Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik _ Bauform _ R _ ?


von das wider und das dafür (Gast)


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Hallo Helden,

bin am Krams wegwerfen und wollte noch 
Anekdoten/Historisches/Ergänzungsinfo zu den BE und deren Markierungen 
hören.

Laut "Transistortester" sind das Widerstände, in einer Bauform welche 
ich in 30+ Jahre noch nie gesehen habe, auch nicht beim 
"kaputtreparieren" von Geräte die älter sind als ich. ;-)

Die 2 links weisen ~4k7, die drei rechts 100Rx Ohm auf.

Ein Bezug von einem Wert zu den Farbstreifen ist klar offensichtlich; 
aber die nur weisse Haube und 4k7?


So meiner Errinnerung zu trauen ist, hab ich diese vor wenigen Jahren 
aus einem kleinen Schrottgerät abgeerntet, vielleicht ein FS-Empfänger 
oder Filterbaugruppe o.Ä.
Sie waren definitiv gesteckt, was an fehlenden Zinnbobbels an den Pins 
erkennbar ist.

Ist der dunkelbraune, optisch an Hartpapier errinnernde BE-Körper etwas 
Ostblockisches?

von hinz (Gast)


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Nix DDR, diese Bauart war in den 1970ern durchaus gängig.

von 6a66 (Gast)


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das wider und das dafür schrieb:
> Laut "Transistortester" sind das Widerstände, in einer Bauform welche
> ich in 30+ Jahre noch nie gesehen habe, auch nicht beim
> "kaputtreparieren" von Geräte die älter sind als ich. ;-)

Ja, sind Widerstände. Habe ich vor 1982 schon gesehen. Bauform kenne ich 
aber nicht. Bezug zu Ostblock denke ich existiert nicht, kam in einem 
Verstärker aus BRD vor.

rgds

von Nils (Gast)


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Ich habe auch noch ein paar davon.

Meines Wissens nach kommen die aus der Zeit der japanischen Transistor 
Radios. Ich vermute diese Variante des Widerstandes ließ sich mit 
weniger Ausschuss bestücken als die sonst übliche "bedrahteter 
Widerstand stehend".

von H. L. (hans_la)


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so selten waren die nicht, sind auch in Geräten von R&S aus den 60er und 
70er Jahren zu finden

von MaWin (Gast)


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Handelsüblich Ende der 70ger

von Stefan F. (Gast)


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das wider und das dafür schrieb:
> Laut "Transistortester" sind das Widerstände, in einer Bauform welche
> ich in 30+ Jahre noch nie gesehen habe

Ich schon, die waren vor 30 Jahren noch in Altgeräten zu sehen.

von Günter R. (guenter-dl7la) Benutzerseite


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Hersteller war in Europa IMHO Vitrohm

: Bearbeitet durch User
von hinz (Gast)


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Günter R. schrieb:
> Hersteller war IMHO Vitrohm

Es gab mehrere Hersteller.

von Carl Mikael B. (Firma: Held der Arbeit) (lochball)


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Solche Dinger findet man in großer Stückzahl u.a. in Autoradios der 
Marke Blaupunkt zu jener Zeit.

von Frank L. (florenzen)


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Bei Baugruppen mit laaaaaaaangem Herstellersupport findet man auch heute 
noch diese Bauform.
Hier ein Beispiel aus dem Hause Siemens.

Gruß,
f

von Manfred (Gast)


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das wider und das dafür schrieb:
> Laut "Transistortester" sind das Widerstände,
> in einer Bauform welche ich in 30+ Jahre noch nie gesehen habe

Diese Widerstände wurden u.a. bei Telefunken in Beschallungsverstärkern 
verbaut, so etwa 1970..1980, Vitrohm als Hersteller.

Die fielen gerne mal negativ auf, weil sie Funkelrauschen erzeugt haben. 
Sind nett für's Museum, verbauen würde ich die auf keinen Fall.

von das wider und das dafür (Gast)


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Wunderbar! Ich danke für die Informativen Beiträge.
Ich hatte demnach weder Unterhaltungselektronik aus den genannten 
Epochen noch Edelelektronik mit Endlossupport in meinen Händen. Mann 
kann ja nicht alles haben...
aber im Forum nachfragen!

Meine Neugierde ist befriedigt :-)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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das wider und das dafür schrieb:
> etwas Ostblockisches

Nur als Ergänzung: nein, dort / dazumals nie gesehen. Nicht einmal als 
Import. ;-)

von Bauform B. (bauformb)


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von Axel S. (a-za-z0-9)


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Ich habe solche Widerstände auch mal von einer Platine geborgen. Das war 
irgendwelches Telefongedöhns mit Spezial-IC von Siemens. Damals (in den 
70ern) war das wohl einfach eine kleine und gut maschinell bestückbare 
Bauform. Bedrahtete Widerstände konnte man zwar auch stehend montieren, 
aber das war aufwendiger und ein Anschluß hing frei in der Luft.

von Manfred (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Damals (in den 70ern) war das wohl einfach eine kleine
> und gut maschinell bestückbare Bauform.

Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in der 70er Jahren eine 
Maschinenbestückung gehabt hätten. War das zu der Zeit überhaupt schon 
machbar?

von michael_ (Gast)


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das wider und das dafür schrieb:
> Ich hatte demnach weder Unterhaltungselektronik aus den genannten
> Epochen noch Edelelektronik mit Endlossupport in meinen Händen.

Ich hab sowas in einer Heizungssteuerung gefunden.

von Peter R. (pnu)


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Ich habe so etwas in kommerzieller Elektronik standardmäßig "verbaut". 
Einerseits war der auf der Platine verbrauchte Platz gering, denn die 
Höhe stimmte mit den üblichen stehenden Elkos, Alukappen von HF-Spulen, 
Quarzen usw. überein. Bei den Schütteltests war die Standfestigkeit 
wesentlich besser. Bedrahtete, stehende Widerstände konnten sich da zur 
Seite biegen und benachbarte Teile berühren. Kontakt zu benachbarten 
Spulengehäusen, Quarzgehäusen usw. war möglich. Jedenfalls wurden 
Leiterplatten ausschließlich damit bestückt.

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Bauform B. schrieb:
> vitrohm-RGU526-0.pdf

Interessant, die sind recht genau, sollen Metallfilm sein trotz den für 
Kohlemassewiderstände üblichen Pressstoffgehäuse, da muss ich doch 
gleich mal einen (alten, 5%er) aufmachen.

Wah wohl damals doch Kohlemasse, interessanterweise mit 2 
Kohlenstoffröhrchen in die man die Anschlussdrähte einpresste bis der 
Widerstandswert stimmte, erjennbar an der unterschiedlichen 
Einpresstiefe, die oben über eine Metallbrücke verbunden waren. Was für 
ein (sinnloser) Aufwand.

von Tobias P. (hubertus)


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Frank L. schrieb:
> Hier ein Beispiel aus dem Hause Siemens.

Das erkennt man an der V-Nummer auf dem braunen vergossenen Teil ;-)

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

diese Teile wurden beispielsweise auch in den Funkgeräten vom Typ "FuG 
7b (1)" von Telefunken verbaut. Die Geräteserie ist 1967 auf den Markt 
gekommen und wurde bis etwa 1976/77 gebaut. (Müsste jetzt nachsehen)
https://www.klaus-paffenholz.de/bos-funk/index.html?https://www.klaus-paffenholz.de/bos-funk/tele7b.html
Das obige Foto zeigt (u.a.) die Demodulatorbaugruppe, welche wohl die 
Baugruppe mit der höchsten Packungsdichte in dem Gerät ist.

An anderer Stelle wurden diese Widerstände aber auch zusammen mit der 
"normalen" Bauform zusammen auf einer Baugruppe verwendet. (das zweite 
Foto zeigt den NF Endverstärker mit Mischbestückung)

Zum Einsatz kamen die Geräte bei den BOS (Polizei/Feuerwehr) und sind 
dort vereinzelt (in selten verwendeten Fahrzeugen oder als 
Stationsgeräte) tatsächlich bis zur endgültigen Migration auf Digital in 
der Zweiten Hälfte des letzten Jahrzehnts (201x) in Betrieb gehalten 
worden. Ob vielleicht in einer der wenigen Restinseln wo BOS Analogfunk 
immer noch verwendet wird solche Geräte noch im Echtbetrieb sind weiß 
ich aber nicht.

Es gab auch eine Version für die Bundeswehr mit anderem 
Betriebsfrequenzen (25kHz Raster statt 20kHz und vom Frequenzbereich 
recht genau unterhalb der BOS Version) die als FuG7b1 wohl im Bereich 
der BW-Flugplätze zum Einsatz gekommen ist (ob noch wo anders weiß ich 
nicht)

Die Geräte wurden noch Militärischen Vorgaben gebaut und jedes Gerät 
einzeln geschüttelt, Vorgealtert und dann nochmals vor Auslieferung 
getestet (Stempel im Gerät). Das hatte auch alles seinen Preis.
Um 1970 hat so ein Gerät laut alten Preislisten rund 11000 DM gekostet.
Damit waren die rund 1 1/2 mal so teuer wie beispielsweise die 
Streifenwagen dieser Zeit in die diese Eingebaut wurden.

BTW: Diese Geräte sind echt robust. Ich habe die Jahrelang (nebenbei) 
repariert für die eigene Org und befreundete. Einzige Schwachstelle die 
so nach 20Jahren für reihenweise Ausfälle sorgte sind die "besonderen" 
Tantalkondensatoren (Das rote Klötzchen zwischen den beiden Transistoren 
auf dem Bild der NF Endstufe ist so einer, dazu ist noch einer in 
schwarz zu sehen, die roten waren aber schlimmer) die zum Teil auch 
direkt zwischen Masse und Betriebsspannung geschaltet sind. Wenn das bei 
einem Gerät einmal mit Ausfällen anfängt (Wohlgemerkt, nach erst 15-20 
Jahren sind die gekommen) war man gut beraten dann auch wirklich alle 
dieser kleinen Tantal Klötzchen zu tauschen, denn der nächste Ausfall 
kam ansonsten nur wenig später.
Nach Kompletttausch war meist aber für die nächsten 10 Jahre wieder 
ruhe.
Ich habe hier noch voll funktionsfähige Geräte mit Baujahr 67 wo ausser 
dem Austausch der Tantal-Elkos (vermutlich) nie etwas gemacht wurde.

Die SEL Variante des FuG7b (äusserlich ähnlich, innen komplett anders 
aufgebaut) hatte Tantals in der bekannten Tropfenform die nur selten 
Ausfielen. Dafür waren dort Probleme mit einem Ausfall der Endstufen 
häufiger. Oder ganz fies eine Mechanische Beschädigung einzelner Quarze 
entweder für 10er Kanalabstufung oder der 1er Abstufung die der beim SEL 
Gerät mechanisch ungünstigeren Montage in Form einer Quarztrommel direkt 
hinter der Frontplatte geschuldet waren.
Die in diesem Thread behandelten Rs sind bei SEL, wenn mich die 
erinnerung nicht täuscht, nicht zum Einsatz gekommen. Müsste im Keller 
eines aufschrauben und nachsehen um sicher zu sein.

Gruß
Carsten

von Arno H. (arno_h)


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Die etwas dickeren aus dem Bild von MaWin sind Vitrohm UBT.
Die E24-Reihe war 1985 bei Schuricht als Auslauftyp gelistet :)
Infos habe ich dazu wenig gefunden, ausser Beschwerden über mangelnde 
Langzeitkonstanz der Widerstandswerte. Das scheint aber viele 
Kohleschichtwiderstandsserien zu betreffen, auch schon erlebt.

Arno

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von MaWin (Gast)


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Arno H. schrieb:
> Beschwerden über mangelnde Langzeitkonstanz der Widerstandswerte. Das
> scheint aber viele Kohleschichtwiderstandsserien zu betreffen

Aha, UBT.
Kohlemasse sind so instabil, nicht Kohleschicht.

von das wider und das dafür (Gast)


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A) toller Geschichtsrückblick, der da zu eigentlich simplen Rs 
zusammenkommt. Freut mich!

B)
> Wah wohl damals doch Kohlemasse, interessanterweise mit 2
> Kohlenstoffröhrchen in die man die Anschlussdrähte einpresste bis der
> Widerstandswert stimmte, erjennbar an der unterschiedlichen
> Einpresstiefe, die oben über eine Metallbrücke verbunden waren. Was für
> ein (sinnloser) Aufwand.
Ob der Aufwand sinnlos war, hat mit den (mir unbekannten) damaligen 
Möglichkeiten zu tun.
Ich mutmaße dass die Kohleröhrchen in deutlich weniger Werte als 
E24/E12 vorgefertigt wurden dafür in grösserer Menge, dann benachbarte 
Werte mit den gleichen C-Röhrchen aber durch unterschiedliche 
Presstiefen gefertigt wurden.
Die Presstiefe dürfte ein einfach verstellbarer UND kontrollierbarer 
Parameter gewesen sein?
Ev. beruhten Fertigungsstrassen für solche Rs auf Maschinen welche 
beretis vorhanden waren UND/ODER wirtschaftlich auf R-Produktion 
umzurüsten waren?

Nicht immer kann/konnte man Neue Produktionsstrassen komplett von Null 
an aus dem Boden stampfen, z.B. aus Kostengründen. Unsere Altvorderen 
waren da umsichtiger als heutige BWLs.
Wenn dann noch die o.g. bessere Bestückbarkeit & Packungsdichte 
dazukommt...

von MaWin (Gast)


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das wider und das dafür schrieb:
> Ich mutmaße dass die Kohleröhrchen in deutlich weniger Werte als E24/E12
> vorgefertigt wurden dafür in grösserer Menge, dann benachbarte Werte mit
> den gleichen C-Röhrchen aber durch unterschiedliche Presstiefen
> gefertigt wurden

Natürlich, ein paar Sorten (vielleicht für jede Dekade) Kohlegriess, den 
Rest durch Einpresstiefe. Aber so wurden axiale Koblemassewiderstände 
auch hergestellt. Nur 1 Röhrchen, keine Brücke, also einfacher und 
billiger. Wenn man unbedingt stehende Widerstände gehabt haben wollte, 
hätte man einen Anschluss eines axialen Widerstandröhrchens einfach 
umbiegen können bevor man es viereckig umspritzt.

von Wolfgang (Gast)


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das wider und das dafür schrieb:
> Laut "Transistortester" sind das Widerstände, in einer Bauform welche
> ich in 30+ Jahre noch nie gesehen habe, auch nicht beim
> "kaputtreparieren" von Geräte die älter sind als ich. ;-)

Das mag an deinen Geräten gelegen haben. Nicht jeder hatte vor 50 Jahren 
Lust, zur Platzersparnis hochkant stehende Widerstände durch kunstvolles 
Biegen zu erzeugen. Oft genug in der Hand gehabt ...

von das wider und das dafür (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> das wider und das dafür schrieb:
>> Laut "Transistortester" sind das Widerstände, in einer Bauform welche
>> ich in 30+ Jahre noch nie gesehen habe, auch nicht beim
>> "kaputtreparieren" von Geräte die älter sind als ich. ;-)
>
> Das mag an deinen Geräten gelegen haben.
Schrub ich bereits: kann nicht alles haben (gesehen haben).

> Nicht jeder hatte vor 50 Jahren
> Lust, zur Platzersparnis hochkant stehende Widerstände durch kunstvolles
> Biegen zu erzeugen. Oft genug in der Hand gehabt ...
Ja, kenne ich u.A. aus Modell-RC-Elektronik, bevor SMD Einzug hielt, der 
Kompaktheit wegen gerne 1/8W-Baugrösse. (ok, eher KunstARM gebogen ;-)
Dann wiederum diverse (industrie-)Elektronik mit axial bedrahteten Rs, 
horizontal über PCB, mit paar mm Abstand, kunstvoll gesickten 
Drahtbeinchen oder irgendwelche Perlchen als Distanzhalter auf die 
Beinchen aufgefädelt. Nein, keine Leistungs-Rs, normale 1/4W Ausführung.

von Arno H. (arno_h)


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Die stehenden Widerstände hatten oft noch den langen Anschluß isoliert.

Arno

von Bauform B. (bauformb)


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Axel S. schrieb:
> Bedrahtete Widerstände konnte man zwar auch stehend montieren,
> aber das war aufwendiger und ein Anschluß hing frei in der Luft.

Normale bedrahtete kamen gegurtet in "Munitionskisten" (Ammopack), der 
Gurt wurde in eine Maschine mit Handkurbel eingehängt und hinten fielen 
stehende Widerstände mit einer oder zwei Sicken raus. Das, und die 
Bestückung von Hand, war eigentlich kaum aufwendiger als die liegende 
Montage.

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