Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Reverse Engineering Drehzahlregelung


von Maximilian B. (max_te)


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Hallo zusammen,

zum Hintergrund:
In den Kleinanzeigen habe ich mir eine defekte, weniger als ein Jahr 
alte DP50 von Scheppach geschnappt. Kaufbeleg ist nicht vorhanden, daher 
keine Garantieabwicklung möglich.
Das Problem habe ich schnell auf das Modul zur Drehzahlregelung 
zurückführen können. Das Ersatzteil kostet laut Liste knapp 50 €, das 
ist mir zu viel, da hat mich der Ehrgeiz gepackt :o) Mit einem 
Chinakracher-Drehzahlsteller für 4 € läuft die Maschine grundsätzlich 
wieder.

Jetzt bin ich aber immer noch neugierig und ich spiele mit dem Gedanken, 
eine eigene Schaltung zu stricken, die eine richtige Drehzahlregelung 
mit Tacho-Signal macht, so wie eben das Originalmodul. Es geht mir dabei 
auch nicht nur um eine mögliche Kostenersparnis, sondern vor allem um 
den Lerneffekt. Beruflich hab ich sonst immer nur mit maximal 24 V zu 
tun.

Glücklicherweise lies sich der Verguss relativ einfach von der PCB 
pellen und ich konnte den angehängten Schaltplan extrahieren.


Meine kurze Zusammenfassung:
- Chinesischer 3 Cent-Mikrocontroller --> vermutlich in China entwickelt 
und gefertigt
- Statt klassischem Kondensator-Netzteil gibt es eine Kombination aus 
Einweg-Gleichrichtung und Spannungsstabilisierung per Zener-Diode. Da 
haben sich die Chinesen doch glatt noch den "teuren" Kondensator 
gespart.
- Über R3 und R4 bzw. uC-Pin15 wird vermutlich der Nulldurchgang 
detektiert. So wie ich das sehe, geht das aber vermutlich nur für 
positive Halbwellen.
- Das Gerät ist sicher, da eine doppelte Isolation am Drehknopf 
vorliegt.


Mein Problem:
Mir ist es ein Rätsel, wie die Drehzahl-Regelung funktionieren soll. Es 
gehen zwei Leitungen zu einem kleinen Teil, das am Ende der Welle 
montiert ist und vorsätzlich die Drehzahl der Welle zurückmeldet. Ich 
bin bisher davon ausgegangen, dass es sich dabei um einen stromkodierten 
Hall-Sensor handelt. Ich will aber so überhaupt nicht verstehen, was die 
Schaltung hier macht.
Das Tacho-Modul habe ich eigentlich auch schon als defekt abgehakt. Es 
weist einen Widerstand von ca. 50 OHm auf der sich auch nicht ändert 
wenn man an der Welle dreht. Konstantstrom stellt sich auch keiner ein, 
wenn man Spannung draufgibt.

Entweder hat das chinesische Ingenieursbüro da was geniales gebaut, oder 
etwas sehr dubioses. Ich habe auch schon Application-Notes gesehen, wo 
über die "Back-EMF" eine Drehzahlregelung erzielt wird. Vielleicht ist 
der Drehzahlsensor nur "show for customer"?

Kann mich jemand von euch erleuchten wie die Schaltung funktionieren 
könnte, oder einen Tipp geben, wie ich hier eine minimalistische 
Drehzahlregelung implementieren kann?

von Stefan F. (Gast)


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Die Lötstellen sehen teilweise aus wie nach dem Krieg, als man kaum 
Material hatte.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Maximilian B. schrieb:
> Es
> gehen zwei Leitungen zu einem kleinen Teil, das am Ende der Welle
> montiert ist und vorsätzlich die Drehzahl der Welle zurückmeldet.

Miss das Dings mal ohmsch. Es kann sein, das es eine simple FG Spule 
ist, die von einem kleinen Magneten in der Welle gepulst wird und eine 
Frequenz zurückgibt. Ist es also sehr niederohmig, wirds so eine Spule 
sein.

von hinz (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Ist es also sehr niederohmig, wirds so eine Spule
> sein.

Die kann durchaus mehrere 100 Ohm haben.

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Nicht gelesen?

Hat er schon gemacht, 50 Ohm.

von hinz (Gast)


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Nichtverzweifelter schrieb:
> Nicht gelesen?

Langer Roman.


> Hat er schon gemacht, 50 Ohm.

Passt bestens.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Maximilian B. schrieb:
> Das Tacho-Modul habe ich eigentlich auch schon als defekt abgehakt. Es
> weist einen Widerstand von ca. 50 OHm auf der sich auch nicht ändert
> wenn man an der Welle dreht. Konstantstrom stellt sich auch keiner ein,
> wenn man Spannung draufgibt.

Ja, dann ist das doch eine Spule.

Nichtverzweifelter schrieb:
> Hat er schon gemacht, 50 Ohm.

Aber dabei gedacht, das wäre ein Hallsensor. Ist es also nicht. Ein Oszi 
würde evtl. eine kleine Wechselspannung zeigen, wenn man dreht.

von MaWin (Gast)


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Maximilian B. schrieb:
> Statt klassischem Kondensator-Netzteil gibt es eine Kombination aus
> Einweg-Gleichrichtung und Spannungsstabilisierung per Zener-Diode. Da
> haben sich die Chinesen doch glatt noch den "teuren" Kondensator
> gespart. -

Sehr klassisch wie bei TDA1085/U2008 vor 40 Jahren in Deutschland.

Maximilian B. schrieb:
> Kann mich jemand von euch erleuchten wie die Schaltung funktionieren
> könnte

Warum soll der Drehzahlsensor nicht ein echter Tachogenerator sein, also 
eine Spule an der sich ein Permanentmagnet vorbeidreht und in die 
dadurch eine Spannung induziert wird.

Die umfangreiche Aussenbeschaltung bei gleichzeitig kräftigem 
Steuerausgang (75 Ohm) klingt weniger nach uC ind mehr nach dedizierzem 
IC a la TDA1085, fur den es fertige Module bei eBay gibt - kaum billiger 
als dein Ersatzteil.

von Maximilian B. (max_te)


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Danke für den Hinweis mit der Spule. In der Vergangenheit habe ich viel 
mit Hall-Sensoren zu tun gehabt und konnte mir nicht vorstellen, dass 
das irgendwas anderes (einfacheres) sein könnte.

Mir ist nur immer noch schleierhaft, was die Schaltung macht um die 
Tachopulse auszuwerten. Hat da jemand eine Idee?

Was den TDA1085 angeht, der ist ja abgekündigt und ich habe mich schon 
gewundert warum ich auf die Schnelle keine modernen Ersatztypen finden 
konnte. Vermutlich ist es heute einfach günstiger die Schaltung um so 
einen Super-Billig-µC zu stricken. Aber vielleicht ist der µC auch 
abgeraucht weil er zu viel Strom in den Triac treiben musste.
Falls jemand von euch so eine Scheppach DPx haben sollte, gebe ich euch 
den Rat nach Benutzung den Stecker zu ziehen. Die Drehzahlregelung ist 
nämlich dauerhaft bestromt.

von hinz (Gast)


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MaWin schrieb:
> Die umfangreiche Aussenbeschaltung bei gleichzeitig kräftigem
> Steuerausgang (75 Ohm) klingt weniger nach uC ind mehr nach dedizierzem
> IC a la TDA1085,

Nö, ist schon ein µC.

http://www.essemi.com/product/35.html

von Dieter Kerschgens (Gast)


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was war auf der Platine defekt?

von Peter M. (peter_m517)


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Bei meiner DP50 ist die Drehzahlreglung bei einem Blitzeinschlag 
gestorben (Sie war nicht vom Netz getrennt).
Seit Februar 2022 warte ich auf Wiederverfügbarkeit bei Scheppach: 
negativ.

Bei mir tippe ich auf defekten Triac. Da das Modul bei mir jedoch mit 
richtigem Epoxidharz vergossen ist, habe ich erst gar nicht versucht, da 
selbst etwas zu mache.

von Hans K. (Firma: privat) (sepp222) Flattr this


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Gibt es nicht noch den TDA2085 welcher offenbar noch zu haben ist.

von HeinBlöd (Gast)


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Peter M. schrieb:
> Seit Februar 2022 warte ich auf Wiederverfügbarkeit bei Scheppach:
> negativ.

@sepp hey - Deine Gewährleistung wann abgelaufen und was hats mit dem 
Thread von Max zu tun?

von Sander L. (sander_l)


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@Maximilian B:
Hallo, wollte mal fragen, ob Du die an dem Thema noch dran bist, und ob 
Du raus hast wie die Schaltung funktioniert?
Habe nämlich ein ähnliches Problem mit derselben Maschine. Da wollte ich 
nicht extra einen neuen Thread öffnen.
Bei mir dreht die Maschine „willkürlich“ hoch und runter. Das würde ich 
gern wieder richten. Also entweder reparieren, oder den 4€Chinakracher 
:(?) (https://www.ebay.de/itm/223935073585?chn=ps&mkevt=1&mkcid=28), 
oder die Schaltung nachbauen. Vielleicht könnte man sich ja wegen des 
PCB’s connecten.
Oder, jemand hier kann auf Anhieb sagen, was es sein könnte, warum die 
Maschine zu langsam dreht, und dann kurzzeitig die Drehzahl, mal eben 
verdoppelt. Am Tacho-Modul, liegt es aber offenbar nicht, da die 
Drehzahl ja korrekt angezeigt wird.
freundliche Grüße

von Maximilian B. (max_te)


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Moin,
leider habe ich mich mit der Schaltung bisher nicht weiter 
auseinandergesetzt. Steht neben vielen anderen Dingen noch auf einer 
meiner Listen.

Ich meine mich zu erinnern, dass die Anzeige unabhängig von der 
Drehzahlregelung funktioniert. Mit dieser Info lässt sich nur der 
Signalgeber selbst ausschließen. Daher wird bei dir irgendein Defekt im 
Regler-Modul vorliegen. Das kann wiederum alles Mögliche sein.

Grundsätzlich hätte ich zwar Lust ein passendes Ersatz-Platinchen dafür 
zu entwickeln. Momentan fehlt mir dafür aber die Zeit und rein 
finanziell gesehen ist es blöderweise höchstwahrscheinlich sinnvoller 
die 50 € für das offizielle Ersatzteil zu investieren. Sofern es 
verfügbar ist...
Viele Grüße

von Sander L. (sander_l)


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Danke für die schnelle Antwort. Die  Drehzahlelektronik gibt es schon 
noch:
https://ersatzteilshop.scheppach.com/artikel/Drehzahlelektronik-5906812010.aspx
evtl. eine verbesserte Version(?). Allerdings finde ich den Preis dafür 
auch etwas zu happig.
Was war jetzt mit dem „4€Chinakracher“? Hatte ich da das gefunden was Du 
meintest?
L.G.

von Maximilian B. (max_te)


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Ja, der Ibäh-Link sieht so aus wie das Teil das ich damals bestellt 
habe.

von Udo S. (urschmitt)


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Falls es jemand interessiert die DP55 gibts gerade direkt bei Scheppach 
FÜR 89 Euro
https://shop.scheppach.com/tischbohrmaschine-dp55-scheppach-5906822901

: Bearbeitet durch User
von Oliver Klein (Gast)


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Ich verstehe fas alles hier nicht, bin aber auch mit einem defekten 
Scheppach DP 50 mit defektem Drehzahlregler genervt. Hat der ChinaRegler 
denn funktioniert. Ist die Belegung in der Beschreibung des 4€Krachers 
dabei?
Danke im voraus

von Qminator (Gast)


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Oliver Klein schrieb:
> Hat der ChinaRegler
> denn funktioniert

Hab´ das gleiche Problem mit dieser "Qualitätsbohrmaschine" DP50. 2x 
benutzt und leider danach nicht vom Netz getrennt ... :-(  Der 
Hersteller ist äusserst unkulant und die aufgerufenen fast 50€ für die 
original Steuerung sind eine Frechheit. Nun ist ein solcher 
"Chinaregler" eingebaut aber mit mäßigem Ergebnis. Da hier wohl nur 
Halbwellen beschnitten werden, bringt der Motor zwar die Drehzahl aber 
ohne Saft und Kraft - also an sich sinnlos.

von Garfield (Gast)


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Habe auch so einen Chinaregler eingebaut. Da er aber keine 
Drehzahlrückmeldung bekommt regelt er natürlich nur die Leerlaufdrezahl; 
bei Belastung bricht sie natürlich ein.....ich regle dann von Hand 
nach....benutze sie daher nur noch selten.
Neues Gerät von Scheppach.....neee danke....kaum gebraucht und schon 
nach nem knappen Jahr defekt..... :-(

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