Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik DDR- Zweistrahl- Oszilllograph "EO213": Tageszeitabhängiger Widerstand


von Edi M. (edi-mv)



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Ist ein Teil der Reparatur eines  DDR- Zweistrahl- Oszillographen 
"EO213", wurde hier öfter besprochen- Ich kann bei Interesse weitere 
Bilder einstellen, ich bringe den gesamten Bericht aber auch auf meine 
Homepage.

Interessant ist hierbei ein defektes Bauteil, mit einem Fehler, den ich 
so noch nicht kennengelernt habe.
Nämlich einen Einstellwiderstand, der komplett hochohmig wurde, und 
seine Werte -auch im ausgebauten Zustand- tageszeitabhängig verändert.

Der Steller sitzt in der Vertikal- Ablenkschaltung, welche symmetrische 
Gleichspannungsverstärker,  Impedanzwandler und  eine symmetrische 
Kaskode- Endstufe verwendet.
Bei Messungen trat gelegentlich eine Begrenzung auf, so daß nicht sicher 
war, ob das gemessene Signal verzerrt ist, oder der Oszi das produziert.
Vor einigen Tagen war die Begrenzung dann einigermaßen konstant bei 14 
Teilstrichen, und die Darstellung auch unscharf, die Höhe wackelte auch 
noch um 1-2 mm- damit kann man dann  natürlich nicht mehr arbeiten.
Unterhalb der Begrenzung wurden Signalformen korrekt dargestellt.
EInen zweiten Oszi habe ich im Moment nicht, also... Reparatur "zu Fuß", 
per Messen der Gleichspannungen.

Gestaltet sich schwierig, weil etliche Meßpunkte schwer, manche im 
Betrieb gar nicht zugänglich sind. Eine sehr lange, dünne Meßspitze, war 
da sehr hilfreich, die Spitze darf nur max. 1mm aus dem Isolierröhrchen 
herausschauen, damit man keine Kurzschlüsse zaubert !

Der einzige Steller in der Vertikal- Baugruppe ist einer, der als 
zuständig für die Ablenkplatten- Spannung beschrieben wird, er ist die 
gemeinsame Emitterleitung nach Masse, an den erster Kaskode- 
Transistoren.
Der reagierte, jedoch konnte ich die Begrenzung nicht ändern. Leider 
sind dort keine Spannungswerte im Schaltplan angegeben.
Die getrennten Vorverstärker A/ B- Kanal brauchte ich nicht prüfen, weil 
beide Kanäle begrenzt wurden, der Fehler kann also nur in den 
gemeinsamen Folgestufen zu finden sein.

Die gemessenen Spannungen entsprachen in Verstärker- und Impedanzstufe 
genau den Schaltplan- Werten. Sehr gut !

Nur die Endstufen- Spannungen waren zu hoch- die Plattenspannung je 160 
-185 V statt 122 V.
Und leider die Ablenkspannung vom Netzteil auch 152 V statt 135 V- und 
die kommt direkt von Gleichrichter- Siebkette- keine geregelte Spannung.
Ich messe mit einem sehr hochohmigen Meßgerät, 4 Gigaohm- 
Eingangswiderstand, eine Vergleichsmessung mit einem Drehspulmeßwerk 
brachte nur 3 V Unterschied.
Nun könnte die Last die Spannung noch einbrechen lassen, aber es gibt 
keine Angaben dazu in den Unterlagen.

2 Widerstände in der Kaskode- Endstufe, Kollektorleitung erster Kaskode- 
Transi,  hatten eine gesunde Bräune- da waren 0,1 Watt drin, obwohl der 
Schaltplan 0,3 W vorschrieb !
Die Widerlinge waren original so drin.
OK, Tausch gegen größere Typen.
Das war es aber nicht.

Unwahrscheinlich, aber vorsichtshalber habe ich die Tarnsis geprüft- 
"Diodenprüfung" und Kennlinienschreiber- alle 4 Transis ok.
Auch die Z- Dioden zur Aufstockung der Ablenkspannung  waren ok, 
ebenfalls die Z- Dioden für das Basispotential der dickeren 
Kaskodetransis.
Um die maximal mögliche Ablenkspannung an den Röhrenplatten zu bekommen, 
habe ich dann den Stellwiderstand überbrückt.

Wow- volle Bildhöhe !
Die ließ sich aber mit dem Einstellen am Steller gar nicht erreichen !
Also raus mit dem Widerling.

Und- tatsächlich ist der Steller 240 Ohm in Wirklichkeit Anfang/ Ende 
der Schleifbahn... 600 Ohm !
Und der Schleifer zeigt sogar 1 KOhm !
Könnte eine schlechte Kontaktierung der Schleifbahn- Enden sein- ist es 
aber nicht !
Erstes Viertel- 60 Ohm. Mitte 350 Ohm. Dreiviertel 500 Ohm.
Umgekehrt ähnlich.
Ein großer Teil der Schleifbahn selbst ist also selbst komplett 
hochohmig.
Die Meßwerte am Schleifer folgen dem.
Und das bei einem Stellwiderstand, an dem ja seit Jahrzehnten niemand 
gedreht hat, eine mechanische Beschädingung ist es also nicht..
Die Widerstandswerte des Stellers sind nicht konstant, sie schwanken 
zwischen etwa 300 Ohm bis etwa 1 KOhm.

Jedesmal, wenn ich messe, sehe ich andere Werte. Morgens höhere Werte, 
abends niedrigere.
Könne man "TAW" nennen- "Tageszeit- abhängiger Widerstand", oder 
neudeutsch "DDR"- "daytime depended resistor", das paßt ja zum DDR- 
Gerät.
:-)

Diesen Fehler kenne ich jedoch- typisch für einige Bauformen von 
Widerständen der 50er und 60er Jahre, der bekannte "Kappenfehler", aber 
auch bei Kohlemassewiderständen- ich vermute, daß sich der Kohlenstoff 
"umstrukturiert", vielleicht auch chemische Veränderungen der 
Kontaktierung im Widerstandsmaterial.

Die Tageszeitabhängigkeit könnte an der Aufnahme der Luftfeuchtigkeit 
durch die Kohleschicht liegen. Die Werkstatt habe ich bisher nicht 
beheizt, und die Luftfeuchtigkeit ist hier auf dem Lande sehr hoch.
Der Stellwiderstand sieht eigentlich gut aus, keramisches 
Trägermaterial, Güteklasse 1, es sieht  aus, als ob man der 
Kontaktierung an den Enden mit aufgepinselter Kohleschicht 
"nachgeholfen" hat- der Fehler liegt aber eben nicht an den Enden- 
Kontaktierungen, sondern direkt an der Widerstandsschicht, optisch ist 
überhaupt nichts auszumachen.

Nach dem Austausch des Stellers ist auch die Bildschärfe einwandfrei- 
die Belastung der ungeregelten Netzteil- Stufen durch die Bildendstufen 
hat  Einfluß auf die Astigmatismus- Einstellung (Leuchtfleck- Form).

Ich habe eine Weile gebraucht, den Fehler zu finden, weil doch etliche 
Spannungswerte, die hilfreich gewesen wären, nicht im Schaltplan 
eingezeichnet sind, auch wären Spannungsbereiche an einigen Meßpunkten 
möglich, weil man dann konkrete Werte bei verschiedenen Vorgängen hätte, 
Linie oben, Mitte, unten, usw. Auch gibt es zwar Meßpunkte/ Lötösen, die 
aber auch sher schlecht erreichbar sind, und es gibt in der normalen 
Unterlage keine Leiterseiten- Zeichnungen.

Ich habe die gemessenen Werte hier in Ausschnitten dargestellt, die 
Meßwerte gelten für Linie auf Skalenteilungsmitte, und gelten natürlich 
für die etwas höhere Versorgungsspannung. Dazu noch die Werte für X- 
Linie voll oben/ voll unten, sowie Delta U- da sind die Linien außerhalb 
des Sichtfeldes.

Der hochohmige Steller bewirkte also in ersten Transi der Kaskode eine 
starke Gegenkopplung, welche die Verstärkung der Endstufe verringerte, 
und damit auch den Einfluß der Y- Verschiebe- Steller, die zwischen 
erster und zweiter Meßverstärkerstufe wirken, verringerte, so daß die 
Linien auch nur einen geringen Verschiebereich hatten.

Der Oszi funktioniert, nur die Kreisschalter ("FEBANA- Schalter")
für die X- und Y- Bereiche sind bekannt anfällig für Kontaktstörungen- 
chemische Kontaktmittel bringen nur eine begrenzte Zeit Abhilfe.
Diese Oszis werden um die 50 Eu gehandelt, als kleines, leichtes 
Servicegerät ist EO213 gut brauchbar.

Wenn jemand diesen Oszi hat- ich habe die Unterlagen- Zeichnungen in 
sehr guter Qualität aus Scans erarbeitet, einige Zeichnungen habe ich 
vergrößert, die Original- Unterlagen sind klein, aber präzise gedruckt, 
die Scans im Internet sind meist pixelig herunterkomprimiert, das 
erschwert das Arbeiten.

(Schaltplan- Ausschnitte: Rot: Werte mit defektem Steller, grün: Nach 
Austausch)

: Bearbeitet durch User
von Edi M. (edi-mv)



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Sorry, die Gut- Werte in der Endstufe habe ich vertauscht- hier 
korrigiert.

von Robert (Gast)


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Edi M. schrieb:
> ich bringe den gesamten Bericht aber auch auf meine
> Homepage.

wie lautet deine Homepage ?

von Edi M. (edi-mv)


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Robert schrieb:
> Edi M. schrieb:
>> ich bringe den gesamten Bericht aber auch auf meine
>> Homepage.
>
> wie lautet deine Homepage ?

http://edi.bplaced.net/

von Frickel F. (frickelfritze)


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Ach... die "guten" EO213 :D

Mit dem Poti ist natürlich echt selten, ist mir so auch noch nie unter 
gekommen.

EO213 habe ich auch noch 2 stehen, bei mir machen die Drehschalter alle 
Probleme. Die hatte ich vor Jahren schon mal ausgebaut und poliert, hat 
dann aber nur ein halbes Jahr angehalten.

Wen da jemand mal einen langfristige Lösung parat hat?

Ich meine wirklich benutzen tu ich die nicht mehr, aber wäre schon schön 
die zu erhalten und Betriebsbereit zu haben. :)

Ach.. und die Kondensatoren vom Netzteil waren fast alle taub. Gummis 
Spröde und zerbröselt. (Ich bin keiner der "Blind-Elko" Tausch 
Fraktion!)

Gruß

von Edi M. (edi-mv)


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Frickel F. schrieb:
> Ach.. und die Kondensatoren vom Netzteil waren fast alle taub. Gummis
> Spröde und zerbröselt. (Ich bin keiner der "Blind-Elko" Tausch
> Fraktion!)

Ja, ich habe die Dinger auch schon getauscht.

> EO213 habe ich auch noch 2 stehen, bei mir machen die Drehschalter alle
> Probleme. Die hatte ich vor Jahren schon mal ausgebaut und poliert, hat
> dann aber nur ein halbes Jahr angehalten.

Miese Dinger- ich habe mit dem gleichen Schaltertyp einen Eigenbau- 
Empfänger gebaut, 9 Ebenen... der war eines Tages überhaupt nicht mehr 
funktionstüchtig zu bekommen.
Ist wohl eine absolut miese Beschichtung, oder die Beschichtung ist 
runter, dann ist der Kontakt das Trägermaterial, und das oxydiert schon 
beim dran denken.

Zum Vergleich- mein Wobbler von 1964 wurde 30 Jahre im Schichtbetrieb 
genutzt, seitdem bei mir. Das Ding hat ebenfalls Drehschalter, und die 
Kontakte unzugänglich, da müßte man ein Loch in die Gehäuse bohren, um 
chemische Mittel anwenden zu können.
Aber- unnötig- die funktionieren perfekt.
Nur sind sie 2- bis 3- mal so groß.
Ebenso einige Radios von Körting, Anfang 30er Jahre, offene 
Drehschalter, Nocken- Ausführungen- perfekte Funktion.
Potis in alten DDR- Geräten der 50er, manche so groß wie Kaffeetassen- 
Kohlepimpel in Größe einer Schmerztablette- perfekte Funktion.

Je kleiner so'n Zeug wird, um so schlechter wird es.

Eine Lösung gibt es: Drehschalter raus, Zerlegen, Kontakte galvanisch 
vergolden.

von Martin L. (makersting)


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Guter Bericht. Ich habe das EO213 auch, und wider Erwarten behauptete es 
seinen Standplatz nachdem das DSO angeschafft wurde.

Den Wellenschalter hatte ich vor 10 Jahren auseinander und seit dem 
zickt er nicht mehr. Ich meine damals ein Öl auf die Kontakte 
aufgebracht zu haben. Ganz sicher bin ich mir aber nicht.

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Ich hatte diese Oszis auch schon, sind aber verkauft.
Das mit dem E-Regler ist nicht so selten und auch physikalisch 
erklärbar.
Es ist ein Thermisches Problem, weil:
Die Nieten sich je nach Tageszeit (=Temperatur) mehr oder eben weniger 
ausdehnen. Die Keramik dagegen bleibt relativ stabil.

Nachnieten verbietet sich, genauso wie irgendein Kontaktspray (bei 
Keramik verboten).
Ich habe die Nieten vorsichtig abgefeilt und durch kleine Schrauben 
(M1,x) ersetzt, unter die Mutter eine Hartpapierscheibe und alles ist 
gut.
Sowas lohnt aber auch nur bei hochwertigen oder seltenen Geräten. Den 
E-Regler kann man schwer durch was anderes ersetzen, er wird warm und 
liegt wahrscheinlich im Hochspannungsweg.

Old-Papa

von Edi M. (edi-mv)


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Old P. schrieb:
> Es ist ein Thermisches Problem, weil:
> Die Nieten sich je nach Tageszeit (=Temperatur) mehr oder eben weniger
> ausdehnen. Die Keramik dagegen bleibt relativ stabil.

Nein, sind eben NICHT die Nieten am Schleifbahnende, bei dem 
Keramikdings ist die Schicht auf dem Träger, etwa um die Mitte, 
hochohmig geworden.

Old P. schrieb:
> Ich habe die Nieten vorsichtig abgefeilt und durch kleine Schrauben
> (M1,x) ersetzt, unter die Mutter eine Hartpapierscheibe und alles ist
> gut.

Das mache ich sehr oft bei Potis von Uralt- Geräten, dafür kriegt man im 
Baumarkt geeignete Schrauben M2, die heißen dort sogar "Radioschrauben".

> Den E-Regler kann man schwer durch was anderes ersetzen,
> liegt wahrscheinlich im Hochspannungsweg.

Was ist "E-Regler im Hochspannungsweg" ? Bei meinem EO213 ist es die 
Kaskodeendstufe der Y- Endstufe.

> er wird warm

Daß die Schicht durch Temperatureinfluß -Eigenerwärmung durch den Strom 
der ersten Kaskodetransis- sauer geworden ist... wäre möglich, der taube 
Schichtabschnitt ist ja um den aufsitzenden Pimpel lokalisiert.

Ein Keramik- Stellwiderstand ist ein seltenes Teil, ich habe auch keinen 
dieser Bauform- jetzt werkelt ein Uralt- Steller gleicher Größe.

: Bearbeitet durch User
von Zeno (Gast)


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Hallo Edi
Ich habe auch noch so ein Teil und benutze das sogar noch recht häufig, 
weil sich damit die meiseten Standardarbeiten schnell erledigen lassen. 
Kontaktprobleme habe ich keine. Meiner hat allerdings ein ganz anders 
Problem. Der Stufenschalter für die Zeitablenkung ist dermaßen 
schwergängig und läßt sich nur mit viel Kraft bedienen. Hast Du ne Idere 
wie man das Teil gängig bekommt?

von nachtmix (Gast)


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Edi M. schrieb:
> der bekannte "Kappenfehler", aber
> auch bei Kohlemassewiderständen- ich vermute, daß sich der Kohlenstoff
> "umstrukturiert", vielleicht auch chemische Veränderungen der
> Kontaktierung im Widerstandsmaterial.

Eher Kontaktkorrosion der Metallkappe.
Kohle bzw. Graphit ist ein ziemlich edles Material. Habs gerade mal in 
Leitungswasser mit einer Bleistiftmine nachgeprüft: ca +150mV gegen 
Kupfer und um +900mV gegen eine Stahlfeder.
Da die Metallelektrode negativ wird, werden dort Elektronen abgeleitet 
und positiv geladene Metallionen gehen in Lösung.
Wenn man also die Metallkappe auf die Graphitschicht aufpresst hat man 
ein prima Lokalelement gebaut, welches das Metall auflöst, sobald 
Feuchtigkeit hinzukommt.

von Joachim B. (jar)


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Old P. schrieb:
> Die Nieten sich je nach Tageszeit (=Temperatur) mehr oder eben weniger
> ausdehnen.

war mein erster Gedanke, die habe ich immer mit Silberleitlack zur Bahn 
wieder kontaktieren können!

Edi M. schrieb:
> Kontaktierung an den Enden mit aufgepinselter Kohleschicht
> "nachgeholfen" hat- der Fehler liegt aber eben nicht an den Enden-
> Kontaktierungen, sondern direkt an der Widerstandsschicht

Kohleschicht aufpinseln käme mir nun nicht in den Sinn und mit 
Silberleitlack kann man auch von der Niete zur Kohlebahn brücken

von Edi M. (edi-mv)


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Zeno schrieb:
> Hast Du ne Idere
> wie man das Teil gängig bekommt?

Ich verwende Silikonöl- wurde bei der Auflösung des DDR- Betriebes "WF" 
als Sondermüll entsorgt, ich konnte einige Literflaschen retten, das 
Zeug ist  phantastisch- schmiert super, und bindet keinen Dreck. 
Wasserklar, man kan in das Zeug einen Fernsher reintauchen, der spielt 
ungerührt weiter, habe ich mal im Fernsehen gesehen.

Ich habe dafür eine Injektionsspritze mit sehr langen Nadeln bei meiner 
Zahärztin erbettelt.

Für die Schmierung von Skalenseilrollen, Drehkolagern und Potiachsen 
eines Radios benötige ich einige Tropfen, max. 1 ccm.

Ich würde auch ein kleines Fläschchen abgeben,
Gibt aber auch gutes Silikonöl als Sprays.

nachtmix schrieb:
> Eher Kontaktkorrosion der Metallkappe.

Möglich.
Bei Kohlemassewiderständen geht der Draht in die Kohle rein- aber 
möglicherweise kann im Laufe der Jahrzehnte auch da Luftfeuchtigkein 
durch- diffundieren.
Es betrifft Widerstände, die >50 JAhre alt sind.
Allerdings betrifft es in den Oldtimern fast ausschließlich hochohmige 
Widerstandswerte, ab 100 KOhm.

In den letzten Jahren finde ich öfter "Wackelkandidaten", meist in 
hochohmigen Kreisen, an Röhrengittern. Ich wechsle verdächtige 
Widerstände, und die Stufe funktioniert- die Exemplare zeigen dann beim 
Überprüfen schwankende Widerstandswerte um ihren Normalwert !

Übrigens fand ich "Hochohmis" und "Wackelkandidaten" auch schon in einer 
großen Kiste ungebrauchter Widerstände, Baujahre 50er und 60er, die ich 
mal abgegriffen habe.
Sehr betagte Teile also- kann m. E. Umstrukturierug des Materials sein, 
oder Korrosion.
Bei Restaurationen prüfe ich heute immer die alten Neuteile vor dem 
Einbau.

Joachim B. schrieb:
> war mein erster Gedanke, die habe ich immer mit Silberleitlack zur Bahn
> wieder kontaktieren können!
Wäre möglich, aber ich hatte immer den Fall zerstörter Nieten, das 
Hartpapier- Trägermaterial dehnt sich durch Luftfeuchtigkeit aus, und 
sprengt die Nietverbindung, das ist es nicht mehr machbar, und wenn der 
Anfang der Bahn zerstört war, dann war es immer ein durch Überlastung 
weggebrutzelter Schichtanfang.
Bei Potis gibt es diese Überlastung selten, und da konnte ich immer eine 
baugleiche Schleifbahn ähnlichen Widerstandswerts mit Träger auftreiben. 
Ich erinnere mich an eine verbrutzelte Bahn am Fernseher "Rembrandt", 
Doppelpoti, Helligkeit + Schärfe- Einsteller.
Die komplette Bahn kann man bei den alten Geräten mit 2 Kleinstschrauben 
einschrauben.
Bei Stellwiderständen findet man eigentlich immer eine passende Bauform, 
nötigenfalls die Dinger auf "Drahtstelzen" gesetzt, wie bei meinem 
EO213, der Uralt- Ersatz- Steller ist keine Leiterplatten- Ausführung.

: Bearbeitet durch User
von Joachim B. (jar)


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Edi M. schrieb:
> Wäre möglich, aber ich hatte immer den Fall zerstörter Nieten

ich hatte das nie, "nur" Kontaktschwierigkeiten von der Kupferniete zur 
Lötanschluß, welche ich mit Silberleitlack über die Kupferniete zum 
Lötanschluß beheben konnte, zur Kohlebahn gab es zumindest bei meinen 
Potis keine Schwierigkeiten und selbst wenn waren die mit Silberleitlack 
bis kurz vor der Kohleschicht zu beheben, Achtung nicht auf den Beginn 
der Kohleschicht!

Es gibt natürlich unterbrochene Kohleschichten da hilft nur Potitausch.

von Zeno (Gast)


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Edi M. schrieb:
> Zeno schrieb:
>> Hast Du ne Idere
>> wie man das Teil gängig bekommt?
>
> Ich verwende Silikonöl- wurde bei der Auflösung des DDR- Betriebes "WF"
> als Sondermüll entsorgt, ich konnte einige Literflaschen retten, das
> Zeug ist  phantastisch- schmiert super, und bindet keinen Dreck.
> Wasserklar, man kan in das Zeug einen Fernsher reintauchen, der spielt
> ungerührt weiter, habe ich mal im Fernsehen gesehen.
>.....

> Gibt aber auch gutes Silikonöl als Sprays.

Danke für den Tip, da werde ich mir mal so was besorgen.

von Edi M. (edi-mv)



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Joachim B. schrieb:
> ich hatte das nie

Ich restauriere historische Radios- und hab' das sehr oft.
Sehr alte Geräte, oft Jahrzehnte außer Betrieb, ungeheizt und mit hoher 
Luftfeuchtigkleit auf Böden abgestellt, da quillt das Pertinax auf, und 
sprengt die Nieten.

Bei einem Loewe- Opta wollte allerdings jemand die Lautstärke und 
Tonblende durch Erhöhung des Drehwinkels erhöhen- das sprengte dann auch 
noch die Schleifer- Halterung.

Potis und Skalentriebe reparieren sind Restaurations- Alltag, und sowas 
mache ich sogar ausgesprochen gern.

Berichte dazu:
Stern- Radio Rochlitz "Beethoven":
http://edi.bplaced.net/?Restaurationsberichte___Restauration_Stern-_Radio_Rochlitz%3A_Beethoven_II_%28DDR%2C_1956%2F57%29&search=poti

REMA "1200-II":
http://edi.bplaced.net/?Restaurationsberichte___Restauration_REMA_1200-II_%28DDR%2C_1960%29&search=poti

Loewe- Opta "Globus";
http://edi.bplaced.net/?Restaurationsberichte___Restauration_Loewe_Opta_Globus_3651bW-_Westdeutschland_1950&search=poti

von Edi M. (edi-mv)


Angehängte Dateien:

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Zeno schrieb:
> Danke für den Tip, da werde ich mir mal so was besorgen.

Tip: Reinex Ölspray:
https://www.reinigungsberater.de/multifunktionsspray_reinex_universal-oelspray_100_ml,p-6511529.html

https://www.reinigungsberater.de/dokumente/multifunktionsspray_reinex_universal-oelspray_100_ml,p-6511529,dl-sicherheitsdatenblatt.pdf

(Polydimethylsiloxan ist ein Polymer auf Siliciumbasis und zählt als 
einfachstes Silikonöl zu den Siloxanen. Es ist farblos, durchsichtig und 
gilt als ungiftig und chemisch inert.
Dimethylether ist zwar Lösemittel, aber hier das Treibgas- ich konnte 
keine Anlösungen an Kunststoffen feststellen)

Gibt es auch aus China- da ist aber kein Produkt- Datenblatt zu bekommen 
!

Ich verwende es für Potis, Skalentriebe und alte Radio- Tastensätze.

Besonders Geräte mit Kunststoff- Schaltwalzen (Nockenwalzen) kann man 
NUR mit Silikon- Ölen behandeln !
Die Nockenwalzen können bei den Produkten von Kontakt- Chemie Rastatt 
("Kontakt 60" u. a.) nämlich.... angelöst werden und- fest VERKLEBEN !
Beim Betätigen war's das dann für die Nocke, die bricht einfach ab.
Für das Wechseln der Nocke kann man dann 2 Tage einrechnen (hatte ich 
bei einem eigenen Gerät verursacht, man muß den kompletten Tastensatz 
ausbauen. Ich habe das gerade für das Radio meines Sohnes (noch nicht 
restauriert). Foto oben.

Es gibt auch Si- Kettenöl- Spray für Fahrräder.

Wenn Sie mich per Mail anschreiben, schicke ich euch gern ein Fläschchen 
reines Si- Öl.

: Bearbeitet durch User
von Joachim B. (jar)


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Edi M. schrieb:
> Ich restauriere historische Radios- und hab' das sehr oft.

ich lernte das in der Ausbildung auch auf historische Radios und mehr,
Dsc01315_Poti_Gerufon_Niete_gesprengt.jpg

Sehe ich zum ersten Mal aber auch das sieht behandelbar aus mit dem Loch 
und etwas Fädel- oder Lackdraht durchs Loch, einfach die Niete 
überbrücken, die Kohlebahn sieht OK aus.

von Edi M. (edi-mv)



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Joachim B. schrieb:
> Sehe ich zum ersten Mal aber auch das sieht behandelbar aus mit dem Loch
> und etwas Fädel- oder Lackdraht durchs Loch, einfach die Niete
> überbrücken, die Kohlebahn sieht OK aus.

Ist längst repariert, beide Nieten durch Schrauben ersetzt.
Wegen der Schrauben mußte ein Stück Poti- Rückseite abgeschnitten 
werden.

"Statt Niete nun ein Schräubelein,
das geht ganz gut, und regelt fein !"

Joachim B. schrieb:
> ich lernte das in der Ausbildung auch auf historische Radios und mehr,

Ich denke, ich habe auch noch etwas mehr gelernt, als Potis 
reparieren...
:-)

: Bearbeitet durch User
von Erik (Gast)


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Hallo zusammen,

ich habe vor zwei Wochen erst ein EO213 repariert. Dieses hatte einen 
defekten Transistor in der Zeitablenkung und war ein hervorragendes 
D-Glied aufgrund des Oxid-Films auf den Drehstellern :D

Ich alle Potis und alle Drehsteller mit Tuner 600 von Kontakt Chemie 
eingesprüht und durch exzessives Drehen versucht die Oxidschicht zu 
lösen. Hat auch funktioniert. Wie lange das hält, weiß ich nicht, ich 
werde das wohl Gerät nicht benutzen. Allerdings kann ich mir vorstellen, 
dass die regelmäßge Benutzung eine weitere starke Oxidschicht 
verhindert.

Viele Grüße
Erik

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Erik schrieb:
....
> Ich alle Potis und alle Drehsteller mit Tuner 600 von Kontakt Chemie
> eingesprüht und durch exzessives Drehen versucht die Oxidschicht zu
> lösen. Hat auch funktioniert. Wie lange das hält, weiß ich nicht, ich
> werde das wohl Gerät nicht benutzen.

Kümmer Dich schonmal rechtzeitig um Ersatz.
Man kann Potis durchaus mit Tuner-Spray reinigen, doch nur im zerlegten 
Zustand und nur in sparsamster Benutzung. Ein Fluten damit sorgt für 
baldigen (oder längerfristigen) Ausfall.
Wenn Keramikpotis oder - schalter so behandelt werden, dann sind die 
letztlich unrettbar verloren.
Frage nicht, woher ich das weis....

> Allerdings kann ich mir vorstellen,
> dass die regelmäßge Benutzung eine weitere starke Oxidschicht
> verhindert.

Das sowieso.

Old-Papa

von Blechspucker (Gast)


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Hallo Ihr Silikon-Panscher!
In den DDR- Elektrobetrieben setzte die Begeisterung anfangs der 70er 
Jahre ein. Auch konnte man damit die Rennpappe pflegen. Nach relativ 
kurzer Zeit wurde ein striktes Silikonspray-Verbot in RFT-Betrieben 
zwingend durchgesetzt. Man hatte Kontaktprobleme an den Wählscheiben von 
Telefonen festgestellt. Es wurde im Labor durch Analyse der 
Kontaktoberflächen bestätigt, dass Siliconspuren beim Auftreten von 
Kontaktfunken chemische Reaktionen eingehen können, welche letztlich 
schlecht leitenden Belag verursachen könnten. Im Sanitärbereich im Kampf 
gegen Kalkansatz bleibt es weiterhin sehr praktisch.
Im EO213 und ähnlichen Kisten müssen die alten weißen Miniplast-Elkos 
raus und die roten bzw. braunen Abblock-Kondensatoren kritisch beäugt 
werden- evtl mit Heißluft. Vertikal- und Horizontalendstufen im 
Bedarfsfall durch spannungsfestere Typen ersetzen. Kurzschlußschutz und 
Überstromschutz war in dieser Zeit Luxus. Alu -Elkos ,wenn nötig bei 
Wiederinbetriebnahmen formieren! Heizspannung der Bildröhre 
kontrollieren  bei 240-Volt-Netz.

von Edi M. (edi-mv)


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Blechspucker schrieb:
> Hallo Ihr Silikon-Panscher!
> In den DDR- Elektrobetrieben setzte die Begeisterung anfangs der 70er
> Jahre ein. Auch konnte man damit die Rennpappe pflegen. Nach relativ
> kurzer Zeit wurde ein striktes Silikonspray-Verbot in RFT-Betrieben
> zwingend durchgesetzt. Man hatte Kontaktprobleme an den Wählscheiben von
> Telefonen festgestellt.

Ist das nachweisbar ? Ich kenne keine Veröffentlichung oder 
Rundschreiben dazu.

Hier empfahl ich Si- Öl das aufgrund der Anfrage von Zeno (Gast)
11.10.2020 00:28, als Mittel zum Gängigmachen von Potis, Skalentrieben 
Wellenschaltern usw., nicht als Kontaktmittel- wobei das empfohlene 
Spray dafür gut geht- es hat nur 5% Si- Öl, und Radios haben selten 
Telefonwählscheiben- eines kenne ich allerdings: Hagenuk "Nordmark"- und 
dessen Kontakte würde ich auch nicht silikonieren. Danke für den 
Hinweis.

Blechspucker schrieb:
> Kurzschlußschutz und
> Überstromschutz war in dieser Zeit Luxus.

Die restlichen Weisheiten: Quatsch.
Der "EO 213" HAT 5 Feinsicherungen.
(Es gibt aber Geräte, bei denen man in einer Serie eine Anzahl 
Sicherungen tatsächlich durch Drahtbrücken ersetzt hat, Oszillograph C1- 
91, Sowjetunion.)
Der x- Ausgang ist kurzschlußfest.
ALLES muß man ja nun nicht absichern, die Geräte können von den 
Fachleuten, die damit umgehen, auch repariert werden.

Die Transis haben ausreichende Spannungsfestigkeit- bei der angegebenen 
Netzspannung. Und die verwende ich für Geräte und Meßtechnik 
grundsätzlich.
Die "Schneemänner" (weiße Plastikelkos) sind im EO nicht drin, die 
mattbraunen "Epileptiker" (Epsilan- Keramik- Kondensatoren) nicht, aber 
die "roten Arbeiterfahnen" (russische Keramikkondensatoren) sind drin, 
und bekannt für gelegentliche Macken, allerdings unter bestimmten 
Bedingungen, und bei einem funktionstüchtigen Gerät würde ich mich aber 
hüten, die Dinger auch nur mies anzusehen.

: Bearbeitet durch User
von Edi M. (edi-mv)



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Hier, noch als Nachtrag, einige defekte Teile des EO213, außer den 
Kleinstwiderständen zum Teil Anfang des Jahres getauscht.

Die braunen Dinger sind die Hochspannungsgleichrichter, dürften wohl 
Selen- Dioden sein, hochohmig, wenn man die Helligkeit aufdreht, wird 
das Bild größer und unscharf.

Die Emitter- Widerstände der Y- Kaskode- Endstufe (100 Ohm) sind noch 
brauchbar, aber bräunlich- da gehören laut Plan 0,3 W- Typen rein, die 
waren aber tatsächlich so drin- ich habe 0,5 W- Typen eingesetzt. Die 
ganz dicken 1,2 KOhm waren auch so eingebaut, wie zu sehen, auf der 
Leiterseite,ich habe da nichts dran gemacht. An den Kolophonium- Resten 
ist zu sehen, daß das schon Reparaturen durchgeführt wurden.

Die Elkos funktionierten sogar noch, aber die Gummidichtung ist am 
Zerfallen. Ich habe noch ungebrauchte, aber selbst bei denen wird der 
Gummi bröselig, ist Zeit für die Dinger.

Dann habe ich noch Fotos von der Reinigung der "Febana"- Kreisschalter, 
für die mache ich aber eine eigene Beitragsfolge auf.

: Bearbeitet durch User
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