Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Hameg HM604 Oszi: Y-Sabilitätsfehler


von Ralf S. (ralf_s572)


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Hi,
ich habe ein altes HM604 (60MHz) von 1989 bekommen. Das ist echt ein 
schönes Gerät. Zumal es schon etwas besser war, als die HM2xx 
Standard-Oszis, die damals üblich waren. Das Bild hüpft immer unruhig, 
manchmal schiebt es sich nach oben hinaus. Wenn man ans Gehäuse klopft, 
steht das Bild wieder stabil oder auch nicht. Leider ist es sehr mühsam 
immer zu klopfen beim Messen:-) Es hat auch schon ein paar Mal 
gebritzelt im Gerät. Ich hab aber dann schnell ausgeschaltet. Es lässt 
sich keine Brandspur oder ähnliches entdecken. Werde wohl jetzt mal 
warten, bis es so weit ist und den Rauch aufsteigen lassen, damit man 
etwas sieht. Das Weglaufen in Y-Richtung ist auf beiden Kanälen zu 
sehen. Der Fehler müsste also in der Y-Ablenkung sein. Kennt jemand 
diesen Fehler von anderen Hamegs?

: Bearbeitet durch User
von Mani W. (e-doc)


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Ralf S. schrieb:
> Es hat auch schon ein paar Mal
> gebritzelt im Gerät.

Deutet auf einen schlechten Kontakt im Netzteil hin - Lötstellen
kontrollieren!

Könnte auch Funkenüberschläge am Röhrensockel sein durch Staub...

: Bearbeitet durch User
von Wollvieh W. (wollvieh)


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Ich würde im Dunkeln schauen, wo die Elmsfeuer stehen.

Bei einem Röhrenfernseher habe ich damit Staub an den Funkenstrecken der 
Röhrenplatine ausgemacht, und bei einem Hameg 20x war es die 
Hochspannungskaskade, die ein Vorbesitzer durch ein Elaborat aus 
Einzeldioden und -kondensatoren in Plastikschachtel mit transparenter 
Vergußmasse ersetzt hatte. Da kroch dann schön ein Funken bis zum 
Metallrahmen.

Die 5V-Versorgung würde ich nach meiner Erfahrung eher weniger als 
Ursache für Knistergeräusche vermuten. :)

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Wie bei jedem alten Hameg sollte man eine halbe Stunde opfern, um Potis 
und Schalter zu putzen.

Ralf S. schrieb:
> Zumal es schon etwas besser war, als die HM2xx
> Standard-Oszis, die damals üblich waren.

Naja, im Moment zumindest nicht :-P Mein HM203-6 hüpft jedenfalls nicht, 
obwohl es noch ein paar Jährchen älter ist.

: Bearbeitet durch User
von Jochen F. (jamesy)


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Wollvieh W. schrieb:
 und bei einem Hameg 20x war es die
> Hochspannungskaskade, die ein Vorbesitzer durch ein Elaborat aus
> Einzeldioden und -kondensatoren in Plastikschachtel mit transparenter
> Vergußmasse ersetzt hatte.
Die Hameg 20x haben keinerlei Kaskade! Die haben nur Mono-Bildröhren 
drin, ohne EHT-Anschluß.

von Ralf S. (ralf_s572)


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Matthias S. schrieb:
> Wie bei jedem alten Hameg sollte man eine halbe Stunde opfern, um Potis
> und Schalter zu putzen.
>
> Ralf S. schrieb:
>> Zumal es schon etwas besser war, als die HM2xx
>> Standard-Oszis, die damals üblich waren.
>
> Naja, im Moment zumindest nicht :-P Mein HM203-6 hüpft jedenfalls nicht,
> obwohl es noch ein paar Jährchen älter ist.

Pot wäre schonmal gut, aber sehr unwahrscheinlich. Es gibt zwei Y-Pots 
und der Fehler tritt bei beiden Kanälen identisch auf. Ausserdem 
funktionieren die noch wie Butter (kein hüpfen, kratzen). Kann also 
nicht sein.

: Bearbeitet durch User
von Ralf S. (ralf_s572)


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Mani W. schrieb:
> Ralf S. schrieb:
>> Es hat auch schon ein paar Mal
>> gebritzelt im Gerät.
>
> Deutet auf einen schlechten Kontakt im Netzteil hin - Lötstellen
> kontrollieren!
>
> Könnte auch Funkenüberschläge am Röhrensockel sein durch Staub...

Die late 80s Hamegs sind so gut verarbeitet, innen sieht alles aus, wie 
frisch aus der Fabrik. Super Lötstellen, kein Staub. Wenn es kein SMD 
gäbe, könnte man meinen, der ist gestern hergestellt worden. Das wird 
eine lange Suche...

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Oh, mein Oszi sieht auch aus wie geleckt. Aber die Schalter oxidieren 
über die Jahre.
Vor allem solche Multifunktionsschalter wie der vom Komponententester 
haben manchmal unerwartete Effekte.
Aber du solltest auch mit einem anderen Oszi im Y-Verstärker messen und 
seine Betriebsspannungen checken.

von Ralf S. (ralf_s572)


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Matthias S. schrieb:
> Oh, mein Oszi sieht auch aus wie geleckt. Aber die Schalter oxidieren
> über die Jahre.
> Vor allem solche Multifunktionsschalter wie der vom Komponententester
> haben manchmal unerwartete Effekte.
> Aber du solltest auch mit einem anderen Oszi im Y-Verstärker messen und
> seine Betriebsspannungen checken.

Ja, werd ich wohl machen müssen. Gestern kam mir der Gedanke, ob sich 
der Oszi nicht selbst messen kann. Müsste eigentlich gehen, wen man 
keinen Ground-Schluss macht :-)

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Jochen F. schrieb:
> Wollvieh W. schrieb:
>  und bei einem Hameg 20x war es die
>> Hochspannungskaskade, die ein Vorbesitzer durch ein Elaborat aus
>> Einzeldioden und -kondensatoren in Plastikschachtel mit transparenter
>> Vergußmasse ersetzt hatte.
> Die Hameg 20x haben keinerlei Kaskade! Die haben nur Mono-Bildröhren
> drin, ohne EHT-Anschluß.

Ich hab grad nachgeschaut, es war ein 512. Die letzte Stelle stimmte 
also, wegen dem x. :)

von Stefan M. (derwisch)


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Es wäre sehr schön, wenn dieser Thread ein Ergebnis findet.
Das gleiche Problem wie der TO habe ich auch mit dem gleichen Gerät.
Trotz Service-Manual und Schltplan etc. komme ich nicht auf die 
Fehlerursache.
Bei mir hat der Fehler auch so angefangen, wie vom TO beschrieben.
Nach einiger Zeit (bis heute) ist der angezeigte Y Wert um ca. 10% zu 
niedrig. In allen Messbereichen.
Das lässt auf einen defekten Y-Verstärker schliessen.
Ich habe auch mal von Problemen der Bildröhrenansteuerung gehört.
Da sollen sich angeblich durch thermische Ausdehnung die Beinchen von 
bedrahteten Leistungstransistoren(?) im Lötauge lösen (kalte Lötstelle).
Das wackelige "verkatzte" Bild passt gut dazu.
Alle Schalter und Potis habe ich schon geprüft.
Daran liegt es nicht.
Im Zweifel etwas Teslanol T6 drauf.
Innen sieht auch mein Gerät aus wie neu (1994 gekauft).
Nur zur Bildröhre und deren Ansteuerung habe ich mich noch nicht 
durchgewühlt.

Es freut mich geradezu, dass noch jemand den Fehler bei seinem Gerät 
hat.
Eine Anfrage vor Jahren bei Hameg ergab, dass wohl niemand mehr das 
Serice-know how hat, um aus der Erfahrung heraus zu sagen, was da defekt 
ist. :-(

von Jochen F. (jamesy)


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Stefan M. schrieb:
> Eine Anfrage vor Jahren bei Hameg ergab, dass wohl niemand mehr das
> Serice-know how hat, um aus der Erfahrung heraus zu sagen, was da defekt
> ist. :-(

Die Sache ist eigentlich gar nicht soooo komplex. Man rechnet sich aus, 
wieviel Verstärkung jede Kaskodenstufe laut Schaltplan hat, und jeweils 
hinter dem 2. Transistor der Kaskode kann man gut messen, einerseits ob 
Drift da ist, andererseits die Amplitude.

von Ralf S. (ralf_s572)


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Videos angefügt

von Ralf S. (ralf_s572)


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Video 2 angefügt.

von Pille (Gast)


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Na wenn schon der Hinweis mit den Transistoren kam..guck doch mal nach 
denen!

Ich kann mich nur trübe erinnern, ich hatte mal ein Oszi Vuko 
irgendwas..das war ein Digitalspeicheroszi der Firma Vuko, darin befand 
sich ein Hameg 60x als Zukaufteil. Vuko hat nur den Digitalteil gebaut. 
IMHO sind da die Y Endtransistoren hinten an der Alu-Rückwand montiert, 
Keramikscheiben als Isolation und Nylonschrauben die nach einer Weile 
spröde werden und den Geist aufgeben. Die Transistorbeine (TO126) stecke 
ni nder Platine und sind da verlötet, es würde mich nicht wundern wenn 
es da zu kalten Lötstellen kommt. Ich habe mal eine ganze Hucke Hamegs 
repariert und bei Ebay verkauft, IMHO waren da auch gerissene 
Nylonschrauben und frei im Gerät herumklunkernde Keramikisolierscheiben 
dabei.

Ansonsten halte ich auch von diesen Klemmverbindern für die Bandkabel 
nicht viel, das Zeug kann hartnäckige Wackelkontakte...

Pille

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Sehr sicher ist der Fehler in der Y-Endstufe zu suchen.
Entweder die Transistoren oder (mein Tipp) die Widerstände an denen 
(sporadische Kappenfehler). Wenn die Versorgungsspannung wackeln würde, 
würde nur die Amplitude wackeln, hier wackelt es aber mal oben, mal 
unten oder beides.
Wenn das Teil wirklich aus 1989 ist, könnten auch Elkos und 
Folienkondensatoren (Wima) am Ende sein.
Bildröhrenfehler würde ich fast ausschließen, da wackelt eher die 
Helligkeit oder der Fokus.
Ausnahme: wenn beide Y-Platten lose sind. Eher unwahrscheinlich.

Old-Papa

von Jochen F. (jamesy)


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Falls die Y-Endtransistoren wirklich mit Nylonschrauben befestigt sind 
(weiß ich nicht), dann ist das wohl wirklich eine böse Fehlerquelle. Die 
Transistoren im Grundgerät HM 8001 waren so befestigt, die Schrauben 
sind wegen Wärme + Zeit deutlich länger geworden zwischen Kopf und 
Mutter, die gehören getauscht. Falls das im Scope auch verwendet wurde, 
würde ich da anfangen.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Jochen F. schrieb:
> Falls die Y-Endtransistoren wirklich mit Nylonschrauben befestigt sind
> (weiß ich nicht)

Beim 203 einer ja, der andere nicht. X-Verstärker das gleiche. Mein 
Eindruck ist aber, das der TE das Gerät bisher nicht geöffnet hat.

: Bearbeitet durch User
von Stefan M. (derwisch)


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So wie in den Videos war es bei mir auch.
Irgendwann war das Wackeln dann weg und dafür grundsätzlich 10% zu wenig 
Y Aussteuerung.
Dann werde ich mich bei Gelegenheit mal mit den Y-Transistoren 
beschäftigen.
Gut, dass ich das Gerät noch nicht entsorgt habe. Ist einfach zu schade.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Pille schrieb:
> Ansonsten halte ich auch von diesen Klemmverbindern für die Bandkabel
> nicht viel, das Zeug kann hartnäckige Wackelkontakte...

Allerdings. Bitte beim Einstecken darauf achten, das keiner der Drähte 
verbogen ist. Im Betrieb kann man die Verbindungen auch mal abwackeln 
und den Schirm beobachten. Auch der Röhrensockel und die -stifte können 
oxidieren.

von Jochen F. (jamesy)


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Stefan M. schrieb:
> Gut, dass ich das Gerät noch nicht entsorgt habe. Ist einfach zu schade.

Falls es doch zur Entsorgung kommt, biete ich dem Gerät ein gutes, 
warmes Plätzchen an. Ein 604 ist ein sehr gutes Standardgerät, wenn man 
die Gleichrichter und die Elkos im Blick hat.

von 2aggressive (Gast)


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Ralf S. schrieb:
> Gestern kam mir der Gedanke, ob sich
> der Oszi nicht selbst messen kann. Müsste eigentlich gehen, wen man
> keinen Ground-Schluss macht :-)
Unter weglassen der GND geht sowas recht oft, aber in deinem Fall (die 
angezeigte Spannung stimmt ja nicht bückstabil) eher nicht.

Ralf S. schrieb:
> Video 2 angefügt.
Ein simpler Signalverfolger, durchgehangelt von Stufe zu Stufe (Oppa 
erzählt vom Krieg) sollte den Fehler hörbar machen.


TP<---10MegR---100pF_Spannungsfest---billiger_PC_Brüllwürfel---GND

Bedienungsanleitung Basics
5  Scope vom Netz trennen
7  Warte mindestens 60 Sekunden
8  REM VORSICHT gefährliche Spannung
10 TP vorsichtig anklemmen
20 Scope mit Netz verbinden
30 Abhören
40 Scope vom Netz trennen
45 Warte mindestens 60 Sekunden
50 TP "weiter hinten" anklemmen
60 goto 20

LOL, das Forum könnte im Codeblock selbsttätig Zeilennummern vergeben, 
fällt mir im Nachhinein wieder ein.

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Oha....

Ich habe auch gerade einen alsten Hameg bekommen (HM312-8) und 
tatsächlich sind auch bei diesem die X-Y-Endtransistoren alle mit 
Nylonschrauben verschraubt. Zur Isolierung gut, zur Wärmeableitung in 
den Kühlkörper aber äußerst suboptimal.

Mein HM312-8 hat einen Fehler in einem Y-Kanal, der Strahl ist fast 
völlig nach oben raus. Er lässt sich sogar mit dem Pegelregler (!) 
weit verschieben, das sollte nicht sein. Dazu gibt es ja extra die 
Positionsregler. Es wird also die Symmetrie(Balance) einer Vorstufe im 
Orkus sein.

Old-Papa

: Bearbeitet durch User
von Ralf S. (ralf_s572)


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Ein wenig bin ich vom Servicemanual enttäuscht. Es gibt keine genauen 
Anweisungen, wo welche Spannungen zu messen sind. Messpunkte sind auch 
Mangelware. Früher war die Reparatur für einen Radio- und 
Fernsehtechniker wahrscheinlich ein Standard-Problem und der brauchte 
sowas nicht. Tektronix etc. haben alle genaue Erläuterungen in welcher 
Reihenfolge man was macht gemäß Fehlerbild.

von Ralf S. (ralf_s572)


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Old P. schrieb:
> Oha....
>
> Ich habe auch gerade einen alsten Hameg bekommen (HM312-8) und
> tatsächlich sind auch bei diesem die X-Y-Endtransistoren alle mit
> Nylonschrauben verschraubt. Zur Isolierung gut, zur Wärmeableitung in
> den Kühlkörper aber äußerst suboptimal.
>
> Mein HM312-8 hat einen Fehler in einem Y-Kanal, der Strahl ist fast
> völlig nach oben raus. Er lässt sich sogar mit dem Pegelregler (!)
> weit verschieben, das sollte nicht sein. Dazu gibt es ja extra die
> Positionsregler. Es wird also die Symmetrie(Balance) einer Vorstufe im
> Orkus sein.
>
> Old-Papa

Bei Dir ist der Fehler vorne, bei mir hinten.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Ralf S. schrieb:
> Tektronix etc. haben alle genaue Erläuterungen in welcher
> Reihenfolge man was macht gemäß Fehlerbild.

Wenn du so eines von Tek da hast, kannst du das ja sinngemäss 
übertragen. Aber es handelt sich einfach um einen breitbandigen 
Verstärker mit Hochvolt- und Differenzausgang. Die Schaltungstechnik 
spielt bei dir ja auch nur eine untergeordnete Rolle, weil du den 
Bratzler finden musst - und der ist unabhängig von genauen Spannungen. 
Abgleichanweisungen für nach der Reparatur sind ja vermutlich im Manual, 
das ist zumindest beim HM604-2 der Fall.

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