Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Konstantstromquelle im Feedback eines ladungssensitiven Verstärkers


von mp (Gast)


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Wie der Titel schon sagt, frage ich mich, wie man im Feedback in einem 
aus diskreten Komponenten aufgebautem ladungssensitiven Verstärkers eine 
Konstantstromquelle (Ifb) einbaut, um die "gesammelte" Ladung linear 
wieder zu entladen.
Ich erwarte als eingesammeltes Signal eine Ladung von ca. 100 fC, was im 
Idealfall ja zu einer Spannung von 100 mV über den Kondensator führen 
sollte (C1). Um diesen dann zu linear über eine Zeit von ca 1 us zu 
entladen, bräuchte ich als eine Stromquelle die (mehr oder weniger 
unabhängig von der im 100 mV gelegenen Spannung) einen Strom von 0.1 uA 
bereitstellt und das ganze nicht zum schwingen bringt.
Ich habe schon in die Richtung Stromspiegel oder Stromregeldiode 
gelesen, allerdings liegen die Ströme dann für diskrete Bauteile eher im 
besten Fall im mA Bereich und mir ist nicht klar, welche Bauteile für so 
kleine Ströme sinnvoll wären. Daher wäre ich für einen konkreten Tip 
(Datenblatt oder Schaltung) der mir weiterhelfen würde sehr dankbar!

von ths (Gast)


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Ladungsverstärker habe ich schon einige gebaut, aber ich bin noch nicht 
auf die Idee gekommen, den Kondensator linear zu entladen. Sondern 
schlicht und einfach über einen Schalter und einen Vorwiderstand.

Wozu soll die lineare Entladung gut sein?

von Schlauberger (Gast)


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ths schrieb:
> Wozu soll die lineare Entladung gut sein?

Damit der Strom beim Entladen schön brav konstant bleibt.

von Reihaus (Gast)


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einen Widerstand an Vin- andere Seite an konstante Spannung schalten.
Bei C1 = 1p viel Spaß.

von mp (Gast)


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ths schrieb:
> Wozu soll die lineare Entladung gut sein?

Wenn der Entladestrom konstant ist, kann man im Idealfall aus der Dauer 
der Entladung die ursprünglich eingesammelte Ladung bestimmen, da diese 
dann direkt proportional zueinander sind. Damit kann man dann mit einem 
Komparator und einem FPGA, recht gut die Zeit bestimmen und daraus die 
Ladung extrapolieren (ohne ADC).

Reihaus schrieb:
> einen Widerstand an Vin- andere Seite an konstante Spannung
> schalten.
> Bei C1 = 1p viel Spaß.
Also mir ist klar, dass die C1 = 1p sehr klein ist und man in spice zwar 
schön 1.0p hinschreiben kann, die Realität dann doch davon entfernt ist. 
Der Wert ergibt sich im Moment vom bisher simulierten 
Operationsverstärker.

Deinem Vorschlag folgend, würde die konstante Spannung mit Widerstand 
letztendlich die Kapazität C1 aufladen (kein Strom fließt in den 
Operationsvertärker), damit die Eingangsspannung immer weiter erhöhen 
und somit den Operationsverstärker saturieren?

von Reihaus (Gast)


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Je nach Vorzeichen der Spannung wird der Kondensator geladen oder 
entladen.

von Achim S. (Gast)


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mp schrieb:
> Wenn der Entladestrom konstant ist, kann man im Idealfall aus der Dauer
> der Entladung die ursprünglich eingesammelte Ladung bestimmen, da diese
> dann direkt proportional zueinander sind.

Die Stromquelle soll also auch noch "ausschalten", sobald der Ausgang 
des OPV 0V erreicht? Und das als aktive Schaltung in der Rückkopplung 
eines 1,6GHz-OPVs, der nicht unity gain stable ist? Ich glaube nicht, 
dass sich dafür eine Lösung finden wird.

Hast du denn schon mal darüber nachgedacht/ausprobiert/zumindest 
simuliert, ob dein Verstärker als solcher stabil läuft (also noch ohne 
die Stromquelle in der Rückkopplung)?

von Udo S. (urschmitt)


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Ich glaube nicht wirklich dass deine angedachte Lösung billiger und/oder 
besser ist als ein ADC.
Ein "Ladungsverstärker" ist doch eigentlich ein 
Ladungs/Spannungswandler, der eine zur Ladung proportinale 
Ausgangsspannung angibt.

mp schrieb:
> Wenn der Entladestrom konstant ist, kann man im Idealfall aus der Dauer
> der Entladung die ursprünglich eingesammelte Ladung bestimmen

Dann nimm einen Widerstand. Das Verhalten eines RC Glieds ist recht gut 
erforscht und du kannst aus der Entladezeit zwischen einer oberen und 
unteren Schwelle genausogut auf die Ladungsmenge schliessen

Aber das wird alles ziemlich lustig, weil bei einer Kondensatorgröße von 
1p und einer Zykluszeit von 1µs stell ich mir alleine schon die Aufgabe 
hier einen funktionierenden und hinreichend genauen Schwellwertdetektor 
für die untere Schranke zu bauen nett vor.

von ths (Gast)


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Nur mal so gefragt: Hast du mal einen Ladungsverstärker für ein paar pC 
gebaut und kennst die damit verbundenen Probleme oder ist die 
Fragestellung bisher eher theoretischer Natur?

von mp (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Die Stromquelle soll also auch noch "ausschalten", sobald der Ausgang
> des OPV 0V erreicht? Und das als aktive Schaltung in der Rückkopplung
> eines 1,6GHz-OPVs, der nicht unity gain stable ist? Ich glaube nicht,
> dass sich dafür eine Lösung finden wird.
> Hast du denn schon mal darüber nachgedacht/ausprobiert/zumindest
> simuliert, ob dein Verstärker als solcher stabil läuft (also noch ohne
> die Stromquelle in der Rückkopplung)?

Also zumindest in Spice funktioniert eine einfache Simulation schon, 
insbesondere mit einer an das Datenblatt angelehnten Rückkopplung (mit 
einfachem Widerstand und ähnlichem Kondensator). Das es recht 
kompliziert wird, gegen diesen aggresiven OPV "anzuregeln" war mir schon 
klar. Allerdings ist die bisherige absolut nicht fixe Wahl eher durch 
"ah so haben die das gemacht" gefallen.
Wäre es denn realistisch einen OPV mit deutlich geringerer Bandbreite 
mit einer passenden Konstantstromquelle rückzukoppeln?

von mp (Gast)


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Udo S. schrieb:
> Ich glaube nicht wirklich dass deine angedachte Lösung billiger
> und/oder
> besser ist als ein ADC.
Ja, es kommt halt ein wenig auf die Details an, insbesondere auf die 
gewünschte Zeitauflösung, und da steigen die Preise für ADCs ja eben 
nicht ganz linear an.

> Ein "Ladungsverstärker" ist doch eigentlich ein
> Ladungs/Spannungswandler, der eine zur Ladung proportinale
> Ausgangsspannung angibt.
> mp schrieb:
>> Wenn der Entladestrom konstant ist, kann man im Idealfall aus der Dauer
>> der Entladung die ursprünglich eingesammelte Ladung bestimmen
>
> Dann nimm einen Widerstand. Das Verhalten eines RC Glieds ist recht gut
> erforscht und du kannst aus der Entladezeit zwischen einer oberen und
> unteren Schwelle genausogut auf die Ladungsmenge schliessen
>

Das ist ja gerade der Grund warum ich an die Konstantstromquelle 
überhaupt gedacht habe, da man dann 1. deutlich oberhalb vom Rauschen 
arbeiten kann und 2. eben das Problem mit dem langsamen Teil des 
exponentiellen Abfalls nicht hat, sondern schnell durch eine Schwelle 
durchläuft.

von mp (Gast)


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ths schrieb:
> Nur mal so gefragt: Hast du mal einen Ladungsverstärker für ein
> paar pC
> gebaut und kennst die damit verbundenen Probleme oder ist die
> Fragestellung bisher eher theoretischer Natur?

Die Fragestellung ist bisher nur theoretischer Natur (und deswegen 
wahrscheinlich auch so komisch für Leute die sich damit wirklich 
auskennen). Als Nutzer von fertigen ICs habe ich schon relativ viel mit 
Ladungsverstärkern von ein paar tausend Elektronen gearbeitet und frage 
mich nun, ob sich das zumindest teilweise in diskreter Bauweise umsetzen 
lässt.

von Uwe Bonnes (Gast)


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mp schrieb:

> Also zumindest in Spice funktioniert eine einfache Simulation schon,

Selten so gelacht!

von ths (Gast)


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Die fertigen Ladungsverstärker interessieren mich. Bitte um nähere 
Angaben.

Es gibt bei diskret aufgebauten Verstärkern durchaus einige Probleme. 
Sauberkeit der Platine, Mikrophonieffekte, piezoelektrische Effekte und 
eine ganzes Sortiment von Widrigkeiten. Bei den genannten 
Randbedingungen alles andere als trivial.

von Rainer V. (a_zip)


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Hi, ich durfte als junger HiWi an einem Ladungsverstärker für einen 
Prüfstand im Institut mitarbeiten und ich erinnere mich nicht wirklich 
gern daran. Diese Dinger sind einfach schwer zu handeln. Ich empfehle 
daher dringend, die "verbesserungen" erst mal im Hinterkopf zu lassen 
und eine konkrete, einfache Schaltung aufzubauen. Wenn du das 
zufriedenstellend hingekriegt hast, dann kann man weitermachen. Ich 
schätze aber, das du bis dahin noch viele Fragen haben wirst... Mit der 
Simulation alleine wird das nichts!
Viel Spass und Gruß, Rainer

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