Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Aktive Gleichrichtung mit IPW60R060P7?


von Oli. (Gast)


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Servus,

Wir möchten gerne die beiden Gleichrichterdioden am Ausgang eines Trafos 
mit Mittelanzapfung (SMPS Ladegerät) durch MOSFETs ersetzen um aktiv 
gleichzurichten.
Der zweifel liegt in der Spannung. Maximale Ausgangsspannung an der 
Sekundärseite pro Wicklung ist ca. 180 V das heißt die Blockierspannung 
ist 360 V.

Frage ist nun ob das praktikabel und was zu beachten gilt. Die 
body-Diode des MOSFET ist auch ziemlich träge, braucht es da einen 
Snubber? Könnte es Probleme mit dv/dt geben?



Danke!

: Verschoben durch Moderator
von Harald W. (wilhelms)


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Oli. schrieb:

> Wir möchten gerne die beiden Gleichrichterdioden am Ausgang eines Trafos
> mit Mittelanzapfung durch MOSFETs ersetzen um aktiv gleichzurichten.
> Der zweifel liegt in der Spannung. Maximale Ausgangsspannung an der
> Sekundärseite pro Wicklung ist ca. 180 V das heißt die Blockierspannung
> ist 360 V.

...und was für einen Sinn macht ein aktiver Gleichrichter bei einer
derart hohen Spannung? Soll sich dadurch der Wirkungsgrad um einige
Promille verbessern?

von Oli.. (Gast)


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Der Strom beträgt ca. 10A dementsprechen könnte mit dem niedrigen Rds,on 
an Verlustleistung eingespart werden, statt eine doppel-Diode mit 1.5V 
zu verwenden. So zumindest der Gedankengang.

Wieso macht aktive Gleichrichtung bei hohen Spannungen weniger Sinn?
Außerdem wäre es möglich nur eine Sekundärwicklung zu nutzen und 4 
MOSFET, aber Preißlich wirds eher teuerer...

Danke,

von hinz (Gast)


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Oli. schrieb:
> Könnte es Probleme mit dv/dt geben?

Du hast nichts zur Frequenz geschrieben.

von Alex (Gast)


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hinz schrieb:
> Du hast nichts zur Frequenz geschrieben.

Weshalb spielt die Frequenz eine Rolle?

Gruß,

von Εrnst B. (ernst)


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Oli.. schrieb:
> Wieso macht aktive Gleichrichtung bei hohen Spannungen weniger Sinn

Weil spanungsfestere FETs schlechtere Rdson-Werte haben, und auch die 
Dioden-Vf im Vergleich zur Gesamtspannung weniger ausmacht.

Milchmädchen: Wenn du unter 1V pro FET bleiben willst (Also etwa 
gleichgut wie 08/15 Diode) darf bei 10A der Rdson 0.1 Ohm sein. Hört 
sich nach "easy" an, aber wenn du dich mit den Anforderungen mal durch 
die paramtrischen Suchen klickst, merkst du dass die Luft da schon dünn 
wird.
Und du willst ja nicht "gleichgut", sondern "deutlich besser", damit 
sich der Mehraufwand (Ansteuerung, Kühlung nicht vergessen, ...) auch 
rentiert.

von hinz (Gast)


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Alex schrieb:
> hinz schrieb:
>> Du hast nichts zur Frequenz geschrieben.
>
> Weshalb spielt die Frequenz eine Rolle?

Wegen der Sperrverzögerungszeit der Bodydioden.

von Oli.. (Gast)


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Frequenz ist 50kHz primär also 100kHz am Trafoausgang.

von hinz (Gast)


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Oli.. schrieb:
> Frequenz ist 50kHz primär also 100kHz am Trafoausgang.

Das ist ja ein toller Trafo!


MOSFETs in der Klasse haben t_rr von etwa 250ns, da wird das mit dem 
einsparen von Verlustleistung nichts.

von Jens G. (jensig)


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Εrnst B. (ernst) schrieb:

>Und du willst ja nicht "gleichgut", sondern "deutlich besser", damit
>sich der Mehraufwand (Ansteuerung, Kühlung nicht vergessen, ...) auch
>rentiert.

Naja, es gibt ja inzwischen tolle SiC und GaN-Transistoren, die tolle 
Verlustleistungswerte ermöglichen ;-).
Man müsste allerdings deren spezifischen Eigenarten evaluieren, wie 
diese sich vor allem im Inversbetrieb so verhalten. Zumindest GaN sind 
schonmal in jeder Situation generell anders als normale Si-Mosfets.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Bei der hohen Spannung am Ausgang würde ich das Experiment lassen.
Die Verbesserungen beim Wirkungsgrad sind bei 180V/10A bei weitem nicht 
so hoch wie bei 18V/100A. Nimm einfache ultra fast rectifiers und 
vergiss die Synchrongleichrichtung, das erspart eine Menge Probleme.

von Bernd K. (bmk)


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Oli.. schrieb:
> Wieso macht aktive Gleichrichtung bei hohen Spannungen weniger Sinn?

Mal eine vereinfachte Rechnung hierzu.

Eine Diode hat bei 10A eine Verlustleistung von 1V x 10A = 10W

Bei 180V:
180Vx10A = 1800W - 10W Diode = 1700W; Wirkungsgrad 99,5%

Bei 18V:
18Vx10A = 180W - 10W Diode = 170W; Wirkungsgrad 94%

Bei 6V:
6Vx10A = 60W - 10W Diode = 50W; Wirkungsgrad 83%

Erst im letzen Fall (evtl. auch im vorletzten) macht es hinreichend 
Sinn, über eine aktive Gleichrichtung nachzudenken. Also wenn niedrige 
Spannung und hoher Strom vorliegen.

Die Ansteuerung ist nicht trivial. Es gibt aber passende ICs hierfür:
http://www.linear.com/docs/43273

von blubb (Gast)


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Zumal es doch in der 600V-Klasse mit 10A sicherlich noch genug schnelle 
Schottky-Dioden geben sollte..

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ohne Probleme, wie Sand am Meer.

Das von Bernd verlinkte IC eignet sich an der Stelle übrigens nicht, das 
ist für Netzgleichrichtung und kann nur ein paar hundert Hz.

von Sven S. (schrecklicher_sven)


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Oli. schrieb:
> Wir möchten gerne die beiden Gleichrichterdioden am Ausgang eines Trafos
> mit Mittelanzapfung (SMPS Ladegerät) durch MOSFETs ersetzen um aktiv
> gleichzurichten...Frage ist nun ob das praktikabel und was zu beachten gilt.

Das ist praktikabel, und die Ansteuerung der Mosfets ist sowas von 
simpel, wenn man will.
Ich zeige Euch mal eine Netzteilschaltung, die ich mir ausgedacht habe. 
Die Frequenz beträgt ca. 100-120 KHz, je nach Temperatur des Tr2. Die 
kleine Drossel 2,5µH am Ausgang dämpft/verhindert einen Rückstrom beim 
Umschalten. Der Nachteil dieser simplen Ansteuerung ist eine höhere 
Leerlaufleistung. Sobald jedoch etwas Strom fließt, ist die 2,5µH 
Drossel magnetisiert, ein Rückstrom wird verhindert, und der 
Wirkungsgrad der Schaltung beträgt 95%. Dadurch geht das Netzteil bei 
120 Watt Ausgangsleistung in ein kleines geschlossenes Gehäuse
Die "Snubberschaltung" parallel zu den Synchrongleichrichtern ist für 
die primärseitige Schaltung von Vorteil.
Bei den Mosfets hatte ich einige Typen getestet, die im Schaltplan 
angegebenen waren die einzigen, die sich wirklich eigneten.

Bei der hohen Spannung, die Du verwendest, kommen SiC-Mosfets in Frage.
Die von Dir angedachten Typen werden es nicht bringen.

(Sollte jemand meine Schaltung nachbauen wollen, kann ich noch Dinge 
erklären, die aus dem Schaltplan nicht hervorgehen).

von Harald W. (wilhelms)


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Sven S. schrieb:

> Der Wirkungsgrad der Schaltung beträgt 95%.

...und mit Schottky-Dioden wären es "nur" 94,8% gewesen?
Ich vermute mal nach nur 200 Jahren hat man den Mehrpreis
des Synchrongleichrichters "bequem" durch die Stromerspar-
nis wieder reingeholt.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Solche Schaltungen kenne ich und war am überlegen ob ich das empfehlen 
soll, habe mich dann dagegen entschieden. Bei ungeregelten Netzteilen 
mag das funktionieren, bei geregelten würde ich mir Sorgen mit 
Schwingungen machen, die in der Zeit entstehen wenn keiner der beiden 
Primärtransistoren eingeschaltet ist.

von Sven S. (schrecklicher_sven)


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Harald W. schrieb:
> ...und mit Schottky-Dioden wären es "nur" 94,8% gewesen?
> Ich vermute mal nach nur 200 Jahren hat man den Mehrpreis
> des Synchrongleichrichters "bequem" durch die Stromerspar-
> nis wieder reingeholt.

Ich hatte die Schaltung auch mit MBR20100 betrieben. Die Schottkydiode 
produzierte mehr Wärme als der Rest zusammen.
Und Wärmemanagement kostet auch Geld.
Da sind Synchrongleichrichter billiger!

Ben B. schrieb:
> Bei ungeregelten Netzteilen
> mag das funktionieren, bei geregelten würde ich mir Sorgen mit
> Schwingungen machen...

Der TO will ein SMPS Ladegerät bauen, mehr Angaben hat er nicht gemacht.
Ob er mit meiner Antwort etwas anfangen kann, sei dahingestellt.
Aber ich bilde mir ein, nicht nur blödes Zeug geschrieben zu haben, wie 
manch Anderer hier.

von Dieter (Gast)


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Oli. schrieb:
> ... Gleichrichterdioden am Ausgang ... durch MOSFETs ersetzen ...

Wenn es um die Verlustleistung geht wird das mit dem ersetzen nicht so 
gut gehen. Du wirst weiterhin die Schottky-Dioden benötigen. Es soll 
aber vorteilhaft sein für die Verlustleistung die MOSFETs parallel zu 
diesen Dioden zu schalten.

Somit würde eine recht aufwendige Steuerung vermieden (spannungs- und 
stromverlaufsabhängie vorauseilende Steuerung). Ein konstanter 
Betriebspunkt mit nur geringen Abweichungen wird vermutlich nicht 
beabsichtigt sein. Der Mehraufwand ergibt sich nur auf Grund der höheren 
Spannung. Die Spannung bei Sven befindet sich in einem Bereich, da geht 
das mit einer solchen einfachen Steuerung überraschend gut.
Da war noch ein technischer Zusammenhang (stand in einem der vielen 
Fachhefte, man kann nicht alles aufheben...), der dazu führte, dass ein 
Problem etwas mehr zunehmen würde als um den Faktor 180V/24V wenn die 
beiden Vorhaben verglichen werden.

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