Forum: Platinen Prototypen mit eingepressten Leitern


von Peter S. (psaitz)



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Hallo!
War bis jetzt nur anonymer Leser, muss mich aber jetzt mal an die 
Gemeinde hier wenden...

Vor mehr als 30 Jahren habe ich meine Prototypen ohne zu löten auf 
speziellen Lochrasterplatinen aufgebaut, in die man Stifte reingedrückt 
und auf der Unterseite dann Leiter verlegt, eingeklemmt, (dabei wurde 
die Isolierung bis zum Draht eingeschnitten) und mit einer Zange 
abgezwickt hat. Das ging extrem schnell und war sehr zuverlässig. Die 
hier abgebildetes Platine mit 8031 funktioniert noch immer.

Heute, 30 Jahre später, kann ich derartige Platinen, Stifte und Drähte 
trotz Google, eBay, Amazon, Alibaba, etc. nicht finden. Womöglich habe 
ich nach den falschen Stichworten gesucht. Ich zermartere mir ja schon 
seit Wochen das Hirn und komme nicht drauf, wie dieses ‚Patent‘ geheißen 
hat? Damals musste ich es ja nicht kaufen, gab‘s bei meinem damaligen 
Arbeitgeber PHILIPS zu Hauf im gut bestückten Lager unseres Labors.

Um sachdienliche Hinweise wird gebeten...
Liebe Grüße aus Wien, Peter

von R4pt0r (Gast)


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Fädeldraht ist wohl das Stichwort.

von R4pt0r (Gast)


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bzw. Fädeltechnik.
Bis vor ein paar jahren konnte man bei Reichelt noch den passenden 
Kupfer-Lack-Draht kaufen, nun nicht mehr.

von R4pt0r (Gast)


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Im englischen nennt sich das wohl "verowire".
Auf instructables gibt es dazu nen Artikel.

https://www.instructables.com/PCB-Prototyping-With-Verowire/

von R4pt0r (Gast)


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von Einer (Gast)


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Fädeltechnik ist das definitiv nicht!

Das sieht echt gut aus, habe ich noch nie vorher gesehen.

von Peter S. (psaitz)


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Dieses Fädeldraht Prinzip kenne ich auch, da muss man allerdings löten 
und dabei brennt die Isolierung ab, sollten sie zumindest, aber leider 
nicht immer. Das Ergebnis sind unsichere Verbindungen und lange 
Fehlersuche :( Außerdem sind diese superdünnen Drahterl amper-mäßig 
nicht belastbar.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Einer schrieb:
> Fädeltechnik ist das definitiv nicht!
+1
Es scheint sich niemand die Bilder richtig anzuschauen. Ich habe das 
auch noch nicht gesehen. Das Prinzip sieht aber gut aus. Solche 
Klemmungen sind i.A. sehr zuverlässig

von Johannes M. (johannesm)


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Das auf den Fotos könnte man wahrscheinlich am ehesten mit der heutigen 
Schneidklemmtechnik vergleichen. Einen richtige Namen habe ich aber zu 
diesen Kronen ähnlichen Dingern auch nicht.

In eine ähnliche Richtung bzw. aus einer ähnlichen Generation stammt 
denke ich die Wickelverbindung: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Wickelverbindung

von Uwe S. (bullshit-bingo)


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Peter S. schrieb:
> und auf der Unterseite dann Leiter verlegt, eingeklemmt

Wie denn genau? Wurden die Halter leicht gecrimpt, oder wurde der Draht 
von oben eingedrückt? Es sieht nach letzterem aus...

Beim Draht selbst bin ich übrigens ziemlich sicher, PTFE, Tefzel, FEP 
oder Vergleichbares zu erkennen.

"Bei Philips im Labor" kann vieles bedeuten. Das kann von nem 
Spezialteil-Lieferanten die Oberliga gewesen sein, und nachdem der 
pleite war, ist das System sang- und klanglos wieder gestorben.

von MosFeratu (Gast)


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Bicc-Vero's Speedwire
https://www.edn.com/prototyping-methods/

Kannte ich gar nicht, hab ich per Suchmaschine gefunden

von PCB (Gast)


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Bei der Lochrasterplatine werden die Bohrungen wahrscheinlich auch 
größer sein, damit diese Durchsteckdinger durchpassen.
Im Grunde genommen brauch man ja nur diese Durchsteckdinger. In Masse 
gefertigt ist das wahrscheinlich ein Cent-Artikel.

Eine kurze Suche ergab zwar nichts aber du könntest mal bei Segor 
fragen.
Vielleicht gibt es da jemanden, der sich damit auskennt.

von Andreas B. (bitverdreher)


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PCB schrieb:
> Vielleicht gibt es da jemanden, der sich damit auskennt.
Da braucht man nur zu googeln: Bicc-Vero gibt es nicht mehr. Diese 
Kontakte werden überall als vintage gelistet.

von Zahn der Zeit (Gast)


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Andreas B. schrieb:
> Diese
> Kontakte werden überall als vintage gelistet.

Und viele THT Bauteile sind das auch schon oder stehen kurz davor.

Wenn ich heute was schnelles brauche, Layoute ich das und werf das auf 
die Fräse, weil mir Tonertransfer und Ätzen zu viel gekasper ist.

Der Nutzen dieser alten Techniken ist heute doch sehr begrenzt.
Mit einem ollen 5V 8031 mit 4Mhz SysClk bei 12Mhz Quarz, ging das 
Kabelgewusel ja noch.
Mach das mal mit einer 3v3 120Mhz MCU oder einem halbwegs modernen 
Schaltregler.
Da ist einfach kein großer Markt mehr und deswegen wird man ausser 
Restposten aus Wohnungsauflösungen auch nix mehr finden.

von Peter S. (psaitz)


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Uwe S. schrieb:
> Peter S. schrieb:
>> und auf der Unterseite dann Leiter verlegt, eingeklemmt
>
> Wie denn genau? Wurden die Halter leicht gecrimpt, oder wurde der Draht
> von oben eingedrückt? Es sieht nach letzterem aus...

Zuerst wurden mit der einen Seite eines Stiftes die Kontakte in den 
Löchern platziert und hinein gedrückt, bis es Klick macht. Mit der 
anderen Seite des Stiftes wurden dann auf der Unterseite der Platine die 
Drähte eingeklemmt. Dabei wurde die Isolierung durchtrennt und der 
elektrische Kontakt hergestellt. Am Ende der Verbindungen wurden dann 
die Drähte mit einer Zange abgezwickt. Das ging schnell und zuverlässig. 
Ich hatte nie Kontaktprobleme ;)

von Christian M. (Gast)


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Peter S. schrieb:
> Mit der
> anderen Seite des Stiftes wurden dann auf der Unterseite der Platine die
> Drähte eingeklemmt. Dabei wurde die Isolierung durchtrennt und der
> elektrische Kontakt hergestellt.

Wie machte man das, wenn man mehrere Drähte anschließen wollte?
Und was war, wenn man ein Kabel falsch gelegt hatte? Raus rupfen?
War dann der Kontakt kaputt? Bekam man einen defekten Kontakt wieder aus 
der Platine?

von Peter S. (psaitz)


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Christian M. schrieb:

> Wie machte man das, wenn man mehrere Drähte anschließen wollte?
> Und was war, wenn man ein Kabel falsch gelegt hatte? Raus rupfen?
> War dann der Kontakt kaputt? Bekam man einen defekten Kontakt wieder aus
> der Platine?

Falls falsch verdrahtet wurde, dann mit einer schmalen Flachzange den 
Draht wieder raus ziehen. Falls ein Kontakt defekt war, unten mit der 
Flachzange zusammendrücken, in die Platine reindrücken, dann kommt er 
oben raus, anschließend wegwerfen und einen neuen einsetzen.

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