Forum: Haus & Smart Home dvr, cctv, poe


von grundschüler (Gast)


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Hallo,
Aufgabenstellung ist die Überwachung eines großen ehemaligen 
Industriegeländes. Mieter und Unbekannte stellen dort gerne Müll, 
Autowracks etc. ab.

Ich hab zunächst dieses hier gekauft:
https://www.ebay.de/itm/Videouberwachung-Set-5MP-IP-POE-4x-Aussen-Uberwachungskamera-2-TB-Festplatte/301669401879?hash=item463ce5c517:g:AKEAAOSwgeJesqTg

Habe dann festgestellt, dass das umgelabelte China-billig-Teile sind und 
dass man das Gleiche auch direkt kaufen kann:
https://www.ebay.de/itm/KKmoon-4CH-1080P-AHD-DVR-Video-Recorder-5in1-Network-CCTV-DVR-P2P-Onvif-PTZ-L9Y3/174286839950?hash=item28944e208e:g:dpgAAOSwRB5ewkGV

Problem ist die Software - Zugriff auf augezeichnete Daten. Wenn 5 
Kameras gleichzeitig über mehrere Tage aufgezeichnet haben und irgendwo 
z.B. neuer Müll festgestellt  wurde muss der Zugriff auf die 
entsprechenden Bilder relativ schnell möglich sein. Bei dem letzteren 
System -anscheinend neuere Softwareversion -  kann man 24h Aufzeichnung 
mit der Maus abfahren und bekommt so eine Art Vorschau angezeigt so dass 
man interessante Stellen halbweg komffortabel finden kann. Das ginge 
aber noch viel besser. Insbesondere ist es lästig, den Übergang zum 
nächsten 24h Zeitraum zu finden. Kennt jemand bessere Systeme bei denen 
das Auffinden von Vorgängen besser möglich ist?

Kann man das Ganze mit c# selbst programmieren bzw. gibt es gute fertige 
Windows oder Linux-Programme?

POE: Das "Berghoch-System" hat POE-Kameras, bei denen der hub mit 24 
Volt betrieben wird. Gehen dann 24Volt in das ethernet und in die Kamera 
rein oder wird das irgendwo auf 12Volt runtergesetzt?

Danke für Unterstützung.

von Reinhard S. (rezz)


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grundschüler schrieb:
> POE: Das "Berghoch-System" hat POE-Kameras, bei denen der hub mit 24
> Volt betrieben wird. Gehen dann 24Volt in das ethernet und in die Kamera
> rein oder wird das irgendwo auf 12Volt runtergesetzt?

Wenns standardkonform ist wirds auf 48V hochgesetzt. Aber was ist ein 
"Berghoch"-System?

von grundschüler (Gast)


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berghoch vertreibt die umgelabelten china-dvr s - 1.ebaya-link.

Wo ist der Standard - 48v - festgelegt?

von Torsten S. (tse)


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Hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Power_over_Ethernet

Das Problem bei vielen China-Kameras ist, dass die gerne und viel nach 
Hause telefonieren. Hatte mal eine, die preiswert und ein gutes Bild 
gemacht hat, aber 5 (fünf) Verbindungen nach .cn aufgebaut hat.

von Sheeva P. (sheevaplug)


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grundschüler schrieb:
> Aufgabenstellung ist die Überwachung eines großen ehemaligen
> Industriegeländes. Mieter und Unbekannte stellen dort gerne Müll,
> Autowracks etc. ab.
>
> Ich hab zunächst dieses hier gekauft:
> [...]
> Problem ist die Software - Zugriff auf augezeichnete Daten. Wenn 5
> Kameras gleichzeitig über mehrere Tage aufgezeichnet haben und irgendwo
> z.B. neuer Müll festgestellt  wurde muss der Zugriff auf die
> entsprechenden Bilder relativ schnell möglich sein. Bei dem letzteren
> System -anscheinend neuere Softwareversion -  kann man 24h Aufzeichnung
> mit der Maus abfahren und bekommt so eine Art Vorschau angezeigt so dass
> man interessante Stellen halbweg komffortabel finden kann. Das ginge
> aber noch viel besser. Insbesondere ist es lästig, den Übergang zum
> nächsten 24h Zeitraum zu finden. Kennt jemand bessere Systeme bei denen
> das Auffinden von Vorgängen besser möglich ist?

Ja, durch eine automatische Bewegungserkennung natürlich.

> Kann man das Ganze mit c# selbst programmieren bzw. gibt es gute fertige
> Windows oder Linux-Programme?

Mit dem Windows-Umfeld kenne ich mich nicht aus, aber zum Beispiel für 
Linux gibt es Motion und ZoneMinder. Die Erfahrungen, die ich mit diesen 
Programmen gemacht habe, sind allerdings... durchwachsen: trotz Intel 
Celeron CPU mit zwei Cores plus HT und 16 GB RAM  war mein kleiner NUC 
schon mit einer Logitech C920 in 1280x720 weitgehend ausgelastet. 
ZoneMinder war dabei etwas weniger anspruchsvoll als Motion, aber auch 
noch ein echter Ressourcenfresser.

Nachdem ich dieses Projekt damals (im Wesentlichen Katzenbeobachtung im 
Garten, also nichts Wichtiges) auf Eis gelegt hatte, ist allerdings vor 
Kurzem ein Freund an mich herangetreten, der seinerseits vor der Aufgabe 
steht, ein installiertes und bereits komplett ausgelastetes 
Überwachungssystem eines seiner Kunden zu erweitern. Seine Idee ist ein 
Offloading der Bewegungserkennung vom belasteten Zentralserver.

Aus Jux und Dollerei (und natürlich zur Katzenbeobachtung) habe ich 
daher nun einen Raspberry Pi 4 mit besagter Logitech C920 bestückt und 
ein Python-Skript gebaut, das auf OpenCV basiert und sich um die 
Bewegungserkennung kümmert. Die Bilder (und, wenn eine Bewegung erkannt 
wurde, ein Marker) werden über Gigabit Ethernet dann auf einen zentralen 
Redis-Server übertragen, wo sie von entsprechenden Clients abgerufen und 
dargestellt oder gespeichert werden können. Ich habe dabei 
wahrscheinlich noch nicht alle Tricks ausgereizt, komme aber jetzt 
bereits auf eine Framerate von ca. 19 FPS und kann dabei das Glimmen 
einer Zigarette in ca. 35 Metern Entfernung erkennen.

Wohlgemerkt: dabei handelt es sich bislang um nur EINE Kamera, und neben 
dem Lesen der Bilder von derselben ist es, wenig verwunderlich, primär 
die Übertragung der Bilder über das Netzwerk, das den Flaschenhals 
darstellt. Der RasPi hat eine Load von ca. 3,3, nach 19 Tagen Betrieb 
lediglich knapp 96 Megabyte RAM belegt und hat mit einem 
Kühlrippengehäuse aus Metall eine Temperatur von ca. 60°C, drosselt also 
nicht. Mit dem originalen RasPi-Gehäuse, das ich vorher benutzt habe, 
lief die CPU in die Drosselung und konnte dann nurmehr etwa 12 bis 13 
FPS liefern.

Möglicherweise ließe sich auch mit Tricks wie asyncio, Multiprocessing 
mit Shared Memory, mit schnelleren Netzwerkinterfaces (zB. 5 GbE an 
USB3), durch die Nutzung der RasPi-Kamera nebst Vorverarbeitung im 
schnellen Videocore noch mehr herausholen, aber ich behaupte mal, so 
ganz grundsätzlich könnte die Technik vielleicht auch etwas für Deinen 
Anwendungsfall sein und vielleicht auch im ungefähren Preisrahmen der 
von Dir verlinkten Chinatechnik liegen.

Du siehst: es gibt noch eine Reihe Wenns und Abers, mein Projektlein ist 
ja noch in einem recht frühen Stadium. Allerdings finde ich es sehr 
beeindruckend, was das Ding jetzt schon schafft und wieviel 
Rechenleistung der RasPi4 hat.

Für Deinen Anwendungsfall gäbe es allerdings noch ein paar andere 
Kleinigkeiten zu bedenken. Da wären aus meiner Sicht zunächst ein 
entsprechend schnelles Netzwerk, außerdem passende (outdoorfähige?) 
Gehäuse, und dann gibt es da ja noch das Thema mit der Dauerstabilität 
des RasPi selbst und seiner SD-Karte. Nichts, was man nicht mit ein 
bisschen gutem Willen, etwas Hirnschmalz und womöglich der Bevorratung 
von einigen Ersatzteilen in den Griff bekommen könnte, aber trotzdem 
bemerkens- und bedenkenswert. Je nachdem, wie weit Du es treiben willst, 
wird Dein Kostenrahmen dabei aber womöglich gesprengt... ;-)

Nebenbei eignet sich natürlich nicht nur ein RasPi für sowas, sondern 
auch etliche andere SBCs können benutzt werden. Und natürlich kann man 
das auch in C++ oder einer anderen Sprache statt Python machen (wobei 
das vermutlich nicht allzuviel nutzen wird). Und gleich werden 
sicherlich die hochwichtigen Industrieleute erscheinen und erklären, daß 
man sowas nicht mit einem RasPi, sondern natürlich mit Industrieboard 
Dings.Bums.Da machen muß, weil das ohnehin das Einzig Wahre (tm) ist und 
der RasPi nunmal nicht primär auf Langlebigkeit ausgelegt ist, und weil 
man nie weiß, ob die RasPis in drölfzig Jahren noch erhältlich sind, und 
so weiter, und so fort. Kennen wir hier alles schon, laß' Dich nicht 
entmutigen. ;-)

von Kamera läuft (Gast)


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Was willst du erkennen? Soll das Bild bis zu "Identifikation" gehen?
Wie gross ist das Gelände? Wieviel Kameras brauchst du?
Was passiert nach Sonnenuntergang? Ist da eine Beleuchtung oder brauchst 
du IR-Lichtquellen?
Was passiert wenn die Sonne scheint? Wie sicherst du dich gegen 
Lensflare?
Was passiert wenn ein Scheinwerfer auf die Kamera strahlt? Ist die dann 
geblendet oder kann das mit low-key spot metering kompensieren?

automatische Kameraverfolgung? Brauchst du anti-Mask?

In den Surveillance Markt wollen alle: Billigchinesen, Umlabeller, 
Netzwerkfabrikanten, ....
Kurzum: Ein paar Kameras hochknallen können viele. Um brauchbare Bilder 
in allen Situatinen zu erhalten, muss man sich ein paar Gedanken machen.

Bewegungsdetektion macht man gerne in der Kamera. Kann man aber auch am 
Server machen.

OpenSource Surveillance Server gibt es genug. Bluecherry ist einer 
davon.
Die NAS Anbieter haben auch was.

Wenn man xy Kameras laufen hat, die konstant ein full-HD H264 Datenstrom 
abliefern, muss man sich Gedanken über Bandbreite machen. Macht man 
Erkennung am Server braucht man eine CPU die das schafft. Wie lange man 
welche Daten vorhalten will definiert das Datenspeichervolumen.

ach ja: keine Alarmierung ohne Alarmplan.

von 100Ω W. (tr0ll) Benutzerseite


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Ist das vielleicht das was du suchst?
https://www.ui.com/products/#unifivideo

von grundschüler (Gast)


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Danke für die Beiträge. Ich habe zur Zeit 5 Kameras installiert. IR 
jeweils ausgebaut - wegen Spinnen. Ich gehe davon aus, dass bei 
Dunkelheit eh nichts passiert. Bei Zufahrt auf das Grundstück muss ich 
noch die Kennzeichen sicher erfassen. vielleicht  mit zusätzlichem 
IR-Scheinwerfer + Bewegungsmelder. Entfernung bis ca. 100m mittels 25mm 
Teleobjektiv. Ich hab noch eins mit 50mm - aber noch nicht getestet.

Die Aufnahmen sind für meine Begriffe zumindest brauchbar. Das meiste 
was erfasst wird, ist natürlich vollkommen uninteressant. Deswegen wäre 
ein komfortables playback wichtig.

Raspi eher nicht. der 30€-China-dvr hat einen Hi3520 H.264 Encoding and 
Decoding Processor. Ich nehme mal an, dass beim Raspi-Projekt dieser die 
entsprechende Rechenarbeit zusätzlich übernehmen muss. Das wäre mir - 
für diesen - dann zu aufwendig.

Die Playback-Funktion ist mit der Maus-Vorschau nicht so ganz schlecht. 
Für einen Systemwechsel müsste es schon überzeugend besser sein.

von Achim M. (minifloat)


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Das "imgcomp" vom Matthias Wandel würde ich auch mal in die Runde 
werfen.
https://woodgears.ca/imgcomp/
mfg mf

von Sheeva P. (sheevaplug)


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grundschüler schrieb:
> Raspi eher nicht. der 30€-China-dvr hat einen Hi3520 H.264 Encoding and
> Decoding Processor. Ich nehme mal an, dass beim Raspi-Projekt dieser die
> entsprechende Rechenarbeit zusätzlich übernehmen muss.

Der RasPi4 hat einen ziemlich leistungsfähigen VideoCore6, der natürlich 
auch diverse Codecs kann. Die Bewegungserkennung mit OpenCV erfolgt aber 
ohnehin framebasiert...

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