News OpenEEW: Erdbebenfrühwarnsystem als Open-Source-Projekt


von Christoph B. (birki2k)


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Systeme zur Erdbebenfrüherkennung sind nicht nur aufwendig zu realisieren, sondern üblicherweise auch sehr teuer, weswegen weltweit nur wenige Regionen über derartige Systeme verfügen. Durch das Projekt OpenEEW lassen sich Informationen zu Sensoren, aufgezeichnete Daten und Algorithmen teilen, um so die Realisierung derartiger Systeme zu erleichtern.

Der aktuelle Informationsstand geht dabei im Wesentlichen auf die Erfahrungen des Start-ups Grillo zurück, welches bereits in Chile und Mexiko entsprechende Systeme realisiert hat. Dabei kommen anders als bei klassischen Systemen kostengünstige Beschleunigungssensoren zum Einsatz, die über das Internet vernetzt werden. Im Vergleich zu dem System SASMEX konnte nach Informationen von Grillo eine höhere Detektionssicherheit erzielt werden, wobei nur 1 % der Kosten anfielen.

Der Hauptvorteil liegt in der hohen Anzahl an Sensorknoten, die eine bessere Abdeckung eines Gebiets ermöglichen, wobei die Auswertung in der Cloud vorgenommen wird, sodass lokal keine hohe Rechenleistung benötigt wird. Durch diesen Ansatz und den geringen Knotenkosten eignet sich das Projekt gut für den gemeinschaftlichen Betrieb. Dabei versprechen sich die Projektgründer auch Expertise durch die Open-Source-Zusammenarbeit.

Das Projekt wurde von Grillo, IBM und der Linux Foundation als Teil der Code and Response Initiative veröffentlicht. Sowohl Software als auch Hardware sind quelloffen und können in den entsprechenden Repositories abgerufen werden. Zudem ist geplant die Sensoren ebenfalls fertig aufgebaut zu verkaufen.

Bild: OpenEEW


von 100Ω W. (tr0ll) Benutzerseite


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Was ist da als CPU drauf? Ein ESP32?

von Gustl B. (gustl_b)


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Finde ich interessant, aber ich habe da so Bedenken ob das funktioniert 
wenn das Leute einfach in ihrer Wohnung oder so hinlegen. Da wackelt mal 
die Waschmaschine, dann fährt mal ein beladener LKW vorbei, dann gibt es 
einen Donner mit etwas wackelnden Wänden, ...
Hat man da einen Algorithmus mit dem man nur echte Erdbeben rausfiltert? 
Oder funktioniert das wenn viele der Sensoren verwendet werden weil man 
dann nur Ereignisse als Erdbeben zählt die von mehreren Sensoren 
zeitgleich gemessen werden?

von Christoph B. (birki2k)


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Troll T. schrieb:
> Was ist da als CPU drauf? Ein ESP32?

Genau, ist ein ESP32.

Gustl B. schrieb:
> Hat man da einen Algorithmus mit dem man nur echte Erdbeben rausfiltert?

Durch die hohe Anzahl an Knoten konnten sie bisher tatsächlich besser 
echte Ereignisse herausfiltern und hatten laut eigenen Aussagen keine 
False-Positives. Die Knoten bieten eine gewisse Redundanz, wodurch sich 
unschlüssige Daten leichter erkennen lassen.

von Niet for Spiet (Gast)


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Gustl B. schrieb:

> Oder funktioniert das wenn viele der Sensoren verwendet werden weil man
> dann nur Ereignisse als Erdbeben zählt die von mehreren Sensoren
> zeitgleich gemessen werden?

Lesen bildet:

Zitat aus dem Text des TO

Dabei kommen anders als bei klassischen Systemen kostengünstige 
Beschleunigungssensoren zum Einsatz, die über das Internet vernetzt 
werden. Im Vergleich zu dem System SASMEX konnte nach Informationen von 
Grillo eine höhere Detektionssicherheit erzielt werden, wobei nur 1 % 
der Kosten anfielen.

Der Hauptvorteil liegt in der hohen Anzahl an Sensorknoten, die eine 
bessere Abdeckung eines Gebiets ermöglichen, wobei die Auswertung in der 
Cloud vorgenommen wird, sodass lokal keine hohe Rechenleistung benötigt 
wird.

von Gustl B. (gustl_b)


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Ja das steht da. Aber da steht nicht drinnen ob auch die Daten jeweils 
mehrerer Sensoren verheiratet werden oder nicht sondern nur, dass die 
vernetzt sind und in der Cloud gerechnet wird.

von X. Y. (Gast)


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Gustl B. schrieb:
> Oder funktioniert das wenn viele der Sensoren verwendet werden weil man
> dann nur Ereignisse als Erdbeben zählt die von mehreren Sensoren
> zeitgleich gemessen werden?

Um so mehr Messungen man an verschiedenen Orten macht, umso ungenauer 
können sie jeweils sein.

von Obermayer F. (Firma: tbd) (foikei)


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Christoph B. schrieb:
> Dabei kommen anders als bei klassischen Systemen kostengünstige
> Beschleunigungssensoren zum Einsatz, die über das Internet vernetzt
> werden. Im Vergleich zu dem System SASMEX konnte nach Informationen von
> Grillo eine höhere Detektionssicherheit erzielt werden, wobei nur 1 %
> der Kosten anfielen.

Die Kosteneinsparung finde ich schon sehr beachtlich...

Werden die anderen Systeme von staatlicher Seite oder trägen Konzernen 
betrieben, denen meiner Meinung nach oft der Mut/Möglichkeit zum 
"radikal anders denken" fehlt?
Oder melkt eine Firma mit den teuren vorhandenen Systemen die 
betroffenen Staaten?
Auf die Idee "dezentral/einfach/billig" wird doch nicht erst ein 
Start-Up gekommen sein, oder ist das Themengebiet so unerforscht/neu?

Vielleicht kann ja einer fundierte Antworten geben - ansonsen: just my 2 
Cents...

von Jemin K. (jkam)


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Naja, so einfach ist es nicht. Open Source ist da oft nur initial 
billiger. Haben die denn eine Vollkostenrechnung für ihre Entwicklung 
gemacht? Oder wurde die Arbeitszeit gespendet?
Was man bei sowas als Elektronikfreak oft vergisst: die nackte Platine 
ist meist nur ein winziger Teil eines solchen Projekts. Wenn man das 
wirklich zuverlässig als Frühwarnsystem betreiben will, braucht man viel 
mehr:

- Robustheit
- Support
- 24/7 Leitstelle
- Funktionierende Meldewege
- Gute Platzierung aller Sensoren, sonst degradiert die Signalqualität 
schnell, wenn es nicht mehr cool ist, so einen Sensor im Bastelkeller 
liegen zu haben.
- Software Weiterentwicklung
- Sales/Kommunikation mit den staatlichen Betreibern etc.

Das ist ein Riesen Rattenschwanz, bei dem die Kosten der Hardware nahezu 
egal sind. Bei ganz vielen komplexen Systemen ist da so und ich habe das 
ach lange Zeit als "Abzocke" empfunden, aber mit den Jahren habe ich 
lernen müssen, dass billig bei sowas einfach nicht taugt.
Vergleichbare Beispiele wären z.B. Feuerwehrhelme. Die kosten auch nicht 
viel in der Herstellung, aber es ist eben nicht nur ein Stück 
Faserverbundstoff sondern ein ganzes Ökosystem...

von S. R. (svenska)


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Obermayer F. schrieb:
> Werden die anderen Systeme von staatlicher Seite oder trägen Konzernen
> betrieben, denen meiner Meinung nach oft der Mut/Möglichkeit zum
> "radikal anders denken" fehlt?

Offizielle Erdbebenwarnsysteme basieren nicht auf "Big Data", sondern 
"Good Data". Die Sensoren werden also nicht möglichst großflächig 
überall da verteilt, wo man gerade rankommt, sondern die Standorte 
werden gezielt ausgesucht. Jeder Standort wird regelmäßig gewartet und 
der Zustand des Systems (sowie dessen systematische Genauigkeit) fließt 
in die Auswertung mit ein.

Die entstehenden Datenmengen werden auch nicht vorrangig dafür benutzt, 
um unplausible Daten rauszufiltern, sondern um die Position von Erdbeben 
und deren Ursache möglichst genau zu ermitteln.

> Auf die Idee "dezentral/einfach/billig" wird doch nicht erst ein
> Start-Up gekommen sein, oder ist das Themengebiet so unerforscht/neu?

Wenn ich qualitative Untersuchungen von Datenmengen machen will, dann 
ist Big Data ungeeignet. Will ich hingegen quantitative Untersuchungen 
machen, ist das eine gute Idee.

Verteile ich tausende Sensoren, die mit dem Kernziel "billig" produziert 
wurden, möglichst wild in der Landschaft, dann leide ich ganz sicher 
unter systematischen Fehlern und Alterungserscheinungen in den 
Messgeräden, die es schwierig machen, Besonderheiten für 
Forschungszwecke zu benutzen.

Schlägt ein Seismograph aus, dann wird in der Regel versucht, die 
Ursache dafür herauszufinden - und wenn das das Gehüpfe der Fans des 
letzten Fußballspiels ist. Wenn ich das mit Big Data-Ansätzen verknote, 
dann überlaste ich die Gehirne dahinter... und wenn das ausschließlich 
von Computern ausgewertet wird, lassen sich nur schwierig konkrete 
Schlüsse ziehen.

von chris (Gast)


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Als aller erstes würde ich mir bei dem Projekt nach der Auflösung und 
Genauigkeit des verwendeten Sensors stellen.
Auf die Schnelle kann ich nirgends sehen, welcher Sensor verwendet wird.

Von Sparkfun gibt's das Geomikrofon für 60$
https://www.sparkfun.com/products/11744

von chris (Gast)


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Ich sehe gerade, es gibt auch Mikromechanik-Sensoren:

https://www.mikroe.com/earthquake-click

Bei den Sensoren stellt sich immer die Frage, welcher ist für was 
geeignet?

von chris (Gast)


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Interssanterweise wird bei den Angaben zum Mikromechaniksensor die 
Einheit GAL angegeben:

https://de.wikipedia.org/wiki/Gal_(Einheit)

Der Sensor könnte als eine Auflösung von ca. 1mg haben. Reicht das für 
einen gutes Seismometer?

von Fpgakuechle K. (Gast)


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Also nach meinen Kenntnisstand ist Erdbebenvorwarnung immer noch 
unmöglich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Erdbebenvorhersage

Was geht ist die automatische Signalgenerierung zwischen Beginn und 
Höhepunkt der Erdbebens (seismische Welle). Wobei es eigentliche keine 
Reaktionszeit gibt, weil sich die Erdbebenwelle mit mehreren km/s 
ausbreitet.

Da im Teaser nicht auf diesen Unterschied zwischen Anspruch (Warnung 
vor Erdbeben) und Wirklichkeit (automatische Reaktion während 
Erdbeben) hingewiesen wird, handelt es sich m.E. um Etikettenschwindel. 
Es ist kein 'frühwarn' System in dem Sinne das möglichst früh also vor 
Ereigniseintritt vor den Erdbeben gewarnt wird, es wird lediglich 
detektiert das ein Erdbeben sich gerade ereignet.

von chris (Gast)


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>Also nach meinen Kenntnisstand ist Erdbebenvorwarnung immer noch
>unmöglich.
>https://de.wikipedia.org/wiki/Erdbebenvorhersage

Tja, die Frage ist, ob man mit vielen, verteilten Sensoren doch etwas 
mehr abschätzen kann. Soweit ich weiß gibt es jährlich auch bei uns 
viele kleine Erdbeben mit einer Stärke unter 3, die man nicht spürt. Ich 
vermute, dass diese Projekt daher kommt, weil Omron seinen D7S Sensor 
auf den Markt gebracht hat:

https://www.mouser.de/datasheet/2/307/en-d7s-957666.pdf

Was ich nicht weiß ist, welche Erdbebenstärke man damit detektieren 
könnte. Ich vermute, dass es für die Schwachen unter 3 nicht reicht.

von Heinz G. (Gast)


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Ich denke nicht, dass so eine Community Präzisionsmesstechnik gestemmt 
bekommt. Dafür sind zu viele Arduino Frickler unterwegs.

Beitrag #6371375 wurde von einem Moderator gelöscht.
von chris (Gast)


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> von Kowalt (Gast)
> Milligramm? Du kannst nicht einmal abschreiben.

Gut, also hier noch mal für dich, damit du es auch verstehen kannst: Das 
g steht hier für die Feldstärke des Schwerefeldes. Das "mg" also für ca. 
1/1000 der Erdbeschleunigung:

https://de.wikipedia.org/wiki/Schwerefeld

Vielleicht muss man den Vektorpfeil hinzufügen, damit es eindeutig wird.

von Fpgakuechle K. (Gast)


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chris schrieb:
>>Also nach meinen Kenntnisstand ist Erdbebenvorwarnung immer noch
>>unmöglich.
>>https://de.wikipedia.org/wiki/Erdbebenvorhersage
>
> Tja, die Frage ist, ob man mit vielen, verteilten Sensoren doch etwas
> mehr abschätzen kann.

Nein, kann man nicht.

> Soweit ich weiß gibt es jährlich auch bei uns
> viele kleine Erdbeben mit einer Stärke unter 3, die man nicht spürt.

Die werden aber auch von den nationalen Erdbebenwarten aufgezeichnet und 
zu historischen Verläufen ergänzt. Damit kann man zwar langfristige 
Veränderungen in der Aktivität erkennen, für eine Vorhersage reicht es 
aber auch nicht. BTW: gestern hattes ein leichtes mit 2.2 bei Heching 
https://erdbebennews.de/2020/08/leichtes-erdbeben-in-balingen-2/

> Ich
> vermute, dass diese Projekt daher kommt, weil Omron seinen D7S Sensor
> auf den Markt gebracht hat:

Möglich, nur nützt ein Sensor ohne Auswertung und systeme die er 
schalten kann nicht.

von MaWin (Gast)


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Das ist doch wieder so eine aufgeblasene Neuigkeit, würde sie von einem 
hier kommen, untergehen würde.

Das selbe Spiel beim Teilchendetektor mit Photodiode von einem aus dem 
CERN. Dutzende Basteleien mit Anleitung hier im Forum werden nicht 
wertgeschätzt. Kommt aber einer von Außen, eventuell mit einem Nachbau 
von hier, wird er über den Klee gelobt...

von Rudolph (Gast)


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Also am Küchentisch bauen kann das Ding wohl kaum jemand.
Der ADXL355 dürfte gerade noch so von Hand lötbar sein.
Den LAN8710A zu löten dürfte die meisten Leute abschrecken.
Und selbst das eigentlich einfache ESP32-WROOM Modul ist im Layout nur 
für maschinelle Bestückung ausgelegt - mit dem GND Pad unten drunter.
Auf der anderen Seite sind praktisch keine Bauteile unter 0603 da drauf.

von Dirk S. (fusebit)


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Wenn man sich ihren eigenen Benchmark anschaut mit dem sie beweisen 
wollen, dass sie besser und günstiger sind als andere, dann 
disqualifizieren sie sich von selbst.

Wieder einmal ein Fall von wir als community können das besser und viel 
billiger, weil wir out-of-the-box denken und deshalb schon einfach 
besser sind.

Beschleunigungssensoren sind nur sehr eingeschränkt und nur für, in 
Bezug auf Seismik, stärkere Ereignisse geeignet. Daher sicher nicht für 
ein Frühwarnsystem.

Hier gibt es ein Projekt mit einem brauchbaren Sensor und echtem 
wissenschaftlichen Hintergrund: https://raspberryshake.org/

von IQ130+ (Gast)


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Dirk S. schrieb:

> Hier gibt es ein Projekt mit einem brauchbaren Sensor und echtem
> wissenschaftlichen Hintergrund: https://raspberryshake.org/

Interessant, grad die Infraschallmessung. Kann man das auch zur 
Erkundung von Geothermiemöglichkeiten nutzen? man findet gelegentlich 
ausgelegte Erd-microphone zur Prospektion:

https://www.swm.de/privatkunden/unternehmen/energieerzeugung/geothermie/seismik-messungen.html

von Pandur S. (jetztnicht)


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Die Sensoren sind nicht so das Problem. Die MEMS haben den Vorteil 
dreiachsig zu sein, waehrend eine Tauchspule nur vertikal operiert. Und 
mit einer Tauchspule kann man die eigenschwingungen der Erde messen.

Ohne das Projekt genauer studiert zu haben, denke ich dass man mit einem 
Netzwerk von vielen ungenauen Sensoren besser sein kann wie ein genauer. 
Eine Frage der Bandbreite zum Korrelieren.

von IQ130+ (Gast)


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Joggel E. schrieb:
> Ohne das Projekt genauer studiert zu haben, denke ich dass man mit einem
> Netzwerk von vielen ungenauen Sensoren besser sein kann wie ein genauer.

Bei 3.5 km/s muss man aber mehr schnell als genau sein, jedenfalls wenn 
es um Erdbeben geht. bei Militärspionage bzw Bewegung von 
Truppentransporten kann man sich mehr zeit lassen.

https://www.golem.de/news/sensoren-us-militaer-plant-unbemanntes-spionagenetz-fuer-afghanistan-1205-92159.html

Und sowas gabs schon vor dem Internet:
https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Hamster

von Kiui (Gast)


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Echte Sensoren werden auch gerne mal in einer mehrere hundert Meter 
tiefen Bohrung und nahe der geol. Verwerfung versenkt. Es gab auf ARTE 
vor 2 Wochen eine interessante Dokumentation dazu:

"Istanbul bebt - Risiko und Frühwarnung"
https://mediathekviewweb.de/#query=!arte.de%20istanbul%20bebt

von chris (Gast)


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(jetztnicht)
14.08.2020 17:42
>Die Sensoren sind nicht so das Problem. Die MEMS haben den Vorteil
>dreiachsig zu sein, waehrend eine Tauchspule nur vertikal operiert. Und
>mit einer Tauchspule kann man die eigenschwingungen der Erde messen.

Das hat RaspiShake ausch schon bemerkt.

von Günni (Gast)


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Die Idee ist durchaus interessant, ABER das kann nur klappen, wenn neben 
den Beschleunigungswerten auch die Position des Sensors übertragen wird 
und die Übertragung auch noch annähernd kontinuierlich erfolgt. Für 
Regionen, in denen häufig Erdbeben zu erwarten sind (in Europa die 
Türkei, in USA die Region des Andreasgrabens und Japan) ist der dabei 
entstehende Aufwand (Energiekosten für die Erfassung der Messwerte, 
Belastung der Infrastruktur mit den Datenströmen, Auslastung der Server 
und zusätzlich der Aufwand für die Auswertung der Daten)für den 
erwarteten Nutzen eventuell vertretbar. In Gegenden mit wenig und 
schwachen Erdbeben halte ich das schon aus ökologischen Gesichtspunkten 
höchstens als Forschungsprojekt aber nicht auf Dauer verfügbar. Aber die 
Daten müssen lokal gesammelt und ausgewertet werden. Ein globales 
Datensammeln macht da keinen Sinn.

von Jemin K. (jkam)


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Die Daten sind schön und gut, aber für ein WARNsystem braucht man auch 
die Infrastruktur ringsherum.

von Carlo (Gast)


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Fundametals
https://www.analog.com/en/analog-dialogue/articles/understanding-the-fundamentals-of-earthquake-signal-sensing-networks.html


Theoretical differences
Seismic sensing: Comparison of geophones and accelerometers using 
laboratory and field data
 at:  crewes.org  ResearchLinks GraduateTheses 2008 Hons-MSc-2008.pdf

__Conclusion
" Geophone den Vorteil haben, sehr kleine Signale zu erfassen,
wenn die dominante Frequenz zwischen 5 und ~ 60 Hz liegt,
während MEMS-Beschleunigungsmesser einen Vorteil
bei der Erkennung sehr kleiner Hochfrequenzsignale haben können."
__


Application    Hardware_Design_of_Seismic_Sensors ...
https://www.researchgate.net/publication/258396577_Hardware_Design_of_Seismic_Sensors_in_Wireless_Sensor_Network


Practical check    Comparisons
"Comparisons between data recorded by several 3-component coil geophones 
and a MEMS sensor ..."
https://www.researchgate.net/publication/265076483_Comparisons_between_data_recorded_by_several_3-component_coil_geophones_and_a_MEMS_sensor_at_the_Violet_Grove_monitor_seismic_survey

von Dirk S. (fusebit)


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Vielen Dank für die Literaturverweise, das schaue ich mir mal genauer an 
:-)

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Mir erscheint der Titel „Earthquake Early Warning“ zu reißerisch und dem 
Mainstream geschuldet.
Belastbare seismische Messungen, dazu noch zur Lokalisation von 
Erdbeben, erfordern mehr als ein MEMS + einen ESP. Wer sich tatsächlich 
in diese Materie einarbeiten möchte, dem seien die Internetseiten des 
St.-Michael-Gymnasium Monschau [1] empfohlen. Dort werden seit über 20 
Jahren die unterschiedlichsten Themen (aus meiner Sicht mit einem sehr 
hohen Niveau) zu seismischen Messungen und Auswertungen bearbeitet.

[1] http://seismic.mgm-monschau.de/german/index.php

von kurz (Gast)


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S. R. schrieb:
> Offizielle Erdbebenwarnsysteme basieren nicht auf "Big Data", sondern
> "Good Data".

Meines Wissens so wohl als auch: Also mehrere präziese Sensoren 
kommunizieren auf der ganzen Welt miteinander.
Nur so lässt sich ja auch das Epizentrum bestimmen!?

Ganz oben im Kölner Dom wird beispielsweise gemessen, (weil er so hoch 
ist, daher weit auslenkt und mit seinem Fundament eine enorme Masse hat) 
und dort auch Beben in Asien registriert.

Fpgakuechle K. schrieb:
> Also nach meinen Kenntnisstand ist Erdbebenvorwarnung immer noch
> unmöglich.
> https://de.wikipedia.org/wiki/Erdbebenvorhersage

Momentan wird doch das ICARUS System aufgebaut, welches die Bewegung von 
Tieren vom All aus beobacht und warnt wenn viele Tiere schon Stunden 
oder Minuten vor der Naturkatastrophe fliehen.
https://www.icarus.mpg.de/13789/fruehwarnsystem-der-tiere

von Clemens S. (zoggl)


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schienbar muss der sensor nicht wirklich genau sein.
2006 hat jemand etwas ähnliches für Tsunamis mit den Crash sensoren in 
Festplatten versucht:

http://www.ninsight.at/tsunami/usage.shtml

sg

von Michel M. (elec-deniel)


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von rbx (Gast)


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Vom Ansatz her wäre vielleicht Mustererkennung/Datenbank hilfreich, um 
das übliche Rauschen vom erwünschten Signal zu trennen.

Z.B. geht das alltägliche Poltern meist von oben nach unten. Erdbeben 
wackeln aber eher seitlich - mit recht einzigartiger Amplitude bzw. mit 
so "weniger ist mehr" ;)

Zur Mustererkennung stelle man sich ein Kaninchen vor, welches ein recht 
feines Gespür (von Außen: Ohren) dafür hat, WER ein paar Stockwerke 
weiter unten zu Tür hereinkommt.

Außerdem ist es immer noch ein kleiner Unterschied, ob einfach nur die 
Wände vibrieren/Kompressor/Druck auf den Ohren, oder ob man ein 
komplettes Bildwackeln hat.

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Erdbeben_in_Deutschland

Man kann den Effekt des Bildwackelns in etwa (so grob) imitieren, wenn 
man sich mal auf eine schleudernde Waschmaschine setzt.

Darüberhinaus sind Erdbeben - sofern nichts kaputtgeht, oder 
runterfällt, auffällig leise. Also auffällig unauffällig.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Schwingungsmessungen, speziell seismische Messungen betreffen einen 
komplexen Sachverhalt mit sehr spezifischen Eigenschaften. Wer von 
„Wackeln“ spricht oder „vielleicht Mustererkennung“ oder „übliches 
Rauschen“ ist weit von der wirklichen Materie entfernt. Ich bin immer 
wieder erstaunt, wie „Expertentum“ durch Halbwissen entsteht.

von kurz (Gast)


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klassischer Fall von Chaostheorie:
https://de.wikipedia.org/wiki/Chaosforschung#Grenzen_der_Vorhersagbarkeit

"Liegt chaotisches Verhalten vor, dann führen selbst geringste 
Änderungen der Anfangswerte nach einer endlichen Zeitspanne, die vom 
betrachteten System abhängt, zu einem völlig anderen Verhalten 
(sensitive Abhängigkeit von den Anfangsbedingungen). Es zeigt sich also 
ein nichtvorhersagbares Verhalten [...]"

Erstmals bei der Simulation von Wettermodellen aufgetreten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Edward_N._Lorenz
60er, immer noch Hochphase von Kybernetik und Strukturalismus:
Das Wettermodell soll genauer rechnen und es werden zwei 
Nachkommastellen mehr hinzugefügt ... Großrechner rechnet, warten, 
Kaffetrinken gehen ... ... und: oh Wunder, es wurde ein ganz anderes 
Wetter errechnet, nicht das Gleiche genauer, sondern ganz anderes 
Ergebnis!
Tadaa! die Chaostheorie.

Daher ist mit ICARUS den "Hasen" fragen eine gute Idee.

von Blip (Gast)


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kurz schrieb:
> Momentan wird doch das ICARUS System aufgebaut, welches die Bewegung von
> Tieren vom All aus beobacht und warnt wenn viele Tiere schon Stunden
> oder Minuten vor der Naturkatastrophe fliehen.
> https://www.icarus.mpg.de/13789/fruehwarnsystem-der-tiere

Das ist unbewiesener Hokuspokus, weil die Untersuchung fehlt, ob die 
Tiere nicht aus anderen Gründen flohen und dieser Grund mit dem Erdbeben 
nur zufällig zeitlich zusammenfiel.

In den 80igern gabs mal eine italenische Studie, da meldeten nach dem 
Erdbeben viele Bewohner ihre Tiere hätten sich vor dem Erdbeben komisch 
Verhalten. Die Anzahl der Meldungen über komisches Vorhalten vor dem 
Erdbeben, waren aber stattistisch unauffällig wie immer.

von Bänz (Gast)


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Ein ähnliches Projekt es seit etwa 10 Jahren mit 
USB-Beschleunigungsmessern und BOINC-Software:
https://quakecatcher.net/

Ich hatte das damals am laufen, aber die Empfindlichkeit der Sensoren 
war gering. Es hätte etwa ein Erdbeben der Magnitude 3.5 gebraucht um 
das Sensorrauschen signifikant zu übersteigen.

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