Hallo, ich benötige zwei elektronische Schaltungen, um ein Audiosignal von Line-Pegel anzuheben auf 10 Vpp und nach einer Verarbeitung wieder auf Line-Pegel abzusenken: Audio-Interface -> Verstärker -> Verarbeitung -> Abschwächer -> Audio-Interface. Im Anhang findet ihr meinen Schaltungsentwurf für den Verstärker und den Abschwächer. Hinweis: R13 und R14 halten Kurzschluss-Ströme klein, da es sich um ein Modularsystem handelt, bei dem mit Patch-Kabeln hantiert wird, also Kurzschüsse immer wieder auftreten. Zu den beiden Schaltungen habe ich folgende Fragen. *1. Dimensionierung der Kopplungskondensatoren* Ich habe viel recherchiert und komme hier irgendwie nicht auf einen grünen Zweig. Der Entwurf zeigt das, was ich sehr oft gesehen habe, also 10 µF in Reihe zum Eingang und zum Ausgang. Ich würde das aber gern besser verstehen und nachrechnen. In der Regel wird von einem Hochpass ausgegangen mit einer Grenzfrequenz von 20 Hz. Die Berechnung ist dann einfach f = 1/(2piRC). Jedoch kann ich hier keinen RC-Hochpass erkennen. Bei einem RC-Hochpass müsste der Widerstand des RC-Glieds parallel zum Eingang des Verstärkers liegen und mit der Masse verbunden sein. Ebenso unklar ist für mich der Kopplungskondensator am Ausgang. Wie genau ist also der Zusammenhang, der hier zugrunde liegt? *2. Kopplungskondensator beim Abschwächer* Beim Abschwächer verzichte ich auf einen Kopplungskondensator am Eingang, da keine Verstärkung stattfindet. C3 entfernt dann in einem Ruck die Gleichspannungsansteile vom Eingangssignal des Abschwächers und die DC-Anteile, die durch den Abschwächer selbst entstehen. Ist das plausibel? *3. Kondensatortyp für die Kopplungskondensatoren* Ich weiß, hier kann jetzt viel diskutiert werden. Entsprechend der Infos im Link unten würde ich mich für Polyester-Folienkondensatoren entscheiden, da bezüglich Preis und Größe noch im Rahmen. Prinzipiell okay oder mit Kanonen auf Spatzen geschossen? *4. Spannungsteiler statt Abschwächer* Prinzipiell könnte ich den Abschwächer auch passiv auslegen. Das wäre dann also nur ein einfacher Spannungsteiler und auf den Kopplungskondensator würde ich verzichten. Die aktive Variante erscheint mir aber sauberer und den Aufwand wehrt. Was meint ihr? *5. Dimensionierung der Widerstände* Fällt euch irgendwas auf bei der Dimensionierung der Widerstände? Ich bin insbesondere etwas unsicher bei dem Zusammenspiel aus R4/RV1 und R6/R8. Vielen Dank im Voraus! André == Weblinks == * http://www.audio-consequent.de/info/inf_baue.htm
In meiner Welt gäbs 2 Änderungen. 1. U1B auf x2 einstellen, Verstärkung auf die Stufen aufteilen -> R9=10k. 2. R5, R7, RV2 so aufteilen, daß der Schleifer vom Poti auf den OP-Eingang geht. Dann spielt dir der Schleiferwiderstand keinen Streich (Kohleprummel, Fett, Dreck) Deine 10uF sind nur dann ein Hochpass, wenn du die Innenwiderstände und die Quell-/Lsatwiderrstände mit einrechnest. Sinn der Dinger ist die reine Wechselstromkopplung, Gleichstromanteile weg. Folie ist gut.
Andre N. schrieb: > ich benötige zwei elektronische Schaltungen, um ein Audiosignal von > Line-Pegel anzuheben auf 10 Vpp und nach einer Verarbeitung wieder auf > Line-Pegel abzusenken So wie das gebaut ist, ist das eine Rauschquelle. Oder mußten die OPV weg? Warum nicht einfach nur einen Spannungsteiler für den Abschwächer? Kommt es auf die Phasenlage an? Wenn nicht, dann kannst du wenigstens die zweite invertierende Stufe einsparen. > Hinweis: R13 > und R14 halten Kurzschluss-Ströme klein, da es sich um ein Modularsystem > handelt, bei dem mit Patch-Kabeln hantiert wird, also Kurzschüsse immer > wieder auftreten. Soll das Teil eines modularen Synthesizers werden? > *1. Dimensionierung der Kopplungskondensatoren* > > Ich würde das aber gern besser verstehen und nachrechnen. > Jedoch kann ich hier keinen RC-Hochpass erkennen. > Bei einem RC-Hochpass müsste der Widerstand des RC-Glieds parallel zum > Eingang des Verstärkers liegen und mit der Masse verbunden sein. Bei einem invertierenden Verstärker ist der (-) Eingang des OPV ein "virtueller Massepunkt". Für die erste Stufe des Verstärkers ist der Eingangswiderstand also gleich R5. > Ebenso unklar ist für mich der Kopplungskondensator am Ausgang. Da wirkt der Eingangwiderstand der folgenden Stufe. > Beim Abschwächer verzichte ich auf einen Kopplungskondensator am > Eingang, da keine Verstärkung stattfindet. C3 entfernt dann in einem > Ruck die Gleichspannungsansteile vom Eingangssignal des Abschwächers und > die DC-Anteile, die durch den Abschwächer selbst entstehen. Ist das > plausibel? Man kann das so machen. Allerdings wirkt dann ein überlagerter Gleichspannungsanteil auf alle Stufen ein. Mit allen Nebenwirkungen wie Übersteuern und ähnlichem. Da beide Stufen eine "Verstärkung" von 1 haben, wird das kein Problem. Höchstens das Poti am Eingang wird hörbar kratzen, wenn du dran drehst. > *3. Kondensatortyp für die Kopplungskondensatoren* > > Ich weiß, hier kann jetzt viel diskutiert werden. Entsprechend der Infos > im Link unten würde ich mich für Polyester-Folienkondensatoren > entscheiden Bei 10µF werden die schon recht groß. Wahrscheinlich reichen auch Elkos. Am Ende eine Geldfrage. > *5. Dimensionierung der Widerstände* > > Fällt euch irgendwas auf bei der Dimensionierung der Widerstände? Größere Widerstände rauschen mehr. Für Audio ohne weitere Anforderungen würde man sich auf ca. 10KΩ Eingangswiderstand beschränken. Bei einem Modularsystem mit u.U. langen Leitungen auch niederohmiger (was gegen R13, R14 spricht; zumindest von der Größe her).
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Axel S. schrieb: > Kommt es auf die Phasenlage an? Wenn nicht, dann kannst du wenigstens > die zweite invertierende Stufe einsparen. Richtig, ein OPA sollte weg, den zweiten kann man auch nichtinvertierend beschalten. Ein nichtinvertierender Buffer ist schon sinnvoll, weil man den Eingangswiderstand der nachfolgenden Stufe nicht unbedingt kennt. Andre N. schrieb: > Hinweis: R13 > und R14 halten Kurzschluss-Ströme klein, da es sich um ein Modularsystem > handelt, bei dem mit Patch-Kabeln hantiert wird, also Kurzschüsse immer > wieder auftreten. Ja, macht man so, aber mit kleineren Widerständen für R13 und R14. Generell: Die Schaltung muss natürlich symmetrisch versorgt werden. Andre N. schrieb: > Ich > bin insbesondere etwas unsicher bei dem Zusammenspiel aus R4/RV1 und > R6/R8. R6 belastet das Poti mit 20k, womit sich eine Verschiebung der Kennlinie ergibt. Mit einem nichtinvertierenden Buffer belastet man das Poti nicht und erreicht das selbe.
HildeK schrieb: > Axel S. schrieb: >> Kommt es auf die Phasenlage an? Wenn nicht, dann kannst du wenigstens >> die zweite invertierende Stufe einsparen. > > Richtig, ein OPA sollte weg, den zweiten kann man auch nichtinvertierend > beschalten. Ein nichtinvertierender Buffer ist schon sinnvoll, weil man > den Eingangswiderstand der nachfolgenden Stufe nicht unbedingt kennt. Wie gesagt, auf den Anwendungsfall kommt es an. Mit einem Eingangs- widerstand von mindestems 15KΩ und einem Ausgangswiderstand von 1KΩ (R13, R14) braucht man auch sonst keinen Buffer. Die Spannungsteiler legt man z.B. 10KΩ zu 1.5KΩ aus und gut ist. Klappt natürlich nicht, wenn man 10 Eingänge mit einem Ausgang verbinden will.
Vorschlag. OP-AMP al gusto. Wenn das in der Audioverarbeitung eingebaut ist, können D3-D6, R5-R6-C2 entfallen. Schleifer der Potis immer stromlos halten, macht sonst nur Ärger.
Vielen Dank für eure Antworten! Ich habe den Entwurf modifiziert, siehe Anhang. R13 und R14 habe ich verkleinert und beim Verstärker habe ich die Verstärkerung auf beide Stufen verteilt. Die Eingangswiderstände der OpAmps habe ich auf 10k reduziert. Und der Abschwächer besteht jetzt nur noch aus einem Impedanzwandler. Hinweise: Ich habe RV2 im Feedback-Pfad belassen, da Pin 1 und 2 vom Poti miteinander verbunden sind. Das wirkt ja bereits extremen Verstärkerungssprüngen durch Krümel etc. beim Schleifer des Potis entgegen. Und ja, das Ganze soll Teil eines modularen Synthesizers werden (deswegen R13 und R14). Beim Abschwächer fühle ich mich mit dem Impedanzwandler ein kleines Bisschen wohler und tendiere dazu, mich gegen einen rein passiven Spannungsteiler zu entscheiden. Vom Abschwächer geht es dann zum Audio-Interface, zum Mischpult oder zu anderen Geräten mit Line-Pegeln. Frage zum Verstärker: Mir ist wichtig, dass die Phase vom Eingangssignal des Verstärkers und vom Ausgangssignal des Abschwächers nicht invertiert ist. Prinzipiell könnte ich den Verstärker auch einstufig und nicht invertierend bauen wie in der Schaltung von Helge im letzten Post, um Rauschen entgegenzuwirken. Haltet ihr das alle für sinnvoll? Oder lieber so wie jetzt zwei invertierende Stufen, die sich die Verstärkung teilen?
Am Schleifer kannste Stromrauschen haben. Das ist ein kleiner Punkt, von dem aus auf die Widerstandsbahn verteilt. Wenn du so baust, besser die fixe Verstärkung nach vorn. Dann ist das halbiert.
Eine kurze Frage ist mir noch eingefallen: Spricht eigentlich etwas gegen einen TL074 statt 2x TL072? Die Kanaltrennung beträgt laut Datenblatt 120 dB. Das sollte doch reichen.
Christian S. schrieb: > Nein, reicht. Zumal von Stereo keine Rede war. Wenn es Stereo wäre, reicht auch eine Trennung von 40-50dB locker aus. Aber auch bei unabhängigen Signalen sind 120dB jenseits von Gut und Böse. Das musst man erst mal mit dem Layout schaffen. Ein Problem könnte bei sehr hohen Verstärkungsfaktoren auftreten; das ist aber hier mit v=4...7 nicht gegeben. Andre N. schrieb: > Spricht eigentlich etwas > gegen einen TL074 statt 2x TL072? Nein. Sind nur vier statt zwei OPAs in einem Gehäuse, das halt deshalb größer ist. Und, die Verdrahtung mag einfacher sein, wenn man zwei TL072 nimmt.
Andre N. schrieb: > Eine kurze Frage ist mir noch eingefallen: Spricht eigentlich > etwas > gegen einen TL074 statt 2x TL072? Die Kanaltrennung beträgt laut > Datenblatt 120 dB. Das sollte doch reichen. Ich verstehe nach wie vor nicht, warum du einen invertierenden Verstärker baust. Eine Stufe reicht bei der Verstärkung doch aus. Dann brauchst du zwei OPV. Nicht drei oder vier. > Mir ist wichtig, dass die Phase vom Eingangssignal des Verstärkers > und vom Ausgangssignal des Abschwächers nicht invertiert ist Und das verstehe ich auch nicht. Eine Phasendrehung hast du immer. Dafür sorgen bei niedrigen Frequenzen die Koppelkondensatoren und bei hohen Frequenzen die OPV. Die hörst du auch nicht. Und Steuerspannungen können deine Verstärker ja ohnehin nicht verarbeiten.
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Anbei der aktualisierte Entwurf mit nur noch einer Stufe beim Verstärker. Was meint ihr? Und ist die Entkopplung am Eingang mit C1 auch okay so? > Eine Phasendrehung hast du immer. Dafür > sorgen bei niedrigen Frequenzen die Koppelkondensatoren und bei hohen > Frequenzen die OPV. Eine Phasenverschiebung ja, aber ich denke keine Phaseninvertierung. Der Hintergrund ist, dass es sein kann, dass ich das im Modularsynth verarbeitete Signal wieder zum Originalsignal mischen möchte. Also so als wenn man einen Effekt reinmischt. Eine leichte Phasenverschiebung wäre okay, eine Phaseninvertierung natürlich nicht.
Andre N. schrieb: > Anbei der aktualisierte Entwurf mit nur noch einer Stufe beim > Verstärker. Was meint ihr? Und ist die Entkopplung am Eingang mit C1 > auch okay so? Der OPV braucht einen Widerstand vom (+) Eingang nach GND. Der wirkt dann als Eingangswiderstand der Schaltung. Also z.B. 15KΩ.
Wie hart ist die Umgebung? Kann da auch mal wer 100V-Audio oder phantomgespeistes Signal dranstecken?
> Der OPV braucht einen Widerstand vom (+) Eingang nach GND. Der wirkt > dann als Eingangswiderstand der Schaltung. Also z.B. 15KΩ. Tatsächlich, vielen Dank für den Hinweis. Der zusätzliche Widerstand wird benötigt bei der AC-Kopplung zusammen mit C1, um eine RC-Hochpass zu formen: https://www.electronics-notes.com/articles/analogue_circuits/operational-amplifier-op-amp/non-inverting-amplifier.php In dem Link wird aber ein deutlich höherer Widerstand von 100k empfohlen. Das senkt entsprechend die Kapazität von C1. Bei einer angenommenen Grenzfrequenz von 20 Hz ergibt sich der Wert von C1 zu nur noch 100 nF: C = 1/(2pi*R*f). C2 und C3 habe ich auch noch mal angepasst. Hier gehe ich von einem Eingangswiderstand von mindestens 10k in der jeweils folgenden Stufe aus, so dass sich eine Kapazität von jeweils 1 µF ergibt. Im Anhang wieder der aktuelle Stand. Was meint ihr? R8 gut dimensioniert? Die Kondensatoren groß genug oder etwas zu knapp? Sonst noch irgendwas auffällig? Vielen Dank!
> Wie hart ist die Umgebung? Kann da auch mal wer 100V-Audio oder > phantomgespeistes Signal dranstecken? Nein, ich nehme Signale von maximal der Versorgungsspannung an, also +/-12 V und die Verstärkung wird entsprechend auch durch die Versorgungsspannung begrenzt. Auf Klemmdioden würde ich somit verzichten.
Andre N. schrieb: >> Der OPV braucht einen Widerstand vom (+) Eingang nach GND. Der wirkt >> dann als Eingangswiderstand der Schaltung. Also z.B. 15KΩ. > > Tatsächlich, vielen Dank für den Hinweis. Der zusätzliche Widerstand > wird benötigt bei der AC-Kopplung zusammen mit C1, um eine RC-Hochpass > zu formen Nicht primär. Das ist eher ein lästiger Nebeneffekt. Aber er stellt einen DC-Arbeitspunkt für den OPV ein. > In dem Link wird aber ein deutlich höherer Widerstand von 100k > empfohlen. Das senkt entsprechend die Kapazität von C1. Zum Eingangswiderstand habe ich weiter oben schon alles gesagt. Audio liegt meist zwischen 10K und 47K. Für ein Modulsystem mit längeren oder gar ungeschirmten Kabeln würde ich an die untere Grenze gehen. An sich legt man das auch so aus, daß der OPV an beiden Eingängen ungefähr den selben Widerstand sieht. Da gleichen sich die Eingangsbiasströme aus. Aber nachdem der TL072 FET-Eingänge hat, ist das müßig. Auch die Gegenkopplung trennt man DC-mäßig auf, damit Offsetspannungen nicht mitverstärkt werden. Aber bei einer Verstärkung von maximal 7 ist auch das egal.
Gut, ich habe den Eingangswiderstand abgesenkt auf 10k und C1 entsprechend angepasst zu 1µF (Grenzfrequenz 20 Hz). Der Eingang des Verstärkers ist noch nicht direkt Teil des Modularsystems. Er bekommt über ein geschirmtes Kabel das Audiosignal vom Audio-Interface, dass dann im Modularsystem verarbeitet werden soll.
Ein Poti mit 33k wirst du kaum bekommen. 22k, 25k, 47k oder 50k wären die nächsten Werte. Dann halt entsprechend R2 und R3 neu berechnen. Mouser behauptet zwar, eines mit 31k zu haben; das dürfte jedoch ein Druckfehler sein. Das verlinkte Datenblatt nennt nur 22k und 47k in dem Bereich. Ob R8 mit 10k richtig ist, hängt auch von deiner Quelle ab. Wenn es ein anderer OPA-Ausgang ist, dann geht es natürlich. 10k oder auch 22k sind schon in der richtigen Größenordnung. Bei einem hochohmigen Ausgang hättest du halt mehr oder weniger viel Pegelverlust.
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