Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Bypass Caps erforderlich bei Rauschmessungen?


von Florian (Gast)


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Hallo an alle

Mir geht ein Gedanken durch den Kopf..

1) Nehmen wir an, die Eingänge eines OPV sind auf Masse gelegt und 
Verstärkung X vorhanden um das Spannungsrauschen zu messen.

Spielen dann die Bypass Kapazitäten in der Versorgung noch eine große 
Rolle? Mein erster Gedanke dazu wäre Nein, da der OPV selber nicht 
"viel" von der Versorgung "ziehen" muss. Was sagt ihr ?


2) Es wird nur eine DC Spannung mit einem OPV verstärkt. Meiner Meinung 
nach macht es dann keinen großen Sinn Bypass Kapazitäten um nF Bereich 
(=> höhere Frequenzen) zu benutzen? Ein dicker 10 uF würde dann reichen?


Vielen Dank
-Flo

von Nautilus (Gast)


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Florian schrieb:
> Spielen dann die Bypass Kapazitäten in der Versorgung noch eine große
> Rolle?

Typisch BWL'er. Will noch den letzten Cent sparen.

von Florian (Gast)


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Florian schrieb:
> Mir geht ein Gedanken durch den Kopf..

Nautilus schrieb:
> Typisch BWL'er. Will noch den letzten Cent sparen.


Ich bin der letzte der BWL studieren würde.
Wie oben geschrieben, es ist ein GEDANKE. Es geht ums Verständis
Danke

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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Das kann man berechnen.
1.: Wie viel Strom entsteht durch eine Eingangsspannung über den OPV auf 
der Stromversorgungsleitung?
2.: Welche Impedanz hat die Stromversorgung, also wie viel Spannung 
entsteht da? (-> Amplituden- und Phasengang vom Eingangssignal zur Power 
Supply.)
3.: Aus dem Datenblatt: Wie groß ist die PSRR des OPV, also wie viel 
dieser Spannungsänderung wirken sich am OPV-Eingang aus?

Wenn das zu viel ist, also wenn Schleifenverstärkung > 1 bei Phase = n * 
360°, muss die Impedanz der Stromversorgung gesenkt werden, z.B. für 
höhere Frequenzen mit einem Kondensator. Wenn nicht, denn nicht. 
(Ach...!!!)

Komplex wird es bei hohen Frequenzen, wenn die eher unbekannten 
Induktivitäten der Zuleitungen eine Rolle spielen und es wohl möglich zu 
Schwingungen kommt. Bei Breitbandverstärkern natürlich kritischer als 
bei einer einfachen Audioschaltung.

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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Oh - die Frage war eher auf Rauschmessung, nicht auf die generelle 
Erfordernis eines Cs bezogen. Aber dahinter steckt das gleiche Prinzip:

Solange die Schaltung nicht schwingt, gilt, dass die AC auf der 
Stromversorgung sich mit der PSRR auf dem Eingangssignal wiederfindet. 
Wenn das mehr als das Rauschen ist, ist die Frage, ob ein Kondensator 
überhaupt helfen würde. Berechnung wie oben.

von Bauteilverwerter (Gast)


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Was mich betrifft würde ich mich alleine an die Herstellerempfehlungen 
im Datenblatt oder deren App Notes zu halten. Diesbezüglich zu 
theoretisieren und herumfeilschen ist nicht unbedingt zielstrebig. Eine 
saubere Spannungsversorgung ist idealerweise immer anzustreben. Nur wird 
hier oft geknausert weil es eben meist machbar ist.

Je nach OPV Typ wird Generell empfohlen die OPV Versorgungsleitungen mit 
Kerkos zu entkoppeln. Bei CFB OPVs gelten noch zusätzliche 
Berücksichtigungen. Es schadet auch nicht noch zusätzlich 100 Ohm 
Serienwiderstände in die Stromzuführung miteinzubeziehen um der nur 
endlichen PSRR somit das Leben leichter zu machen. Die Rs begrenzen in 
Sonderfällen auch den Maximalstrom und helfen die Überlebenschancen 
durch Falschpolung der Stromversorgung zu erhöhen. Man braucht nur an 
steckbare OPVs denken obwohl das heute natürlich wegen SMD eine Ausnahme 
ist.

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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Bauteilverwerter schrieb:
> Diesbezüglich zu theoretisieren und herumfeilschen ist nicht
> unbedingt zielstrebig.

Das halte ich für grundfalsch. Der Entwickler sollte sich über die 
theoretischen Zusammenhänge im klaren sein. Und Maßnahmen zu treffen, 
nur "weil man das halt so macht" ("ich weiß zwar nicht warum, aber der 
Meister hat gesagt, ich soll es so machen"), ist dilettantisch, das ist 
was für Bastler und Amateure.

Natürlich ist auf eine ausreichend saubere Stromversorgung zu achten. 
Aber teure Maßnahmen zu treffen, die letztendlich gar keine Auswirkung 
(außer den Kosten) haben, zeugt nicht von Verständnis der Zusammenhänge, 
sondern nur von blindem Aktionismus.

Bauteilverwerter schrieb:
> Es schadet auch nicht noch zusätzlich 100 Ohm
> Serienwiderstände in die Stromzuführung miteinzubeziehen
Es schadet auch nicht, ein paar Widerstände von Masse nach Masse zu 
legen. Nur hier ist ganz offensichtlich, dass es auch nichts nutzt.

von Lurchi (Gast)


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Die Kondensatoren an der Versorgung dienen 3 Zwecken:
1) Störungen von außen abschwächen
2) Störungen durch den OP nach außen zu reduzieren
3) die Impedanz der Versorgung im erlaubten Rahmen zu halten. Bei 
höheren Frequenzen hat die Impedanz der Versorgung einen Einfluss auf 
den Frequenzgang. Im ungünstigen Fall kann das zu Schwingungen führen 
oder auch das höherfrequente Rauschen vergrößern.

Für die ersten 2 Fälle ist das tatsächliche Signal, bzw. die Qualität 
der Versorgung wichtig. Da kann es sein, dass die nicht relevant sind, 
weil kaum Störungen.
Für den 3. Grund ist es unwesentlich ob der Verstärker nur rauschen 
verstärkt und damit eher wenig höherfrequenter Strom fließt. Es reicht 
der Effekt auf die Impedanz und damit indirekt über die PSSR auf die 
Verstärkung / Stabilität.

Der Hinweis mit zusätzlichen Widerständen ist nicht so abwegig: einfach 
nur ein Kondensator muss nicht unbedingt helfen - zusammen mit 
Induktivität von den Leitungen oder Spannungsregler kann ein 
zusätzlicher Kondensator die Versorgung auch verschlechtern. 
Serienwiderstände in der Versorgung können da tatsächlich helfen um 
Schaltungsteile von einander zu isolieren und Resonanzen zu dämpfen.

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