Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Op-Amp arbeitet nicht linear


von Manfred L. (manni)


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Hallo,

ich verwende einen analogen Temperatur-Sensor, der eine Ausgangsspannung 
von ca. 2.5 bis 3.2 Volt liefert. Um dieses Signal zu verstärken, 
verwende ich einen LM358 Op-Amp, der als nicht-invertierender Verstärker 
mit Offset Spannung geschaltet ist, siehe Abbildung. Der Op-Amp wird mit 
8 Volt betrieben. Für die Widerstände verwende ich SMDs. Die 5V Spannung 
an Eingang Ue1 wird durch einen 78L05 bereit gestellt.

Nun habe ich die Schaltung mit einem Spannungsfolger als niederohmige 
Spannungsquelle vermessen. Das Ergebnis ist im Diagramm dargestellt und 
mehr als ernüchternd, da die Ausgangsspannung des Op-Amps keine lineare 
Funktion der Eingangsspannung ist, so wie in der Theorie gefordert.

Auch nach der x-ten Messaufnahme kommt immer die gleiche verzerrte 
Funktion raus, es ist also kein Zahlendreher in der Aufnahme der 
Messwerte.

Hat einer eine Ahnung, woran das liegen könnte ?

P.S.: Ja ich weiss, der LM358 ist ein alter Hut, aber meine 
Anforderungen sind ja nicht auch nicht übertrieben hoch.

: Verschoben durch Moderator
von Jens G. (jensig)


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>8 Volt betrieben. Für die Widerstände verwende ich SMDs. Die 5V Spannung
>an Eingang Ue1 wird durch einen 78L05 bereit gestellt.

Na da würde ich doch glatt mal die 5V genau vermessen, was die bei der 
doch sehr geringen, aber doch variablen Last (um 0,3mA) wirklich so 
macht. Denn die 78(L)xx sind nicht unbedingt leerlauffest ...
Gebe dem mal eine Last direkt nach Masse. So 1k oder sowas ...

>mehr als ernüchternd, da die Ausgangsspannung des Op-Amps keine lineare
>Funktion der Eingangsspannung ist, so wie in der Theorie gefordert.

Tja - Theorie und Praxis ...

: Bearbeitet durch User
von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Du hast an beiden Eingängen verschieden hohe wirksame Widerstände (am 
+-Eingang praktisch 0)
Ohne mir jetzt das Datenblatt angesehen zu haben - das könnte der Fehler 
sein.
Input-Bias und -offset in Verbindung mit Gleichtaktaussteuerung.
Bau mal einen 3k3 in die Leitung zum +-Eingang.

von Manfred L. (manni)


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H.Joachim S. schrieb:
> Bau mal einen 3k3 in die Leitung zum +-Eingang.

Ja haste noch Töne ??
Das war ein Volltreffer, siehe neues Diagramm.
Schick mir mal Deine Konto-Nummer :-)

Mal ohne Spaß: Vielen Dank für die mehr als schnelle Hilfe !!
Besser geht es nicht mehr, denn jetzt stimmen Theorie und Praxis wieder 
überein. Was will man mehr !

Beitrag #6415196 wurde vom Autor gelöscht.
von Jens G. (jensig)


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Manfred L. (manni)

>H.Joachim S. schrieb:
>> Bau mal einen 3k3 in die Leitung zum +-Eingang.

>Ja haste noch Töne ??
>Das war ein Volltreffer, siehe neues Diagramm.

Jetzt muß der crazyhorse noch erklären, wie das mit den 
Datenblattangaben zusammenpaßt. Denn viel mehr als 1mV Fehler im worst 
case würde man bei dieser Schaltung eigentlich nie zusammenbekommen ...

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Manfred L. schrieb:
> denn jetzt stimmen Theorie und Praxis wieder überein.

Das gehört zur Theorie und auch zur Praxis :-)
Inzwischen oft nicht mehr beachtet, sondern idealisiert betrachtet. Und 
wer nicht genau nachmisst, merkt es nicht mal was da falsch läuft.

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Jens G. schrieb:
> Jetzt muß der crazyhorse noch erklären, wie das mit den
> Datenblattangaben zusammenpaßt.

Dazu müsste man erstmal den Hersteller wissen :-)
Bei Gleichtaktansteuerung läuten bei mir immer die Alarmglocken. Oft 
genug gibt es dazu wenig/gar keine Angaben im DB.
Und sobald Eingangsströme fliessen muss man sich um die Widerstände 
kümmern, 1.Semester.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Da gibt es zwei Einflüsse.

Einen hat Joachim bereits genannt und hat als Ursache, dass die OP eine 
Stromoffset an den Eingängen haben (MOSFET-Eingänge haben mehr 
Spannungsoffset am Eingang).

Der andere rührt daher, dass der OP des Spannungsfolger im mittleren 
Bereich einen Arbeitspunkt hat, bei dem der Ausgangswiderstand maximal 
ist. Als Gegenmaßnahme wird der Ausgang des OP mit einem Widerstand 
(z.B. 10k) nach Plus oder Minus belastet.

Angemerkt sei noch, dass ein OP als nicht-invertierender Verstärker im 
Hinblick auf die Linearität sich einfacher als invertierender Verstärker 
auslegen ließe.

Die Bereiche der Widerstandswerte der Beispielschaltungen sind im 
Datenblatt nicht grundlos so gewählt:
https://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/FILES/lm358.pdf

von Manfred L. (manni)


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H.Joachim S. schrieb:
> Dazu müsste man erstmal den Hersteller wissen :-)

Hab' ihn gefunden. Der LM358 ist von UTC, wer immer das auch ist.
Und hier der Link für die weitere philosophische Betrachtung des 
Problems:

http://www.unisonic.com.tw/datasheet/LM358.pdf

von Jens G. (jensig)


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H.Joachim S. (crazyhorse)

>Jens G. schrieb:
>> Jetzt muß der crazyhorse noch erklären, wie das mit den
>> Datenblattangaben zusammenpaßt.

>Dazu müsste man erstmal den Hersteller wissen :-)

Wußte ich's doch - jetzt muß auch noch der Hersteller herhalten ;-)

>Bei Gleichtaktansteuerung läuten bei mir immer die Alarmglocken. Oft

Bei mir auch, aber nicht bei diesem groben Fehler bei rel. kleinen 
R-Werten und kleiner Verstärkung ...
Wobei ein OPV in Analogschaltungen üblicherweise immer im Gleichtakt 
arbeitet.

>genug gibt es dazu wenig/gar keine Angaben im DB.
>Und sobald Eingangsströme fliessen muss man sich um die Widerstände
>kümmern, 1.Semester.

Ja, wenn man kleine Fehler noch weiter minimieren möchte. Erklärt aber 
nicht diesen groben Fehler.

: Bearbeitet durch User
von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Jens G. schrieb:
> Erklärt aber nicht diesen groben Fehler.

Der Fehler wird aber auch aus dem Datenblatt angeregt. Siehe das von mir 
verlinkte auf Seite 7, Schaltung TL/H/7787–6, oben links das * "*R not 
needed due to temperature independent I_IN"

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Mir kams ja auch ein bisschen viel Fehler vor. Normalerweise treten 
solche Probleme so deutlich erst bei viel höheren Widerstandswerten auf.

Von einem Hersteller UTC habe ich noch nie was gehört. Und wenn man 
einem OP von TI nimmt, ist das Problem auch vom Tisch.

von Jens G. (jensig)


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Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)

>Jens G. schrieb:
>> Erklärt aber nicht diesen groben Fehler.

>Der Fehler wird aber auch aus dem Datenblatt angeregt. Siehe das von mir
>verlinkte auf Seite 7, Schaltung TL/H/7787–6, oben links das * "*R not
>needed due to temperature independent I_IN"

Versteht ihr nicht, daß der Fehler im Bereich von 200mV liegt, und nicht 
irgendwo bei 1mV, wie man es eher erwarten würde?

: Bearbeitet durch User
von Manfred L. (manni)


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H.Joachim S. schrieb:
> Und wenn man
> einem OP von TI nimmt, ist das Problem auch vom Tisch.

Ja, würde ich ja auch gerne machen, aber wenn man bei Reichelt bestellt, 
bekommt man halt das, was gerade auf Lager ist und den größten Profit 
verspricht.

So muß man sich dann halt mit einem Halbleiter-Hersteller aus Taiwan 
begnügen.

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Alternativ kann man eben froh sein wenn die immer gültige Theorie 
(gleiche wirksame Widerstände an beiden Eingängen) auch bei einem 
Exotenhersteller tatsächlich hilft.

von Jens G. (jensig)


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Manfred L. (manni)

>So muß man sich dann halt mit einem Halbleiter-Hersteller aus Taiwan
>begnügen.

Tja, da hast Du vermutlich den billigsten aus der Reicheltliste 
genommen, wo kein expliziter Hersteller genannt wird.
Der ist deswegen aber auch nicht unbedingt schlechter als TI. UTC ist 
schließlich auch nicht so unbekannt.

Messe doch mal den Strom am Eingang (Strommeßgerät vor den 3,9k 
einklinken).
Vielleicht ist Dein Aufbau aber auch alles andere als gut, und es fehlen 
die Abblock-Cs, so daß Du möglicherweise nur die Effekte von 
Schwingneigung gesehen hast, die Du mit dem 3,9k nur etwas unterdrückt 
hast.
Wenn Du statt 3,9k z.B. 10k reinschaltest, und die Kennlinie sieht immer 
noch perfekt aus, dann liegt das mit Sicherheit nicht an irgendwelchen 
Biasströmen, sondern eher an Schwingungen.

: Bearbeitet durch User
von Manfred L. (manni)


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Jens G. schrieb:
> Messe doch mal den Strom am Eingang (Strommeßgerät vor den 3,9k
> einklinken).

Der Strom beträgt -0.1 uA (man beachte das Vorzeichen, Genaueres zeigt 
mein Messgrät nicht an.

Jens G. schrieb:
> sondern eher an Schwingungen

Die 8V Versorgungsspannung für den LM358 kommen von einem LTC1615, der 
als SEPIC DC-DC Converter geschaltet ist. Der resisual ripple beträgt 
ca. 10 mV im 100KHz Bereich.

Aber auch mit diesen 10mV dürfte es nicht so zu einer so signifikanten 
Verzerrung der Transfer Function vom Op-Amp kommen.

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Du betreibst den OP nicht mit symmetrischen Betriebsspannungen.

Die "negative" ist hier Gnd, also Null.

Es gibt genügend (alte) OPV deren Eingänge maximal etwa nur 2,5 Volt an 
die Betriebsspannungen heranreichen dürfen.

Prüfe das doch mal nach in einem Datenblatt von "National 
Semiconductor". Gefragt ist der erlaubte Eingangsspannungsbereich in 
common mode.

Die meisten schafften auch am Ausgang nicht "rail-to-rail", ebenfalls 
ca. 2,5V "Abstand".

von Harald W. (wilhelms)


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Nichtverzweifelter schrieb:
> Du betreibst den OP nicht mit symmetrischen Betriebsspannungen.
>
> Die "negative" ist hier Gnd, also Null.
>
> Es gibt genügend (alte) OPV deren Eingänge maximal etwa nur 2,5 Volt an
> die Betriebsspannungen heranreichen dürfen.

Gerade der LM358 kommt "unten" durchaus an Null heran. Bloss "oben"
braucht der typisch 2,5...3V Abstand zu Ub.

von Ralph S. (jjflash)


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Harald W. schrieb:
> Gerade der LM358 kommt "unten" durchaus an Null heran. Bloss "oben"
> braucht der typisch 2,5...3V Abstand zu Ub.

Aus gegebenem Anlass: Bei der IHK-Prüfung AP1 wurden dieses Jahr LM358 
eingesetzt (Farberkennungsgerät) und da war bei der schriftlichen 
Planung bevor es an den Aufbau ging Datenblatt lesen angesagt (und hier 
im speziellen eben zum LM358): Die max. Ausgangsspannung des LM358 bei 
einer 5V Betriebsspannung liegt typischerweise bei 3,5V (also "nur" 1,5V 
Abstand)

von Harald W. (wilhelms)


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Ralph S. schrieb:

> Die max. Ausgangsspannung des LM358 bei
> einer 5V Betriebsspannung liegt typischerweise bei 3,5V (also "nur" 1,5V
> Abstand)

Gut, Du hast ins Datenblatt geschaut und ich nicht. Du bekommst 10 
Punkte!

von Jens G. (jensig)


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Ralph S. (jjflash)

>Harald W. schrieb:
>> Gerade der LM358 kommt "unten" durchaus an Null heran. Bloss "oben"
>> braucht der typisch 2,5...3V Abstand zu Ub.

>Aus gegebenem Anlass: Bei der IHK-Prüfung AP1 wurden dieses Jahr LM358
>eingesetzt (Farberkennungsgerät) und da war bei der schriftlichen
>Planung bevor es an den Aufbau ging Datenblatt lesen angesagt (und hier
>im speziellen eben zum LM358): Die max. Ausgangsspannung des LM358 bei
>einer 5V Betriebsspannung liegt typischerweise bei 3,5V (also "nur" 1,5V
>Abstand)

Interessiert hier nur nicht - der TO hat 8V ...

von Wolfgang (Gast)


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Jens G. schrieb:
> Wobei ein OPV in Analogschaltungen üblicherweise immer im Gleichtakt
> arbeitet.

Nicht wenn er als invertierender Verstärker beschaltet ist.

von Jens G. (jensig)


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Wolfgang (Gast)

>Jens G. schrieb:
>> Wobei ein OPV in Analogschaltungen üblicherweise immer im Gleichtakt
>> arbeitet.

>Nicht wenn er als invertierender Verstärker beschaltet ist.

Da isses halt statischer Gleichtakt ;-)

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Durchaus ist es auch möglich was Jens hier schreibt

Jens G. schrieb:
> sondern eher an Schwingungen.

weil in dem Bereich des erwähnten Arbeitspunktes des Beitrages

Dieter D. schrieb:
> Arbeitspunkt hat, bei dem der Ausgangswiderstand maximal ist

die Neigung zum Schwingen deutlich höher ist, aber mit gemäßigten 
Amplituden. Da wären solche Mittelwertverläufe als Kennlinie durchaus 
möglich.

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