Forum: Offtopic Rückgang der Produktivität seit/durch Digitalisierung


von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Hallo,

häufig lese ich, die Produktivität sei seit Beginn der Digitalisierung 
stetig gesunken. Produktivität wird doch als Erfolg pro Faktoreinsatz 
definiert.

Wie kann man denn überhaupt von allgemeiner Produktivität sprechen? Man 
kann doch die Produktion von Wurst und Smartphones nicht wirklich 
vergleichen? Man kann doch nur die Produktivität desselben Produktes 
vergleichen. Selbst das ist schwierig, wenn ein anderer 
Produktionsfaktor eingesetzt wird, z. B. Maschinen statt Menschen. Man 
könnte zwar die Arbeitszeit zum Erzeugen der Maschinen rechnen, was aber 
wieder schwierig ist, wenn dadurch Fabrikarbeiter durch Ingenieure 
ersetzt werden.

Gibt es überhaupt den behaupteten Produktivitätsabfall?

von Purzel H. (hacky)


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Eine Frage der Rechnung. Man kann die Kosten der Digitalisierung nehmen 
und auf die Stueckzahlen umrechnen. Nehmen wir an, die Stueckzahlen 
nehmen zu, die Kosten nehmen aber mehr zu. Die Kosten koennen mehr 
zunehmen, weil der Chef einen dickeren Bonus abzuegelt, weil die 
Arbeiter mehr Ferien nehmen, weil es Pfeifen sind, welche alles falsch 
machen und ein Projekt nach dem Anderen in den Sand setzen.

: Bearbeitet durch User
von Achim B. (bobdylan)


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Stefan H. schrieb:
> Man kann doch die Produktion von Wurst und Smartphones nicht
> wirklich vergleichen?

Stimmt, kann man nicht, weil Smartphones nämlich Käse sind.

: Bearbeitet durch User
von Peter E. (Firma: S&P) (eosangel)


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"......Produktivität sei seit Beginn der Digitalisierung
stetig gesunken".

Das bedeutet nur das Du die falschen Berichte liest. Sonst nichts.

Das BWMi sieht das ganz anders.
Ich wette einmal das es genauso viele Berichte mit einer anderen 
Vermutung gibt.

Du hast Recht die Auslegung der Faktoren ist schon sehr flexibel und 
damit jede Form von Berechnung möglich oder auch nicht.
Solange es keine direkten Handlungsempfehlung dazu gibt kann man sich 
beruhigt wieder hinlegen.

von Falk B. (falk)


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Stefan H. schrieb:
> Hallo,
>
> häufig lese ich, die Produktivität sei seit Beginn der Digitalisierung
> stetig gesunken.

Wo denn? Wer schreibt das? Wie wurde die Produktivität dort ermittelt?
Außerdem ist "Digitalisierung" auch nur ein Bullshit-Bingo-Wort, denn 
der Prozess der Umstellung von analogen auf digitale Medien und 
Verfahren läuft seit Jahrzehnten! Auch olle 40 Jahre alte NC-Maschinen 
sind schon digital, wenn gleich nur mit Lochstreifen oder Magnetband. 
Selbst die automatischen Webstühle Ende des 19. Jahrhunderts waren schon 
digital (Papierstreifensteuerung)!

> Gibt es überhaupt den behaupteten Produktivitätsabfall?

Es wird viel geschrieben, vor allem viel Unsinn.

von Matthias B. (turboholics)


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Hi!

Auch ein Nebeneffekt der Digitalisierung: der Wasserkopf der Verwaltung 
wächst. Früher gab es einen Buchhalter, heute 2 Abteilungen  : 
Finanzbuchhaltung und Controlling. Großteils alles nur Datenschieber 
ohne produktiven Nutzen.

VG

von Den O. (denon)


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Der Wasserkopf kann sinnlos groß sein, aber das die alle 
ungerechtfertigt da sind ist auch Quatsch. Eine findige Buchhaltung kann 
viel Geld sparen, ist einfach so.
Dazu ist das auch immer mit etwas Vorsicht zu genießen, früher war der 
Dorfbetrieb auch oft einfach kleiner und nicht international.
Aber ja, manchmal ist der Wasserkopf quatsch.

Das die Produktivität gesunken ist kann ich mir kaum vorstellen. Man 
kann zu dieser Aussage auch nicht viel sagen ohne zu wissen was und wie 
da ermittelt wurde. Schade an der Stelle da ich das Thema grundsätzlich 
interessant finde.

Was aber tatsächlich richtig ist das teilweise unsinnig viel auf 
Digitalisierung gesetzt wird (womit ja auch oft Automatisierung gemeint 
ist).
Nicht alles macht digital Sinn. So hatten wir in der Produktion 
Arbeitslisten die teilweise ausgefüllt wurden. Ging dabei nur um den 
Tagesablauf womit auch keine große Archivierung nötig war.
Dies musste unbedingt digitalisiert werden um es dann per Tablet oder am 
Pc bearbeiten zu können. Das hat sich als Fehler raus gestellt, denn der 
Zettel war deutlich einfach in der Handhabung

von Sven S. (schrecklicher_sven)


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Früher konnte der Mechaniker seine Schrauben einfach so reindrehen.

Heute braucht er länger dazu, weil er jede Schraube in SAP buchen muß.
Und dann das zeitraubende Drama, wenn er dabei einen Fehler macht.

Oder wenn der Hiwi in der Telefongesellschaft das Internet kappt...

: Bearbeitet durch User
Beitrag #6276563 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Carl D. (jcw2)


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Sven S. schrieb:
> Früher konnte der Mechaniker seine Schrauben einfach so reindrehen.
>
> Heute braucht er länger dazu, weil er jede Schraube in SAP buchen muß.
> Und dann das zeitraubende Drama, wenn er dabei einen Fehler macht.

Es gibt dort auch Mengenfelder, d.h. man darf die 1000er-Packung auch 
"am Stück" entnehmen.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (alter_mann)


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Carl D. schrieb:
> Sven S. schrieb:
>> Früher konnte der Mechaniker seine Schrauben einfach so reindrehen.
>>
>> Heute braucht er länger dazu, weil er jede Schraube in SAP buchen muß.
>> Und dann das zeitraubende Drama, wenn er dabei einen Fehler macht.
>
> Es gibt dort auch Mengenfelder, d.h. man darf die 1000er-Packung auch
> "am Stück" entnehmen.

"Man darf" bezieht sich hier offensichtlich auf SAP. Der Mann darf aber 
nicht, weil sonst ja im Con-Trolling nicht ersichtlich ist, an welcher 
Maschine wann und mit welcher Begründung die Schraube verwendet wurde.
Und da haben wir schon die Krux an der Digitalisierung.
Die eigentlich eingesparten Potenziale werden sofort wieder verbraucht, 
um alles und jedes noch genauer und bis zum letzten Iota zu erfassen und 
auszuwerten. Und dann wird das Ganze in Form irgendwelcher frei 
erfundener Kennzahlen in diversen Meetings breitgeredet. Schafft aber 
Arbeitsplätze, also auch nicht verkehrt.

von Jan H. (j_hansen)


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Stefan H. schrieb:
> häufig lese ich, die Produktivität sei seit Beginn der Digitalisierung
> stetig gesunken.

Wo liest du das? Diese Behauptung habe ich noch nie gehört. Stimmt wohl 
auch nicht.

Sven S. schrieb:
> Heute braucht er länger dazu, weil er jede Schraube in SAP buchen muß.

Da muss der Controller aber schon ein ordentlicher Sadist sein. Gibt 
natürlich, gab es auch früher, da hätte er jede Schraube extra aus der 
Warenausgabe holen müssen.

Aber wenn man im SAP dann die Zeit zum Schraubenbuchen korrekt bucht, 
dann sollte der Spuk schnell vorbei sein.

von Claus M. (energy)


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Michael B. schrieb:
> Schafft aber Arbeitsplätze, also auch nicht verkehrt.

Nur dass diese keinen realen Wert schaffen und somit von denen mit 
durchgefüttert werden müssen, die richtig arbeiten.

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