Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Dynamikbereich von Radiosender beim Empfang einschränken, abrt nicht generell.


von Hörer (Gast)


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Hallo

ich höre gerne Radio dabei auch sehr verschieden Sender und 
Programminhalte, Musikrichtungen bzw. Zielgruppen  - aber egal ob Analog 
"FM", DAB+ oder als Internetradio:

Bei vielen Sendern muss ich für Wortbeiträge den Lautstärkeregler 
"aufreißen" um dann bei der ersten Musik dann "zugedröhnt" zu werden.
Vorrangig bei Sendern die mehr ein jüngeres Zielpublikum haben aber 
nicht nur.
Bei klassischer Musik ist es oft sogar innerhalb von Musik über länger 
Zeitspannen so: Im Auto muss ich das Radio auf "35 bis 40" einstellen um 
dann auf einmel fast schon erschreckt zu werden wenn es plötzlich 
deutlich lauter wird (Normale Einstellung ist etwa 15- 20 je nach 
Umgebungslautstärke).
Aber auch manche Filme (Serien welche ich schau zum Glück kaum) sind was 
das angeht schlimm - am schlimmsten bei Filmen die ich in letzter Zeit 
wieder mal geschaut habe ist mir "Das Boot" in Erinnerung - nur weil ich 
in etwa wusste wann der jeweilige "Lautstärkeschlag" kommt konnte ich 
entsprechend (stört aber natürlich) die Lautstärke in vor hinein 
reduzieren.

Wie kann ich das technisch ändern, ohne den Dynamikbereich generell 
"kaputt" zu machen und auf die "Qualität" vom ehemaligen 
Mittelwellenradio bzw. den alten analogen Telefon zu drücken?
Mir ist klar das diese Dynamik zumindest bei den Filmen so von den 
Machern gewollt ist und viele Konsumenten es auch so haben wollen es bei 
vielen Radiosendern ähnlich aussieht und gerade die echten Klassikfans 
darauf gerade viel Wert legen, mich stört es aber in vielen Situationen 
- gerade wenn das Radio während der Fahrt benutzt wird oder wenn es mehr 
im Hintergrund läuft aber dann doch bei bestimmten Beiträgen bewusst 
hingehört wird.

Hörer

von Herr Troll (Gast)


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Ein Zauberwort heißt Dynamikkompressor?
https://de.wikipedia.org/wiki/Kompressor_(Signalverarbeitung)

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Für klassische Musik ist der hohe Dynamikumfang ja erwünscht, (z.B. 
Ravels Bolero).
Es gab mal eine automatische Werbeausblendung, die die erhöhte 
Lautstärke dort auswertete.
Möglicherweise hat das Autoradio schon so eine 
Dynamikkompressorfunktion? Fertig zu kaufen als Zusatzgerät gibt es 
sowas vor allem in der Musikelektronik.
https://www.thomann.de/de/kompressoren_gates_de-esser.html?oa=pra
aber das wird schnell teuer.

Selbstbau erfolgt oft mit den Bauteilen NE570 NE571 NE572 oder LM13700, 
alles spannungsgesteuerte Audioverstärker und dazu ein Pegeldetektor.

: Bearbeitet durch User
von Seltsam (Gast)


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Komisch, früher benötigte man so einen Schwachsinn nicht!

Dafür hatte man Tontechniker die die Pegel angepasst haben.

Speziell auch im TV gab es Techniker wo die DBP die Pegel und 
Frequenzhuebe justiert haben.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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Seltsam schrieb:
> Dafür hatte man Tontechniker die die Pegel angepasst haben.

Die gibt's immer noch und das was man im Radio hört ist genauso gewollt 
...

von Hörer (Gast)


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Hallo

Seltsam schrieb:
> Dafür hatte man Tontechniker die die Pegel angepasst haben.

Was aber nichts nützt wenn der "Macher" bzw. das Programmkonzept es so 
will... und nur der entscheidet.
Bei Klassischer Musik und bei manchen Jugendprogrammen kann ich das 
sogar verstehen, denn die werden bevorzugt entweder bewusst in in 
entsprechender Umgebung gehört, bzw. ein Großteil der Zielgruppe steht 
auf den "Wumms" der Musik...
Daher will ich das ja technisch angehen weil mein Bedarf und 
Hörgewohnheiten (nicht nur ein Typ oder generelles ausschließen von 
bestimmten Programmtypen bzw. auch mal richtiges hinhören wenn es 
vorrangig im Hintergrund läuft) ja wohl recht ungewöhnlich oder sogar 
eher unerwünscht sind.

Hörer

von Edi M. (edi-mv)


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Was der Themeneröffner beschreibt, kenne ich eher umgekehrt, u. a. von 
Radiosendern via Satellit:
Musik mäßig, aber Werbung gewaltig laut.

Seltsam schrieb:
> Komisch, früher benötigte man so einen Schwachsinn nicht!
> Dafür hatte man Tontechniker die die Pegel angepasst haben.

Genau so ist es.
Und an die "Handregelung" kommt nichts, aber auch gar nichts, heran.

Heute ist es so: Während ich bei Musik mit normaler Lautstärke höre, 
reißt es bei Werbung dann die Pappe aus dem Lautsprecher.

Ich hatte zu dem Thema einen Disput mit einem bekannten,inzwischen 
verstorbenen, Spitzen- Tontechniker.
Der erklärte mir, daß es ja gar keine höhere Lautstärke ist, das bilde 
ich mir nur ein.
Die Sender böten nur eine "erhöhte Lautheit".
Und begründete mir das mit einer sehr ausführlichen Erklärung der 
Begriffe Lautstärke und Lautheit.

Im Prinzip ist das vollkommen richtig.
Aber die "erhöhte Lautheit" ist für mich... eine Frechheit.
Ich kann mich ja nicht dagegen wehren- kein Gerät hat ein automatisches 
Gegenmittel.

Die Tontechniker konnten das machen, indem sie die Aussteuerung von 
Tonstellen -eben z. B. Werbung- mittels eines Dynamikkompressors bis an 
die obere Aussteuerungsgrenze brachten, das heißt, "die leisen Stellen 
voll aufdrehen".
Beim normalen Programm eben weniger.

Ds Ganze kann auch noch nach Frequenzbereichen gestaffelt ausgeführt 
werden.
Senderseitig wird gelegentlich auch die Modulationstechnik 
-Trägersteuerung bei AM, Hub bei FM- beeinflußt.
Bei AM- Radios führt das zu im Takt der Modulation "zappelnden" 
Aussteuerungsanzeigen, bei FM verzerren manche sehr alten Radios 
gräßlich.

Für die Modulationssteuerung gibt es Geräte, die das mit Software- 
gesteuerter Computertechnik realisieren- Stichwort "Optimod".

Das gibt es auch für Tonträger.
Der Suchbegriff dafür ist "Loudness war" = "Lautheits- Krieg".

In der Regel ist diese Technik immer aktiv- nach Vorgaben der Software 
mehr oder weniger, das kann sehr genau gesteuert werden.

Wie hier schon beschrieben, Abhilfe der nervend lauten Stellen schafft 
-wie senderseitig- ein Dynamikkompressor, der die "hochgedrehten" Teile 
der Übertragung wieder "herunterdreht".
Normale Pegel müssen aber unbeeinflußt bleiben.

Wenn man die Dynamikveränderung der Ur- Schallereignisse und die am 
Empfänger- Lautsprecher vergleicht- schrecklich.
Eigentlich hat man mit dieser Technik die Audioübertragung und 
Tonträgertechnik kaputtmodernisiert.

: Bearbeitet durch User
von Nichtverzweifelter (Gast)


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Einige 5.1 Surroundanlagen bieten einen dynamikreduzierenden 
"Nachtmodus" an, "Midnight" genannt z.B., zur Schonung der Nachbarn im 
Mehrparteienhaus.
Damit kannst Du dann "Das Boot" gucken.
Für alle anderen Sachen wie Radio kannst Du machen - gar nichts.
Die Sender wollen das so und machen das bewusst so.

Radio ist tot!

von Seltsam (Gast)


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Nichtverzweifelter schrieb:
> Einige 5.1 Surroundanlagen bieten einen dynamikreduzierenden
> "Nachtmodus" an, "Midnight" genannt z.B., zur Schonung der Nachbarn im
> Mehrparteienhaus.
> Damit kannst Du dann "Das Boot" gucken.
> Für alle anderen Sachen wie Radio kannst Du machen - gar nichts.
> Die Sender wollen das so und machen das bewusst so.
>
> Radio ist tot!

Aber zahlen musst du trotzdem!

von HildeK (Gast)


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Hörer schrieb:
> Wie kann ich das technisch ändern, ohne den Dynamikbereich generell
> "kaputt" zu machen und auf die "Qualität" vom ehemaligen
> Mittelwellenradio bzw. den alten analogen Telefon zu drücken?

Nur durch 'kaputt machen' des Dynamikbereichs, leider, und du wirst dann 
die klassische Musik nicht mehr hören wollen.
Das hat aber üblicherweise aber keine Rückkehr zum Mittelwellenradio 
oder Telefon zur Folge, den bei denen ist die Frequenzbandbreite 
eingeschränkt. Hier geht es um die Einschränkung der 
Lautstärkeunterschiede.

Bei den lauten Beiträgen ist dies bereits geschehen: Dynamikkompressor, 
Multibandkompressor und Limiter 'leisten' hier sehr viel. Bei 
klassischer Musik lässt man das weitgehend weg, sie ist mit ihren 
Spitzenpegeln genau so hoch ausgesteuert wie alle anderen Beiträge auch. 
Weil jedoch die Kompression fehlt, wirkt sie deutlich leiser.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Aufzeichnen, Pegel/Inhaltanalyse, Pegelkorrektur, zeitversetzt 
abspielen.
Digital eigentlich machbar musst nur den Rekorder einbauen und den 
Pegel-inhalt-analyserechner.ei Einfacher Komperator wäre schneller kann 
aber nicht wirklich unterscheiden, was er vor sich hat.

Namaste

: Bearbeitet durch User
von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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Nichtverzweifelter schrieb:
> Radio ist tot!

Wieso soll Radio tot sein?? Ich habe mit 10 mein erstes Radio gebastelt 
und seitdem höre ich gerne Radio. Und baue Radios und bastele an Radios.

Tagsüber UKW, abends gerne KW, und auch MW ist noch lange nicht tot (nur 
in D).

Also nix 'Radio tot' - nur dann, wenn man nicht Radio hört.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Im Audioprogramm Audacity gibt es eine Funktion zur 
Lautstärkeoptimierung, aber das geht nur "offline". Man kann so auch die 
maximale Lautstärke einer ganzen CD ermitteln und darauf normieren.

Der AM-Rundfunk hatte durch die Empfänger-AGC eine Art Dynamikregelung. 
Bei FM fehlt das, da bekommt man genau was das Studio für richtig hielt.

von Edi M. (edi-mv)


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Christoph db1uq K. schrieb:
> Im Audioprogramm Audacity...

Das kann man schlecht bei Radio, TV und Tonträger bei der Wiedergabe 
anwenden.
Gut wäre ein Lautstärke- regelndes (begrenzendes) Gerät zwischen 
beliebigem Radio und Box, oder eine Regelelektronik, für die Radios 
üblicherweise keine Anschlußmöglichkeit haben.

> Der AM-Rundfunk hatte durch die Empfänger-AGC eine Art Dynamikregelung.
Die war nicht als Dynamikkompresser gedacht- sondern soll die schwachen 
Sender in etwa auf den (Lautstärke-) Pegel der starken Sender bringen.
Manipulation der Meodulation eines starken Senders kann bei AM die 
beschriebenen nervenden Effekte bringen, weil die AGC da nicht greift.
Aber müßig, darüber zu diskutieren, da AM bedeutungslos ist.

> Bei FM fehlt das, da bekommt man genau was das Studio für richtig hielt.
Bei UKW- FM gibt es normalerweise die Begrenzung, die aber auf die HF- 
mäßige Seite wirkt- die Modulation kann man hier besonders gut 
manipulieren.

Übrigens eine "vergessene Schaltung", die Funkamateure noch kennen 
sollten: Der "Krachtöter".
Einst mit 2 gegeneinandergeschalteten Dioden realisiert. Die begrenzen, 
und da gab es wohl einige Dioden, die das nicht so hart machten, so daß 
sich die Verzerrungen in Grenzen hielten, "soft clipping".
Wird sich heute wahrscheinlich nicht mehr machen lassen.

Alles jedenfalls Aufwand, um das absichtliche Hochdrehen der "Lautheit" 
wieder erträglich zu machen.

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