Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Vintage - Hopf DCF77 Funkuhr - vermutlich 4301


von Max S. (max_s822)


Lesenswert?

Hallo Gemeinde,
aus einem Nachlass ist mir eine Hopf Funkuhr mit externer DCF77 Antenne 
und grünem VFD Display zugelaufen, Aufbau in CMOS Technik. Die Uhr 
verfügt über Netzanschluss und ist in einem schwarzen Kunststoffgehäuse 
eingebaut. Von Außen ist keine Produktbezeichnung / Nummer sichtbar. Auf 
der Hauptplatine findet sich die Nummer 4301.
Das Gehäuse ist auf der hinteren Seite durch Wärmeeinwirkung von innen 
verformt. Die Uhr läuft nicht mehr. Groß gemessen habe ich noch nichts, 
die 15V CMOS Spannung steht aber. 2 Glättungselkos sind noch i.O. 
(Kapazität und ESR). Mit bloßem Augenschein habe ich bisher keine 
zerstörten/überhitzten Bauteile gefunden, was aber nicht zu dem 
angerösteten Gehäuse passt.
Anfrage bei Hopf ergab leider, dass sie kein Unterlagen mehr haben.
Bevor ich nun mit reverse engineering anfange - hat jemand das 
Schaltbild der Uhr oder verfügt über intime Kenntnisse von evtl. 
Fehlerursachen?
Bei Bedarf stelle ich gerne Fotos ein.

Grüße Matthias

von Jörg R. (solar77)


Lesenswert?

Max S. schrieb:
> Bei Bedarf stelle ich gerne Fotos ein.

Die Frage stellt sich doch gar nicht;-)


Max S. schrieb:
> Anfrage bei Hopf ergab leider, dass sie kein Unterlagen mehr haben.

Klar🤔😀


Bleibt das VF-Display dunkel oder zeigt es irgendetwas an?
Heizspannung vorhanden?

Ist ein Prozessor, Eprom etc. auf der Platine?


Zeige mal Fotos von der Platine und der Front/Rückseite, aber so dass 
man auch etwas erkennen kann.

: Bearbeitet durch User
Beitrag #6640627 wurde vom Autor gelöscht.
von Max S. (max_s822)



Lesenswert?

der daycode auf zwei von den CMOS chips ist '79 und '82.
Auf dem ersten Foto sind zwei chips mit DIP Anschlüssen aber versetzt zu 
erkennen. Da muss die Intelligenz drin stecken. Typenbezeichnung ohne 
Lötarbeiten nicht erkennbar.

von Wollvieh W. (wollvieh)


Lesenswert?

Me Too. Oh, früher war das AOL.

Ich habe ein Hopf System 7000. Auch grünes Florenz-Syndrom, bleibt 
dunkel. 3 Versorgungsspannungen am Netzteil vorhanden laut LED.

Hopf hat ja eine Menge Anleitungen, aber nichts zum System 7000 und 
Schaltpläne sowieso nicht.

Ich könnte mir vorstellen, daß das Dunkelbleiben der Displays ein 
gemeinsamer Fehler ist. Alter Elko o.ä.

von Max S. (max_s822)


Lesenswert?

VFD zeigt stochastisch nach dem Einschalten einzelne Segmente an. 
Helligkeit ok, Heizspannung vermutlich ok aber nicht gemessen.

von Wollvieh W. (wollvieh)


Lesenswert?

Der Bilderbeitrag kam erst nach meinem. Also ich spreche von einem 
19-Zoll-Rack mit Einschüben, nicht von so einer Taschenuhr. :)

von Max S. (max_s822)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

noch ein Foto von der Unterseite und Platine halb im Gehäuse

von Max S. (max_s822)


Lesenswert?

Also ich spreche von einem
> 19-Zoll-Rack mit Einschüben, nicht von so einer Taschenuhr. :)

meine elektronischen Taschenuhren laufen mit Stimmgabel.... scnr :-)

von Max S. (max_s822)


Lesenswert?

ich habe mittlerweile herausgefunden, dass es sich bei den beiden 
"intelligenten" Bauteilen um QIP packages handelt, vermutliche einen 
Display Treiber/Controller und einen Logikbaustein.

von Duden (Gast)


Lesenswert?

Das sieht nach normalen 7 seg LED aus!

von Duden (Gast)


Lesenswert?

Max S. schrieb:
> Anfrage bei Hopf ergab leider, dass sie kein Unterlagen mehr haben.

Aber 100 % haben die Unterlagen, nur keinen Bock.
Man kann froh sein das dort überhaupt jemand ans Telefon geht.
Ist ja Corona🤮

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Duden schrieb:
> Aber 100 % haben die Unterlagen, nur keinen Bock.

Altes Zeugs wurde noch auf Zeichenpapier erstellt und landet irgendwann 
im Müll. Bestenfalls nimmt es der ausscheidende Entwickler mit nach 
Hause und die Erben schmeißen es weg. Die alten ICs wird es auch nicht 
mehr geben.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Erstmal die üblichen Verdächtigen checken - das sind die 
Tantalkondensatoren in Tropfenform. Der Trafo erzeugt die Heizspannung 
mit Mittenanzapfung und eine weitere Spannung, die recht hoch sein 
dürfte, also so etwa um die 25-30V. Daraus macht Hopf Kreation dann eine 
Betriebsspannung für die VFD-Treiber/CPU Chips, wahrscheinlich 5V und 
die Speisung des VFD mit wahrscheinlich -25 bis -30V. Diese Spannung 
sollte auch an der Mittenanzapfung der Heizwicklung zu messen sein, wenn 
man die Masse als Bezugspunkt gefunden hat.

Die Chips sehen mir verdächtig nach NEC aus, sowas haben die gerne 
früher hergestellt. Defekt müssen sie aber deswegen noch lange nicht 
sein.
Viel eher sind es die o.a. Tantals, die gerne mal auf Kurzschluss gehen 
(oder bratzeln) und damit den Spannungsregler töten.

Duden schrieb:
> Das sieht nach normalen 7 seg LED aus!

Ist natürlich falsch. Das ist ein Vacuum Fluorescence Display, kurz VFD.

: Bearbeitet durch User
von Karl B. (gustav)


Lesenswert?

Hi,
den Empfängerbaustein plus externen Ferritstab im Plastikrohr hatte ich 
auch mal. Frage, wo ist der Ferritstab? Sehe hier keinen.
Der Geradeausempfänger mit dem Extremaußmaße-Quarz ist mir mal 
runtergefallen, seitdem lief der Empfänger nicht mehr.
(Habe dann später ein ganz anders Fabrikat als Aktivempfänger gekauft.)
Kann mich noch an den zugehörigen Artikel in der Funkschau erinnern, 
dass eine Auswertung der Sekundenmarken des DCF77-Telegramms erstmals 
mit Prozessor und Statistikverfahren propagiert wurde. Sozusagen als 
"Weltneuheit". (Das anempfohlene Schaltbild der PTB zeigte noch 
TTL-ICs.)  Und der Preis der ersten Uhren dieses Typs war dreistellig.
Nun ja, DCF77 sendete ja damals erst seit kurzem, und die 
Funkuhrtechnologie musste sich erst durchsetzen und populär und damit 
billiger werden.

ciao
gustav

von Max S. (max_s822)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Der Ferrit-Stab ist in der externen Antenne.
Werde mir am WE mal die Tantals vornehmen und die Spannungen prüfen.
Anbei noch ein Foto mit der externen Antenne.

Matthias

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


Lesenswert?

Ich wünsche Dir Erfolg bei der Instandsetzung! Habe zwei 
Mikrowellenherde (Kompaktbacköfen mit Mikrowelle) von Siemens, beide ca. 
30 Jahre alt, einer davon aus dem Nachlass meiner Mutter. Beide mit VFD, 
allerdings ohne DCF77.

Das Licht der VFD finde ich heimelig.

Gleichwohl wunderte mich schon immer, dass Siemens 1990 (noch) VFD 
einsetzte, da müsste es längst LED-Siebensegmentanzeigen gegeben haben?

Das VFD steckt hier in einem Uhrenbaustein, der von der Fa. Diehl 
geliefert wurde.

von Karl B. (gustav)


Lesenswert?

Max S. schrieb:
> Anbei noch ein Foto mit der externen Antenne.

Hi,
danke. Sieht bei mir anders aus. Und noch Trimmer drin zum Abgleich.
Meine jetzige Aktivantenne ist etwas anders konstruiert. Und wird auch 
anders angekoppelt. (Zweidraht-Stomschnittstelle)

ciao
gustav

von Erwin D. (Gast)


Lesenswert?

Duden schrieb:
> Man kann froh sein das dort überhaupt jemand ans Telefon geht.
> Ist ja Corona🤮

Kann man sich jetzt schon am Telefon anstecken?
Kann ja sein, dass ein hochbezahlter Wissenschaftler eine Mutation 
gefunden hat, die das kann ;-)

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Max S. schrieb:
> Auf dem ersten Foto sind zwei chips mit DIP Anschlüssen aber versetzt zu
> erkennen.

Diese Fassungen sind berüchtigt für Kontaktprobleme. Die ICs also mal 
rausnehmen und vorsichtig wieder einsetzen.

von Stefan F. (Gast)


Lesenswert?

Ich finde den Quarz interessant, habe noch einen gesehen, der so groß 
ist.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Max S. schrieb:
> VFD zeigt stochastisch nach dem Einschalten einzelne Segmente an.
> Helligkeit ok, Heizspannung vermutlich ok aber nicht gemessen.

Was soll sie denn anzeigen ?
Die Uhrzeit kennt sie ja noch nicht.

Verifiziere mal per Oszilloskop, dass aus dem Empfänger ein DCF77 Puls 
kommt und warte bis die Uhr die Daten sammeln und verifizieren konnte.

Allerdings: modernerweise werden einige Bits anders genutzt. Manche Uhr 
kam damit nicht zurecht, konnte nie verifizieren.

von Jörg R. (solar77)


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> Was soll sie denn anzeigen ?

Das die Uhr nach dem einschalten gar nichts anzeigt glaube ich eher 
nicht. Das kenne ich jedenfalls von keiner Funkuhr. Also 12:00 Uhr, 
hochlaufende Sekunden etc. sollte schon zu sehen sein.

Es sind viele Transistoren zu sehen, die kann man messen. Es ist auch 
ein 4028 zu sehen, auch an dem kann man mit dem Oszi messen. Andere 
Tipps wurde schon genannt.

Wenn der große Chip defekt ist ist die Uhr wohl nicht mehr zu 
reparieren, ebenso wenn das Display Luft gezogen hat. Es sei denn man 
findet zufällig ein Display bei Pollin.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Jörg R. schrieb:
> ebenso wenn das Display Luft gezogen hat.

Das scheint hier jedenfalls nicht der Fall zu sein, denn der 
Getterklecks ist schön schwarz und nicht weiss-krümelig.

von Christoph Z. (rayelec)


Lesenswert?

> Die Chips sehen mir verdächtig nach NEC aus

ich behaupte das Gegenteil und bringe mal Rockwell ins Spiel ;-)
Vermutlich ein R6500-12, 3KB maskenprogrammierter uC auf 6502-Basis, 
Gehäuse QUIP64

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Christoph Z. schrieb:
> Vermutlich ein R6500-12, 3KB maskenprogrammierter uC auf 6502-Basis,
> Gehäuse QUIP64

Kann auch gut sein. Gabs denn welche mit VFD Treiber? Da sind ja 
immerhin 2 Chips in dem Gehäuse, von denen der eine mit Sicherheit 
direkt ans VFD geht.

Stefan ⛄ F. schrieb:
> Ich finde den Quarz interessant, habe noch einen gesehen, der so groß
> ist.

Ach, klar hast du das:
Beitrag "Re: Zeigt her Eure interessanten historische Bauelemente"

: Bearbeitet durch User
von Dieter W. (dds5)


Lesenswert?

Christoph Z. schrieb:
> ich behaupte das Gegenteil und bringe mal Rockwell ins Spiel ;-)

Rockwell kann gut sein, die Gehäuse sind aber nur 42 polig.
PPS4-2 gab es in diesem Gehäuse, einmal CPU und einmal I/O mit MaskenROM 
und RAM.

Das sind P-MOS mit 17V Versorgung, reicht vielleicht direkt für VFD.

Ergänzung: Die CPU braucht an Pin 18 und 19 einen Quarz mit ca. 3,5 MHz
NTSC Farbhilfträgerfrequenz.

: Bearbeitet durch User
von Christoph Z. (rayelec)


Lesenswert?

Du hast recht! Ziemlich sicher PPS/4. Hier wird die Anwendung mit VFD 
sogar beworben:
http://www.bitsavers.org/components/rockwell/PPS-4/pps4-2_2chip_micro.pdf

von Karl B. (gustav)


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> Allerdings: modernerweise werden einige Bits anders genutzt. Manche Uhr
> kam damit nicht zurecht, konnte nie verifizieren.

Hi,
Start ist die "Eins" auf Sekunde 20. Kommt diese "Eins" hinten am 
Schieberegister raus, werden Daten Übernommen und angezeigt. Nach 
Einführung der Sommerzeit funktionierte meine monoflopgesteuerte Funkuhr 
nicht mehr. Die "Eins" des Sommerzeitbits auf Sekunde davor rückt die 
Dekodierung auch entsprechend weiter, so dass "Lottozahlen" dabei 
herauskommen. Und das Monoflop für Ausblendung der ersten 19 Sekunden 
war unpräzise.
Ein "Programmupdate" ist da nötig.

ciao
gustav

von Max S. (max_s822)


Lesenswert?

> Christoph Z. schrieb:
>> ich behaupte das Gegenteil und bringe mal Rockwell ins Spiel ;-)
>
Also es sind Rockwell Chips.

Ein A7719-12 und ein 10934EC. In der pps4 Beschreibung wird von 
Verfügbarkeit 1975 / 76 gesprochen, die Typen tauchen dort (noch?) nicht 
auf. Die Chips haben daycodes 8035 und 7929.

Es waren nur 2 Tantals in der Uhr, beide ohne Kurzschluss, einer noch 
gut Soll: 4u7, gemessen: 5u1 , ESR 0R4, der andere Soll: 4u7, gemessen: 
3u5, ERS auch 0R4.

Mit 4u7 Low ESR Elko mit 100nF parallel ersetzen?

Die anderen Elkos sind auch unauffällig, Dioden uns 3-Bein 
Spannungsregler ok.

Habe die ICs aus dem Sockel genommen und wieder eingesetzt.

Werde nach dem Zusammenbau berichte...

Grüße Matthias

von Boris B. (Gast)


Lesenswert?

Ich hatte das Problem auch mal an einer uralt DCF-Uhr welche als 
Firmenuhr benutzt wurde.
Seit der Umstellung auf das "neue" DCF-Format tat sich gar nichts mehr, 
da der Prozessor mit ROM keine Uhrzeit mehr erkannt und daher auch erst 
gar nichts mehr anzeigte.
Ging dann nach /dev/bastelkiste für das VFD

von Karl B. (gustav)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Karl B. schrieb:
> Die "Eins" des Sommerzeitbits auf Sekunde davor rückt die
> Dekodierung auch entsprechend weiter, so dass "Lottozahlen" dabei
> herauskommen. Und das Monoflop für Ausblendung der ersten 19 Sekunden
> war unpräzise.
> Ein "Programmupdate" ist da nötig.

Hi,
je nach Programmierkünsten kann man diese Bits auch Strings zuordnen und 
zur Anzeige bringen. WZ für Winterzeit und SZ für Sommerzeit. Für das 
Rufbit lohnt es sich nicht. Das kommt zu selten. ;-)

ciao
gustav

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.