Forum: Platinen Prepreg Dicke über 70µm Cu Lage?


von Fine Pitcher (Gast)


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Hallo Leute,

kann mir jemand sagen, wie dick ein Prepreg mindestens sein muss, wenn 
es über einer 70µm Cu Struktur liegt?

Ich frage, da ich µVia von L1-L2 bzw. L5-L6 (also jeweils von der 
Außenlage zur benachbarten Innenlage) und "dickes Kupfer" (L2-L5 = 70µm) 
vereinen muss.
Die µVias haben einen Aspect Ration von 1:1 und dürfen nur 100µm im 
Durchmesser haben. (Quelle: 
https://www.multi-circuit-boards.eu/leiterplatten-design-hilfe/bohren-durchkontaktierung/blind-via-sackloch-buried-via-vergrabenes-loch.html)

Geht das überhaupt?

Ich muss einige dieser FETs 
(https://epc-co.com/epc/Portals/0/epc/documents/datasheets/EPC2206_datasheet.pdf) 
anbinden. Der Strom muss in den Innenlagen geführt werden, da die 
sonstigen DesignRules für BGAs/Finepitch (500µm Pitch) ausgelegt sind 
und somit maximal nur 35µm (eher 20µm) auf den Außenlagen zulässig sind.

Ich weiß nicht, wie der Hersteller der FETs es macht, aber der "kann" 
2oz (70µm) auf allen Lagen und µVias bei seinem Lieferanten kaufen und 
empfiehlt das auch in den Design Rules. Auch ist ihm der Aspect Ratio 
bei normalen Vias als auch Restringe und Clearance ziemlich häufig egal. 
Auf meine Anfrage diesbezüglich hörte ich nur, ich solle einen anderen 
Hersteller wählen. - Hab alle namenhaften Deutschen Firmen angefragt - 
keiner kann/will das fertigen. Nicht einmal bei dreistelliger 
Chargenlosung.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Ich denke nicht dass die Design Rules innen und aussen anders sein 
koennen... dh innen grobe Strukturen und aussen feine. Klaer das mit dem 
Hersteller ab.
Normalerweise werden bei einem 4 lagigen 2 Prints aufeinander gepresst, 
und daher waeren dann alle Lagen gleich in den Anforderungen.

: Bearbeitet durch User
von georg (Gast)


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Fine Pitcher schrieb:
> wie dick ein Prepreg mindestens sein muss, wenn
> es über einer 70µm Cu Struktur liegt?

Das ist nicht so trivial, weil das Prepreg eben nicht "über" dem Kupfer 
liegt, es muss auch die Lücken im Kupfer ausfüllen, und die sind ja eben 
70µ tief. Da kommt der Füllgrad* ins Spiel. Wieviel dicker die Prepregs 
mindestens sein müssen, musst du mit dem Hersteller abklären. Ausserdem 
tritt das Problem ja je nach Lagenaufbau auf beiden Seiten des Prepregs 
auf!.

* Typische Füllgrade sind 20% bei Leiterbahnlagen und 90% bei Power 
Planes. Brauchbare Software zur Erstellung von Layerstacks muss das bei 
der Dickenberechnung berücksichtigen, und brauchbare Layout- oder 
CAM-Software muss den Füllgrad berechnen können.

Fine Pitcher schrieb:
> da die
> sonstigen DesignRules für BGAs/Finepitch (500µm Pitch) ausgelegt sind

Dann kommen für die Aussenlagen nur 35µ in Frage.

Fine Pitcher schrieb:
> Die µVias haben einen Aspect Ration von 1:1 und dürfen nur 100µm im
> Durchmesser haben

Das geht nicht annähernd. Die Via-Bohrungen müssen ja durch das 
Aussenlagen-Kupfer, Prepregs wie oben beschrieben, also 150µ oder mehr, 
und das 70µ Kupfer gehen. Also Tiefe > 250µ und Durchmesser 
entsprechend.

Georg

von Fine Pitcher (Gast)


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georg schrieb:
> Dann kommen für die Aussenlagen nur 35µ in Frage.
Schrieb ich ja ja oben bereits.

georg schrieb:
> Das geht nicht annähernd. Die Via-Bohrungen müssen ja durch das
> Aussenlagen-Kupfer, Prepregs wie oben beschrieben, also 150µ oder mehr,
> und das 70µ Kupfer gehen. Also Tiefe > 250µ und Durchmesser
> entsprechend.

Hmm, dann habe ich u.A. dieses Dokument ( Letzte Seite 
https://www.we-online.com/web/fr/index.php/show/media/04_leiterplatte/2011_2/relaunch/produkte_5/microvia_hdi/141030_DesignGuide_HDI_1_1.pdf) 
oder auch diese Seite 
(https://www.multi-circuit-boards.eu/leiterplatten-design-hilfe/bohren-durchkontaktierung/blind-via-sackloch-buried-via-vergrabenes-loch.html)
falsch verstanden! Da wird die Tiefe des µVias immer nur als 
Prepreg-Tiefe  bzw. Lagenabstand gesehen.
Es soll ja "auf" die 2. Lage mit 70µ Kontaktieren, und dieses nicht auch 
durchbohren. Und die obere Lage ist ja auch erst 35µm nach der Galvanik. 
Beim Lasern ja "noch 12-18µm vermutlich. Wenn ich dann ein einzelnes 
1080, 2125, 2116 oder zwei 106'er FR4 Prepreg nehme liege ich ja ganz 
grob im Bereich von 100µm.
Und ja, der Füllgrad der 2. bis 5. Lage ist annähernd 90-95%. - Nur 
große volle Flächen für Ströme und Wärmetransport

von georg (Gast)


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Fine Pitcher schrieb:
> Da wird die Tiefe des µVias immer nur als
> Prepreg-Tiefe  bzw. Lagenabstand gesehen.

Egal wie, letzten Endes ist entscheidend ob ein Hersteller das fertigen 
kann und will.

Fine Pitcher schrieb:
> Es soll ja "auf" die 2. Lage mit 70µ Kontaktieren

Dazu muss die Cu-Lage aber schon angebohrt werden, nicht nur berührt. In 
jedem Fall ist deine Konstruktion auf Kante genäht, wie das heute so 
schön heisst. Von Toleranzen z.B. bei der Bohrtiefe noch garnicht zu 
reden.

Fine Pitcher schrieb:
> Wenn ich dann ein einzelnes
> 1080, 2125, 2116 oder zwei 106'er FR4 Prepreg

Das ist nicht zulässig, es müssen immer mindestens 2 Prepregs verwendet 
werden. Erst recht bei dickeren Kupferlagen. Ist aber nur meine Meinung, 
das entscheidet der Hersteller. Wahrscheinlich toleriert er auch ein 
bisschen mehr beim Aspekt Ratio.

Georg

von Karsten B. (kastenhq2010)


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georg schrieb:
> Das ist nicht zulässig, es müssen immer mindestens 2 Prepregs verwendet
> werden.

Bei Microvias ist es nicht so ungewöhnlich nur einen Prepreg zu 
verwenden.

Für diesen speziellen Lagenaufbau, 70µm Innenlage + Microvia, würde ich 
aber vorher mit dem Hersteller sprechen.

von _Gast aus HL_ (Gast)


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Es hängt natürlich auch stark von der Cu-Verteilung ab. Wer nur schmale 
Leiterbahnen stehen lässt und dazu vereinzelte massive Planes, hat 
schnell zu wenig Harz, um die Lücken vollflächig zu füllen. Also bitte 
Freiflächen vermeiden und nur schmale Gräben zwischen den Potentialen 
lassen. (Bezieht sich insbesondere auf die 70µ Schicht, wo das dünne 
Prepreg drauf soll.)

Bei den Prepregs unterscheidet man übrigens noch zwischen SR, MR und HR 
Varianten: Standard Resin, Medium Resin und High Resin. Letztere haben 
einen höheren Harzanteil, was eigentlich die schlechtere Qualität ist, 
da anteilig weniger Glasfasern enthalten sind. Aber sie haben ein 
besseres Füllvermögen mit dem Nachteil, dass die Dickentolereanz höher 
ist und epsilon_r stärker schwankt. Das kann ein Problem sein, wenn 
impedanzkontrollierte Paare vorhanden sind.

Bei Poollieferanten stößt man schnell an Grenzen. Bei richtigen 
Lieferanten (Würth und Ilfa in Deutschland, NCAB aus China) ist deutlich 
mehr möglich. Ich musste tatsächlich mal bei einer Serienleiterkarte 
wegen recht komplexer Anforderungen (Hochfrequenz, Power, Fine-Pitch, 
verschiedene Impedanzen) ein Layout machen, bei dem ein Core von beiden 
Seiten eine unterschiedliche Kupferstärke aufgewiesen hat (17 vs. 35 
µm).
Für die Prototypen wurde ein Core mit 2x 35 µm erst vollflächig von 
einer Seite dünner geätzt und dann normal weiter bearbeitet. Für die 
Serie wurde passendes Material direkt beim Hersteller der Prepregs 
geordert.
Das machte bei einer 20x30 cm Leiterkarte einen relativ bescheidenen 
Aufpreis (wenige Euro. So 2-3 müssten es gewesen sein). Allerdings bei 
Stückzahlen im unteren fünfstelligen Bereich.

Bei solchen Themen lohnt es sich aber immer, mit den Technikern beim 
Hersteller der Leiterkarte zu sprechen. Ob die bei dreistelligen 
Stückzahlen aber eben so hilfsbereit sind, wage ich zu bezweifeln.

von georg (Gast)


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Karsten B. schrieb:
> Bei Microvias ist es nicht so ungewöhnlich nur einen Prepreg zu
> verwenden.

Das ist keine Frage von gewöhnlich oder ungewöhnlich, sondern von 
Vorschriften. Für LP mit UL oder MIL müssen 2 Prepregs verwendet werden, 
um Kurzschlüsse durch dünne Stellen im Gewebe sicher auszuschliessen - 
nicht bloss aus Jux und Dollerei.

Für einen Bastler ist das natürlich völlig egal.

Georg

von Christian B. (luckyfu)


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Wenn der Hersteller das Laserbohrt könnte es gehen. Dabei wird mit 2 
Lasern gearbeitet. Zuerst wird mit einem sehr feinen, gerichteten Laser 
eine Lochmatrix ins Kupfer der Deckschicht geschossen, diese ist im 
Prinzip das Loch in der Außenlage. Anschließend wird mit einem 2. Laser 
ein größerer Bereich bearbeitet, welcher nur auf das Harz und Glas 
wirkt. Dieser nutzt das vorher erstellte Muster im Kupfer als Maske. Er 
geht auch nur bis zum Kupfer der ersten Innenlage.

Bei mechanisch gebohrten Sacklöchern muss man tatsächlich idealerweise 
durch die Ziellage bohren um sicherzustellen, daß auch die normalen 
Dickenschwankungen beim Verpressen ausgeglichen werden können und das 
Kupfer noch kontaktiert wird. Letztere kann man jedoch tiefer fertigen, 
da Sacklochbohrer eine Kegelföermige Spitze haben. Lasergebohrte 
Sacklöcher indeß werden Bauchig, was bedeutet, wenn sie zu tief sind 
kann sich Luft in diesem "Bauch" fangen, welche dann verhindert, daß die 
Chemie in das Via gelangt und somit die Verkupferung nur Teilweise oder 
gar nicht stattfindet.

Dann muss man unterscheiden, es gibt von fast jeder Prepregdicke (außer 
104) mindestens 2 Ausführungen (teilweise 3): Normaler Harzgehalt und 
hoher Harzgehalt. Letztere nimmt man für Dickkupferplatinen, dort hat 
man sehr viel mehr Harz, welches beim verpressen flüssig wird und in die 
Spalten kriecht. Das Glasgewege lässt sich indeß nicht komprimieren. Nur 
der Vollständigkeit halber: Es gibt manche Prepregs auch mit weniger 
Harzgehalt, diese werden für den Aufbau von Starrflex Platinen benötigt, 
welche vorm Verpressen ausgefräste Elemente beinhalten damit diese nicht 
wieder verkleben.

Mit Sondertechnologien ist es aber auch relativ einfach anders Möglich: 
Man nimmt einen sogenannten Laminataufbau.
Dabei wird ein Laminat verwendet mit 2x 70µm Kupferauflage (Top und I1) 
und 100µm GFK (z.B.). Dieses wird einseitig strukturiert und dann mit 
Prepregs zwischen I1 und I2 und einem 2. Laminat derart (als I2 und Bot) 
verpresst. Man kann dann aus 2 derartigen Laminaten z.B. einen 4 Lagen 
Multilayer erstellen, die äußeren beiden Schichten (Top und I1 z.B.) 
können so z.B. nur 80µm Auseinander sein. Nach dem Verpressen werden die 
Außenlagen dann auf 15µm heruntergeätzt bevor mit dem Viabohren begonnen 
wird. Bei solchen Anforderungen ist das eher das übliche Vorgehen. Durch 
den zusätzlichen Arbeitsschritt, die Außenlagen abzuätzen ist das 
natürlich teurer (1). Spielt aber vermutlich bei Sacklöchern nicht die 
Rolle, da die sowieso Sondertechnologie sind.

(1) Der Aufpreis dürfte sich sehr ähnlich zu dem Verhalten der zwischen 
4 und 6 Lagen Multilayer besteht)

: Bearbeitet durch User
von Roland E. (roland0815)


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Fine Pitcher schrieb:
> Hallo Leute,
>
> ...
Schau dir bei ilfa mal die Musterstapel an, was die fertigen können (und 
wollen). Das ist ein guter Leitfaden, alle anderen können nicht mehr 
oder (viel) anders.
Danach denk mal drüber nach, ob deine Lösung richtig ist, oder ob es 
anders/besser geht. Dickkupfer und Microvias sprechen dafür, dass du 
nicht wirklich weißt was du tust.
WE kann zB räumlich getrennt, ein Ende der Platine Feinleiter und das 
andere Dickkupfer.
Wie viele kA müssen denn fließen? Evtl tuts ja auch einfach zwei Lagen 
mehr. Oder aufschweißen von Kupferleitern (Wirelaid oä ) für die 
belasteten Netze.

von Christian B. (luckyfu)


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Roland E. schrieb:
> Oder aufschweißen von Kupferleitern (Wirelaid oä ) für die
> belasteten Netze.

geht aber auch nur bei 70µm Mindestkupfer. Eine Alternative ist Iceberg, 
da wird von 400µm auf 70 rückgeätzt, aber auch dort: 70µm, drunter gehts 
nicht.

Wie ich schon schrieb, prinzipiell ist das mit Laminattechnik möglich, 
obs sinnvoll ist muss der Anwender entscheiden.

von Karsten B. (kastenhq2010)


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georg schrieb:
> Karsten B. schrieb:
>> Bei Microvias ist es nicht so ungewöhnlich nur einen Prepreg zu
>> verwenden.
>
> Das ist keine Frage von gewöhnlich oder ungewöhnlich, sondern von
> Vorschriften. Für LP mit UL oder MIL müssen 2 Prepregs verwendet werden,
> um Kurzschlüsse durch dünne Stellen im Gewebe sicher auszuschliessen -
> nicht bloss aus Jux und Dollerei.
>
> Für einen Bastler ist das natürlich völlig egal.
>
> Georg

Hast du dafür eine Quelle? Soweit ich weiß, muss nur eine gewisse 
Prepregdicke vorhanden sein. Ob das jetzt ein oder zwei Prepregs sind, 
spielt keine Rolle. Im Pool bei Eurocircuits oder Würth kann ich UL 
gekennzeichnete Platten bestellen, die im Lagenaufbau nur einen 
einzelnen Prepreg verwenden.

von Christian B. (luckyfu)


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Georg hat schon recht. Das ist eine Forderung der IPC, bei einem Prepreg 
kann es durch Fehler in der Fertigung / im Handling immer passieren, daß 
an einer Stelle kein Gewebe ist. Bei 2 übereinander liegenden ist die 
Wahrscheinlichkeit so gering, daß es kein Problem ist. UL dürfte das 
egal sein, die bewerten die Brandlast, da ist das Harz relevant und die 
Verarbeitung als Verfahren, nicht wieviele Prepregs eingebaut sind nur 
welche.

von Roland E. (roland0815)


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Christian B. schrieb:
> Roland E. schrieb:
>> Oder aufschweißen von Kupferleitern (Wirelaid oä ) für die
>> belasteten Netze.
>
> geht aber auch nur bei 70µm Mindestkupfer. Eine Alternative ist Iceberg,
> da wird von 400µm auf 70 rückgeätzt, aber auch dort: 70µm, drunter gehts
> nicht.
>

Bei Würth steht nix von 70u Mindestkupfer für Wirelaid. Die reden von 
35u.
Macht ja auch keinen Sinn, weil bei 70 sonst feine Strukturen trotzdem 
nicht gehen würden.

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