Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik 10-fache Gravitation auf Microcontroller


von maki (Gast)


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Guten Tag zusammen

Für ein Semesterprojekt muss ich einen digitalen Regelkreis bauen.
Bei der Wahl der Sensoren und des Microcontrollers bin ich völlig frei.

Folgende Randbedingungen:

1. Einsatz in einer Höhe von 9000m
2. Kräfte von bis zu 10-facher Gravitation

Leider stehen in den Datenblätter der Microcontroller solche Angaben 
nicht.
Wie weiss ich nun, ob der Microcontroller solch ein Arbeitsumfeld 
überleben wird, ohne ihn unter diesen Bedingungen zu testen.
Gibt es solch eine Spezifikation im Datenblatt, die eine Aussge dazu 
machen könnte?

Kann mir jemand weiterhelfen?

Vielen Dank

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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maki schrieb:
> Wie weiss ich nun, ob der Microcontroller solch ein Arbeitsumfeld
> überleben wird, ohne ihn unter diesen Bedingungen zu testen.

Im Zweifelsfalle, indem du den Sales Droiden des Herstellers danach 
nervst.

Der wird vermutlich allerdings nach geschätzten Stückzahlen (pro Jahr) 
fragen. Wenn der Parameter nämlich noch nicht getestet worden ist und 
man eine Zusage eines solchen Parameters erwartet, dann muss der 
Hersteller logischerweise vorher einen entsprechenden Test aufbauen. Das 
kostet Geld.

von Jitterer (Gast)


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Warum sollte er das nicht können wenn du vernünftig lötest.

Hochstens starke Vibrationen können in den Quarz einkoppeln, aber da 
reden wir eher über 1000m/s^2 und hohe Frequenzen.

Automotive microcontroller sollten das ohne Probleme abkönnen

von oszi40 (Gast)


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Der µC wird nicht das EINZIGE Teil sein, was diese Beschleunigung und 
einige Resonanzen und Temperaturen aushalten muß! 
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwingtisch Selbst wenn der Schaltkreis 
super ist, kann der Aufbau Mist sein.

von Forumsdrachen (Gast)


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maki schrieb:
> 2. Kräfte von bis zu 10-facher Gravitation

Lässt sich problemlos selbst qualifizieren:
Objekt aus 1 m fallen lassen und über 10 cm bis zum Stillstand 
verzögern.

von Johannes M. (johannesm)


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Wir bauen Geräte die in ihrer Umgebung bis ca. 35g ausgesetzt sind, den 
Mikrocontrollern (Industrie Typen Cortex-M7) hat das noch nichts 
ausgemacht. Anstatt Quarzen benutzen wir MEMS Oszillatoren, die sollen 
angeblichen >10000g aushalten, haben wir noch nicht getestet. ;-)
Zu großer Höhe und den Luftdruckverhältnissen kann ich nichts sagen, bei 
uns ist alles in Bodennähe. Für den Aerospace Bereich gibts da 
sicherlich angaben.

Edit: Gerade gesehen: https://blog.st.com/stm32-in-the-sky/ da gehen die 
wohl bis 45km

von M. K. (sylaina)


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Jitterer schrieb:
> Warum sollte er das nicht können wenn du vernünftig lötest.

Weil vielleicht das Package selbst diese Belastung nicht aushält? 10g 
sind fei net wenig. Es ist auch eine Frage, wie lange diese 
Beschleunigung auf das IC einwirkt und in welcher Richtung ;)

Jörg W. schrieb:
> Im Zweifelsfalle, indem du den Sales Droiden des Herstellers danach
> nervst.

Sehe ich genauso. Da wird man den entsprechenden Hersteller schlich mit 
nerven müssen wenn es dazu keine Daten im Datenblatt gibt.

maki schrieb:
> 1. Einsatz in einer Höhe von 9000m
> 2. Kräfte von bis zu 10-facher Gravitation

Hier wäre auch noch interessant, wie lange diese Kräfte einwirken. 9km 
Höhe und 10g klingt nach Raketentechnik. Normale Avionik ist für solche 
Belastungen, wenn überhaupt, nur kurzzeitig ausgelegt. Für längere 
Einwirkdauer wirds dann typischer Weise militärisch oder 
Raumfahrttechnik ist am Start aber zu letzterem passen die 9km nicht.

von Maschinenstürmer (Gast)


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Hier ein Fall aus dem Leben...

Vor zwanzig Jahren entwickelten wir für einen Kunden an einem G-Kräfte 
Datenlogger mit einigen kHz Bandbreite auf PC-104 Basis zum Loggen von 
Fallschirmabwürfen von Lasten. Da gab es dann irgendwann einen Unfall 
beim Kunden wo sich ein Fallschirm mit daran hängenden 3T 
Geländefahrzeug aus 1000m Höhe nicht öffnete...

Wir bekamen dann den Datenlogger später zurück der teilweise auch zu 
Bruch gegangen ist. Die SSD Speicher und der PC-104 Steuer-PC überlebten 
umd wir konnten die Daten erfassen. Beim Absturz wurden für ein paar ms 
über 200G geloggt. Die Kurven sahen recht interessant aus. Inwieweit die 
Polsterung und Federung die Kräfte beeinflußte ist etwas unklar. Der 
PC-104 funktionierte jedenfalls noch vollkommen einwandfrei. Die PC-104 
ADC Karte wurde allerdings zusammen mit anderen Teilen auch erwas 
beschädigt. Der Datenlogger war in einen kleinen Pelican Koffer fest 
eingebaut. Einiges Jalbzeug wie Schraubengewinde schnappten beim 
Aufschlag auch entzwei. Der Koffer blieb intakt. War eigentlich sehr 
interessant die Sachen später zu untersuchen.

Ich bin ziemlich sicher, daß ICs große Beschleunigungskräfte aushalten. 
Ob das Zufall war, ist schwer abzuschätzen.

Beitrag #6408060 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Mani W. (e-doc)


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Forumsdrachen schrieb:
> maki schrieb:
>> 2. Kräfte von bis zu 10-facher Gravitation
>
> Lässt sich problemlos selbst qualifizieren:
> Objekt aus 1 m fallen lassen und über 10 cm bis zum Stillstand
> verzögern.

Kannst Du den letzten Satz bitte genauer erläutern?

von Achim S. (Gast)


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Mani W. schrieb:
> Kannst Du den letzten Satz bitte genauer erläutern?

du lässt den Chip aus 1m Höhe in irgendein supersoftes Material Fällen, 
das ihn auf einer Strecke von 10cm gleichmäßig abbremst - das ergibt 
10g.

oder realistischer: aus 10cm Höhe auf einen Schaumstoff von 1cm - bremst 
mit mindestens 10g. ein normales IC lässt das völlig kalt. 
Lötverbindungen können eher Schaden nehmen.

von Harry L. (mysth)


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Frag mal im Amsat-Forum!
Die kennen sich mit sowas aus.

https://forum.amsat-dl.org/

von Mani W. (e-doc)


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Achim S. schrieb:
> du lässt den Chip aus 1m Höhe in irgendein supersoftes Material Fällen,
> das ihn auf einer Strecke von 10cm gleichmäßig abbremst - das ergibt
> 10g.

Gramm oder 10-fache Erdbeschleunigung?

Achim S. schrieb:
> oder realistischer: aus 10cm Höhe auf einen Schaumstoff von 1cm - bremst
> mit mindestens 10g. ein normales IC lässt das völlig kalt.

Und wenn ich dieses IC aus dem ersten Stock fallen lasse auf
weichen Schaumstoff, der nur 1cm nachgibt, welche Kräfte wirken dann?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Komische Zahlen schrieb im Beitrag #6408060:
> Da fliegen Passagierflugzeuge höher.

Allerdings bremsen die nicht mit 10g, insbesondere nicht in dieser Höhe.

Eine Ballonmission fliegt zwar höher, aber dann wirken auch keine 10g 
auf die Nutzlast ein. OK, bei der anschließenden Landung auf der Erde 
vielleicht (also nicht gleichzeitig mit den 9000 m Höhe).

von Egon D. (Gast)


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Maschinenstürmer schrieb:

> Ich bin ziemlich sicher, daß ICs große Beschleunigungskräfte
> aushalten.

Klar.


> Ob das Zufall war, ist schwer abzuschätzen.

Unwahrscheinlich.

Nur mal zum Weiterdenken: Manche moderne Artillerie (und
auch manche Panzerkanonen) haben an der Mündung des
Kanonenrohres eine Ringspule, mittels derer der genaue
Detonationszeitpunkt der Granate programmiert wird,
wenn das Projektil den Lauf verlässt.

Was wird sich wohl in der Granate befinden, und welcher
Beschleunigung muss das standhalten? Ein lochkarten-
gesteuerter Rechner wird es ja wohl nicht sein, und
eine Zahnradmechanik auch nicht...

von Stefan H. (cheeco)


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Hier ein paar Tipps:

- 10g sind nicht gleich 10g. Mit 10g kann eine statische Beschleunigung 
gemeint sein, als auch der RMS-Wert einer frequenzabhängingen Anregung.

- Statische Lasten von 10g steckt ein kleines leichtes Elektronikpackage 
problemlos weg, die wirkende Gewichtskraft von wenigen Gramm ist nur 10 
mal höher - kein Problem.

- Anders sieht es bei frequenzabhängigen Beschleunigungen aus. Hier kann 
durch die Vibration deine PCB zum Schwingen angeregt werden. Dadurch 
können die real wirkenden Beschleunigungen im Bereich des Chips um den 
Faktor 10-20 ansteigen, was zu einer Schädigung an der PCB oder an den 
Pins führen kann.
Falls man eine frequenzabhängige Anregung hat, sollte man die 
Schwingungsneigung mit ausreichend Befestigungspunkten zu einem 
Strukturbauteil vermindern.

- In 9000m sind auch noch keine Strahlungseffekte relevant. Wichtig wäre 
aber doch see Temperaturbereich, da es da oben recht kalt werden kann.

Es gibt für die Raumfahrt herunterladbare ECSS-Normen und Handbücher, da 
steht allerlei interessantes drin.

Viel Spaß beim Basteln!

Stefan

von Achim S. (Gast)


Angehängte Dateien:

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Mani W. schrieb:
> Gramm oder 10-fache Erdbeschleunigung?

in dem Fall ist mit g natürlich die Erdbeschleunigung gemeint.

Mani W. schrieb:
> Und wenn ich dieses IC aus dem ersten Stock fallen lasse auf
> weichen Schaumstoff, der nur 1cm nachgibt, welche Kräfte wirken dann?

Die ausführliche und umständliche Rechnung siehe Anhang.

Die Kurzform lautet: wenn du über 400 cm mit 1 g beschleunigst und das 
dann auf 1 cm wegbremsen willst, dann brauchst du dafür 400 g. Das ist 
die sich ergebende Beschleunigung. Welche Kräfte dann wirken hängt von 
den beschleunigten Massen ab.

von A. S. (Gast)


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Stefan H. schrieb:
> - In 9000m sind auch noch keine Strahlungseffekte relevant.

Doch. Die Strahlung steigt von 0.1 uSv auf 2.

10g sind hingegen ein Witz. Das Fallbeispiel zeigt es. 1m auf den 
Stein-Boden sind eher 100 oder 1000g. Bei einem Auo oder einem Stein ist 
es ja eher die Masse dahinter, die zu hoher Flächenpressung und dadurch 
Schäden führt. Ein IC kaum, ein hochkant Leistungs-C, -R oder -L schon 
eher

von Wolfgang (Gast)


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maki schrieb:
> Leider stehen in den Datenblätter der Microcontroller solche Angaben
> nicht.

Frage dich eher, ob deine Platine das übersteht.
10-fache Erdbeschleunigung ist erstmal nicht so wirklich viel.

Früher (tm) hat man für Transistoren im TO-18 Gehäuse Löcher in die 
Platine gebohrt und sie kopfüber reingesteckt, damit sie sich bei 
Raketenvibration/-beschleunigung nicht die Beine abreißen.

von (prx) A. K. (prx)


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Jörg W. schrieb:
> Allerdings bremsen die nicht mit 10g

Falls doch: Der Flugdatenschreiber muss 3400 g abkönnen.

: Bearbeitet durch User
von spess53 (Gast)


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Hi

>Falls doch: Der Flugdatenschreiber muss 3400 g abkönnen.

Muss er doch. Wenn das Teil senkrecht in den Boden rammt.

MfG Spess

von Marc E. (mahwe)


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Bei 10g keine Sorgen.
schau  dir mal 3d Hubschrauber Flug im Modellbau an  alles Brushless 
Motoren heutzutage. Controller sind oft von  Atmel  nie Probleme gehabt 
selbst nach crashs mit 100m/s auf null mit 30 cm Bremsweg in Erde 
funktionierten oft viele Teile noch wenn  man sie denn noch 
identifizieren konnte.

Auch wenn man sie danach nie wieder verwendet hat zum fliegen, finde ich 
es immer wieder erstaunlich was alles überlebt.

9000 m Höhe ist problematischer wegen Druck temp Druckdifferenz 
entstehenden Feuchtigkeit Kondensation.

: Bearbeitet durch User
von Karl K. (karl2go)


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Bei 9000m hätte ich eher Bedenken, dass Gehäuse durch den Unterdruck 
aufpoppen.

Aber das kann man in einer Druckkammer testen.

von Wolfgang (Gast)


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Karl K. schrieb:
> Bei 9000m hätte ich eher Bedenken, dass Gehäuse durch den Unterdruck
> aufpoppen.
>
> Aber das kann man in einer Druckkammer testen.

Das sind nicht mal 1 bar. Problematisch ist überhitzter Wasserdampf.

von PittyJ (Gast)


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10g sind doch harmlos.
Ich habe einige Beschleunigungssensoren im Einsatz, die haben einen 
normalen Messbereich bis 8g. Das ist Normalbetrieb. Also machen 2g mehr 
wohl auch nichts aus.

von Olaf (Gast)


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> Gibt es solch eine Spezifikation im Datenblatt, die eine Aussge dazu
> machen könnte?

Ich finde es etwas eigenartig das man dir als Student sowas sagt.
Insbesondere Vibration Class ist etwas sehr aufwendiges das ueberwiegend
auf Platinenebene entschieden wird. Ich hab auch Kondensatoren in 0805
gesehen die nach einem Test von der Platine gefallen sind.
Von Steckverbindern fangen wir da mal garnicht erst an. :-)

Also geht es bei dir vermutlich nur um ein spezielles Bauteil.
Beschleunigungssensoren haben ja interne Massen die sich bewegen und da
wird es sicher maximale Kraefte geben. Ich denke aber das die dann auch
wirklich im Datenblatt stehen.

Olaf

von Gerhard (Gast)


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Typische akademische Herangehensweise (des Profs?) ohne praktische 
Erfahrung.

9.000 Meter Höhe sind völlig irrelevant. Relevant sind dagegen Druck 
(vor allem für Kondensatoren) und Temperatur. Die Temperatur ist 
natürlich nicht die Umgebungstemperatur, sondern die von Verlustleistung 
und Wärmeübergangswiderständen abhängige Temperatur der einzelnen 
Bauteile. Bis -20°C normalerweise kein Problem. Bis -40°C sind durch 
Auswahl entsprechend geeigneter Bauteile eher problemlos. Der Bereich 
bis -55°C schränkt die Bauteilauswahl schon sehr ein, insbesondere 
hochintegrierte, wie etwa Mikrocontroller.

10g sind für Halbleiter im Gehäuse selbst überhaupt kein Problem, nur 
die Befestigung auf der Platine (Qualität Basismaterial und Lötung, 
Größe der Lötpads, ggf. kleben) muss entsprechend sein.

von Teo D. (teoderix)


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Im richtigen (?) Material eingegossen, haben se das in den 60ern mit 
ner Kanone auf über 150km geschossen....
https://de.wikipedia.org/wiki/High_Altitude_Research_Project

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Mit Elektrolyts sollte man einen Unterdrucktest machen oder besser nicht 
verwenden. Ausweichen auf Tantal o.ä.
Ansonsten

Harry L. schrieb:
> Frag mal im Amsat-Forum!
> Die kennen sich mit sowas aus.
>
> https://forum.amsat-dl.org/

von Blechbieger (Gast)


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maki schrieb:
> 1. Einsatz in einer Höhe von 9000m

da oben sind noch ca. 0,33 Bar Luftdruck.
Da sehe ich drei mögliche Probleme.


1. aufpoppende Gehäuse wie von anderen schon genannt
2. Kühlung. Dünne Luft hat wesentlich weniger Kühlleistung
3. manche Bauteile brauchen korrekten Luftdruck zum Funktionieren. Z.B. 
Festplatten sind nicht hermetisch dicht (Ausnahme He befühlte Platten) 
und brauchen die rotierende Luft um die Köpfe zum schweben zu bekommen. 
Bei zu niedriger Luftdichte schweben sie zu tief oder heben gar nicht 
mehr ab.

von Bastler_HV (Gast)


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Noch ne Anekdote:

Ein Kollege der vorher auch Projekte für das Militär gemacht hat, hat 
einen Flugdatenschreiber für Artilleriegeschosse gebaut.
Natürlich alles mit Mil-Technik, die IC schön in Keramik verpackt.
Leider sind die Speicherchips bei 50000G im Gehäuse gebrochen, weil der 
Kleber unter dem Chip nicht ganz gleichmässig war.
Sie haben dann die Consumer-Version (mit Plastik umspritzte) genommen 
und siehe da, die haben die Beschleunigung ausgehalten.

Also 10G sind pillepalle. Und Plastik ist besser als Keramik.

Beitrag #6408325 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Ingenieur (Gast)


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maki schrieb:
> 1. Einsatz in einer Höhe von 9000m
> 2. Kräfte von bis zu 10-facher Gravitation

Ich fände es einfach gut, wenn DU! das einfach erfprschen würdest und 
dann hier publizierst. Wäre das nicht mal ENDLICH was Wertvolles an 
gebäschel?

Ich schätze mal:

Die Höhe kann kein Problem sein, weil die Druckänderung kaum ins Gewicht 
fällt. Allenfalls könnte sich ein Plastikchip etwas wölben, wenn 
minimale Luft von Innen nicht rasch geug ausgasen kann. (Kunststoffe 
nehmen Feuchte und Gase auf).

Die bei Erschüttungen könnte es zu Elektronenverschiebungen komenn (die 
kann man messen) welche aber in Digitalschaltungen komplett im Rauschen 
untergehen werden. Bei 100g sieht es da etwas anders aus. Die Halbleiter 
sind meisten klein und massiv genug, damit die Druckspannungswellen sich 
ausgleichen können. Bei einenm Prozessor a la Intel ist die 
Schockfestigkeit sicher um Faktoren geringen.

10g sind aber nicht viel. Man hat auch öfters Schwingungen in Systemen 
und da rattern die Chips auch mit Frequenzen um mehrere kHz hin und her. 
Kannst die ja mal die g ausrechnen, wenn eine Lautsprecherelektronik um 
0,01mm wackelt, während sie 10kHz abkriegt. Stichwort 2. Ableitung von 
sin(wt).

Der Kackpunkt dürfte auch hier wieder die Restelektronik sein:

Pins reissen sehr schnell ab, wenn ein Chip stark erschüttert wird und 
das gleiche gilt für Lotstellen. Auch Kabel mögen kein Gewackel.

Die Höhe könnte Elkos und anderen vergossenen Bauteilen Probleme machen.

von Ingenieur (Gast)


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Bastler_HV schrieb:
> Und Plastik ist besser als Keramik.

Interessante Betrachtung! Das Plastik dürfte dann Dämpfer gespielt 
haben. Allerdings sollten solche Dinge per Festlagerung gelöst sein, 
d.h. das Teil ist gekapselt und sollte die gewaltigen Kräfte gar nicht 
sein, weil letztlich kein Chip sowas aushält. Schon 1000g erzeugen bei 
der Masse eines Intelprozessors eine Kraft, mit der man ihn aus der 
Platine reissen kann und sie sich wenigstens so durchbiegt, dass 
irgendwas in den Lagen reisst.

Von daher muss man mit solchen Betrachtungen vorsichtig sein, wieviel 
ein Chip nun genau aushält.

Notwendig ist hier eine gute Mechaniksimulation, welche sicherstellt, 
dass die einzelnen Bauteile nicht überlastet werden.

von Soul E. (Gast)


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maki schrieb:

> 1. Einsatz in einer Höhe von 9000m

Das bedeutet reduzierter Luftdruck. Für hermetisch dichte Gehäuse sollte 
das kein Problem sein. Bei den heute üblichen Kunststoffgehäusen muss 
man ggf die Baugruppe kapseln und den Druckausgleich verzögern.

> 2. Kräfte von bis zu 10-facher Gravitation

Statt Consumer-Elektronik Bauteile in Automobil-Qualität verwenden. Da 
hast Du schonmal AEC Q100 erfüllt:

* Mechanical Shock JEDEC JESD22-B104
Y1 plane only, 5 pulses, 0.5 msec duration, 1500 g peak acceleration.

* Variable Frequency Vibration JEDEC JESD22-B103
20 Hz to 2 KHz to 20 Hz (logarithmic variation) in >4 minutes, 4X in 
each orientation, 50 g peak acceleration.

* Constant Acceleration MIL-STD-883 Method 2001
Y1 plane only, 30 K g-force for <40 pin packages, 20 K g-force for 40 
pins and greater.

Beitrag #6408436 wurde von einem Moderator gelöscht.
von M. K. (Gast)


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maki schrieb:
> 10-facher Gravitation

Also eine MCU die 10gr wiegt, wiegt dann 100gr.
Also das hält der aus 😂

In der Luftfahrt testen wir komplette Geräte bis 16G und selbst schwere 
Relais und DC/DC Wandler halten das, wenn man die mit der PCB verklebt.

9000m sind auch ein Klacks.
Wie man nach 5sek googlen erfährt herrscht dort ein Druck von 0,329 bar, 
also keine 0,7Bar Druckunterschied.

MCU halten auch 600bar aus, mit Druckneutralem Verguss in 6000m 
Wassertiefe, also mach Dich nicht verrückt.

von Wolfgang (Gast)


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M. K. schrieb:
> Also eine MCU die 10gr wiegt, wiegt dann 100gr.

Eine MCU, die 10 Gramm wiegt, wiegt 10 Gramm. PUNKT.

Du meinst vermutlich die Kraft, die auf eine MCU mit der Masse 10 Gramm 
unter einer Beschleunigung von 10-facher Erdbeschleunigung wirkt.
Kräfte werden in Newton gemessen.

von Helmut L. (helmi1)


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10 g ist doch Pillepalle.

Im zweiten Weltkrieg haben die Amis Naehrungszuender fuer 
Flugabwehrgranaten entwickelt.  Da waren 3 Roehren drin und die hielten 
die Beschleunigung beim abfeuern aus einem Kanonenrohr auch aus. Davon 
haben die Million gebaut.

http://www.operatorchan.org/stem/res/5423.html

von Rainer V. (a_zip)


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Weitere Orientierung könnten auch einfach die Datenblätter der diversen 
Beschleunigungssensoren liefern. Da gibt es eine Menge Infos, auch über 
Mechanik, Einbauhinweise usw. Über den berühmten Daumen bekommt man dann 
auch ein Gefühl dafür, was man einem Controller und anderen Bauteilen 
zumuten kann. Da muß man keinen Hersteller mit Fragen nach 
Spezifikationen quälen, die er nicht geprüft hat. Natürlich würde er das 
sowieso nur machen, wenn "Millionen-Bestellungen" avisiert würden.
Einen Chip auf eine Schaumstoffmatte fallen lassen scheint mir relativ 
sinnfrei.
Aber eine bestückte Platine - auch in einem Gehäuse - mal auf einen 
Steinboden knallen zu lassen, wäre doch einen Versuch wert. Letztlich 
wird hier aber nur der reelle Test Aufschluss geben können. Entweder es 
funktioniert auch entgegen diverser theoretischer Abschätzungen oder 
nicht...dann muß halt der nächste, modifizierte Aufbau her.
Viel Spass und Gruß Rainer

von Karl K. (karl2go)


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M. K. schrieb:
> Also eine MCU die 10gr wiegt, wiegt dann 100gr.

Nein, natürlich nicht. Hast du das Konzept von Masse nicht verstanden?

100g sind 100g, egal ob auf der Erde, auf dem Mond oder im Weltraum.

Beitrag #6408573 wurde von einem Moderator gelöscht.
von M. K. (Gast)


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Karl K. schrieb:
> Hast du das Konzept von Masse nicht verstanden?

Hast Du das Konzept von plakativen, leicht verständlichen Erklärungen 
verstanden?

von MeierKurt (Gast)


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Maschinenstürmer schrieb:


> Fallschirmabwürfen von Lasten. Da gab es dann irgendwann einen Unfall
> beim Kunden wo sich ein Fallschirm mit daran hängenden 3T
> Geländefahrzeug aus 1000m Höhe nicht öffnete...
>
Die Amis habens drauf:
"Geländewagen fallen ungebremst vom Himmel - US Truppenübung in 
Hohenfels"
https://www.youtube.com/watch?v=eNZL-pjA8YQ

Ich kann mich dunkel erinnern, dass an den Fahrzeugen alles kaputt 
gewesen sein soll. Alles.

von Karl K. (karl2go)


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M. K. schrieb:
> Wie man nach 5sek googlen erfährt herrscht dort ein Druck von 0,329 bar,
> also keine 0,7Bar Druckunterschied.
>
> MCU halten auch 600bar aus, mit Druckneutralem Verguss in 6000m
> Wassertiefe, also mach Dich nicht verrückt.

Überdruck und Unterdruck sind absolut nicht vergleichbar, wie schon 
mancher verzweifelt feststellen konnte.

"Klar, wir können Dichtungen bis 900bar." - "Ups, wir bekommen es nicht 
dicht, weil Kapillaren in den gezogenen Silberdrähten Luft diffundieren 
lassen." Alles schon gesehen.

M. K. schrieb:
> In der Luftfahrt testen wir komplette Geräte bis 16G und selbst schwere
> Relais und DC/DC Wandler halten das, wenn man die mit der PCB verklebt.

Ah, ein Boeing-Manager.

von Karl K. (karl2go)


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Wolfgang schrieb:
> Das sind nicht mal 1 bar.

Und werden völlig unterschätzt.

Natürlich explodieren die nicht wie in amerikanischen Filmen.

Aber abgesehen von offensichtlichen Effekten wie sich aufblähenden Elkos 
oder Akkus können Lufteinschlüsse in Gehäusen dafür sorgen, dass 
Mikrorisse entstehen.

Und entweichende Luft wird beim Druckanstieg durch Luft + Feuchte 
ersetzt, die dann IM Bauteil ist. => Langzeitschäden.

Ich tausche regelmäßig Triacs im TO46-Gehäuse, weil die 
Drahtdurchführung allein durch die normalen Luftdruckschwankungen genug 
Sauerstoff eindiffundieren läßt, dass der Triac geschädigt und 
dauerleitend wird.

von Karl K. (karl2go)


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M. K. schrieb:
> Hast Du das Konzept von plakativen, leicht verständlichen Erklärungen
> verstanden?

Wenn die Erklärung physikalisch Schwachsinn ist, ist sie physikalisch 
Schwachsinn.

Es existiert genug unwissenschaftliches Geschwalle da draußen, das muss 
man nicht noch fördern.

von M. K. (Gast)


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Karl K. schrieb:
> M. K. schrieb:
>> In der Luftfahrt testen wir komplette Geräte bis 16G und selbst schwere
>> Relais und DC/DC Wandler halten das, wenn man die mit der PCB verklebt.
>
> Ah, ein Boeing-Manager.

Nö, wir testen im gleichen Labor wie Airbus, nach deren Vorgaben.
Da wird absolut nix dem Zufall überlassen oder Sicherheit irgendwelchen 
wirtschaftlichen Überlegungen überlassen.
Wundert mich aber nicht das Boeing Debakel.
Entspricht ziemlich dem was ich an Qualität aus USA gewohnt bin in der 
Luftfahrt.
Wir in DE leben jeden Punkt und jedes Komma im Regelwerk, egal wie 
grausig überzogen das ist. Die benutzen das nur um nicht USA Produkte 
abzuwehren.

Karl K. schrieb:
> Ich tausche regelmäßig Triacs im TO46-Gehäuse, weil die
> Drahtdurchführung allein durch die normalen Luftdruckschwankungen genug
> Sauerstoff eindiffundieren läßt, dass der Triac geschädigt und
> dauerleitend wird.

Das halte ich für eine sehr weit hergeholte Erklärung.
Mal zum ISIT (Frauenhofer) gegangen und Schliffbilder machen lassen um 
die eigentliche Ursache herauszufinden?

Fraunhofer ISIT - Itzehoe
www.isit.fraunhofer.de

Wir, die Schwachsinnigen mit dem unwissenschaftlichen Geschwalle und 
fehlendem Qualitätsbewustsein kümmern und nämlich um Serienfehler.
Ihr nicht?

von Mike J. (emjey)


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M. K. schrieb:
> Karl K. schrieb:
>> Ich tausche regelmäßig Triacs im TO46-Gehäuse, weil die
>> Drahtdurchführung allein durch die normalen Luftdruckschwankungen genug
>> Sauerstoff eindiffundieren läßt, dass der Triac geschädigt und
>> dauerleitend wird.
>
> Das halte ich für eine sehr weit hergeholte Erklärung.
> Mal zum ISIT (Frauenhofer) gegangen und Schliffbilder machen lassen um
> die eigentliche Ursache herauszufinden?

Sicher dass der Triac nicht durch Überspannung oder zu hohen 
Temperaturen kaputt gegangen ist? Weshalb sollte der Sauerstoff an einem 
Triac irgend etwas ausrichten können?

von M. K. (Gast)


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Karl K. schrieb:
> "Ups, wir bekommen es nicht
> dicht, weil Kapillaren in den gezogenen Silberdrähten Luft diffundieren
> lassen." Alles schon gesehen.

Dafür gibt es Glasdurchführungen.

von Karl K. (karl2go)


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M. K. schrieb:
> Das halte ich für eine sehr weit hergeholte Erklärung.

Das ist untersucht und für diese Typen Triacs (alte russische und 
tschechische Produktion) bekannt.

Ich bau da schon auch neue ein, bei denen das nicht passiert.

von Karl K. (karl2go)


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M. K. schrieb:
> Dafür gibt es Glasdurchführungen.

Ja, was meinst du in was die Silberdrähte eingelassen waren?

Die Kapillaren waren IN den eingeschmolzenen Drähten.

von Karl K. (karl2go)


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Mike J. schrieb:
> Weshalb sollte der Sauerstoff an einem
> Triac irgend etwas ausrichten können?

Veränderte die Dotierung, so dass die Triacs bei Erwärmung selbstleitend 
wurden und nicht mehr abschalteten.

Das ist ein bekannter Effekt bei dieser Art Halbleitergehäusen und wurde 
später durch Passivierung sprich eine Sperrschicht in den Griff 
bekommen.

Es geht auch nicht darum was da im Halbleiter paassiert, sondern um den 
Einfluss von Druckschwankungen auf Halbleitergehäuse.

von Forist (Gast)


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Karl K. schrieb:
> Veränderte die Dotierung, so dass die Triacs bei Erwärmung selbstleitend
> wurden und nicht mehr abschalteten.

Warum sollt sich der Mikrocontroller, um den es hier in dem Thread geht, 
derartig erwärmen.

von Karl K. (karl2go)


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Forist schrieb:
> Warum sollt sich der Mikrocontroller, um den es hier in dem Thread geht,
> derartig erwärmen.

Boah Junge, es geht darum dass Gehäuse Mikrorisse bekommen und bei 
Druckschwankungen Sauerstoff oder Feuchtigkeit eindringen kann.

Und dadurch Langzeitschäden entstehen. Die sich beim Triac so und bei 
Mikrocontrollern anders äußern können.

Mitdenken ist nicht mehr drin heute oder was?

von Mike J. (emjey)


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Karl K. schrieb:
> Veränderte die Dotierung, so dass die Triacs bei Erwärmung selbstleitend
> wurden und nicht mehr abschalteten.

Okay, danke. Das wusste ich noch nicht, wieder etwas gelernt.

Beitrag #6409091 wurde von einem Moderator gelöscht.
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Solche Anforderungen machen den Verguss von Schaltungen nötig. Da muss 
man jetzt natürlich sehen, wie das mit dem Quarz ist, ob der soviel g 
verträgt.
Evtl reicht ein uC mit interner Takterzeugung.

von Elliot (Gast)


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Egon D. schrieb:
> Nur mal zum Weiterdenken: Manche moderne Artillerie (und
> auch manche Panzerkanonen) haben an der Mündung des
> Kanonenrohres eine Ringspule, mittels derer der genaue
> Detonationszeitpunkt der Granate programmiert wird,
> wenn das Projektil den Lauf verlässt.
>
> Was wird sich wohl in der Granate befinden

Das weiß ich nicht, aber wohl die beste Technik die man bauen kann, um 
andere umzubringen (meinte natürlich: um die Guten zu schützen...)

Egon D. schrieb:
> und welcher Beschleunigung muss das standhalten?

Bei etwa 5m Beschleunigungsweg von 0 auf 1600m/s ~256.000m/s², also 
~26.000g, und da wird hier wegen 10g gejammert.

von Soul E. (Gast)


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10 g ist ein kräftiger Rempler beim Ausparken
50 g ist eine Ohrfeige
1000 g ist ein Handy, das aus 1 m Höhe auf Betonboden fällt

von Thorsten Legat (Gast)


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Von wegen Druckschwankungen, ich habe noch nicht gehört, dass ein 
Taucher mit dem Vakuum-Check seines Unterwasserkameragehäuses eine 
Kamera beschädigt hätte.

von maki (Gast)


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Das ist mir klar. Das PCB und die Bauteile werden extern abgenommen. Das 
PCB wird mit einem Partner designed, welcher erfahrungen mit sollen 
extremas besitzt

von Wolfgang (Gast)


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Karl K. schrieb:
> Boah Junge, es geht darum dass Gehäuse Mikrorisse bekommen und bei
> Druckschwankungen Sauerstoff oder Feuchtigkeit eindringen kann.

0.7 bar ist doch lächerlich. Oder fallen im normalen Verkehrsflieger 
reihenweise die Smartphones wegen Druckabnahme um 0.3 bar aus?

von M. K. (sylaina)


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Soul E. schrieb:
> 10 g ist ein kräftiger Rempler beim Ausparken
> 50 g ist eine Ohrfeige
> 1000 g ist ein Handy, das aus 1 m Höhe auf Betonboden fällt

Ich schrieb es oben schon: Die Frage ist halt auch wie lange die 
Beschleunigungskraft einwirkt. Wirken 10g nur den Bruchteil einer 
Sekunde ein ist es recht unspektakulär, 10g die mehrer Minuten einwirken 
führen idR zur Bewustlosigkeit beim Menschen. So ziemlich alle bisher 
genannten Beispiele gehen halt nur von kurzer Einwirkdauer aus, der TE 
hat aber noch nicht gesagt, welche Einwirkdauer bei ihm relevant ist.

von dfIas (Gast)


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M. K. schrieb:
> Ich schrieb es oben schon: Die Frage ist halt auch wie lange die
> Beschleunigungskraft einwirkt.
Was ist denn das für eine Wortschöpfung?

von Wolfgang (Gast)


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dfIas schrieb:
> M. K. schrieb:
>> Ich schrieb es oben schon: Die Frage ist halt auch wie lange die
>> Beschleunigungskraft einwirkt.
> Was ist denn das für eine Wortschöpfung?

Nimm es einfach als die Kraft, die auf Grund einer Beschleunigung auf 
einen Körper mit einer trägen Masse wirkt ;-)
Oder passt dir soetwas wie "Schwerkraft" für die Kraft auf einen Körper 
mit einer schweren Masse in einem Schwerefeld auch nicht?

Beitrag #6409766 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Wolfgang (Gast)


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M. K. schrieb:
> Wirken 10g nur den Bruchteil einer Sekunde ein ist es recht unspektakulär,
> 10g die mehrer Minuten einwirken führen idR zur Bewustlosigkeit
> beim Menschen.

Bei Mikrocontrollern hast du ausgesprochen selten das Problem, dass ein 
dafür nicht ausgelegtes Umwälzsystem eine Flüssigkeit entgegen den 
ungewohnten Kräften bewegen muss, um die Funktion aufrecht zu erhalten.

von M. K. (sylaina)


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Wolfgang schrieb:
> Bei Mikrocontrollern hast du ausgesprochen selten das Problem, dass ein
> dafür nicht ausgelegtes Umwälzsystem eine Flüssigkeit entgegen den
> ungewohnten Kräften bewegen muss, um die Funktion aufrecht zu erhalten.

Aber es macht dennoch einen Unterschied ob auf die Bonddrähte einmal, 
kurz (z.B. 0.1s), 10g einwirken oder ob die 10g mehrere Minuten 
einwirken. Einfach mal selbst testen: einen 55 Nagel mit 10N einmal für 
0.1s in die Handfläche drücken und einmal 5 Minute in die Handfläche 
drücken und den Unterschied betrachten ;)

dfIas schrieb:
> Was ist denn das für eine Wortschöpfung?

Welches Wort ist unklar?

von A. S. (Gast)


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M. K. schrieb:
> Aber es macht dennoch einen Unterschied ob auf die Bonddrähte einmal,
> kurz (z.B. 0.1s), 10g einwirken oder ob die 10g mehrere Minuten
> einwirken. Einfach mal selbst testen: einen 55 Nagel mit 10N einmal für
> 0.1s in die Handfläche drücken und einmal 5 Minute in die Handfläche
> drücken und den Unterschied betrachten ;)

nein. der Unterschied (0.1s, dauernd) ist minimal. Also jetzt vielleicht 
Faktor 2 oder so.

Ein Bonddraht ist wie ein Seil, dass selbst x Gramm wiegt. ob da jetzt 
kurzzeitig 10g wirken, oder ob da dauerhaft 10x Gramm dran hängen, ist 
jetzt nicht so der große Unterschied. Und ob der µC von 10g nun 100g 
wiegt, oder oben 100g draufliegen, ist auch kein Unterschied. (Masse 
jetzt als Maß für eine Gewichtskraft).

von Mike J. (emjey)


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Wolfgang schrieb:
> Bei Mikrocontrollern hast du ausgesprochen selten das Problem, dass ein
> dafür nicht ausgelegtes Umwälzsystem eine Flüssigkeit entgegen den
> ungewohnten Kräften bewegen muss, um die Funktion aufrecht zu erhalten.

Deshalb tragen Jet-Piloten ja auch so einen wassergefüllten Anzug.
Wenn man die Piloten in ein Behältnis mit Wasser setzen würde, dann 
würde sich die Kraft noch viel besser verteilen und das Herz müsste 
keine signifikant größere Kraft einsetzen wie sonst auch um das Blut 
durch die Adern zu pumpen.

Wenn man einen Mikrocontroller in Epoxidharz vergießt, dann werden die 
Kräfte auch gleichmäßig verteilt. Theoretisch wäre eine Kugel in der 
alles vergossen ist eine bessere Wahl als ein Eckiger Würfel.

von Rainer V. (a_zip)


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Bevor ich mich jetzt an den Grill begebe, laßt doch mal das Geschwurbel. 
Der TO soll seine bestückte Karte auf den Steinboden fallen lassen und 
sehen, was dann geht oder nicht. Kann doch nicht so schwer sein?!
Gruß Rainer

von UFO (Gast)


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M. K. schrieb:
> 10g die mehrer Minuten einwirken
> führen idR zur Bewustlosigkeit beim Menschen.


Ist das dann ein UFO? ;-) Die Endgeschwindigkeit wäre bei dieser 
Beschleunigung und nach dieser Zeit doch "nicht von dieser Welt".

(oder man bewegt sich halt auf einer Kreisbahn ;-)

von Achim S. (Gast)


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Rainer V. schrieb:
> Der TO soll seine bestückte Karte auf den Steinboden fallen lassen und
> sehen, was dann geht oder nicht. Kann doch nicht so schwer sein?!

Der TO will wissen, ob sein Microcontroller 10g aushält - die Antwort 
hat er lange schon bekommen.

Du schlägst ihm vor zu prüfen, ob er seine Schaltung mit 500g-1000g 
kaputt bekommt. Das mag auch eine interessante Frage sein, hat aber mit 
dem Anliegen des TO nichts zu tun.

von Rainer V. (a_zip)


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Doch, meiner M. nach schon. Neben der natürlich notwendigen Abschätzung, 
wo die relevanten Parameter liegen können, hat der TO später einen 
konkreten Anwendunsfall geschildert, der weit über die Frage, "nach 10g 
für den Controller" hinausgeht. Und natürlich ist auch mein Vorschlag, 
die bestückte Platine, auf den "Poden" zu werfen, nur relativ zu 
verstehen. Sicher ist Vielen schon mal eine Festplatte aus der Hand 
gerutscht, die anschließend mit viel Bauchschmerzen dann doch eingebaut 
wurde. Das kann gut gehen...wir haben seinerzeit in der Firma genau 
dieses blöde Ereignis explizit in das Abnahmeprotokoll aufgenommen! Es 
gab halt völlig unerklärliche Ausfälle von Festplatten zu 
verstehen...nach dem neuen Prüf-Sheet waren die Ausfälle verschwunden! 
Also für den TO gilt, aufbauen und "vernünftig" testen...
Gruß Rainer

von Achim S. (Gast)


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Rainer V. schrieb:
> Neben der natürlich notwendigen Abschätzung,
> wo die relevanten Parameter liegen können, hat der TO später einen
> konkreten Anwendunsfall geschildert, der weit über die Frage, "nach 10g
> für den Controller" hinausgeht.

Auf welchen Beitrag des TO beziehst du dich hier? Ich finde hier im 
Thread nur zwei Beiträge vom TO, und in keinem ist von mehr als 10g die 
Rede.

Rainer V. schrieb:
> Also für den TO gilt, aufbauen und "vernünftig" testen...

"Vernünftig" heißt dann also doch wieder mit 10 g ? (d.h. aus 10 cm auf 
dicken Schaumstoff fallen lassen...) Oder meinetwegen mit dem doppelten 
(was immer noch genauso harmlos ist). Aber das hundertfache dessen zu 
testen, was das Bauteil tatsächlich aushalten muss, kommt mir nur 
bedingt vernünftig vor.

von Soul E. (Gast)


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Konstante Beschleunigung kann man besser mit einer Zentrifuge testen. 
Beim Fall hängt die Verzögerung zu stark von der Deformation und damit 
von der Lage des Prüflings im Raum ab.

MIL-STD-883 ist da eine brauchbare Referenz: 
http://scipp.ucsc.edu/groups/fermi/electronics/mil-std-883.pdf

von M. K. (sylaina)


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A. S. schrieb:
> nein. der Unterschied (0.1s, dauernd) ist minimal. Also jetzt vielleicht
> Faktor 2 oder so.

Also Faktor zwei finde ich jetzt nicht minimal.

A. S. schrieb:
> Ein Bonddraht ist wie ein Seil, dass selbst x Gramm wiegt. ob da jetzt
> kurzzeitig 10g wirken, oder ob da dauerhaft 10x Gramm dran hängen, ist
> jetzt nicht so der große Unterschied. Und ob der µC von 10g nun 100g
> wiegt, oder oben 100g draufliegen, ist auch kein Unterschied. (Masse
> jetzt als Maß für eine Gewichtskraft).

Sorry, aber das ist natürlich jetzt völliger Humbug, dass das Gewicht 
keine Rolle spielt. Grade für die resultierende Kraft trägt das eine 
signifikante Rolle. Grade bei deinem Beispiel wäre das ein Unterschied 
in der Kraft vom Faktor 10.

Ähnliches haben wir bei der Einwirkdauer, da kommt dann u.a. die 
Trägheit mit ins Spiel.

von Wolfgang (Gast)


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Mike J. schrieb:
> Wenn man die Piloten in ein Behältnis mit Wasser setzen würde, dann
> würde sich die Kraft noch viel besser verteilen und das Herz müsste
> keine signifikant größere Kraft einsetzen wie sonst auch um das Blut
> durch die Adern zu pumpen.

Das Funktionsprinzip eines Anti-g-Anzugs hast du noch nicht wirklich 
verstanden.

von A. S. (Gast)


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M. K. schrieb:
> Also Faktor zwei finde ich jetzt nicht minimal.

ist relativ: Wenn ein Stoß schon kaum auf eine Größenordnung 
eingeschätzt werden kann, ist 10g oder 20g hier völlig egal.

M. K. schrieb:
> A. S. schrieb:
>> Ein Bonddraht ist wie ein Seil, dass selbst x Gramm wiegt. ob da jetzt
>> kurzzeitig 10g wirken, oder ob da dauerhaft 10x Gramm dran hängen, ist
>> jetzt nicht so der große Unterschied. Und ob der µC von 10g nun 100g
>> wiegt, oder oben 100g draufliegen, ist auch kein Unterschied. (Masse
>> jetzt als Maß für eine Gewichtskraft).
>
> Sorry, aber das ist natürlich jetzt völliger Humbug, dass das Gewicht
> keine Rolle spielt. Grade für die resultierende Kraft trägt das eine
> signifikante Rolle. Grade bei deinem Beispiel wäre das ein Unterschied
> in der Kraft vom Faktor 10.

10Gramm "wiegt" er so, 100Gramm "wiegt" er bei 10facher 
Erdbeschleunigung, und dem Gehäuse ist es egal, ob stattdessen 100Gramm 
Backsteine drauf liegen.

> Ähnliches haben wir bei der Einwirkdauer, da kommt dann u.a. die
> Trägheit mit ins Spiel.
Die Trägheit ist äquivalent zur Beschleunigung. Bzw. die Trägheitskraft 
dessen Resultat. Wo soll da der Unterschied sein, ob 0.1s oder 1 Jahr. 
Es sei denn, Du spielst auf Effekte an, dass die 10g, wenn sie nur 1µs 
wirken, nicht überall im System ankommen. Aber dann haben wir da auch 
keine 10g. Und der Bereich plastischer Verformung (findet statt aber so 
kurz, dass es keine Rolle spielt) ist halt relativ klein (wenn auch 
nicht 0).

von M. K. (sylaina)


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A. S. schrieb:
> 10Gramm "wiegt" er so, 100Gramm "wiegt" er bei 10facher
> Erdbeschleunigung, und dem Gehäuse ist es egal, ob stattdessen 100Gramm
> Backsteine drauf liegen.

Es geht ja nicht nur drum obs das Gehäuse aushält Und keinen Riss 
bekommt sondern auch, ob die Bonddrähte im Gehäuse dieser Belastung 
stand halten oder ggf. abreißen. ;)

von A. S. (Gast)


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M. K. schrieb:
> Es geht ja nicht nur drum obs das Gehäuse aushält Und keinen Riss
> bekommt sondern auch, ob die Bonddrähte im Gehäuse dieser Belastung
> stand halten oder ggf. abreißen. ;)

richtig. Und genau da hast Du den Standpunkt vertreten, dass die Zeit 
eine große Rolle spielt. Und das sehe ich (bis auf vielleicht Faktor 2) 
nicht gegeben.

von M. K. (sylaina)


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Es macht aber einen Unterschied ob z.B. etwas kurz zieht, lang zieht 
oder alternierend zieht. ;)

von Mauricio DiMauro (Gast)


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Johannes M. schrieb:
> Wir bauen Geräte die in ihrer Umgebung bis ca. 35g ausgesetzt
> sind, den
> Mikrocontrollern (Industrie Typen Cortex-M7) hat das noch nichts
> ausgemacht.

Da sind zuerst die Aussenanschlüsse gefärdet, und dann, viel später, die 
Bonding Drähte im innern.

> Anstatt Quarzen benutzen wir MEMS Oszillatoren, die sollen
> angeblichen >10000g aushalten, haben wir noch nicht getestet. ;-)

Wenn es nicht so genau sein muss, RC-Oszillatoren statt Quarzen, Keramik 
oder MEMS-Schwingern.
Einige PICs können von extern Kristall auf intern RC umschalten.

Alles an Bauteilen, was Masse hat oder weiter absteht ist gefährdet.
Noch schlimmer als stetige Beschleunigung oder ein einzelner Stoß sind 
breitbandige Vibrationen.

Gegen Vibrationen hilft dämpfen. z.B. mit Silikonkautschuk mit dem man 
die Schaltung zukleistert.

> Zu großer Höhe und den Luftdruckverhältnissen kann ich nichts sagen, bei
> uns ist alles in Bodennähe.

Geringerer Luftdruck führt schnell zu Glimmentladungen. Sollte aber bei 
3,3 oder 5V kein Problem in 9000m höhe sein.
Bei Hochspannung ist es aber eine Nummer.


> Edit: Gerade gesehen: https://blog.st.com/stm32-in-the-sky/ da gehen die
> wohl bis 45km

Der Teufel sitzt im Detail.

von M. Н. (Gast)


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Hallo,

wir haben auf der Arbeit zum Testen einige Zentrifugen. Dadrin wird bei 
uns ein PIC Mikrrocontroller auf ungefähr 1500g gebracht. Bisher hält 
der das ohne Probleme aus. Das ist halt eine Statische Beschleunigung. 
Einige weitere Bauteile sitzen weiter außen und erfahren knappe 6000g. 
Diese leben auch noch.


Wie es über Frequenz aussieht, kann ich dir für deinen Typ nicht sagen. 
Generell sind aber Bonddrähte in Mold eher unanfällig, da sie komplett 
eingespritzt sind.
Open-Cavity Gehäuse haben da häufiger mal Probleme., da hier keine 
Vergussmasse drin ist und eventuell die Deckel auch noch komisches 
Schwingverhalten zeigen, was im Extremfall in eine Bonddrahtmode 
einkoppeln kann.

Statische Beschleunigungen, wie in einer Zentrifuge, würde ich spontan 
als eher unkritisch einschätzen, wenn das nur 10g sind.

Solltest du aber Schwingungen haben, kann dir das entweder nur der 
Hersteller sagen (Vibration robustness), oder du testest es selbst. In 
[1] sieht man exemplarisch Shaker, mit denen sowas gemacht werden kann. 
Das ist jetzt nur ein zufälliger Link, den ich im Netz gefunden habe. Da 
müsstest du dann auf ein Labor zugehen, die soetwas haben und deinen 
Aufbau mal durchnudeln können. Zusätzlich bietet es sich noch an mittels 
Laser-Vibrometer verschiedene Punkte der Leiterplatte und der 
Komponenten anzuschauen, um zu sehen, wie sich die Schwingungsmoden 
ausbilden. Auf einer PCB kann man da teilweise bei einigen kHz schon 20 
dB Überhöhung an einzelnen Stellen haben.

[1] 
https://www.tira-gmbh.de/en/vibration-test-systems/vibration-test-systems/

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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M. K. schrieb:
> oder alternierend zieht

nennt sich in der Raumfahrt auch Pogo

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