Forum: Offtopic Grundsatzdebatte: Wie steht ihr zu "Open-Source"-Industriekomponenten?


von Alexander M. (a_lexander)


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Hallo Zusammen,

Die Frage soll nicht polemisch etc. klingen, mit Sicherheit haben 
bekannte Hersteller wie z. B. Siemens & Konsorten ihre 
Daseinsberechtigung. Mich würde aber trotzdem interessieren, ob hier 
jemand speziell auf z. B. Open-Source Komponenten in der 
Automatisierungstechnik / Produktion setzt. Wie glaubt ihr, wird sich 
das in naher Zukunft ändern: Glaubt ihr, dass den Open-Source 
Komponenten die Zukunft in der Automatisierungstechnik gehört?

Speziell würde mich interessieren:
- Verwendet ihr in der Automatisierungstechnik z. B. schon Linux? Wie 
ist es da mit der Kompatibilität zu Sensoren / Aktoren bisheriger 
"großer" Hersteller (z. B. HMI, RFID-Lesegerät, ...)?
- Was haltet ihr von Vertreibern von Open-Source Komponenten wie z. B. 
https://www.industrialshields.com/industrial-automation-solutions-home-20210212-lp 
oder https://revolution.kunbus.de/. Hat hier jemand schon mal solche 
Dinger getestet und kann dazu eine Meinung abgeben?
- Glaubt ihr die Maschinensteuerungen werden zukünftig weiterhin mit 
Sprachen wie FUP  AWL  etc. programmiert oder geht's vielleicht mal 
(mMn hoffentlich) in Richtung Hochsprache wie C / C++ ,...

Auch wenn das natürlich sehr allgemeine Fragen sind, würde mich da echt 
eure Meinung interessieren. Im besten Fall natürlich von denen, die 
wirklich in dieser Open-Source Ecke ihre Automatisierungsstraßen 
aufbauen und den Schritt bisher "nicht" bereut haben...

Bin echt gespannt auf die Antworten ;)

Grüße

: Verschoben durch Moderator
von wendelsberg (Gast)


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Die einzig sinnvolle Antwort hier muss lauten: Das hat nichts mit
https://www.mikrocontroller.net/forum/1 zutun, politische Diskussionen 
passen hier nicht hin.

wendelsberg

von c-hater (Gast)


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Alexander M. schrieb:

> Glaubt ihr die Maschinensteuerungen werden zukünftig weiterhin mit
> Sprachen wie FUP  AWL  etc. programmiert oder geht's vielleicht mal
> (mMn hoffentlich) in Richtung Hochsprache wie C / C++ ,...

C-ähnliche Hochsprachen sind heute schon üblich. Das hat aber mit OSS 
oder nicht rein garnix zu tun.

Bei Sachen wie FUP oder KOP geht es vielmehr darum, die Steuerung auch 
für Leute programmierbar zu machen, denen C oder erst C++ schlicht zu 
kompliziert ist. Das sind viele.
AWL hingegen ist der Assembler der Siemens-VM. auch relativ kompliziert 
im Vergleich zu FUP oder KOP, aber im Vergleich zu C oder gar C++ immer 
noch sehr trivial. Keine 1.000 oder gar 10.000 Seiten Specs, sondern nur 
schlappe 30 (mit wirklich verständlichen Beispielen, rein formal 
ausgedrückt, wie die gräßlichen C- oder C++-Specs sind es sogar nur sehr 
bescheidene VIER Seiten).

> Bin echt gespannt auf die Antworten ;)

Troll!

von Martin V. (oldmax)


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Hi

Nun, ob Open Source bei Maschinensteuerungen möglich sind, keine Ahnung, 
aber auf jeden Fall ist da ein erweiterter Sicherheitsaspekt zu 
beachten, und da bin ich mir nicht sicher, ob das mit Open Source 
Angeboten wirklich günstiger werden würde.
Aber meiner Meinung nach werden auch keine Programme in "Hochsprachen" 
zum Einsatz kommen. Schließlich muß eine Wartbarkeit von den Technikern 
möglich sein, und glaub mir, die haben schon mit AWL große Probleme. FUP 
und noch besser SCL, also grafsche Programmierung, das geht und ist auch 
für die "einfachen" Techniker händelbar.
Es ist aber denkbar, das Teilsysteme mit einer eigenen festen 
Funktionalität und einem begrenzt wartbaren Programm (Fehlermeldungen, 
Betriebs- und Meßwertanzeige) zum Einsatz kommen, deren Programmierung 
in C oder anderen Sprachen vorgenommen wird.

Gruß oldmax

: Bearbeitet durch User
von Stefan F. (Gast)


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In meinem Fachbereich (Java Backend) ist Open-Source allgegenwärtig - 
egal in welcher Firma. Man nutzt viel Open-Source und veröffentlicht so 
gut wie gar nichts.

Solange man die Software im Hause behält und die Maschinen als 
Dienstleistung für den Kunden betreibt, erfüllt das die üblichen 
Lizenzen (GPL, LGPL, etc). Aber nicht alles darf man so nutzen.

Da stehen ganz klar kommerzielle Interessen im Fokus.

von Alexander M. (a_lexander)


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Martin V. schrieb:
> Hi
>
> Nun, ob Open Source bei Maschinensteuerungen möglich sind, keine Ahnung,
> aber auf jeden Fall ist da ein erweiterter Sicherheitsaspekt zu
> beachten, und da bin ich mir nicht sicher, ob das mit Open Source
> Angeboten wirklich günstiger werden würde.
> Aber meiner Meinung nach werden auch keine Programme in "Hochsprachen"
> zum Einsatz kommen. Schließlich muß eine Wartbarkeit von den Technikern
> möglich sein, und glaub mir, die haben schon mit AWL große Probleme. FUP
> und noch besser SCL, also grafsche Programmierung, das geht und ist auch
> für die "einfachen" Techniker händelbar.
> Es ist aber denkbar, das Teilsysteme mit einer eigenen festen
> Funktionalität und einem begrenzt wartbaren Programm (Fehlermeldungen,
> Betriebs- und Meßwertanzeige) zum Einsatz kommen, deren Programmierung
> in C oder anderen Sprachen vorgenommen wird.
>
> Gruß oldmax

Danke. Warum könnte es denn deiner Meinung nach da ein erhöhtes 
Sicherheitsrisiko geben? --> mehr Leute als Community = weniger Fehler
Gibt es aber vielleicht auch genau die Probleme, weil eben mit AWL etc. 
programmiert wird. So bekommen die Programmierer ja überhaupt nie die 
Change, mal hinter die Kulissen schauen zu können...(Naja, aber das ist 
dann doch ein anderes Thema)

Grüße

von Wolfgang (Gast)


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Alexander M. schrieb:
> Speziell würde mich interessieren:
> - Verwendet ihr in der Automatisierungstechnik z. B. schon Linux?

Was meinst du, womit SpaceX fliegt?

von Alexander M. (a_lexander)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> In meinem Fachbereich (Java Backend) ist Open-Source allgegenwärtig -
> egal in welcher Firma. Man nutzt viel Open-Source und veröffentlicht so
> gut wie gar nichts.
>
> Solange man die Software im Hause behält und die Maschinen als
> Dienstleistung für den Kunden betreibt, erfüllt das die üblichen
> Lizenzen (GPL, LGPL, etc). Aber nicht alles darf man so nutzen.
>
> Da stehen ganz klar kommerzielle Interessen im Fokus.

Okay. Aber das ist ja dann doch ein bisschen weiter weg zur klassischen 
Automatisierungstechnik, indem Sensoren ausgewertet und Aktoren 
geschaltet werden sollen...

von c-hater (Gast)


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Alexander M. schrieb:

> Danke. Warum könnte es denn deiner Meinung nach da ein erhöhtes
> Sicherheitsrisiko geben? --> mehr Leute als Community = weniger Fehler

Das ist eine Milchmädchenrechnung, die noch nie in der Geschichte von 
OSS wirklich funktioniert hat.

> Gibt es aber vielleicht auch genau die Probleme, weil eben mit AWL etc.
> programmiert wird. So bekommen die Programmierer ja überhaupt nie die
> Change, mal hinter die Kulissen schauen zu können...

Weiter als mit AWL kann man überhaupt nicht hinter die Kulissen schauen. 
Genau wie man auf jedem beliebigen anderen Target nicht weiter hinter 
die Kulissen schauen kann als mit dem Assembler des jeweiligen Target.

Dein Problem ist: du hast kein Verständnis, wie Assembler funktioniert. 
Du bist ein C-Only-Typ. Also strukturell ganz erheblich behindert...

von Alexander M. (a_lexander)


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Wolfgang schrieb:
> Alexander M. schrieb:
>> Speziell würde mich interessieren:
>> - Verwendet ihr in der Automatisierungstechnik z. B. schon Linux?
>
> Was meinst du, womit SpaceX fliegt?

Ich meinte, ob hier jemand bereits in der Industrie-Automatisierung, 
solche Sachen verwendet im Vergleich zu z. B. einer Siemens SPS, usw... 
um damit evtl.:
1. Kosten zu sparen
2. Vorteile zu sehen in der Wartbarkeit
3. Weil er gute Erfahrungen gemacht hat mit bereits bestehenden 
Komponenten
4. er Hochsprachen als effizienter ansieht als klassische SPS 
Programmiersprachen
5. er Open Source eher in Zukunft in solchen Bereichen sieht

Dass viele kommerzielle Produkte auf Open-Source Komponenten bestehen, 
ist mir schon bewusst..

Grüße

von Thomas (kosmos)


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hier etwas zum schmunzeln dazu, also Lizenzen genau durchlesen
https://thenewstack.io/the-open-source-lesson-of-the-linksys-wrt54g-router/

von Planloser (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Alexander M. schrieb:
>> Speziell würde mich interessieren:
>> - Verwendet ihr in der Automatisierungstechnik z. B. schon Linux?
>
> Was meinst du, womit SpaceX fliegt?

Natürlich Linux mit PREEMPT_RT patch.
Ohne Linux wäre die Erde komplett dunkel. Und das Weltall bald auch... 
;)

"For some level of scope on Starlink, each launch of 60 satellites 
contains more than 4,000 Linux computers. The constellation has more 
than 30,000 Linux nodes (and more than 6,000 microcontrollers) in space 
right now. And because we share a lot of our Linux platform 
infrastructure with Falcon and Dragon, they get the benefit of our more 
than 180 vehicle-years of on-orbit test time. – Matt"

https://www.reddit.com/r/spacex/comments/gxb7j1/we_are_the_spacex_software_team_ask_us_anything/

von Stefan F. (Gast)


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Alexander M. schrieb:
> Okay. Aber das ist ja dann doch ein bisschen weiter weg zur klassischen
> Automatisierungstechnik, indem Sensoren ausgewertet und Aktoren
> geschaltet werden sollen...

Ja das stimmt. Ich wollte damit nur klarstellen, dass die Qualität 
Open-Source kein Show-Stopper sein muss.

von Helge (Gast)


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Ich hab mir einiges an open source oder von newcomer-Herstellern 
angesehen. Das war eher nicht begeisternd. Steuerungen müssen 
industrietauglich sein, Protokolle wie Profinet (Master und Slave) und 
weitere beherrschen, um überhaupt einsetzbar zu sein. Von der reinen 
Rechenleistung wär was mit RPi schon Ok, drunter eher nicht. Dann müssen 
Steuerungen Diagnosemöglichkeiten haben und on the fly umprogrammierbar 
sein. Ich werd mir nicht leisten, daß irgendeine Stufe einer verketteten 
Produktionsanlage 3 Minuten das neue Programm reinlädt.
Der zweite Komplex ist Gewährleistung. Wenn mir irgendwas stirbt, was 
mit Schneider oder Siemens nicht stirbt (oder die Lebensdauer der 
Komponenten eher so 2 Jahre - 1 Tag ist), wird das sehr schnell sehr 
teuer.
Der dritte Komplex ist Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Mir hilft die 
beste open source Platine nix, wenn ich die erst fertigen und bestücken 
muß. Bis dahin können schon paar hunderttausend Verlust durch 
Produktionsausfall zusammenkommen.
Dann der Bereich Sicherheitskomponenten. Da können die versiertesten 
Leute was zambaun und das funktioniert auch sicher super, aber da ist 
kein Stempel drauf.
--
Das soll kein bashing sein. Schaun mer mal in 5 Jahren, vielleicht 
siehts dann schon ganz anders aus.

von Da fällt mir nichts mehr dazu ein (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Alexander M. schrieb:
>> Speziell würde mich interessieren:
>> - Verwendet ihr in der Automatisierungstechnik z. B. schon Linux?
>
> Was meinst du, womit SpaceX fliegt?

Mit RT11

von Alexander M. (a_lexander)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Alexander M. schrieb:
>> Okay. Aber das ist ja dann doch ein bisschen weiter weg zur klassischen
>> Automatisierungstechnik, indem Sensoren ausgewertet und Aktoren
>> geschaltet werden sollen...
>
> Ja das stimmt. Ich wollte damit nur klarstellen, dass die Qualität
> Open-Source kein Show-Stopper sein muss.

Ja da hast du schon Recht.

von Da fällt mir nichts mehr dazu ein (Gast)


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Alexander M. schrieb:

> Dass viele kommerzielle Produkte auf Open-Source Komponenten bestehen,
> ist mir schon bewusst..
>
> Grüße

Sogar in großem Stil, das steigert den Profit!

Evtl. noch minimal angepasst...

von Alexander M. (a_lexander)


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Helge schrieb:
> Ich hab mir einiges an open source oder von newcomer-Herstellern
> angesehen. Das war eher nicht begeisternd. Steuerungen müssen
> industrietauglich sein, Protokolle wie Profinet (Master und Slave) und
> weitere beherrschen, um überhaupt einsetzbar zu sein. Von der reinen
> Rechenleistung wär was mit RPi schon Ok, drunter eher nicht. Dann müssen
> Steuerungen Diagnosemöglichkeiten haben und on the fly umprogrammierbar
> sein. Ich werd mir nicht leisten, daß irgendeine Stufe einer verketteten
> Produktionsanlage 3 Minuten das neue Programm reinlädt.
> Der zweite Komplex ist Gewährleistung. Wenn mir irgendwas stirbt, was
> mit Schneider oder Siemens nicht stirbt (oder die Lebensdauer der
> Komponenten eher so 2 Jahre - 1 Tag ist), wird das sehr schnell sehr
> teuer.
> Der dritte Komplex ist Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Mir hilft die
> beste open source Platine nix, wenn ich die erst fertigen und bestücken
> muß. Bis dahin können schon paar hunderttausend Verlust durch
> Produktionsausfall zusammenkommen.
> Dann der Bereich Sicherheitskomponenten. Da können die versiertesten
> Leute was zambaun und das funktioniert auch sicher super, aber da ist
> kein Stempel drauf.
> --
> Das soll kein bashing sein. Schaun mer mal in 5 Jahren, vielleicht
> siehts dann schon ganz anders aus.

Danke für deine Meinung.

Da stimme ich dir schon zu. Das Problem ist da aber da doch, dass 
aktuell keine Veränderung stattfindet, weil einfach bisher immer schon 
auf den jeweiligen Plattformen gearbeitet wurde. Unabhängig ob 
vielleicht andere Wege besser wären...
Das finde ich persönlich irgendwie extrem schade / ärgerlich...

von Egon D. (Gast)


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Alexander M. schrieb:

> Ich meinte, ob hier jemand bereits in der
> Industrie-Automatisierung, solche Sachen verwendet
> im Vergleich zu z. B. einer Siemens SPS, usw...
> um damit evtl.:
> 1. Kosten zu sparen
> 2. Vorteile zu sehen in der Wartbarkeit
> 3. Weil er gute Erfahrungen gemacht hat mit bereits
>    bestehenden Komponenten
> 4. er Hochsprachen als effizienter ansieht als
>    klassische SPS Programmiersprachen
> 5. er Open Source eher in Zukunft in solchen Bereichen
>    sieht

Bei allem Respekt, aber ich weiss nicht, auf welchem
Traumschiff Du so zu Hause bist.

Gehen wir mal ein paar Punkte durch:

> 1. Kosten zu sparen

Komisch. Wieso fragt eigentlich nie jemand "Möglichst
oft möglichst großen Schaden zu verursachen?"

Möchtest Du tatsächlich der versammelten Mannschaft
aus der Werkstatt, die gerade eine Rundtischmaschine
mit acht Stationen zur Konfektionierung von Steck-
verbindern gebaut hat, erklären: "Tja, Leute, tut mir
leid... die 100'000-Euro-Kiste ist jetzt leider Schrott,
weil ich statt einer Siemens-SPS für 5'000 Euro einen
Arduino für 5 Euro als Steuerung verwenden wollte"?


> 2. Vorteile zu sehen in der Wartbarkeit

Welche sollten das sein?
"Oh... schade... den neuen Endlagenschalter kann ich
jetzt gerade nicht in Betrieb nehmen... die Arduino-IDE
ist abgek*ckt und hat die Quelltexte mitgerissen!"


> 4. er Hochsprachen als effizienter ansieht als
>    klassische SPS Programmiersprachen

Wer das so sieht, hat m.E. von Steuerungsprogrammierung
keine Ahnung.

"Normale" Programmiersprachen dienen der Implementierung
von ALGORITHMEN, also von Vorschriften, die mit endlich
vielen Schritten zum Ergebnis führen. Die Turing-Maschine
als Modell arbeitet sequenziell und kennt nur INNERE
Zustände.

Deswegen funktionieren klassische Programmiersprachen
schon für GUIs nicht gut, weil ein GUI auf Signale von
AUSSEN reagieren muss. Gottseidank hat der Mensch aber
nur EIN Gehirn und kann sich zu jeder Zeit nur auf
eine Sache konzentrieren.

Bei Maschinensteuerungen wird das zum Problem, weil die
Abläufe an verschiedenen Stationen derselben Maschine
relativ unabhängig voneinander sind (und auch unabhängige
Fehlerzustände haben).
Die Steuerung muss also von vornherein quasi-parallel
arbeiten und für alle Aktionen immer alle blockierenden
Bedingungen im Blick haben. "Hochsprachen" haben hier
keinen Vorteil. Man kann die hundertmalige Wiederholung
derselben Aktion der Maschine nicht mit einer for-Schleife
ausdrücken.

von Egon D. (Gast)


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Helge schrieb:

> Von der reinen Rechenleistung wär was mit RPi schon
> Ok, drunter eher nicht.

War das nicht der Raspberry Pi, den man nicht mit
Blitzlicht fotografieren durfte, weil der dann aufgrund
der Fehlfunktion eines Spannungsreglers abgestürzt ist?

Was hat das in einer Industrieumgebung zu suchen?

von MaWin (Gast)


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Alexander M. schrieb:
> Glaubt ihr, dass den Open-Source Komponenten die Zukunft in der
> Automatisierungstechnik gehört?

"Die Zukunft" wohl nicht, aber es ist ein Pluspunkt wenn die Software 
einer Komponente open ist, also im  Source verfügbar ist.

Dann kann man die Qualität kontrollieren und auch mal Anpassungen machen 
die oft auf vorhandener Hardware spotteinfach sind  hingegen durch 
Ergänzung mit zusätzlicher Hardware auf der dann das irgendwie 
unpassende doch noch nachträglich irgendwie hingedengelt werden muss a 
pain in the ass, ähnlich bei Software dem Drumrumprogrammieren um Fehler 
in anderen Modulen.

Frei verfügbare Software löst auch das Problem, welches auftritt, wenn 
der Anbieter vom Markt verschwindet.

Aus verfügbarer Hardware mit offener Software wächst auch mehr, als wenn 
alles closed source ist. Beispiel GRBL, was es da inzwischen an 
Anwendungen von Fräsen über Lasergravierer über Plasmacutter oder 
Plottern "auf der Oberfläche von Eiern" gibt, mit Erweiterungen wie 
Werkzeugwechsel und Heightmaps, ist erstaunlich.

Bankautomatenaufsteller hätten wohl auch nicht das Problem gehabt, in 
das sie mit Windows XP gelaufen sind, wenn sie Linux verwendet hätten.

Und ein Bekannter hat seinen Staubsaugroboter übernommen, der 
dankenswerterweise ein Linux nutzt, nun nicht mehr nach Hause 
telefoniert, dafür endlich seine Ladestation findet bevor der Akku leer 
ist.

Also: vollständig dokumentierte, 'offene' Hardware und Software bringt 
wieder den Zustand zuruck, als Geräte und Werkzeuge noch ohne Software 
und dafür aufschraubbar und inspizierbar waren: solche wartbare Technik 
lebt ggf. bis heute weil sie auch ohne existierenden Hetsteller(support) 
repariert werden kann.

https://youtu.be/gMvVGF7AkTk

von Johannes S. (Gast)


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Es gibt mittlerweile mehrere Visualisierungen in JavaScript/TypeScript. 
Ich habe noch kein JS/TS Programm gesehen das nicht 'Standard' Module 
verwendet, also ist hier jede Menge OpenSource drin.
SoftSPS laufen auch auf Basis Linux, das ist damit dann auch in vielen 
Steuerungen drin.

von c-hater (Gast)


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MaWin schrieb:

> "Die Zukunft" wohl nicht, aber es ist ein Pluspunkt wenn die Software
> einer Komponente open ist, also im  Source verfügbar ist.

Fast alles im Steuerungsbereich ist so gesehen "Open Source", zumindest 
aus Sicht des Endkunden. Niemand kauft eine Anlage für Tausende oder gar 
Hunderttausende Euro ohne die Originalprojekte der Steuerung(en) vom 
Lieferanten als unverzichtbare Doku einzufordern. Und zu bekommen. Das 
ist absoluter Usus.

Der, der dafür bezahlt, kriegt also "Open Source". Nassauer hingegen 
bleiben draussen. Das Konzept finde ich garnicht so schlecht...

von Egon D. (Gast)


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c-hater schrieb:

> Fast alles im Steuerungsbereich ist so gesehen "Open
> Source", zumindest aus Sicht des Endkunden.

Sicher nicht. Du bekommst weder Schaltplan noch Layout
noch Firmware der S700, die in Deiner Maschine steckt.
Wie die Feldbusse im Detail arbeiten, bleibt Dir auch
verborgen. (Das ist die Ebene, um die es hier geht.)

Du bekommst einen Klemmenplan, welcher Sensor/Aktor
Deiner Maschine an welche Klemme von welchem Buskoppler
angeschlossen ist, Du bekommst (vielleicht) eine
Beschreibung der Konfiguration Deiner SPS, und Du
bekommst Zugriff auf das SPS-Programm. Um Deine
Maschine am Laufen zu halten, genügt das ja auch.


> Der, der dafür bezahlt, kriegt also "Open Source".

Nix "Open Source". Dein Lieferant wird Dir schön
auf's Dach steigen, wenn er mitbekommt, dass Du
sein Steuerungsprogramm munter an Dritte weiter-
vertickst...

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Egon D. schrieb:
> War das nicht der Raspberry Pi, den man nicht mit
> Blitzlicht fotografieren durfte, weil der dann aufgrund
> der Fehlfunktion eines Spannungsreglers abgestürzt ist?

Der Spannungsregler hatte keine Fehlfunktion. Der war extra so gebaut. 
Es wurden nur die Falschen für die Produktion des Raspi geliefert.

von Markus M. (Firma: EleLa - www.elela.de) (mmvisual)


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Alexander M. schrieb:
> Helge schrieb:
>> Ich hab mir einiges an open source oder von newcomer-Herstellern
>> angesehen. Das war eher nicht begeisternd. Steuerungen müssen
>> industrietauglich sein, Protokolle wie Profinet (Master und Slave) und
>> weitere beherrschen, um überhaupt einsetzbar zu sein. Von der reinen
>> Rechenleistung wär was mit RPi schon Ok, drunter eher nicht. Dann müssen
>> Steuerungen Diagnosemöglichkeiten haben und on the fly umprogrammierbar
>> sein. Ich werd mir nicht leisten, daß irgendeine Stufe einer verketteten
>> Produktionsanlage 3 Minuten das neue Programm reinlädt.
>> Der zweite Komplex ist Gewährleistung. Wenn mir irgendwas stirbt, was
>> mit Schneider oder Siemens nicht stirbt (oder die Lebensdauer der
>> Komponenten eher so 2 Jahre - 1 Tag ist), wird das sehr schnell sehr
>> teuer.
>> Der dritte Komplex ist Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Mir hilft die
>> beste open source Platine nix, wenn ich die erst fertigen und bestücken
>> muß. Bis dahin können schon paar hunderttausend Verlust durch
>> Produktionsausfall zusammenkommen.
>> Dann der Bereich Sicherheitskomponenten. Da können die versiertesten
>> Leute was zambaun und das funktioniert auch sicher super, aber da ist
>> kein Stempel drauf.
>> --
>> Das soll kein bashing sein. Schaun mer mal in 5 Jahren, vielleicht
>> siehts dann schon ganz anders aus.

Ja, genau, so sieht die Realität aus. Alle Sonder-Sachen sind 
schlussendlich viel zu teuer. Weil man braucht für die Inbetriebnahme 
meist zig mal mehr Zeit, hat an allen Ecken und Enden irgend welche 
Einschränkungen und wehe es geht was kaputt.
Und wer die Sicherheitstechnik (z.B. Nothalt und Schutztürkreis) mit 
Selbst-Bastel-Lösungen ohne Stempel erstellt, der steht im Prinzip jetzt 
Schon im Knast. Moderne Siemens-Steuerungen können die 
Sicherheitstechnik gleich mit übernehmen, dazu braucht man keine extra 
Steuerung einbauen, und das spart wiederum Geld.


> Danke für deine Meinung.
>
> Da stimme ich dir schon zu. Das Problem ist da aber da doch, dass
> aktuell keine Veränderung stattfindet, weil einfach bisher immer schon
> auf den jeweiligen Plattformen gearbeitet wurde. Unabhängig ob
> vielleicht andere Wege besser wären...
> Das finde ich persönlich irgendwie extrem schade / ärgerlich...


Ich finde das überhaupt nicht ärgerlich. Siemens war schon vor 30 Jahren 
gut und hat einfach funktioniert, so ist es auch heute. Und wenn ein 
anderer Techniker/Monteur das übernehmen muss weil der eine in Rente 
geht, dann hat es der Nachfolger einfacher, da alles standardisierte 
Technik ist.
Daher: Ich ärgere mich wenn ich solch spezielle Technik auch nur schon 
anschauen muss ... für den eigentlichen Kunden der da was repariert 
haben möchte ist das dann zig mal teurer. Falls der überhaupt einen 
findet der das dann noch richten kann, muss der sich erst mal da 
einarbeiten.
Daher: Alle Kunden die nur einen funken Verstand haben werden solche 
Lieferanten von "komischer" Technik achtkant rausschmeißen.


Wer das unbedingt dennoch nutzen möchte: Nutzt das für eure private 
Aquariumsteuerung - wo es eigentlich egal ist wenn die Technik versagt.

von Martin V. (oldmax)


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Hi
Alexander M. schrieb:
> Martin V. schrieb:
>> Hi
>>
>> Nun, ob Open Source bei Maschinensteuerungen möglich sind, keine Ahnung,
>> aber auf jeden Fall ist da ein erweiterter Sicherheitsaspekt zu
>> beachten, und da bin ich mir nicht sicher, ob das mit Open Source
>> Angeboten wirklich günstiger werden würde.
>> Aber meiner Meinung nach werden auch keine Programme in "Hochsprachen"
>> zum Einsatz kommen. Schließlich muß eine Wartbarkeit von den Technikern
>> möglich sein, und glaub mir, die haben schon mit AWL große Probleme. FUP
>> und noch besser SCL, also grafsche Programmierung, das geht und ist auch
>> für die "einfachen" Techniker händelbar.
>> Es ist aber denkbar, das Teilsysteme mit einer eigenen festen
>> Funktionalität und einem begrenzt wartbaren Programm (Fehlermeldungen,
>> Betriebs- und Meßwertanzeige) zum Einsatz kommen, deren Programmierung
>> in C oder anderen Sprachen vorgenommen wird.
>>
>> Gruß oldmax
>
> Danke. Warum könnte es denn deiner Meinung nach da ein erhöhtes
> Sicherheitsrisiko geben? --> mehr Leute als Community = weniger Fehler
> Gibt es aber vielleicht auch genau die Probleme, weil eben mit AWL etc.
> programmiert wird. So bekommen die Programmierer ja überhaupt nie die
> Change, mal hinter die Kulissen schauen zu können...(Naja, aber das ist
> dann doch ein anderes Thema)
>
> Grüße
Eigentlich steh ich nicht auf soviel zitierten Text, aber wenn ich nur 
den eigentlichen Kern zitiere, laufe ich Gefahr, das ich komplett 
mißverstanden werde.
In der Industrie kosten Maschinen halt Geld, so auch in der 
Produktionskette. Das sind Maschinenstunden, die entsprechend ihrer 
Produktivität berechnet werden. Nun fällt so ein Stück aus und es 
beginnt die Uhr zu Ticken. Nur mal so ein Gedanke, Open Source, Programm 
vielleicht in C
Hersteller finden, Kommunity einberufen, Spezialist trotzdem 
hinzubeordern was auch immer. Ein C Programm analysieren und über 
schlechte oder mißverständliche Dokumentation fluchen. Wann glaubst du, 
läuft die Karre wieder? Wenn C genau wie AWl, FUP, KOP oder SCL die 
Funktion der Schaltung sichtbar machen würde, wär vielleicht C im 
Einsatz, aber C ist vermutlich in der Programmierung dieser Sprachen 
benutzt worden.
Steuerung von entsprechender Fachfirma. Da gibt es nicht nur Siemens. 
Aber die ist wohl die bekannteste auf dem Sektor 
Industriemaschinensteuerung.
Das Betriebssystem, wennn ich es mal so nennen darf, ist genormt und in 
der Regel kann ein gut ausgebildeter Industrieelektroniker mit umgehen. 
(Nebenbei, ich bin ein Quereinsteiger gewesen und kam aus der 
Elektroinstallation.) Oftmals hat er die Anwendersoftware, also die 
Steuerung selbst geschrieben oder zumindest schon ein paarmal angepaßt. 
Der setzt sich nun an sein Datensichtgerät, schaut, was nicht geht  und 
in der Regel findet er den Fehler innerhalb von ein paar Minuten. Selten 
ist es ein Programmfehler. Auch hier kann man davon ausgehen, das es ein 
Bauteil ist, das den Geist aufgegeben hat. Also, Bauteil wechseln und 
gut. Eventuell noch ein paar Parameter einstellen und das ist es dann.
Ich habe über 30 Jahre einen solchen Job gemacht und ihr könnt mir 
glauben, da ist ganz schön Druck von Seiten der Produktion. Manchmal hab 
ich mir dann einen Produktionsmeister ins Schalthaus geholt, an die 
Sprechanlage gestellt und ab und zu mal gesagt, er soll seinem Bediener 
sagen, das er eine Taste drücken soll. Der kam sich dann enorm wichtig 
vor, der Bediener langweilte sich nicht mehr und ich konnte in Ruhe die 
Störung suchen.
Aber kommen wir nun mal zum erhöhten Sicherheitsrisiko. Wenn es um 
Steuerungssysteme geht, ist da schon eine gewisse Stabilität 
erforderlich. Ein Ausfall einer Steuerung aufgrund einer dahin 
gebastelten Platine ist u.U. tödlich. Zusatzkomponenten wie Sensoren, 
Meßgeber, Aktoren und was euch da sonst noch so einfallen mag, kommen eh 
schon aus verschiedenen Firmen, darüber bedarf es keiner Debatte, aber 
es sind auch keine Garagenschmieden, sondern seriöse Produzenten, die 
sich ihrer Verantwortung bewußt sind.
@ Alexander M
Wenn du Probleme mit AWL, KOP und FUP und dem Rest von 
Anwenderprogrammiersprachen hast, du brauchst sie doch nicht, oder? Und 
wenn doch, wirst du feststellen, Programmieren in FUP, KOP oder AWL ist 
auch nicht anders wie in einer Programmiersprache wie C, lediglich der 
Syntax ist anders. Na ja, und auch meist das Ziel. Gut, wenn du auf dem 
PC eine Reihenfolge vertauscht, ist das Ergebnis falsch und alle kratzen 
sich am Kopf. Machst du das bei einer Maschine, kracht es da schon mal 
ziemlich laut und jeder weiß, das du einen Fehler gemacht hast.
Gruß oldmax

von Martin V. (oldmax)


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Sorry, wollte ja eigentlich auf diesen Part eingehen
Alexander M. schrieb:
> Gibt es aber vielleicht auch genau die Probleme, weil eben mit AWL etc.
> programmiert wird. So bekommen die Programmierer ja überhaupt nie die
> Change, mal hinter die Kulissen schauen zu können.
So ganz hab ich deinen Satz nicht verstanden. Welche Probleme gibt es? 
Ich programmiere eine Anwendersoftware in AWL, KOP oder FUP oder 
sonstwas. Auch PASCAL, C, BASIC und was es sonst noch so gibt, sind 
Anwenderprogramme, die dazu da sind, ebenfalls Anwenderprogramme zu 
schreiben für Leute, die einfach nur mal einen Text schreiben, ein Bild 
bearbeiten oder ihre Steuererklärung machen möchten. Die interessiert 
auch nicht, wie das gemacht wird. Schön, kann sein, das es Open Source 
ist, aber braucht das der Anwender? Gut, wenn er programmieren kann, 
vielleicht, aber die Regel sagt, ich will spielen, schreiben oder malen. 
Mach mir, das das geht.
Will er aber wie du hinter die Kulissen schauen, muß er die zugrunde 
liegende Sprache lernen, sonst nutzt auch Open Source nix.
So, nun ist genug von mir gefaselt.
Gruß oldmax

von Alexander M. (a_lexander)


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Danke für die interessanten Antworten.

Der Kern meiner Aussage ist ja nicht: Ich möchte meine eigene Platine 
entwickeln (oder im besten Fall den Arduino so wie er ist nehmen) und 
die in der Industrie sinnvoll einsetzen, und beschwere mich, weil das 
aktuell noch nicht gemacht wird...

Ich kann ja zu 100% verstehen, dass jegliche HW-Komponenten 
staub-/EMV-/usw. geschützt & geprüft sein müssen, nur was ich eben nicht 
ganz verstehe, dass die Industrie so auf die SW-Komponenten wie AWL/FUP 
usw. beharrt und nie mal daran gedacht hat, weg von z. B. Siemens zu 
kommen und "günstigere" Komponenten zu verwenden, bei der dann wirklich 
auf das letzte Bit geschaut werden kann und nicht nur gehofft wird, dass 
schon alles laufen wird.
Ob ich einen Not-Halt Schalter mit AWL programmiere oder mit C, spielt 
erstmal keine Rolle. Ist es falsch programmiert, ist es nun mal falsch, 
und dann ist man so wie so "fällig", egal ob das mit dem C oder mit AWL 
programmiert wird.
Dass aber z. B. sich Open-Source SW da nicht durchgesetzt hat bei 
verschiedenen Funktionsbausteinen  Funktionen  Steuerungen (wie eine 
Siemens SPS), verstehe ich halt nicht...
Die Vorteile würden doch auf der Hand liegen:
- jeder weiß, was im Hintergrund ab geht
- die Community würde Fehler finden (wenn es welche gibt) --> aktuell 
weiß doch keiner, ob die Siemens SPS im Jahr 1.1.2022 ein Überlauf hat 
und mir somit das Programm abschmiert...

Die einzige richtige Vorteil ist mMn
- die Instandhalter kennen sich mit AWL etc. aus (der auch mMn der 
Entscheidende ist, warum sich da nichts ändert)

Alle anderen Vorteile könnten mMn zu Nichte gemacht werden:
- Langzeitverfügbarkeit --> wenn Firma x seine SW Open-Source verkauft 
und passende HW liefert, die langzeitverfügbar ist...
- "aktuell läuft alles stabil, es lief auch die letzten 30 Jahre stabil 
und warum sollte man das ändern" --> für mich ist das reine Hoffnung (na 
klar kann man hier dann auch argumentieren: "dann müsste aber auch die 
Chipherstellung der uC usw. Open-Source sein" --> zumindest hätte man so 
aber dann aber die "Unsicherheitskomponente" SW Steuerung ausgemerzt...)

Grüße

von Johannes S. (Gast)


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ich verstehe es immer noch nicht: du willst eine SPS Steuerung für 
irgendeine Maschine durch ein Open Source C Gefrickel ersetzen und 
öffentlich machen, in der Hoffnung das irgendein Freak dir die Fehler 
daraus entfernt? Nicht dein Ernst, oder?

von Johannes S. (Gast)


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Alexander M. schrieb:
> Ob ich einen Not-Halt Schalter mit AWL programmiere oder mit C, spielt
> erstmal keine Rolle.

doch, Stichwort SIL, safety integrity level. Um dem zu entgehen setzt 
man sogar liefer eine fertige Sicherheits SPS ein für kritische 
Funktionen.

von Unbekannt U. (Gast)


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Der Markt hat sich vor etwa 4 Jahren begonnen zu öffnen. Die 
Automatisierungsbranche steht Steuerungstechnisch am Anfang eine 
Revolution.

Man muss nur mal schauen, was Phoenix mit PLCnext für Erfolge feiert, 
wie Bosch mit CtrlX in den Markt drückt, und selbst der Windows-Laden 
Beckhoff schwenkt (langsam) auf FreeBSD um.

Container, Python, HTML-Visualisierung, etc., alles Dinge die es vor 5 
Jahren kaum in der Branche gegeben hat, heute auf den Weg zum 
Normalzustand mit großer strategischer Unterstützung der Lieferanten.

Die Vorstellung, dass der Betriebselektriker vom Kunden an einer 
aktuellen, neuen Maschine ein paar Netzwerke in der SPS ändert, hat 
nichts mit der Realität zu tun und ist ein verklärter Blick durch die 
Früher-war-alles-besser-Brille.

Heutige Anlagen und Maschinen sind technisch viel zu komplex, 
vertragliche und rechtliche Rahmenbedingungen sprechen auch dagegen, 
dass da ein Kunde dran rumfummelt. Steuerungssoftware wird heute von 
Informatikern entwickelt. Schaut euch mal an, was für eine Generation da 
gerade ranwächst bzw. heute schon in den Entwicklungspositionen, z.B. 
bei Beckhoff, Bosch, und ja, auch bei Siemens ist.

Klar gibt es noch Horden von "SPS-Programmierern", Elektriker und 
sonstige Nicht-Informatiker die sich das irgendwie und irgendwo mal 
beigebracht haben und mit fragwürdigen Methoden irgendetwas zusammen 
basteln. Aber schaut mal den Altersdurchschnitt an, das sind alles 
Leute, die in den nächsten 10 bis 15 Jahre in Rente sind.

Es wird auch noch sehr lange einen Mark für das Geraffel àla Siemens 
geben, nur ist das ein schrumpfender Markt für den sich immer weniger 
interessieren, Studienabgänger wie Hersteller.

von Alexander M. (a_lexander)


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Johannes S. schrieb:
> ich verstehe es immer noch nicht: du willst eine SPS Steuerung für
> irgendeine Maschine durch ein Open Source C Gefrickel ersetzen und
> öffentlich machen, in der Hoffnung das irgendein Freak dir die Fehler
> daraus entfernt? Nicht dein Ernst, oder?

Nein.
1. Ich möchte keine tausende Euros für eine Programmierumgebung zahlen, 
nur weil es einfach immer schon so gemacht wurde (Stichwort TIA Portal)
2. Ich verstehe nicht, warum sich Firmen abhängig machen von anderen 
Firmen (z. B. Siemens), nur weil das "bewährte Technik" ist bzw. besser 
gesagt: Ich verstehe nicht, wie Siemens & andere große Firmen so ein 
Monopol in der Industrie aufbauen konnten
3. Ich versehe nicht, warum nie Punkt 2 von anderen Firmen mal 
angegangen wurde, à la "Hier bekommt ihr unsere sichere Open-Source 
Software, (damit ihr versteht, was ab geht) und hier habt ihr 
gleichzeitig unsere industrietaugliche HW, die ihr dann mit unserer SW 
programmieren könnt.

Ich will erstmal nichts öffentlich machen, ich will in erster Linie mit 
öffentlicher SW arbeiten ;)...

Grüße

von Alexander M. (a_lexander)


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Johannes S. schrieb:
> Alexander M. schrieb:
>> Ob ich einen Not-Halt Schalter mit AWL programmiere oder mit C, spielt
>> erstmal keine Rolle.
>
> doch, Stichwort SIL, safety integrity level. Um dem zu entgehen setzt
> man sogar liefer eine fertige Sicherheits SPS ein für kritische
> Funktionen.

Ist diese Schnittstelle denn einsehbar? Weil wenn nicht, dann beruht die 
Schnittstelle ja lediglich auf Hoffnung...

Grüße

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Alexander M. schrieb:
> Dass aber z. B. sich Open-Source SW da nicht durchgesetzt hat bei
> verschiedenen Funktionsbausteinen  Funktionen  Steuerungen (wie eine
> Siemens SPS), verstehe ich halt nicht...

Zu erwähnen wäre das dort im Umfeld bereits Open-Source SW in der 
Entwicklung verwendet wird. Bei hohen Ansprüchen an die Zuverlässigkeit 
besteht die Notwendigkeit über einen anderen Systemansatz gegenzutesten.

Wenn grobe Fehler in der SW wären, kann schlecht eine ganze Community 
eingesperrt werden. Vor allem muss die OSS-Community auch von 
irgendetwas Leben und ein Einkommen haben. Aktuell lernen die Profis die 
ersten Schritte mit OpenSource, wie das alles funktioniert. Dabei tragen 
diese oft der Community etwas bei. Parallel oder danach arbeiten diese 
häufig an den proprietären Projekten, wo diese ihr Einkommen beziehen um 
ohne Sozialhilfe Leben zu können. Open Source hat daher für die IT, bzw. 
µC-Programmierung die Funktion des Selbststudiums einer öffentlichen 
Bibliothek von Lernbüchern übernommen. Somit bildet OSS für alle Firmen 
dieser Branchen einen wichtigen Faktor mit dem Niveau des 
IT-Fortschrittes weiter mithalten zu können.

von Alexander M. (a_lexander)


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Dieter D. schrieb:
> Alexander M. schrieb:
>> Dass aber z. B. sich Open-Source SW da nicht durchgesetzt hat bei
>> verschiedenen Funktionsbausteinen  Funktionen  Steuerungen (wie eine
>> Siemens SPS), verstehe ich halt nicht...
>
> Zu erwähnen wäre das dort im Umfeld bereits Open-Source SW in der
> Entwicklung verwendet wird. Bei hohen Ansprüchen an die Zuverlässigkeit
> besteht die Notwendigkeit über einen anderen Systemansatz gegenzutesten.

Kannst du da konkreter werden? Welche gibt es denn z. B.?

> Wenn grobe Fehler in der SW wären, kann schlecht eine ganze Community
> eingesperrt werden. Vor allem muss die OSS-Community auch von
> irgendetwas Leben und ein Einkommen haben.

Es geht mir ja nicht darum, dass jeder "mitpfuschen" kann an der 
Software, sondern eher darum, dass jeder die SW einsehen kann und dann 
evtl. natürlich Anträge zur Verbesserung einreichen kann...
Vielleicht hab ich mich da auch nicht gut genug ausgedrückt in den 
letzten Posts...

Grüße

von Johannes S. (Gast)


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Alexander M. schrieb:
> Ist diese Schnittstelle denn einsehbar? Weil wenn nicht, dann beruht die
> Schnittstelle ja lediglich auf Hoffnung...

Quark, das hat nix mit 'Sicherheit durch Verbergen' zu tun. SIL ist ein 
Sack voll Normen, und du darfst deine Steuerung beim TÜV abnehmen 
lassen. Das in Einzelstücken ist natürlich wesentlich günstiger als 
Standardprodukte...

Siemens ist auch nicht der einzige Große, es gibt jede Menge SPS 
Anbieter.

Und Industrie ist konservativ, da will man Ersatzteile/lösungen min. 10 
Jahre  lang verfügbar haben. In der Praxis wirst du auch für >20 Jahre 
alte Anlagen noch Ersatzteile bekommen. OSS ist dynamisch, da wird jeden 
Monat eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Auch wenn alles offen ist, 
finde mal in 10 Jahren jemanden der sich noch mit dem auskennt was heute 
hipp ist.

von Alexander M. (a_lexander)


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Johannes S. schrieb:
> Und Industrie ist konservativ, da will man Ersatzteile/lösungen min. 10
> Jahre  lang verfügbar haben. In der Praxis wirst du auch für >20 Jahre
> alte Anlagen noch Ersatzteile bekommen. OSS ist dynamisch, da wird jeden
> Monat eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Auch wenn alles offen ist,
> finde mal in 10 Jahren jemanden der sich noch mit dem auskennt was heute
> hipp ist.

Das ist aber doch auch möglich mit Open Source?
1. Spricht ja nichts dagegen, dass trotzdem Komponenten 10 Jahre 
verfügbar sind.
2. Es kann ja auch alt bewährte Technik Open Source sein, dann kennen 
sich vielleicht in 10 Jahre noch viel mehr aus ;)

Aber an sich verstehe ich die Argumente natürlich schon... Ich wünschte 
es mir persönlich vielleicht einfach nur anders (auch wenn das dann eher 
weniger wirtschaftlich bzw. nicht wartbar etc. für die Firmen wär) ;)...

von Egon D. (Gast)


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Alexander M. schrieb:

> 1. Ich möchte keine tausende Euros für eine
> Programmierumgebung zahlen,

Naja, das scheint sich ja in den letzten Jahrzehnten
zum Massenphänomen entwickelt zu haben: Niemand will
mehr für eine vernünftige Leistung zahlen, weil "Geiz
ja geil" ist.
Nur die Folge, dass dann auch für die eigene Leistung
nicht mehr vernünftig gezahlt wird, will dann doch
niemand in Kauf nehmen...


> nur weil es einfach immer schon so gemacht wurde
> (Stichwort TIA Portal)

???

1) Linux wurde 1991 veröffentlicht.

2) Von "TIA" spricht Siemens seit 1996.

3) Das TIA-Portal wurde 2017 veröffentlicht.

Wenn TIA oder das TIA-Portal für Dich alte Zöpfe sind,
die schon lange abgeschnitten gehören, dann sollte das
doch noch viel mehr für Linux oder die ganze GNU-Software
gelten, nicht wahr? Schließlich ist das Zeug noch viel
älter...

Von der Programmiersprache "C" reden wir lieber gar nicht
erst.


> 2. Ich verstehe nicht, warum sich Firmen abhängig machen
> von anderen Firmen (z. B. Siemens), nur weil das "bewährte
> Technik" ist bzw. besser gesagt: Ich verstehe nicht, wie
> Siemens & andere große Firmen so ein Monopol in der
> Industrie aufbauen konnten

Gegenfrage: Verstehst Du ÜBERHAUPT, wie Arbeitsteilung
funktioniert?

Warum macht sich das Wasserwerk vom Elektrizitätswerk
abhängig?
Warum macht sich der Bauer von der Tankstelle abhängig
und bestellt sein Feld nicht wie früher mit dem Ochsen?


> 3. Ich versehe nicht, warum nie Punkt 2 von anderen
> Firmen mal angegangen wurde, à la "Hier bekommt ihr
> unsere sichere Open-Source Software, (damit ihr
> versteht, was ab geht) und hier habt ihr gleichzeitig
> unsere industrietaugliche HW, die ihr dann mit unserer
> SW programmieren könnt.

Der Teil ist einfach: Weil
a) FOSS im öffentlichen Bewusstsein eine relativ junge
   Sache ist (wenig älter als 20 Jahre) und
b) die Erkenntnis, dass man auf der Basis von FOSS auch
   Geld verdienen kann, noch viel jünger ist.


Spannend ist eigentlich die umgekehrte Richtung der
Frage: Warum ist Steuerungsprogrammierung ein von der
"richtigen" Informatik dermaßen verachtetes Gebiet,
dass zwar im Wochentakt neue Programmiersprachen für
PCs und ähnliche Geräte erscheinen, aber die Zahl der
Versuche, die Steuerungsprogrammierung zu verbessern,
SEHR überschaubar ist?


> Ich will erstmal nichts öffentlich machen, ich will
> in erster Linie mit öffentlicher SW arbeiten ;)...

Naja, dann entwickle doch einen freien AWL-Interpreter
für Arduino.

von Markus M. (Firma: EleLa - www.elela.de) (mmvisual)


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Alexander M. schrieb:
> 1. Ich möchte keine tausende Euros für eine Programmierumgebung zahlen,
> nur weil es einfach immer schon so gemacht wurde (Stichwort TIA Portal)

Na dann viel Spaß beim zehntausende Euro zahlen um die 
Sicherheitstechnik durch den TÜV zu bekommen.
Und nicht vergessen:
Jede HW-Komponente, jeder Stecker, jeder Taster, jedes Bit im ganzen 
Quellcode-Bereich was in irgend einer Form in Verbindung steht mit der 
Sicherheitstechnik muss zertifiziert werden.
Einfach mal ein C-Programm was die "Sicherheitstechnik" in einem Task 
mit macht ist da nicht. Das Bedeutet dass nach JEDER Änderung das 
komplette Programm vom TÜV NEU abgenommen werden muss.

Bei den gängigen Firmen wie z.B. Pilz, die Sicherheitstechnik anbieten 
sind das spezielle HW-Module, die doppelt überwacht werden. Auch der 
Programmcode kann nicht alles programmiert werden, da lässt sich das 
Projekt dann nicht übersetzen. Selbst bei Änderung der 
Sicherheitstechnik ist immer erst eine Passwort-Abfrage drin die das 
frei schaltet und der Download geht prinzipiell immer über Anlagestopp.

Vergiss es einfach das in einem "C-Programm" mal schnell mit zu machen, 
du wirst es nicht schaffen durch den TÜV zu kommen - schon gar nicht 
ohne einen fetten Sack voll Geld.

Beispiel Kosten:
Von Pilz gibt es Feld E/A Module mit 4 Ein-/Ausgängen in 
Savety-Ausführung und ProfiSave Netzwerkanschluss. Kosten je Modul: ca. 
800€
Je nach Maschine kostet alleine die Savety Hardware locker mal 
5-Stellig.
Schlussendlich sind die Kosten für das TIA "kleinkram".

von Martin V. (oldmax)


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Hi
Alexander M. schrieb:
> 1. Ich möchte keine tausende Euros für eine Programmierumgebung zahlen,
> nur weil es einfach immer schon so gemacht wurde (Stichwort TIA Portal)

Aha, du glaubst also, wenn Siemens und Co ihre Programmierung in Open 
Source anbieten würden, würde ein Programm, das nicht tausendfach 
vervielfältigt wird, weil es ja nur für eine Anlage von Bedeutung ist, 
keine tausend € kosten. Also, das wäre wirtschaftlicher Selbstmord. 
Jeder auf dieser Welt lebt von irgendwelchen erwirtschafteten 
Leistungen, der Millionär genauso wie ein H4 Empfänger. Wenn also jeder 
Leistung supergünstig, ja vielleicht sogar kostenlos seine Dienste 
anbietet, was glaubst du, wie dann der Bäcker seine Brötchen abgibt? 
Kostenlos, aus Nächstenliebe?
Nächstes Thema:

Alexander M. schrieb:
> Ich wünschte
> es mir persönlich vielleicht einfach nur anders (auch wenn das dann eher
> weniger wirtschaftlich bzw. nicht wartbar etc. für die Firmen wär)

Warum? Was hast du davon? Willst du auch an die Maschinensteuerung ran? 
Reichen die Grundlagen eines Informatikers aus, um mit Elektrizität und 
der Kraft von Maschinen umzugehen? Klar, es wird ja nur ein Bit gesetzt 
und ein Relais oder Schütz angesteuert, oder ein Fahrbefehll an 
irgendeinen Frequenzumrichter geschickt. Was ist da schon großartig zu 
beachten? Dafür braucht man doch höchstens nur Grundlagen der Physik.
Außerdem, ich wünschte mir auch, das die Programme in Assembler 
geschrieben werden, ich kann kein C. Glaubst du, es interessiert hier 
jemanden? Jeder wird mir sagen, wenn du C anwenden mußt, weil es das 
Ziel fordert, dann lern es, oder bleib auf der Strecke. Es gibt genug, 
die das Ziel erreichen, da fällt es gar nicht auf, das du nicht dabei 
bist.
Also, finde dich damit ab, das es außer Assembler, C, Pascal, Basic und 
noch viele weiteren Programmiersprachen auch noch welche gibt, die so 
gestaltet sind, das es geschultem Personal (von Betriebselektrikern bis 
zu Elektroingenieren) möglich ist, jederzeit Programmabläufe zu 
beobachten, zu analysieren und auch zu verbessern. Es gibt nicht nur 
kleine Maschinen, deren Funktion einmal festgelegt und dann 
vervielfältigt werden. Selbst in Roboterstraßen können Roboter von 
"Einrichtern" umprogrammiert werden. Dafür braucht es manchmal nicht 
einmal eine Programmiersprache. Da ist das Anlernprogramm Teil des 
Betriebssystems. Glaub mir, da sitzen Leute dran, die sehr viel 
Erfahrung haben. Und du meinst, mit Open Source wäre das alles viel 
einfacher und eine Community könnte da viel bewegen?
Allein aus diesen Beiträgen hier kannst du erkennen, wie schwer es für 
dich ist, zu akzeptieren, das wenn man etwas können will, dieses auch 
lernen muß. Du bist ja immer noch der Meinung, du würdest KOP, FUP oder 
AWL mit Open Source ersetzen können und begreifst nicht, das auch C 
nicht so einfach Open Source ist, sondern ein fertiges Werkzeug. Und mit 
einem fertigen Werkzeug werden nicht nur Endprodukte geschaffen, sondern 
auch weitere Werkzeuge. Bei C wär es bspw. eine Library und bei SPS ein 
Funktionsbaustein.

Alexander M. schrieb:
> Es geht mir ja nicht darum, dass jeder "mitpfuschen" kann an der
> Software, sondern eher darum, dass jeder die SW einsehen kann und dann
> evtl. natürlich Anträge zur Verbesserung einreichen kann...

Wo? Bei VW in Wolfsburg oder Mercedes in Stuttgart? Oder bei Thyssen 
oder was weiß ich wo noch? Oder kennst du jemanden, der sich eine SPS in 
sein Wohnzimmer gebaut hat?

Unbekannt U. schrieb:
> Heutige Anlagen und Maschinen sind technisch viel zu komplex,
> vertragliche und rechtliche Rahmenbedingungen sprechen auch dagegen,
> dass da ein Kunde dran rumfummelt. Steuerungssoftware wird heute von
> Informatikern entwickelt.

Unbekannt U. schrieb:
> Klar gibt es noch Horden von "SPS-Programmierern", Elektriker und
> sonstige Nicht-Informatiker die sich das irgendwie und irgendwo mal
> beigebracht haben und mit fragwürdigen Methoden irgendetwas zusammen
> basteln.

Sorry, das zeigt mir, das du von der Materie wenig, vielleicht gar keine 
Ahnung hast. SPS ist heutzutage Standartausbildung der 
Industrieelektroniker. Und wie in jedem Beruf gibt es da Menschen, die 
mit dem erlernten zufrieden sind und welche, die mehr draus machen und 
Meister oder Techniker nachschieben. Selbst Studiengänge zum Ingenieur 
oder moderner Bachelor und Master sind nicht selten.
Informatiker hingegen sind nicht unbedingt geeignet, Maschinen zu 
programmieren. Es sei denn, sie haben Steuerungs- oder Regelungstechnik 
studiert oder besser beides. Aber dann sind wir wieder im 
Ingenieursbereich.
Und fragwürdig sind deren Methoden und Arbeiten sicherlich nicht, denn 
die Maschinen laufen nicht nach Fragwürdigkeit, sondern nach wohl 
durchdachten Abläufen. Was anderes würde der Abteilungsleiter gar nicht 
zulassen. Wenn du von 10 Programmänderungen auch nur eine verpatzt, dann 
wird dir sehr schnell klargemacht, das du da die Finger von lassen mußt. 
Zu teuer sind die Ergebnisse von fragwürdigen Eingriffen.

Egon D. schrieb:
> Spannend ist eigentlich die umgekehrte Richtung der
> Frage: Warum ist Steuerungsprogrammierung ein von der
> "richtigen" Informatik dermaßen verachtetes Gebiet,
> dass zwar im Wochentakt neue Programmiersprachen für
> PCs und ähnliche Geräte erscheinen, aber die Zahl der
> Versuche, die Steuerungsprogrammierung zu verbessern,
> SEHR überschaubar ist?

Egon hat da völlig recht. Eine Programmiersprache für eine SPS ist eine 
ziemlich vertrackte Angelegenheit. Zum einen muß sie die Möglichkeit 
bieten, jedes Bit in einer Steuerung sichtbar zu machen, jeden Wert 
anzuzeigen und nicht irgendwann, sondern so, das daraus auch 
Rückschlüsse gezogen werden können, also übertrieben gesagt in 
"Realtime". Und das ohne den Programmablauf auszubremsen. (Bitte, nagelt 
mich jetzt nicht auf Realtime fest, ich weiß, das es etwas anders ist, 
aber um das zu erklären brauch ich mindestens zwei Tage. )
Ich denke, mit der Einführung der Sprachen für die gängigen Maschinen 
ist eine gut erlernbare Basis für das Servicepersonal geschaffen. Ich 
selbst habe Inbetriebnahmen durchgeführt und weiß, wie beweglich man 
dabei sein muß. Nicht immer ist das was in der Theorie am grünen Tisch 
geplant wurde, physikalisch umsetzbar und dann ist ein Programmierer 
gefragt, der auch die Maschine und ihre Möglichkeiten und Grenzen kennt.
Gruß oldmax

: Bearbeitet durch User
von Uwe B. (uwebre)


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Martin V. schrieb:
> Zum einen muß sie die Möglichkeit
> bieten, jedes Bit in einer Steuerung sichtbar zu machen, jeden Wert
> anzuzeigen und nicht irgendwann, sondern so, das daraus auch
> Rückschlüsse gezogen werden können

Unerlässlich für die Programmiermethodik "Versuch und Irrtum" ;-)

Uwe

von Uwe B. (uwebre)


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Unbekannt U. schrieb:

> Aber schaut mal den Altersdurchschnitt an, das sind alles
> Leute, die in den nächsten 10 bis 15 Jahre in Rente sind.

Maschinen werden heute von jungen Informatikern programmiert die nach 
dem Studium kaum Berufserfahrung aufbauen konnten? Weil sonst zu alt?
Nicht gut!

Uwe

von Martin V. (oldmax)


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Hi
Uwe B. schrieb:
> Unerlässlich für die Programmiermethodik "Versuch und Irrtum" ;-)
Nun, auch das gibt es, aber in der Regel dient eine Visualisierung des 
Programms dazu, Fehler zu lokalisieren. Der "alte" Elektriker hatte 
dafür seinen Duspol, der mit der Zeit ein Multimeter wurde und in einem 
Display mit einer aktiven Visualisierung der Schaltung endete. Haltet 
euch nicht so sehr fest, das eine SPS "ständig" programmiert wird, aber 
es kommt schon mal vor, das sich Produktionsbedingungen ändern und eine 
Maschine angepaßt werden muß. Kommt auch ein wenig auf die Maschine an.

Uwe B. schrieb:
> Maschinen werden heute von jungen Informatikern programmiert die nach
> dem Studium kaum Berufserfahrung aufbauen konnten? Weil sonst zu alt?
> Nicht gut!

Woher nimmst du denn diese Weisheit? Ich hab da ziemlich ausführlich 
geschrieben, das eine Programmierung einer Maschinensteuerung Grundlagen 
in der Ausbildung von Industrie-Elektronikern ist. Es gehört ein etwas 
anderes Verständnis zu einer Maschinensteuerung wie zur Programmierung 
einer Datenbankanwendung. Natürlich schließe ich nicht aus, das ein 
Informatiker eine Maschine programmiert, aber das ist eher die Ausnahme, 
genauso, wie ein Maschinenprogrammiereer eine Datenbankanwendung 
schreibt. Frag mal einen Informatiker, ob er aus dem Kopf heraus eine 
Kreuzschaltung hinbekommt. Der weiß wahrscheinlich gar nicht, wozu die 
gut ist.
Eine SPS steuert eben nicht nur eine Drehbank, sondern auch große 
Fertigungsstraßen. Die "Alten" haben noch Steuerungen mit Schützen 
gebaut und sich durch meterlange Reihen von Schaltschränken kämpfen 
müssen, immer die Pläne im Arm und Meßwerkzeug. Glaubt mir, die konnten 
noch Maschinensteuerungen und Schaltpläne lesen. Und wenn sie denn den 
Anschluß nicht verpaßt haben, waren es auch gute Programmierer von 
Steuerungen.
Gruß oldmax

: Bearbeitet durch User
von Uwe B. (uwebre)


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Martin V. schrieb:
> Uwe B. schrieb:
>> Maschinen werden heute von jungen Informatikern programmiert die nach
>> dem Studium kaum Berufserfahrung aufbauen konnten? Weil sonst zu alt?
>> Nicht gut!
>
> Woher nimmst du denn diese Weisheit?

Ich fürchte ich wurde mißverstanden. Erstmal bin ich nicht der Meinung 
daß studierte Informatiker Maschinensteuerungen programmieren sollen. 
Das ist ein völlig anderer Job. Andererseits bin ich der Meinung daß die 
Programmierung von Maschinensteuerungen ab einer gewissen Komplexität 
Ingenieurs- oder Technikerarbeit ist. Gerne auch aus dem Bereich 
Maschinenbau. Der Industrie-Elektroniker macht da Inbetriebnahmen und 
ggf. Fehlersuche.
Das war übringens auch in der "guten alten Zeit" so, die Schaltpläne für 
die laufenden Meter Schaltschrank kamen aus dem Konstruktionsbüro, die 
hat sich nicht der Verdrahter nebenbei überlegt.

Tatsächlich ändert sich in der Welt der Maschinesteuerungen derzeit 
viel, die Grenzen zur "richtigen Programmierung" verschwimmen 
zunehmends. Wurde ja schon geschrieben. Ich mußte kürzlich mit der 
aktuellen Codesys Version arbeiten und habe mir mal die Programmierung 
der B&R-Steuerungen angesehen und getestet. Das ist nichts mehr für 
nebenbei wenn man das ernst nimmt.

Was auch ein Thema der Zeit ist wäre die Bedienerführung. Durch die 
Möglichkeiten wachsen die Ansprüche. Das kann schnell, wie bei der 
Erstellung von PC-Software, die meißte Arbeit machen.
Die Zeiten wo man eine schlichte SPS-Steuerung am Display erkennen 
konnte sind definitiv vorbei.

Und dann, der wichtigste Teil:
Mit 15 Jahren vor der Rente hat man gerade genug Berufserfahrung um 
souverän diesen Job machen zu können.

Uwe

von Matthias S. (da_user)


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Uwe B. schrieb:
> Andererseits bin ich der Meinung daß die
> Programmierung von Maschinensteuerungen ab einer gewissen Komplexität
> Ingenieurs- oder Technikerarbeit ist. Gerne auch aus dem Bereich
> Maschinenbau. Der Industrie-Elektroniker macht da Inbetriebnahmen und
> ggf. Fehlersuche.

Der Industrie-Elektroniker ist aber auch ganz glücklich, wenn er in die 
SPS-Steuerung reingucken kann um nachzusehen, was sich da tut und auch 
mal den einen oder anderen Parameter verstellen kann. Dazu muss er auch 
nicht das komplette Programm von vorne bis hinten verstehen, sondern nur 
einen Teilbereich. FUP & KOP machen das aber deutlich einfacher.

Uwe B. schrieb:
> Was auch ein Thema der Zeit ist wäre die Bedienerführung. Durch die
> Möglichkeiten wachsen die Ansprüche. Das kann schnell, wie bei der
> Erstellung von PC-Software, die meißte Arbeit machen.

Die Bedienführung (respektive HMI) macht dann i.d.R. aber auch nicht 
mehr die SPS sondern ein spezieller dafür bereitgestellter Rechner 
(resp. PC - damit wären wir bei der PC-Software). Da muss dass ganze 
dann auch nicht mehr zeitkritisch oder besonders "safety" laufen. Ob ein 
Informatiker aber für die Entwicklung eines solchen HMI der richtige 
ist? Ich denke da eher an einen "Anwendungsprogrammierer".
In meinem alten und meinen aktuellen Bereich kenne ich jeweils gerade 
mal zwei Anlagenhersteller, die dafür auf Linux setzen: Datacon und 
Waagner Biro.

von Uwe B. (uwebre)


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Alexander M. schrieb:

> - Verwendet ihr in der Automatisierungstechnik z. B. schon Linux? Wie

Linux wird gerne in Visualisierungsgeräten eingesetzt, z.B. schon seit 
über 15 Jahren in den Mobbilsterungsdisplays von IFM. Da ist dann 
allerdings noch ein Codeys Laufzeitsystem drübergestülpt. Man kann aber 
eigene Prozesse laufen lassen.

Erwähnt sei auch LinuxCNC, gerne genommen für Retrofit von "richtigen" 
CNC-Maschinen.

> - Was haltet ihr von Vertreibern von Open-Source Komponenten wie z. B.
> 
https://www.industrialshields.com/industrial-automation-solutions-home-20210212-lp
> oder https://revolution.kunbus.de/.

Merkwürdige Konstrukte. Mit den Raspberrys an Sich habe ich 
durchwachsene Erfahrung gemacht, haben alle irgendwelche Macken. Die 
"SPSe" mit dem Raspberry sind oberflächlich nur billig.

Die Sache mit den Arduinos kann ich eher verstehen, zumindest was die 
Softwareseite betrifft, der Zugang zur Programmierung ist leicht.
Für einfache Maschinen kann man sich das vorstellen. Billig ist das aber 
auch nicht.

> - Glaubt ihr die Maschinensteuerungen werden zukünftig weiterhin mit
> Sprachen wie FUP  AWL  etc. programmiert oder geht's vielleicht mal
> (mMn hoffentlich) in Richtung Hochsprache wie C / C++ ,...

Die Programmierung von SPSen ist natürlich mühsam gewachsen, wirkt 
teilweise altertümlich. "Strukturierter Text" ist aber ernsthaft 
erwachsen geworden.
Die Anforderungen sind deutlich anders, macht am Ende schon Sinn.
Es hat sich in den letzten Jahren viel getan bei den Herstellern.
Es lassen sich mittlerweile auch eigene C-Programme einbinden.

Ich bin eigentlich ein Fan von Open Source und mag diese Quasimonopole 
nicht. Dieses Codesys z.B. läuft mittlerweile auf nahezu jeder Steuerung 
wo nicht Siemens, B&R, und Co draufsteht. Es gibt kaum Wettbewerb.
Open Souce Projekte poppen immer mal auf sind aber schnell tot.

Was die Kosten für die Programmierumgebung betrifft, zumeißt kann man 
sich das kostenlos bei den Herstelellern der Steuerungen herunterladen, 
die Lizenzen sind mit der Hardware bezahlt. Das bremst vermutlich auch 
die Motivation eine eigenes Betriebssystem mit Programmiertool zu 
entwickeln.

Uwe

von Martin S. (strubi)


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Moin,

ja, das Thema ist ein Dauerbrenner und es prallen immer wieder die 
Automationsspezis auf die Physiker, die 'alles' koennen, nur nix richtig 
:-)

Grundsaetzlich gilt ja immer: Das Rad nicht neu erfinden, sofern das 
alte Rad bezahlbar ist und Risiken vermeidet.
Aber es tritt auch mal der Fall ein, wo eine SPS unzureichend ist, um 
irgend ein embedded-Geraet elegant anzusteuern - faengt schon damit an, 
wenn man ein altes serielles Protokoll einer PLC implementieren muss. 
Der Kunde hat damals eingesehen, dass es Sinn macht, eine neue Hardware 
aufzuziehen, mit der Anforderung, dass das gesamte System 
simuliert/verifiziert werden kann.
Das kostet schon eine Stange Geld, aber der so erstellte VHDL-Code kann 
auch noch in 20 Jahren auf eine aktuell laenger verfuegbare Architektur 
gebrannt werden. Fuer den Kunden ist das somit Opensource.
Fuer mich stellt sich a priori nicht die Frage ob man sich das 
SIL-X-PASS aufs Produkt kleben darf, sondern wie Haftungsszenarien mit 
schwerwiegenden Konsequenzen ausgeschlossen werden koennen. Ansonsten 
findet man da auch eine Menge Farce in Zertifizierungsprozeduren.

Was die Linux-Thematik angeht: es gibt auch hier im Umkreis eine Menge 
SCADA-und Test-Systeme, die seit 20 Jahren auf Linux- oder QNX-Basis 
laufen, weil die Kunden keine Lust mehr auf LabVIEW-Gefrickel haben, was 
nach der Erstellung keiner mehr warten kann/will. Nur sollte man 
tunlichst Linux in sicherheitsrelevanten Systemen vermeiden.

Ahja, sogar Siemens macht laengst den OpenSource/Arduino-Hype mit (siehe 
IOT2020).

Schlussendlich ist es eine Frage, von wem man sich abhaengig machen 
will. Bei der heutigen Volatilitaet im Geschaeft ist es 
wahrscheinlicher, dass eine Geschaeftssparte kaputtgekauft oder als 
unrentabel abgestossen wird, als dass der Opensource-Entwickler 
wegstirbt (und wenn, gibt es 200 andere, die sich reinfuchsen koennen).

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