Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 47kOhm in Audiotechnik


von Karl D. (electronicsfreak)


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Hallo,

ich habe speziell von Audiotechnik leider eher wenig Ahnung und bin in 
letzter Zeit mehrere Male über eine bestimmte Größe ,,gestolpert" und 
zwar den Wert 47kOhm.
In einigen Forumsbeiträgen wird dieser Wert zwar erwähnt, jedoch würde 
ich gerne wissen wo genau (also bei welchen Geräten, Schnittstellen, 
Technologien etc.) dieser Wert relevant ist und aus welchem technischen 
Grund es gerade 47kOhm sind. In der HF-Technik hat man sich ja 
beispielsweise auf die 50 Ohm festgelegt als Kompromiss aus Dämpfung, 
Leistungsübertragung und Spannungsfestigkeit (Ich weiß, das hat mit der 
Audiotechnik direkt nichts zu tun, es sollte nur als Beispiel mit 
technischer Begründung dienen).

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Das dürfte ein "gefühlter" Wert sein, der in 90% der Fälle funktioniert 
(mit Eingangsimpedanzen,...).

So wie Pullup-Widerstände auch irgendwie "immer" 10kOhm haben.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Karl D. schrieb:
> dieser Wert relevant ist und aus welchem technischen
> Grund es gerade 47kOhm sind.

Traditionell kommt das von Pickups von Plattenspielern, den MM Systemen 
(Moving Magnet, was der Normalfall ist). Die sollte man recht hochohmig 
abschliessen, um die Dämpfung zu verkleinern.
Heute ist das deutlich anders und im Konsumerbereich sind auch 10k 
üblich.
Bei Audio hast du immer recht niederohmige Quellen und im Vergleich dazu 
recht hochohmige Eingänge.

von Achim B. (bobdylan)


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47k sind typisch für Eingangswiderstände bei HiFi-Gerümpel. Wird weniger 
heiß gegessen als gekocht.

von hinz (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Traditionell kommt das von Pickups von Plattenspielern, den MM Systemen
> (Moving Magnet, was der Normalfall ist). Die sollte man recht hochohmig
> abschliessen, um die Dämpfung zu verkleinern.

Nicht bei MM, sondern bei den Kristalltonabnehmern war das so.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Gitarrenpickups und Kristallsysteme sollten noch hochohmiger 
abgeschlossen werden. Wimre waren da 1MOhm und mehr üblich.

von HildeK (Gast)


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Sebastian R. schrieb:
> Das dürfte ein "gefühlter" Wert sein, der in 90% der Fälle funktioniert
> (mit Eingangsimpedanzen,...).

Ja, und die 'Fühlung' reicht von grob 5k bis über 50k.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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hinz schrieb:
> Matthias S. schrieb:
>> Traditionell kommt das von Pickups von Plattenspielern, den MM Systemen
>> (Moving Magnet, was der Normalfall ist). Die sollte man recht hochohmig
>> abschliessen, um die Dämpfung zu verkleinern.
>
> Nicht bei MM, sondern bei den Kristalltonabnehmern war da so

Bei MC (moving coil) Tonabnehmern ist 47K ein gängiger Wert für die 
Eingangsimpedanz des Verstärkers. Parallel zu ca. 100pF (der Wert 
schwankt etwas und ist von System zu System unterschiedlich). 
Kristalltonabnehmer verlangten eher nach 1MΩ Eingangimpedanz.

Aber außer bei Tonabnehmern und vielleicht noch Mikrofonen interessiert 
die Eingangsimpedanz bei Hifi nicht. Sie muß nur groß im Verhältnis zur 
Ausgangsimpedanz sein. Und die liegt bei 10...1000Ω.

von plosta (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Bei MC (moving coil) Tonabnehmern ist 47K ein gängiger Wert
MC-Eingänge sind wesentlich niederohmiger.

Mein Luxman C-03 bietet 3, 40 und 100Ω als Auswahl für MC an, während 
bei MM 47k bei zwei verschieden Kapazitäten möglich sind.

Der hier hat auch 100Ω.
https://leachlegacy.ece.gatech.edu/headamp/

von Elliot (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Bei MC (moving coil) Tonabnehmern ist 47K ein gängiger Wert für die
> Eingangsimpedanz des Verstärkers.

Du meintest sicher MM-Systeme.

MC-Systeme (moving coil): 20R ... 1K (oft einstellbar)
MM-Systeme (moving magnet): 47k
MI/MP-Systeme (moving iron/moving permalloy): an MM-Verstärkereingänge
Piezo: 1M

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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plosta schrieb:
> MC-Eingänge sind wesentlich niederohmiger.

So isses. Moving Coil war eine viel jüngere Entwicklung und hat sehr 
viel niedrigere Impedanzen, weil ja nur  winzige Spulen mit ein paar 
Windungen bewegt wurden im permanenten Magnetfeld. Moving Coil sollte 
die Masse des bewegten Magneten von MM Systemen verkleinern und deswegen 
tauschten Magnet und Spule die Plätze.
MC Vorverstärker sind also was besonderes, was man von MM nicht 
behaupten kann.

von hinz (Gast)


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Elliot schrieb:
> MC-Systeme (moving coil): 20R ... 1K (oft einstellbar)
> MM-Systeme (moving magnet): 47k
> MI/MP-Systeme (moving iron/moving permalloy): an MM-Verstärkereingänge
> Piezo: 1M

Danke für die Auffrischung!

von NichtWichtig (Gast)


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MC gibt es von manchen Herstellern auch als HighOutput und kommt dann 
auch an den 47K MM Input.

von Wilhelm S. (wilhelmdk4tj)


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Hallo zusammen, hallo Hinz.

> Nicht bei MM, sondern bei den Kristalltonabnehmern war das so.

Bei MM ist 47kOhm richtig; aber bei Kristall liegst du sehr daneben.
Mindestens 220kOhm; weiss ich aus eigener (Bastel-)Erfahrung und habe 
diesen Wert über die Jahre schon in diversen Schaltungen gesehen. Zu 
Röhrenzeiten war diese Hochohmigkeit ja kein Problem.

73
Wilhelm

von U. B. (Gast)


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Zum Teil ist das wohl geschichtlich bedingt:

- Piezo-Tonabnehmer (ähnlich Keramik-Tonabnehmer)
  beim Plattenspieler:
  So'n Ding hat eine Kapazität in der Größenordnung von 1 nF.
  Bei ca. 1 MOhm Eingangswiderstand des Verstärkers wird die
  RIAA-Kennlinie der Schallplatte einigermassen ausgeglichen.

- Magnetsystem (MM) beim Plattenspieler:
  Eingangswiderstand von ca. 50 kOhm (parallel mit z.B. 100 pF)
  ist wohl passend (Störungen werden dann stärker abgeleitet, als bei
  1 MOhm).
  Hat man einen hochohmigen Eingang, schaltet man den Normwert 47 kOhm
  parallel.

von Heinz (Gast)


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Kommen die 47kOhm nicht einfach zustande, weil das der an 50kOhm 
nächstgelegene Wert aus der E-12 Reihe ist - sprich einfache und billige 
Verfügbarkeit?

von Andi B. (andi_b2)


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Vieles wurde ja schon gesagt und um es abzurunden, es gibt auch Normen 
für Audio Interconnections. Hochpegel Consumer Eingänge sind da z.B. mit 
>22kOhm spezifiziert. Also alles was ein bißchen neuer als Scart ist, da 
waren Audio Eingänge mit >=10kOhm definiert, sollte mindestens 22k 
haben.

Und das passt dann auch zu dem was die Industrie üblicherweise schon zig 
Jahre vorher gemacht hat - 100k, 220k oder 47k am Eingang weil der ja 
nicht floaten soll, und parallel dazu liegt ja dann immer noch eine 
Eingangsstufe die oft auch im Bereich von 50-x00k war.

von Karl D. (electronicsfreak)


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Ok, vielen Dank, das hat zum besseren Verständnis auf jeden Fall 
geholfen!

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