Forum: HF, Funk und Felder Platine für RF/HF im GHz Bereich mit kleinem Pitch


von Johannes Romer (Gast)


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Hallo,

ich bin auf der Suche nach einem Hersteller von Platinen, der folgen 
Specs hat:
-Material mit möglichst kleinem Verlustfaktor ("tan delta") bei 10GHz 
und mehr, idealerweise bis 100GHz. Üblich ist hier Al2O3, das muss aber 
nicht so sein.
-Hohe Auflösung des elektrischen Layers für Abstände von Leiterbahnen 
von 20µm und Pads von 100µm.
-Einfach bestellbar, das sollte keine einmalige Bastellösung sein 
sondern auch in Zukunft verfügar

Das beste was ich gefunden habe wäre z.B. das hier (aus der Liste im 
Forum ). Da sind die Abstände allerdings 90µm und die Durchmesser von 
Leiterbahnen 90µm. Also minimaler Pitch ist 180µm.
https://www.leiton.de/technologie-rogers-hf-leiterplatten.html

Die Anwendung ist Charakaterisierung von HF (RF) Bauteilen für 
Forschungsanwendungen , die selber einen sehr geringen Pitch haben, 
sodass sie an ein PCB mit kleinen Pitch angebunden werden müssen.

Vielen Dank für eure Hilfe!

: Verschoben durch Moderator
von Mops (Gast)


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Rogers Duroid/TMM ist hier standard.

von Johannes Romer (Gast)


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Danke.
Meinst du das hier: Duroid 5880
https://rogerscorp.com/-/media/project/rogerscorp/documents/advanced-connectivity-solutions/english/data-sheets/rt-duroid-5870---5880-data-sheet.pdf

Tan Delta= 0.0009 bei 10GHz sieht gut aus.
Wer kann die Leiterbahnen mit entsprechender Auflösung strukturieren?

von Volker M. (Gast)


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Johannes Romer schrieb:
> -Hohe Auflösung des elektrischen Layers für Abstände von Leiterbahnen
> von 20µm und Pads von 100µm.


Das wird mit PCB-Technologie nicht funktionieren. Selbst 50µm 
Leiterbreite ist eine Herausforderung, das können viele Verarbeiter 
dieser HF-Materialien nicht.

Schau mal hier, was bei guten Produzenten machbar ist:
https://www.we-online.com/web/fr/index.php/show/media/04_leiterplatte/2011_2/relaunch/produkte_5/microvia_hdi/141030_DesignGuide_HDI_1_1.pdf

Eventuell brauchts du noch eine Interposer zwischen Chip und PCB, wenn 
dein Pitch auf den Chips zwingend so klein ist.

von Marcel B. (mabu1)


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Ich würde an deiner Stelle in Richtung Thin Film schauen, z.B. gibts auf 
der Anderen Seite vom großen Teich ATP https://www.thinfilm.com/
Bei denen kriegst du problemlos keine Sachen auf Quarz, Alumina,... 
Kostet halt ein wenig insbesonders der Einmalaufwand ;)

von Bernd (Gast)


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Johannes Romer schrieb:
> idealerweise bis 100GHz.
...
> Abstände von Leiterbahnen
> von 20µm
...
> Einfach bestellbar
Solche praxisfernen Anforderungen kenne ich von Physikern, die eher 
theoretisch unterwegs sind...

> Bauteilen für Forschungsanwendungen
Aha.

Hast Du passende Messmittel, die bis 100 GHz gehen?


Hier gibt es was fertiges, was bis 3 GHz spezifiziert ist:
https://www.keysight.com/en/pd-1434377-pn-16196D/parallel-electrode-smd-test-fixture-dc-to-3-ghz

Hier geht es bis 6 GHz:
https://www.coilcraft.com/de-de/other/smd-d/

Und hier sogar bis 50 GHz (available soon):
http://gigaprobes.com/sparamverificationkit.html

von Johannes Romer (Gast)


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Volker M. schrieb:
> Johannes Romer schrieb:
>> -Hohe Auflösung des elektrischen Layers für Abstände von Leiterbahnen
>> von 20µm und Pads von 100µm.
>
> Das wird mit PCB-Technologie nicht funktionieren. Selbst 50µm
> Leiterbreite ist eine Herausforderung, das können viele Verarbeiter
> dieser HF-Materialien nicht.

Danke für die Einschätzung - grundsätzlich kann ich mir das aber nicht 
vorstellen - jede Heidelberg DLW Maschine muss das doch schaffen so eine 
Maske herzustellen.

>
> Schau mal hier, was bei guten Produzenten machbar ist:
> 
https://www.we-online.com/web/fr/index.php/show/media/04_leiterplatte/2011_2/relaunch/produkte_5/microvia_hdi/141030_DesignGuide_HDI_1_1.pdf
>
Danke, ich schaue mir das an.

> Eventuell brauchts du noch eine Interposer zwischen Chip und PCB, wenn
> dein Pitch auf den Chips zwingend so klein ist.

Naja das PCB ist ja schon ein Interposer... Zu viel Interposing ist 
schwierig.

von Johannes Romer (Gast)


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Marcel B. schrieb:
> Ich würde an deiner Stelle in Richtung Thin Film schauen, z.B. gibts auf
> der Anderen Seite vom großen Teich ATP https://www.thinfilm.com/
> Bei denen kriegst du problemlos keine Sachen auf Quarz, Alumina,...
> Kostet halt ein wenig insbesonders der Einmalaufwand ;)

Cool, die strukturieren auch. Und die Specs sehen auf den ersten Blick 
super aus. Ich werde mit denen reden. Vielen Dank!
https://www.thinfilm.com/dimensions.html

von Johannes Romer (Gast)


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Bernd schrieb:
> Johannes Romer schrieb:
>> idealerweise bis 100GHz.
> ...
>> Abstände von Leiterbahnen
>> von 20µm
> ...
>> Einfach bestellbar
> Solche praxisfernen Anforderungen kenne ich von Physikern, die eher
> theoretisch unterwegs sind...
>
Nein, das liegt einfach daran, dass viele Komponenten entweder teuer pro 
Fläche sind oder inhärent klein. Eher ein Standard Problem in so 
ziemlich allen Disziplinen wie Halbleiterei, Photonik, Plasmonik, 
Quantendevices etc.
>> Bauteilen für Forschungsanwendungen
> Aha.
>
> Hast Du passende Messmittel, die bis 100 GHz gehen?
Naja was heiß "ich". Die gehören mir natürlich nicht und ich messe damit 
auch nicht, aber sie werden für entsprechende Anwendungen verwendet.
https://www.keysight.com/en/pdx-2935709-pn-UXR1004A/100-ghz-4-channel-uxr-series-real-time-infiniium-oscilloscope?cc=DE&lc=ger

>
> Hier gibt es was fertiges, was bis 3 GHz spezifiziert ist:
> 
https://www.keysight.com/en/pd-1434377-pn-16196D/parallel-electrode-smd-test-fixture-dc-to-3-ghz
>
> Hier geht es bis 6 GHz:
> https://www.coilcraft.com/de-de/other/smd-d/
>
> Und hier sogar bis 50 GHz (available soon):
> http://gigaprobes.com/sparamverificationkit.html
Danke, das ist interessant. Man muss aber oft sehr spezifische 
Schaltkreise herstellen, die ein bestimmte Form o.ä. haben.

von Marcel B. (mabu1)


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Zur Frage warum das auf Platinen trotz Maske nicht so ohne weiteres 
soweit runtergeht nenne ich nochmal Stichwort Fertigungstoleranzen. 
Angenommen du hast ideal perfekt dimensioniert, ohne Lücken, perfekt auf 
Maß, deinen Photoresist noch stehen auf dem Kupfer, was erhalten werden 
soll nach dem Entwickeln. Jetzt willst du ätzen: die Oberfläche wird 
weggeätzt, nun hast du einen kleinen seitlichen freiliegenden Anteil. 
Bei Thin film ist der Effekt geringer. Da ist auch nur eher so 1 um 
Metallisierung.

von Volker M. (Gast)


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Johannes Romer schrieb:

> Danke für die Einschätzung - grundsätzlich kann ich mir das aber nicht
> vorstellen - jede Heidelberg DLW Maschine muss das doch schaffen so eine
> Maske herzustellen.

Du musst es aber auch ätzen mit sinnvollen Toleranzen. PCB ist nicht 
Dünnschicht. Wir hatten an unserem Institut jemanden, der mit seinen 
50µm Gaps für HF-Designs auf RT/Duroid immer an die Grenzen der 
Möglichkeiten gegangen ist. Laserbelichter war dort vorhanden, ebenso 
diverse Ätztechnik vom PCB und Hybridlabor. Aber 50µm war wegen der 
Toleranzen immer grenzwertig.

Ich hatte kürzlich ein Design einer breitbandigen Chip-PCB-Transition 
(DC-50GHz), da hat mein Kunde intensiv nach Herstellern gesucht für 
solche feinen Strukturen und Würth gewählt. Wir sind bei 70µm 
Leiterbreite gelandet auf dem Interposer, weniger ging nicht. War 
entsprechend etwas mühsamer, den Übergang mit 50 Ohm trotzdem 
breitbandig hinzubekommen.

Viel Erfolg!
Volker

von Johannes Romer (Gast)


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Danke, das verstehe ich. Die Leiterbahnen sind ja fast quadratisch... 
Kann man die dicke der leitenden Schicht eigentlich für solche 
Anwendungen reduzieren?
Dan geht doch sicherlich mehr... Oder gibt es PCB Hersteller mit 
anisotropen Ätzprozess?

von Volker M. (Gast)


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Johannes Romer schrieb:
> Kann man die dicke der leitenden Schicht eigentlich für solche
> Anwendungen reduzieren?

Ja, das wird durchaus gemacht und hilft auch. Es gibt bei Rogers 
optional 9µ Kupfer anstatt der üblichen 18µ/35µ.

von Johannes Romer (Gast)


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Sehe gerade, Würth bietet für kleineren Pitch dünnere Schichten an. Dann 
kommt man auf 150mu pitch.

von Volker M. (Gast)


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Noch ein Kommentar: du solltest dich nicht zu sehr auf die 
PCB-Leiterbreite fokussieren sonder auch das Gesamtbild mit Chip 
betrachten. Da kann man durchaus Lösungen finden, wo keine extremen 
PCB-Leiterbreiten erforderlich sind.

Wenn dein Chip-Package-Interface auf PCB-Seite an der Leiterbreite 
scheitert, dann sollte man auch mal schauen ob man auf dem Chip die 
Padabstände ändert.

Leider kenne ich deine Anwendung nicht. Hier mal ein stark vereinfachtes 
Beispiel, wo es auch ohne extreme PCB-Technologie funktioniert:
https://muehlhaus.com/support/empire-appnotes/rfic-pcb-tdr

von Johannes Romer (Gast)


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Volker M. schrieb:
> Noch ein Kommentar: du solltest dich nicht zu sehr auf die
> PCB-Leiterbreite fokussieren sonder auch das Gesamtbild mit Chip
> betrachten. Da kann man durchaus Lösungen finden, wo keine extremen
> PCB-Leiterbreiten erforderlich sind.
>
> Wenn dein Chip-Package-Interface auf PCB-Seite an der Leiterbreite
> scheitert, dann sollte man auch mal schauen ob man auf dem Chip die
> Padabstände ändert.
>
> Leider kenne ich deine Anwendung nicht. Hier mal ein stark vereinfachtes
> Beispiel, wo es auch ohne extreme PCB-Technologie funktioniert:
> https://muehlhaus.com/support/empire-appnotes/rfic-pcb-tdr

Die Chips sind auf Si-Basis. Sie sind inhärent klein, einmal weil es 
geht und das der "Vorteil" der entsprechenden Technologie ist und weil 
das Zeug sehr teuer wird wenn es groß ist. Man zahlt pro mm".
Zudem ist der Pitch (bei bestehenden Chips) schon bei etwa 100µm - da 
will keiner weg.

Das gezeigte Beispiels macht den Fanout mit elektrischen Wirebonds und 
hat nur fünf Kontakte. Bei mir sind das i.A. mehr, so in der Region 
12-24. Da geht das nicht.

Aber klar - irgendwann ist auch hier ein Kompromiss möglich. Die Frage 
ist einfach ob ATP mit 100µm Pitch und kleinen Chips oder Würth mit 
150µm und größeren Chips besser ist. Ich befürchte erstes...

von Volker M. (Gast)


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Pitch im Beispiel ist auch 100µm, aber ja, die PCB-Technologie limitiert 
hier die Menge an (HF) Signalen weil man Platz braucht. Meine 
Projektpartner haben eher hohe Frequenzen (SiGe 300GHz ft) und nicht so 
viele HF Signalpfade.

von Bernd (Gast)


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Johannes Romer schrieb:
>> Hast Du passende Messmittel, die bis 100 GHz gehen?
> Naja was heiß "ich". Die gehören mir natürlich nicht und ich messe damit
> auch nicht, aber sie werden für entsprechende Anwendungen verwendet.
> 
https://www.keysight.com/en/pdx-2935709-pn-UXR1004A/100-ghz-4-channel-uxr-series-real-time-infiniium-oscilloscope?cc=DE&lc=ger

Ein Oszi ist aber meist nur die 'halbe' Miete. Oft braucht man dazu noch 
einen passenden Signalgenerator. Oder wegen der besseren Dynamik gleich 
einen Netzwerkanalysator (z.B. R&S ZVA).


Vielleicht könnt Ihr Eure DUTs auch direkt mit einem Waverprober 
kontaktieren:
TITAN Probe DC to 220 GHz
http://www.mpi-corporation.com/wp-content/uploads/ASTPDF/MPI-DC-220-GHz-Probe-Data-Sheet.pdf

Infinity Probe
https://www.formfactor.com/product/probes/infinity/infinity-probe/

MWRF-50A RF probe 50 GHz
https://www.microworld.eu/rf-probe-50-ghz-mwrf-50a/

von Johannes Romer (Gast)


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Probecards haben wir. Das schränkt halt auf den entsprechenden Messplatz 
ein. AWG gibt es auch. Ist aber wie gesagt nicht direkt meine Tätigkeit 
und Kompetenz . Mir geht es gerade wirklich nur um das Fanout.

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