Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Gate-Widerstandanpassung mit LabView


von Nico S. (niggoh)


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Hallo,
im Rahmen eines Bachelorprojektes in meinem Studium, habe ich die 
Aufgabe die Gatevorwiderstand-Einstellung für Leistungs-Halbleitermodule 
zu "automatisieren".

Die Halbleitermodule werden via Doppelpulsprüfung getestet um seine 
Eigenschaften bestimmen zu können. Um den perfekten Betriebszustand zu 
ermitteln werden verschiedene Vorwiderstände getestet, um diesen nicht 
dauerhaft raus löten zu müssen und einen anderen ein zulöten, soll nun 
eine Platine entwickelt werden, mit der die Vorwiderstände via LabView 
eingestellt werden können.

Nun habe ich nach verschiedene Möglichkeiten gesucht um Vorwiderstände 
der Größe zwischen 0 - 50 Ohm digital ansteuern zu können:

- Digitales Potentiometer (Hat aber glaub ich generell zu hohen innen 
Widerstand richtig?)
- Ansteuerung eines Widerstandsarrays mit Mikrocontroller (siehe Anhang, 
es handelt sich nur um eine grobe Skizze)

Nun stellt sich mir die Frage ob dies generell so umsetzbar ist, da ich 
keinerlei Wissen zu Mikrocontroller habe. Eventuell hat ja einer von 
euch Erfahrung zu dem Thema.

Danke im Voraus

Nico

: Verschoben durch Moderator
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Nico S. schrieb:
> Nun stellt sich mir die Frage ob dies generell so umsetzbar ist, da ich
> keinerlei Wissen zu Mikrocontroller habe.
Das Problem hier ist nicht der Mikrocontroller.

> - Digitales Potentiometer (Hat aber glaub ich generell zu hohen innen
> Widerstand richtig?)
Die haben ganz vorrangig das Problem, dass das "Poti" da drin nicht 
potentialfrei ist. Und du deshalb recht schnell die Grenzwerte des 
Datenblatts verletzt.

> - Ansteuerung eines Widerstandsarrays mit Mikrocontroller (siehe Anhang,
> es handelt sich nur um eine grobe Skizze)
auch die dort eingezeichneten Analogschalter haben dieses "Problem", 
dass die Pegel an den Schaltern eben nicht ausserhalb des 
Versorgungsbereichs des ICs liegen dürfen.

Ich würde da die gesamte Umschalterei mit Relais machen. Oder sogar mit 
einem Motorpoti/Servopoti...

von Nico S. (niggoh)


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Lothar M. schrieb:
> Nico S. schrieb:
>> Nun stellt sich mir die Frage ob dies generell so umsetzbar ist, da ich
>> keinerlei Wissen zu Mikrocontroller habe.
> Das Problem hier ist nicht der Mikrocontroller.
>
Danke das hilft mir schonmal :-)

>> - Digitales Potentiometer (Hat aber glaub ich generell zu hohen innen
>> Widerstand richtig?)
> Die haben ganz vorrangig das Problem, dass das "Poti" da drin nicht
> potentialfrei ist. Und du deshalb recht schnell die Grenzwerte des
> Datenblatts verletzt.

Okay, daran hatte ich gar nicht gedacht, somit sind Digipotis schon mal 
raus.

>> - Ansteuerung eines Widerstandsarrays mit Mikrocontroller (siehe Anhang,
>> es handelt sich nur um eine grobe Skizze)
> auch die dort eingezeichneten Analogschalter haben dieses "Problem",
> dass die Pegel an den Schaltern eben nicht ausserhalb des
> Versorgungsbereichs des ICs liegen dürfen.
>
> Ich würde da die gesamte Umschalterei mit Relais machen. Oder sogar mit
> einem Motorpoti/Servopoti...

Die eingezeichneten Analogschalter waren nur zur groben Erklärung meiner 
vorgestellten Funktionsweise. Gibt es nicht die Möglichkeit diese 
Schalter via Halbleiterrelais zu realisieren? Natürlich müsste die 
Ansteuerung via LabView und Mikrocontroller umsetzbar sein.

von blubb (Gast)


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Geht bestimmt mit Relais und ner kleinen PCB die auf die Gate- & 
Hilfsemitter-Kontakte gesteckt/geschraubt wird  am besten, denn die 
Verbindung zwischen Treiber-IC und  HL ja normalerweise kurz und 
niederßinduktiv sein sollte..

von Εrnst B. (ernst)


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Problem: Damit kannst du per Labview optimieren, welche 
Relais-Schalterstellung optimal ist, aber nicht, welcher Gatewiderstand 
optimal ist.

der Gatewiderstand ist ja immer ein Kompromiss zwischen EMV und 
Verlustleistung (Und Beschaffungskosten, deshalb: 12 Ohm aus der 
Billig-E12-Reihe, auch wenn 7,8612 Ohm besser wäre).
Zu den EMV-Problemen, die man damit angehen will, gehört u.A. das 
"Ringing", also sehr hochfrequentes Schwingen des LC-Schwingkreises 
gebildet aus Gate-C und Leiterbahn-L zwischen Treiber und FET.
Das dämpft man mit einem Serien-Widerstand.

Problem: mit deiner Relais-Zusatz-Schaltung wird das "L" viel viel viel 
größer als nötig, denn man designt das

blubb schrieb:
> normalerweise kurz und niederinduktiv

Fazit: Du hast dann zwar eine Lösung, aber die passt überhaupt nicht 
mehr zum Problem.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Nico S. schrieb:
> Gibt es nicht die Möglichkeit diese Schalter via Halbleiterrelais zu
> realisieren?
Vergiss Halbleiterrelais. Denn die verhalten sich im Bereich kleiner 
Spannungen, der dich interessiert, nicht unbedingt wie ein Schalter.
Du baust das am besten sehr kompakt (zumindest auf der 
Kontaktseiteseite) mit kleinen Relais und binär gestuften Widerständen 
auf.

Nico S. schrieb:
> Nun habe ich nach verschiedene Möglichkeiten gesucht um Vorwiderstände
> der Größe zwischen 0 - 50 Ohm digital ansteuern zu können:
Im deinem Falle würde ich 5, 10, 20 und 40 Ohm nehmen. Durch diese 
binäre Stufung kannst du durch geeignete Reihenschaltung alle Werte 
zwischen 0, 5, 10, 15 ... bis 75 Ohm erzeugen.

Man kann diese Stufung übrigens auch mit einer Parallelschaltung von 
Widerständen erreichen, dann rechnet man die Widerstandswerte am besten 
über die Leitwerte... ;-)

Εrnst B. schrieb:
> Zu den EMV-Problemen, die man damit angehen will, gehört u.A. das
> "Ringing", also sehr hochfrequentes Schwingen des LC-Schwingkreises
> gebildet aus Gate-C und Leiterbahn-L zwischen Treiber und FET.
Die Dämpfung dieses Klingelns ist erst die zweite Stufe der 
EMV-Thematik.
Zuallererst erhöht der Gatewiderstand die Ladezeit des Gates und sorgt 
für einen langsameren Stromanstieg dI/dt auf der Leistungsseite. Und 
durch diese langsamere Anstiegsgeschwindigkeit gibt es dort auf der 
Leistungsseite weniger hochfrequente Flanken.

: Bearbeitet durch Moderator
von Nico S. (niggoh)


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Okay, hier prasselt gerade ganz schön viel auf mich ein. Erstmal Danke 
für die Hilfe.

blubb schrieb:
> Geht bestimmt mit Relais und ner kleinen PCB die auf die Gate- &
> Hilfsemitter-Kontakte gesteckt/geschraubt wird  am besten, denn die
> Verbindung zwischen Treiber-IC und  HL ja normalerweise kurz und
> niederßinduktiv sein sollte..

Das wäre das Ziel.

Εrnst B. schrieb:
> Fazit: Du hast dann zwar eine Lösung, aber die passt überhaupt nicht
> mehr zum Problem.

Die Lösung mit der Relaiszusatzschaltung würde nicht mehr Niederinduktiv 
sein, aufgrund der Relais und somit mein komplettes Ziel verfehlen?

Lothar M. schrieb:
> Vergiss Halbleiterrelais. Denn die verhalten sich im Bereich kleiner
> Spannungen, der dich interessiert, nicht unbedingt wie ein Schalter.
> Du baust das am besten sehr kompakt (zumindest auf der
> Kontaktseiteseite) mit kleinen Relais und binär gestuften Widerständen
> auf.

Okay, Halbleiterrelais sind vergessen.
Würden die von dir beschriebenen kleinen Relais nun nicht zur gleichen 
Schlussfolgerung führen wie von Ernst B. beschrieben?

Lothar M. schrieb:
> Zuallererst erhöht der Gatewiderstand die Ladezeit des Gates und sorgt
> für einen langsameren Stromanstieg dI/dt auf der Leistungsseite. Und
> durch diese langsamere Anstiegsgeschwindigkeit gibt es dort auf der
> Leistungsseite weniger hochfrequente Flanken.

Genau so wurde mir das auch erklärt und um die Geschwindìgkeit in 
Beachtung der Stromsteilheit einstellen zu können müssen Versuche mit 
verschiedenen Vorwiderständen gemacht werden richtig?

von Lukas B. (lucky92)


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Mich würde die Frage auch interessieren.

Also würden FET, MosFet, Thyristoren, Transistoren und Dioden 
rausfallen?

Nur mechanische Relais würden die Funktion die wir uns erwünschen 
erfüllen?

Könnte man hier auf SMD Relais zurückgreifen. Diese könnte man mit dem 
Mikrocontroller ansteuern wollen. Welches SMD Relais würde in Frage 
kommen?

Liebe Grüße Lukas

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


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Nico S. schrieb:
> da ich
> keinerlei Wissen zu Mikrocontroller habe.

Dann nimm die zu Labview gehörenden IO-Baugruppen. Für Relais welche mit 
24V Ausgängen. Warum das Fahrrad neu erfinden wollen?

von flo (Gast)


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Bei den Gatewiderständen die Verlustleistung berücksichtigen.
Viele Gatedriver liefern Ströme im Bereich 4A und mehr pulsartig ins 
Gate der Schaltelemente.

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