Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ersatz für Fluke 187/189


von Karl Z. (griffin27)


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Liebe Leute,

vielleicht ist hier jemand, der ein Fluke 187/189 sein eigen nennt, und 
es mit Sicherheit sehr zu schätzen weiß.

Ich frage mich, warum es diese Geräte nicht mehr neu gibt, und was man 
als Nachfolger empfehlen kann.

Scheinbare Besonderheiten, an die ich mich sofort gewöhnt hatte:
  * 2 Anzeigewerte (AC, DC, Frequenz, Offset, ...)
  * schreit, wenn auf Strom gesteckt ist, aber auf Volt geschaltet
  * fast min/max
  * Mittelwertmessung (Integration der Messgröße, nicht der billige 
Mittelwert aus Min/Max)
  * Auto Hold
  * Schnelles Ansprechen bei der Durchgangsprüfung
  * 100kHz RMS
  * 50.000 Counts
  * "schnelle" Widerstandsmessung in ca. 2s im Autorangemodus
  * Manuelle Bereichswahl
  * sehr robust
  * AA-Batterien anstatt der 9V-Blockbatterien
  * 1uV-Auflösung zum Nachverfolgen eines Kurzschlussstromes auf einer 
Leiterplatte

Ich bin nicht auf Fluke fixiert, kann auch eine andere Marke sein.
Ich soll ein Schullabor für Elektroniker ausstatten, und würde den 
Schülern all diese Features vergönnen. Aber wo kaufen?

Kandidaten:
  * Fluke 289 - nochmals teurer geworden, und umständliche Menüführung
  * Brymen BM869s - scheint recht attraktiv zu sein, diese Marke kenne 
ich aber nicht.
  * Fluke 87V: scheint mir wesentlich minderwertiger als das Fluke 187

Vielen Dank für eure Hinweise.
LG, Karl

: Verschoben durch Moderator
von Mikrowilli (Gast)


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Vor einigen Jahren mußte ich Ersatz für ein beruflich genutztes Fluke 
8060A finden. Hatte zunächst ein Fluke 189 ins Auge gefaßt; einige 
Kollegen rieten mir aber aufgrund ihrer Erfahrungen mit aktuellen 
Fluke-Multimetern davon ab. Habe mich dann für ein Keysight U1272A 
entschieden - und es bis heute nicht bereut.

von Karl Z. (griffin27)


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Danke Mikrowilli. Mich würd noch interessieren, was deine Kollegen da 
auszusetzen haben. Ich kann bisher nichts negatives berichten.

Hat evt. noch jemand Erfahrung zu den Brymen Geräten?

von Jörg R. (solar77)


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Mikrowilli schrieb:
> einige
> Kollegen rieten mir aber aufgrund ihrer Erfahrungen mit aktuellen
> Fluke-Multimetern davon ab.

Mit welchen Begründungen? Auf welche Modelle bezogen?


> Habe mich dann für ein Keysight U1272A
> entschieden - und es bis heute nicht bereut.

Hat das den EMV-Fehler, wie ihn vor einigen Jahren einige Modelle von 
Keysight (Agilent) hatten? Suche mal im EEVBlog danach.


Karl Z. schrieb:
> * Fluke 87V: scheint mir wesentlich minderwertiger als das Fluke 187

Klingt auch an den Haaren herbeigezogen, oder woran machst Du das fest?


Karl Z. schrieb:
> * schreit, wenn auf Strom gesteckt ist, aber auf Volt geschaltet

Was nutzt die Funktion wenn das DMM auf A steht und die Messleitungen 
für A stecken und Du pennst...und die Messleitungen in eine Steckdose 
oder auf einen Akku steckst?

Trotzdem der Hinweis auf Gossen Messgeräte. Die Verhindern mechanisch 
dass Messbereich und gesteckte Messleitungen nicht zueinander passen. 
Aber...Preisklasse wie Fluke, und auch darüber.

100%zig kann man sich aber niemals gegen Fehlbedienung schützen.


Karl Z. schrieb:
> * AA-Batterien anstatt der 9V-Blockbatterien

Das wird leider schwierig. Das Fluke 28II, ein 87er im Wolfspelz, wird 
über AA-Zellen versorgt.

: Bearbeitet durch User
von Alopecosa (Gast)


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Fluke 289.

Wenn dann allerdings ohne den ir3000fc das Teil funktioniert nur mit app 
und cloud Zwang oder am PC mit dem passenden Gegenstück pc3000 
(teuer...)

Außerdem, wenn Fluke dann beeilen, ab 15.12. Ist Preiserhöhung und bis 
15.12. Gibt es je nach Einkaufswert ein Gerät umsonst.

von Johannes O. (jojo_2)


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Ich hab das 289. Technisch ist es ein Top Multimeter, ich halte es 
grundsätzlich für deine Zwecke geeignet. Aber ja, preislich eher im 
oberen Bereich.
Menüführung finde ich ganz in Ordnung.

Nachteile beim 289: Am besten mal im EEVBlog schauen.
- Supercap-Probleme: Ein Supercap im Multimeter ist teils defekt, sollte 
in den aktuellen Serien aber nicht mehr auftreten.
- Die Batteriefachabdeckung ist instabil, es gibt dort einen 
Mechanismus/Drehverriegelung die gerne zerbröselt. Austausch ist auch 
nicht billig, das ganze (abnehmbare) Fach wird getauscht. Per 3D-Druck 
gibts Ersatzteile, wenn eben jemand diese Möglichkeit hat. (Das 
funktioniert aber dann erstaunlich gut)

Allgemein ist die Frage, ob ein solches Multimeter für Lehrzwecke 
zielführend ist. Die internen Sicherungen sind eher teuer wenn sie doch 
mal durch sind. Natürlich sind die Features schön, aber sie machen ggf 
an manchen Stellen die Arbeit zu einfach. Und wenn dann mal kein 289 
dasteht mit diesen Features...

: Bearbeitet durch User
von Marek N. (Gast)


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Johannes O. schrieb:
> Ich hab das 289

Me too.
Nicht zu vergessen: Die lange Bootzeit.
Ein Multimeter, was booten muss! WTF!?

von Mikrowilli (Gast)


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Jörg R. schrieb:
> Hat das den EMV-Fehler, wie ihn vor einigen Jahren einige Modelle von
> Keysight (Agilent) hatten? Suche mal im EEVBlog danach.

Das Modell U1272A war davon anfangs auch betroffen; es gab deswegen eine 
Umtauschaktion des Herstellers. Das ist schon eine Weile her, so daß 
aktuell ausgelieferte Exemplare in diesem Punkt einwandfrei sein 
dürften.

>> einige
>> Kollegen rieten mir aber aufgrund ihrer Erfahrungen mit aktuellen
>> Fluke-Multimetern davon ab.
>
> Mit welchen Begründungen? Auf welche Modelle bezogen?

Soeweit ich mich erinnere, klagten sie hauptsächlich über die geringe 
Batteriestandzeit; das betraf aber wohl vor allem Modelle mit 
Loggerfunktion. Ein Modell 187 oder 189 hatte selbst keiner der 
Kollegen.

von Schredderer (Gast)


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Vielleicht wechselt du mal die Marke.

https://www.youtube.com/watch?v=BEuls6zXFas

von Thomas D. (tommi_d)


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Bedauerlicher weise gibt es die FLUKE 187 nur noch gebraucht, und dann 
eher in USA als hier. Ich habe selbst vor inzwischen schon Jahren noch 
zwei ergattern können, und bin damit sehr zufrieden.
Eins war von einem Händler aus Chemnitz und gebraucht, und eins von 
einem aus UK, dieses aber neu. Das aus UK war mit einer 
Sonderspezifikation "TWPS", die wohl von Britisch Rail ausging, um 
Zugsicherungsanlagen zu prüfen zu können.
Spielt kein Rolle, ist eher noch besser. Wer sowas noch ergattern kann - 
Zugriff!

Ich habe die Kalibierprotokolle von beiden, und die zeigen, dass die 
Produktspezifikation von FLUKE noch weit mehr getoppt wird!
Schade, dass es sowas nicht mehr gibt! Die Geräte kommen haarscharf an 
ein 287/289 ran, wenn man Logging nicht braucht. Sind aber weit 
günstiger gewesen.-

Die Geräte haben beim Einsatz im Hause eine geringe Drift. Die sind ja 
auch nicht für den Service gedacht.
Fazit: Wenn man die Gelegenheit hat, eins in Europa zu ergattern, dann 
lohnt die Anschaffung auch selbst noch wenn es gebraucht, aber eben noch 
nicht runtergehunzt ist. Bloß zum Kalibrieren würde ich es dann schon 
mal geben wollen.

von Karl Z. (griffin27)


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Vielen Dank für all die Rückmeldungen.

Thomas D. schrieb:
> Fazit: Wenn man die Gelegenheit hat, eins in Europa zu ergattern, dann
> lohnt die Anschaffung

Das kann ich 1:1 unterschreiben! Ich hab 2007 ein 189er neu aus den USA 
importiert und irgendwann mal auf Willhaben ein 187er um 200€ bekommen 
(neuwertig, top Schnäppchen).

Mikrowilli schrieb:
> Soeweit ich mich erinnere, klagten sie hauptsächlich über die geringe
> Batteriestandzeit;

Ja, die ist bei den beiden Typen 187/189 nicht besonders gut. Ich 
verwende Eneloop AA-Zellen und muss diese alle paar Monate aufladen.

Marek N. schrieb:
> Ein Multimeter, was booten muss! WTF!?

Das scheint eine neue Krankheit bei Geräten zu sein. Überall muss ein 
fettes Betriebssystem rein. Die JBC-Stationen brauchen auch länger zum 
Booten als zum aufheizen der Spitzen!

Johannes O. schrieb:
> Allgemein ist die Frage, ob ein solches Multimeter für Lehrzwecke
> zielführend ist.

Wieso soll ich den Schülern etwas minderwertigeres zur Verfügung 
stellen? Die sollen doch wissen, was solche Geräte können können und wie 
viel Mist man in diesem Markt kaufen kann.

Johannes O. schrieb:
> aber sie machen ggf
> an manchen Stellen die Arbeit zu einfach

Man kann den Schülern ja dennoch andere Messmethoden, vor allem dann mit 
dem Oszilloskop beibringen. Je nach Aufgabenstellung macht aber ein 
vernünftiges DMM schon Sinn und vor allem Freude.

Jörg R. schrieb:
> Was nutzt die Funktion wenn das DMM auf A steht und die Messleitungen
> für A stecken und Du pennst

Naja, es reduziert halt die Wahrscheinlichkeit einer Fehlbedienung. 
Ausschließen kann man dadurch auch nix - auch nicht, wenn die Buchsen 
verschlossen werden.

Jörg R. schrieb:
> Karl Z. schrieb:
>> * Fluke 87V: scheint mir wesentlich minderwertiger als das Fluke 187
>
> Klingt auch an den Haaren herbeigezogen, oder woran machst Du das fest?

An dem fehlenden Gummigehäuse und am fehlenden Doppel-Display. Fast 
Min/Max fehlen auch - eine sehr praktische Funktion.

Ich werde nun einmal das Brymen BM869s ausprobieren.
https://www.welectron.com/Brymen-BM869s-Multimeter_1

Es scheint rundum sehr gut bewertet zu sein und dem Fluke 187 recht nahe 
zu kommen. Absolute Genauigkeit spielt für den Unterricht eine 
untergeordnete Rolle. Einzige Mankos bisher aus Datenblättern: 9V-Blockk 
statt AA-Zellen und PWM-Messung nur mit 5V TTL-Signalen - dem werd ich 
noch auf den Grund gehen.

Sollte das Brymen nicht zufriedenstellend sein, wovon ich nicht ausgehe, 
dann wird es halt ein einfaches Fluke 175.

von Johann (Gast)


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Karl Z. schrieb:
> Ich werde nun einmal das Brymen BM869s ausprobieren.

Das EEVBlog Multimeter ist ein Brymen und hat Bugs über Bugs.
Dann doch lieber Gossen oder Fluke. Die sind sicherlich auch 
langlebiger.

von René F. (Gast)


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Johann schrieb:
> Das EEVBlog Multimeter ist ein Brymen und hat Bugs über Bugs.
> Dann doch lieber Gossen oder Fluke. Die sind sicherlich auch
> langlebiger.

Das verbuggte Gerät vom EEVBlog ist das 121GW von UEI Test Instruments, 
vom gebrandeten Brymen BM235 habe ich nie etwas schlechtes gelesen

von Jörg R. (solar77)


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Karl Z. schrieb:
> Jörg R. schrieb:
>> Karl Z. schrieb:
>>> * Fluke 87V: scheint mir wesentlich minderwertiger als das Fluke 187
>>
>> Klingt auch an den Haaren herbeigezogen, oder woran machst Du das fest?
>
> An dem fehlenden Gummigehäuse und am fehlenden Doppel-Display. Fast
> Min/Max fehlen auch - eine sehr praktische Funktion.

Das 87V hat einen Schutzbumper. Doppeldisplay, ok, den hat es nicht. 
Wäre für mich aber auch nicht ausschlaggebend.

Was verstehst Du unter Fast Min/Max? Und das BM869s kann das?

Ich denke dass 869 ist ein gutes Gerät. Ich denke aber auch dass Du 
voreingenommen gegen das 87V bist. Es ist wohl einer der Klassiker unter 
den Handmultimetern.


Karl Z. schrieb:
> Sollte das Brymen nicht zufriedenstellend sein, wovon ich nicht ausgehe,
> dann wird es halt ein einfaches Fluke 175.

Die Entscheidung könnte ich aufgrund deiner Kommentare nicht 
nachvollziehen, unabhängig davon dass es einige von Dir im 
Eröffnungsthread geforderte Specs nicht erfüllt.

: Bearbeitet durch User
von Karl Z. (griffin27)


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Jörg R. schrieb:
> Was verstehst Du unter Fast Min/Max? Und das BM869s kann das?

Die 187/189er können Impulse von 250us für min/max/avg erfassen! Das ist 
sehr nett bei PWM oder transienten Störungen.

Das BM869s kann dies mit Pulsen von min. 1ms Dauer.

Jörg R. schrieb:
> Ich denke aber auch dass Du
> voreingenommen gegen das 87V bist. Es ist wohl einer der Klassiker unter
> den Handmultimetern.

Preis/Leistung passt für mich hier nicht zusammen. Das 187er war damal 
unwesentlich teuerer und dennoch viel besser.

Jörg R. schrieb:
> Die Entscheidung könnte ich aufgrund deiner Kommentare nicht
> nachvollziehen, unabhängig davon dass es einige von Dir im
> Eröffnungsthread geforderte Specs nicht erfüllt.

Meine Specs waren ja nicht eine Forderung, sondern eine Auflistung der 
Dinge, die ich am 187/189er sehr schätze.

Das 175er wäre halt einfach ein normales solides DMM. Ein 87V wird 
preislich vermutlich nicht drin sein.

LG, Karl

von Jörg R. (solar77)


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Karl Z. schrieb:
> Jörg R. schrieb:
>> Was verstehst Du unter Fast Min/Max? Und das BM869s kann das?
>
> Die 187/189er können Impulse von 250us für min/max/avg erfassen! Das ist
> sehr nett bei PWM oder transienten Störungen.

Wenn ich solche Impulse reproduzierbar erfassen möchte nehme ich ein 
Oszilloskop.


Karl Z. schrieb:
> Jörg R. schrieb:
>> Ich denke aber auch dass Du
>> voreingenommen gegen das 87V bist. Es ist wohl einer der Klassiker unter
>> den Handmultimetern.
>
> Preis/Leistung passt für mich hier nicht zusammen. Das 187er war damal
> unwesentlich teuerer und dennoch viel besser.

Du vergleichst das 87V mit heutigen Preis mit dem 187/189er von damals. 
Da hatte das 87x auch noch einen anderen Preis. Zum Vergleich müsstest 
Du daher das 289er nennen, und das kostet um die 650,- Euro.


Karl Z. schrieb:
> Meine Specs waren ja nicht eine Forderung, sondern eine Auflistung der
> Dinge,

Sehe ich anders, wenn ich deiner Formulierung richtig interpretiere:

Karl Z. schrieb:
> Ich soll ein Schullabor für Elektroniker ausstatten, und würde den
> Schülern all diese Features vergönnen.

Weshalb auch sonst solltest Du die Specs ausführen?

von ths (Gast)


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Also ich weiß nicht. Für Schüler so ein teures Gerät, von dem sie nur 
10% der Funktionen nutzen werden? Du bist zu gut für diese Welt. Wenn es 
unbedingt Fluke sein muss, nimm ein 17B, gibt es in der Bucht an 100 €.

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