Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Coupled Inductor als LC-Filterspule?


von Viktor H. (Gast)


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Hallo,

ich habe eine Frage theoretischer Natur.

Es gibt ja unheimlich viele "Spulen", die als Coupled-Inductor ausgelegt 
sind.
Beispielsweise sind die MSD1278T auch für höhere Ströme im Einsatz als 
Flyback oder SEPIC geeignet.

Was würde passieren, wenn man diese Coupled-Inductor als LC-Filter 
versucht zu verwenden?

In der Theorie addieren sich bei einer Reihenschaltung ja die 
Induktivitäten und bei einer parallelschaltung halbieren sie sich.

Was für eine Auswirkung hat in diesem Fall der Kern?


Ich freue mich schon auf eure Antworten.
Viktor

: Verschoben durch Moderator
von Smith (Gast)


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Viktor H. schrieb:
> Was würde passieren, wenn man diese Coupled-Inductor als LC-Filter
> versucht zu verwenden?

Du meinst mit einem C danach als LC Filter z.B. eines Buck?

Seriell statistisch höhere Toleranz von L_gesamt, Stromrating ist
dafür exakt identisch einer Wicklung.

Parallel statistisch geringere Toleranz von L_gesamt, Strom
darf nicht ganz doppelt sein (leicht §deraten").

von Egon D. (Gast)


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Viktor H. schrieb:

> Es gibt ja unheimlich viele "Spulen", die als
> Coupled-Inductor ausgelegt sind. Beispielsweise sind
> die MSD1278T auch für höhere Ströme im Einsatz als
> Flyback oder SEPIC geeignet.

Hmm.
Also, bis zum Beweis des Gegenteils ordne ich die
"coupled inductors" als Deppensprech ein und ordne
das Bauteil in die Kategorie "Übertrager" ein.


> Was würde passieren, wenn man diese Coupled-Inductor
> als LC-Filter versucht zu verwenden?

Naja, was passiert, wenn man einen Übertrager als
LC-Filter zu verwenden versucht?


> In der Theorie addieren sich bei einer Reihenschaltung
> ja die Induktivitäten und bei einer parallelschaltung
> halbieren sie sich.
>
> Was für eine Auswirkung hat in diesem Fall der Kern?

Hmm. Du verstehst jetzt, warum ich "coupled inductors"
als Deppensprech einordne?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Viktor H. schrieb:
> Es gibt ja unheimlich viele "Spulen", die als Coupled-Inductor ausgelegt
> sind.

Dafür gibt es ein deutsches Wort. Verwende es doch einfach.

> Beispielsweise sind die MSD1278T auch für höhere Ströme im Einsatz als
> Flyback oder SEPIC geeignet.
>
> Was würde passieren, wenn man diese Coupled-Inductor als LC-Filter
> versucht zu verwenden?

Kommt drauf an, was genau man tut. Selbstverständlich kann man die 
Wicklungen einzeln als Induktivität nutzen, sofern man die jeweils 
andere Wicklung unbeschaltet läßt.

> In der Theorie addieren sich bei einer Reihenschaltung ja die
> Induktivitäten und bei einer parallelschaltung halbieren sie sich.

Nein.

> Was für eine Auswirkung hat in diesem Fall der Kern?

Eben die, daß sich die Induktivitäten nicht addieren.

von Smith (Gast)


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Meinung 1:
Induktive BE mit mindestens 2 unabhängigen/galv. getrennten
Wicklungen sind unzweifelhaft Transformatoren bzw. Übertrager
da im Gegensatz zu einfachen Speicherdrosseln (mit nur einer
einzigen Wicklung) es hier ja ein ÜV gibt...

(Und wohin führt dann z.B. der Begriff "tapped inductor"?
Statt Deppensprech dann Idiotenfasel? ;-)

Meinung 2 = Unterscheidung:
50Hz- und Gegentakt-Flußwandler- Trafos bezeichnet man dabei
z.B. als "klassische (teils -unzutreffend- "echte")Trafos"
(mit L_Streu -und Speicherung von Energie im Kern- bestmöglich
minimiert = verbesserte Funktion, da reine AC-Austeuerung w/o
jeglichem DC-Anteil (außer bei Sondertopologien)

vs.

"Speichertrafo" (gekoppelte Ls; "coupled inductors").

Meinung 3: ?

4. ?

:-)

von Smith (Gast)


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Axel S. schrieb:
> (...) nicht addieren.

Zwei identische Wicklungen auf einem magnetischen Kern
"aneinanderzureihen" sorgt für doppelte_Windungszahl
- eingesetzt in die L-Formel sollte 4-fache L entstehen.

Das dürftest Du gemeint haben, oder?

von Egon D. (Gast)


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Smith schrieb:

> Meinung 1:
> Induktive BE mit mindestens 2 unabhängigen/galv. getrennten
> Wicklungen sind unzweifelhaft Transformatoren bzw. Übertrager
> da im Gegensatz zu einfachen Speicherdrosseln (mit nur einer
> einzigen Wicklung) es hier ja ein ÜV gibt...

Korrekt.


> (Und wohin führt dann z.B. der Begriff "tapped inductor"?

Zur "Spule mit Anzapfung" bzw. zum "Spartrafo".


> Meinung 2 = Unterscheidung:
> 50Hz- und Gegentakt-Flußwandler- Trafos bezeichnet man
> dabei z.B. als "klassische (teils -unzutreffend- "echte")
> Trafos" (mit L_Streu -und Speicherung von Energie im
> Kern- bestmöglich minimiert = verbesserte Funktion, da
> reine AC-Austeuerung w/o jeglichem DC-Anteil (außer bei
> Sondertopologien)
>
> vs.
>
> "Speichertrafo" (gekoppelte Ls; "coupled inductors").

Was spricht denn gegen "Speichertrafo"? Da ist doch nix
einzuwenden.


Als alter Nostalgiker hätte ich keine Hemmungen, die
"normalen" Trafos als "Umspanntrafos" zu bezeichnen...

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Smith schrieb:
> Axel S. schrieb:
>> (...) nicht addieren.
>
> Zwei identische Wicklungen auf einem magnetischen Kern
> "aneinanderzureihen" sorgt für _doppelte_Windungszahl_
> - eingesetzt in die L-Formel sollte 4-fache L entstehen.
>
> Das dürftest Du gemeint haben, oder?

Ja. Reihenschaltung ist auch noch relativ einfach [1], auch für 
verschiedene Windungszahlen [2]. Aber für die Parallelschaltung fällt 
mir gerade nix ein.

[1] L_gesamt = (sqrt(L1) + sqrt(L2))²
[2] Außer man kommt mit dem Wicklungssinn durcheinander

: Bearbeitet durch User
von Arno H. (arno_h)


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Axel S. schrieb:
> Ja. Reihenschaltung ist auch noch relativ einfach, auch für verschiedene
> Windungszahlen [1]. Aber für die Parallelschaltung fällt mir gerade nix
> ein.
>
> [1] Außer man kommt mit dem Wicklungssinn durcheinander

Wenn du 2 mal 10 Windungen parallel schaltest hast du immer noch 10 
Windungen, nur mit doppeltem Querschnitt.

Arno

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Arno H. schrieb:
> Axel S. schrieb:
>> Ja. Reihenschaltung ist auch noch relativ einfach, auch für verschiedene
>> Windungszahlen [1]. Aber für die Parallelschaltung fällt mir gerade nix
>> ein.
>>
>> [1] Außer man kommt mit dem Wicklungssinn durcheinander
>
> Wenn du 2 mal 10 Windungen parallel schaltest hast du immer noch 10
> Windungen, nur mit doppeltem Querschnitt.

Das war der triviale Fall. Jetzt bitte nochmal für n1 Windungen
parallel zu n2 Windungen (mit n1 != n2)

von Peter D. (peda)


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Axel S. schrieb:
> Das war der triviale Fall. Jetzt bitte nochmal für n1 Windungen
> parallel zu n2 Windungen (mit n1 != n2)

In dem Fall kann man die Differenzwindungszahl als kurzgeschlossen 
betrachten (kurzgeschlossener Trafo). Es wirkt hauptsächlich der 
Drahtwiderstand als ohmsche Last.
Als Induktivität bleibt nur eine geringe Streuinduktivität übrig.

: Bearbeitet durch User
von Arno H. (arno_h)


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Die Bezugsspule des TO hat im Datenblatt nur eine Induktivitätsangabe. 
Ich ging also von 2 gleichen Wicklungen aus.
Dass jemand 2 ungleiche Wicklungen parallelschaltet, kam mir als zu 
abwegig gar nicht in den Sinn.
Obwohl, man ist ja hier einiges gewohnt.

Arno

von Klaus R. (klara)


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Viktor H. schrieb:
> Was würde passieren, wenn man diese Coupled-Inductor als LC-Filter
> versucht zu verwenden?

Ich finde die Coupled-Inductors interessant. Generell sollte man den 
Einsatz mit LTspice testen. Für die einfache Induktivität bietet 
Coilcraft Spice-Modelle an, auch speziell für LTspice.

https://www.coilcraft.com/de-de/models/spice/?seriesName=MSS1278T&partNumber=MSS1278T-472

Ich habe mal speziel den Typ mss1278t-472 gewählt.

https://www.coilcraft.com/de-de/products/power/shielded-inductors/ferrite-drum/mss-mos/mss1278t/mss1278t-472/

Schaut man sich den msd1278t-472, ein Coupled-Inductor, an, dann erkennt 
man nicht nur am Namen Ähnlichkeiten.

https://www.coilcraft.com/en-us/products/power/coupled-inductors/1-1-shielded-coupled/msd_t/msd1278t/msd1278t-472/

Für coupled-inductors werden nur S-Param Daten bereitgestellt. Damit 
kann LTspice nichts anfangen. Aber ich vermute mal stark, daß man 
mittels zwei Modellen mss1278t-472 einen msd1278t-472 simulieren kann. 
Das Bindeglied ist der Kopplungsfaktor, der mit 0,98 angegeben ist.
mfg klaus

: Bearbeitet durch User
von Klaus R. (klara)


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von Smith (Gast)


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Viktor H. schrieb:
> Was würde passieren, wenn man diese Coupled-Inductor als LC-Filter
> versucht zu verwenden?

Kurz: Dann würde eben auch ganz bestimmt ein LC-Filter
dabei herauskommen, sofern keine Fehler im Spiel sind.
(Spezifikationen müssen zur Anwendung passen, und man
darf nichts falsch (und/oder falschherum) anschließen.)

Viktor H. schrieb:
> Was für eine Auswirkung hat in diesem Fall der Kern?

Welche Auswirkungen könntest Du hierbei im Sinn haben?

Eine ist z.B.: Nutzte man nur eine Wicklung (legte diese
an Wechsel- o. pulsierende Gleich-Spannung), würde auch
zwischen den Anschlüssen der anderen Spannung abgreifbar.
Eben wegen dieses Kernes (bzw. der recht guten Kopplung).


Also, hat Dich das mittlerweile ein wenig weitergebracht?
Antwort Deinerseits wird ja allmählich gespannt erwartet.

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