Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik defektes Netzteil?


von Tom R. (dlp)


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Hallo zusammen,

ich bin kürzlich in den "Genuss" eines gebrauchten aber defekten 
Rheometers gekommen. Laut meinem Kollegen scheint das Netzteil defekt zu 
sein da die Spannung nur "gepulst" ausgegeben wird. Das Netzteil hat 
Ausgänge für +5V, -12V, +12V und 24V. Einen offensichtlichen Defekt 
(geplatzter Kondensator, verbrannte Lötstelle, etc.) konnte ich nicht 
entdecken. Die Platine würde sich durch die großen Bauteile sicherlich 
gut reparieren lassen.
Was geht sonst so bei einem Netzteil kaputt? Bzw. wie arbeitet man sich 
am besten zum defekten Bauteil vor?

Ich würde das Rheometer wirklich sehr gerne reparieren, da wir dann beim 
nächsten Corona Lockdown unabhängiger wären.

: Verschoben durch Moderator
von Christian H. (netzwanze) Benutzerseite


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Tom R. schrieb:
> Was geht sonst so bei einem Netzteil kaputt?
ICs, Transistoren, Widerstände, Kondensatoren. Letztere beide sind im 
Falle eines Defektes oft leicht erkennbar.

Bzw. wie arbeitet man sich
> am besten zum defekten Bauteil vor?
1. Schaltplan besorgen oder zeichnen.
2. Anhand des Schaltplans zu erwartende Werte nachmessen.
3. Defekt einkreisen.

von Michael W. (Gast)


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Als erstes würde ich ja diese 3 Kontakte nachlöten - die sehen nicht 
wirklich gut aus...

von Schlaumaier (Gast)


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Tom R. schrieb:
> Ich würde das Rheometer wirklich sehr gerne reparieren, da wir dann beim
> nächsten Corona Lockdown unabhängiger wären.

Dann beeile dich. Am 2.11 ist es so weit ;)

Wie sieht eigentlich die seitliche Platine aus. Die muss ja auch irgend 
ein Zweck haben. ?

von Schlaumaier (Gast)


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Michael W. schrieb:
> Als erstes würde ich ja diese 3 Kontakte nachlöten - die sehen nicht
> wirklich gut aus...

Den links über deinen Markierung finde ich schlimmer.

von hinz (Gast)


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Tom R. schrieb:
> Laut meinem Kollegen scheint das Netzteil defekt zu
> sein da die Spannung nur "gepulst" ausgegeben wird.

Das ist eine übliche Schutzfunktion: Hicup Mode.

Prüfe die sekundären Gleichrichterdioden.

Aber auch ein ausgetrockneter Elko am Schaltregler kann die Ursache 
sein, der sitzt primär und hat 10-100µF / 25-50V.

von oszi40 (Gast)


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Tom R. schrieb:
> sehr gerne reparieren

Tipp von Hinz ist gut. Leider gehört da etwas Erfahrung dazu, da sich 
die Katze gern in den Schwanz beißt. Es könnte auch mehr sein. Erst mal 
messen?
Sonst https://www.trifolium.de/netzteil/kap8.html

von hinz (Gast)


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oszi40 schrieb:

> Sonst https://www.trifolium.de/netzteil/kap8.html

Es handelt sich aber offensichtlich nicht um einen Flusswandler.

von oszi40 (Gast)


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Sorry Hinz, so genau habe ich jetzt nicht nachgesehen, habe mich nur an 
das Buch erinnert.

von hinz (Gast)


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Ich hab die sekundären Gleichrichterdioden mal markiert.

von Elko (Gast)


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Den Elkos siehst Du das sehr oft gar nicht an.
Auslöten, Kapazität und ESR messen.
Das ist schnell gemacht...

von hinz (Gast)


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Elko schrieb:
> Den Elkos siehst Du das sehr oft gar nicht an.

Den dicken eigentlich schon.


> Auslöten, Kapazität und ESR messen.

Nach dem löten unbedingt abkühlen lassen! Sonst wird der ESR-Messwert 
deutlich verfälscht.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Tom R. schrieb:
> PXL_20201028_092842473.jpg

Wenn du mal ein Foto machen könntest, auf dem man sieht, was sich unter 
dem Kühlblech verbirgt, kann man sicher mehr bei der Elkosuche helfen.

: Bearbeitet durch User
von Tom R. (dlp)


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Herzlichen Dank für eure Antworten! Ich habe versucht die entsprechenden 
Pins nachzulöten, jedoch war das schwieriger als gedacht. Die Lötstellen 
wurden nach dem Abkühlen sofort wieder matt und die Lötstellen ziehen 
sehr viel Wärme von der Lötspitze ab. Werde mir deshalb eine Lötstation 
ausborgen da ich vermute dass mein Lötkolben zu wenig Leistung hat.
Wenn ich das Netzteil an die Steckdose anschließe passiert aktuell 
folgendes:
Es entsteht ein kurzes hochfrequentes Geräusch ähnlich einer Grille, 
dann ~2s Pause, dann wieder das Geräusch.

Berühre ich eine Messspitze vom Multimeter den Erdungsanschluss und mit 
der anderen Messspitze die DC Pins, dann hüpft die Anzeige vom 
Multimeter wild herum.

Bilder der seitlichen Platine habe ich angehängt, vielleicht lässt sich 
da etwas erkennen.

LG

von oszi40 (Gast)


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Tom R. schrieb:
> etwas erkennen.

UC3844BN 
https://pdf1.alldatasheet.com/datasheet-pdf/view/25583/STMICROELECTRONICS/UC3844BN.html
Evtl. wird Überstrom erkannt und er schaltet wieder ab?

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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Tom R. schrieb:
> Ich würde das Rheometer wirklich sehr gerne reparieren, da wir dann beim
> nächsten Corona Lockdown unabhängiger wären.

ich wusste bis grade eben nicht, was ein Rheometer ist. Dank Wikipedia 
bin ich nun schlauer.

Wo ist da aber der Zusammenhang mit Corona und Unabhängigkeit?

Gebt ihr entsprechende Messaufträge ansonsten "nach aussen", und könnt 
dann demnächst hoffendlich das alles in Eigenregie machen könnt?

von Manfred (Gast)


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Tom R. schrieb:
> dann ~2s Pause, dann wieder das Geräusch.

hinz schrieb:
> Hicup Mode.

!!!!!

von hinz (Gast)


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Tom R. schrieb:
> Es entsteht ein kurzes hochfrequentes Geräusch ähnlich einer Grille,
> dann ~2s Pause, dann wieder das Geräusch.

Kurzschlussschutz (Hicup Mode). Prüfe die Dioden!

von hinz (Gast)


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Und den erwähnte Elko hab ich mal markiert. Aber an dem wirds wohl nicht 
liegen.

von Tom R. (dlp)


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Wir führen unsere Messungen an der Uni nebenan durch bzw. lassen dort 
messen. Wenn ab Montag wieder alles gesperrt ist schauen wir wieder 
durch die Finger :(
Ich nehme an, dass ich die Dioden entlöten muss da ich im eingebauten 
Zustand auch etwas anderes von der Schaltung mitmesse?
Wie viel Watt sollte die Lötstation haben, reichen 45 Watt? Reicht eine 
manuelle Entlötsaugpumpe?

Beste Grüße

von hinz (Gast)


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Tom R. schrieb:
> Ich nehme an, dass ich die Dioden entlöten muss da ich im eingebauten
> Zustand auch etwas anderes von der Schaltung mitmesse?

Die defekte Diode stellt einen Kurzschluss dar, das kann man auch in der 
Schaltung messen.


> Wie viel Watt sollte die Lötstation haben, reichen 45 Watt?

Mit einer kurzen und dicken Lötspitze reicht das, knapp.


> Reicht eine manuelle Entlötsaugpumpe?

Durchaus.

Etwas Übung ist allerdings schon nötig, ggf an anderen Elektronikleichen 
üben.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Den Kondensator kann man auch einfach auf Verdacht tauschen wenn man 
sich nicht sicher ist, das kostet kein Geld und ist schnell erledigt. 
Das Teil nur auf Kapazität messen bringts nur teilweise - es kann auch 
sein, daß die Kapazität noch vorhanden ist, aber das Ding einen sehr 
hohen ESR hat.

von Tom R. (dlp)


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Ich habe jetzt alle Dioden die ich entdecken konnte im Bild markiert und 
mit meinem Multimeter (auf Diodentest eingestellt) getestet.
Bei Variante 2 habe ich die Messspitzen vertauscht.

Nr. 1: Variante 1: 0, Variante 2: 0
Nr. 2: Variante 1: 378, Variante 2: 410
Nr. 3: Variante 1: 381, Variante 2: 420
Nr. 4: Variante 1: kein Durchgang, Variante 2: 500
Nr. 5: Variante 1: 0, Variante 2: 0
Nr. 6: Variante 1: 490, Variante 2: 1462

Kann man daraus schließen, dass bis auf Nr. 4 alle Dioden kaputt sind?
Wie sehen die nächsten Schritte aus? Dioden austauschen und Netzteil 
einschalten?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Tom R. schrieb:
> Kann man daraus schließen, dass bis auf Nr. 4 alle Dioden kaputt sind?
Es könnte sein, dass ein anderes niederohmiges Bauteil parallel liegt. 
Für eine verlässliche Messung musst du mindestens 1 Pin auslöten.

> Dioden austauschen
Dioden auslöten und nochmal messen. Wenn defekt, dann tauschen.

: Bearbeitet durch Moderator
von MaWin (Gast)


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Tom R. schrieb:
> Ich habe jetzt alle Dioden die ich entdecken konnte im Bild markiert

Warum vergisst du die von Hinz markierte und nimmst bei 1 wohl die 
falsche ?

Mir scheint, einige deine Dioden sind wohl Ferritperlen.

von Horst S. (petawatt)


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Vor einem Reparaturversuch an dem vermeintlich defekten Netzteil würde 
ich erst einmal das Netzteil abklemmen und durch ein anderes bzw. andere 
Netzteile ersetzen. Wenn das eigentliche Gerät nicht mehr funktioniert, 
dann kann man sich die "Netzteilreparatur" schenken. Oder ist die 
Diagnose eines Netzteilfehlers gesichert?
Grüße von petawatt

von Tom R. (dlp)


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MaWin schrieb:
> Tom R. schrieb:
>> Ich habe jetzt alle Dioden die ich entdecken konnte im Bild markiert
>
> Warum vergisst du die von Hinz markierte und nimmst bei 1 wohl die
> falsche ?

Für mich sah die aus wie ein Kondensator, deshalb habe ich die markierte 
ausgelassen.

Ich könnte ein altes PC Netzteil ausprobieren. Das stellt die benötigten 
Spannungen zur Verfügung.

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Nein, es liefert keine 24 Volt.

von Christian H. (netzwanze) Benutzerseite


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Tom R. schrieb:
> Für mich sah die aus wie ein Kondensator, deshalb habe ich die markierte
> ausgelassen.

Ein Kondensator hat keine drei Pins. Die Diode sieht eher wie ein 
Transistor aus.

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