Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Fragen zur Selbständigkeit


von A. B. (sfalbuer)


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Ich arbeite momentan als freier Entwickler, meist 
Mikrocontroller-Programmierung, zunehmend aber auch Hardware und 
Mechanikentwicklung. Nun kann ich mich momentan über die Auftragslage 
nicht beschweren, aber es stellen sich mir einige Fragen, vor allem was 
die Preisgestaltung angeht.

Angenommen ein Kunde möchte technische Lösung X von mir geliefert 
bekommen. X besteht aus Platinenlayout plus ein bisschen 
Arduinoprogrammierung und der Kunde fordert mich auf ein Angebot zu 
erstellen. Wie kalkuliere ich so ein Projekt? Pauschal oder auf 
Stundenbasis? Wie gehe ich mit Problemen um die vorher nicht 
vorhersehbar waren, dann aber sehr viel Zeit fressen, vor allem dann 
wenn ich auf Stundenbasis arbeite? Unternehmerisches Risiko meinerseits?

Wie gehe ich mit Änderungswünschen während der Entwicklung um ohne als 
Pfennigfuchser dazustehen der bei jeder Kleinigkeit die Bezahlung 
nachverhandeln möchte?

Würde mich über Tips freuen!

Gruss

sfalbuer

: Bearbeitet durch User
von FS (Gast)


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Profis setzen ernsthaft Arduino bei ihren Kunden ein?

von Tobias B. (Firma: www.elpra.de) (ttobsen) Benutzerseite


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A. B. schrieb:
> Wie gehe ich mit Änderungswünschen während der Entwicklung um ohne als
> Pfennigfuchser dazustehen der bei jeder Kleinigkeit die Bezahlung
> nachverhandeln möchte?

Das ist die grosse Kunst des Unternehmertums. ;-)

Wenn ein Change Request keinen Mehraufwand bedeutet, dann einfach machen 
und als Kundenbindung verbuchen.

In der Regel planst du aber schon bei der Angebotserstellung einen 
Puffer mit ein. Mit den Jahren kannst du dann von deiner Erfahrung 
gebrauch machen und dir im Vorfeld schon ueberlegen was ein Kunde sich 
wohl noch wuenschen wollen koennte. Diese Mehraufwaende kann man dann 
z.B. als optionale Positionen mit ins Angebot schreiben. Das mache ich 
z.B. sehr gerne und die Kunden mit denen ich zusammenarbeite finden das 
auch gut, weil sie sich dann nur einmal mit deren Einkauf 
auseinandersetzen muessen und dann frei entscheiden koennen was sie 
brauchen und wollen.

Was ich auch schon gemacht habe, sind Stundenkontingente zu verkaufen, 
von denen dann Support und Mehraufwaende abgegolten werden koennen. Auch 
diese Variante wird sehr gerne angenommen. Allerdings funktioniert das 
bei groesseren Firmen zunehmend schwieriger. Da muss oft im System fuer 
eine exakte Leistung ein exakter Preis angegeben werden.

Es gibt also viele Moeglichkeiten einen Vertrag zu gestalten, lass dir 
was einfallen. :-)

von Franko S. (frank_s866)


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A. B. schrieb:
> Arduinoprogrammierung und der Kunde fordert mich auf ein Angebot zu
> erstellen. Wie kalkuliere ich so ein Projekt?
Stunden * Stundensatz + 15% Aufschlag.

> Pauschal oder auf Stundenbasis?
Was ist wohl besser für dich? Muss man dir das echt noch erklären?

> mit Problemen um die vorher nicht vorhersehbar waren,
> dann aber sehr viel Zeit fressen, vor allem dann
> wenn ich auf Stundenbasis arbeite?
Risiko des Auftraggebers.

>Unternehmerisches Risiko meinerseits?
Das wälzt man auf den Auftraggeber ab.

Lass besser die Finger von Selbstständigkeit wenn du noch solche Fragen 
stellen musst.

von Als Gast hier (Gast)


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FS schrieb:
> Profis setzen ernsthaft Arduino bei ihren Kunden ein?

Ja! Ich wollte es auch nicht glauben! Ein professionell vergebener 
Auftrag für ein Testsystem an ein Frauenhofer Institut wurde tatsächlich 
in und auf Arduinobasis aufgesetzt...
Mal kritisch auf den Anwendungsfall geschaut und... nun, professionell 
war das in diesem Falle sicher nicht! Aber nicht wegen dem 
Arduino-System, sondern wegen der Physik im Umfeld...

Da kommt die Erkenntnis: Nicht jeder, der sich wie ein Profi verkauft 
ist auch einer! Darin steckt keine neue Erkenntnis,
aber deine Eingangsfrage ist unscharf formuliert...

Liebe Grüsse

von Alexander K. (Gast)


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Ganz einfach .

Klar definierte Aufgaben (schriftlich) gegen ein Pauschalpreis.

Bist du besser (schneller) steigt dein Lohn und du freust dich.
Bist du schlechter buchst du das unter Lehrgeld und kalkulierst das 
nächste mal besser.

Der Kunde bezahlt NICHT deine Zeit. Sondern er bezahlt dein Wissen. !!!!

Das kannst du den Kunden auch klar so sagen. Die die das nicht einsehen 
willst du nicht als Kunden.

Änderungswünsche kalkuliert du einfach wie ein neuer Auftrag.

Der Trick ist, nicht zu gierig zu sein, und auch sich nicht unter Wert 
zu verkaufen.

Ich sag immer. Der Kunde will keine Theatervorstellung um den Preis hoch 
zu treiben, sondern ein schnelles Ergebnis. Und da zahlen die Kunden 
gerne extra.

Viele Handwerker arbeiten auch inzwischen mit Pauschalpreis. Spart den 
Ärger mit Kunden die mit der Stoppuhr daneben stehen.

Gruß

  Pucki

von A. B. (sfalbuer)


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>>Unternehmerisches Risiko meinerseits?
> Das wälzt man auf den Auftraggeber ab.

Ja, aber angenommen ich verfolge 2AT einen approach der eigentlich zum 
scheitern verurteilt ist aber letztlich auf meine Unkenntnis / Mangel an 
Erfahrung zurückzuführen ist (soll ja mal passieren) wie lässt sich 
sowas dem Kunden erklären?

> Lass besser die Finger von Selbstständigkeit wenn du noch solche Fragen
> stellen musst.

Als lohnabhängiger Berufsanfänger tausche ich Selbst- gegen 
Fremdausbeutung. Jacke wie Hose ;)

von Alexander K. (Gast)


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Programmieraufträge kann man nicht sauber nach Zeit kalkulieren.

Mal bin ich gut drauf, dann schreibe ich eine komplizierte Routine in 1 
Std. runter. Mal läuft es gar nicht, und ich suche an einen dummen 
Anfängerfehler 3 Stunden.

Ist mir beides schon passiert.

Der Mittelwert macht das Ergebnis.  Also gut schätzen und Pauschalpreis 
machen.

Gruß

   Pucki

von was (Gast)


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FS schrieb:
> Profis setzen ernsthaft Arduino bei ihren Kunden ein?

Pass auf, es wird noch schlimmer: Das juckt die garnicht!

von A. B. (sfalbuer)


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>   Pucki

Danke Pucki so in etwa habe ich mir das auch vorgestellt. Pauschalpreis 
macht die Sache einfacher. Danke für die Worte.

von Hospitant (Gast)


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Seltsame Frage, wie hast Du denn bisher kalkuliert? Solltest Du in sich 
abgeschlossene Projekte bearbeiten, gibst Du natürlich nur einen 
Pauschalpreis und Termin ab, Deine Kunden interessiert das fertige 
Produkt, nicht wie lange Du tatsächlich dafür arbeitest. Arbeiten auf 
Stundenbasis kenne ich nur bei externen Entwicklern die für ein 
Ingenieurbüro oder einen ähnlichen Dienstleister arbeiten.

Noch eine Frage, rein interessehalber: Was hast Du denn für Kunden und 
welchen Umfang haben Deine Projekte?

von A. B. (sfalbuer)


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> Noch eine Frage, rein interessehalber: Was hast Du denn für Kunden und
> welchen Umfang haben Deine Projekte?

Meist Kreativ und Kulturwirtschaft. (Interaktive) Austellungsexponate 
oder Sonderlösungen für Theater und Film. Hier ist es dann auch völlig 
egal ob das ein Arduino das ganze steuert oder eine SPS, der Kunde 
erkennt den unterschied oft eh nicht. Zuletzt aber z.B auch ein Büro für 
Industriedesign und selbst klassischer Maschinenbau war schon dabei.

Umfang ist Unterschiedlich. Z.b Schrittmotoren über DMX ansteuern, oder 
ein kleines fahrendes Objekt welche automatisch einem Draht unter dem 
Bühnenboden folgt. Zuletzt aber auch mal eine kleine Robotersteuerung 
für einen Wartungsroboter der mit einem PID Regler automatisch die Spur 
hält, das war etwas aufwändiger.

von Tobias B. (Firma: www.elpra.de) (ttobsen) Benutzerseite


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A. B. schrieb:
> Ja, aber angenommen ich verfolge 2AT einen approach der eigentlich zum
> scheitern verurteilt ist aber letztlich auf meine Unkenntnis / Mangel an
> Erfahrung zurückzuführen ist (soll ja mal passieren) wie lässt sich
> sowas dem Kunden erklären?

Wenn du dich das Fragen musst, solltest du besser nicht unter die 
Unternehmer gehen. Wenn du vor Auftragserteilung den Ansatz zum 
scheitern verurteilt siehst, dann nmmst du den Auftrag nicht an. Freie 
Marktwirtschaft funktioniert zum Glueck in beide Richtungen. Hast du es 
trotzdem getan und es stellt sich heraus dass du schlechte Arbeit 
abgeliefert hast, dann muessen entweder Gerichte klaeren ob dein Kunde 
zahlungspflichtig ist. Oder besse rnoch: Bei lacherlichen 2AT das auf 
die eigene Kappe nehmen, schliesslich wars auch dein Bock. Ich als Kunde 
wuerde das auch erwarten.

Der Kunde bezahlt dich nicht fuer deine Arbeitskraft, sondern fuer deine 
Arbeitskraft + der Erfahrung zu wissen was zu tun ist. Wenn du das nicht 
erbringen kannst, wirst du es Dauer schwer haben.

von Günni (Gast)


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Wenn man sich selbständig machen möchte, sollte man zumindest Grundlagen 
der Betriebswirtschaft kennen, sonst steht die Pleite vor der Tür. In 
den Stundensatz muss man neben dem Verdienst, der Krankenversicherung, 
Steuern und Anteile für eine Alterssicherung noch Kosten für den 
Arbeitsplatz (Miete, Heizung, Instandhaltung), die Betriebsmittel 
(Fahrzeug, Rechner, Scanner, Drucker, Werkzeug, Schreib- und 
Arbeitsmaterialien - an Widerbeschaffung denken, da die nicht ewig 
halten). Dann muss man noch einen Anteil für Zeiten aufschlagen, in 
denen man mal keine Aufträge bekommt. Und wichtig Versicherungen 
(Betriebshaftpflicht !!!) und Kosten für Nacharbeiten (bei fehlerhaften 
Produkten) und Garantiekosten nicht vergessen. Und auch die Kosten für 
Fortbildungsmaßnahmen und Urlaub mit einrechnen. Mit allen diesen Posten 
landet man schnell bei Stundensätzen von 50,- bis 250,- EUR - je nach 
der Komplexität des Arbeitsgebietes.

von Cyblord -. (cyblord)


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FS schrieb:
> Profis setzen ernsthaft Arduino bei ihren Kunden ein?

Und wissen nicht wie man Preise kalkuliert. Können sich aber vor 
Aufträgen nicht retten. Wer glaubt solche Märchen?

von Handwerker (Gast)


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Mein Gott, ist das stressig als Selbständiger. Bin ich froh, ein braves 
Bürgerlein im warmen Kämmerlein meines netten Meisterleins zu sein.

von ;) (Gast)


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A. B. schrieb:
> Angenommen ein Kunde möchte technische Lösung X von mir geliefert
> bekommen.

Lass dir erst mal ein technisches Lastenheft schriftlich geben.
Daraus kann man dann ein Pflichtenheft machen, dass dann
verbindlich ist. Dann kann man auf der Grundlage des
voraussichtlichen Aufwandes ein Angebot kalkulieren.
Wie und in welcher Höhe man kalkuliert ist dann der eigenen
Kreatiität überlassen, z.B. Projektbezogen, Pauschal, auf Stunden-,
Tage-, Wochen-, oder Monatsbasis, nach Codemenge, bei Layout
nach Zahl der Verbindungen und Bauteile, usw..
Wenn möglich sollte man erst mal Kleinaufträge bearbeiten,
sofern das die Kundschaft nicht sowieso anstebt, um die fachliche
Kompetenz praktisch zu erproben. Bei besonders einfachen Sachen
die man schon im Schlaf kann, bietet sich an, dass zum Zwecke
der Gewinnung eines größeren Auftrags auch mal kostenlos zu machen.

Je nach dem, kann es passieren, dass nur jedes zehnte Angebot zu
einem Auftrag führt, also ähnlich wie bei Bewerbungen.
Kunden wollen gern immer alles verbindlich haben, liebäugeln
von Anfang an auch mal mit dem Rotstift. Daher sollte man
Änderungen und Sonderwünsche immer schriftlich dokumentieren.

Manchmal muss man dann auch noch seinem Geld hinterher laufen.
Bei kapitalen und längeren Aufträgen bietet sich an, ein Angebot
mit verschiedenen Zahlungszielen auszutüfteln. Ein Teil Vorkasse,
ein Teil bei Erfüllung eines Teilprojekts und einen Abschlussbetrag.
Mit Erfüllungsfristen sollte man vorsichtig umgehen und sich nicht
festnageln lassen. Also immer auch Eventualfälle mit berücksichtigen
und notfalls Teilarbeiten an Dritte vergeben.
Nicht vergessen, dass bei Auftragsabschluss spätestens sechs Monate
spätestens die Endrechnung gestellt werden muss.

Eigentlich müsste man da eine Kaufmannslehre oder BWL gelernt haben,
aber wer hat dafür die Zeit oder Lust?
Ein paar Basics kann man sich in Existenzgründungskurse der IHK,
die bei einigen hier keine große Beliebtheit geniesen, aneigenen,
auch wenn solche Kurse eher aufs Gewerbe ausgerichtet sind.
Die Trennung zwischen Gewerbe und Freiberuf kann manchmal zu
Fragen und Problemen führen, die man da sicher mal durchkauen kann.
Die Teilnahme ist natürlich freiwillig, aber man kann da sicher
Informell profitieren.

von Franko S. (frank_s866)


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Festpreis macht man nur wenn du 100% weisst dass es soundsolange dauert, 
das kann man nur manchen wenn man
a) genaue Anforderungen hat, geübt bei Abschätzungen ist, sprich 
Erfahrung hat, das ist praktisch nie der Fall wenn du dauernd andere 
Projekte in unterschiedlichen Bereichen hast.
Ausserdem schaut man, dass man sich absichert dass keine weiteren 
Änderungen im Laufe der Zeit dazukommen, wenn das der Fall ist wird das 
extra abgerechnet, hat oben schon jemand erwähnt.

b) Wenn du sowas ähnliches schon mal gemacht hast und alte Sourcen 
verwenden kannst und das Ganze wirklich nur wenig geändert durch den 
Compiler gejagt keine Arbeit macht. Sowas kommt aber sehr selten vor, 
ausser du baust 0815-Webshops/Firmenseiten für die immergleiche 
Klientel,
das funktioniert aber auch nur eine gewisse Zeit lang.

In der Regel macht man einen Dienstvertrag rechnet die Stunden ab und 
hat mit irgendwelchen Zeitkalkulationen nix am Hut, das dauert dann halt 
so lange wie es dauert, die Zeitabschätzung machen dann andere, dich 
interessiert nur wieviele Stunden du bei der Aktion einfahren kannst 
bzw. wie lange das Projekt läuft. Bist du da als One-Man-Show im ganzen 
Projekt unterwegs hast du eigentlich immer die Arschkarte, typischer 
Anfängerfehler die lassen sich dann auch noch einen Festpreis 
aufschatzen, weil sie um den ersten Auftrag kämpfen und sich massiv 
verkalkulieren. Kann man machen wenn man unbedingt Referenzen aufbauen 
muss aber sollte davon später tunlichst die Finger lassen, denn Geld 
verdienst du so nicht.

Beitrag #6294169 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #6294175 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #6294176 wurde von einem Moderator gelöscht.
von A. B. (sfalbuer)


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> Lass dir erst mal ein technisches Lastenheft schriftlich geben.
> Daraus kann man dann ein Pflichtenheft machen, dass dann
> verbindlich ist. Dann kann man auf der Grundlage des
> voraussichtlichen Aufwandes ein Angebot kalkulieren.

Danke schon mal. Bei einigen Projekten lief das deutlich chaotischer ab, 
aber für die Zukunft werde ich probieren das genauso zu machen.


> Die Trennung zwischen Gewerbe und Freiberuf kann manchmal zu
> Fragen und Problemen führen, die man da sicher mal durchkauen kann.

Ehrlich gesagt spielt das am Anfang kaum eine Rolle denn außer der 
Mitgliedschaft in der IHK die man als Gewerbetreibender aufgeschwatzt 
bekommt gibt es nicht so viele Vorteile. Gewerbesteuer zahle ich (noch) 
nicht, das wäre ein weiterer Grund lieber freischaffend zu sein.

von ;) (Gast)


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A. B. schrieb:
> die man als Gewerbetreibender aufgeschwatzt
> bekommt gibt es nicht so viele Vorteile. Gewerbesteuer zahle ich (noch)
> nicht, das wäre ein weiterer Grund lieber freischaffend zu sein.

Von der Gewerbesteuer ist man als Freiberufler befreit, aber der
Pferdefuß ist, nicht die Grenze zum Gewerbe zu überschreiten und
dann doch Gewerbesteuerpflichtig zu werden. Diese Grenze muss
man kennen. Überschreitungen können auch im Streitfall nachträglich
gerügt werden. Da gibts Risisken.
Am Anfang muss ein Existenzgründer im Gewerbe erstmal auch keine
Gebühren an die IHK zahlen. Aufgeschwatzt wird einem da auch gar nichts.
Die IHK bekommt eine Gewerbeanmeldung automatisch durch das Amt
auf ihren Tisch und zieht Erkundigungen zur Wirtschaftssituation
bei einem ein. Deren Sachkunde ist da nämlich gefragt.
Die halten erst die Hände dann auf, wenn Gewinne erwirtschaftet
werden. Das erfährt man in solchen Kursen oder liest sich im Web
schlau. Ein Kurs kaut die wichtigsten Themen wenigstens in
kompremierter Form einmal durch. Kann also nicht schaden.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Kunden bevorzugen Festpreise. Speziell Fachfremde Kunden.
Zur Kalkulation. Die erste Schaetzung ist um einen Faktor 3 zu kurz. Dan 
nochmals um einen Faktor drei erhoehen.
Insgesammt also die erste Schaetzung mal 9.

Wie das mit der Auftragsvergabe so laeuft... Kunden lassen dich gerne 
ein detailiertes Pflichtenheft erarbeiten. Darin kannst du 3 Tage 
versenken. Da nehmen sie dieses als Anfoderung und gehen damit zum 
Naechsten fuer ein Angebot. Der spart so schon diese 3 Tage.
Das Angebot bekommt oft der Guenstigste. Derwelche, der das Projekt am 
Meisten unterschaetzt.

Und immer praezise kommunizieren. Wenn der Kunde mit einem Prototypen 
zufrieden ist, soll er das Gehaeuse selbst drum bauen. Und irgendwelche 
Tests sind dann auch nicht dabei. Zu erfuellende Normen soll der Kunde 
am Besten selbst heruassuchen. Falls er das nicht machen kann oder will 
macht du's. Abklaerung der zu erfuellenden Normen kostet 2k extra. 
Erfuellt sind sie dann noch nicht.

Das bedeutet einen Arduino, welcher mit drei Transistoren einen Ballon 
aufblaest gibt's nicht unter 10k

von T.U.Darmstadt (Gast)


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Joggel E. schrieb:
> Insgesammt also die erste Schaetzung mal 9.

Dann bekommt der den Auftrag, der mit 5 Multipliziert hat :-)

von Lutz S. (lutzs)


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'Von der Gewerbesteuer ist man als Freiberufler befreit, aber der
Pferdefuß ist, nicht die Grenze zum Gewerbe zu überschreiten und
dann doch Gewerbesteuerpflichtig zu werden. Diese Grenze muss
man kennen. Überschreitungen können auch im Streitfall nachträglich
gerügt werden. Da gibts Risisken.'

Die Gewerbesteuer kann seit Jahren zum grossen Teil mit der 
Einkommenssteuer verrechnet werden. Der Status als Freiberufler hat 
deshalb allenfalls im Hinblick auf die Buchführung Vorteile, man hat 
aber den Nachteil nicht auch durch ein nennenswertes Handelsgeschäft 
Gewinne generieren zu können.

: Bearbeitet durch User
von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Lutz S. schrieb:
> Die Gewerbesteuer kann seit Jahren zum grossen Teil mit der
> Einkommenssteuer verrechnet werden. Der Status als Freiberufler hat
> deshalb allenfalls im Hinblick auf die Buchführung Vorteile, man hat
> aber den Nachteil nicht auch durch ein nennenswertes Handelsgeschäft
> Gewinne generieren zu können.

Richtig.

Es wäre wirklich dumm, nur wegen der Gewerbesteuer auf den Zweig mit den 
höchsten Erträgen und größten Unabhängigkeit von Auftraggebern zu 
verzichten: Entwicklung und Vertrieb eigener Produkte.

Zur Kalkulation wurde ja schon viel Richtiges geschrieben. Eine gute 
Kalkulation ist auch ein Lernprozess. Am Anfang setzt man die nötige 
Zeit oft zu niedrig an (war bei mir auch so), aber man lernt recht 
schnell, Aufwand einzuschätzen. Der zusätzliche Aufschlag für 
nachgeschobene Anforderungen ("noch eben schnell die Funktion, ist ja 
nur ne Kleinigkeit") seitens des Kunden war dann hier etwa Faktor 1,6.

: Bearbeitet durch Moderator
von T.U.Darmstadt (Gast)


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Lutz S. schrieb:
> nicht auch durch ein nennenswertes Handelsgeschäft
> Gewinne generieren zu können.

Dazu kann man jederzeit ein Gewerbe anmelden und die Gewinne daraus 
extra führen. Mache ich ja auch. Software, die als Block verkauft wird, 
läuft so. Gewerbesteuer wird auch nur ab einem bestimmten Satz fällig 
und da muss schon viel laufen, um da in einen Nachteil zu kommen.

von Lutz S. (lutzs)


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Welchen Vorteil soll der parallele Status als Freiberufler dann aber 
haben?

von Volker U. (Gast)


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Lutz S. schrieb:
> Welchen Vorteil soll der parallele Status als Freiberufler dann aber
> haben?

Parallel zu was? Parallel zu Gewerbetreibenden? Nun, das macht man um 
für Freiberuflertätigkeiten keine Gewerbesteuer zahlen zu müßen.

Hast du was Gewerbliches (Einsatz von Kapital) also Warenverkauf etc. 
lässt man das über die Firma laufen die als Gewerbe angemeldet ist, 
verrichtet man dagegen reine Ingenieurtechnische freiberuflertätigkeit 
(Experimentieraufbauten, Demonstratoren programmieren, Schulung halten, 
Gutachten erstellen) lässt man das über die Freiberufler-Steuernummer 
laufen. Deshalb haben einige Ingenieure quasi zwei Firmen laufen.

Ein andere Vorteil kann die Kleinunternehmerreglung sein, die 
erleichtert den Papierkram ungemein (weniger Fristen (Vorauszahlung), 
vereinfachte Bilanzierung). Und wenn man durch die Trennung in zwei 
Unternehmen den Jahresumsatz für beide in den Bereich für 
Kleinunternehmen drückt - warum nicht?

Ausführlicher:
https://www.selbststaendig.de/unterschied-gewerbe-anmelden-freiberufler


Da ausführlich vom Wirtschaftsministerium fürs Verhältnis 
Gewerblich/Künsterlisch:
https://www.existenzgruender.de/SharedDocs/BMWi-Expertenforum/Recht/Rechtsformen/GbR/GbR-gewerblich-oder-freiberuflich.html

von A. B. (sfalbuer)


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Volker U. schrieb:
> Und wenn man durch die Trennung in zwei
> Unternehmen den Jahresumsatz für beide in den Bereich für
> Kleinunternehmen drückt - warum nicht?

Ich glaube genau das geht nicht. Sonst könnte man ja mehrere 
Kleingewerbe anmelden und immer von den Vorteilen der 
Kleingewerberegelung profitieren obwohl man im jähr über 100k Umsatz 
generiert.

von Lutz S. (lutzs)


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'Nun, das macht man um für Freiberuflertätigkeiten keine Gewerbesteuer 
zahlen zu müßen.'

Das ist kein Vorteil mehr, da die Gewerbesteuer schon seit vielen Jahren 
je nach Hebesatz nahezu komplett mit der Einkommenssteuer verrechnet 
werden kann. Erstaunlich, wie lange sich solch altes Wissen hält.

Vereinfachte Buchführung könnte ein Vorteil sein, allerdings hat 
Bilanzierung nicht nur Nachteile.

: Bearbeitet durch User
von Volker U. (Gast)


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A. B. schrieb:
> Ich glaube genau das geht nicht. Sonst könnte man ja mehrere
> Kleingewerbe anmelden und immer von den Vorteilen der
> Kleingewerberegelung profitieren obwohl man im jähr über 100k Umsatz
> generiert.

Ist etwas missverständlich formuliert, wenn es so versteht man könne 
seine Selbstständigkeit in beliebige kleine Unternehmen zerlegen, also 
statt einen Lieferdienst für Bier in Kästen drei Logiszikunternehmen für 
Kästen, Fläschchen und Bier.
Was geht ist eine Aufteilung in ein Unternhemen für freiberufliche 
Tätigkeit und eins für Vertrieb für zugekaufte Produkte unter bestimmte 
Bedingungen. Wird so seit Jahrzehnten nicht nur für Ingenieurbüros 
empfohlen.
Machste zum beispiel Mikrocontrollerprogrammierung und 
Mikrocontrollerverkauf, so sollte man das der Empfehlung nach in zwei 
Unternehmen laufen lassen.
Da ich selbst keine Handelsfirma führe, hab ich auch keine eigenen 
Zahlen um das spitz nachzurechnen und kann daher nur wiedergebe, was so 
in der Unernehmensberatung an Wissen kursiert.

>Das ist kein Vorteil mehr, da die Gewerbesteuer schon seit vielen Jahren
>je nach Hebesatz nahezu komplett mit der Einkommenssteuer verrechnet
>werden kann.

Solange man keine konkrete Zahlen aufstellt, kann man das nicht mit 
Sicherheit sagen.

von Lutz S. (lutzs)


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'Solange man keine konkrete Zahlen aufstellt, kann man das nicht mit
Sicherheit sagen.'

'Zum grossen Teil' stimmt immer.

Konkret hier: Hebesatz der Gemeinde 390%, 380% können immer auf die 
Einkommenssteuer angerechnet werden.

97,4% der gezahlten Gewerbesteuer werden damit bei der Einkommenssteuer 
berücksichtigt.

Die Rechtslage hat sich da vor einigen Jahren einfach grundlegend 
geändert, aber alte Einschätzungen werden noch verbreitet.

: Bearbeitet durch User
von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Da scheinen einige ziemliche Probleme damit zu haben,
wenn man eine Arduino-Lösung verkauft.

Wenn ein A. genau das am Ende herauskommen lässt,

was dem Kunden genehm ist, PASST es doch!

von Toby P. (Gast)


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A. B. schrieb:
> Wie kalkuliere ich so ein Projekt? Pauschal oder auf
> Stundenbasis?

Wenn dein Auftraggeber sich auf Stundenbasis einlässt gebt es doch keine 
Fragen. Das Risiko ist dann bei ihm.

Bei pauschalen Aufträgen schreibt man hinter jeden Punkt im Lastenheft 
eine Summe. Die nimmt man dann min. mal 2,5 um auf realistische Were zu 
kommen ;-). Die Auswertung einer gut geführten Versionskontrolle ist 
auch hilfreich.

Alles nicht so schwer. Wenn du aber nicht ungefähr weißt wie lange du 
brauchst solltest du überlegen ob ist das Projekt nicht zu groß für dich 
ist (und dann trotzdem machen).

von T.U.Darmstadt (Gast)


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Lutz S. schrieb:
> Welchen Vorteil soll der parallele Status als Freiberufler dann aber
> haben?

Wenn man etwas verkauft oder produziert, sollte man das über das Gewerbe 
abrechnen, um die Einnahmen als Freiberufler abzugrenzen. Tut man das 
nicht, geht gfs einer her und taxiert alles als Gewerbe und dann zahlt 
man auf seine Einnahmen Gewerbesteuer.

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