Forum: HF, Funk und Felder Wieso ist der Wellenwiderstand einer Koax-Leitung reel?


von Fehlanpassung (Gast)


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Das mit dem Wellenwiderstand einer Koaxial-Leitung habe ich nie so 
richtig verstanden. Ich möchte mich weiterhin auf eine ideale Leitung 
beziehen.
Typischerweise wird der Wellenwiderstand in Ohm angegeben und besitzt 
nur eine reelle Komponente. Mein Verständnisproblem liegt nun in der 
Tatsache, dass der Wellenwiderstand reell ist. Die Impedanz eines 
Netzwerkes berechnet sich schließlich aus der Summe der 
Einzelimpedanzen. Diese besitzen jedoch immer den Vorfaktor j oder -j. 
Bei einer Kompensation wäre die Gesamtimpedanz = 0.
Wie schafft man es aus Kondensatoren und Spulen ein Netzwerk zu 
erstellen welches einen reellen Widerstand besitzt?

von P. S. (namnyef)


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Weil bei einer idealen Leitung der ohm'sche Längswiderstand 0 und der 
ohm'sche Parallelwiderstand unendlich ist (bzw. der Belag). Dadurch kann 
sich das jw herauskürzen und es bleibt sqrt(L/C) übrig.
Der Wellenwiderstand hat - von der Einheit abgesehen - nichts mit einem 
klassischen Widerstand zu tun. Deswegen ist es nur ein scheinbarer 
Widerspruch, dass eine Schaltung, die nur aus Ls und Cs besteht, einen 
reellen Widerstand in Ohm hat.
Der Wellenwiderstand beschreibt lediglich das Verhältnis aus E- und 
H-Feld mit dem sich die elektromagnetische Welle ausbreitet.

: Bearbeitet durch User
von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

hier beispielsweise wird es recht ausführlich dargestellt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wellenwiderstand#Leitungswellenwiderstand

Der Wellenwiderstand beschreibt das Verhältnis aus Spannung und Strom 
beim konkreten Leiter unter korrektem Abschluß.


hier noch eine frappierend ähnliche Seite:
https://biancahoegel.de/physik/welle/wellenwiderstand.html

"
©  biancahoegel.de;
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 29.11. 2019  "

mfG

von GHz N. (ghz-nerd)


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Eune unendlich lange Leitung (oder zumindest lang genug, dass keine 
rücklaufenden Wellen zurückkommen) mit 50 Ohm Wellenwidersrand "fühlt" 
sich in der Tat wie ein reller 50 Ohm Widerstand an. Das macht auch 
Sinn, da bei Anlegen eines Signals Energie in die Leitung eingebracht 
wird, die dann in der Leitung als geführte EM Welle zwischengespeichert 
wird.

von A. S. (Gast)


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Er ist ja nicht reel. Er wirkt nur auf die "Wechselspannung", vernichtet 
keine Energie, ist bei Gleichspannung 0, ...

Reel erscheint er nur, weil sich der Effekt mit Lichtgeschwindigkeit 
ausbreitet und wir ihn beobachten.

von DC (Gast)


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GHz N. schrieb:
> Eune unendlich lange Leitung (oder zumindest lang genug, dass keine
> rücklaufenden Wellen zurückkommen) mit 50 Ohm Wellenwidersrand "fühlt"
> sich in der Tat wie ein reller 50 Ohm Widerstand an.

Dann schließe da mal eine Gleichspannung an und miss nach.
Da fühlst du keinen reellen 50 Ω Widerstand ;-)

von Martin M (Gast)


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DC schrieb:
> GHz N. schrieb:
>> Eune unendlich lange Leitung (oder zumindest lang genug, dass keine
>> rücklaufenden Wellen zurückkommen) mit 50 Ohm Wellenwidersrand "fühlt"
>> sich in der Tat wie ein reller 50 Ohm Widerstand an.
>
> Dann schließe da mal eine Gleichspannung an und miss nach.
> Da fühlst du keinen reellen 50 Ω Widerstand ;-)

Ähm, doch. Eben schon.

von Wolfgang (Gast)


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Martin M schrieb:
> Ähm, doch. Eben schon.

Dann muss deine Leitung allerdings unendlich lang im Vergleich zur 
Wellenlänge von Gleichspannung sein. Das wird selbst theoretisch 
schwierig.

von Martin M (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Martin M schrieb:
>> Ähm, doch. Eben schon.
>
> Dann muss deine Leitung allerdings unendlich lang im Vergleich zur
> Wellenlänge von Gleichspannung sein. Das wird selbst theoretisch
> schwierig.

Papperlapapp. Und wie willst du Gleichspannung messen? Multimeter 
dranhalten? Streng genommen auch kein DC, sondern ein Impuls bei Start 
der Messung. Theoretisch is da garnix schwierig.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Bei einem endlich langen idealen 50Ω-Koaxkabel mit der Signallaufzeit t
sieht die Quelle für die Dauer von 2·t (d.h. so lange, bis das erste
Echo zurückkommt) einen reellen Widerstand von +50 Ω, für die nächsten
2·t -50 Ω, dann wieder +50 Ω usw.

Im Mittel ist die Eingangsimpedanz des Kabels also 0, was das Paradoxon
auflöst, dass scheinbar aus den imaginären Leitungsbelägen eine reelle,
von 0 verschiedene Impedanz entsteht.

In dem hypothetischen Fall, wenn das Kabel unendlich lang wird, käme das
Echo nicht in endlicher Zeit zurück, damit wäre die Eingangsimpedanz
dauerhaft +50 Ω und auch mit einem gewöhnlichen Multimeter messbar.


Ein ähnlicher Sachverhalt: Ein idealer Transformator mit unendlich
großer Hauptinduktivität kann auch Gleichspannungen und -ströme
übertragen.

von Wolfgang (Gast)


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Martin M schrieb:
> Papperlapapp. Und wie willst du Gleichspannung messen? Multimeter
> dranhalten?

Genau.
Gleichspannung anlegen, unendlich lange warten (bis alle dynamischen 
Effekte abgeklungen sind) und Strom ablesen.

von Uwe M. (uwem)


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Yalu X. schrieb:
> In dem hypothetischen Fall, wenn das Kabel unendlich lang wird, käme das
> Echo nicht in endlicher Zeit zurück, damit wäre die Eingangsimpedanz
> dauerhaft +50 Ω und auch mit einem gewöhnlichen Multimeter messbar.

Dann machen wir mal ein Gedankenspiel, ausgehend von der hier getätigten 
Annahme, dass der Wellenwiderstand einer unendlich langen Leitung 
(nehmen wir als Beispiel RG 223) bei DC auch 50 Ω beträgt. Wenn ich die 
unendliche Leitung um 100 m verlängere, müsste ich ja immer noch die 50 
Ω mit dem Multimeter messen.

Den Test zu machen ist schwierig, da es ja keine unendliche Leitung 
gibt. Man kann diese aber simulieren, wenn man anstelle der unendlich 
langen Leitung einen 50 Ω verwendet. Also haben wir jetzt für unseren 
Test eine 100 m lange RG 223U Leitung, die am Ende mit einem 50 Ω 
Widerstand abgeschlossen ist. Jetzt schauen wir mal die Daten der RG 
223U Leitung an:
https://www.koax24.de/storage/datasheet/de/050156_Datenblatt_RG_223_U_RG_223_U.pdf

Der Innenleiter ist aus Kupfer mit einem Durchmesser von 0,88 mm. Damit 
ergibt sich bei 100 m ein Widerstand von ca. 28 Ω. Den Schirmwiderstand 
vernachlässigen wir mal, weil dieser wesentlich geringer als 28 Ω 
ausfällt. Der Isolationswiderstand beträgt mehr als 1E8 MΩ/m, 
entsprechend 1E6 MΩ bei 100 m, also zu vernachlässigen. Auch zu 
vernachlässigen sind bei DC der Induktivitäts- und der Kapazitätsbelag. 
Somit bleiben die 28 Ω des Innenleiters. Misst man nun mit einem 
Multimeter den Widerstand zwischen Innenleiter und Schirm, so misst man 
die Reihenschaltung von 28 Ω und 50 Ω, also 78 Ω.

Wie erklärt sich das, bei einer unendlichen Leitung misst man 50 Ω und 
bei einer unendlich langen Leitung und ein klein bissel mehr, plötzlich 
78 Ω?


Gruß

Uwe

von Martin M (Gast)


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Uwe M. schrieb:
> Wie erklärt sich das, bei einer unendlichen Leitung misst man 50 Ω und
> bei einer unendlich langen Leitung und ein klein bissel mehr, plötzlich
> 78 Ω?

Sehr gute Frage, ehrlich! Aber sobald man nicht mehr von einer 
verlustlosen Leitung spricht, ist die Impedanz nicht mehr reell. Da 
reflektiert sozusagen der verteilte Widerstand in der Leitung schon 
bevor der 'Impuls' des Multimeters am Ende ankommt. So jedenfalls mein 
intuitives Verständnis.

von Heini (Gast)


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Martin M schrieb:
> bei einer unendlich langen Leitung und ein klein bissel mehr

Was ein Blödsinn. Ein bisschen mehr als unendlich gibts nicht

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Uwe M. schrieb:
> Der Innenleiter ist aus Kupfer mit einem Durchmesser von 0,88 mm. Damit
> ergibt sich bei 100 m ein Widerstand von ca. 28 Ω.

Siehe Eröffnungsbeitrag:

Fehlanpassung schrieb:
> Ich möchte mich weiterhin auf eine ideale Leitung beziehen.

Bei einer verlustbehafteten Leitung mit dem Widerstandsbelag von R'>0
sollte auch der Ableitungsbelag größer als 0, nämlich G'=R'/(50Ω)² sein,
d.h. das Dielektrikum sollte dann nicht perfekt isolieren. Dann stimmen
auch die 50Ω bei einer unendlich langen Leitung und DC wieder. Da bei
den in der Praxis interessierenden Frequenzen jωL'>>R' ist und somit R'
für den Wellenwiderstand kaum eine Rolle spielt, verzichtet man aber auf
diese Kompensation, denn ein Dielektrikum mit dem gewünschten Leitwert
würde einen höheren Aufwand bei der Herstellung bedeuten.

Ja, und bei sehr hohen Frequenzen spielen noch weitere Effekte eine
Rolle, aber ich glaube nicht, dass es der TE so genau wissen will, wenn
er von einer "idealen Leitung" schreibt :)

: Bearbeitet durch Moderator
von Erwin D. (Gast)


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Heini schrieb:
> Martin M schrieb:
>> bei einer unendlich langen Leitung und ein klein bissel mehr
>
> Was ein Blödsinn. Ein bisschen mehr als unendlich gibts nicht

Das mit dem Zitieren übst du aber noch, versprochen? ;-)

von Helmut -. (dc3yc)


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Leute, geht's noch? Ein Koaxkabel hat, egal welche Länge, bei DC und 
offenem Ende einen Widerstand von >> 1 MOhm. Und wenn das Ende 
kurzgeschlossen ist, misst man den Kupferwiderstand des Aussen- und 
Innenleiters. Und bei HF kommt es auf die Länge des Kabelstückes an, ob 
die Leitung induktiv, kapazitiv oder ohmsch wirkt. Und nur, wenn es mit 
dem Wellenwiderstand abgeschlossen wird, ist es immer reell (= 
Wellenwiderstand).

von GHz N. (ghz-nerd)


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Uwe M. schrieb:
> Auch zu
> vernachlässigen sind bei DC der Induktivitäts- und der Kapazitätsbelag.
> Somit bleiben die 28 Ω des Innenleiters. Misst man nun mit einem
> Multimeter den Widerstand zwischen Innenleiter und Schirm, so misst man
> die Reihenschaltung von 28 Ω und 50 Ω, also 78 Ω.
>
> Wie erklärt sich das, bei einer unendlichen Leitung misst man 50 Ω und
> bei einer unendlich langen Leitung und ein klein bissel mehr, plötzlich
> 78 Ω?

Der Wellenwiderstand ist ein dynamischer Effekt, der bei "reinem DC" so 
nicht vorkommt (der Name sagts ja schon...). Die Hinweise mit "unendlich 
langen" Leitungen sollen vor allem zeigen, dass diese Effekte auch für 
sehr niederfrequente Wellen bzw. makroskopische Zeiteinheiten gelten 
(z.B eine Sekunde lang mit dem DMM messen), falls man entsprechende 
Längen hinkriegen würde. Was natürlich schlicht nicht praktizierbar ist.

...genauso wie DC strikt genommen auch nicht praktikabel ist, da es ein 
Bestehen eines Zustands über unendliche lange Zeiträume impliziert.

von Volker M. (Gast)


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Die Darstellung von Yalu X. ist fachlich korrekt, Respekt für die gute 
Darstellung!

Uwe M. schrieb:

> Wie erklärt sich das, bei einer unendlichen Leitung misst man 50 Ω und
> bei einer unendlich langen Leitung und ein klein bissel mehr, plötzlich
> 78 Ω?

Du vermischt hier unterschiedliche Dinge. Die 78 Ohm sind der gemessene 
Eingangswiderstand in die Leitung hinein, das ist NICHT der 
Wellenwiderstand der Leitung.

Für den Wellenwiderstand der verlustbehafteten Leitung muß man - ebenso 
wie bei den L und C - mit den Leitungsbelägen pro Längeneinheit 
rechnen. Für Koaxleitungen macht das kaum einen Effekt gegenüber der 
verlustlosen Leitung.

Transiente Grüße
Volker

von Heini (Gast)


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Helmut -. schrieb:
> Leute, geht's noch? Ein Koaxkabel hat, egal welche Länge, bei DC und
> offenem Ende einen Widerstand von >> 1 MOhm. Und wenn das Ende
> kurzgeschlossen ist, misst man den Kupferwiderstand des Aussen- und
> Innenleiters.

Was hast du Troll an der "idealen Leitung" nicht verstanden? Wo gibts da 
ein Kupferwiderstand?

von Erwin D. (Gast)


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Heini schrieb:
> Helmut -. schrieb:
>> Leute, geht's noch? Ein Koaxkabel hat, egal welche Länge, bei DC und
>> offenem Ende einen Widerstand von >> 1 MOhm. Und wenn das Ende
>> kurzgeschlossen ist, misst man den Kupferwiderstand des Aussen- und
>> Innenleiters.
>
> Was hast du Troll an der "idealen Leitung" nicht verstanden? Wo gibts da
> ein Kupferwiderstand?

Wenn eine ideale Leitung kurzgeschlossen wird, gilt die Physik nicht 
mehr und der Kupferwiderstand löst sich in Wohlgefallen auf?

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Helmut -. schrieb:
> Leute, geht's noch? Ein Koaxkabel hat, egal welche Länge, bei DC und
> offenem Ende einen Widerstand von >> 1 MOhm.

Nicht, wenn das offene Ende unendlich weit weg liegt und deswegen von
der Welle gar nie erreicht wird.

> Und wenn das Ende kurzgeschlossen ist, misst man den Kupferwiderstand
> des Aussen- und Innenleiters.

Dto.

Natürlich ist das nur ein Gedankenexperiment, aber man kann es immerhin
nachrechnen.

> Und nur, wenn es mit dem Wellenwiderstand abgeschlossen wird, ist es
> immer reell (= Wellenwiderstand).

Richtig. Und warum ist das so?

Der naheliegendste (aber leider nicht realisierbare) Weg, Reflexionen zu
vermeiden, wäre ein unendlich langes Kabel, da bei diesem erst nach
unendlich langer Zeit (also nie) etwas reflektiert wird.

Weil es in der Praxis aber nur endlich lange Kabel gibt, muss man den
fehlenden unendlich langen Kabelrest durch etwas ersetzen, das genau die
gleichen elektrischen Eigenschaften hat. Und dieses Etwas ist eben ein
ganz gewöhnlicher 50Ω-Widerstand.

: Bearbeitet durch Moderator
von Volker M. (Gast)


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Heini schrieb:
> Was hast du Troll an der "idealen Leitung" nicht verstanden? Wo gibts da
> ein Kupferwiderstand?

Das betrifft ja nicht sein Argument mit der offenen Leitung.

Ganz lehrreich ist ein Versuch, den wir im Studium im HF-Praktikum 
machen durften (Impulsreflektometrie):

Da schickt man einen schnellem Spannungssprung auf die Leitung und misst 
die Spannung am Oszilloskop. Also wirklich schnellen Sprung von 100ps 
und schnelles Sampling-Oszilloskop mit >10GHz Bandbreite. Schaut auf die 
Spannung am Eingang der Leitung, dann hat man erstmal einen 
Spannungsteiler aus den 50 Ohm der Signalquelle und dem Wellenwiderstand 
der Leitung - der Verlauf am Scope sieht aus, als ob dort ein Widerstand 
angeschaltet wäre. Wenn der Impuls dann durch die Leitung gelaufen ist 
und am offenen Ende reflektiert, dann überlagert sich die hin- und 
rücklaufende Welle und man bekommt schließlich das stationäre Verhalten: 
die Leitung stellt nun einen Leerlauf dar, nachdem der Spannungssprung 
die Leitung durchlaufen hat.

Der Wellenwiderstand ist der "Momentanwert", den der Impuls unmittelbar 
sofort in die Leitung sieht.

von Uwe M. (uwem)


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Yalu X. schrieb:
> Bei einer verlustbehafteten Leitung mit dem Widerstandsbelag von R'>0
> sollte auch der Ableitungsbelag größer als 0, nämlich G'=R'/(50Ω)² sein,
> d.h. das Dielektrikum sollte dann nicht perfekt isolieren.[/quote]
Ich habe als Beispiel eine reale Leitung genannt und auch deren G' in 
die Überlegung mit einbezogen.

Bei einer realen Leitung ist deine Aussage G'=R'/(50Ω)² falsch, wie das 
Beispiel RG 223U zeigt.

-----------------------------

Martin M schrieb:
> Aber sobald man nicht mehr von einer
> verlustlosen Leitung spricht, ist die Impedanz nicht mehr reell.

Die Betrachtung einer verlustlosen Leitung hat allerdings keine 
praktische Relevanz. Bei einer realen verlustbehafteten Leitung geht der 
Wellenwiderstand erst dann langsam zu einem konstanten Wert über, wenn 
der induktive Blindwiderstandsbelag den Widerstandsbelag überschreitet. 
Das ist erst bei höheren Frequenzen der Fall. Dies ist ja auch schön in 
dem ganz oben verlinkten Wikipediaarktikel erklärt.

Umso mehr die Leitung sich der idealen Leitung nähert, umso geringer ist 
die Frequenz, ab der der Wellenwiderstand konstant ist.


Gruß

Uwe

von Wolfgang (Gast)


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Uwe M. schrieb:
> Der Innenleiter ist aus Kupfer mit einem Durchmesser von 0,88 mm. Damit
> ergibt sich bei 100 m ein Widerstand von ca. 28 Ω.
> ...
> Wie erklärt sich das, bei einer unendlichen Leitung misst man 50 Ω und
> bei einer unendlich langen Leitung und ein klein bissel mehr, plötzlich
> 78 Ω?

Bei einem idealen Coax-Kabel ist der Widerstand des Innenleiters 0 Ω - 
egal wie lang.

von Volker M. (Gast)


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Uwe M. schrieb:
> Die Betrachtung einer verlustlosen Leitung hat allerdings keine
> praktische Relevanz. Bei einer realen verlustbehafteten Leitung geht der
> Wellenwiderstand erst dann langsam zu einem konstanten Wert über, wenn
> der induktive Blindwiderstandsbelag den Widerstandsbelag überschreitet.

Jein ... normale Coaxleitungen sind vom Wellenwiderstand schon nah dran 
an der idealen Leitung.

Wenn ich Leitungen auf RFIC berechne, wo man Leitungsquerschnitte von 
wenigen µm2 hat, dann werden die Leitungsverluste im Wellenwiderstand 
deutlich sichtbar und da spielt die von dir genannte 
Frequenzabhängigkeit dann auch praktisch eine Rolle.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Uwe M. schrieb:
> Bei einer realen Leitung ist deine Aussage G'=R'/(50Ω)² falsch, wie das
> Beispiel RG 223U zeigt.

Deswegen schrieb ich ja, das das zwar so sein sollte, in der Praxis
aber aus Kostengründen nicht gemacht wird. Um Kosten zu sparen, nimmt
man den kleinen Schönheitsfehler des ansteigenden Wellenwiderstands bei
niedrigen Frequenzen gerne in Kauf.

> Die Betrachtung einer verlustlosen Leitung hat allerdings keine
> praktische Relevanz.

... ist aber wichtig fürs Verständnis. Deswegen hat der TE auch explizit
danach gefragt.

: Bearbeitet durch Moderator
von eric1 (Gast)


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Volker M. schrieb:
> Ganz lehrreich ist ein Versuch, den wir im Studium im HF-Praktikum
> machen durften (Impulsreflektometrie):

Dieser Versuch ist sehr lehrreich und man kann ihn auch mit noch recht 
normalen Geräten machen schnelles Rechteck (ns) und Scope 100-200Mhz 
dafür etwas mehr Koaxlänge (siehe Anlage)
eric1

von Uwe M. (uwem)


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Yalu X. schrieb:
> ... ist aber wichtig fürs Verständnis. Deswegen hat der TE auch explizit
> danach gefragt.

Nein, ist es eher nicht, andersherum wird ein Schuh draus. Gerade die 
Formel für den realen Kabelwellenwiderstand ist für das Verständnis 
wichtig:
https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/ce56fb6d3c621102834c34f520a7f80e302ec667

Aus dieser lässt sich dann das Verhalten der idealen Leitung ableiten, 
wenn man für R' und G' 0 annimmt und es bleibt:
https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/81e2190c9a5c0789d6e68da8b28d3c7e10d334dd

Somit ergibt sich für eine ideale Leitung ein konstanter Wert und das 
unabhängig von der Frequenz.


Gruß

Uwe

: Bearbeitet durch User
von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Uwe M. schrieb:
> Yalu X. schrieb:
>> ... ist aber wichtig fürs Verständnis. Deswegen hat der TE auch explizit
>> danach gefragt.
>
> Nein, ist es eher nicht, andersherum wird ein Schuh draus.

Die Frage des TE war ja, wie der Wellenwiderstand einer Leitung mit
ausschließlich imaginären Belägen (Induktivitäts- und Kapazitätsbelag)
reell sein kann. Die Frage ist gut, denn auf den ersten Blick erscheint
dies tatsächlich ein Widerspruch zu sein.

Meinst du wirklich, dass es zielführend ist, für die Beantwortung dieser
Frage ein Kabel mit reellen Anteilen in den Belägen heranzuziehen?

von Elektrofan (Gast)


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> Die Frage des TE war ja, wie der Wellenwiderstand einer Leitung mit
> ausschließlich imaginären Belägen
> (Induktivitäts- und  Kapazitätsbelag) reell sein kann.

Ist die Leitung ideal, ergibt sich ein reeller Wellenwiderstand

Zw= jωL'/(jωC')= L'/C'

(weil die "Jots" sich herauskürzen).

In manchen Tabellenbüchern ist für reale Leitungen der Wellenwiderstand
bei relativ niedriger Frequenz angegeben.
Wichtig z.B. bei EVU-Leitungen bzw. Kabel (für 50 Hz!),
und -wenigstens früher- für analoges bzw. ISDN-Telefon.

von Günter Lenz (Gast)


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von Fehlanpassung schrieb:
>Wie schafft man es aus Kondensatoren und Spulen ein Netzwerk zu
>erstellen welches einen reellen Widerstand besitzt?

Wenn man die Kondensatoren und Spulen als ideal betrachtet,
also vollkommen verlustlos sind, schaft man es garnicht.
Oder man daraus einen Parallelschwingkreis macht, wäre
der reelle Widerstand unendlich groß.

>Ich möchte mich weiterhin auf eine ideale Leitung
>beziehen.
>Typischerweise wird der Wellenwiderstand in Ohm angegeben und besitzt
>nur eine reelle Komponente. Mein Verständnisproblem liegt nun in der
>Tatsache, dass der Wellenwiderstand reell ist.

Entweder muß diese ideale Leitung am Ende mit einen ohmschen
Widerstand in der größe des Wellenwiderstans abgeschlossen sein,
oder die Leitung muß unendlich lang sein, damit die Quelle
einen reellen Widerstand sieht. Oder die Leitung ist
verlustbehaftet, dann sieht die Quelle auch irgendwann
den reellen Widerstand der = Wellenwiderstand ist, auch
wenn die Leitung nicht unendlich lang ist.

von P. S. (namnyef)


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Wolfgang schrieb:
> Martin M schrieb:
>> Ähm, doch. Eben schon.
>
> Dann muss deine Leitung allerdings unendlich lang im Vergleich zur
> Wellenlänge von Gleichspannung sein. Das wird selbst theoretisch
> schwierig.
Ne, "DC-Spannung anlegen" impliziert einen Sprung der Spannung am 
Eingang der Leitung. Beispiel: Man hat eine Spannungsquelle mit 50 Ohm 
Ausgangswiderstand und einer Leerlaufspannung von 1V. Schließt man diese 
Spannungsquelle an eine (an deren Ende offene) 50 Ohm Leitung an, misst 
man am Eingang der Leitung so lange 0,5V (Spannungsteiler aus 
Quellenwiderstand und Wellenwiderstand der Leitung) bis die Welle vom 
offenen Ende der Leitung zurück reflektiert wurde.
Das muss keine unendlich lange Leitung sein. Sie muss nur lang genug 
sein, damit man eine Chance hat die Spannung am Eingang zu messen bevor 
die am Ende der Leitung reflektierte Welle wieder am Anfang angekommen 
ist. Denn sobald das der Fall ist, stellt sich dort durch Überlagerung 
von hin- und rücklaufender Welle der Endwert von 1V ein, den man nach 
klassischer Schaltungsanalyse erwarten würde.
Den Effekt kann man wunderbar mit dem Oszi nachmessen oder sogar in 
SPICE simulieren.

von Uwe M. (uwem)


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Yalu X. schrieb:
> Meinst du wirklich, dass es zielführend ist, für die Beantwortung dieser
> Frage ein Kabel mit reellen Anteilen in den Belägen heranzuziehen?

Ja, meine ich. Wenn hier…
https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/ce56fb6d3c621102834c34f520a7f80e302ec667
…R' und G' wegfällt und jω sowohl über den Bruchstrich als auch unter 
dem Bruchstrich steht, dann kürzt sich das raus, es bleibt Wurzel 
(L'/C') über und somit ist der Wellenwiderstand einer idalen Leitung 
reell und konstant.

Elektrofan hat das ja gerade auch erklärt. Er hat allerdings die Wurzel 
vergessen.

Das Problem ist aber, dass man häufig dem Irrtum erliegt, dass der 
Wellenwiderstand einer Leitung ohne Rahmenbedingungen reell und konstant 
ist. Weil man Angst hat, das nicht zu verstehen, fragt man nach einer 
idealen Leitung und hofft, dass dann die Erklärung leichter verständlich 
ist.

Dadurch wird es aber eher komplizierter, denn der Wellenwiderstand ist 
nur unter bestimmten Rahmenbedingungen konstant (ab einer bestimmten 
Frequenz geht er in einen konstanten Wert über). Daher ist die Erklärung 
anhand einer realen Leitung besser. Man versteht dann auch, warum erst 
bei hohen Frequenzen der Wellenwiderstand reell und konstant ist und die 
Erklärung, warum das bei einer idealen Leitung auch so ist, fällt gleich 
mit ab. In dem oben verlinkten Wikipediaarktikel ist das ja gut erklärt, 
so dass der TE den nur lesen muss.


Gruß

Uwe

: Bearbeitet durch User
von W.S. (Gast)


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Fehlanpassung schrieb:
> Wie schafft man es aus Kondensatoren und Spulen ein Netzwerk zu
> erstellen welches einen reellen Widerstand besitzt?


Mach doch mal ein Gedanken-Experiment:

Du hast erstens eine Spannungsquelle zur Verfügung. Der Einfachheit 
halber eine ideale.

Als zweites stellst du dir eine Nachbildung deines Kabels vor, indem du 
dir das Kabel in (sagen wir mal 1 Meter lange) Stücke zerschnitten 
vorstellst. Auch wieder der Einfachheit halber nehmen wir Koaxialkabel: 
innen ein Draht, dann Isolation, dann Außenleiter ringsherum.

Das erste Stück Kabel:
Da hat es zunächst die Induktivität des Drahtes. OK soweit?
Dann hat es die Kapazität zwischen Draht und Außenleiter. Auch OK 
bisher?

Das zweite Stück kommt dann an das erste Stück... und so weiter bis in 
alle Ewigkeit. Ja, wir stellen uns ein SEHR langes Kabel vor.

Im Prinzip kannst du dir das ganze Kabel vorstellen als eine 
Reihenschaltung von Induktivitäten, jeweils mit einer Kapazität gegen 
den Außenleiter versehen.

Nun schließen wir unsere Spannungsquelle an dieses gestückte Kabel an. 
Was passiert? Der Strom durch die Induktivität kann sich nicht 
sprunghaft ändern, also steigt er an gemäß dI/dt = U/L. Die Spannung an 
den Kapazitäten kann sich ebenfalls nicht sprunghaft ändern. Also fließt 
zunächst der ansteigende Strom aus der Induktivität in die Kapazität und 
lädt sie damit auf, gemäß dU/dt = I/C. Wenn nun die Spannung an der 
ersten Kapazität steigt, kriegt dann auch das zweite Stück Kabel was 
davon ab und dort wiederholt sich das gleiche Spiel wie im ersten 
Kabelstück. Und so weiter bis zum Ende des Kabels, was hier mal im 
Unendlichen liegt.

Bislang hatten wir uns Stücke von 1 Meter Länge vorgestellt. Aber nichts 
hindert uns, die Länge der Stücke uns anders vorzustellen, zum Beispiel 
anstelle 1 Meter eben mal 1 Mikrometer. Klar, L und C eines solchen 
Stückchens sinken dabei, aber deren Verhältnis L/C bleibt gleich.

Wir schließen wieder die Spannungsquelle an. Was passiert? Ins Kabel 
fließt ein Strom, nämlich der Strom, der die Kapazitäten auflädt. Dieser 
Strom ist "schaumgebremst" durch die Induktivitäten. So läuft durch das 
Kabel eine Welle, genauer eine Spannungsfront von null auf soviel Volt, 
wie unsere Spannungsquelle ausgibt. Bei all den kleinen Stückchen (von 
1µm Länge), wo diese Welle schon vorbeigelaufen ist, sind die 
Kapazitäten bereits aufgeladen und ihre Spannung ändert sich deshalb 
auch nicht mehr. Durch die Induktivitäten fließt dennoch der Strom, der 
für das Aufladen der viel weiter hinten im Kabel befindlichen 
Kabelstückchen gezogen wird.

So, und wenn wir den Grenzübergang uns denken, also unsere vorgestellten 
Kabelstückchen unendlich kurz machen (dafür aber unendlich viele davon 
haben), dann sehen wir, daß die Welle, die durch's Kabel eilt, eine 
exakte Spannungsstufe ist, also mit einem unendlich steilen Anstieg 
(weil eben die Kabelstückchen unendlich kurz sind).

Jetzt sehen wir also von außen, daß nach dem Anschließen unserer 
Spannungsquelle an das Kabel ein Gleichstrom in das Kabel hineinfließt 
- und zwar bis ewig, wenn wir uns ein unendlich langes Kabel vorstellen.

Tja, da haben wir unseren reellen Eingangswiderstand. Und der hängt nur 
davon ab, wie das Verhältnis von L/C ist. Viel L, also dünner 
Innenleiter und wenig C, also dicke Isolationsschicht mit möglichst 
wenig er machen wenig Aufladestrom, also hohen Wellenwiderstand und 
wenig L und viel C, also dicker Innenleiter und dünne isolationsschicht 
mit hohem er machen niedrigen Wellenwiderstand.

So. und als Übung kannst du dir jetzt ausmalen, was passiert, wenn das 
Kabel nur endlich lang ist und am Kabelende die drei 
Standard-Situationen vorliegen: offen, kurzgeschlossen oder mit 
Wellenwiderstand abgeschlossen.

W.S.

von Mario H. (rf-messkopf) Benutzerseite


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Fehlanpassung schrieb:
> Wie schafft man es aus Kondensatoren und Spulen ein Netzwerk zu
> erstellen welches einen reellen Widerstand besitzt?

W.S. hat das ja in Beitrag "Re: Wieso ist der Wellenwiderstand einer Koax-Leitung reel?" 
sehr schön und anschaulich geschildert: In einer Leitung sind die 
Induktivitäten und Kapazitäten kontinuierlich über die Länge verteilt. 
Wenn man ein Modell der Leitung durch Zerlegen in kurze Stücke erstellen 
will, die man als RLC-Netzwerk beschreibt, muss man später den 
Grenzübergang "Länge der Stücke gegen Null" durchführen, sonst bekommt 
man nicht das Verhalten einer Leitung.

Anders ausgedrückt: Die Übertragungsfunktion eines Netzwerks aus 
konzentrierten Reaktanzen und Resistanzen ist immer eine gebrochen 
rationale Funktion. Die Übertragungsfunktion einer (idealen) Leitung
d.h. eine transzendente Funktion, bekommt man nur durch den 
Grenzübergang. Die kontinuierliche Verteilung von Induktivität und 
Kapazität ist also wesentlich.

: Bearbeitet durch User
von Tilman K. (inginfo)


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Auf der von rf-messkopf erwähnten Zerlegung der Leitung in kurze Stücke 
basiert die angehängte Python-Simulation. Die Ergebnisse der Simulation 
(Simulation.png) passen im Übrigen gut zu den tatsächlich durchgeführten 
Messungen (Messung.png) an einer 5 Meter langen RG58-Leitung.

Gegen Ende des Programms wird die Animation der Leitungswelle 
dargestellt. Bei einer längeren Leitung (zum Beispiel 15 oder 25 Meter) 
dauert die "Wanderung" der Leitungswelle entsprechend länger. Die Welle 
benötigt ca. 5 Nanosekunden für einen Meter.

von GHz N. (ghz-nerd)


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Randbemerkung: Leitungen (mit reellem Leitungswiderstand natürlich) 
lassen sich in der Tat auch mit diskreten LC Netzwerken realisieren.
So wurde früher häufig die Verzögerungsleitung bei analog Scopes relativ 
platzsparend implementiert. Ein Albtraum zum abgleichen jedoch.

http://w140.com/tekwiki/wiki/Delay_line#Lumped_L-C

von Elektrofan (Gast)


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Uwe M. schrieb:

> Elektrofan hat das ja gerade auch erklärt.
> Er hat allerdings die Wurzel vergessen.

Stimmt! Man wird alt ...   ;-)

von W.S. (Gast)


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GHz N. schrieb:
> So wurde früher häufig die Verzögerungsleitung bei analog Scopes

Das muß aber schon SEHR lange her sein. Bei meinem rund 40 Jahre alten 
TEK ist dafür am Gehäuseboden eine nette Rolle aus Koax.

W.S.

von Hp M. (nachtmix)


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W.S. schrieb:
> Das muß aber schon SEHR lange her sein. Bei meinem rund 40 Jahre alten
> TEK ist dafür am Gehäuseboden eine nette Rolle aus Koax.

Mit Sicherheit.
 Koaxkabel als Verzögerungsleitung hatte mein 40MHz HM512-6 von ca. 1975 
auch schon.

Dank des obigen Links weiss ich aber nun, in welche Geräte Tektronix 
diese hübschen Verzögerungsleitungen eingebaut hatte.
Ich habe noch ein paar davon, "frisch" und originalverpackt aus dem 
Ersatzteillager von R&S in K. Als ich sie um 1990 dem Singer angeboten 
habe, meinte der, das sei ihm nun aber doch zu alt ;-)

Es geht aber noch älter.
Die abgebildete Platine mit den sechs 185ns Leitungen stammt aus einem 
uralten IBM-Rechner, der noch mit Ge-Transistoren bestückt war. Wie man 
sieht, sind die Leitungen mit 1,6 kOhm abgeschlossen.

Man kann aber auch einfach eine lange CuL-Wicklung auf ein mit Cu-Folie 
belegtes Rohr (keine Kurzschlusswindung!) wickeln.
In den ersten PAL-Farbfernsehern war so etwas im PAL-Decoder in Form 
einer vllt 20cm langen bewickelten Pappröhre drin, weil man ausser den 
knapp 64µs der Ultraschall-Glas-Verzögerungsleitung noch ein um weitere 
(57ns ?) verzögertes Signal brauchte.

: Bearbeitet durch User
von Andreas (Gast)


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Der Wellenwiderstand ist eine unsichtbare Eigenschaft jedes Kabels oder 
der Leiterbahn auf einer Platine.
Das Kabel selbst besteht aus einer Anreihung von Kapazitäten und 
Induktivitäten. Erst wenn Ri und Ra dem angegebenen Wellenwiderstand 
entsprechen , wird über der variablen Frequenz eine saubere Leitung. 
Andererseits hat man eine Transformationsleitung, die je nach Frequenz 
alles mögliche macht und tut, aber das ist nicht gewollt.Das nannten 
unsere Vorfahren dann auch "Welligkeit", weil je nach Frequenz was 
anderes rauskam.

Wenn das Kabel unendlich lang ist, kann der normale Networkanalysator 
diesen Wert in Ohm anzeigen. Frage dazu: Wie ermittlelt man bei kurzen 
Kabeln den eingeprägten Widerstand ?

73 Gast

von Uwe M. (uwem)


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Andreas schrieb:
Wie ermittlelt man bei kurzen
> Kabeln den eingeprägten Widerstand ?
>

Du meinst den Leitungswellenwiderstand?
Ein Weg diesen zu bestimmen ist, du misst die Kapazität (offenes Ende) 
und die Induktivität (kurzgeschlossenes Ende) der Leitung und kannst 
daraus den Wellenwiderstand errechnen: Z = Wurzel (L/C)


Gruß

Uwe

von Hp M. (nachtmix)


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Andreas schrieb:
> Wenn das Kabel unendlich lang ist, kann der normale Networkanalysator
> diesen Wert in Ohm anzeigen. Frage dazu: Wie ermittlelt man bei kurzen
> Kabeln den eingeprägten Widerstand ?

Nein, wenn  das Kabel unendlich lang wäre, könntest du mit einem 
gewöhnlichen Ohmmeter den Wellenwiderstand messen.

Wenn du aber ein Oszilloskop besitzt, das schnell genug ist das 
Eintreffen der reflektierten Welle am Generator (TTL-Ausgang mit 
zusätzlichem Serienwiderstand ca. 30 Ohm reicht) aufzulösen, dann kannst 
du den Ausgang der Leitung mit einem einstellbaren Widerstand belasten.

Wenn das Ende offen ist, oder der Widerstand zu gross, dann bekommst du 
ziemlich genau das zu sehen, was Tilman K hier (blau) gemessen hat:
https://www.mikrocontroller.net/attachment/473970/Messung.png

Wenn die Leitung korrekt abgeschlossen ist, fehlt das "Obergeschoss" des 
Impulses, und du siehst nur einen Rechteckimpuls mit einer Höhe des 
ersten Anstieges, und

 wenn die Leitung kurzgeschlossen ist, oder der Abschlusswiderstand zu 
niedrig ist, dann kehrt sich das "Obergeschoss" um und wird zu einer 
Delle, die letztlich das verzögerte Eintreffen des Kurzschlusses am 
Generator repräsentiert.

Den zum Vermeiden der Reflektion eingestellten Widerstandswert kannst du 
dann einfach mit einm gewöhnlichen Ohmmter nachmessen.

P.S.:
Der Ausgangswiderstand des Generators braucht nicht dem Wellenwiderstand 
der Leitung zu entsprechen, aber wenn er es tut, dann vermeidet man 
damit Mehrfachreflexionen, die das einfache Bild etwas verkomplizieren.

: Bearbeitet durch User
von Volker M. (Gast)


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Hp M. schrieb:
> Du meinst den Leitungswellenwiderstand?
> Ein Weg diesen zu bestimmen ist, du misst die Kapazität (offenes Ende)
> und die Induktivität (kurzgeschlossenes Ende) der Leitung und kannst
> daraus den Wellenwiderstand errechnen: Z = Wurzel (L/C)

Ein anderer Weg, den ich nutze:
Die kurze (!) Leitung wird als Zweiport gemessen (S2P). Aus S11 berechne 
ich Z11 und Y11, also die Eingangsimpedanz bei offenem und bei 
kurzgeschlossenem Port 2. Der Wellenwiderstand ergibt sich dann aus 
sqrt(Z11/Y11)

Anstatt Y11 und Z11 aus den 2-Port-Parametern zu berechnen kann man sie 
natürlich auch messen mit Kurzschluß bzw. Leerlauf am Ende.

Angepasste Grüße
Volker

von Uwe M. (uwem)


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Hp M. schrieb:
> Nein, wenn  das Kabel unendlich lang wäre, könntest du mit einem
> gewöhnlichen Ohmmeter den Wellenwiderstand messen.

Das trifft nur dann zu, wenn der Isolationswiderstand entsprechend 
ausgelegt ist, wie hier schon dargelegt wurde. Das trifft also nicht zu 
bei den üblichen Leitungen, die man kaufen kann.

Der Wellenwiderstand bei Gleichstrom ist ZDC = Wurzel (R‘/G‘)


Volker M. schrieb:
> Ein anderer Weg, den ich nutze:
> Die kurze (!) Leitung wird als Zweiport gemessen (S2P). Aus S11 berechne
> ich Z11 und Y11, also die Eingangsimpedanz bei offenem und bei
> kurzgeschlossenem Port 2. Der Wellenwiderstand ergibt sich dann aus
> sqrt(Z11/Y11)
Das ist im Prinzip das selbe wie das von mir beschriebene Verfahren, 
wenn man wie ich die Induktivität und Kapazität mit dem 
Netzwerkanalysator misst.


Gruß

Uwe

von Hp M. (nachtmix)


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Uwe M. schrieb:
> Das trifft nur dann zu, wenn der Isolationswiderstand entsprechend
> ausgelegt ist, wie hier schon dargelegt wurde. Das trifft also nicht zu
> bei den üblichen Leitungen, die man kaufen kann.

Wo kaufst du deine Leitungen, die als Dieelektrikum nasse Pappe 
verwenden?

von Uwe M. (uwem)


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Hp M. schrieb:
> Wo kaufst du deine Leitungen, die als Dieelektrikum nasse Pappe
> verwenden?

Wie kommst du auf nasse Pappe.

Nimm eine beliebige käufliche Leitung und rechne selbst nach.


Gruß

Uwe

: Bearbeitet durch User
von Markus (Gast)


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Volker M. schrieb:
> Ein anderer Weg, den ich nutze:

Nicht von mir, aber ganz pfiffig:

Here is a quick way to test.

Connect to your network analyzer or impedance meter. Find the frequency 
at which the cable is 1/4 or
1/2 wavelength. Then adjust your network analyzer or impedance meter to 
a frequency so that your
cable is 1/8 wavelength.

Note the reactance when you short or open the far end will be equal and 
opposite. The magnitude of
reactance you measure equals the characteristic impedance. Example, you 
measure 0.5 +j42 and 0.5 -j42
you now know that the cable Zo is 42.

On a vector network analyzer you can do this really quickly without need 
to KNOW your frequency. Set
the analyzer to 0 Hz sweep and polar display. Keep alternating between 
shorted and open at the far end
and watch the display. Vary the frequency until you see that the 
capacitive reactance is the same as the
inductive reactance (the 'dots' on the CRT will be exactly vertically 
aligned) as you switch from short to
open. Then read the reactance and you have the answer.

For example I have found rolls of RG58 as low as 42 ohm and as high as 
62 ohm. It is a lesson to never pay
attention to "RG" numbers ever again.

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