Forum: Ausbildung, Studium & Beruf "Lizenzkosten" Entwicklung


von Christian (Gast)


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Mal angenommen, ich habe ein Produkt entwickelt für eine Nische mit ca. 
100 Stück im Jahr. Das Produkt funktioniert, ich habe erfolgreich EMV 
precompiance Messungen durchgeführt und auch ein paar weitere Tests, 
aber noch nichts "offizielles".
Eine Firma möchte dieses Produkt nun vertreiben und mir als Bezahlung 
für die Idee und Entwicklung einen prozentuellen Anteil am Verkaufspreis 
bezahlen.
Jetzt habe ich aber absolut keine Ahnung, welcher Prozentsatz üblich und 
angemessen ist. Jemand eine Idee?

von Bürovorsteher (Gast)


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> Eine Firma möchte dieses Produkt nun vertreiben und mir als Bezahlung
> für die Idee und Entwicklung einen prozentuellen Anteil am Verkaufspreis
> bezahlen.

Das könnte sich als ganz schlechte Idee herausstellen. Wie kannst du 
überprüfen, wieviel Stück und zu welchem Preis diese verkauft wurden?
Ich würde bei einer solchen Methode argwöhnen, über den Nuckel gezogen 
zu werden.
Wenn du auf der sicheren Seite bleiben willst, musst du das Gerät oder 
wesentliche Teile (bestückte und geprüfte Baugruppe) selbst herstellen 
bzw. herstellen lassen und an den Großmeister des Vertriebs verkaufen.

von Andreas H. (ahz)


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Kann man so pauschal schwer sagen.

Beispiel: Wenn die Marge nur 10% ist, weil z.B. die Fertigungs- & 
Bauteilekosten sehr hoch sind, dann kannst Du ja kaum selber 10% haben 
wollen. Bei 90% Marge (die gibts fast nie) kannst Du sicher 40% 
anfragen.


Ein guter Anfang wäre vielleicht wenn Du mal überlegst was die Firma an 
Kosten hätte wenn sie komplett neu entwickeln müssten. Berücksitige 
dabei auch die Zeit, die ja auch eine spätere markteinführung 
beinhaltet.

Ein weiterer Punkt ist natürlich der Wert Deiner Idee. Hier insbesondere 
auch die Kopierfähigkeit. Hast Du die Möglichkeit die Idee, z.B. durch 
Patente, für Dich zu sichern?

HtH

/regards

von Patrick C. (pcrom)


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Einige Fragen die damit zu tun haben :
- Ist der Kunde der einzige vertreter ? Eventuel per regio/land
- Wieviel Produkten denk er zu verkaufen, welche garantierte abnahme ?
- Macht er selber reparaturen und service ?
- Bleibt die entwicklung dein eigentum ?

von Christian (Gast)


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Danke für die Tipps.
Ja ich könnte z.B. die Platine selbst herstellen lassen und testen. Das 
klingt sehr vernünftig.
Angst vor Nachbau habe ich nicht, wenn die Firma wirklich so dreist sein 
sollte, die Idee selbst nachzuentwickeln veröffentliche ich halt 
notfalls ein sehr schönes Open Hardware Projekt kurz nach der 
Markteinführung...
Wäre ein Prozentsatz vom zu erwartenden Gewinn pro Stück sinnvoller?

von Bürovorsteher (Gast)


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> Angst vor Nachbau habe ich nicht, wenn die Firma wirklich so dreist sein
> sollte, die Idee selbst nachzuentwickeln
Der Kunde ist sogar so dreist, dir die beim Nachkupfern zermüllerten 
Geräte zur Reparatur einzuschicken. Das ist mir so passiert. Aber so 
konnte ich wenigstens nachvollziehen, an welcher Stelle er aufs Maul 
gefallen ist.
Die chinesichen Genossen haben es seit der Markteinführung in den 
vergangenen 14 Jahren nicht auf die Reihe bekommen und kaufen immer noch 
bei mir.

von Bürovorsteher (Gast)


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> Wäre ein Prozentsatz vom zu erwartenden Gewinn pro Stück sinnvoller?

Nein. Der zu erwartende Gewinn lässt sich in jede Richtung zurechtlügen.

von QQ (Gast)


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Wenn es um Geld geht, dann hört oft Moral auf und man muß mit dem 
Schlechtesten im Menschen rechnen.

Wenn du Pech hast, kann das ein Unternehmen sein, dessen einziges 
Streben es ist den eigenen Gewinn mit allen Mitteln zu maximieren und 
dabei, salopp formuliert, "über Leichen geht". Dem gilt es vorzubeugen.

von Andreas H. (ahz)


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Christian schrieb:
> Wäre ein Prozentsatz vom zu erwartenden Gewinn pro Stück sinnvoller?

Zumindest sinnvoller als % vom Umsatz.

Aber jeder Kaufmann kann Dir den Gewinn (fast) gegen 0 runterrechnen. 
Rückstellungen für zukünftig anzuschaffende Geräte oder der neue 
Dienstwagen für den GF sind abzugsfähige Betriebsausgaben, genauso wie 
die Kosten für die neue Zweigstelle auf den Bahamas und die 
wöchentlichen Flugkosten dorthin^^.

Welchen Wert hat DEINE Entwicklung für diese Firma?
Sobald Du das weisst kannst Du Dir Gedanken darüber machen, wie Du einen 
Teil dieses Wertes kriegen willst.

Und bei 100 Stück/Jahr stellt sich natürlich auch die Frage ob sich der 
ganze Aufwand überhaupt lohnt.

/regards

von Fpgakuechle K. (Gast)


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Ermittelle deine Kosten und Arbeitsstunden. Und setze für letzteres 
einen üblichen Stundensatz (35€-110€ je nach Podukt). Jetzt musste du 
noch einen Wunschzeitraum angegeben, innerhalb dessen die 
Entwicklungskosten zurück sein. Danach kann der Preis für das Produkt 
gesenkt werden.

Du kannst auch mal zum Steuerberater gehen und fragen, wie sinnvoll es 
ist, diese Einnahmen in die Länge zu strecken. Oder mal in der Wikipedia 
Unverbindliches zu Entwicklungskosten nachschlagen: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Forschungs-_und_Entwicklungskosten.

von A. S. (Gast)


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Die Firma verkauft dann ja vermutlich auch. Dann sollten 10% schon wohl 
das Maximum sein. 10 für Dich, 40 Herstellung, 50 Vertrieb.
 Und nur, wenn die Firma nicht noch Geld in Redesign und Zulassung 
stecken muss.

von oszi40 (Gast)


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Die paar Prozent zu berechnen ist noch einfach. Eine Vereinbarung 
wasserdicht zu machen, schon etwas mühsamer. Irgendwann kommen sie dann 
um die Ecke und behaupten "Es geht nicht ...

Jedenfalls sollte man die Sache so gut machen, daß man auch nächste 
Woche noch etwas verbessern kann, um Kundenbindung herzustellen UND 
damit Geld verdient.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Verkauf die ganze Entwicklung gegen eine saftige Einmalzahlung an die 
Firma. Ihr schüttelt euch die Hände und jeder geht fröhlich seines 
Weges. Die Zahlung investierst du anständig, statt dich immer wieder mit 
Kleckerszahlungen rumzuärgern.

Dieses ganze anteilsmäßige Zeugs kannst du als Einzelner nicht 
nachvollziehen. Dafür bräuchte es ein Audit der Firma, das dich 
wahrscheinlich mehr kosten würde als du Einnahmen hast. Abgesehen davon 
sind schon mehr als genug Auditoren betrogen worden.

Wenn dir dabei unwohl ist kannst du eine Notbremse im Vertrag einbauen. 
So in der Art dass nochmals XXX € fällig sind sollte das Produkt ein 
Welterfolg werden.

von Bürovorsteher (Gast)


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> 10 für Dich, 40 Herstellung, 50 Vertrieb.
Darauf wird es wohl hinauslaufen, wenn gute hamburgische Kaufmannssitte 
zugrunde gelegt wird.
> Und nur, wenn die Firma nicht noch Geld in Redesign und Zulassung
> stecken muss.
So ist es. Es wird sehr oft davon geträumt, mit halbgaren Entwicklungen 
und tollen Ideen das ganz große Geld machen zu können.
Leider ist es in der Realität meist anders und Ideen gibt es wie Sand am 
Meer.
Wenn Geld hereinkommen soll, muss man mindestens alles von der Idee bis 
zur Produktion selbst in die Hand nehmen. Der Vertrieb sollte über 
etablierte Partnerfirmen erfolgen. Und wenn der Vertrieb nochmal 100% 
auf deinen Preis draufschlägt, ist das ggü dem eigenen Vertrieb meist 
die bessere Lösung.
Für Margen von 5 oder 10% geht bei so geringen Stückzahlen niemand in 
die Startlöcher.

Die andere Lösung für den vorliegenden Fall: alles gegen satte 
Einmalzahlung verramschen und nicht mehr dran denken.

von oszi40 (Gast)


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Bürovorsteher schrieb:
> Die andere Lösung für den vorliegenden Fall: alles gegen satte
> Einmalzahlung verramschen und nicht mehr dran denken.

Wenn er "die Million EUR" versteuern muß, bleibt auch nur die Hälfte 
übrig. In 20 Jahren bekommt er dafür noch eine Schachtel Streichhölzer. 
.-) Deswegen sollten Folgezahlungen gut überlegt formuliert werden.

von Bürovorsteher (Gast)


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> Wenn er "die Million EUR" versteuern muß, bleibt auch nur die Hälfte
> übrig.
Die sprichst die schlimme Wahrheit gelassen aus :-(
Aber das lässt sich ja vllt über mehrere Jahre spreizen.
> Deswegen sollten Folgezahlungen gut überlegt formuliert werden.
Wenn der Produktlebenszyklus das überhaupt erwarten lässt. Manchmal ist 
es nach wenigen Jahren vorbei und dann kommt der nächste technische 
Exzess, 6G oder Win 22.

Ich habe allerdings den Volltreffer gelandet: meine Vertriebspartner 
bzw. Endkunden lehnen jegliche Änderungen am Produkt und 
Weiterentwicklungen strikt ab.

von Maxe (Gast)


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Christian schrieb:
> Wäre ein Prozentsatz vom zu erwartenden Gewinn pro Stück sinnvoller?
Scheint mir nicht sinnvoll. Warum keinen festen Stueckpreis? Evtl. noch 
mit Mengenstaffelung. Dann kann sich der Kunde leicht ausrechnen, ob ihm 
die Marge reicht. Der Endverkaufspreis ist dir dann egal. Einen Teil der 
Hardware zu machen ist wie jemand schon schrieb wichtig, um Einblicke in 
die verkaufte Stueckzahl zu haben.

von A. S. (Gast)


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Christian schrieb:
> Wäre ein Prozentsatz vom zu erwartenden Gewinn pro Stück sinnvoller?

Du kannst Gewinn nicht errechnen. Zwischen Herstellkosten und 
Verkaufserlös liegt ein Faktor 2 - 3. Der Gewinn ist dagegen nur ein 
Bruchteil, mit vielen pauschalen Kosten, die Du weder kennst noch 
glauben würdest. Auch der Pförtner muss auf dein Produkt umgelegt 
werden.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Das Wichtigste ist die produzierte Stueckzahl kontrollieren zu koennen. 
Am Besten, indem man einen programmierten Chip liefert, resp die Devices 
einzeln selbst programmiert.

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