Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verständnisfrage ESD bei nicht geerdetem PCB


von rasz (Gast)


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Ich habe schwierigkeiten zu verstehen wie sich ein ESD-Impuls auf ein 
von der Schutzleiter isolierte Schaltung auswirkt. Mein Ziel ist es, 
eine Schaltung mit ESD-Schutz zu versehen. Die Schaltung wird mit einem 
typischen 12V Steckernetzteil ohne Schutzleiter betrieben.


Bei einer Schaltung mit Schutzleiter könnte ich ja alle ESD-Pulse 
mittels Dioden auf die Erde leiten. Was aber mache ich auf meinem 
"isolierten" PCB? Wo fließt der Strom hin? Oder bleibt das PCB auf 
höherem Potential?

: Verschoben durch Moderator
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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rasz schrieb:
> Oder bleibt das PCB auf höherem Potential?
Im Grunde schon.
Wie lange kommt auf das Steckernetzteil und die Leckströme darin an.

> Bei einer Schaltung mit Schutzleiter könnte ich ja alle ESD-Pulse
> mittels Dioden auf die Erde leiten.
Der Witz einer ESD-Schutzbeschaltung ist der, dass es ein solcher Impuls 
nicht bis an den IC-Pin schafft, sondern sich vorher irgendwo "aufreibt" 
und seine Energie "verliert". Es geht also darum, dass der Impuls, der 
an einem Pin herinkommt, schnellstmöglich auf die (lokale) Masse der 
Schaltung "umgeleitet" wird, sodass ggfs. deren Pegel zusammen mit dem 
Pegel am IC Pin steigt. Die Differenz am IC ist dann wieder 0. Spiel 
gewonnen.

Ob hinterher das ganze Gerät um 100V höher ist als das "echte" 
Erdpotential, das ist für die ESD-Absicherung des Geräts an sich 
uninteressant.

von rasz (Gast)


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Ich hatte tatsächlich beim Pinkeln gerade einen Geistesblitz: Der Puls 
wird z.B. von außen an eine Leitung eines Steckers gebracht. Nun 
entsteht eine Spannung zwischen der Leitung und dem lokalen GND (und 
allem möglichen, das noch nicht auf dem hohen Potential ist). Die 
Ladungen 'wollen' sich angleichen und das über den weg des geringsten 
Widerstands. Dieser geht dann im zweifel irgendwo durch einen uC und 
hinterlässt verwüstung. Besser also ich biete der Ladung eine Abkürzung 
über eine Diode. Korrekt?

Noch ungeklärt: Das Potential der Platine ist jetzt insgesamt 
verschoben. Ist das ein Problem?

von rasz (Gast)


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Ach Mist, da war Lothat schneller. Alle fragen somit geklärt. Danke dir 
:)

von goc911 (Gast)


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Verschaffe dir Zugang zu DIN EN 61000-4-4. Schaue dir den Messsaufbau 
an, u.a. Kapitel 6.3 Kapazitive Koppelzange. Dann überlegst du dir ein 
entsprechendes ESB wie die Störungen, die auf deine Schaltung 
aufgebracht bzw. in diese eingeprägt werden wieder zur Quelle zurück 
gelangen. Sie sollten selbstverständlich einen Weg finden der nicht über 
deine Schaltung läuft. Beim ESD haben wir es mit sehr steilen Flanken zu 
tun aber wenig Energie. Wenn du so etwas noch nie gemacht hast hole dir 
proffesionelle Hilfe. Eine TSV-Diode mag zwar Sinn machen aber Auswahl, 
Plazierung und Layout machen dann den Unterschied ob du EMV bestehst 
oder nicht.

von rasz (Gast)


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goc911 schrieb:
> Verschaffe dir Zugang zu DIN EN 61000-4-4

Bin dabei.

Zwischenzeitlich habe ich auch dieses Skript gefunden, dass ganz 
vielversprechend aussieht: 
https://wiki.ei.htwg-konstanz.de/professoren_webseiten/rebholz/emv

von Stefan F. (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Ob hinterher das ganze Gerät um 100V höher ist als das "echte"
> Erdpotential, das ist für die ESD-Absicherung des Geräts an sich
> uninteressant.

Riskiert man damit nicht eine nÜberschlag im Netzteil? Wenn ja, geht 
dabei nichts kaputt?

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