Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Können ATmega644 im TQFP im Ultraschallbad kaputtgehen ?


von Johannes (Gast)


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Hallo,
ich bin Johannes und im Hauptberuf Zahntechniker.

Mit einem Kollegen zusammen habe ich mir je ein SD2IEC für den C64 als 
Bausatz gekauft.

Wir haben also unsere Bausätze zusammengelötet und es sieht auch für die 
ersten Versuche SMD recht passable aus. Beim Testen haben beide sofort 
funktioniert und wir haben eine ganze Weile mit den Teilen 
"herumgespielt".

Nun war um die ganzen Lötstellen ja dieses krustig braune Flußmittel.

Also haben wir am Ende des Arbeitstages, vor dem Ausleeren des 
Ultraschallbad in der Firma mal kurz für 90 sek. die beiden SD2IEC in 
das Ultraschallbad geworfen und bei 75% Leistung reinigen lassen.

Die Lösung in dem Bad ist Destilliertes Wasser mit 3% seifenähnlicher 
Reinigungslösung. Temperatur ist 45°C.
Beim letzten Check hat das Ultraschallbad ein 135µm dickes Stück 
Alufolie im Format DIN A4 in 56 sec. komplett aufgelöst bei 100% 
Leistung.

Wir haben die beiden Platinen dann mit Alkohol gespült und über Nacht 
trocknen lassen.

Gestern abend wollte ich ein bisschen Spielen am C64, aber das SD2IEC 
ist tot. Nix mehr ....
Auch bei meinem Kollegen das gleiche Bild, .... Picobello sauber, alle 
Bauteile noch auf den Platinen, aber keine Funktion.

Als einzig großes Bauteil ist ein ATmega644p im TQFP (heißt das flache 
Ding so?) auf der Platine. Kann der im Ultraschall intern zerstört 
worden sein ?
Oder mag das Quarzding das da drauf ist, keinen Ultraschall?

Wir haben nun rund 2 Tage Google durch und immer wieder kommen Beiträge 
zu ATmega644 usw. aus diesem Forum hier in den Suchergebnissen ...
Also frage ich mal hier.

von Purzel H. (hacky)


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Bedenkend, dass Isopropanol alleine auch schon genuegt haette, ist das 
Ultraschall Bad etwas overkill. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass 
etwas mit Ultraschall kaputt ging.
Allenfalls mit einer Zahnbuerste und Isopropanol, oder Brennspiritus 
schnell drueber reiben. Zu lange Einwirkung mit Wasser erzeugt 
Korrosion, dann ist so weisses Zeugs drauf, welches Kurzschluesse macht.
Und nicht ueber nacht Trocknen lassen, sondern mit dem Heissluftfoehn 
schnell vorwaerts machen

: Bearbeitet durch User
von Helmut -. (dc3yc)


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Der Quarz mag keinen Ultraschall, wenn's zu viel Leistung war. Wird 
wahrscheinlich gebrochen sein.

von Kippendes Bit (Gast)


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Habe bisher nur Uhrenquarze mit US-Reinigern zerstört. Alles im 
MHz-Bereich hat das bisher gut überlebt. Aber wenn deiner sogar Alufolie 
auflöst (WTF!?), kann u.U. auch mehr kaputt sein. Ich würde einfach mal 
die Quarze tauschen.

von Uli S. (uli12us)


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Alufolie ist ein gängiger Test für US-Bäder. Wenn das nicht passiert, 
dann taugt entweder das Teil nix oder es ist was kaputtgegangen.

von Johannes (Gast)


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Das sind ja schlechte Neuigkeiten ...

Also müssen wir uns mal nach einer Quelle für HC18/U mit 8.0000 MHz 
umschauen.
Ist es eigentlich egal, ob die Gehäuse so lang sind oder nur so 5 mm 
hoch ?

Auf den Platinen sind so lange, hohe drauf und dann im 90° Winkel zur 
Seite geklappt.

Wenn das egal ist, dann hat ein Elektronikladen in der Stadt so Teile 
die nur 5 mm hoch sind. Der darf die auch nach telefonischer Anfrage 
durch ein Fenster an der Tür rausgeben. Corinna sei Dank ....

Wir werden dann mal erst bei einem SD2IEC versuchen und wenn das wieder 
klappt, dann den Zweiten machen.

Wir beide haben auch jeweils mit einer starken Lupe / Mikroskop mal über 
die Platinen geschaut. Es sind noch alle Teile da, Alles sauber und ohne 
Rückstände. Wir haben mit entmineralisiertem (nicht mit destiliertem) 
Wasser gespült  und gefiltertem Isopropylalkohol mit 99,9% das Wasser 
gebunden und dann eben über Nacht trocknen lassen.

Bei Prothesen, Kronen, Klammern und sonstigen Teilen wird nach dem 
Spülen und Isopropylalkohol noch im Vakuum bei 45°C getrocknet. Aber wir 
wollten den Apparat nicht benutzen, weil das ja für Zahnmedizinische 
Anwendung sauber bleiben muß.

Kann denn ein Kondensator, Widerstand oder so ein ATmega644P auch 
kaputtgehen ?
Keine Ahnung, das war ein Abenteuer die Sachen zu löten, wir hatten 
schon Bedenken, dass wir uns da völlig übernommen haben und waren wie 
kleine Kinder, als die beiden Schaltungen vor dem Reinigen sofort 
funktioniert haben.

Natürlich auch entsprechend enttäuscht, als die nach dem Reinigen dann 
nicht mehr funktionierten.

von Thomas R. (r3tr0)


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Johannes schrieb:
> Also müssen wir uns mal nach einer Quelle für HC18/U mit 8.0000 MHz
> umschauen.

Da würde ich das Ganze einmal ohne Quarz testen.
Dein Atmega644 hat einen internen Taktgenerator von 8MHz.

von Karl B. (gustav)


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Hi,
es gibt ABM3B SMD Quarze auch für 8 MHz.
Habe einmal ein Uhrenquarz 32780 Hz gegen ein SMD Quarz ausgetauscht.
Einwandfreie Funktion. Keine Unterschiede in den elektrischen Funktionen 
festgestellt. Nur ist so klein, dass es vor dem Löten besser angeklebt 
wird.
Dann erst Zinn drauf. Sonst rutscht das leicht weg.
Und was soll da rumklockern im Gehäuse?

ciao
gustav

: Bearbeitet durch User
von Karadur (Gast)


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Hilft aber nur wenn er die Fuses ändert. Quarz tauschen dürfte besser 
sein.

von Thomas R. (r3tr0)


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Karadur schrieb:
> Hilft aber nur wenn er die Fuses ändert. Quarz tauschen dürfte besser
> sein.

Die Fuse ist schnell geändert. Zudem merkt er dann auch, ob noch mehr 
defekt ist, als nur der Quarz. (Wenn der Quarz überhaupt kaputt ist).

von Karl B. (gustav)


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Hi,
dachte an sowas:
https://asset.conrad.com/media10/add/160267/c1/-/en/000155367DS01/datenblatt-155367-euroquartz-quarzkristall-quarz-smd-3x5-smd-4-1474560-mhz-12-pf-5-mm-32-mm-1-mm-1-st.pdf


Vibration: ±5ppm max., frequency 10 to55Hz, amplitude 1.5mm or10g rms. 
Duration 6 hours.

ciao
gustav

: Bearbeitet durch User
von Georg (Gast)


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Johannes schrieb:
> Beim letzten Check hat das Ultraschallbad ein 135µm dickes Stück
> Alufolie im Format DIN A4 in 56 sec. komplett aufgelöst

Moderne Bauteile sind für Ultraschallreinigung zertifiziert, deine 
Reinigungslösung aber nicht, wenn sie einfach so Alu auflöst. Noch etwas 
länger und es ist garnichts mehr übrig.

Solange ich eine US-Anlage hatte habe ich Problemlos mit Isopropanol 
gereinigt. Leider musste ich sie aufgeben wegen mangelndem 
Explosionsschutz.

Georg

von Karadur (Gast)


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Ich vermute mal bei einem Bausatz ist der µC programmiert und ob ein 
Programmer verfügbar ist wissen wir nicht.

von malsehen (Gast)


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Thomas R. schrieb:
> Die Fuse ist schnell geändert. Zudem merkt er dann auch, ob noch mehr
> defekt ist, als nur der Quarz. (Wenn der Quarz überhaupt kaputt ist).

Ohne Takt kann man aber die Fuse nicht ändern.

von dummschwaetzer (Gast)


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>Wir haben mit entmineralisiertem (nicht mit destiliertem) Wasser gespült
ganz schlechte Idee, das Zeugs ist zimlich aggresiv gegenüber Metallen

von Frank K. (fchk)


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Es gibt auch MEMS-Oszillatoren wie diese hier:

https://abracon.com/datasheets/AMPM.pdf

Da ist kein Schwingquarz drin, sondern ein mikromechanisch geätzter 
Schwinger. Aufgrund der sehr geringen Masse ist sowas mechanisch 
deutlich stabiler.

Auch bei Quarzen gilt: je kleiner, desto mechanisch unempfindlicher.

fchk

von Georg (Gast)


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Georg schrieb:
> Solange ich eine US-Anlage hatte habe ich Problemlos mit Isopropanol
> gereinigt

Muss ich der Wahrheit halber korrigieren, ganz früher war das Freon. 
Kommt nicht mehr in Frage, höchstens vielleicht in China.

Georg

von Johannes (Gast)


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Ist schon toll, wie viele Leute sich hier Gedanken um die richtige 
Anwendung von Ultraschallbädern, Reinigungslösungen und Isopropylalkohol 
machen ...

Ich bin nun seit 40 Jahren Zahntechniker und seit 32 Jahren 
Zahntechnikermeister.

In der Zeit hat sich in Sachen Ultraschallbad viel verändert und die 
Materialien im Zahnersatz ebenfalls.
Vor allem die Größe ist rapide geschrumpft ... Wenn ich bedenke was 
damals noch für eine Kiste in dem Labor stand, in dem ich gelernt habe 
und da war dann ein 2,5 Liter Behälter drin, wo gerade mal ein Gebiss 
reinpasste ...

Ich glaubt gar nicht, was es da für Sachen gibt und was da manchmal für 
Chemie im Einsatz ist ...

Egal,
mein Kollege hat gestern am späten Nachmittag einfach mal so einen Quarz 
in 5mm Höhe gekauft.

Der Mann im Elektronikladen war sogar so nett und hat den auf der 
Platine ausgetauscht, weil wir nur einen einfachen 25 Watt Lötkolben aus 
dem Baumarkt haben mit zwei ganz dünnen, selbst aus Kupfer gefeilten 
Spitzen um den TQFP irgendwie zu löten.

Der SD2IEC von meinem Kollegen funktioniert wieder.
Also sind 75% von 50 Watt Ultraschallleistung im Bad mit dem 
entmineralisiertem Wasser plus den 3% Tensidlösung wohl zu viel für den 
Quarz gewesen.

Bevor nun wieder kommt: 50 Watt Ultraschallleistung kann nicht sein ....
Doch! Das  Reitel Ultraschallgerät kann das !

Ich werde nun auch mal zu dem Elektronikladen hinfahren und auf meinem 
SD2IEC den Quarz tauschen lassen.

Ich finde 5 Euro inkl. der Arbeit ist ganz nett.

von Crazy Harry (crazy_h)


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@Johannes: OT aber es interessiert mich ..... was ist an einem 
Zahnersatz so teuer? Ich meine kein Gold, sondern Metall/Keramik.

von Olaf (Gast)


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> Moderne Bauteile sind für Ultraschallreinigung zertifiziert, deine
> Reinigungslösung aber nicht, wenn sie einfach so Alu auflöst.

Das was man in der Etechnikindustrie verwendet und das was Zahntechniker
verwenden muss sich unterscheiden. Ein Freund (auch Zahntechniker) von 
mir hat das mal vor vielen Jahren mit einer CD probiert. Die kam da als 
durchsichtige Plastikscheibe raus. Da wuerde ich keine Platine 
reinstecken.
Aber Spuelmaschine mit Alditaps geht. :-D

Ausserdem Leute, das ist eine C64 Schaltung das ist (nett gemeint) 
Bastelkram. Sowas hat nur wenig mit aktuellen Industrieplatinen zutun.

Die ueblichen fetten HC49 Quarze gehen schon gerne kaputt wenn sie nur 
einen Meter runterfallen.

Olaf

von Experte (Gast)


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Ultraschallbäder gibt es mit unterschiedlichen Frequenzen. Die Frequenz 
wirkt sich erheblich auf die unterschiedliche Materialverträglichkeit 
aus. Faustformel: Je empfindlicher und kleiner die Strukturen, desto 
höher die Frequenz. Die Frequenzen vom Ultraschall in der Halbleiterei 
gehen in den Megahertz-Bereich. Dort heißt das Zeug dann logischerweise 
auch Megaschall.

Viele (auch "professionelle") Ultraschallreinigungsgeräte haben eine 
ungleiche Leistungsdichte vom Ultraschall im Reinigungsbecken. Anstatt 
zwei Schwinger oder mehr auf die Fläche zu verteilen und im optimalen 
Leistungsbereich zu betreiben, pappt halt nur ein Schwinger dran der bis 
zur Belastbarkeitsgrenze gequält wird. Dass dabei im Bad schon längst 
chaotische und undefinierte Zustände vorliegen, interessiert auch 
niemanden mehr...

von HildeK (Gast)


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Johannes schrieb:
> Also sind 75% von 50 Watt Ultraschallleistung im Bad mit dem
> entmineralisiertem Wasser plus den 3% Tensidlösung wohl zu viel für den
> Quarz gewesen.

Es war die hohe Leistung.
Nimm beim nächsten Mal einen Borstenpinsel und Isopropylalkohol und 
putze händisch. Oder kauf die eine Dose Kontakt LR - gleiche 
Vorgehensweise - der Pinsel ist jedoch schon dabei. LR steht für 
Leiterplattenreiniger. Wenn du Druckluft zur Verfügung hast, dann danach 
abblasen. Ansonsten geht auch ein wenig nachtrockenen mit einem Kleenex 
o.ä..

Johannes schrieb:
> Nun war um die ganzen Lötstellen ja dieses krustig braune Flußmittel.

Wenn du normales Elektronik-Lötzinn verwendet hast, dann war das 
Kolophonium Es entfernen kann man, muss man aber nicht. Ich habe hier 
alte (20 Jahre, 30 Jahre), selbstgefertigte Platinen rumliegen und noch 
am Laufen, die haben noch die original Kolophonium-Patina.
Natürlich sieht eine saubere Platine schöner aus, funktional ändert sich 
jedoch nichts.

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