Forum: Platinen Lötfett / Solder Paste / Flussmittel


von ElektroEinsteiger (Gast)


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Hallo,

ich bin beim Verlöten von THT-Bauteilen auf Lochrasterplatinen sehr 
geübt - habe mir nun aber für mein aktuellstes Projekt mehrere Platinen 
fertigen lassen, die erstmalig kleinere SMD-Bauteile enthalten werden.

Verlöten möchte ich von Hand mit bleifreiem Lot (also kein Stencil).

Eine entsprechende Lötspitze und Entlötlitze habe ich mir bereits 
organisiert.

Dennoch habe ich ein paar Fragen...

1. Habt ihr Tipps, welches Flussmittel, bzw. Lötfett sich beim 
Handverlöten besonders gut eignet, bzw. was genau ist eigentlich der 
Unterschied zwischen Flussmittel und Lötfett?

2. Ich möchte ca. 20 ICs verlöten. Die filigransten Teile sind 10 ICs im 
LQFP48-Design (STM32F103 mit 48 Beinchen) - wie viel Flussmittel / Fett 
werde ich in etwa benötigen (was sind eure Erfahrungswerte)?

3. Wie lange lässt sich Flussmittel / Fett bei Raumtemperatur i.d.R. 
lagern?

4. Welche Methode zum Auftragen ist bei meinem vorhanden zu bevorzugen - 
Spritze oder Pinsel?

Ich danke euch für eure Erfahrungen.
Falls jemand eine konkrete Kaufempfehlung (Reichelt / Pollin) hat, wäre 
ich sehr dankbar.

von Zeno (Gast)


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Fett??? Ich fasse es nicht.

von Olaf (Gast)


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> Unterschied zwischen Flussmittel und Lötfett?

Das sind bedeutungslose Namen. Wichtig ist nur das Datenblatt des 
Herstellers. Eventuell auch die Konsistenz. Es gibt das Zeug von "wie 
Wasser" bis zu "Nutella"
Achte darauf das es Saeurefrei ist und alles wird gut. Also nix vom 
Dachdecker!

> wie viel Flussmittel / Fett
> werde ich in etwa benötigen (was sind eure Erfahrungswerte)?

Die kleinste Spritze die du so kaufen kannst haelt viele Jahre.

> Wie lange lässt sich Flussmittel / Fett bei Raumtemperatur i.d.R.
> lagern?

Interessante Frage. Ich habe welches das ist schon >10Jahre, bin 
allerdings der Meinung das es nicht mehr ganz so gut geht wie 
nagelneues. Kann aber auch Einbildung sein. Ist jedenfalls nicht der 
kritische Faktor.

> Welche Methode zum Auftragen ist bei meinem vorhanden zu bevorzugen -
> Spritze oder Pinsel?

Spritze. Darauf achten das es eine Spritze fuer Enduser ist. Die also 
hinten was zum reindrucken hat. Es gibt die Teile auf fuer Profis, die 
sind dann eher wie eine Silikonkartusche aus dem Baumarkt, nur kleiner. 
Die brauchen dann einen Halter. Oder du musst da jedesmal hinten mit dem 
Schraubendreher reindruecken. Das ist nicht so toll.

Olaf

von Gustl B. (-gb-)


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Da empfehle ich mal wieder das NC-599 von Amtech. Tolles Flussmittelgel, 
macht was es soll, kann man bei Louis Rossmann in den Videos sehen, 
sollte Jeder verwenden.

von Olaf (Gast)


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> Da empfehle ich mal wieder das NC-599 von Amtech. Tolles Flussmittelgel,

Es geht, man kann damit arbeiten. Aber das Zeug von Reichelt

https://www.reichelt.de/de/de/flussmittelgel-flutschi-fl-22-no-clean-5-ml-edsyn-fl-22-p32673.html?r=1

geht auch. Aber ganz schoen teuer geworden. ICh hab da eher was von 
7-8Euro in Erinnerung.

Olaf

von ElektroEinsteiger (Gast)


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Danke an Olaf und Gustl B :)

von Georg (Gast)


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ElektroEinsteiger schrieb:
> ich bin beim Verlöten von THT-Bauteilen auf Lochrasterplatinen sehr
> geübt

ElektroEinsteiger schrieb:
> welches Flussmittel, bzw. Lötfett

Nennt sich contradictio in re. Lötfett in der Elektronik = völlige 
Ahnungslosigkeit.

Georg

von Uli S. (uli12us)


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Naja, Lötfett ist halt ein Vulgärname, ohne Bezug drauf, was drin ist. 
Dieses NC-559 ist prinzipiell auch ein Lötfett,
weil das wirksame Flussmittel in einer Vaselinepampe verteilt ist. Aber 
normalerweise versteht man unter Lötfett halt, dass Zinkchlorid in 
ebenfalls Vaseline verteilt ist. Das verbietet sich für Elektronik.
Es spricht im übrigen gar nichts dagegen für private Zwecke mit 
bleihaltiger, Lötpaste, ob man die jetzt mit Schablone oder punktuell 
mit Spritze aufträgt zu löten. Die kriegt man ja nach wie vor, dauert 
halt etwas, weil man die aus dem Ausland kaufen muss. Schliesslich 
müssen irgendwelche hirnrissige EU-Vorgaben bei uns zu wenigstens 150% 
umgesetzt werden. Wer jetzt nicht wochenlang nur löten und sich nach der 
Arbeit, wie mans gelernt hat, die Finger wäscht, wird da überhaupt nix 
vom Bleigehalt merken. In der Industrie dagen seh ichs ja ein.
Hier hab ich mal einen möglicherweise ganz brauchbaren Spender für 
Lötpaste. Flussmittel geht natürlich ebenso, gefunden, bisher aber noch 
nicht bestellt, kann deshalb nicht sagen, obs tatsächlich so einfach 
funktioniert wie behauptet.
https://www.avdweb.nl/tech-tips/solder-paste-dispenser

von Zeno (Gast)


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Besorge Dir einen Klumpen Kolophonium und löse das Kolophonium in 
Spiritus oder besser Isopropanol auf. Wenn Du nicht alles Kolo löst hast 
Du noch etwas in das man ab und an die Kolbenspitze zum Verzinnen 
tauchen kann.

Zum Applizieren des gelösten Kolophoniums eignet sich ein kleines 
Tablettenröhrchen mit Schraubdeckel. Den Deckel so durchbohren, daß man 
eine dünne Injektionskanüle stramm einpassen (notfalls verkleben) kann. 
Beim Befüllen des Röhrchens etwas Luft drin lassen, also nicht bis zum 
Rand füllen. Damit lassen sich schöne kleine Tröpfchen applizieren. Geht 
zum SMD-Löten sehr gut.

von Paul (Gast)


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Man kann auch einfach löten lernen, dann muß man nicht wie ein Blöder 
mit Flußmittel schmaddern.
Das übliche Lötzinn für Handlötungen enthält ausreichend Flussmittel, 
glaubt nicht jedem UTube-Video,daß jede Platine erstmal in Flussmittel 
getaucht werden muß nur um mal eine LED aufzulöten.

von Rainer (Gast)


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Georg schrieb:
> Nennt sich contradictio in re. Lötfett in der Elektronik = völlige
> Ahnungslosigkeit.

So darf man das nicht sagen!

Als ich in Ausbildung war (Radio- und Fernsehtechniker), war Flussmittel 
verpönt. Die alten Meister wollten das nicht - damals war die Technik 
aber auch noch gröber und man hatte Bleilot.
Als ich dem Betrieb den Rücken kehrte und anders wo neu anheuerte da 
hieß das 'Zeug' dann 'Lötfett'. Ich kenne das übrigens aus vielen 
Betrieben.

Man sollte den Besserwisser hier nicht immer so raushängen lassen.

Immer wieder kommt hier einer auf den Trichter es heißt "Schraubendreher 
statt Schraubenzieher", "Glühbirnen sind was zu Essen", "Mopped ist 
falsch, es heißt Motorrad" - das ist einfach nur nervig und hilft 
keinem.
Jeder weiß doch was gemeint ist!

"ElektroEinsteiger" hat freundlich gefragt, daher hier meine Freundliche 
Antwort:
- Lötfett wird im Sanitär- & Trinkwasserbereich eingesetzt (bei uns 
heißt das auch Gas/Wasser/Scheiße)
- Flussmittel verwendest du bei der Elektronik
- Spritzen sind die beste Wahl, da das Auftragen viel leichter geht
- du solltest locker mit der kleinsten Spritze zurecht kommen (üblich 
sind 10cc)
- Dämpfe nicht einatmen
- darauf achten, dass das Produkt als 'No-Clean' beschrieben ist (das 
erspart dir viel Reinigungsarbeit deiner Platine)
- das Flussmittel ist oft entweder für bleihaltige oder bleifreie 
Verbindungen ausgelegt - Kombiprodukte habe ich aber auch schon gesehen
- wenn es billig sein soll, kannst du auch mal nach 'Kolophonium' 
schauen (wird meist in der Dose verkauft)

Gruß und viel Spaß mit deinem Projekt
Rainer

von Uli S. (uli12us)


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Solange man nur einfache Bauteile verlötet ist zusätzliches Flussmittel 
verzichtbar. Anders siehts aus, wenn man grössere ICS, womöglich noch 
fine pitch  QFP oder gar BGA lötet, da wird man ohne zusätzliches 
Flussmittel wahrscheinlich nicht auskommen. Es gibt für sehr wenig Geld 
im Netz Übungsplatinen zu kaufen, die eignen sich ideal um das löten zu 
üben.

von W.S. (Gast)


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ElektroEinsteiger schrieb:
> Verlöten möchte ich von Hand mit bleifreiem Lot (also kein Stencil).

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Handlöten geht sowohl 
bleifrei als auch bleihaltig - und eine Schablone braucht man nur zum 
maschinellen Löten per Lotpaste, Ofen und so weiter.

> Eine entsprechende Lötspitze und Entlötlitze habe ich mir bereits
> organisiert.

Dann schreib mal, was du dir da zugelegt hast. Viele Leute meinen 
nämlich, für feine Lötungen müßte man auch Lötspitzen scharf wie ein 
Dartpfeil nehmen, was grundfalsch ist. Eine so etwa meißelförmige Spitze 
mit einer Breite von etwa 1 mm oder nen Tick breiter (so über'n Daumen) 
ist auch für feine TQFP genau das Richtige.

> 1. Habt ihr Tipps, welches Flussmittel, bzw. Lötfett


Nein, kein Lötfett. Lege dir etwas Kolophonium zu. Als Brocken reicht 
völlig aus. Du kannst es aber auch in Spiritus bzw. Propanol (stinkt 
nicht so wie Spiritus) auflösen, Konsistenz dann von wasserdünn bis 
teerdick je nach Belieben.

Wie man SMD sinnvoll löten kann, ist hier schon 1000 mal beschrieben.
Ganz kurz:
- Lötkolben nur so heiß einstellen, daß damit das Lot fließt. Keinen 
Brenn/Schweißkolben draus machen wollen
- diagonal 2 Pads vorverzinnen
- IC aufsetzen, ausrichten an diesen 2 Pads festlöten
- IC nochmal GRÜNDLICH und mit Lupe überprüfen
- alle 4 Seiten einigermaßen dick mit Kolophonium versehen
- mit relativ viel Lot alle Seiten anlöten, das soll ruhig im Kolo 
schwimmen. Lötbrücken sind in diesem Stadium ganz normal.
- in einem zweiten Durchgang das überflüssige Lot wieder abnehmen. Dazu 
dient am besten ein frisch abisoliertes Stück LifY 0.25 qmm und nochmal 
Kolophonium. LifY ist feinädrige Litze ohnne Verzinnung, mindestens ca. 
40 Enzelstränge in 0.5qmm. Das wirkt weitaus besser als sogenannte 
Entlötlitze, die zumeist viel zu grobschlächtig ist.
- mit Spiritus/Propanol und einer alten Zahnbürste und Küchenkrepp das 
restliche Kolo von der LP putzen
- alle Pads per Lupe nochmal kontrollieren, ggf. das eine oder andere 
nochmal mit o.g. Litze absaugen.

Wenn überhaupt, dann benutze als Flußmittel ein dünnflüssiges 
No-Clean-Flußmittel, per Pipettenflasche aufgebracht. Lötfett hingegen 
ist tabu. Und Löten ohne Flußmittel und nur mit dem Wenigen, was sich 
in der Seele des Lotdrahtes befindet, (wie weiter oben geschrieben) ist 
MURKS! Sowas kannst du bei gröblichen THT machen, aber nicht bei SMD. 
Dafür reicht das nämlich nicht aus. Benutze reichlich Kolo, das deckt 
auch die Lötstelle vor dem Luftsauerstoff ab und verhindert damit kalte 
Lötstellen. Einziger Nachteil: anschließendes Säubern der LP.

W.S.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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W.S. schrieb:
> und eine Schablone braucht man nur zum maschinellen Löten per Lotpaste

Geht auch für Handlöten, aber natürlich, mit Paste – ob dann Ofen, 
Heißluft oder Dampfphase zum eigentlichen Löten benutzt wird, ist 
untergeordnet.

Aber das wollte er ja eh nicht. ;-)

Zeno schrieb:
> löse das Kolophonium in Spiritus oder besser Isopropanol auf.

Die Sauerei habe ich als Jugendlicher gemacht, weil's nichts besseres 
gab, das würde ich mir heute nicht mehr antun.

Für "Intensiv-Patienten" (Bauteile, die schon ein paar Jahrzehnte in der 
Schublade liegen), gibt's sowas fertig als "Löthonig".

https://www.reichelt.de/loethonig-7-5-g-loethonig-p214267.html?CCOUNTRY=445&LANGUAGE=de&trstct=pos_0&nbc=1&&r=1

Ansonsten hat sich so ein Flussmittel-Stift ganz gut bewährt, um für 
SMD-Arbeiten zusätzliches Flussmittel bequem zur Hand zu haben.

https://www.reichelt.de/flussmitteldispenser-fl-88-lf-fluxi-no-clean-bleifrei-8-ml-fl-88lf-p74210.html?&trstct=pol_6&nbc=1

(Gibt's natürlich auch bei anderen Shops, soll nur als Beispiel dienen.)

von Falk B. (falk)


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Jörg W. schrieb:
> Zeno schrieb:
>> löse das Kolophonium in Spiritus oder besser Isopropanol auf.
>
> Die Sauerei habe ich als Jugendlicher gemacht, weil's nichts besseres
> gab, das würde ich mir heute nicht mehr antun.

Einige kommen aus ihrer Mangelwirtschaftsmentalität eben nicht raus. 
Außerdem ist diese Lösung für SMD-Arbeiten nicht sonderlich brauchbar, 
das verdampft meist zu schnell. Ein gutes Flußmittelgel ist da deutlich 
besser!
Ohne sowas wird das Löten von Fine Pitch Gehäusen unterhalb 1,27mm 
Raster zur Qual!

von Wolfgang (Gast)


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W.S. schrieb:
> - mit relativ viel Lot alle Seiten anlöten, das soll ruhig im Kolo
> schwimmen. Lötbrücken sind in diesem Stadium ganz normal.
> - in einem zweiten Durchgang das überflüssige Lot wieder abnehmen. Dazu
> dient am besten ein frisch abisoliertes Stück LifY 0.25 qmm und nochmal
> Kolophonium.

Wenn man die Lötspitze im flachen Winkel hält und genügend Flussmittel 
verwendet, ist das überhaupt nicht normal. Das überschüssige Lötzinn 
wird durch die Kapillarkräfte automatisch in den feilförmigen Raum 
zwischen Spitze und Pad gezogen, so dass der Klecks beim Drüberziehen 
mitwandert und letztendlich vom Chip weggezogen werden kann.

von Markus E. (markus_e176)


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Kann aus meiner Erfahrung auch das FL22 (Link oben von Reichelt) 
empfehlen. Gute Konsistenz, hält lange an der Lötstelle (verdampft sehr 
spät/langsam).

Eignet sich durch die gel-artige Konsistenz auch, um mal 0603-Bauteile 
für die Heißluft zu fixieren, wenn die Lötpaste zu arg angetrocknet ist 
oder sowas.

Benutze gerade die letzten Reste meiner ersten Spritze, hält seit 6 
Jahren bei gelegentlicher Benutzung und Lagerung bei Raumtemperatur.

von Olaf (Gast)


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> Besorge Dir einen Klumpen Kolophonium und löse das Kolophonium in
> Spiritus oder besser Isopropanol auf.

Wah...auf keinen Fall. Das ist ekliges klebriges Opazeugs aus Zeiten als 
die alten Leute noch mit Kupferloetkolben aus dem Kohlenofen geloetet 
haben.

Einmal alle 10Jahre wird man sich ja wohl eine Spritze mit vernuenftigen 
Flussmittel leisten koennen. Die Aufgabe von dem Zeug ist nicht in 
erster Linie dicke Oxydschichten zu loesen sondern beim loeten dafuer zu 
sorgen das keine Luft an das Zinn kommt damit es fliessfaehig bleibt. 
Dafuer ist das moderne Zeug viel besser.
Und ja bei bedrahtetem Kram mit 0.8er Loetzinn braucht man das 
eigentlich nicht. Aber bei DFN mit 0.5 oder 0.4er Pinabstand weiss man 
das zu schaetzen und wenn man mit 0.3er Loetzinn loetet auch weil da 
weniger Flussmittel drin ist.

Olaf

von Uli S. (uli12us)


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Solange man Zinnblei lötet ist Kolophonium noch immer gut, auch wenns 
besseres gibt. Bloss bei bleifrei kanns Probleme geben, weil die 
Temperatur dann zu hoch ist, so dass das mehr verbrennt als wirkt. Das 
Problem ist halt gutes Flussmittel, egal von welchem Hersteller ist 
extrem teuer, auch wenn man nur ganz geringe Mengen braucht, schreckt 
ein Preis von 20€ und mehr für eine Minispritze mit 10ml schon sehr ab. 
Dieses vielfach empfohlene Amtech NC-559 kostet halt beim Händler in USA 
knapp 18$ sind rund 15€, mit Versand ist man dann vermutlich über den 
22€ bis wo das ganze abgabenfrei ist. Über Ihbä oder andere Quellen 
weiss man halt nicht, ob man irgendne Fälschung kriegt, oder tatsächlich 
das Original, selbst ein hoher Preis ist keine Garantie, nichts 
nachgemachtes zu kriegen. Da hilft mMn nur bei den Industriehändlern zu 
kaufen, häufig verkaufen die aber nicht an privat.
Bei ICs auch finepitch wird häufig eine hufeisenförmige Spitze im 
Idealfall mit ner Bohrung empfohlen, da solls nicht mal Brücken geben, 
selber probiert hab ichs jedoch noch nicht. Sonst finde ich ne 
45°Messerspitze ideal. die kann man
wahlweise für ganz feine Sachen verwenden, wenn man die Spitze benutzt 
oder flächig mit der Schneide.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Uli S. schrieb:
> Solange man Zinnblei lötet ist Kolophonium noch immer gut, auch wenns
> besseres gibt.

Geht auch bleifrei, sofern man ordentliches Werkzeug hat und nicht etwa 
die Temperatur auf 380 °C aufdrehen muss, um die nötige Wärme am Ende 
zur Lötstelle zu bringen. (Erinnerung: die üblichen bleifreien 
Legierungen schmelzen bei ca. 220 °C.)

Aber Kolophonium ist vergleichsweise aggressiv, daher nehme ich den 
Löthonig halt nur für Altbauteile, die das brauchen. Beim TE war die 
Rede von modernen SMD-Teilen, die werden noch nicht so gammelig sein. Da 
sind die anderen genannten Flussmittelvarianten sinnvoller (besser 
dosierbar, "no clean" etc.).

von Joachim B. (jar)


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Rainer schrieb:
> - wenn es billig sein soll, kannst du auch mal nach 'Kolophonium'
> schauen (wird meist in der Dose verkauft)

na ja in der Apotheke vor 40 Jahren 500g für 2,-DM aber im 
Musikalienhandel 50g für 10,-DM ist schon ein Unterschied. Mit den 500g 
aus der Apotheke arbeite ich noch heute! Keine Ahnung wo der kleine 50g 
Block hin ist oder weggekommen ist......

https://www.ebay.de/itm/500g-KOLOPHONIUM-in-Stucken-HELL-Kolofonium-Balsamharz-Rosin-Baumharzals-Brief/221016073576
zum selber einschmelzen als Block

oder ohne Gewichtsangabe
https://www.ebay.de/itm/Naturlicht-Kolophonium-Fur-Violine-Streichorchester-Bernstein-HochwertigR-WS/224110174854

: Bearbeitet durch User
von Olaf (Gast)


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> besseres gibt. Bloss bei bleifrei kanns Probleme geben, weil die
> Temperatur dann zu hoch ist, so dass das mehr verbrennt als wirkt.

Das ist leider quatsch. Der meistverwendete Loetkolben in der deutschen 
Industrie zwischen 1980 und 2010 duerfte der WTCP mit einer 7er Spitze, 
also 370Grad, sein und das ist die Temperatur die ich auch heute noch 
eingestellt habe und in der Regel sehe wenn ich mal irgendwo anders auf 
einen Loetkolben schaue.
DA hat sich also nicht viel geaendert.

Und nebenbei gesagt Kolophonium war auch schon frueher eine eklige 
klebrige Pampe. Nur frueher, also vor SMD hat man sowas nur selten 
gebraucht weil das Flussmittel im Loetzinn in der Regel ausreichend war.

Und wie ich schon sagte, FLussmittel muss nichts gross wirken. 
Jedenfalls solange man nicht Opas Roehrenradio repariert. Es soll eine 
Schicht bilden die verhindert das beim loeten Sauerstoff dran kommt. Es 
gibt von Weller auch Loetkoblen die arbeiten mit Schutzgas. Wenn du 
sowas mal verwendet hast dann brauchst du kein extra Flussmittel. Damit 
zu loeten ist ein Traum. Leider laeuft dann der Sicherheitsbeauftragte 
in deiner Firma Amok weil sie glauben das du tot unter dem Schreibtisch 
liegst falls mal das ganze Stickstoff auf einmal da raus kommt, seufz.

Olaf

von W.S. (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Außerdem ist diese Lösung für SMD-Arbeiten nicht sonderlich brauchbar,
> das verdampft meist zu schnell.

Was denn, bei dir verdampft das Kolophonium?

Lötest du autogen?

Hab ich nicht deutlich geschrieben, daß man seinen Kolben nicht auf zu 
hohe Temperatur stellen soll?

W.S.

von W.S. (Gast)


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Olaf schrieb:
> Das ist leider quatsch. Der meistverwendete Loetkolben in der deutschen
> Industrie zwischen 1980 und 2010 duerfte der WTCP mit einer 7er Spitze,
> also 370Grad,

Ich hab noch 5er und 6er Spitzen für meinen alten Magnastat. Die 7er 
Spitzen kamen erst mit dem bleifreien Lot auf und das auch nur deshalb, 
weil 60 Watt und ein mieser Wärmekontakt zwischen Heizpatrone und Spitze 
genauso übel ist wie eine nadeldünne Spitze.

Olaf schrieb:
> Und wie ich schon sagte, FLussmittel muss nichts gross wirken.
> Jedenfalls solange man nicht Opas Roehrenradio repariert. Es soll eine
> Schicht bilden die verhindert das beim loeten Sauerstoff dran kommt.

Da knurrt aber der Blindenhund!
Als ob das Flußmittel "nichts groß wirken" müßte. Das Gegenteil ist der 
Fall: es soll die Benetzbarkeit sprich Oberflächenspannung beeinflussen 
und es soll etwaige Oxide reduzieren oder unterkriechen. Obendrein hat 
es (sofern ausreichend Kolo) auch noch eine wärmeübertragende Funktion.

Von wegen "nichts groß wirken"...

Was soll's, ich hab in diesem Forum auch schon von Leuten gelesen, die 
ihre Lötstation bis zum Anschlag aufdrehen und das ganz toll finden. 
Anschließend wird geklagt über die miese Qualität der Lötspitzen oder 
die Rauschentwicklung oder alles zusammen.

W.S.

von Uli S. (uli12us)


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Olaf, die Hersteller von Flussmittel geben an, dass ein 
kolophoniumhaltiges Produkt nur für bleihaltig geeignet ist, ein anderes 
das hauptsächlich aus Chemie statt Naturprodukt besteht dagegen für 
bleifrei.  Da ich keine Möglichkeit habe, das zu überprüfen, muss ich 
das halt glauben. Auch die Hersteller von Röhrenlot verwenden angeblich 
andere Flussmittel, warum wohl, wenns mit Kolophonium genauso geht. Und 
das Flussmittel soll nicht nur den Zutritt von Sauerstoff verhindern, 
sondern auch Oxide von Bauteilen und der Platine entfernen, das schafft 
Stickstoff alleine nicht, aber möglicherweise
reicht dann das im Lot enthaltene FM aus, damit alle Oxide beseitigt 
werden. Schliesslich muss es dann nur diese eine Aufgabe erfüllen.

von Julia Rawlinson (Gast)


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von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Ob er sein Zeug vielleicht nach reichlich einem Jahr dann doch schon 
gelötet haben könnte? ;-)

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