Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik LoraWAN oder BLE oder?


von X. A. (wilhem)


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Hallo zusammen,

ich habe folgendes Problem.
Für ein Projekt muss ich die Position (Position, also keine 
Geschwindigkeit..) mobiler Plattformen auf einem Feld (also Outdoor) 
tracken können.
Die mobile Plattformen sind insgesamt 4.

Das Feld ist ~ 300 x 400 m² groß, frei von Hindernissen und leider auch 
ohne Stromversorgung (bis auf den PC-Workstation). Auf dem Bild im 
Anhang habe ich eine Skizze geliefert, um die Idee zu vermitteln.

Die Idee: Die mobilen Plattformen müssen ihre Position über eine 
drahtlose Datenübertragung zum PC mit einer Abtastrate von mindestens 1 
Sekunden melden. Die Position wird mit Hilfe einer Zusammenfusion von 
GPS- und IMU-Daten durch ein Kalman Filter bestimmt. Die mobilen 
Plattformen sind mit GPS Empfänger und IMU logischerweise bestückt.

Ursprünglich war die Idee, eine LoraWAN einzurichten und die ermittelte 
Position einmal pro Sekunden zu senden. Allerdings scheiterte diese 
Idee, als wir festgestellt haben, dass der Payload der LoRA-Nachrichten 
reduziert werden muss, wenn man die Position einmal pro Sekunde schicken 
möchte. Da geht zu viel Information verloren, daher ist LoRA für diese 
Anwendung nicht geeignet.

Ein anderes Setup sieht den Einsatz von Bluetooth Modulen vor (wie zum 
Beispiel Ardupilot, welcher ein Bluetooth Modul mit einer Baud-Rate von 
115200 bps Daten überträgt). Geschwindigkeit und Reichweite wären für 
diese Anwendung ausreichend, allerdings müssen 4 USB Ports an der 
Workstation verfügbar sein, um 4 Bluetooth Module anschließen zu können. 
Ein Verteiler würde eher zu Problemen führen.

Drittens hatte man auch an eine WLAN-Verbindung gedacht. Allerdings ist 
die Reichweite und die (nicht vorhandene) Stromversorgung ein echtes 
Problem.

Meine Frage an euch: Würdet ihr bei Zigbee und/oder Bluetooth bleiben 
oder meint ihr, man könnte die 1 Sekunde Abtastrate bei LoRA hinkriegen?

Danke

Ein paar mehr Infos:
- das Szenario ist: Outdoor
- auf den mobilen Plattformen ist ein Arduino/Raspberry Pi vorhanden 
(für die Datenfusion zuständig)
- die mobilen Plattformen sind Akkubetrieben
- die Workstation ist fix an einer "Ecke" des Feldes (wegen Schutz und 
Stromversorgung halt)

von Harry L. (mysth)


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D. A. schrieb:
> allerdings müssen 4 USB Ports an der
> Workstation verfügar sein, um 4 Bluetooth Module anschließen zu können.

Warum?
1 Bluetooth-Dongle reicht vollkommen aus.

Ich würde den aber mit einem schönen. langen USB--VerlängerungsKabel 
z.B. auf der Spitze eines Besenstiel befestigen.

Je höher und frei stehender umso besser!

Die Antenne sitzt in dem Modul und ist im Zweifel der beste Verstärker.

von X. A. (wilhem)


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Harry L. schrieb:
> D. A. schrieb:
>
> Warum?
> 1 Bluetooth-Dongle reicht vollkommen aus.

Ok... ja, theoretisch könnte ich mehrere Peripherie-Geräte über BLE 
anschließen.
Aber... ich bin nicht sicher, ob ich verstanden habe.

Wenn ich an den mobilen Plattformen einen USB-Dongle wie dieses hier 
https://www.exp-tech.de/module/wireless/bluetooth/6192/adafruit-bluefruit-le-friend-bluetooth-low-energy-ble-4.0-nrf51822-v3.0?c=1056 
anschließe, dann kann ich alle 4 mobile Plattformen über Bluetooth mit 
der Workstation verbinden. Richtig?

Der USB-Stick ist eine "Verlängerung" einer seriellen Schnittstelle. In 
der Workstation sollte ich dann mehrere COMx Ports lauschen, um die 
Position über eine Karte darstellen zu können.

Ist richtig? Oder meintest du einen anderen Bluetooth-Dongle?

von Heinz (Gast)


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Dann nimm doch nicht LoraWAN sondern nur Lora - bspw. so:
https://github.com/tinytronix/LoRa

von Harry L. (mysth)


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D. A. schrieb:
> dann kann ich alle 4 mobile Plattformen über Bluetooth mit
> der Workstation verbinden. Richtig?
Ja.

D. A. schrieb:
> Der USB-Stick ist eine "Verlängerung" einer seriellen Schnittstelle. In
> der Workstation sollte ich dann mehrere COMx Ports lauschen, um die
> Position über eine Karte darstellen zu können.

Jede Verbindung generiert eine virtuelle serielle Schnittstelle.

4 Clients mit 4 Verbindungen resultieren in 4 COM-Ports.

Die Dongles unterscheiden sich aus der Sicht des Rechners kaum, und die 
billigen China-Teile sollten out-of-the-box ohne weiteren Treiber-Stress 
funktionieren.

Die Unterschiede finden sich eher in der Ausführung der Antenne, und 
damit natürlich auch in der Reichweite.

von Chris K. (Gast)


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Zigbee läuft auch bei 2,4 GHz und könnte meshen. Bessere Reichweite 
hättest du bei 433 MHz. Nur reichen dir zum Beispiel 20 kbit/s oder 
welche Datenrate wird überhaupt gebraucht, wenn die 20 kbit die Lorawan 
kann schon nicht genug sind?

von Chris K. (Gast)


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Ah übersehen, 115 kbit sollten es sein. Dann wird es bei 433 schon 
problematisch mit der Reichweite.

von X. A. (wilhem)


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@von Harry: ok... dann werde ich bestellen und ein paar Versuche 
durchführen.
Ich dachte, es kommt zu "Kollisionen" während der Übertragung, da die 
Bluetooth-Schnittstelle am Rechner eine ist.

@Chris K. Das Hauptproblem bei Zigbee & Co. ist der Duty Cycle. 1% ist 
definitiv zu gering. Zig oder Xbee wären sonst meine erste Wahl 
gewesen...

von Mitleser (Gast)


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Wieviele Bytes werden denn je Plattform pro Sekunde übertragen?

Ein E32 868T20D schafft eine Air Data Rate von 19,2 kbps. Mit dem E32 
868T20D kann eine transparente UART Verbindung per Funk hergestellt 
werden, das Modul benutzt dafür das LoRa Verfahren.

868 steht für das benutzte Frequenzband (868 MHz), es gibt die Module 
auch für 433 MHz und 915 MHz.

von X. A. (wilhem)


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Es sollte ein Frame mit max 51 Bytes übertragen werden.

Aber die Module 433 und 915 darf man in Europa nicht in Betrieb nehmen, 
richtig? Hier ist nur 868 zugelassen.

von Wolfgang (Gast)


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D. A. schrieb:
> Aber die Module 433 und 915 darf man in Europa nicht in Betrieb nehmen,
> richtig? Hier ist nur 868 zugelassen.

Nein, nur 915MHz ist in Europa nicht zugelassen.
Die Bundesnetzagentur verrät dir zulässige ERP und Duty Cycle auf den 
verschiedenen SRD Frequenzbändern mit Allgemeinzuteilung.
https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sachgebiete/Telekommunikation/Unternehmen_Institutionen/Frequenzen/Allgemeinzuteilungen/2018_05_SRD_pdf.pdf

von Mitleser (Gast)


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Danke Wolfgang,
das PDF habe ich gerade gesucht.

Also wie schon gesagt 433 und 868 MHz könntest Du nutzen, vielleicht 
sogar kombinieren, wenn Du auf LoRa setzen willst. Die 51 Bytes bekommt 
man da schon in einer Sekunde übertragen.

von Harry L. (mysth)


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Mitleser schrieb:
> Die 51 Bytes bekommt
> man da schon in einer Sekunde übertragen.

Von 1 mobilen Plattform schon - aber Funk ist ein "shared Medium" 
deshalb kann immer nur einer senden.

von Christopher J. (christopher_j23)


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Harry L. schrieb:
> Mitleser schrieb:
>> Die 51 Bytes bekommt
>> man da schon in einer Sekunde übertragen.
>
> Von 1 mobilen Plattform schon - aber Funk ist ein "shared Medium"
> deshalb kann immer nur einer senden.

Das trifft aber nur auf einen Kanal zu. Bei BLE hat man etwa deren elf 
und auch LoRa kann man über mehrere Kanäle verteilen.

von Mitleser (Gast)


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1. Es ist genug Zeit das alle vier nacheinander senden, da man die GPS 
Zeit hat, könnte man jeder Plattform einen Timeslot zuweisen.

2. Kann man 868 und 433 MHz kombinieren

3. Es gibt sowohl im 868 MHz Bereich als auch im 433 MHz Bereich 
verschiedene Kanäle die man einstellen kann.

...um mal drei Lösungsansätze zu nennen...

von Harry L. (mysth)


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Christopher J. schrieb:
> Bei BLE hat man etwa deren elf
> und auch LoRa kann man über mehrere Kanäle verteilen.

Ja...als Ausweichkanäle, aber um die simultan nutzen zu können 
bräuchtest du eine entsprechende Anzahl Empfänger....und du hast nur 
Einen an den jeweiligen Endpunkten.

von Wolfgang (Gast)


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Harry L. schrieb:
> Ja...als Ausweichkanäle, aber um die simultan nutzen zu können
> bräuchtest du eine entsprechende Anzahl Empfänger....und du hast nur
> Einen an den jeweiligen Endpunkten.

Ein LoRaWAN verwendet 10 Kanäle, 8 davon mit Datenraten zwischen 250bps 
und 5.5 kbps, auf denen ein Gateway gleichzeitig lauscht.

von temp (Gast)


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Ihr solltet zu erst mal den Unterschied zwischen LoraWAN und Lora 
klären. LoraWan sollte für diese Zwecke wohl nicht das Mittel der Wahl 
sein, oder soll die halbe Welt auch noch involviert werden?. Mit den 
gängigen Libs kriegst du jedenfalls keine Daten im Sekundenabstand über 
LoraWAN weg.
Lora als Modulation selbst dürfte aber problemlos gehen. Datenrate, 
Anzahl verschiedener Kanäle u.s.w kannst du dann selbst festlegen. Bei 
der Entscheidung zwischen 443 oder 868 MHz solltest du auch ein Auge 
darauf legen wie lange du pro Zeiteinheit auf dem entsprechenden Kanal 
senden darfst. Eventuell sind da 443MHz besser trotz höheren 
Störeinflüssen.
Von den E32 868T20D Teilen muss ich dir abraten. Eigentlich sind die 
nicht schlecht, aber was sich der Hersteller dabei denkt die Frequenz 
nur in ganzen MHz Schritten einstellen zu können, weiss wohl nur er. 
Damit hast du nur ein paar wenige Kanäle wenn es legal bleiben soll.
Wenn man verschiedene Kanäle gleichzeitig nutzen will, dann kann ich als 
Empfänger die iC880A Platinen von IMST empfehlen. Oder gleich das ganze 
liteGateway:
https://imst.de/imst/de/aktuelles/LoRa_Lite_Gateway.php
Die Software musst du natürlich selber schreiben, wenn du nur den Lora 
Teil ohne WAN verwenden willst. Ein Hexenwerk ist das aber nicht.
Die Alternative wäre ein Sack voll RFM95 o.ä. Module mit jeweils eigener 
Antenne.
Aber bei 4 Sendern und je 51Byte sollte das alles auf einem oder 2 
Kanälen abwickelbar sein. Bei SW7 und 250kHz sollte ein Paket weniger 
als 50ms dauern. Bei Lora ohne WAN habt ihr ja nur Nutzdaten ohne 
Overhead.

von Wolfgang (Gast)


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temp schrieb:
> LoraWan sollte für diese Zwecke wohl nicht das Mittel der Wahl
> sein, oder soll die halbe Welt auch noch involviert werden?

Auch einen LoRaWAN Gateway kann sich jeder selbst hin stellen und 
Spreading Factor/Sendeleistung so wählen, dass eben nicht die halbe Welt 
das als heile Paket mitbekommt.

von Christopher J. (christopher_j23)


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Harry L. schrieb:
> Christopher J. schrieb:
>
>> Bei BLE hat man etwa deren elf
>> und auch LoRa kann man über mehrere Kanäle verteilen.
>
> Ja...als Ausweichkanäle, aber um die simultan nutzen zu können
> bräuchtest du eine entsprechende Anzahl Empfänger....und du hast nur
> Einen an den jeweiligen Endpunkten.

Ne, das stimmt so auch für BLE nicht (für LoRa hatte es Wolfgang ja 
schon geschrieben).

Man kann BLE durchaus im "single master multiple slave"-Modus betreiben. 
Bei Nordic nennen sie das "multilink", z.B. hier:
https://github.com/NordicPlayground/nrf52-ble-app-uart-c-multilink

Meines Wissens nach ist es dabei auch egal ob die einzelnen Slaves auf 
mehrere Kanäle verteilt sind oder nicht. Genau dafür gibt es ja bei BLE 
das Konzept der Timeslots, so dass eben mehrere Geräte auf dem gleichen 
Kanal funken können.

Der Anwendungsfall des TO schreit meiner Meinung nach geradezu nach BLE 
(53 Byte, einmal pro Sekunde) und mit BLE "long range" (seit BLE 5.0) 
gibt es auch deutlich mehr Reichweite (teilweise ca. 1km im Freifeld) im 
Preis für eine niedrigere Datenrate.

LoRa wäre natürlich auch hervorragend geeignet, was Reichweite und 
Übertragungsrate angeht aber da ist die Hardware für ein Gateway schon 
etwas teurer und man muss so ein Gateway ja auch im Feld erstmal mit 
Strom versorgen.

von temp (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Auch einen LoRaWAN Gateway kann sich jeder selbst hin stellen und
> Spreading Factor/Sendeleistung so wählen, dass eben nicht die halbe Welt
> das als heile Paket mitbekommt.

Das stimmt, aber dann ist der WAN-Teil überflüssig. Man kann die Pakete 
dann gleich im Gateway abgreifen, das ist ja der beschriebene Weg mit 
dem iC880A Concentrator.

Christopher J. schrieb:
> LoRa wäre natürlich auch hervorragend geeignet, was Reichweite und
> Übertragungsrate angeht aber da ist die Hardware für ein Gateway schon
> etwas teurer und man muss so ein Gateway ja auch im Feld erstmal mit
> Strom versorgen.

Das iC880A Board kostet um die 100€, das ist denke ich nicht zu teuer 
für das was man kriegt.
Mit dem Strom in Verbindung mit einem Raspi und einem komplettem Gateway 
hast du sicher Recht. Es kommt dabei aber auch darauf an, was am 
Sammelpunkt noch so alles Energie frisst und wie das Verhältnis ist. Auf 
der anderen Seite sind ein paar RFM95 im Empfangsmodus auch sparsam.

von X. A. (wilhem)


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Ok Leute,

erstmal vielen Dank für die Hilfe.
Ich befürchte, dass ich BLE und LoRA P2P ausprobieren muss.

Ich melde mich, sobald ich ein paar Erfahrungen mitteilen kann und/oder 
neue Fragen habe.

Vielen Dank!

von Martin G. (Firma: www.engyneer.at) (martin_g697)


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Und was ist mit BLE Mesh passiert?

Da können doch die Daten über die einzelnen Plattformen hüpfen, und der 
nächste gibts an deinen PC weiter.

von Mike (Gast)


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Hatten ein ähnliches Projekt und haben uns zum Schluss zum Glück für LTE 
entschieden. Setzen jetzt BG96 und eine SIM Karte ein. Nur so als 
Einwurf.

von X. A. (wilhem)


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Danke für die Info.

Hast du etwa einen USB-Stick mit SIM-Karte benutzt?
Ist die Latenz kein Problem?

von Torsten R. (Firma: Torrox.de) (torstenrobitzki)


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D. A. schrieb:

> erstmal vielen Dank für die Hilfe.
> Ich befürchte, dass ich BLE und LoRA P2P ausprobieren muss.

Moderne PCs haben übrigens in der Regel BLE Hardware eingebaut. Gibt 
Libraries für JavaScript oder Python, mit denen sich bequem darauf 
zugreifen läßt.

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