Forum: HF, Funk und Felder Gibt es billige DC-Block-Kondensatoren für 2,45 GHz?


von funkmaus (Gast)


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Hallo liebe Forengemeinde,

ich bin auf der Suche nach geeigneten Kondensatoren, um die 
Ein-/Ausgänge eines SP8T-HF-Schalters (HMC253AQS24) mit einem Hochpass 
zu versehen (wie im Datenblattt verlangt und beschrieben). Das ganze 
spielt im 2,45-GHz-ISM-Band.

Die Antennenbuchsen, die Feedlines der Platine, die Ein-/Ausgänge des 
HF-Schalters sind alle (mehr oder weniger) 50 Ohm. Um mir das mit dem in 
Serie geschalteten DC-Block-Kondensator nicht zu versauen, sollte die 
Kapazität schon mindestens 100 pF (< 0,7 Ohm zusätzliche Impedanz) 
betragen. Leider ist die tatsächliche Impedanz bzw. die ESR stark 
frequenzabhängig. Für diesen Fall gibt es auch explizite 
"High-Q"-Kondensatoren, wo der Gütefaktor derart hoch ist, dass die ESR 
für typische HF-Anwendungen vernachlässigbar ist.

Nun finde ich aber leider keine passenden, bezahlbare Kondensatoren:

- Die "standard" MLCCs haben in ihren Datenblättern entweder gar keine 
Angabe zum Gütefaktor/Verlustfaktor (fast alle von Murata z.B.) oder den 
Verlustfaktor nur bei niedrigen Frequenzen gemessen (1 kHz).

- Die expliziten "High-Q"-Kondensatoren (Mouser hat einen Filter dafür) 
sind nicht lieferbar.

- Eine Google-Suche nach "DC blocking capacitor" bringt zwar Unmengen an 
Herstellerwebseiten zu Tage, die ihre tollen RF-Kondensatoren bewerben, 
diese Kondensatoren kosten aber ein Vermögen bei Mouser (> 1 € / Stück).

Kann mir irgendjemand einen praxisnahen Tipp geben, wie ich an einen 
bezahlbaren (höchstens 20 cent / Stück) 0402-Kondensator komme, den ich 
ohne große Bedenken als DC blocking capacitor für 2,45 GHz verwenden 
kann?

Ich bedanke mich schon jetzt vielmals für Eure Mühe.

Viele Grüße
funkmaus

von F. M. (foxmulder)


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funkmaus schrieb:
> Nun finde ich aber leider keine passenden, bezahlbare Kondensatoren:

Bezahlbarer Porsche?
Wo gibts den?

Bei Kleinserien dürfte der Preis kaum etwas ausmachen, bei Großserien 
bekommst du eh Mengenrabatt.

Sonst billige Kondensatoren mit einem VNA vermessen.

von funkmaus (Gast)


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Danke für Deine Antwort.

A. K. schrieb:
> Bezahlbarer Porsche?

Ich suche keineswegs nach der eierlegenden Wollmilchsau! Ich benötige 
keinen echten "High-Q"-Kondensator mit verschwindendem ESR, sondern bin 
gerne zu Kompromissen bereit. Ich suche lediglich nach einem preiswerten 
Kondensator, dessen HF-Eigenschaften ich qua Datenblatt zumindest 
abschätzen kann. Ein bei 1 kHz gemessener Verlustfaktor bringt mir gar 
nichts. Auch würde ich, wie gesagt, gerne auf den 
Herstellerangaben/-messungen aufbauen anstatt mich selbst zu 
(ver)messen.

Oder um in der Autometapher zu bleiben: Ideal wäre ein Porsche (zu 
teuer), finden tue ich nur (von den Jungs in der Nachbarschaft getunte) 
Mofas und zufrieden wäre ich mit einem Skoda.

> Bei Kleinserien dürfte der Preis kaum etwas ausmachen, bei Großserien
> bekommst du eh Mengenrabatt.

Das stimmt prinzipiell. Trotzdem tut es weh, für die 
DC-Blocking-Kondensatoren genau so viel zu bezahlen, wie für den 
eigentlichen Chip :)

Viele Grüße
funkmaus

von Joachim B. (jar)


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funkmaus schrieb:
> Trotzdem tut es weh, für die
> DC-Blocking-Kondensatoren

passende passive Bauelemente lassen sich eben nicht nicht leicht 
miniturisieren und bleiben Sonderware.

von Mikrowilli (Gast)


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Für eine Anwendung mit begrenzter Bandbreite kann man den 
Koppelkondensator so wählen, daß die unvermeidliche 
Serienresonanzfrequenz innerhalb dieses Bereichs liegt. Der 
resultierende "Längswiderstand" ist dann besonders klein; für 2,45GHz 
käme dann z.B. dieser Typ infrage: 
https://spicat.avx.com/product/mlcc/chartview/06031A100JAT2A/dist/mouser
Ist preislich sogar sehr erschwinglich...

von W.S. (Gast)


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funkmaus schrieb:
> Ich benötige
> keinen echten "High-Q"-Kondensator mit verschwindendem ESR, sondern bin
> gerne zu Kompromissen bereit.

Mannomann, dann nimm einen schlichten 47 pF NP0 und freue dich, daß der 
hoffentlich keine irrsinnig hohe Güte hat. Das verhindert nämlich, daß 
seine Eigenresonanz allzu hoch ausfällt.

W.S.

von sepp222 (Gast)


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Wenn es um SMD geht würde ich den Kondensator um 90 Grad drehen so das 
die normale Seitenlagen oben und unten sind,dann gehen die 
Resonanzfrequenzen noch oben.Eventuell über 2.7 Ghz.
                              Gruß  Hans

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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funkmaus schrieb:
> Ich suche keineswegs nach der eierlegenden Wollmilchsau!

Doch. Wenn du Forderungen aufstellst wie 0,7 Ω Serienwiderstand. Dann 
baust du entweder ein Messgerät (da spielt der Preis nicht so die 
Rolle), oder aber die Forderung ist völlig unpraktikabel, weil rundrum 
alles andere sowieso viel mehr Verlust einfährt als deine paar Cs.

W.S. schrieb:
> Mannomann, dann nimm einen schlichten 47 pF NP0 und freue dich

Ich stimme ja keineswegs immer mit W.S. überein :), aber hier schon 
(auch aus eigener mehr als 10jähriger Praxis mit preiswerter 
2,4-GHz-Technik).

von Andreas M. (amesser)


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von HF Pfuscher (Gast)


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Jörg W. schrieb:
> Doch. Wenn du Forderungen aufstellst wie 0,7 Ω Serienwiderstand. Dann
> baust du entweder ein Messgerät (da spielt der Preis nicht so die
> Rolle), oder aber die Forderung ist völlig unpraktikabel, weil rundrum
> alles andere sowieso viel mehr Verlust einfährt als deine paar Cs.

Sehr richtig. Beim Durchgang des Signals durch den Schalter sind
schon laut Datenblatt 1dB weg. Da dies meist eine de-embedded
Darstellung der Messung ist kommt in der Praxis noch mehr hinzu,
da spielen die 0.7 Ohm des Koppel-Cs bei 2.4GHz auch keine Rolle
mehr. Ausserdem vergessen die meisten Leute dass die Datenblatt-
werte in einem "idealen" 50 Ohm System gemessen werden. In der
eigenen realen Schaltung weicht diese Impedanz (z.B. Ein- und
Ausgang von Verstärkern) deutlich von 50 Ohm ab was zu einer
weiteren Fehlanpassung und damit Pegelverlusten führt. So wundert
sich so mancher HF-Anfänger wo denn der ganze Pegel bleibt.

W.S. schrieb:
> Mannomann, dann nimm einen schlichten 47 pF NP0

Auch hier muss man zustimmen, bei meinen Anwendungen und Er-
fahrungen ist so ein Wert für 6GHz ("weiche Grenze") noch sehr
gut zu verwenden. Dagegen ist 2.4 GHz schon fast harmloser
Gleichstrom.

von funkmaus (Gast)


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Danke für die vielen Antworten! Ich hoffe, ich habe in der folgenden 
Rückmeldung jetzt nichts Wesentliches übersehen:


W.S. schrieb:
> Mannomann

Dir auch einen schönen Tag :)

> dann nimm einen schlichten 47 pF NP0

Es gibt ja nun doch einen Unterschied zwischen einem Kompromiss und 
einem x-beliebigen Kondensator.

Als Beispiel dieser 100 pF NPO [1] mit (im Vergleich zu vielen anderen 
Herstellern) vorbildlichem Datenblatt bzgl. der Frequenzabhängigkeit: 
Die Messwerte hören leider bei 500 MHz auf. Wenn man das kreativ 
extrapoliert muss man wohl mit einer Impedanz um knapp 10 Ohm bei 2,45 
GHz rechnen. Bei einem solchen DC-Blocker vor und nach dem erwähnten 
HF-Schalter geht also nicht nur die Anpassung total flöten sondern es 
wird auch knapp ein Drittel der Sende-/Empfangsleistung an den beiden 
Kondensatoren verbraten.

Es ist also vielleicht doch gar nicht so schlecht, sich den Kondensator 
etwas genauer anzuschauen.

> und freue dich, daß der
> hoffentlich keine irrsinnig hohe Güte hat. Das verhindert nämlich, daß
> seine Eigenresonanz allzu hoch ausfällt.

Wie Mikrowilli ausgeführt hat, ist das ja sogar gewünscht. Die konkrete 
Kapazität ist für den Zweck des DC-Blockers in einem 2,45 GHz-System 
recht unkritisch. Da tun es auch mehrere Größenordnungen mehr oder 
weniger. Viel kritischer ist die Impedanz (sowohl die rein imaginäre als 
auch die ESR) bzgl. der Anpassung an die 50-Ohm-Komponenten.


Jörg W. schrieb:
> Dann baust du entweder ein Messgerät (da spielt der Preis nicht so die
> Rolle)

Wir bauen in der Tat ein Messgerät. Tatsächlich würde es natürlich nicht 
an 10-20 Euro für Kondensatoren scheitern. Ich fand es nur erstaunlich, 
dass sich die Suche so kompliziert gestaltet hat. Aber das Problem wurde 
ja von Mikrowilli dankenswerterweise gelöst (siehe unten).


HF Pfuscher schrieb:
> da spielen die 0.7 Ohm des Koppel-Cs bei 2.4GHz auch keine Rolle
> mehr.

Korrekt. Beachte nur, dass die 0.7 Ohm meine (vlt. etwas überhöhte) 
Forderung war. Mit einem x-beliebigen Kondensator kann da wesentlich 
mehr bei rumkommen (siehe das Beispiel oben).

> Beim Durchgang des Signals durch den Schalter sind
> schon laut Datenblatt 1dB weg.

In der Tat. Die (für uns) eierlegende Wollmilchsau unter den 
HF-Schaltern (SP8T, niedriger Einfügeverlust, hohe Isolation zwischen 
den verschiedenen Ausgängen, nicht serielle (sondern parallele) 
Ansteuerung, nicht-reflektiv (50-Ohm-Terminierung der nicht-geschalteten 
Ausgänge)) ist leider nicht erschwinglich. Ein Grund mehr, nicht an zwei 
schlecht ausgewählten Kondensatoren noch mehr Leistung zu verlieren.

> So wundert
> sich so mancher HF-Anfänger wo denn der ganze Pegel bleibt.

Die Vorgängervariante ohne HF-Schalter (Einzelantenne) funktioniert 
bestens und hat nach einigen Iterationen eine gemessene Rücklaufdämpfung 
von -16 dB. Ich kann mich nicht beklagen :)


Mikrowilli schrieb:
> Für eine Anwendung mit begrenzter Bandbreite kann man den
> Koppelkondensator so wählen, daß die unvermeidliche
> Serienresonanzfrequenz innerhalb dieses Bereichs liegt. Der
> resultierende "Längswiderstand" ist dann besonders klein;

Ich danke Dir vielmals für diesen tollen Beitrag. Tatsächlich ist die 
Bandbreite hier ja recht begrenzt. Das auszunutzen und jenseits der 
Nominalangaben gezielt nach einer passenden Resonanzfrequenz zu suchen, 
hatte ich gar nicht bedacht.

Der konkrete Vorschlag

> für 2,45GHz
> käme dann z.B. dieser Typ infrage:
> https://spicat.avx.com/product/mlcc/chartview/06031A100JAT2A/dist/mouser
> Ist preislich sogar sehr erschwinglich...

ist zwar leider in 0402 bei Mouser nicht verfügbar (den hatte ich sogar 
schon gefunden (vgl. zweiter Punkt im Eingangspost)), aber der 
Grundgedanke hat mich jetzt zu diesem Typen [2] gebracht. Obwohl der 
laut Datenblatt für HF-Anwendungen gedacht ist (WLAN wird explizit 
erwähnt), konnte ich den bei Mouser nicht via "RF"-Filter finden.

Damit ist mein Problem gelöst! Danke noch einmal an Mikrowilli :)

Andreas M. schrieb:
> Schon ausprobiert?
>
> https://ds.murata.co.jp/simsurfing/mlcc.html?lcid=en-us

Auch für diesen Tipp vielen Dank! Das merke ich mir für die Zukunft.

Schönen Abend noch
funkmaus


[1]: 
https://www.mouser.de/ProductDetail/AVX/04025A101JAT4A/?qs=sGAEpiMZZMvsSlwiRhF8qkjFkzPnCgUzThxsR9hPfk4%3D

[2]: 
https://www.mouser.de/ProductDetail/Walsin/RF15N101J250CT/?qs=hzBznG4dWXVG%252BYNQw2WtOg%3D%3D

von Volker M. (Gast)


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funkmaus schrieb:
> Andreas M. schrieb:
>> Schon ausprobiert?
>>
>> https://ds.murata.co.jp/simsurfing/mlcc.html?lcid=en-us
>
> Auch für diesen Tipp vielen Dank! Das merke ich mir für die Zukunft.


Der Tipp ist auch aktuell nützlich, denn dort kannst du zum Bauteil die 
S-Parameter finden. Und diese dann auswerten.

Im Screenshot beispielhaft für einen dort gelisteten 100pF die 
S-Parameter in 50 Ohm Umgebung, das ist von den HF-Eigenschaften 
problemlos geeignet als DC-Block.

Viel Erfolg!
Volker

von Gerhard O. (gerhard_)


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Wenn man genug Platz hat, kann man Kopplung-Cs durch zweckdienliche 
Streifenleitung Strukturen ersetzen. Siehe hier:

https://www.semanticscholar.org/paper/Design-of-Miniaturized-Symmetric-Microstrip-DC-Choi-Lee/57eaa9fe79a43cb01775998e0d362be963db4471

Das geht aber nur wenn genug Platz und die Frequenz hoch genug ist.

Prinzipiell sollte man durch zweckmäßiges Design diskrete Komponenten 
nach Möglichkeit in die Struktur des Aufbaus integrieren. Daß das nicht 
immer möglich ist, ist klar. Aber es ist nützlich zu wissen, daß man die 
Möglichkeit in gewissen Situationen hat. Diskrete Cs werden dann für 
breitbandige Abblockungen nach tieferen Frequenzen hin eingesetzt.

Es ist ganz nützlich sich über Streifenleitung Möglichkeiten zu 
informieren. Man kann Vieles ohne diskrete Komponenten ersetzen. 
Speziell Ls und Cs.

: Bearbeitet durch User
von asd (Gast)


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Miss auf jeden Fall auch einen "normalen" 100nF 0402 X7R Kondensator. 
Gerade die 100nF waren bei unserer Serie sehr gut bis zu 7GHz brauchbar 
(murata? Weiß nicht mehr). Die 82p und 120p waren viel schlechter! 
Offensichtlich war gerade der 100nF als Block-Kondensator bis in die 
ganz hohen Frequenzen konzipiert.
Bei dem Leiterplatten-Material was wir hatten kamen die 50Ohm Striplines 
auf eine Breite auf der genau zwei der 0402  Kondensatoren parallel 
drauf gepasst haben (musste man per Hand löten). Das S11 und S21 war bis 
3GHz sehr gut.

von Gerhard H. (ghf)


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Wir hatten in unseren 10 GBit/s-Glasfasertransceivern ganz normale
100n  0402  x7R Kondensatoren als Koppel-Cs. Das hat bestens
funktioniert. WIMRE von AVX.

Und bereits 10nF hat mit einem gängigen PseudoRandom-Testpolynom
einen Bitfehler pro Nacht gebracht. Das war ziemlich peinlich, dem
Kunden mitzuteilen. Es gibt da erstaunlich lange Läufe von nur
1 oder nur 0.

Extra High-Q Komponenten sorgen nur für einen aufgeregten
Frequenzgang. Das mag in einer Mikrowellen-PA gerechtfertigt sein.

Gruß, Gerhard

von Mario H. (rf-messkopf) Benutzerseite


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funkmaus schrieb:
> Kann mir irgendjemand einen praxisnahen Tipp geben, wie ich an einen
> bezahlbaren (höchstens 20 cent / Stück) 0402-Kondensator komme, den ich
> ohne große Bedenken als DC blocking capacitor für 2,45 GHz verwenden
> kann?

Ich hatte das mal für ein paar 0805-Kondensatoren bis 1,8 GHz 
untersucht, aber der generelle Trend dürfte übertragbar sein.

Die Ergebnisse finden sich im Anhang für die Werte 100 nF, 47 nF, 1 nF, 
100 pF, 47 pF und 10 pF. Blau: Betrag der Impedanz, rot: Realteil der 
Impedanz, magenta: Imaginärteil der Impedanz. Die linke Skala im oberen 
Diagramm bezieht sich auf die blaue Kurve (Betrag der Impedanz).

Die Kondensatoren sind die folgenden:
1
Value           Part No.                  Manufacturer
2
------------------------------------------------------  
3
100 nF          CL21B104KACNNNC           Samsung
4
47 nF           C0805C473K5RACTU          Kemet
5
1 1nF           CL21B102KBANFNC           Samsung
6
100 pF          CL21C101JC61PNC           Samsung
7
47 pF           CL21C470JBANNC            Samsung
8
10 p            C0805C100J5GACTU          Kemet

Fazit: 1 nF ist nicht viel besser als 47 nF oder 100 nF, allerdings kann 
bei breitbandigen Anwendungen bereits die Serienresonanz bei gut 120 MHz 
störend wirken.

Der 100 pF hat die Serienresonanz bei irgendwas um die 350 MHz, und ist 
bei 1,5 GHz nicht durchschlagend besser als der 100 nF. Eine merkliche 
Verbesserung bei 1,5 GHz bekommt man erst für 47 pF und 10 pF. Der 47 pF 
hat die Serienresonanz aber erst bei 500 MHz, und der 10 pF bei über 
einem GHz.

Fazit: Zumindest bis ein paar GHz taugt als Kopplungskondensator jeder 
x-beliebige. Man sollte ihn nicht zu klein wählen, damit man sicher auf 
bzw. rechts der Serienresonanzfrequenz liegt. Über weite Strecken macht 
man mit 100 nF oder ähnlichen Werten nicht viel falsch. Extrem kleine 
Kapazitäten sind eher kontraproduktiv und können bei bei breitbandigen 
Anwendungen Probleme machen. Darüber nachzudrucken lohnt sich i.d.R. 
erst, wenn man x GHz jedes Zehntel dB herausholen will. Das alles deckt 
sich auch mit den Einlassungen und Erfahrungen meiner Vorredner.

Für kleinere Exemplare wie 0603 und 0402 liegen die 
Serienresonanzfrequenzen niedriger als für 0805, und der induktive 
Anteil schlägt rechts der Resonanz weniger zu, womit die Sache deutlich 
weniger kritisch ist als für 0805.

Die Messung erfolgte übrigens im auf eine Platine aufgelötetem Zustand 
mit Bezugsebenen direkt an den SMD-Pads. Leiterbahnen und der Übergang 
Leitebahn-Kabel wurden per TRL-Kalibrierung mit TRM-Erweiterung zu 
niedrigeren Frequenzen eliminiert. Die "Line", die bei TRL-Kalibrierung 
als Impedanzstandard verwendet wurde, hatte eine etwas zu geringe 
Impedanz, daher sind die angezeigten Impedanzen bei höheren Frequenzen 
etwas zu groß (vielleicht 5 oder 8 Prozent). Die Messung ist daher 
durchaus konservativ.

[doppeltes Bild gelöscht]

: Bearbeitet durch Moderator
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Gerhard H. schrieb:
> Es gibt da erstaunlich lange Läufe von nur 1 oder nur 0.

Wobei das natürlich nicht den Anforderungen üblicher UHF-Systeme 
entspricht (um die es dem TE offenbar geht). Das ist ja dann eher "Ultra 
Wideband" (aber nicht im Sinne von UWB-Funksignalen).

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Mario H. schrieb:
> Für kleinere Exemplare wie 0603 und 0402 liegen die
> Serienresonanzfrequenzen niedriger als für 0805, und der induktive
> Anteil schlägt rechts der Resonanz weniger zu, womit die Sache deutlich
> weniger kritisch ist als für 0805.

Da wir kommerziell dann bei 0201 rausgekommen waren für den UHF-Pfad, 
ist dieser Effekt vermutlich dort noch ausgeprägter.

von funkmaus (Gast)


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Ich bin begeistert. So viel Eingabe habe ich wirklich nicht erwartet.

Mario H. schrieb:
> Ich hatte das mal für ein paar 0805-Kondensatoren bis 1,8 GHz
> untersucht

Vielen Dank, dass Du Deine Messergebnisse mit mir/uns teilst. Ich hatte 
mich ursprünglich auf ein paar hundert pF eingeschossen, da ab dort (bei 
Verwendung der Nominalangaben) rechnerisch eine Impedanz von unter 1 Ohm 
rauskommt. Nach deutlich höheren Werten hatte ich gar nicht Ausschau 
gehalten. Das kann sich ja aber anscheinend durchaus lohnen.

> Für kleinere Exemplare wie 0603 und 0402 liegen die
> Serienresonanzfrequenzen niedriger als für 0805, und der induktive
> Anteil schlägt rechts der Resonanz weniger zu, womit die Sache deutlich
> weniger kritisch ist als für 0805.

Das ist auch das, was ich in den Datenblättern, die überhaupt Angaben 
dazu machen, entnehmen kann. 0402 ist bzgl. meiner Wünsche unkritischer 
als größere Bauformen. Allerdings ist die Suche nach was Passendem in 
0402 bei Mouser erstaunlicherweise deutlich schwieriger als in 0603. In 
letzterer Bauform findet man mit dem "High-Q/RF"-Filter recht schnell 
was Geeignetes für wenig Geld.


Volker M. schrieb:
> funkmaus schrieb:
>> Andreas M. schrieb:
>>> Schon ausprobiert?
>>>
>>> https://ds.murata.co.jp/simsurfing/mlcc.html?lcid=en-us
>>
>> Auch für diesen Tipp vielen Dank! Das merke ich mir für die Zukunft.
>
> Der Tipp ist auch aktuell nützlich, denn dort kannst du zum Bauteil die
> S-Parameter finden. Und diese dann auswerten.


Ja, der Tipp ist großartig. Ich kannte dieses Tool überhaupt nicht. Mein 
ursprünglich formuliertes Anliegen war ja nicht, einen 
super-duper-High-Q Kondensator mit verschwindendem ESR und Impedanzen 
unter einem Ohm für eine riesige Bandbreite zu finden. Ich war ja 
lediglich zu blöd, einen geeigneten, d.h. bzgl. Anpassung und 
Leistungsverlust vernachlässigbaren, Kondensator für das recht schmale 
ISM-Band (2400 MHz bis 2483 MHz) zu finden.

Mit dem genannten Tool und dessen großartiger Suchfunktion findet man 
passende Kondensatoren zu Hauf. Beispielsweise diesen 22 pF Kondensator 
[3] mit < 0.5 Ohm Gesamtimpedanz (Betrag), < 0.3 Ohm ESR und einer 
effektiven Kapazität von 200 bis 300 pF im besagten ISM-Band. Und das 
ganze für 1.6 cent / Stück.

Man sieht aber auch, dass man eben nicht einfach irgendeinen Kondensator 
auswählen sollte. Die meisten der gelisteten Kondensatoren haben 
deutlich über 1 Ohm Impedanz bei den entsprechenden Frequenzen, viele 
sogar über 10 Ohm. Wenn man sich aus Versehen einen vom letztgenannten 
Typ kauft, kann man die Anpassung vergessen und

HF Pfuscher schrieb:
> wundert sich [...] wo denn der ganze Pegel bleibt.


Ich bedanke mich herzlich bei allen Beitragenden, auch wenn ich jetzt 
nicht explizit auf alle Antworten eingegangen bin.

Viele Grüße
funkmaus


[3]: 
https://www.mouser.de/ProductDetail/Murata-Electronics/GRM0225C1E220JA02L/?qs=QzBtWTOodeXZkiTVIo382g%3D%3D

von Hfler (Gast)


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Moin,

Ohne es durch Datenblätter belegen zu können: Meine Laborerfahrung sagt 
mir: jeder x beliebige 0402 MLCC mit 10nF hat bei den Frequenzen weniger 
als 0.5dB Verluste. Wenn du wirklich wenig Reflektionrn haben willst ist 
eher die Anpassung der Leitung an die Pads des Kondensators wichtig. In 
den Meisten Fällen macht die die Pad Kapazität unkompensiert ein Strich 
durch die Rechnung.

von funkmaus (Gast)


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Hfler schrieb:
> Wenn du wirklich wenig Reflektionrn haben willst ist
> eher die Anpassung der Leitung an die Pads des Kondensators wichtig. In
> den Meisten Fällen macht die die Pad Kapazität unkompensiert ein Strich
> durch die Rechnung.

Ja, in der Tat. Deshalb habe ich mich auch auf 0402 festgelegt. Denn da 
weiß ich, dass der verwendete Footprint und die Anbindung ans Pad passt 
(Es waren ein paar Iterationen und diverse Messungen nötig...) :)


funkmaus schrieb:
> Beispielsweise diesen 22 pF Kondensator
> [3] mit < 0.5 Ohm Gesamtimpedanz (Betrag), < 0.3 Ohm ESR und einer
> effektiven Kapazität von 200 bis 300 pF im besagten ISM-Band. Und das
> ganze für 1.6 cent / Stück.

Habe mich übrigens bei der Bauform vertan. Passen würde dieser hier [4] 
für 7 cent / Stück.


Viele Grüße
funkmaus

[4]: 
https://www.mouser.de/ProductDetail/Murata-Electronics/GJM1555C1H130GB01D/?qs=%2FcnINApUglNIqvyZps4O4w%3D%3D

Beitrag #6540570 wurde von einem Moderator gelöscht.
von funkmaus (Gast)


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Danke auch Dir für Deine Antwort.

Hinweisschildhochheber schrieb im Beitrag #6540570:
> funkmaus schrieb:
>> - Die "standard" MLCCs haben in ihren Datenblättern entweder gar keine
>> Angabe zum Gütefaktor/Verlustfaktor (fast alle von Murata z.B.) oder den
>> Verlustfaktor nur bei niedrigen Frequenzen gemessen (1 kHz).
>
> Dann bestell dir samples und miss die die Parameter die dir fehlen
> selber aus!

Ich wurde ja bereits mit dem oben genannten Tool von Murata bekannt 
gemacht. Damit haben sich alle Wünsche bzgl. Angaben zur 
Frequenzabhängigkeit erfüllt.

Es wäre natürlich wünschenswert, wenn Murata diese Daten auch in einem 
produktspezifischen Datenblatt veröffentlichen würde. Die (vorbildlichen 
und detaillierten) Daten scheinen ja in maschinenlesbarer Form 
vorzuliegen, was ja eine automatisierte Erzeugung von Datenblättern 
ermöglichen würde. Deren aktuelle Datenblätter lesen sich eher wie 
Produktkataloge.

Aber ich will nicht meckern. Ich bin zufrieden :)

Viele Grüße
funkmaus

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