Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schrittmotor Spannungsfrage


von Motorneuling (Gast)


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https://www.ebay.de/itm/DE-Free-1PC-Nema23-Stepper-Motor-Bipolar-2-2Nm-3A-84mm-8mm-D-Shaft-310oz-in/254538539229

Mit was für einer Spannung arbeitet dieser Schrittmotor überhaupt? Da 
oben steht 24V, 36V

und unten in der Tabelle steht 3,6V

Also sehr unterschiedlich angegeben!

Dann noch die Frage mit Schrittmotorentreiber:
https://de.aliexpress.com/item/4001155360677.html so eine habe ich. 3A 
sind angegeben. Schrittmotor zieht exakt 3A ich glaube das ist 
grenzwertig oder?

von Lukas (Gast)


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Motorneuling schrieb:
> Ebay-Artikel Nr. 254538539229
>
> Mit was für einer Spannung arbeitet dieser Schrittmotor überhaupt? Da
> oben steht 24V, 36V
>
> und unten in der Tabelle steht 3,6V
>
> Also sehr unterschiedlich angegeben!

Die 3,6V sind jene Spannung, die bei Stillstand und Nennstrom an der 
Motorwicklung anliegt. Diese ist grundsätzlich nicht wichtig für dich.


Schrittmotoren werden in der Regel Stromgesteuert. Die 24V, 36V sind die 
empfohlene Spannung mit der der Treiber versorgt werden soll. Die 
Spannung darf aber natürlich nicht die Maximale Versorgungsspannung des 
Treibers übersteigen!

Diese höhere Spannung brauchst du, weil die Wicklung kein rein Ohmsches 
sondern induktives verhalten hat. Bei einem Schrittmotor werden die 
Wicklungen laufend umgepolt und mit höherer Spannung ist das schneller 
möglich. Eine hohe Spannung ist für den Motor nicht Gefährlich, solange 
der Strom nicht überschritten wird.



Motorneuling schrieb:
> Dann noch die Frage mit Schrittmotorentreiber:
> https://de.aliexpress.com/item/4001155360677.html so eine habe ich. 3A
> sind angegeben. Schrittmotor zieht exakt 3A ich glaube das ist
> grenzwertig oder?


Die 3A des Motors heißen nicht dass der exakt 3A zieht, sondern dass er 
(dauerhaft) maximal 3A aushält. Bei Treiber kann man den Strom im 
Normalfall einstellen und diesen bekommt der Motor dann.

Meiner Erfahrung nach sind die Stromangaben auf den Treibern mit 
Vorsicht zu genießen, besonders bei günstigen Modellen erreicht man die 
oft nicht.
Ob du in deinem konkreten Anwendungsfall z.B. mit 2A auch genügend 
Drehmoment erhalten würdest kann ich natürlich nicht sagen.

von Lukas (Gast)


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Lukas schrieb:
> Eine hohe Spannung ist für den Motor nicht Gefährlich, solange
> der Strom nicht überschritten wird.

Kleiner Nachsatz: wenn du aber mehr als die 3,6V DIREKT an den Motor 
anlägst würde der Strom überschritten werden und der Motor schaden 
nehmen.

von Einer (Gast)


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Motorneuling schrieb:
> Schrittmotor zieht exakt 3A

Das wird zwar so gesagt, aber Strom wird von der Spannung gedrückt.
Wenn du den Schrittmotor mit 3A betreiben willst könnte es knapp werden.

von Wolfgang (Gast)


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Motorneuling schrieb:
> Schrittmotor zieht exakt 3A ich glaube das ist grenzwertig oder?

Aber nur, wenn die Wicklung mit einer Gleichspannung von 3.6V bestromt 
wird und die den Angaben zu Grunde liegende Wicklungstemperatur gegeben 
ist.

von Eslor (Gast)


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Vereinfacht und beispielhaft:
Im Stillstand reichen 3.6V, um die 3A zu erzeugen. (Weil der 
Wicklungswiderstand 1.2Ohm ist)
Bei 100rpm erzeugt der Motor selbst schon 10V generatorisch. Du brauchst 
bei 100rpm also 13.6V, um die 3A zu schaffen.

Bei 200rpm benötigst Du 23.6V ... usw.

von Wolfgang (Gast)


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Eslor schrieb:
> Im Stillstand reichen 3.6V, um die 3A zu erzeugen. (Weil der
> Wicklungswiderstand 1.2Ohm ist)

Der Wicklungswiderstand ist keine Konstante.
Wenn sich der Motor im Betrieb um 50K erwärmt, sind es um die 1.44Ω ;-)

von MaWin (Gast)


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Motorneuling schrieb:
> Mit was für einer Spannung arbeitet dieser Schrittmotor überhaupt?

Schrittmotoren arbeiten nicht mit Spannung, sondern mit Strom.
Der Strom wird vom Schrittmotortreiber geregelt, bei 3Arms (also 4.2A 
Spitze) entwickelt er ein Drehmomentvon 2,2 Nm, an den 1.2Ohm Wicklungen 
fällt dann 3.6V ab.
Damit man aber trotz der hohen Induktivität der Motorwicklungen eine 
relevante Drehzahl erreichen kann, versorgt man den Schrittmotortreiber 
mit 24-36V, das hält der Motor aus wenn man bei Erreichen des Stroms 
wieder runterregelt. Interessiert einen die Drehzahl nicht, reichen 3.6V 
(Vollschritt) am Motor oder 4.2V (Mikroschritt) also wohl 5V für den 
Treiber-IC.

https://dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.10

von Wolfgang (Gast)


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MaWin schrieb:
> Damit man aber trotz der hohen Induktivität der Motorwicklungen eine
> relevante Drehzahl erreichen kann, versorgt man den Schrittmotortreiber
> mit 24-36V, das hält der Motor aus wenn man bei Erreichen des Stroms
> wieder runterregelt.

Die Betriebsgrenze für den Motor ist bei normalem Betrieb durch die 
Wicklungstemperatur bestimmt, d.h. durch die mittlere Verlustleistung.
Dem Motor würde es nichts schaden, wenn man kurzzeitig mehr als den 
angegebenen Nennstrom durch die Wicklung schickt.
Heutige Standardtreiber regeln um den am Controller/Treiber 
eingestellten Strom, d.h. es macht im vorliegenden Fall überhaupt 
nichts, am Controller z.B. 2A einzustellen und den Motor damit zu 
betreiben. Das Drehmoment ist dann einfach entsprechend geringer. Dafür 
ist die Drehmomentkurve bis zu höherer Schrittfrequenz flach.

von MaWin (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Heutige Standardtreiber regeln um den am Controller/Treiber
> eingestellten Strom, d.h. es macht im vorliegenden Fall überhaupt
> nichts, am Controller z.B. 2A einzustellen und den Motor damit zu
> betreiben. Das Drehmoment ist dann einfach entsprechend geringer.

Das einzige, was sich darüber nicht freut, ist das Portemonnai: wenn ich 
mit halbem Drehmoment auskomme, hätte ein viel kleinerer und billigerer 
Motor auch gereicht.

von Eslor (Gast)


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>Der Wicklungswiderstand ist keine Konstante.
Ohmann du Nase, ich schreib doch extra "Vereinfacht und beispielhaft".

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