Forum: Offtopic Cookies, das Drama


von Den O. (denon)


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Hallo, kennt ihr eine Möglichkeit wie man der permanenten bombardierung 
der Cookie und Datenschutzeinstellungen beim surfen entgehen kann?
Kann ich im Firefox oder einem anderen Browser keine grundsätzliche 
Einstellung treffen die nur essentielle Cookies zulässt?

Mich nervt das mittlerweile zusehens und gerade am Handy mit dem kleinen 
Display ist surfen mittlerweile äußerst grausam

von Sven B. (scummos)


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Es gibt Browserplugins, die das ausblenden, ähnlich wie AdBlock ... 
einfach mal googeln, bin nicht informiert genug um was spezielles zu 
empfehlen.

Aber ja, wirklich ein politisches Desaster sondergleichen dieser Unsinn. 
Wie gefühlt jede Datenschutzregelung bringt es absolut nix und nervt nur 
alle. Ganz im Geiste des deutschen Datenschutzes: was mit den Daten 
passiert ist scheißegal, Hauptsache es wurden genug Formulare erzeugt, 
die das dann alles für gut erklären.

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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Sven B. schrieb:
> Aber ja, wirklich ein politisches Desaster sondergleichen dieser Unsinn.

Wenn Session-Cookies von der Abfragerei ausgenommen wären, wäre das 
alles kein Problem. Aber den Unterschied kennen die Lieschen Müllers im 
Bundestag natürlich nicht…

von Thorsten M. (pappkamerad)


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Abgeschaltete Cookies haben bei mir auf dem Handy etwas Besserung 
gebracht. Ist aber natürlich seitenabhängig.

von Matthias L. (limbachnet)


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Sven B. schrieb:
> Wie gefühlt jede Datenschutzregelung bringt es absolut nix und nervt nur
> alle.

Najaaaa - mir begegnen schon zahlreiche Webseiten, die deutlich 
detailliertere Cookie-Einstellungen ermöglichen als es früher der Fall 
war. Früher gab's - wenn überhaupt - den Hinweis: "Wir verwenden 
Cookies" Verbunden mit der mehr oder weniger deutlich formulierten 
Feststellung: Akzeptier das oder verp... dich!

Heute kannst du schon häufig einstellen, WELCHE Cookies du akzeptieren 
sollst - oder eben nicht: Nur notwendige, auch tracking, auch Werbung... 
Meist hake ich "nur Notwendige" an und die Webseite funktioniert 
trotzdem.

von (prx) A. K. (prx)


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Matthias L. schrieb:
> Früher gab's - wenn überhaupt - den Hinweis: "Wir verwenden
> Cookies" Verbunden mit der mehr oder weniger deutlich formulierten
> Feststellung: Akzeptier das oder verp... dich!

Wobei es auch Seiten gibt, die in der Abfrage eine Ablehnung von Cookies 
zulassen, ohne einen dann in die Wüste zu schicken. Ohne dass sich am 
Eindruck der Seite etwas ändert.

Wichtig ist freilich die Browser-Einstellung, Cookies beim Verlassen zu 
löschen. Dafür muss man dann eben ab und zu Ausnahmen reinstellen.

: Bearbeitet durch User
von Matthias L. (limbachnet)


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A. K. schrieb:
> Wobei es auch Seiten gibt...

Jaaah, heute gibt es davon einige. Das schrieb ich ja auch. Früher gab 
es die auch, stimmt, aber seltener. Und ganz häufig war die "friss oder 
stirb"-Variante: "Diese Webseite verwendet Cookies. Indem Sie diese 
Website nutzen, erklären Sie sich damit einverstanden." Da war gar keine 
Möglichkeit vorgesehen, irgendwas einzustellen.

von Guido B. (guido-b)


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A. K. schrieb:
> Wobei es auch Seiten gibt, die in der Abfrage eine Ablehnung von Cookies
> zulassen, ohne einen dann in die Wüste zu schicken. Ohne dass sich am
> Eindruck der Seite etwas ändert.

Möglich, normalerweise bekomme ich aber eher die Nachricht, dass ein
Cookie gesetzt wurde und anklicken kann ich nur "habe verstanden".

von Εrnst B. (ernst)


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Ganz toll sind die Seiten, die vorher überhaupt keine Cookies verwendet 
haben, aber jetzt einen Cookie-Banner einbinden (aus Angst vor 
Abmahnung?), und dieses Banner dann exakt ein Cookie speichert, damit es 
beim nächsten Aufruf nicht wieder kommt...

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Das Problem bei Cookies ist, daß die Dinger von jedem Fetzen JavaScript 
erzeugt werden können. Sprich wenn du auf deiner rein statischen 
HTML-Seite ohne jedes PHP usw. auch nur einen Counter draufpackst oder 
irgendwelche statistischen Auswertungen, evtl. durch einen verwendeten 
Seiten-Baukasten oder Webspace-Anbieter, läufst Du schon "Gefahr", daß 
diese Dinge Cookies speichern obwohl deine Seiten eigentlich gar keinen 
davon verwendet.

Und das ist auch nicht erst seit Cookies so. Mit unwirksamem 
Kopierschutz hat das angefangen, wenn ich einen noch so unwirksamen 
Kopierschutz "breche", kann man mich dafür schon verknacken.

von Wilhelm S. (wilhelmdk4tj)


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Hallo zusammen,

beim Firefox gibt es doch eine Einstellung, dass alle Cookies nach 
Beenden einfach gelöscht werden?
Ich habe das auch nie richtig geglaubt. Bei laufendem Firefox habe ich 
dann mal im Verzeichnis 'Cookies' nachgesehen, nix drin; nach Beenden 
erst recht nicht. Auch der CCleaner hat bei den Cookies nichts dazu 
gefunden. Ich besuche des öfteren, z.T. täglich, die gleichen I-Seiten, 
und jedesmal werde ich um die Cookie-Erlaubnis angegegangen. Eigentlich 
sollte doch nicht mehr nachgefragt werden, wenn das Cookie vom Vortag 
noch existierte? Bin ich da zu naiv?

73
Wilhelm

PS:
Win XP und Firefox 52.9.0. Für XP gibt es nichts Neueres.
bitte keinen Mecker.

von Oliver S. (oliverso)


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Εrnst B. schrieb:
> Ganz toll sind die Seiten, die vorher überhaupt keine Cookies
> verwendet
> haben, aber jetzt einen Cookie-Banner einbinden

Noch toller sind die Seiten, die sich mit dem unübersehbar fett 
präsentierten Zustimmungsbutton dann gleich die Zustimmung für absolut 
alles und jedes und noch viel mehr einholen. Denn da da jeder inzwischen 
völlig genervt ungeprüft draufklickt, ist das natürlich für die Anbieter 
sehr bequem geworden.

Oliver

von Sven B. (scummos)


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Matthias L. schrieb:
> Sven B. schrieb:
>> Wie gefühlt jede Datenschutzregelung bringt es absolut nix und nervt nur
>> alle.
> Heute kannst du schon häufig einstellen, WELCHE Cookies du akzeptieren
> sollst - oder eben nicht: Nur notwendige, auch tracking, auch Werbung...
> Meist hake ich "nur Notwendige" an und die Webseite funktioniert
> trotzdem.

Will ich aber nicht :/
Wenn ich im Internet surfe, besuche ich pro Stunde vielleicht hundert 
bis zweihundert Webseiten ... ich will doch nicht bei jeder erstmal den 
Konfigurationsdialog lesen und verstehen? Das ist keine sinnvolle User 
Experience ...

von (prx) A. K. (prx)


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Sven B. schrieb:
> Das ist keine sinnvolle User Experience ...

Zumindest keine bequeme.

Speichere alle Cookies dauerhaft, und du hast alle Bequemlichkeit, die 
die Webdesigner für dich vorgesehen haben. Willst du mit Daten knauserig 
sein, musst du leiden. Das ist der Handel.

: Bearbeitet durch User
von Sven B. (scummos)


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A. K. schrieb:
> Speichere alle Cookies dauerhaft, und du hast alle Bequemlichkeit, die
> die Webdesigner für dich vorgesehen haben. Willst du mit Daten knauserig
> sein, musst du leiden. Das ist der Handel.

Das ist kein Handel, das ist ein Feigenblatt. Selbst mir als 
ultra-technischem privacy-affinem Free Software-Nerd ist das zu 
aufwendig, keine Cookies zu akzeptieren oder JS komplett zu 
deaktivieren. Es geht einfach nicht, falls man seine Aufmerksamkeit auch 
noch für irgendwas anderes braucht. Was beim Durchschnittsnutzer 
passiert, kann ich daraus gut extrapolieren: dem ist das völlig wurscht, 
und wenn nicht von Anfang an, dann spätestens nach dem 
dreihundertfünfzehnten solchen Banner.

Ein Handel wäre eine Konfigurationsoption im Browser, mit der ich 
Tracking-Cookies global für alle Seiten konfigurieren kann, wie ich sie 
brauche. Diese Popups auf jeder einzelnen Seite sind einfach nur 
nutzloser Bullshit.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Schon mal drüber nachgedacht, dass es nicht zu einfach sein soll?

von Johannes S. (Gast)


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A. K. schrieb:
> Willst du mit Daten knauserig
> sein, musst du leiden. Das ist der Handel.

nicht unbedingt, viele bieten (müssen) ja jetzt die Möglichkeit nur 
nötige Cookies zu speichern. Aber so clever gemacht, das man die 
hellgraue Schaltfläche mit hellgrauer Schrift drücken muss. Mit der 
grossen, fetten grünen Schaltfläche aktzeptiert man dann doch alle incl. 
Tracking.

von Sven B. (scummos)


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A. K. schrieb:
> Schon mal drüber nachgedacht, dass es nicht zu einfach sein soll?

Das versteht sich ja von selbst. Ich beklage mich ja auch nicht über das 
schlechte UI von unfähigen Webdesignern, sondern über das schlechte 
Gesetz von unfähigen Politikern.

von (prx) A. K. (prx)


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Sven B. schrieb:
> Das versteht sich ja von selbst. Ich beklage mich ja auch nicht über das
> schlechte UI von unfähigen Webdesignern, sondern über das schlechte
> Gesetz von unfähigen Politikern.

Nicht das ich es gut find, wie es ist, aber schlag doch versuchsweise 
hier eine Lösung vor, mit der nicht nur deine Interessen bedient werden, 
sondern auch die von anderen.

von (prx) A. K. (prx)


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Sven B. schrieb:
> Ein Handel wäre eine Konfigurationsoption im Browser, mit der ich
> Tracking-Cookies global für alle Seiten konfigurieren kann, wie ich sie
> brauche. Diese Popups auf jeder einzelnen Seite sind einfach nur
> nutzloser Bullshit.

Unpraktikabel. Regeln über Cookies von Webseiten sind oft 
national/regional definiert und anwendbar. Betreiber von Webseiten 
berücksichtigen die für sie geltenden Rechtsvorschriften. Browser sind 
jedoch bisher international einheitlich.

Es ist deshalb wesentlich praktikabler, wenn die Site sich darum 
kümmert, die für sie aktuell geltenden Regeln einzuhalten, als wenn der 
Sitebetreiber sich darauf verlassen muss, dass der Browser des Kunden 
die ab heute geltenden Änderungen schon verinnerlicht hat.

: Bearbeitet durch User
von Sven B. (scummos)


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A. K. schrieb:
> Sven B. schrieb:
>> Das versteht sich ja von selbst. Ich beklage mich ja auch nicht über das
>> schlechte UI von unfähigen Webdesignern, sondern über das schlechte
>> Gesetz von unfähigen Politikern.
>
> Nicht das ich es gut find, wie es ist, aber schlag doch versuchsweise
> hier eine Lösung vor, mit der nicht nur deine Interessen bedient werden,
> sondern auch die von anderen.

Es gibt meines Erachtens zwei Richtungen, in die man gehen kann: 
Entweder es ist uns egal, dann machen wir einfach gar keine Reglung. War 
2010 auch so und es ist keiner dran gestorben. Oder wir sagen naja, dass 
hier von fünfzehn Drittparteien zum Zwecke der Werbung Profile von 
Benutzern erstellt werden wollen wir eigentlich nicht. Dann verbieten 
wir das einfach: muss man halt bisschen nachdenken, wie man das macht, 
aber irgendwas in Richtung "Daten, die aus Besuch von Webseiten gewonnen 
wurden, an Drittanbieter zu Marketing-Zwecken weiterzugeben ist nicht 
erlaubt" wird sich schon formulieren lassen.

Ich sehe ehrlich gesagt wenig Wert in der kompletten Industrie, die 
dahinter steht; wenn die einfach weg wäre, wäre die Welt kein 
schlechterer Ort.

Beide Optionen sind aber klar besser als die aktuelle Lösung, die 
effektiv "Variante 1 aber nervig" ist. Dazu ist es das Festmachen an 
diesen Cookies m.E. auch sehr unbedarft; es lässt sich sowohl Tracking 
ohne Cookies machen, als auch haben Cookies einen Haufen anderer 
Einsatzmöglichkeiten als Tracking.

: Bearbeitet durch User
von Sven B. (scummos)


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A. K. schrieb:
> Betreiber von Webseiten
> berücksichtigen die für sie geltenden Rechtsvorschriften.

Ja, aber die für sie geltenden Vorschriften sind u.U. auch die, die im 
Land des Besuchers gelten. Deshalb verstehe ich diesen Einwand nicht 
ganz; wenn der Browser ein "Do not Track"-Flag mitschickt, muss sich die 
Webseite einfach so verhalten, wie wenn ich auf den "alles 
ablehnen"-Button in der UI klicke. Diesen Button muss es sowieso geben 
und er muss sich sowieso so verhalten, wie es in der Region des 
Benutzers vorgeschrieben ist. Oder nicht?

Ich muss auch sagen, dass ich das (abstrakt gesprochen) nicht ganz fair 
finde, mich dazu aufzufordern eine bessere Regelung vorzuschlagen. Ich 
bin Techniker. Es gibt ja studierte Juristen, es ist deren Beruf sich da 
was sinnvolles zu überlegen. Die tun den ganzen Tag nichts anderes. Ich 
frage ja auch nicht den Juristen, wie ich mein C++-Template besser 
hinschreibe und erwarte dann, dass er eine bessere Idee hat als ich. ;)
Ich kann nur die Anforderung formulieren und die ist einfach: meine 
Daten werden nicht immer überall hin verteilt und es nervt mich nicht 
beim Surfen.

Wäre dieses Gesetz eine Software, würde es jeder als unbenutzbaren Kack 
bezeichnen.

: Bearbeitet durch User
von Reinhard S. (rezz)


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Den O. schrieb:
> Hallo, kennt ihr eine Möglichkeit wie man der permanenten bombardierung
> der Cookie und Datenschutzeinstellungen beim surfen entgehen kann?

Immer die gleichen Websiten besuchen :)

> Mich nervt das mittlerweile zusehens und gerade am Handy mit dem kleinen
> Display ist surfen mittlerweile äußerst grausam

Das war es aber auch schon davor. Lustigerweise fallen mir da auch keine 
Cookie-Nachfragen ein, nur auf dem Desktop kann ich mich wirklich dran 
erinnern.

von (prx) A. K. (prx)


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Sven B. schrieb:
> Ich muss auch sagen, dass ich das (abstrakt gesprochen) nicht ganz fair
> finde, mich dazu aufzufordern eine bessere Regelung vorzuschlagen. Ich
> bin Techniker.

Sollte auch nicht fair sein. Nur sind Politiker - und die hattest du 
direkt erwähnt, nicht die Juristen - in solchen Fragen meist auch nicht 
kompetenter als du. Allein schon, weil die viel weniger Zeit haben, im 
Web rumzuwühlen, sondern eher lesen lassen als selber lesen.

> Es gibt ja studierte Juristen, es ist deren Beruf sich da
> was sinnvolles zu überlegen. Die tun den ganzen Tag nichts anderes.

Über den Sinn kann man oft streiten. ;-)

Das Ziel von Gesetzen dieser Kategorie besteht darin, möglichste viele 
Seiten zufrieden zu stellen. Nicht nur eine. Und das ist der schwierige 
Teil daran. Darauf wollte ich raus.

Die Position, einfach prinzipiell auf Datenverwertung zu verzichten, hat 
Nebeneffekte wirtschaftlicher Natur. Wobei das ein kleiner Baustein in 
einer Vielzahl von Entscheidungen ist, die ungefähr in die gleiche 
Richtung gehen: Wenn man alles sein lässt, wogegen jemand ist, 
verschliesst man sich vielen Entwicklungen. Mit gesamtwirtschaftlichen 
Folgen.

Das ähnelt dann vielleicht irgendwann dem Slogan "ich brauche keine 
Überlandleitungen, bei mir kommt der Strom aus der Steckdose". Weil der 
Verzicht auf zu viele wirtschaftliche Chancen die Mäuler nicht stopft. 
Und dann setzen die Wähler andere Prioritäten: Erst kommt das Fressen, 
dann die Moral.

Politiker und deren Juristen müssen auch solche wirtschaftlichen 
Interessen berücksichtigen. Müssen Kompromisse finden, zwischen jenen, 
die ihre Daten nicht spazieren tragen wollen, und jenen, die zukünftig 
vielleicht einen nicht unwesentlichen Teil des BSP einbringen.

Wenn dann Kack rauskommt, tja, shit happens. Es ist oft so, dass man 
nicht genau weiss, was man mit einem Gesetz anrichtet. Das kann so weit 
gehen, dass Gerichte die erklärte Intention eines Gesetzes komplett zu 
ignorieren scheinen und dieser entgegengesetzt entscheiden. Was willst 
du da machen? Neue Runde, neues Glück. Bis zur Perfektion kann das 
Jahrzehnte dauern.

Ich will hier nicht der ungebremsten Datensammelei das Wort reden. Und 
keinen Lobbyismus oder absichtlichen Schindluder verteidigen. Sieh das 
als Rollenspiel meinerseits, andere Positionen beschreibend.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (dachs)


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Sven B. schrieb:
> Es gibt ja studierte Juristen, es ist deren Beruf sich da
> was sinnvolles zu überlegen. Die tun den ganzen Tag nichts anderes.
Na, der Eindruck, den ich von der Zunft gewonnen habe, ist ein anderer,
Die überlegen sich den ganzen Tag, wie sie Gesetze so schwammig 
formulieren können, daß hinterher die maximale Anzahl von Unklarheiten 
entsteht, die dann mit Hilfe von Juristen geklärt werden müssen.

A. K. schrieb:
> Politiker und deren Juristen müssen auch solche wirtschaftlichen
> Interessen berücksichtigen. Müssen Kompromisse finden, zwischen jenen,
> die ihre Daten nicht spazieren tragen wollen, und jenen, die zukünftig
> vielleicht einen nicht unwesentlichen Teil des BSP einbringen.

Das Problem hierbei ist, daß die Seite mit dem Hausausweis für den 
Bundestag extrem bevorteilt ist. Und das sind im Regelfall eben nicht 
die Vertreter der Zivilgesellschaft, sondern die Vertreter der 
Datenkraken.

Matthias

von Sven B. (scummos)


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A. K. schrieb:
> Politiker und deren Juristen müssen auch solche wirtschaftlichen
> Interessen berücksichtigen. Müssen Kompromisse finden, zwischen jenen,
> die ihre Daten nicht spazieren tragen wollen, und jenen, die zukünftig
> vielleicht einen nicht unwesentlichen Teil des BSP einbringen.

Das verstehe ich schon. Sieh es, wie du unten auch sagst, als meine 
überspitzt dargestelle Rolle in dieser Diskussion zu sagen "vielleicht 
braucht man das alles gar nicht". Dass man so weit nicht gehen kann -- 
klar.

Trotzdem ist das Finden des Kompromisses doch gerade die Kunst bei der 
Sache. Der gute Kompromiss zeichnet sich dadurch aus, dass beide Seiten 
irgendwie zufrieden sind, und nicht dadurch, dass beide Seiten 
gleich zufrieden sind. ;)
Genau das ist hier finde ich nicht gut gelungen -- keine der beiden 
Gruppen, weder Seitenbetreiber noch Benutzer, sind mit dem Ergebnis 
zufrieden.

Als Beispiel: bei der Technik ist man ja in einer ähnlichen Situation. 
Bei Software etwa gibt es das klassische Beispiel mit dem 
"Einstellungen"-Dialog. Ein Haufen Schwierigkeiten in Software lässt 
sich dadurch umgehen, dass man eine Einstellung hinzufügt, an der der 
Benutzer herumstellen kann. Nur ist das oft ein schlechtes Design: statt 
sich damit zu befassen, welche Wahl eigentlich vernünftig wäre, wälzt 
man die Entscheidung auf den Anwender ab. Der im Zweifel keine Lust hat, 
sich überhaupt damit auseinanderzusetzen, und einfach den (schlechten) 
Standardwert nimmt und dann darüber flucht.
Hier sehe ich eine ziemliche Parallele: statt sich als Gesetzgeber damit 
zu befassen, welcher Umfang an Nutzung der Daten angemessen wäre und 
dann eine (schwierige) vernünftige Entscheidung zu treffen, setzt man 
sich geschickt gar nicht damit auseinander, sondern präsentiert jedem 
von hunderten Millionen EU-Bürgern täglich Berge von Checkboxen, mit 
denen er "seine eigene Wahl" treffen kann.
Das ist faul und schlecht gemacht.

> Wenn dann Kack rauskommt, tja, shit happens. Es ist oft so, dass man
> nicht genau weiss, was man mit einem Gesetz anrichtet. Das kann so weit
> gehen, dass Gerichte die erklärte Intention eines Gesetzes komplett zu
> ignorieren scheinen und dieser entgegengesetzt entscheiden. Was willst
> du da machen? Neue Runde, neues Glück. Bis zur Perfektion kann das
> Jahrzehnte dauern.

Na, dringend Zeit für die zweite Runde bei dieser Regelung, würde ich 
sagen ;)
Hier würde ich auch angreifen, warum das so lange dauert. Warum kann so 
ein Gesetz, das seine beabsichtigte Wirkung so offensichtlich verfehlt 
hat wie dieser Cookie-Unfug, nicht nach 6 Monaten iteriert werden? Wieso 
muss das Jahre und Jahre dauern?

: Bearbeitet durch User
von Thorsten M. (pappkamerad)


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Sven B. schrieb:
> Ich muss auch sagen, dass ich das (abstrakt gesprochen) nicht ganz fair
> finde, mich dazu aufzufordern eine bessere Regelung vorzuschlagen. Ich
> bin Techniker. Es gibt ja studierte Juristen, es ist deren Beruf sich da
> was sinnvolles zu überlegen. Die tun den ganzen Tag nichts anderes.
Also da muss ich widersprechen. Gerade als technisch Bewanderter sollte 
man beurteilen können, was eine gesetztlich faire Lösung ist. Weil man 
eben die Technik versteht (ja, wenn man sie versteht). Du sollst ja 
keine rechtssichere Formulierung bieten. Aber wie soll ein Jurist 
verstehen, was im inneren eines Browsers abgeht (Ja, solche gibt's 
auch).

Ich finde die Regelung, dass dem Verbraucher der Einsatz von Cookies 
angezeigt werden muss, richtig. Im gleichen Dialog sollte auch zu sehen 
sein, ob Daten auf (bspw.) amerik. Server gespeichert werden und ob 
andere Tracking-Techniken eingesetzt werden.

Der Dialog macht viele Seiten weniger nutzbar und damit auch weniger 
attraktiv. Meistens treiben die Seitenbetreiber einen gewissen Aufwand, 
sind also an Benutzbarkeit interessiert. Und Betreiber die eine lange 
Liste an Cookies, Skripten etc. haben, sind wohl tendenziell darauf 
angewiesen, sei es für Werbeeinnahmen, Erlöse aus Datenhandel oder weil 
einfach die Ressourcen für eine gescheite Seite fehlt und stattdessen 
Frameworks Verwendung finden (die ihr Geschäftsmodell dann mit 
einbauen). Jetzt könnten die Seiten ja einfach den Cookiehinweis in die 
Seite integrieren, dass man drüber weg scrollen kann. Viele Betreiber 
haben aber eben ein Interesse daran, dass man dem Tracking auch 
tatsächlich zustimmt. Andere wissen/können es einfach nicht besser. Wie 
auch immer, es kostet die Seite Benutzbarkeit. Und dass sie dadurch 
einen Wettbewerbsnachteil erlangen, scheint mir im Rahmen des 
Kapitalismus recht fair. Oder anders ausgedrückt, in gewisser Weise 
zwingt der Gesetzgeber die Leute nun dazu mit den Füßen abzustimmen. 
Außer die, die sowieso bei allem "ja" und "Amen" sagen, bewusst oder 
unbewusst.

Insofern, ich denke das bessert sich im Lauf der Zeit, einfach weil es 
sich eine Seite nicht leisten kann, unbenutzbar zu sein. Und sich der 
Web-Entwickler nicht leisten kann, eine unbenutzbare Seite abzuliefern.

von Sven B. (scummos)


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Thorsten M. schrieb:
> Insofern, ich denke das bessert sich im Lauf der Zeit, einfach weil es
> sich eine Seite nicht leisten kann, unbenutzbar zu sein. Und sich der
> Web-Entwickler nicht leisten kann, eine unbenutzbare Seite abzuliefern.

Hmm, also ich mache keinen Web-Kram, aber bei Unternehmen die ich kenne 
läuft sowas anders. Keinesfalls entscheidet da der Web-Entwickler 
darüber, wie das gelöst wird: das macht die Rechtsabteilung. Da bessert 
sich gar nix: das wird immer schlimmer. Datenschutz geht heute (im 
Ernst!) so, dass die Meinung ist "och je, also Emails selber hosten, das 
können wir nicht. Das ist datenschutzrechtlich zu kompliziert. Die 
hosten wir bei Microsoft in der Cloud: die haben mit ihrer 
Rechtsabteilung schon ein Dutzend Formulare vorbereitet, die wir nur 
unterschreiben müssen, dann sind wir sicher". Das hat alles völlig 
absurde Ausmaße angenommen.

Warte nur, in 2 Jahren binden die Leute ihr Cookie-Warn-Banner von 
Google ein.

> Ich finde die Regelung, dass dem Verbraucher der Einsatz von Cookies
> angezeigt werden muss, richtig.

Ich finde das weitestgehend belanglos. Es steht ja auch nicht da, dass 
Werte im DOM gesetzt werden oder Variablen im JS oder der Browsercache 
benutzt. Insbesondere im Zeitalter der Web-Applikationen, wo 
Informationen zwischen Seitenaufrufen oft einfach als Zustand im 
JS-Objektmodell herumliegen, wirkt das mit den Cookies einfach völlig 
arbiträr. Das sind technische Details der Umsetzung, mit denen der 
durchschnittliche Verbraucher nichts anfangen kann. Und "wir verkaufen 
Ihre Daten an Amazon, damit die Ihnen gezielt Werbung anzeigen können" 
steht in dieser Klarheit ja nicht da -- dieses Ziel hat die Regelung 
klar verfehlt.

Zudem können sich Leute, die das interessiert (was, Newsflash, kein 
Mensch ist) das von ihrem Browser anzeigen lassen, der weiß das nämlich.

> Also da muss ich widersprechen. Gerade als technisch Bewanderter sollte
> man beurteilen können, was eine gesetztlich faire Lösung ist.

Warum? Dazu gehört doch hauptsächlich ein Überblick über Dinge wie die 
Finanzflüsse in der Marketing- und Werbebranche, über die Budgets und 
Tracking/Werbeeinnahmen großer Webseiten, und so weiter. Den habe ich 
nicht.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Sven B. schrieb:
> Hmm, also ich mache keinen Web-Kram, aber bei Unternehmen die ich kenne
> läuft sowas anders. Keinesfalls entscheidet da der Web-Entwickler
> darüber, wie das gelöst wird:

Ist auch besser so. Zumindest bis zur DSGVO ging dieses Thema 
Webentwicklern oft ziemlich weit am Arsch vorbei. Auch seither sind 
Webentwickler nicht immer die erste Adresse, wenn um Verantwortung im 
Umgang mit Daten geht. Die haben andere Dinge im Kopf.

> das macht die Rechtsabteilung.

Nicht alle Unternehmen sind gross genug, um sich eine Horde Anwälte zu 
halten.

> "Das ist datenschutzrechtlich zu kompliziert."

Eigentlich nicht, es sei denn man bietet entsprechende Dienste für 
Dritte an. Einen Datenschutzbeautragten braucht man sowieso, und für den 
Eigenbedarf sollte der reichen.

Wie man unlängst erfahren durfte, hat auch Auslagern von Verantwortung 
seine rechtlichen Tücken. Verträge hin oder her, Klagen gegen ein 
Unternehmen mit Daten an der falschen Stelle sind nach dem letzten 
Urteil nicht unbedingt chancenlos, hiess es gerade erst. Unwirksame 
Verträge schützen nicht.

: Bearbeitet durch User
von Thorsten M. (pappkamerad)


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Sven B. schrieb:
> Thorsten M. schrieb:
>> Insofern, ich denke das bessert sich im Lauf der Zeit, einfach weil es
>> sich eine Seite nicht leisten kann, unbenutzbar zu sein. Und sich der
>> Web-Entwickler nicht leisten kann, eine unbenutzbare Seite abzuliefern.
> Hmm, also ich mache keinen Web-Kram, aber bei Unternehmen die ich kenne
> läuft sowas anders. Keinesfalls entscheidet da der Web-Entwickler
> darüber, wie das gelöst wird: das macht die Rechtsabteilung.
Ein Stück weit hast du sicher Recht. Nur muss der Web-Entwickler ja das 
Banner implementieren. Er wird auch seine Seite testen und wenn sich 
Kunden über Unbenutzbarkeit beschweren, wird das auf ihn (seine 
Abteilung, seine Firma wie auch immer) zurückfallen. Gerade in so 
Fällen, wo das Banner den ganzen Handy-Bildschirm ausfüllt und die Seite 
unbenutzbar macht. Manchmal mag das ja auch Absicht sein, der Nutzer 
soll allem zustimmen oder halt verschwinden. Die Verantwortlichen sind 
sich aber vermutlich oft auch nicht bewusst, wie die Seite auf einem 
Gerät, das nicht mit den datentechnisch großzügigen Voreinstellungen 
betrieben wird, aussieht. Und das muss sich halt dann auch erst 
rumsprechen.
Der Web-Entwickler ist auf jeden Fall am Nähesten dran.

> Warte nur, in 2 Jahren binden die Leute ihr Cookie-Warn-Banner von
> Google ein.
Kann schon sein, das Banner muss aber auch funktionieren, wenn die 
Google-Banner-Adresse nicht erreichbar ist, bspw. weil durch den 
Besucher blockiert.

> Ich finde das weitestgehend belanglos. Es steht ja auch nicht da, dass
> Werte im DOM gesetzt werden oder Variablen im JS oder der Browsercache
> benutzt.
Das DOM fällt auseinander, sobald man die Seite verlässt. Und der 
Browsercache wird ja vom Browser verwaltet, da hat die Seite keinen 
direkten Einfluss drauf. Aber ja, ich könnte mir einen Missbrauch des 
Cache schon Vorstellen.

Cookies sind meinem Verständnis nach aktuell im Webtracking ein 
besonders mächtiges Werkzeug. Da ist es gut, wenn der Nutzer dann die 
Chance bekommt, dabei mitzumachen oder es zu unterbinden.
Durch Fingerprinting und zentral serverseitige Aktivitätsverfolgung kann 
wohl auf Cookies verzichten und dabei sogar noch mehr erreichen. Mir 
scheint bspw. Fingerprinting aber rechtlich schon problematisch und das 
trauen sich eher nur die Großen.

> Und "wir verkaufen
> Ihre Daten an Amazon, damit die Ihnen gezielt Werbung anzeigen können"
> steht in dieser Klarheit ja nicht da -- dieses Ziel hat die Regelung
> klar verfehlt.
Ja, das wäre wünschenswert.

>> Also da muss ich widersprechen. Gerade als technisch Bewanderter sollte
>> man beurteilen können, was eine gesetztlich faire Lösung ist.
> Warum? Dazu gehört doch hauptsächlich ein Überblick über Dinge wie die
> Finanzflüsse in der Marketing- und Werbebranche, über die Budgets und
> Tracking/Werbeeinnahmen großer Webseiten, und so weiter. Den habe ich
> nicht.
Wer hat den schon? Soll man bei allem den Zucki fragen, er weiß 
schließlich am Besten, wie er seine Milliarden verdient (und auch 
zukünftig verdienen möchte). Es sollte m.E. eher darum gehen, was 
technisch nötig ist um "normale" Seiten zu betreiben. Dazu muss man 
wissen, welche sinnvollen Einsatzmöglichkeiten bestehen (Sessioncookies, 
Warenkörbe etc.) und wo Missbrauchspotential besteht. Und dazu sind die 
Finanzflüsse erstmal nicht so entscheidend.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Thorsten M. schrieb:
> Gerade als technisch Bewanderter sollte
> man beurteilen können, was eine gesetztlich faire Lösung ist.


zu beurteilen, was gesetzlich fair ist haben wir bestochenen

-halt...

im Dialog mit der Wirtschaft befindlichen

 Politikern zu überlassen.

frei, geheim und alternativlos gewählt

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Ich wollte da einen Preis einsehen...

https://www.ute.de/datenschutz

COOKIEALAAARM!!!
Man kann hier natürlöich nur "alle akzeptieren"

dann unter
>> Informationen zu Cookie-Kategorien anzeigen

geschaut

6.5 Widerspruchs- und Beseitigungsmöglichkeit

Die Erfassung der Daten zur Bereitstellung der Website und die 
Speicherung der Daten in Logfiles ist für den Betrieb der Internetseite 
zwingend erforderlich. Es besteht folglich seitens des Nutzers
keine Widerspruchsmöglichkeit.

Ihr Arschlöcher!!!

von Matthias L. (limbachnet)


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Dann kauf da halt nicht.

Und schon musst du die böse Webseite auch gar nicht mehr öffnen, um 
einen Preis zu erfahren.

Das ist die oben schon mal erwähnte "Abstimmung mit den Füßen".

von (prx) A. K. (prx)


Angehängte Dateien:

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● J-A V. schrieb:
> https://www.ute.de/datenschutz
> Man kann hier natürlöich nur "alle akzeptieren"

Brille und Bildschirm putzen. Vielleicht siehst du es dann. ;-)
Zugegeben, dass ist schon jenseits von frech.

: Bearbeitet durch User
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