Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Warum sind manche Getriebemotoren nur rechts drehbar?


von Getriebemotoren Drehrichtung (Gast)


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Ich finde nichts im Internetz dazu. Warum sind manche Getriebe 
gleichstrommotoren bei Reeichelt nur für REchtslauf vorgesehen? was 
passiert wenn man umpolt? Kann das jemand erklären?

von Steffen W. (derwarze)


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Ohne zu wissen welche Motoren Du jetzt genau meinst kann man nur 
allgemein Antworten.
Motoren z.B. für Fahrräder haben einen Freilauf eingebaut damit man 
nicht gegen den Motor und sein Getriebe treten muss und es bergab ohne 
bremsenden  Zusatzwiderstand läuft. Damit können die auch nur in eine 
Richtung mit Kraft drehen. Polt man die um passiert gar nichts da der 
Motor vor dem Getriebe leer dreht.
So ein Freilauf kann natürlich auch für Linkslauf ausgelegt werden wenn 
das gebraucht wird.

Ob das für die von Dir gemeinten Teile auch so zutrifft weis meine 
Glaskugel nicht. Das Datenblatt des Motors sollte da Auskunft geben.

von Bürovorsteher (Gast)


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Die optimale Stellung der Kohlebürsten zum Magnetfeld ist mW für Rechts- 
und Linkslauf unterschiedlich.

von Bürovorsteher (Gast)


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Außerdem ist die Standzeit der Kohlebürsten größer und die Kontaktgabe 
besser, wenn nur eine Laufrichtung benutzt wird.

von Udo S. (urschmitt)


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Wenn das Getriebe ein Schneckenrad hat, dann wirken auf dieses Rad 
starke axiale Kräfte. Je nach Konstruktion kann die Lagerung des 
Schneckenrads diese Kräfte evt. nur in eine Richtung aufnehmen.

von Elektrofan (Gast)


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> Warum sind manche Getriebemotoren nur rechts drehbar?

Womöglich sind die (KSK, AFD, ... mässig) unterwandert. ?

von KeinGast (Gast)


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Bürovorsteher schrieb:
> Die optimale Stellung der Kohlebürsten zum Magnetfeld ist mW für
> Rechts-
> und Linkslauf unterschiedlich.

Seit wann?

von Jens M. (schuchkleisser)


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KeinGast schrieb:
> Seit wann?

Immer schon.
Nennt man Timing, kann bei manchen Motoren eingestellt werden und ist 
sowas wie der Zündzeitpunkt: der Motor läuft auch wenn das ein wenig 
falsch ist, aber besser wenn es passt.
Daher haben manche Motoren eine bevorzugte Drehrichtung: da ist das 
Timing eben etwas voreingestellt, so das der Zündzeitpunkt in der einen 
Richtung besser passt (weniger Leerlaufstromverbrauch, besserer 
Wirkungsgrad usw.), in der anderen Richtung aber spürbar falsch steht.

von Udo S. (urschmitt)


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Ich meine mich zu erinnern, daß es Metabo Bohrmaschinen gab, bei denen 
beim Umschalten auf Linkslauf die Bürstenposition etwas verdreht wurde.

von Bastler (Gast)


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Bei kleinen bzw. billigen Getrieben unwahrscheinlich, aber falls 
schrägverzahnte Zahnräder verbaut sind, kann das Getriebe auch nur auf 
eine Drehrichtung konstruiert sein.

von Jens M. (schuchkleisser)


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Bastler schrieb:
> Bei kleinen bzw. billigen Getrieben unwahrscheinlich, aber falls
> schrägverzahnte Zahnräder verbaut sind, kann das Getriebe auch nur auf
> eine Drehrichtung konstruiert sein.

Verzeih die Frage, bin kein Mecha: warum?
Was passiert bei der falschen Drehrichtung, was bei geraden Zähnen nicht 
passiert?

von Teo D. (teoderix)


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Bürovorsteher schrieb:
> Die optimale Stellung der Kohlebürsten zum Magnetfeld ist mW für Rechts-
> und Linkslauf unterschiedlich.

Keine Kohlen, keine Bürsten. Sondern nur Federkontakte, die nur für eine 
Richtung geeignet sind. Sonnst stauchen und verbiegen die sich.


Bastler schrieb:
> Bei kleinen bzw. billigen Getrieben unwahrscheinlich, aber falls
> schrägverzahnte Zahnräder verbaut sind, kann das Getriebe auch nur auf
> eine Drehrichtung konstruiert sein.

Die Schnecke, bzw. deren Lager, sicher auch.

von Harald W. (wilhelms)


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KeinGast schrieb:

>> Die optimale Stellung der Kohlebürsten zum Magnetfeld ist für
>> Rechts- und Linkslauf unterschiedlich.

> Seit wann?

Seit Erfindung des Gleichstrommotors.

von Irgend W. (Firma: egal) (irgendwer)


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Jens M. schrieb:
> Verzeih die Frage, bin kein Mecha: warum?
> Was passiert bei der falschen Drehrichtung, was bei geraden Zähnen nicht
> passiert?

Das Problem sind die Kräfte die auf die Achsen und deren Lager 
einwirken.
Z.B. ein Lager das auf Druck ausgelegt ist und die auftreteten Kräfte 
auch Problemlos aufnehmen kann wird bei einer Richtungsumkehr plötzlich 
auf Zug beanstrucht welchen es nicht Ansatzweise in der gleichen Stärke 
aushält. Oder das Getriebegeäuse ist garnicht nach allen Seiten so 
Stabil gebaut um die unterschielichen Kräft aufzunehmen. Die Achsen 
verschieben sich durch die Drücke zu weit so das die Zahnräder nicht 
mehr sauber in einander laufen oder, oder ,oder...
https://de.wikipedia.org/wiki/Schr%C3%A4gverzahnung

von Jens M. (schuchkleisser)


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Ah jetzt ja, danke.
Hätte nicht gedacht, das die schrägen Zähne so viel Kraft auf die Welle 
bringen, das die sich wegdrücken könnte.
Klar, falschrum wird's Zug und die Welle kommt vorn raus.... 
*handvorstirnklatsch

Wobei: Im Sinne der OP-Frage: Drehen kann man ein Schrägverzahntes 
Getriebe falschrum, nur hält es das nicht lange aus.

: Bearbeitet durch User
von KeinGast (Gast)


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Harald W. schrieb:
> KeinGast schrieb:
>
>>> Die optimale Stellung der Kohlebürsten zum Magnetfeld ist für
>>> Rechts- und Linkslauf unterschiedlich.
>
>> Seit wann?
>
> Seit Erfindung des Gleichstrommotors.

Das ist Unsinn.
Man stellt die Neutrale Zone ein, für den Rest sind 
Wendepole/Kompensationswicklung zuständig.

Wäre etwas schwierig bei unserer grossen Maschine(4,2MW) innnerhalb
von 20 sec. zwischen dem Richtungswechsel die Bürstenbrücke 
umzustellen...

von Michael B. (loetmichel)


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KeinGast schrieb:

> Das ist Unsinn.

Ach?

> Man stellt die Neutrale Zone ein, für den Rest sind
> Wendepole/Kompensationswicklung zuständig.
>
> Wäre etwas schwierig bei unserer grossen Maschine(4,2MW) innnerhalb
> von 20 sec. zwischen dem Richtungswechsel die Bürstenbrücke
> umzustellen...

DAS ist Unsinn. es war die Rede von Reichelt DC-Getriebemotoren.

nicht von Bergbaumaschinen.

Und bei kleinen DC-bürstenmotörchen ist das durchaus korrekt: die sind 
entweder auf "neutrale Zone" eingestellt und damit in beide Richtungen 
gleich  schlecht oder haben in eine Richtung "Vorzündung", mit dem 
Effekt besseren Wirkungsgrades in dieser Richtung und Schlechterem in 
die Andere.

Da muss man sich nur mal die hinteren Lagerschilde so eines 
Billigmotörchens anschauen, die haben meisst 3 Positionen wo das 
Lagerschild im Gehäuse einrasten kann. "Vorzünding links, Neutral, 
Vorzündung rechts"

https://www.kge.ca/DATA/PRODUITIMAGE/17510~v~Mabuchi_12VDC_motor__RS-380_12v__-_Electronics__KGE_Alectronique.jpg

Dort sehr schön zu sehen.

von ACDC (Gast)


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KeinGast schrieb:
> Man stellt die Neutrale Zone ein, für den Rest sind
> Wendepole/Kompensationswicklung zuständig.
>
> Wäre etwas schwierig bei unserer grossen Maschine(4,2MW) innnerhalb
> von 20 sec. zwischen dem Richtungswechsel die Bürstenbrücke
> umzustellen...

gibt es noch DC Maschinen mit der Leistung?

von wer (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Da muss man sich nur mal die hinteren Lagerschilde so eines
> Billigmotörchens anschauen, die haben meisst 3 Positionen wo das
> Lagerschild im Gehäuse einrasten kann. "Vorzünding links, Neutral,
> Vorzündung rechts"
>
> 
https://www.kge.ca/DATA/PRODUITIMAGE/17510~v~Mabuchi_12VDC_motor__RS-380_12v__-_Electronics__KGE_Alectronique.jpg
>
> Dort sehr schön zu sehen.

Interessant, danke. Habe das schon des öfteren gesehen und nicht weiter 
drüber nachgedacht, wozu das gut sein soll.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Bürovorsteher, Jens und keinGast.

Bürovorsteher schrieb:
> Die optimale Stellung der Kohlebürsten zum Magnetfeld ist mW für Rechts-
> und Linkslauf unterschiedlich.



Jens M. schrieb:
> KeinGast schrieb:
>> Seit wann?
>
> Immer schon.
> Nennt man Timing, kann bei manchen Motoren eingestellt werden und ist
> sowas wie der Zündzeitpunkt: der Motor läuft auch wenn das ein wenig
> falsch ist, aber besser wenn es passt.



Das nennt sich "Ankerrückwirkung" und ist nicht nur Drehrichtungs- 
sondern auch Lastabhängig.
Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichstrommaschine#Ankerrückwirkung

Anderes Stichworte dazu: Ankerquerfeld und Wendepolwicklung.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wendepolwicklung

KeinGast schrieb:

> Das ist Unsinn.
> Man stellt die Neutrale Zone ein, für den Rest sind
> Wendepole/Kompensationswicklung zuständig.
>
> Wäre etwas schwierig bei unserer grossen Maschine(4,2MW) innnerhalb
> von 20 sec. zwischen dem Richtungswechsel die Bürstenbrücke
> umzustellen...

Ich kenne das so, dass es mehrere Bürstenbrücken gibt, zwischen denen 
bei unterschiedlicher Richtung umgeschaltet wird.
War zumindest am Ilgnersatz und den Walzmotoren der 
Universalbrammenstrasse und der Schienen- und Trägerstrasse
bei Thyssen in Hamborn im letzten Jahrtausend so der Fall.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Bürovorsteher (Gast)


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Hallo Bernd,

danke für den Link, wenn man im Normalfall nichts (mehr) mit 
Gleichstrommotoren zu tun hat, verblassen die Erinnerungen. Ich kannte 
die Problematik nur deshalb, weil ich in meiner zarten Kindheit mit 
einem auf die Straße weggeworfenen Einankerumformer aus 
Wehrmachtsbeständen herumhantiert habe. Da war die Bürstenbrücke in 
gewissen Grenzen drehbar und Objekt meiner Experimente zur 
Drehrichtungsumkehr, Drehzahleinstellung usw.
Den wissenschaftlichen Hintergrund hatte ich "Meyers Neuem Lexikon" in 
der Ausgabe von 1910/11 entnommen.
Zuletzt hatte ich vor ein paar Jahren mit 100-kW-Synchronmaschinen für 
Aufzugsantriebe zu tun. Da ist das Problem irgendwie anders gelöst :-)

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Bürovorsteher.

Bürovorsteher schrieb:

> danke für den Link,

Danke für Deinen Dank. Verneig

> wenn man im Normalfall nichts (mehr) mit
> Gleichstrommotoren zu tun hat, verblassen die Erinnerungen. Ich kannte
> die Problematik nur deshalb, weil ich in meiner zarten Kindheit mit
> einem auf die Straße weggeworfenen Einankerumformer aus
> Wehrmachtsbeständen herumhantiert habe.

Bei mir ist es über 30 Jahre her. Ich habe meine Lehre bei Thyssen in 
Hamborn gemacht.....dort und damals waren klassische Gleichstromantriebe 
weit verbreitet....und übrigens auch Verstärkermaschinen (Amplidyne
https://de.wikipedia.org/wiki/Elektromotorischer_Verstärker )
und Transduktoren ( 
https://de.wikipedia.org/wiki/Transduktor_(Elektrotechnik) )

Die Ausbildung über Gleichstrommaschinen war dort so intensiv, das es 
sogar noch ein paar Jahre später für das Studium in dem Thema langte.

> Den wissenschaftlichen Hintergrund hatte ich "Meyers Neuem Lexikon" in
> der Ausgabe von 1910/11 entnommen.

Auch wenn es nicht mehr sehr aktuell ist, so helfen solche Grundlagen 
doch enorm beim verstehen. Insbesonders wenn man die historische 
Entwicklung und das Umfeld mit Berücksichtigt, so werden mir oft dadurch 
"merkwürdige" Sachen verständlich und besser behaltbar.


> Zuletzt hatte ich vor ein paar Jahren mit 100-kW-Synchronmaschinen für
> Aufzugsantriebe zu tun. Da ist das Problem irgendwie anders gelöst :-)

Nach einer Park-Transformation siehst Du, das Gleichstrommaschinen und 
Synchronmaschinen zueinander deutlich ähnlicher als Synchronmaschinen 
und Asynchronmaschinen sind.
Aber eine Park-Transformation würde ich heute auch nicht mehr 
hinbekommen. :( Zu lange her.

Park-Transformation: https://de.wikipedia.org/wiki/D/q-Transformation

Nein, die Park-transformation hatte ich im Studium, nicht in der Lehre, 
und  bei Gleichstrommaschinen wird sie im allgemeinen auch nicht 
verwendet. Eigentlich wird sie dort verwendet, wo Du ein frequenzfixes 
Drehfeld hast, was natürlich bei einer Gleichstrommaschine nicht der 
Fall ist.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

: Bearbeitet durch User
von Bürovorsteher (Gast)


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> Park-Transformation: https://de.wikipedia.org/wiki/D/q-Transformation

Wau. Schwere Kost für einen Nachrichtentechniker :-)
Die einzigen elektrische Maschinen, die der (Uralt-)Telefonist kennt, 
sind der Kurbelinduktor und die Ruf- und Signalmaschine.

von KeinGast (Gast)


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Michael B. schrieb:
> KeinGast schrieb:
>
>> Das ist Unsinn.
>
> Ach?
>
>> Man stellt die Neutrale Zone ein, für den Rest sind
>> Wendepole/Kompensationswicklung zuständig.
>>
>> Wäre etwas schwierig bei unserer grossen Maschine(4,2MW) innnerhalb
>> von 20 sec. zwischen dem Richtungswechsel die Bürstenbrücke
>> umzustellen...
>
> DAS ist Unsinn. es war die Rede von Reichelt DC-Getriebemotoren.
>
> nicht von Bergbaumaschinen.

Das ist kein Unsinn.
Ich dachte wir reden hier von richtigen DC-Maschinen und nicht von 
Spielzeugen. Bei den Spielzeugen gibt es keine Wendepole die die
lastabhängige Verschiebung der Neutralen Zone ausgleichen können.

von KeinGast (Gast)


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ACDC schrieb:
> KeinGast schrieb:
>> Man stellt die Neutrale Zone ein, für den Rest sind
>> Wendepole/Kompensationswicklung zuständig.
>>
>> Wäre etwas schwierig bei unserer grossen Maschine(4,2MW) innnerhalb
>> von 20 sec. zwischen dem Richtungswechsel die Bürstenbrücke
>> umzustellen...
>
> gibt es noch DC Maschinen mit der Leistung?

Ja, und die laufen problemloser als dieses räudige 
Drehstrom-Frequenzumrichter-Gefrickel. Wir haben in unseren Anlagen 
deutlich weniger Störungen als die Kollegen mit ihren Drehströmern und 
den tollen Direktumrichtern. Die spucken denen regelmässig in die 
Steuerung...

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