Hallo alle zusammen, ich habe mit dem Networkanalyzer zur Charakterisierung einen Widerstand vermessen. Nun kann ich über den Eingangsreflexionsfaktor S11 oder über den Transmissionsfaktor S21 die Impedanz bestimmen. Die Messung habe ich deshalb durchgeführt, da ich diesen Widerstand als Abschlusswiderstand verwenden möchte. Der Aufbau ist Mikrostreifenleitung-Widerstand-Stichleitung. Unter dieser Anwendung ist mir derzeit aber nicht klar welche Impedanz die aussagekräftigere ist. Die S11 Impedanz beschreibt mir, wie gut der Widerstand angepasst ist und wie viel von der einfallenden Welle reflektiert wird. Bei der S21 Transmissionsmessung der Impedanz gehen noch weitere Faktoren mit ein. Das sieht man auch am Verlauf der Impedanzkurve. Diese wird bei zunehmender Frequenz mehr von kapazitiven Anteilen heimgesucht :D Was meint Ihr? Oder muss man diese beiden Impedanzen irgendwie verheiraten? Im Datenblatt ist meiner Meinung S21 aufgetragen, siehe hier: https://www.vishay.com/docs/53014/ch.pdf Beste Grüße Beste Grüße
Sawyer M. schrieb: > Der Aufbau ist Mikrostreifenleitung-Widerstand-Stichleitung. Sofern du den VNA nicht auf einer Ebene direkt am Widerstand kalibriert hast, hast du nicht den Widerstand vermessen sondern deinen gesamten Aufbau. Allein durch die Streifenleitung wird sich also schon eine frequenzabhängige Phasenverschiebung einstellen. Sawyer M. schrieb: > Unter dieser Anwendung ist mir derzeit aber nicht klar welche Impedanz > die aussagekräftigere ist. > > Die S11 Impedanz beschreibt mir, wie gut der Widerstand angepasst ist > und wie viel von der einfallenden Welle reflektiert wird. S-Parameter sind keine Impedanzen sondern einheitslos. Im Zusammenhang mit einer Reflexions oder Transmissionsmessung auf eine Impedanz schließen zu wollen, macht nur Sinn wenn du eine Referenzimpedanz hast. Die wird bei deinem VNA wohl 50 Ohm sein, trotzdem solltest du dir nochmal klar machen, dass du die Impedanz über die S-Parameter nur indirekt bestimmst. Schau dir auch mal die Definition des allgemeinen Reflexionsfaktors an, der aus dem Verhältnis zweier Impedanzen an einer Sprungstelle berechnet wird. Wenn du die Gleichung umstellst, kannst du den Reflexionsfaktor und deine Referenzimpedanz (50 Ohm) einsetzen, und erhältst die gesuchte Impedanz. Der Betrag wird wohl bei deinem Aufbau auch ungefähr hinkommen, die Phase dürfte aber vorne und hinten nicht stimmen wenn du die Streifenleitung nicht kalibriert hast und die Wellenlängen in ähnlichen Größenordnungen liegen. Sawyer M. schrieb: > Im Datenblatt ist meiner Meinung S21 aufgetragen, siehe hier: Im Datenblatt ist sowohl der Betrag der Impedanz über die Frequenz aufgetragen als auch S11 und S21 gegen 50 Ohm.
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Sawyer M. schrieb: > ich habe mit dem Networkanalyzer zur Charakterisierung einen Widerstand > vermessen. Nun kann ich über den Eingangsreflexionsfaktor S11 oder über > den Transmissionsfaktor S21 die Impedanz bestimmen. > > Unter dieser Anwendung ist mir derzeit aber nicht klar welche Impedanz > die aussagekräftigere ist. Die Impedanz bei gegebener Frequenz ist eine Eigenschaft des Widerstandes, die nicht davon abhängt, wie er an einen Netzwerkanalysator angeschlossen ist, oder ob diese Impedanz aus einer S_11 oder einer S_21-Messung bestimmt wird. Wenn der Widerstand einfach an einen Port angeschlossen ist (d.h. zwischen Innenleiter und Masse), dann ist der Zusammenhang von S_11 und Z gegeben durch
Wenn er vom Innenleitern des Ports 1 zum Innenleiter des Ports 2 geschaltet ist, gilt
Man muss also, je nachdem wie der Widerstand angeschlossen ist, passend auf die Impedanz zurückrechnen. Wie ist Dein Widerstand angeschlossen? Hier ist Z die Impedanz des Widerstandes, und Z_0 die Bezugsimpedanz (i.d.R. 50 Ohm). Das alles setzt außerdem voraus, dass die Bezugsebenen der Messung an den Anschlüssen des Widerstandes liegen. Wenn ein Leitungsstück zwischen Impedanz und Bezugsebene ist, transformiert das natürlich.
Ich habe die Referenzebene über einer TRL Kalibrierung gesetzt. Also damit habe ich ziemlich genau nur den Widerstand vermessen +/- noch ein wenig das Lötzin.
Die Frage ist wie komme ich auf diese S11 und S21 Beziehung. Wenn ich die ganze Anordnung als Viertor betrachte, habe ich den Generatorwiderstand (50 Ohm), mein zu vermessendes Objekt und von Port 2 ein Lastwiderstand mit optimalen 50 Ohm. Wie komme ich dabei vom Reflexionsfaktor auf die von dir genannten Beziehungen? > Mario H. schrieb: > Z gegeben durch >
> > Wenn er vom Innenleitern des Ports 1 zum Innenleiter des Ports 2 > geschaltet ist, gilt >
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Mario H. schrieb: > Das alles setzt außerdem voraus, dass die Bezugsebenen der Messung an > den Anschlüssen des Widerstandes liegen. Wenn ein Leitungsstück zwischen > Impedanz und Bezugsebene ist, transformiert das natürlich. Ich ergänze hier noch kurz ;-) Dein Widerstand wird ja SMD sein, also musst du ja sowieso irgend was haben, damit du den Widerstand kontaktieren kannst. Hierbei empfiehlt sich z.B. eine kleine Leiterplatte, wo der Stecker für den NWA drauf ist sowie eine Leiterbahn, wo der Widerstand angelötet wird. Man kann nun auf verschiedene Arten messen: a) die "Profi-Variante" ist, mit einer TRL-Kalibrierung die komplette Leiterplatte weg zu kalibrieren. Die Referenzebene des NWA liegt dann direkt an den Anschlusspins des Widerstands. Dazu muss dein NWA aber TRL können. Wenn sowieso wiederholt allenfalls solche Messungen gemacht werden sollen, lohnt sich allenfalls die Herstellung einer entsprechenden Leiterplatte, wie hier gezeigt: https://www.idt.com/eu/en/document/apn/874-using-trl-calibration-board-f0480-matched-broadband-rf-vga b) wenn dein NWA keine TRL-Kalibrierung kann (was in der Tat bei älteren Modellen möglich ist) dann musst du mit einer Port Extension arbeiten: kalibriere den NWA mit dem üblichen Kalibrierkit und verbinde es mit deiner Leiterplatte. Löte einen möglichst "guten" Kurzschluss ein. Jetzt müsste der NWA über den ganzen Frequenzbereich ein S11 von 1 und Phase +/-180° messen. Das wird nicht der Fall sein, wegen Verlusten in der Leitung usw. Du musst jetzt für jeden Frequenzpunkt den entsprechenden Korrekturfaktor berechnen, damit das gemessene S11 zum theoretischen S11 passt. Das gleiche Verfahren könnte man theoretisch mit dem Open auch machen, ABER hier ist das Problem, dass der Open nicht genau genug bekannt sein wird, wegen Abstrahlung und so weiter. Daher -> open Kalibration kannst du knicken. c) siehe beigefügte Bilder: mit diesem Adapter von HP können SMD-Chipelemente gemessen werden. Der Adapter presst im Wesentlichen nur das Bauelement mit dem einen Pin gegen den Innenleiter des Koax, während der andere Pin mit Masse verbunden ist. Hier passiert die Kalibration so, dass man zuerst eine komplette 1-Port Kalibration macht, die Kalibrierebene ist dann unterhalb des oben gezeigten Adapters. Man lässt dann das Bauelement weg und berechnet auch, wie oben schon erwähnt, die Port Extension, sodass man einen perfekten Kurzschluss sieht. Im Markt-Forum verkauft grade jemand einen ganzen Stapel Messgeräte, wenn mich nicht alles täuscht ist das 16092A Adapterkit auch dabei. Könnte sich evt lohnen - ist sehr nützlich, um allerlei Chipelemente zu charakterisieren. Wenn man Gedult hat, kann man mit vergleichsweise wenig Aufwand sowas auch basteln. Oder einfach das Bauteil mit einer Pinzette an die Pins dran pressen - aber die Port Extension dabei nicht vergessen! Edit: ups, du warst schneller :-)
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Sawyer M. schrieb: > Die Frage ist wie komme ich auf diese S11 und S21 Beziehung. Für S11 ist das ziemlich straightforward: Wenn der Widerstand von Innenleiter zu Innenleiter geht, also Port 1 und 2 verbindet, dann siehst du am Port 1 die Impedanz:
weil dein Widerstand in Serie zu den 50 Ohm (=Z0) vom Port 2 liegt. Dann, aus der Definition von S11:
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@Tobias P. Trotzdem vielen Dank für die Ergänzung. Auf jedenfall hab ich was dazu gelernt, das dritte Verfahren hab ich nicht gekannt.
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Vielen Dank dir. An S21 müsste ich doch theoretisch über die Beziehung
kommen.
Sawyer M. schrieb: > Vielen Dank dir. An S21 müsste ich doch theoretisch über die Beziehung > >
> > kommen. nein. Die gilt nur bei verlustlosem Zeug. Auf deinen Widerstand trifft das vmtl. nicht zu ;-) Ich fürchte, dass du für S21 die Z- oder Y-Parameter aufstellen und dann in S umrechnen musst. Sonst sehe ich da auch grade nicht, wie man drauf kommt. Evtl. geht es über die ABCD Parameter noch etwas einfacher.
Tobias P. schrieb: > Sawyer M. schrieb: >> Vielen Dank dir. An S21 müsste ich doch theoretisch über die Beziehung >> >>
>> >> kommen. > > nein. Die gilt nur bei verlustlosem Zeug. Auf deinen Widerstand trifft > das vmtl. nicht zu ;-) > Ich fürchte, dass du für S21 die Z- oder Y-Parameter aufstellen und dann > in S umrechnen musst. Sonst sehe ich da auch grade nicht, wie man drauf > kommt. Evtl. geht es über die ABCD Parameter noch etwas einfacher. Gerade entdeckt. Die Leute von Qucs sind auch verlustlos an die Sache heran gegangen, mit.
http://qucs.sourceforge.net/tech/node42.html
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Sawyer M. schrieb: > Gerade entdeckt. Die Leute von Qucs sind auch verlustlos an die Sache > heran gegangen, mit. > s21=1−s11 Das ist nach meinem Verständnis die Spannungsteilerregel, daher auch ohne Quadrate. Was du vorher mit den Betragsquadraten geschrieben hast, führt zu einer Leistungsbetrachtung. Wenn du beide Seiten von S21 = 1 - S11 quadrierst, kommst du ja gerade nicht bei 1 - S11^2 raus.
Sawyer M. schrieb: > Gerade entdeckt. Die Leute von Qucs sind auch verlustlos an die Sache > heran gegangen, mit.s21=1−s11s_{21} = 1- s_{11} > > http://qucs.sourceforge.net/tech/node42.html das ist doch doppelt falsch. Wenn schon
aber es kann bei verlustbehafteten Netzwerken gar nicht gelten. Betrachte einen Attenuator, zB. 10dB. Der ist perfekt angepasst, also S11=0. Aber weil es ein Attenuator ist, ist S21=-10dB in dem Beispiel. Obige Gleichung heisst Feldtkellergleichung und gilt ausschliesslich bei verlustfreien Netzwerken, zB. bei (theoretischen) LC-Filtern.
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