Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik CE Kennzeichnungspflicht kosten?


von FrankPost (Gast)


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Hallo zusammen,
Nehmen wir an ich habe ein kleines elektronisches Gerät mit einem 
kleinen Akku (500mAh) erfunden, jetzt weiß ich das dies der ce 
Kennzeichnungspflicht unterliegt. Wie müsste ich als nächstes verfahren? 
Muss ein Konformitätsbewertungsverfahren bei einer benannten Stelle 
durchgeführt werden, oder bringt man das CE Zeichen selber auf "eigene" 
Gefahr an und erklärt somit das dass Gerät den EU Standards entspricht? 
Hab lange recherchiert zu diesem Thema, hat sich als etwas kompliziert 
herausgestellt. Danke

Beitrag #6367238 wurde von einem Moderator gelöscht.
von China Export (Gast)


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FrankPost schrieb:
> ich habe ein kleines elektronisches Gerät mit einem
> kleinen Akku (500mAh) erfunden

Eine Taschenlampe oder eine Steuerung für ein künstliches Herz?

FrankPost schrieb:
> Muss ein Konformitätsbewertungsverfahren bei einer benannten Stelle
> durchgeführt werden

Ganz klares Jein.

von FrankPost (Gast)


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Also eine Steuerung für ein künstliches Herz ist es nicht, dann eher 
eine Taschenlampe. Und so eine Erklärung hab ich mir noch nicht 
angeschaut.

von IQ130+ (Gast)


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Da:
https://www.ihk-schleswig-holstein.de/blueprint/servlet/resource/blob/1370914/57f6126a2ca49ae53477d29c4f1f8823/cekonf-data.pdf

Du musst aber klären, ob du für dein Produkt noch andere Zertis 
brauchst. Sich nach einem (Produkt-)Haftpflichtversicherer umzuschauen, 
könnt auch nicht schlecht sein.

von FrankPost (Gast)


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IQ130+ schrieb:
> Da:
> 
https://www.ihk-schleswig-holstein.de/blueprint/servlet/resource/blob/1370914/57f6126a2ca49ae53477d29c4f1f8823/cekonf-data.pdf

Also so wie ich das jetzt verstanden habe Füll ich diese Erklärung 
selber ab und "erkläre" damit dass mein Gerät den Standards entspricht, 
auf eigener Gefahr eben? Oder hab ich das falsch verstanden?

von Mark S. (voltwide)


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Wenn Du schon zu faul bist mal andere CE-Erklärungen zu studieren, 
möchtest Du Dich sicherlich nicht mit den zugehörigen Richtlinien und 
Normen beschäftigen. So wird das nix, Herr Erfinder!

von IQ130+ (Gast)


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FrankPost schrieb:
> Also so wie ich das jetzt verstanden habe Füll ich diese Erklärung
> selber ab und "erkläre" damit dass mein Gerät den Standards entspricht,
> auf eigener Gefahr eben? Oder hab ich das falsch verstanden?

Auf eigene Gefahr ist nicht bei elektro, es geht um die Gefahr die für 
andere von deinem Produkt ausgeht.

von Zero V. (Firma: Freelancer) (gnd)


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FrankPost schrieb:
> Hab lange recherchiert zu diesem Thema, hat sich als etwas kompliziert
> herausgestellt. Danke

Traurig. Für die Inverkehrbringung eines Gerätes sollte man schon in der 
Lage sein die Basics zu googlen. Bei weiterführenden Fragen würde man 
dir bestimmt hier gerne helfen.

Stichworte:
CE
Blueguide

von Günni (Gast)


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"Im Prinzip ja, aber" Firmen erteilen eigenverantwortlich das 
CE-Zeichen. Aber sie müssen in der Lage sein zu prüfen, ob sie die 
gesetzlichen Vorgaben erfüllen und sie müssen in der 
Projektdokumentation ablegen, welche Prüfungen sie womit gemacht haben 
und welche Ergebnisse dabei herausgekommen sind. Wer unzureichend 
abgesicherte Waren in Verkehr bringt, macht sich strafbar und haftet im 
Schadensfall privat- und strafrechtlich. Sollte mit einer Versicherung 
eine (Produkt-)Haftpflichtversicherung abgeschlossen sein, haftet diese 
bei unterlassenen oder gefälschten Prüfungen nicht, da der 
Vertragsabschluss unter falschen Voraussetzungen zu Stande gekommen ist. 
Nun wird bei der erwähnten Taschenlampe das Risiko eines Schadens 
relativ gering sein, bei größeren Geräten wird der Fall schnell 
problematisch. Was viele Privatpersonen zum Beispiel kaum überprüfen 
können ist, ob die von den Geräten erzeugten Störstrahlungen die 
gesetzlichen Randbedingungen einhalten. Als "alter Hase", der viele 
Stunden in Messkammern verbracht hat und die Enissionsspektren gemessen 
hat, weiß ich wovon ich hier schreibe. Jurist bin ich aber nicht, so 
dass da eventuell noch einige fachliche Ergänzungen hilfreich sein 
können. Ich habe nur ein paar Schulungen in Sachen Haftungsrecht 
mitgemacht, aber nicht alles ganz im Detail verstanden.

von Um Gnade Fleher (Gast)


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Günni schrieb:
> Nun wird bei der erwähnten Taschenlampe das Risiko eines Schadens
> relativ gering sein,

Wenn man da nicht falsch liegt:
https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Berichte/F2115.pdf?__blob=publicationFile&v=2

von Zeitjäger  . (forgoden)


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Ich versteh es zwar auch nicht wie das funktioniert aber ich würd 
einfach mal dieses Papier von IQ130+ unterschreiben. Wenn die Platine 
von einem Platinenhersteller ist, dann kann man RohS von deren Homepage 
herunterladen. Die sollte beiliegen. Dann würd ich von dem Produkt 100 
Stück verkaufen um sicherzustellen dass dieser Markt sich lohnt und ob 
die Leute weiterhin dieses Produkt kaufen wollen.

Ist dann erst mal mehr Geld da, würd ich mir einen CE-Anwalt holen und 
auf weitere Fehler überprüfen und korrigieren.

von China Export (Gast)


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IQ130+ schrieb:
> Da:
> 
https://www.ihk-schleswig-holstein.de/blueprint/servlet/resource/blob/1370914/57f6126a2ca49ae53477d29c4f1f8823/cekonf-data.pdf

Solange er kein eigenes Ladegerät herstellt, hat er mit der 
Niederspannungsrichtlinie nichts am Hut.

von IQ130+ (Gast)


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China Export schrieb:
> IQ130+ schrieb:
>> Da:
>>
> 
https://www.ihk-schleswig-holstein.de/blueprint/servlet/resource/blob/1370914/57f6126a2ca49ae53477d29c4f1f8823/cekonf-data.pdf
>
> Solange er kein eigenes Ladegerät herstellt, hat er mit der
> Niederspannungsrichtlinie nichts am Hut.

Hm, Ja ist schon ne Kunst die passende Richtlinie für das Produkt 
rauszuzusuchen. Es gibt da auch extra für Spielzeugs eigene:
https://www.ce-zeichen.de/klassifizierung/spielzeugrichtlinie.html

Batterien fallen u.U auch unter die EMV-Richtlinie: 
https://www.zvei.org/fileadmin/user_upload/Verband/Fachverbaende/Batterien/Merkblaetter/Allgemeine_Informationen/ZVEI_04_Merkblatt_Marktzugangsbedingungen_fuer_Batterien_2019.03.pdf

von Kybernetiker X. (kybernetiker)


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Für Onlineshop gibt es Textgeneratoren für AGB und Widerrufsbelehrung wo 
man nur noch bestimmte Sachen ankreuzen muss und der Text ist generiert, 
von Rechtsanwälten überprüft und muss copy&paste in ebay oder onlineshop 
eingefügt werden.


Gibt es für CE nicht sowas ähnliches?

von IQ130+ (Gast)


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Kybernetiker X. schrieb:
> von Rechtsanwälten überprüft

was 0 schutz gegenSchäden durchs Produkt selber bietet.

von FrankPost (Gast)


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D. C. schrieb:
> Traurig. Für die Inverkehrbringung eines Gerätes sollte man schon in der
> Lage sein die Basics zu googlen. Bei weiterführenden Fragen würde man
> dir bestimmt hier gerne helfen.
>
> Stichworte:
> CE Blueguide

Oh man D. C....... ECHT danke dir für deinen post. Tschüss ?

von FrankPost (Gast)


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Mark S. schrieb:
> Wenn Du schon zu faul bist mal andere CE-Erklärungen zu studieren,
> möchtest Du Dich sicherlich nicht mit den zugehörigen Richtlinien und
> Normen beschäftigen. So wird das nix, Herr Erfinder!

Aber für solche Fragen sind doch Leute wie du da...... Kommentieren 
scheint dir doch Spaß zu machen?

von my2ct (Gast)


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Günni schrieb:
> Nun wird bei der erwähnten Taschenlampe das Risiko eines Schadens
> relativ gering sein, bei größeren Geräten wird der Fall schnell
> problematisch.

Das kommt drauf an, was der darin befindliche LiIon-Akku in Brand setzt. 
Ich möchte nicht in dem Flieger sitzen.

von MaWin (Gast)


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FrankPost schrieb:
> Muss ein Konformitätsbewertungsverfahren bei einer benannten Stelle
> durchgeführt werden

Nur wenn das Gerät Funk benutzt oder sonstwie exotisch (life support) 
wäre.

> oder bringt man das CE Zeichen selber auf "eigene"
> Gefahr an und erklärt somit das dass Gerät den EU Standards entspricht?

Normalerweise genau so. Man muss dazu natürlich wissen welchen EU 
Standards es genügen muss (Nummern aufschreiben, eventuell abschreiben 
bei einem bauähnlichen Konkurrenzprodukt), und diese gelesen haben,  und 
am besten abheften. Und wenn man im Zweifel ist, muss man messen. Und 
für die Erfüllung von RoHS sammelt man alle Belege der gekauften Teile 
und packt sie in denselben Ordner.

Bleibt noch die Verpackungsverordnung und die Batterieverordnung 
"batteries not included".

von Noy (Gast)


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Verkauf es erstmal als DIY Kit / Prototyp ohne Akku ohne Ladegerät und 
wo der Kunde noch selber was einlöten muss ggf. Z.b. auf Tindie..

Dann kommst du eigentlich erstmal um die Haftung rum soweit ich weiß.

von hinz (Gast)


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Noy schrieb:
> soweit ich weiß.

Das weißt du falsch.

von soundso (Gast)


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Und eine Bedienungsanleitung ist auch Pflicht, egal ob auf Papier oder 
Online (dann muss aber ein Hinweis auf dem Gerät stehen, wo diese zu 
finden ist).

Vorsicht ist auch bei der Geschichte mit dem Ladegerät/Netzteile 
angebracht. Ein Zukaufteil mit CE heisst noch lange nicht das es auch 
geprüft wurde. Auch wenn alle Prüfzeichen usw.. drauf stehen. Immer 
Prüfbereicht verlangen und im Zweifelsfall testen Lassen. In Falle von 
China-Export würde ich die Geräte grundsätzlich prüfen lassen bevor ich 
sie zu meinem Gerät packe. Einen Rechtsstreit wegen nicht erfüllten 
Richtlinien mit Chinesen dürfte zu nichts führen ...

von Stefan F. (Gast)


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soundso schrieb:
> Und eine Bedienungsanleitung ist auch Pflicht,

Sogar in der jeweiligen Landessprache, soweit ich mitbekommen habe. Nur 
englisch genügt nicht.

von soundso (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Sogar in der jeweiligen Landessprache, soweit ich mitbekommen habe. Nur
> englisch genügt nicht.

Korrekt und die Sicherheitshinweise zuerst.
Der Titel müsste sogar "original Bedienungsanleitung zu XYZ" heissen, 
"Bedienungsanleitung" aleine reicht nicht. :-)
aber lassen wir das ... die Bedienungsaleitung ist wohl ein kleineres 
Übel bei der Zulassung...

aber wenn es jemanden interessiert: 
https://de.wikipedia.org/wiki/EN_82079

von Horst G. (horst_g532)


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IQ130+ schrieb:
> Kybernetiker X. schrieb:
>> von Rechtsanwälten überprüft
> was 0 schutz gegen Schäden durchs Produkt selber bietet.

... genau wie "von Rechtsanwälten überprüfte" Texte auch 0 Schutz gegen 
Abmahnungen oder Gerichtsverfahren bieten (und selbst wenn man diese 
gewinnt, weil die AGBs doch rechtlich korrekt waren, hat man den 
Zeitverlust und Ärger und darf ggf. finanziell in Vorleistung gehen).
Lediglich die Wahrscheinlichkeit, von einem Abmahner aufs Korn genommen 
zu werden, ist geringer, wenn deine Texte von vorne herein einen 
halbwegs durchdachten, sinnigen und stimmigen Eindruck machen (d. h. auf 
den ersten Blick das Notwendige enthalten) – wenn du nicht wirklich 
etwas ganz Besonderes bist/vertreibst, machen sich weder Abmahnindustrie 
noch deine Konkurrenz die Mühe, deine AGBs penibel auf Fehler zu 
durchleuchten.
Immer dran denken: Das einzig sichere im Leben ist (frei nach Norbert 
B.) die Rente.

von M. K. (Gast)


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CE ist immer eine Selbsterklärung dass das Produkt die relevanten 
Normen einhält. Nur mußt Du dazu wissen welche Normschriften relevant 
sind und in geeigneter Weise feststellen das Du die auch einhälst.

Ob das Deiner Produkthaftpflicht reicht oder ohne zertifiziertes 
Testlabor eine Überprüfung durch die Bundesnetzagentur übersteht, steht 
auf einem anderen Blatt.

Die Bundesnetzagentur fragt ggf nach den Unterlagen.
Da sollte man dann entweder aus ingeneursmäsßiger Sicht darlegen können 
das das Gerät nicht stören kann oder Messprotokolle haben.

Auch eine Taschenlampe kann die Vorschriften zum Augenschutz reissen.
CE ist mehr als EMV.

https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/Telekommunikation/Unternehmen_Institutionen/Technik/InverkehrbringenvonProdukten/inverkehrbringenvonprodukten-node.html

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