Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schutzklasse I, II und ihre Mischformen


von Jan K. (keksstein)


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Hallo zusammen,

zuerst: es geht um Ortsveränderliche Geräte die an die Steckdose 
angeschlossen werden, also Überspannungskategorie II.

Ich hatte gelernt, gibt es an einem Gerät das mit Netzspannung läuft 
berührbare Metallteile müssen sämtliche davon mit dem Schutzleiter 
verbunden werden. (SKI) Sollte das nicht machbar sein ist es zulässig 
eine Doppelte Isolierung zu den Metallteilen zu verwenden. (SKII) In 
Schaltnetzteilen z.B. eine Isolierfolie:

https://abload.de/img/netzteiloffenc2sau.jpg

Ich habe jedoch auch schon öfter eine Mischform gefunden, ein SKI Gerät 
bei dem nicht alle Teile geerdet sind sondern nur die die direkt mit der 
Netzspannung in Verbindung stehen. Hier kann man es sehen, die 
Bodenplatte und Rückseite sind mit PE verbunden, Frontplatte und Deckel 
aber nicht.

https://www.hifi-regler.de/images_c/fm/products/violectric/violectric_hpa_v280_innenansicht.p1140x855.jpg

Das das sicher ist ist klar, wie soll an die Frontplatte Netzspannung 
gelangen? Ich würde aber gerne wissen was die VDE Norm dazu sagt, kann 
jemand weiterhelfen? Darf die Isolierplatte die Leiterplatte berühren? 
Ich könnte mir bei starker Verschmutzung vorstellen das sich ein 
Leitfähiger Film bildet der die Schutzisolierung aufhebt.

Auch interessant ist die Auslegung von Isolationsabständen. 3mm zwischen 
PE-N-P sind auf Leiterplatten wohl zulässig, die klassischen (Netz) 
Schraubklemmen für Leiterplatten lassen nur diesen Abstand zu. Ich habe 
mich daran gehalten, zur Sicherheit Luftstrecken zwischen PE und P in 
meinem Projekten auch mit 3mm eingehalten. Was mich aber überrascht ist 
bei einigen Netzteilen ein Isolierabstand auf Leiterplatten von 3mm 
zwischen Netz und Schutzkleinspannung. (nein kein China Mist, 
Markenware) Und nochmal, was sagt die Norm?

Danke!

Gruß,
Jan

von Route_66 H. (route_66)


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Jan K. schrieb:
> Ich hatte gelernt, gibt es an einem Gerät das mit Netzspannung läuft
> berührbare Metallteile müssen sämtliche davon mit dem Schutzleiter
> verbunden werden.

Falsch!
Nur die berührbaren Metallteile, die im Fehlerfalle(!) gefährliche 
Spannungen annehmen können(!) müssen mit dem Schutzleiter niederohmig 
und dauerhaft verbunden sein.

Jan K. schrieb:
> ein Isolierabstand auf Leiterplatten von 3mm
> zwischen Netz und Schutzkleinspannung.

So etwas ist zulässig, wenn eine Isoliermaßnahme (Lötschutzmaske durch 
geeigneten Lack/Folie) die vorgeschriebene Spannungsfestigkeit je nach 
Überspannungskategorie und Verschmutzungsgrad sicher stellt.

von MaWin (Gast)


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Jan K. schrieb:
> Ich würde aber gerne wissen was die VDE Norm dazu sagt,

https://dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.9.0

"Geräte, welche teilweise nach Schutzklasse II, jedoch auch teilweise 
nach Schutzklasse I gebaut sind, werden als Schutzklasse I eingestuft." 
Siehe BGI 5090, Ausgabe 2006, Kapitel 7.2 . Bei Schutzklasse I muss laut 
DIN EN 61439-1 (VDE 0660-600-1):2012-06 8.4.3.2.2 nicht jede Schraube 
geerdet werden: "Dies gilt entweder, wenn sie nicht großflächig berührt 
oder mit der Hand umfasst werden können oder wenn sie klein (ungefähr 50 
mm x 50 mm) oder so angeordnet sind dass ein Kontakt mit aktiven Teilen 
ausgeschlossen ist."

etc.

von MaWin (Gast)


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Jan K. schrieb:
> Isolierabstand auf Leiterplatten von 3mm zwischen Netz und
> Schutzkleinspannung. (nein kein China Mist

Die Norm in China fordert weit grössere Isolationsabstände als unsere.

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