Hallo! Werner Heisenberg (1901-1976) bekam 1932 den Nobelpreis für Physik für seine Beiträge zur Quantenmechanik, im speziellen für die nach ihm benannten Unschärferelationen. Für die Orts- und Impulsunschärfe gilt demnach: delta_x * delta_px > h / (4 * Pi) Vereinfacht ausgedrückt besagt sie also, dass man den Ort und den Impuls eines Teilchens nicht beliebig genau bestimmen kann. Bestimmt man etwa den Ort genauer (= kleinere Ortsunschärfe delta_x), so nimmt die Unschärfe den Impuls in x-Richtung betreffend (= delta_px) zu und vice versa. Im Alltag ist von dieser Genauigkeitsgrenze nur wenig zu merken, da die existenten Unschärfen/Ungenauigkeiten ohnedies um Größenklassen über dem Heisenbergschen Limit befinden. Auf atomarer Ebene sieht dies schon anders aus. So bedingt etwa die Unschärferelation für x und px, dass das Elektron nicht in den Kern fällt (Stichwort Lokalisationsenergie/potential). Experimentell lässt sich diese erste Unschärferelation mit einem einfachen Spalt demonstrieren. Die Spaltbreite entspricht der Ortsunschärfe delta_x. Je kleiner man diesen wählt, umso stärker ist die Beugung (zur Seite) und demnach die Impulsunschärfe delta_px. Ich habe diesen Versuch mit einer Spaltbreite delta_x = 0.09 mm durchgeführt. Die Impulsunschärfe hängt wiefolgt mit dem Beugungswinkel alpha zusammen: sin(alpha) = delta_px/p. Aus der Wellenlänge lambda des Laserstrahls (lambda = 532nm) lässt sich mittels der De Broglie Beziehung lambda = h / p der Impuls p berechnen. Nimmt man als "mittleren" Beugungswinkel jenen bis zum ersten Minimum, so lässt sich delta_px berechnen. Beide Unsicherheiten (delta_x und delta_px) miteinander multipliziert sollten laut Heisenbergscher Unschärferelation über dem Limit h / (4 * Pi) liegen, was in der Tat auch der Fall ist.
Die zweite Heisenbergsche Unschärferelation verknüpft die Unschärfen von Zeit und Energie. Je kleiner die Zeitunschärfe, desto größer wird die Energieunschärfe. Auf diese Weise lassen sich etwa große Energiemengen durch Quantenfluktuationen erklären, wenn man nur ein beliebig kleines Zeitintervall betrachtet. Es gilt ähnlich zur ersten Formel: delta_t * delta_E > h / (4 * Pi) Experimentell lässt sich diese Beziehung wiefolgt überprüfen: Als delta_t kann die mittlere Verweildauer der Elektronen in einem angeregten Zustand verstanden werden. "Fällt" dann das Elektron nach einer bestimmten Zeit in den Grundzustand, so wird durch diesen Sprung Energie in Form von Licht frei. Diese Energie besitzt aber ebenfalls eine Unschärfe delta_E und demnach aufgrund der Beziehung E = h * f auch eine Frequenzunschärfe delta_f. Das beim Sprung nach unten ausgesandte Photon besitzt also keine ganz klar bestimmte Frequenz bzw. Wellenlänge, sondern eine gewisse Frequenzunschärfe. Und jetzt kommt eben die Heisenbergsche Unschärferelation zum Einsatz: Verweilen die Elektronen länger im angeregten Zustand (= großes delta_t), so sinkt im Gegenzug die Energieunschärfe delta_E. Dies bedeutet, dass die beim Sprung emittierten Photonen nahezu nur eine Frequenz/Wellenlänge aufweisen. Ihre Spektrallinie ist quasi schmäler! Diese Übergänge in den Grundzustand erfolgen in der Regel sehr schnell. Es gibt aber angeregte Zustände, in denen die Elektronen deutlich länger verweilen. Man spricht auch von metastabilen Zuständen. Diese spielen für Laser eine entscheidende Rolle. Rubin ist etwa ein Stoff mit einem matastabilen Zustand. Ich habe mir daher über ebay (https://www.ebay.com/itm/NEW-Ruby-rod-for-laser-3-5mm-45mm/143442900770?hash=item2165dcf722:g:f5AAAOSwvFJd04nR) einen 3.5x45mm Rubinlaserstab für ca. 40 Euro besorgt. Angeregt wird dieser mittels UV-Laser (bluray, Wellenlänge lambda = 405nm). Die mittlere Lebensdauer (= Zeitunschärfe delta_t) lässt sich mittels Lichtdetektor und Oszilloskop bestimmen, indem auf das Abschalten des UV-Lasers getriggert wird und das Spannungssignal des Lichtdetektors aufgezeichnet wird. Dieses fällt exponentiell ab. Damit von der Photodiode nur das Licht des Rubinstabs erfasst wird und nicht die 405nm des UV-Lasers, benötigt man noch einen Rotfilter zwischen Rubinstab und Photodiode. Dieser müsste bei mir in den nächsten Tagen eintreffen. Aber schon jetzt sieht man, dass im Gegensatz zur 405nm-Strahlung das Licht des Rubinstabs (Wellenlänge lambda = 694nm) nicht abrupt abnimmt sondern exponentiell und deutlich langsamer. Die mittlere Lebensdauer liegt im Bereich zwischen 2-4 ms. Dies ist für atomare Verhältnisse sehr lange! Da nun eben die Zeitunschärfe delta_t besonders groß ist, ist die Energieunschärfe delta_E besonders klein. Daraus resultiert eine sehr geringe Frequenzunschärfe des Rubin(laser)lichts, sprich dessen Spektrallinie ist besonders schmal. Diese Schmalheit ist ja neben der großen Kohärenzlänge eines der Merkmale von Laserlicht! Mit meinem Selbstbauspektroskop habe ich das Spektrum des UV-Lasers und des Rubinlaserstabs aufgenommen. Und in der Tat, die rote Spektrallinie ist sehr schmal! Also bestätigt sich auch die zweite Heisenbergsche Unschärferelation experimentell...
:
Bearbeitet durch User
Ein Rubinlaser ist ein 3 niveau laser, waehrend die meisten Laser 4 Niveau Laser sind. 4 Niveau Laser koennen CW, waehrend 3 Niveau Laser nur Puls koennen. Rubinlaser haben ihre Zentren regelmaessig in einem Kristall angeordnet und daher eine scharfe Linienbreite. Ein Rubinlaser ist ein chromdotierter Saphire Laser mit einer schmalen Linienbreite. Waehrend titandotierte Saphire Laser gegensaetzliche Eigenschaften haben. Diese Unschaerfe Relationen sind uebrigens nicht Neues, und auf Quantenphysik limitiert. Sondern auch im Alltag zu erfahrbar. Das Eine kann man festhalten, das andere ergibt sich. zB der Preis ist fest, dann variiert die Qualitaet nach unten, oder die Lieferfrist in die Laenge. Da kann man etwas rum permutieren. Was nicht geht ist kurze Lieferfrist, hohe Qualitaet, tiefer Preis.
So, der Rotfilter ist heute eingetroffen und ich konnte den Versuch zu Ende führen. Nun habe ich durch das Abblocken des 405nm-Laserlichts eine reine exponentielle Abnahme des Fluoreszenzlichts ohne Stufe zu Beginn. Die Halbwertszeit liegt im Bereich von 3 ms. link Rotfilter: https://www.amazon.de/gp/product/B01ELOEB0K/
:
Bearbeitet durch User
Der Thread passt zu einer Sensorentwicklung an der ich aktuell beteiligt bin. Wir kaufen unsere Filtermuster hier: https://www.edmundoptics.de/f/hard-coated-od-4-10nm-bandpass-filters/13837/ Wir arbeiten mit einem Eingangsfilter, welches die fluoreszierende Probe schmalbandig anregt und einem Ausgangsfilter, welches nur die gesuchte Emissionsfrequenz durchlässt. Wenn jemand Vorschläge für günstigere Filter hat, fänden wir das sehr spannend. Einiges Material ist derzeit noch im Zulauf, daher eine zweite Frage, die im Raum steht: kennt jemand Literatur zum Thema Nachleuchtdauer bei Fluoreszenz? Ich war recht überrascht, als ich gesehen habe, wie lange der Rubin nachleuchtet. Für unsere Proben erwarten wir 10er Pikosekunden in der Nachleuchtdauer. @TO: Deine Photodiode (welche?) hängt einfach an einem TIA? Die Reaktion ist ja schon recht zügig. Unsere Lichtmengen sind leider recht bescheiden (sprich: mit bloßem Auge nicht zu erkennen), daher müssen wir einigen Aufwand in das analoge Frontend stecken.
Joggel E. schrieb: > Was nicht geht ist kurze Lieferfrist, hohe Qualitaet, tiefer Preis. Doch, bei kriminellen Geschäften. Die gibt es allerdings nicht in der Physik ;-)
:
Bearbeitet durch User
@Marcus H: ja, ist ein gewöhnlicher transimpedanzverstärker mit einem nicht sonderlich schnellen lf356. Die photodiode ist eine sfh203...
Danke Dir. Wir sind um die 500nm unterwegs. Die Photoströme sind so klein, dass Femtoampereverstärker/Elektrometerverstärker zum Einsatz kommen.
Marcus H. schrieb: > Wenn jemand Vorschläge für günstigere Filter hat, fänden wir das sehr > spannend. Wir hatten damals auch diverse Bandpassfilter benötigt, es ging um Fluoreszenzmikroskopie, billig waren die nicht wirklich, aber der Support war damals super, evtl. lässt sich mit einer Beratung was sparen. (Was brauche ich // Was gibt es da für Möglichkeiten) Wir hatten die Teile damals dort gekauft: https://www.chroma.com/spectra-viewer?fluorochromes=10456 https://www.omegafilters.com/
Hi feuerstein7, Danke. Ich musste beim ersten Link und dessen Wellenlängen schmunzeln. Wir wissen sehr genau, welche Wellenlängen wir brauchen. Ich habe mit Edmond in Yorkshire gesprochen. Für die Tests wurden exakt die Filter vorgeschlagen, die wir uns vorher ausgesucht hatten. Deswegen sind wir da im Moment recht zuversichtlich. Falls es zur Großserie kommt, wurden uns Sonderanfertigungen angeboten. Das Thema Nachleuchtdauer hat Euch dann wahrscheinlich nicht interessiert, oder? marcus
Fuer anspruchvolle Photodiode Frontends empfehle ich das pdf von Phil Hobbs, Frontends. https://electrooptical.net/static/oldsite/www/frontends/frontends.pdf
Marcus H. schrieb: > Das Thema Nachleuchtdauer hat Euch dann wahrscheinlich nicht > interessiert, oder? Wir haben den Farbstoff auf der Probe nach dem Aufnahmen mit Licht ausgeblichen, das galt als revolutionärer Trick. Dadurch konnte eine Stelle im Präparat mehrfach mit verschiedenen Biomarkern mit dem gleichen Farbstoff aufgenommen werden.
@feuerstein7: Mein Problem als Entwickler ist im Moment, dass ich aus dem Labor überhaupt keine quantitativen Aussagen zu Helligkeit und Nachleuchtdauer bekomme. Die leuchtintensivsten Proben die ich zum Testen meiner Sensorik bekommen habe, kratzen bei gängigen Spektrometern an der Rauschgrenze bzw. gehen im Rauschen unter. Deswegen bauen wir grade eine neue Optik/Mechanik, um neue Tests zu fahren. Ich behalte Deine Tipps gerne in Erinnerung, Danke Wir haben aktuell zwei Ansätze, um Fluoreszenz nachzuweisen: - mit schmalen Bandfiltern (10nm), DC-Messung. Pegel derzeit unbekannt - Messung der Nachleuchtdauer. Pegel und Zeitkonstanten im Moment unbekannt Was es schließlich wird, ist dann schließlich auch ein wirtschaftliches Thema.
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.