ca. 120mA (bei 5V).

In diesem Fall erhöht sich aber der Ripple auf etwa 20mVpp.

Vergrößere ich die Spule von 68µH auf 100µH, so verbessert sich das 
ganze wieder. Nur rein rechnerisch passt die Spule dann eben nicht mehr 
zu den Werten im "Normalbetrieb".

Nun frage ich mich also, was denn eine korrekte Maßnahme wäre.
Darf die Spule ruhig etwas größer sein?
Oder sollte ich die Spule bei 68µH lassen und stattdessen versuchen, den 
Ripple mit größeren Ausgangs-Kondensatoren in den Griff zu bekommen?
Derzeit habe ich 2 x 10µF MLCC parallel.

Vielleicht sind die 20mVpp auch gar nicht weiter schlimm. In ähnlichen 
Geräten von Markenherstellern messe ich teilweise um die 200mVpp.

Aber man will's ja schön haben ;)

Daher: Wie geht man mit so einer Situation um? Ist die maximale Last 
ausschlaggebend für die Berechnung der Spule?

Danke für jeden Tip :D

Sascha

von S. R. (svenska)


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Ich würde spontan mal behaupten, dass der Ripple auf ein aktives 
Funkmodul mehr Einfluss hat als auf ein abgeschaltetes Funkmodul mit 
schlafendem Controller.

von Elektrolurch (Gast)


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Das kommt auf das DC/DC-IC an, das du leider nicht angegeben hast.
Prinzipiell berechnet man eine Mindestinduktivität, bei der der 
Rippelstrom in der Induktivität ca. 20%...30% hat. Da sich auch der 
nötige Sättigungsstrom der Induktivität um 1/2 Rippelstrom erhöht. Auch 
der vom Wandler zu liefernde Maximalstrom erhöht sich um den Betrag.
Der maximal mögliche Ausgangsstrom ist von dem Induktivitätswert 
weitestgehend unabhängig.
Ein größerer Induktivitätswert ist, wenn nicht unverhältnismäßig, immer 
besser. Jedoch steigt der ohmsche Widerstand (=> Verluste => Erwärmung) 
und bei gleichem Sättigungsstrom wird die Abmessung der Drossel größer.
Bei den Ausgangskondensatoren muss man bedenken, dass sich bei 
Nennspannung die Nennkapazität um bis zu -80% verringert.
Für einen geringen Ausgangsrippel ist es also auch gut, etliche Cs 
parallel zu schalten, da sich damit auch der Gesamt-ESR verringert 
(optimales Layout vorausgesetzt).
Kondensatoren mit einem höheren Kapazitätswert haben eine niedrigere 
Resonanzfrequenz, oberhalb derer die Impedanz ansteigt und der 
Kondensator immer wirkungsloser wird.
Bei Kemet und Murata kann man schöne Impedanz-Diagramme dazu ansehen:
http://ksim.kemet.com/
Auch beim Ausgangsrippel sollte man Augenmaß behalten.
=> Braucht meine Schaltung überhaupt einen niedrigeren Wert?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Induktor schrieb:
> Im "Normalbetrieb" bleibt ein Ripple von ca 8-9mVpp.
Wie und wo misst du das? Wie ist der Tastkopf angeschlossen? Verwendest 
du zur Messung die Krokoklemme vom Oszi? Oder verwendest du eine 
Massefeder? Welchen Ripple hast du, wenn du "Masse gegen Masse" misst 
(also Tastkopf-Masse an Masse und Tastkopfspitze auch an Masse)?

> Vergrößere ich die Spule von 68µH auf 100µH
Du meinst damit dass du die Induktivität der Spule erhöhst.

> Ist die maximale Last ausschlaggebend für die Berechnung der Spule?
Eine Spule mit mehr Induktivität bei gleichem Sättigungsstrom ist größer 
und teurer. Beides will man nicht, deshalb nimmt man die kleinstmögliche 
Induktivität.
Der einzige "Nachteil", den eine Spule mit viel Induktivität hat, ist 
der, dass die Ausregelung von Lastschwankungen langsamer wird und ggfs. 
die Regelschleife angepasst werden muss.

> Vielleicht sind die 20mVpp auch gar nicht weiter schlimm.
Das musst du als Schaltungsentwickler bewerten können. Meine 
Digitalschaltungen kommen mit solchem Ripple locker zurecht.

von Induktor (Gast)


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Hallo ihr,

vielen Dank für eure Antworten.

Lothar M. schrieb:
>> Vergrößere ich die Spule von 68µH auf 100µH
> Du meinst damit dass du die Induktivität der Spule erhöhst.

:))) Naja, wenn man es technisch und grammatikalisch ganz genau nimmt,
dann erhöhe ich auch nicht die Induktivität der Spule, sondern ich setze 
eine andere Spule mit höherer Induktivität ein.

Lothar M. schrieb:
> Welchen Ripple hast du, wenn du "Masse gegen Masse" misst
> (also Tastkopf-Masse an Masse und Tastkopfspitze auch an Masse)?

Das hatte ich bis dahin noch gar nicht ausprobiert. Tatsächlich sehe ich 
Masse gegen Masse ebenfalls ca. 7mV Ripple. Wie kann das sein?

eine Massefeder habe ich leider nicht. Nur das ca. 10cm lange Massekabel 
mit Krokoklemme am Tastkopf. Nicht ausreichend?

Lothar M. schrieb:
>> Ist die maximale Last ausschlaggebend für die Berechnung der Spule?
> Eine Spule mit mehr Induktivität bei gleichem Sättigungsstrom ist größer
> und teurer. Beides will man nicht, deshalb nimmt man die kleinstmögliche
> Induktivität.

Verstehe... In diesem Fall handelt es sich um eine Bourns SRR1210-680
Mit 100µH oder 120µH hätte ich den gleichen Preis und die gleiche 
Bauform.
Insofern würde mir die höhere Induktivität nicht weh tun.

Elektrolurch schrieb:
> Bei den Ausgangskondensatoren muss man bedenken, dass sich bei
> Nennspannung die Nennkapazität um bis zu -80% verringert.
> Für einen geringen Ausgangsrippel ist es also auch gut, etliche Cs
> parallel zu schalten, da sich damit auch der Gesamt-ESR verringert

Ja, das war auch mein erster Ansatz. Derzeit sind 2 x 10µF/35V/X7R 0805 
MLCC parallel. Das sah zumindest mein Layout vor. Ich habe testweise 
nochmal 2 davon Huckepack obendrauf gelötet. Eine leichte Verbesserung 
sah man schon, allerdings beschleicht mich inzwischen das Gefühl, dass 
meine Messergebnisse wenig aussagekräftig sind (siehe oben).

Elektrolurch schrieb:
> Auch beim Ausgangsrippel sollte man Augenmaß behalten.
> => Braucht meine Schaltung überhaupt einen niedrigeren Wert?

Tja, vermutlich nicht. Es ist eine reine Digitalschaltung, die auch auf 
jedem Steckbrett ihren Dienst verrichten würde.

Es war eher die Neugier, die mich hier gepackt hat.

Aber ok - ich werde erstmal eine Massefeder besorgen und mal 
recherchieren, wie es zu dem Rippel auf dem Oszi kommt, wenn man 
Tastkopfspitze und -masse  and Masse hält.

Vielen Dank für Eure Antworten. Das hat mir schon mal sehr geholfen.

LG

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