Letzte Woche war ich bei einer Firma zu Gast, wo Metalle, insbesondere Werkzeuge durch ein ganz einfaches Prinzip handgeführt beschriftet wurden. Nach Angaben eines Angestellten sei das Gerät vermutlich schon mindestens 50 Jahre alt und selbst seine dienstältesten inzwischen verstorbenen Kollegen wussten nicht mehr, wie es in die Firma gelangt sei. Nach dem Prinzip der Uralt-Klingel oder dem Wagnerschen Hammer wird ein Funkenfeuer zwecks Gravieren erzeugt. Das Gerät besteht aus einem Handgriff zum schreibenden Führen und einem daran befestigten nadeldünnen und wechselbaren Stahlstift zum Schreiben, der elektrisch in Reihe über einen Elektromagnet mit einem Pol einer Spannungsquelle/Trafo? verbunden ist. Der andere Pol kommt an das zu beschriftende metallene Werkstück. Berührt man mit dem Stahlstift das Werkstück, schließt sich der Stromkreis und der Stahlstift wird durch den Elektromagneten gegen einen Federdruck von dem Werkstück weggezogen. Dadurch öffnet der Stromkreis, der Elektromagnet schaltet ab und die Feder drückt ihn zurück an das Werkstück. An der Kontaktstelle entsteht durch das so erzeugte Vibrieren des Stiftes ein Funkenfeuer. Führt man den Stift von Hand schreibend über das Metall entsteht eine beschriftende Gravur. Dabei darf man gefühlvoll die Feder nicht auf den Anschlag drücken, weil dann der Stift nicht mehr abhebt und sich am Werkstück festschweißt. Die Beschriftung auf dem Gerät war offensichtlich nach demselben Prinzip entstanden, wobei der Ausführende doch eine großes manuelles, künstlerisches Geschick an den Tag gelegt hat. Der Aufbau des Gerätes macht den Eindruck, als wenn es mit den heutigen Mitteln für wenige Euro hergestellt werden könnte. Ich habe ohne Ergebnis nach einer Einkaufsquelle gesucht, aber vermutlich nicht die richtigen Suchworte gefunden. Weiß jemand, wo es solch ein Teil zu kaufen gibt?
Suchst du nach "Elektroschreiber". Sind gar nicht mal so billig, die Dinger.
Bei uns hiess das antike Teil "Arkograph"... Gruss Chregu
Lilly schrieb: > Weiß jemand, wo es solch ein Teil zu kaufen gibt? Ich vermute mal, wegen der grossen Funk-Störungen und Ozonerzeugung wird man heutzutage keine Zulassung mehr dafür bekommen.
Lilly schrieb: > Weiß jemand, wo es solch ein Teil zu kaufen gibt? Bei Hoffmann zum Beispiel. Oder auf Arkograf.de MfG Micha
britzler schrieb: > Suchst du nach "Elektroschreiber". Vielen Dank für den Namen. Damit wurde ich fündig. :-) > Sind gar nicht mal so billig, die Dinger. Das kannst Du laut sagen. Während ein angemessener Preis für den eigentlichen Schreibgriffel schwer zu bestimmen ist, ist das für das Netzteil schon möglich. Das popelige, vermutlich unstabilisierte Netzteil für den Elektroschreiber/Arkograph hat feste Spannungstufen und maximal 6,5 Volt bei 7,7 Ampere. Realisiert ist das somit vermutlich mit festen Trafoabgriffen oder festem PWM und kostet 246.56 CHF = 228 Euro +Mwst = 270 Euro. https://www.hasler.ch/?srv=sortiment&pg=det&partnerId=32&rub=100018546&groupId=0&artNr=100321864 Das ist reichlich überteuert. Ein 50Hz Netztrafo für ein Netzteil dieser Größenordnung kostet bei Reichelt 22 Euro. https://www.reichelt.de/halogen-trafo-60-w-hal-trafo-k60va-p40432.html?search=trafo Ein elektronischer Trafo kostet 11 Euro. https://www.reichelt.de/halogen-trafo-elektronisch-20-105-w-el-trafo-105va-p24994.html?search=trafo
Der elektronische Trafo ist dafür völlig nutzlos, weil HF AC. Und dann vergleichst Du einen 12V/5A Halogentrafo mit einem einstellbaren Fertiggerät mit Spezialtrafo und Schutzschaltung. Du fabulierst von unstabilisiert und PWM und hast das Prinzip dieser Kisten offensichtlich überhaupt nicht verstanden. Geht es noch etwas realitätsfremder? Also dafür das diese Geräte wohl eher in Einzelstückzahlen kleckerweise über den Tisch gehen, finde ich die Preise recht angemessen.
Und ja, ein elektronischer Trafo doer der von Reichelt wären natürlich eine günstigere Alternative. Hauptsache knallt:-) Oder wie sagt man so schön haha
Tomas pk schrieb: > https://www.youtube.com/watch?v=RpqlB8AAdH8 Danke! :-) Man sieht beim Netzteil einige Trafoabgriffe auf einen Umschalter gelegt und von dort auf die Ausgangsbuchsen. Die durch die Trafokonstruktion bedingte, kurzschlussfest mschende Strombegrenzung mit integriertem abschaltenden PTC kennt man von den Modelleisenbahntrafos. Dort gibt es inzwischen schon seit Jahrzehnten elektronische Ersatzlösungen. Warum soll das hier nicht auch möglich sein?
So einen steinalten Arcographen hab ich auch. Die Spitze sollte aus Wolfram sein (Schweißfachgeschäft). Der Trafo ist einer mit natürlich 50 Hz, kein HF-Gedöns. Ein normaler Trafo solle eigentlich gehen, besser wäre aber einer mit weicher Kennlinie (Spannung sinkt deutlich bei steigenden Strom). Kann man aber auch mit Widerstand simulieren. Ich hab den eine Zeit lang am Trenn-Regeltrafo betrieben, da ist aber regelmässig die Gerätesicherung geflogen. :-)) Jetzt hab ich ein Netzteil von Phywe, das ist kurzschlussfest. Wenn du sowas nachbauen willst, kann ich dir die Maße sagen. Wie die interne Spule aufgebaut ist (Windungszahl) wird aber wohl geheim bleiben.
Beitrag #6560653 wurde von einem Moderator gelöscht.
Ich entsinne mich bei dem Gerät hauptsächlich an den dazugehörigen Lehrlingsstreich, dass man bei der Benutzung eine Schweißermaske tragen müsse.
Nick M. schrieb: > Ich hab den eine Zeit lang am Trenn-Regeltrafo betrieben, da ist aber > regelmässig die Gerätesicherung geflogen. :-)) Wenn ich es richtig verstehe, soll die Induktivität des Elektromagneten bei Unterbrechung des Kontaktes den Funken verursachen. Wenn das so ist, sollte es doch auch mit Gleichspannung funktionieren, oder mache ich da einen Denkfehler? Wenn dem so ist, würde hinter einem gegen Überspannung geschützten 5 Ampere Labornetzteil auch ein schönes Funkfeuer zustande kommen. Eventuell expirimentiert man mit einer zusätzlichen Induktivität. Durch die Strombegrenzung sollte da keine Sicherung fliegen. > Der Trafo ist einer mit natürlich 50 Hz, kein HF-Gedöns. Den elektronischen Trafo habe ich zur Preisfindung herangezogen, um eine Kosten-Größenordnung für die elektronische Herstellung der benötigten Spannung und des Stroms festzumachen. Ich habe es versäumt, dies im obigen Posting deutlich zu machen und ist von daher missverständlich rüber gekommen. Ein Schaltnetzteil 7,5V / 8 A mit Hiccup Strombegrenzung liegt mit 15 Euro verglichen mit den 270 Euro für das Originalgerät in der gleichen preislichen Größenordnung, wie ein elektronischer Halogentrafo. Für ein paar umschaltbare Spannungen braucht es nur etwas mehr Hühnerfutter und einen Stufenschalter. https://www.reichelt.de/schaltnetzteil-open-frame-60-w-7-5-v-8-a-eps-65-7-5-p170958.html?&trstct=pos_75&nbc=1 > Wenn du sowas nachbauen willst, kann ich dir die Maße sagen. Wie die > interne Spule aufgebaut ist (Windungszahl) wird aber wohl geheim > bleiben. Danke für das Angebot! :-) Aber für den eigentlichen Gravurstift reichen meine mechanischen Möglichkeiten nicht. Wenn man das Netzteil (ein Labornetzteil habe ich) günstig hinbekommt, würde ich versuchen, ob man den Stift gebraucht geschossen bekommt.
Beitrag #6560795 wurde vom Autor gelöscht.
Lilly schrieb: > Wenn ich es richtig verstehe, soll die Induktivität des Elektromagneten > bei Unterbrechung des Kontaktes den Funken verursachen. Hmmm ... jetzt hast du mich ins Grübeln gebracht! Könnte echt so sein. Aber es geht einfach nicht mit DC. Ich kanns ja nochmal probieren mit einem fetten Labornetzteil ... Wenn ich mich richtig erinnere (mit DC), ist die Nadel ganz schnell am Werkstück festgepappt und es war extrem schierig die richtige Höhe zu halten.
Nick M. schrieb: > Ich kanns ja nochmal probieren mit > einem fetten Labornetzteil ... > Wenn ich mich richtig erinnere (mit DC), ist die Nadel ganz schnell am > Werkstück festgepappt und es war extrem schierig die richtige Höhe zu > halten. Wenn das mit Runterdrehen von Spannung und Strom nicht in den Griff zu bekommen ist, könnte man ja eine aus MOSFETs bestehende Brücke mit 50Hz Rechteck ansteuern, und damit aus der Gleichspannung des Labornetzteils eine 50Hz Rechteckspannung machen, oder zudem beim Polwechsel für ein paar Millisekunden ganz ausschalten. Vielleicht funktioniert es ja damit. Vielleicht ist das Umpolen und in dessen Umfeld die niedrige Spannung der Wechselspannung für das Nicht-Festpappen verantwortlich. Dieser MOSFET für 83 Cent sollte das bei 50Hz und 5A bei nur wenigen Grad Erwärmung ohne Kühlkörper schaffen. Der jeweils obere Highside MOSFET in der Brücke bräuchte dann einen Bootstrap Kondensator zum Ansteuern. https://www.reichelt.de/mosfet-n-ch-55v-110a-170w-to-220ab-irf-3205z-p90225.html?&nbc=1
In der Zerspanungsbude läuft gerade ein Thread über einen selbstbau-Arkografen. Ich weiß, Links auf fremdforen sind nicht schön, aber was anderes ergibt hier wirklich keinen Sinn: https://forum.zerspanungsbude.net/viewtopic.php?f=19&t=51168 So wie ich das verstehe, vibriert die Schreibspitze bei AC mit Netzfrequenz und zappelt bei DC als Wagnerscher Hammer. Grundsätzlich müsste also beides gehen, aber bei DC klebt die Nadel leichter an.
Nick M. schrieb: > Aber es geht einfach nicht mit DC. Ich lass hier nochmal das Stichwort fallen "Wagnerscher Hammer". Ohne diesen klebt die Spitze bei DC. Ist klar.
Den eigentlichen Schreiber gbts auch einzeln, die Elektroden halten zum einen fast ewig und sind auch als Ersatzteil zu kriegen, gut möglich, dass ich noch welche liegen habe. Die gans glaub ich nur 10 Stk weise zu kaufen. https://euro-industry.com/main.php?index=details&cat=113&prod=23196505&lang=de
Matthias L. schrieb: > So wie ich das verstehe, vibriert die Schreibspitze bei AC mit > Netzfrequenz und zappelt bei DC als Wagnerscher Hammer. Grundsätzlich > müsste also beides gehen, aber bei DC klebt die Nadel leichter an. Kann das für die Wechselspannung schon alles gewesen sein? Denn schließlich ist auch da die Wagnersche Hammerwirkung nicht verschwunden, welche die Netzfrequenz-Spannung immer wieder unterbricht und somit das 50 Hz Schwingen stören könnte. Möglicherweise gibt es im eigentlichen Schreibstift mehr Raketenwissenschaft, als vermutet. So könnte es bei der Bemessung der Schwingenfeder eine zur Netzfrequenz passende mechanische Resonanz geben. Zudem könnte die Spule so abgestimmt sein, dass ihre Antriebskraft dazu passt.
pnp schrieb: > Ich lass hier nochmal das Stichwort fallen "Wagnerscher Hammer". > Ohne diesen klebt die Spitze bei DC. Ist klar. Der Wagnersche Hammer ist an meinem Arcografen genauso dran wie an allen anderen. Und dennoch klebt der Stift bei DC.
Nick M. schrieb: > So einen steinalten Arcographen hab ich auch. Bei mir steht auch so ein altes Teil im Regal. Da ist ein normaler 50Hz Trafo mit getrennten Wicklungskörper drin. Die Ausgangsspannung ist umsteckbar von 2-4 Volt bei 8A Strom. Das grosse Geheimnis ist der Schreibstift.
Hier sieht man wie die Spitze vibriert und das Gerät aufgebaut ist: https://www.youtube.com/watch?v=zEbxmaQJ35o
VibraTier schrieb: > Hier sieht man wie die Spitze vibriert und das Gerät aufgebaut ist: Nein. Das Ding hat die Schreibqualität eines Presslufthammers.
Hi Leute, die einfachste Variante: Ein 12V Trafo, ein Hubmagnet und eine Wolframelektrode. Dann ev. noch ein Gehäuse aus dem 3D Drucker. https://www.aliexpress.com/item/32810049065.html?spm=a2g0o.cart.0.0.68633c00c6goxC&mp=1 https://youtu.be/B4IwPPD3UsE Gruß
Also ich verwende zum Beschriften inzwischen nur mehr die Strom-Ätzmethode. Mit dem Etikettendrucker spezielle Ätz-Etiketten drucken, und dann mit 100mA bis 200mA DC das zu Teil ätzen. Und wenn man noch strombegrenzes AC verwendet, wird der zu beschriftende Teil auch schön dunkel. Aber achtung bei Niro. Das gibt krebserregende Chromverbindungen frei wenn man das elektrolytisch bearbeitet.
;o) schrieb: > 100mA bis 200mA DC das zu Teil ätzen. > Und wenn man noch strombegrenzes AC verwendet Was ist jetzt richtig? AC oder DC?
DC um in die Tiefe zu ätzen. Dann AC um die Ätzung zu färben. (AC trägt ja nichts ab)
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