Forum: Offtopic Pipeline Verlegeschiffe - wie unterbrechend diese die Arbeiten


von Diode E. (c2h5oh)


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Angeregt durch die Nord Stream Pipeline kam mir der Gedanke, wie die 
Schiffe die die Pipeline im Wasser verlegen ihre Arbeit unterbrechen 
können. Vor einiger Zeit hat ja das Bauunternehmen, das die Leitung 
ursprünglich bauen sollte (Allseas), die Arbeiten eingestellt und seine 
Schiffe abgezogen. Was macht man in der Zeit mit den halbfertigen 
Rohrstümpfen auf hoher See? Werden die mit Bojen an der Wasseroberfläche 
gehalten? Ich kann mir schwer vorstellen, dass diese auf den Meeresgrund 
sinken gelassen und später wieder hochgeholt werden.

Bei einem Rohrdurchmesser von 2 m hätte ein Meter Leitung ungefähr 30 kN 
Auftrieb zur Folge. Ein Stahlrohr mit 50 mm Wandstärke kommt auf der 
gleichen Länge auf 24 kN Gewichtskraft - dementsprechend könnte es sich 
mit dem Betonmantel schon knapp ausgehen, dass die luftdicht 
verschlossene Leitung ohnehin auf dem Wasser treibt.

Gegoogelt habe ich, habe allerdings nichts brauchbares gefunden.

Eventuell weiss hier jemand genaueres darüber? Die treibenden 
Rohrstümpfe mit dem nächsten Rohrabschnitt zu kontaktieren stelle ich 
mir auch nicht ganz trivial vor.

von A. S. (Gast)


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Wenn das Ende im Schiff liegt, dann kann das Schiff doch auch durch eine 
Boje ersetzt werden.

von Werner H. (werner45)


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Die Boje kann aber wegdriften, ein Schiff kann die Position aktiv 
halten.
Geld spielt bei politischen Interessen bekanntlich keine Rolle, 
Wirkungsgrade schon gar nicht.

: Bearbeitet durch User
von Reinhold E. (reinhold_by)


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Bei Interesse nord-stream2.com aufmachen, da sind dann auch Videos und 
Animationen zu sehen.
Die Rohre sind dort übrigens 48 Zoll, knapp 1 Meter. Ein James Bond muss 
sich da schon klein machen (war doch mal was mit Transport IN der 
Pipeline...)
Die Leitung wird tatsächlich bereits in mehreren Teilen verlegt, auch 
ohne Wechsel der Firma so geplant gewesen. Leider war nur in einer 
Anmimation leicht angedeutet der Verschluss (eine Art Kegel). Zumindest 
ist also klar dass zu keinem Zeitpunkt Seewasser in den Rohren drin sein 
soll.
War mir auch neu dass es dort ZWEI Rohre nebeneinander werden sollen.

Die Ostsee ist ja nicht so tief. Interssant wäre für mich jetzt was 
passiert in der Nordsee wo die Leitungen doch tiefer liegen und u.U. 
keine Taucher zum Arbeiten an die Rohre am Boden rankommen. Schau ich 
mir mal an wenn nix los ist.

von Dietmar S. (Gast)


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Reinhold E. schrieb:
> Die Ostsee ist ja nicht so tief. Interssant wäre für mich jetzt was
> passiert in der Nordsee wo die Leitungen doch tiefer liegen und u.U.
> keine Taucher zum Arbeiten an die Rohre am Boden rankommen. Schau ich
> mir mal an wenn nix los ist.

Dann schicken die James Bond rein ;)

von A. S. (Gast)


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Werner H. schrieb:
> Die Boje kann aber wegdriften, ein Schiff kann die Position aktiv
> halten.

Naja, nicht wirklich weit, sie ist ja angekettet ... äh angepiped.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Unterwasserroboter können Rohre problemlos am Meeresboden ablegen oder 
ggf. die Enden auch wieder anheben wenn weitergebaut werden soll. Man 
kann auch unter Wasser schweißen, man kann Rohre unter Wasser mit 
Flanschen verschrauben.

Dazu ist die Ostsee auch nicht besonders tief, bei U-Boot-Fahrern wird 
sie "überflutete Wiese" genannt.

Ich sehe auch keine Notwendigkeit, das Rohr luftgefüllt zu belassen. Man 
kann das Wasser auch recht problemlos vor der Inbetriebnahme entfernen, 
ggf. einfach mit dem Produkt herausdrücken, dann entsteht kein besonders 
hoher Auftrieb durch eine Füllung mit Luft.

Im Normalbetrieb einer Pipeline, durch die mehrere Produkte 
transportiert werden, wird sowas regelmäßig gemacht - die Produkte 
werden einfach nacheinander durch die Pipeline gepumpt und die 
Vermischung beim Wechsel in Kauf genommen. Das vermischte Produkt muß 
dann entweder erneut raffiniert werden oder es wird an Abnehmer 
verkauft, die die Vermischung nicht stört.

von Ralf X. (ralf0815)


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Ben B. schrieb:
> Ich sehe auch keine Notwendigkeit, das Rohr luftgefüllt zu belassen. Man
> kann das Wasser auch recht problemlos vor der Inbetriebnahme entfernen,
> ggf. einfach mit dem Produkt herausdrücken, dann entsteht kein besonders
> hoher Auftrieb durch eine Füllung mit Luft.

Du hast schon kapiert, dass dort Erdgas transportiert werden soll?
Oder auch, dass die Rohre auch bei Druckverlust nicht aufschwimmen 
sollen, also auch bei irgendwo um Normaldruck im Inneren von alleine da 
unten bleiben müssen?

Die Pipeline beschreibt eine Berg- und Talbahn am Ostseeboden.
In den Senken würde das Ostseesaltwasser sehr lange stehen bleiben und 
der Nutz-Querschnitt verengen.
Und Salz möchte man auch nicht in den Röhren haben.

> Im Normalbetrieb einer Pipeline, durch die mehrere Produkte
> transportiert werden, wird sowas regelmäßig gemacht - die Produkte
> werden einfach nacheinander durch die Pipeline gepumpt und die
> Vermischung beim Wechsel in Kauf genommen. Das vermischte Produkt muß
> dann entweder erneut raffiniert werden oder es wird an Abnehmer
> verkauft, die die Vermischung nicht stört.

Wenn "regelmässig" gemacht wird, hast Du doch bestimmt auch gleich 
mehrere Beispiele mit Links zur Hand?
Insb., wo man zwischen Gasen und Fluiden wechselt..
Und das über hunderte Kilometer unter Wasser, wo man auch keinen Zugang 
zu den Senken hat?

Selbstverständlich werden im Mittelmeer, Nord- und Ostseeküste die 
unterschiedlichsten Mineralöl-Halb- oder Mischprodukte angelandet und 
über Pipelines u.a. nach DE gepumpt.
Dann aber in die entsprechenden Raffenerien.
Aber darüber laufen ausschliesslich Mineralölprodukte.

Dann gibt es noch die Gaspipelines, wo es ggf. mal zu einem Wechsel 
zwischen den Gasqualitäten kommt.
I.d.R. ein langwieriger, aufwändiger und teurer Vorgang, der ggf. alle 
paar Jahrzehnte vorkommt.

Nebenbei wäre eine mit Wasser geflutete Gaspipeline bedeutend schwerer 
zu heben und bruchgefährdeter, als eine, die man simpel vor Versenkung 
eines Teilstücks einfach abgedichtet hat.

Also besser schlau machen, als die Phantasie durchgehen zu lassen und 
sich etwas aus den Fingern saugen. :-)

von Percy N. (vox_bovi)


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Ralf X. schrieb:
> zwischen Gasen und Fluiden

Gase und Flüssigkeiten, bitte!

von Ralf X. (ralf0815)


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Percy N. schrieb:
> Ralf X. schrieb:
>> zwischen Gasen und Fluiden
>
> Gase und Flüssigkeiten, bitte!

Ops, danke für die Berichtigung! :-)

von Nick M. (Gast)


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Ben B. schrieb:
> die Produkte
> werden einfach nacheinander durch die Pipeline gepumpt und die
> Vermischung beim Wechsel in Kauf genommen.

Das sicher nicht. Da ist ein (oder mehrere) Propfen dazwischen.
Die Pipeline schwimmt nicht auf, dafür ist auch die Betonummantelung 
zuständig (nicht nur).

von Achim B. (bobdylan)


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Reinhold E. schrieb:
> War mir auch neu dass es dort ZWEI Rohre nebeneinander werden sollen.

Klar zwei Rohre! Wobei es beim Verlegen des zweiten Rohres oft zu 
Problemen kommt, weil es Gefälle Richtung Russland haben muss. Damit der 
Rubel geschmeidig rollt.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Reinhold E. schrieb:
> Die Ostsee ist ja nicht so tief.

Interessanter finde ich da schon, das passiert,
wenn ein Schiff mal notankert und da genau die Pipeline mitreisst.

Reichen die aufsteigenden Blasen, um das Schiff zu versenken?

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Reichen die aufsteigenden Blasen, um das Schiff zu versenken?
Wahrscheinlich nicht, da sowas auch extreme Strömungen verursachen 
würde, die das Schiff eher wegtreiben. Es gibt zwar Modelle, die so ein 
Szenario bestätigen, aber dabei muß die Blasengröße mindestens so groß 
wie das Schiff selbst sein. So dick ist die Pipeline nun wieder auch 
nicht und wie groß müsste ein Schiff sein, um die Pipeline mit seinem 
Anker zerreißen zu können? Ich würde mir da eher Sorgen wegen der 
Brennbarkeit machen.

>> [..] und die Vermischung beim Wechsel in Kauf genommen.
> Das sicher nicht.
Na dann gugel mal danach, vor allem nach Produktpipelines.

> Da ist ein (oder mehrere) Propfen dazwischen.
Die Pfropfen heißen Trennmolche. Kann man bei sehr unterschiedlichen 
Fördermedien machen, aber oft spart man sich das bzw. schickt bevorzugt 
ähnliche Produkte nacheinander durch die Leitung, bei denen die 
Vermischung im Übergang verschmerzbar oder vermarktbar ist.

von Percy N. (vox_bovi)


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Achim B. schrieb:
> Klar zwei Rohre! Wobei es beim Verlegen des zweiten Rohres oft zu
> Problemen kommt, weil es Gefälle Richtung Russland haben muss. Damit der
> Rubel geschmeidig rollt.

Dann wäre doch international alles in Butter, wenn wir die hierfür 
benötigten Rubel in USA kauften, oder nicht?
Damit wären wir zwar immer noch nicht von russischem Gas abhängig, aber 
dafür von amerikanischen Rubeln, was dort freilich niemand stören wird.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Ben B. schrieb:
> aber dabei muß die Blasengröße mindestens so groß
> wie das Schiff selbst sein.

Wenn das Schiffsvolumen bei 50.000m² wäre, der aktuelle Tiefgang 
30.000m² verdrängen würde, reicht es das Wasser um das Schiff herum zu 
ungefähr 2/5 mit Luftblasen zu verdünnen damit es im Wasser einsackt und 
kentert.

Die Pipeline wird tief genug für Schiffe verbuddelt werden. Aber aus 
einem Uboot heraus, kann die Pipeline sicherlich mit einem Torpedo 
zerstört werden ohne erwischt werden zu können. Aus einem Schiff heraus 
ginge das auch, aber das läßt sich leicht aufklären, wer da alles im der 
Nähe war.

Wenn Flüssigkeiten sich ansammeln kann noch ein Roboter durch die Röhren 
geschickt werden. Dieser kann auch noch eine Pumpe mitnehmen und in 
Etappen das Wasser herauspumpen. Aber wegen der Korrosion sollte da kein 
Salzwasser hineinkommen.

Die Röhren könnte man doch auch dafür noch verwenden:
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Hyperloop

: Bearbeitet durch User
von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Dieter D. schrieb:
> Die Röhren könnte man doch auch dafür noch verwenden:
> https://en.m.wikipedia.org/wiki/Hyperloop

für einen liegenden Transport  ;-)

von Achim B. (bobdylan)


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Percy N. schrieb:
> Damit wären wir zwar immer noch nicht von russischem Gas abhängig

Ja, wären wir nicht. Zumal ja gemunkelt wird, dass in Brunsbüddl ein 
Hafen für US-Fuckinggas gebuddelt wird. Winwin auf ganzer Linie...

: Bearbeitet durch User
von Percy N. (vox_bovi)


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Achim B. schrieb:
> Ja, wären wir nicht. Zumal ja gemunkelt wird, dass in Brunsbüddl ein
> Hafen für US-Fuckinggas gebuddelt wird. Winwin auf ganzer Linie...

Wusste ich gar nicht ...
Reicht Wilhelmshaven nicht, oder wollte SH auch mal ein bisschen 
mitspielen und Tönning war zu klein?

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Percy N. schrieb:
> Achim B. schrieb:
>> Ja, wären wir nicht. Zumal ja gemunkelt wird, dass in Brunsbüddl ein
>> Hafen für US-Fuckinggas gebuddelt wird. Winwin auf ganzer Linie...
>
> Wusste ich gar nicht ...
> Reicht Wilhelmshaven nicht, oder wollte SH auch mal ein bisschen
> mitspielen und Tönning war zu klein?

in D machen sich die Bundesländer gegenseitig Konkurrenz.
So agitiert Hamburg stetig gegen den Tiefwasserhafen Am Jadebusen.
Damit die grossen Pötte auch weiterhin nur halb beladen
stundenlang ins Binnenland fahren.
Ach die Pötte werden zu gross? AUSBAGGERN!!!

äh... wir haben Umwelt- und Klima-Probleme?

hier muss ich wieder Dieter Hallervorden zitieren

> hö hö hö hö

von Percy N. (vox_bovi)


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● Des I. schrieb:
> Damit die grossen Pötte auch weiterhin nur halb beladen
> stundenlang ins Binnenland fahren.
> Ach die Pötte werden zu gross? AUSBAGGERN!!!

Und jedesmal, wenn ausgebaggert werden soll, stellt ganz zufällig jemand 
fest, dass die Köhlbrandbrücke  nächste Woche einstürzen wird und 
deshalb abgerissen werden muss. Verbietet ein Gericht die Elbvertiefung, 
steht die Brücke auf wundersame Weise gleich wieder viel stabiler.

Es gibt offenbar mehr Zusammenhänge auf dieser Welt, als unsere 
Schulbuchphysik ahnen lässt.

● Des I. schrieb:
> So agitiert Hamburg stetig gegen den Tiefwasserhafen Am Jadebusen.
Bei der Windenergiemesse gab es auch hübsches Gerangel.

● Des I. schrieb:
> äh... wir haben Umwelt- und Klima-Probleme?

Nein, wir haben die vorgenannte Messe.

: Bearbeitet durch User
von Arno H. (arno_h)


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● Des I. schrieb:
...
> in D machen sich die Bundesländer gegenseitig Konkurrenz.
> So agitiert Hamburg stetig gegen den Tiefwasserhafen Am Jadebusen.
> Damit die grossen Pötte auch weiterhin nur halb beladen
> stundenlang ins Binnenland fahren.
> Ach die Pötte werden zu gross? AUSBAGGERN!!!

Meines Wissens gibt es über dem Elbtunnel nicht mehr viel auszubaggern.

Arno

von Percy N. (vox_bovi)


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Arno H. schrieb:
> Meines Wissens gibt es über dem Elbtunnel nicht mehr viel auszubaggern.

Das muss auch nicht sein. Dort bleibt dann eine Schwelle im Fahrwasser, 
die von voll beladenen Containerriesen nur bei Hochwasser überfahren 
werden kann. Das sind immerhin mehrere Stunden pro Tag, und die 
beeinträchtigte Steecke ist kurz.

Der ganze Quatsch würde weitaus weniger Wirbel verursachen, wenn 
Ritzebüttel nicht aufgegeben worden wäre. Billiger wäre es auch.

von Nick M. (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Im Normalbetrieb einer Pipeline, durch die mehrere Produkte
> transportiert werden, wird sowas regelmäßig gemacht - die Produkte
> werden einfach nacheinander durch die Pipeline gepumpt und die
> Vermischung beim Wechsel in Kauf genommen.

Klingt interessant.
Was sind denn das für verschiedenen Produkte konkret?

von Johnny B. (johnnyb)


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Nick M. schrieb:
> Was sind denn das für verschiedenen Produkte konkret?

Momentan wäre es gut, wenn man Bier transportieren könnte, da in 
Westeuropa Restaurants geschlossen sind, in Russland aber offen.

von Icke ®. (49636b65)


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Jawoll, pump ab das Bier, pump es jetzt, pump es hier...

https://www.youtube.com/watch?v=lzDb31hvQfI

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